„Ach Kiiiriii”, juchzte Vera laut und übertrieben hoch, als sie sich zu ihr umdrehte. „Lass uns feiern.”
Kira zog eine Augenbraue hoch und sah Mara und mich kurz entsetzt an, dann fiel ihr Blick wieder auf Vera.
„Wir haben geheiratet”, quietschte diese. „Ist das nicht wundervoll?”
Zuerst wurde mir die Bedeutung von Veras Worten gar nicht so bewusst. Doch dann, langsam, brannte es sich in mein Hirn. Sie … hatten … ge-hei-ra-tet? Sie?! Vera und … er? Niemals.
„Man, du bist doch besoffen”, sagte Kira abwertend und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und nun seid still, ich muss schlafen.”
„Aber es sti-himmt”, trällerte Vera und hielt ihre Hand in die Luft, aber da meine Augen noch immer vom Licht geblendet wurden, konnte ich nicht erkennen, ob sie tatsächlich einen Ring trug.
Plötzlich stand Mara auf, die auf einmal Tränen in den Augen hatte und rot vor Wut geworden war.
„Ihr habt was?!”, sie stellte sich vor Vera und sah sie direkt an und ich erschrak vor ihrem bestimmten Auftreten.
„Freu dich lieber für mich, Kind”, sagte Vera, immer noch in einer unnormal hohen Stimmlage. Irgendwie erinnerte sie mich grade an meine Mutter.
„Das ist krank”, schrie Mara. „Wenn das stimmt, seid ihr einfach nur krank. Vera, ich dachte du hast Träume. Und ein bisschen Würde.” Sie sah kurz zu Jay, der immer noch unbeeindruckt an der Wand lehnte.
„Guck dir doch nur mal diesen Penner an. Was ist denn das für ein Mann? Ich fass es nicht.” Mit diesen Worten rannte Mara an den beiden Betrunkenen vorbei und ein paar Sekunden später hörte man ein lautes Türknallen.
„Die Kleine ist neidisch auf unser Glück, Schnecke”, säuselte Jay unbeindruckt. „Und komm, es wird Zeit für unsere Hochzeitsnacht!” Er drehte sich um und verschwand aus der Tür. Ich sah ihm kurz hinterher und bei dem Gedanken, dass Vera mit ihm ins Bett gehen würde, wurde mir übel. Nein, das war nicht ihr Stil. Sie war immer ein bisschen seltsam gewesen, aber nicht so. Sie hatte Träume gehabt. Sie wollte nach Afrika ziehen. Niemals würde sie einen versifften Drogendealer heiraten.
Da sah ich auf ihre Hand, und entdeckte den protzigen Ring mit dem viel zu großen roten Rubin an ihrem Ringfinger. Mein Glaube an die Menschheit verschwand mit einem Mal und ich wusste, dass dieses das Ende für Vera sein würde. Jeder hätte es gewusst.