So, in diesem und im nächsten Kapitel gibts etwas Aufklärung... hoffe es gefällt euch und freue mich wie immer wie blöd über Kommis!
16
„Es ist wichtig. Du darfst jetzt nicht ausrasten…“
Lukes Adrenalinspiegel stieg und als Steve noch einen Schritt näher kam, schubste er ihn grob zurück.
„Luke! Ich will dir…“
Luke stieß seinen Nachbarn erneut von sich weg und war erschrocken über die Kraft seines Stoßes. Steve verlor das Gleichgewicht und für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit angehalten zu haben.
Die Angst aus Lukes Gliedern war gewichen. Er fühlte sich sicher, ja, fast geborgen. Die ganze Szenerie erschien ihm auf einmal völlig irreal. Er spürte weder die Eiseskälte noch erschien ihm seine panische Angst wirklich, die bis eben sein Handeln bestimmt hatte.
Dann drangen die Schallwellen an sein Ohr und das fürchterliche Geräusch zerberstender Knochen riss ihn aus seiner Trance.
„Steve?“ Lukes Augen weiteten sich und sein Körper schien nicht fähig, ihm zu gehorchen, als er begriff, was er getan hatte.
„Steve!!“
Der Schnee um die Stelle, auf der Lukes Nachbar mit dem Kopf aufgeschlagen war, färbte sich dunkelrot. Steve hatte die Augen weit aufgerissen und sein Arm war schrecklich nach hinten verdreht.
Alles verschwamm vor seinen Augen und Lukes Kreislauf drohte zu versagen. Was in Gottes Namen hatte er getan?!
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber dann gehorchten ihm seine Glieder endlich wieder und er fiel zu seinem reglosen Nachbarn auf die Knie.
„Steve, kannst du mich hören?“ Was zum Teufel war passiert? Lukes Körper bebte. Mit zitternden Händen drehte er Steve auf die Seite. Der Anblick seines aufgeschlagenen Kopfes verschlug ihm den Atem, und er wusste, dass ihn diese Bilder von nun an in seinen Träumen verfolgen würden.
„Schei.ße, Steve!!“
Luke starrte auf seine blutverschmierten Hände und das Bild schien sich auf seine Netzhaut zu brennen.
„Steve!“
Dann plötzlich war alles still. Er spürte den dumpfen Schmerz kaum, als er auf den Boden aufschlug und die ihn empfangende erlösende Dunkelheit das Bild seiner blutigen Hände aus seinem Kopf radierte.
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„Kor?“ Die Stimme des Mädchens klang ängstlich und ungewohnt zurückhaltend. „Bist du da?“ Sie hatte gehofft, er wäre es. Hatte gehofft, der Mann, der ihre einzige Verbindung zur Außenwelt war, würde das Licht hinter dem Einwegspiegel anknipsen, sein vernarbtes Standardgesicht zeigen und mit ihr reden. Es war ihr fast egal, was er sagte, aber er musste einfach mit ihr sprechen. Es war aussichtslos. Ian war zu nichts und wieder nichts zu gebrauchen, verhaderte sich in Wahnvorstellungen, während sie auf sich allein gestellt war.
Kor musste der Schlüssel sein. Er war ihre einzige Möglichkeit, irgendetwas zu erfahren und selbst wenn er sie nur dumm anstarrte und hämisch grinste, war es besser, als tagelang auf die weißen Fliesen um sie herum zu starren, die sie wahnsinnig machten.
„Kor, ich muss mit dir reden!“ Nichts. Sie sollte mittlerweile wissen, dass Kor dann erschien, wenn es ihm passte und ihnen zuliebe erst einmal gar nichts tat. Sie hatten keinen Einfluss auf ihn, konnten nur hoffen, dass er von alleine irgendwann wieder auftauchen wollte. Solange musste sie warten.
Paula lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen, um sie von dem schonungslos aufdringlichen Weiß des Raumes abzuschirmen. Insgeheim hoffte sie, es würden sich irgendwelche Bilder in ihrem Gehirn manifestieren, irgendwelche Hinweise und seien es nur Bruchstücke, die sie zu ihrer Identität führen konnten. Sie hasste es, ein Nichts zu sein. Sie wusste, dass es Erinnerungen geben musste, irgendwo tief in ihr drin, die sich nur versteckt hielten und diese Tatsache des so Dichten und doch nicht Erreichbaren machte sie wahnsinnig. Es war, als läge ihr alles auf der Zunge und würde ihr gleich wieder einfallen, aber sie fand den Zugang nicht. Der Schlüssel fehlte.