Ich möchte hier 4 Geschichten erzählen, diese erscheinen jeweils am Adventsonntag um ca. 15:00.
Heute ist es leider sehr spät geworden, da ja die Idee erst geboren wurde und dadurch sind die Fotos auch nicht so toll.
Die Geschichten, sind besinnlich, teilweise sehr traurig und sollen zum Nachdenken anregen.
Die Geschichten sind aus dem gleichnahmigen Buch "siehe Betreff" von Helmut Pacholik, der mir das Buch geschenkt und signiert hat, nachdem ich ein paar Geschichten vor der ganzen Schule vorgetragen habe. (Ist schon ein paar Jährchen her, da hats Die Sims noch nicht gegeben)
Aber jetzt möcht ich euch auch an 4 Wundervollen Geschichten von ihm teilhaben lassen.
Schöne Adventzeit!
Hier die erste Geschichte.
Mit Gütiger Hand!
Thomas drückt seine Nase ganz fest an die kalte Fensterscheibe und starrt hinaus in den dichten Flockenreigen. Sein Herz schlägt schnell und freudig. Er hat seiner Mutter ein Nähkästchen gebastelt, das er ihr am Weihnachtsabend schenken will. Für den Vater hat er von seinem gesparten Taschengeld eine wunderschöne Pfeife gekauft. Eine "besondere" Pfeife - wie die Großmutter meinte, die ihm ein bisschen beim Kauf und bei der Auswahl behilflich war. Am liebsten würde er augenblicklich - gleich jetzt - alle beschenken, so sehr ist er von Ungeduld und Freude erfüllt.
Und Mira, die Hündin, wird an diesem Abend bestimmt bei ihm im Zimmer bleiben dürfen. Vater wird sie nicht wie jede Nacht in den Schuppen sperren - jetzt, wo sie doch bald ihre Hundekinder bekommen soll.
"Thomas, bist du bald fertig?" ruft die Mutter aus der Küche. "Trödle nicht so lange herum, sonst kommst du zu spät in die Schule." "Ja. ich komme schon, Mama", meint Thomas aus seinen Träumen gerissen.
"Trink deinen Kakao, iss dein Frühstück und beeil dich! Es hat heute Nacht stark geschneit, du musst ein bisschen früher fortgehen, sonst versäumst du den Schulbus!"
Und während Thomas seinen Kakao trinkt, fühlt er die feuchte Schnauze seines Hundes, die sich behutsam auf seinen Schenkel legt und um ein bisschen Zärtlichkeit bettelt. Die hochträchtige Hündin ist vom Vorraum zu ihm unter den Wohnzimmertisch getapst. Thomas lässt seine kleine Hand zärtlich über ihre Schnauze, über Kopf und Gehöre gleiten und flüstert leise: "Ja Mira, jetzt wirst du bald Mutti werden!" Und als ob die Hündin verstehen könnte, was Thomas sagt, sieht sie ihn mit ihren bernsteinschimmernden, klugen Augen glücklich an.
Thomas freut sich fast noch mehr auf die Hundekinder, als auf den Heiligen Abend und er überlegt, ob sein Vater erlauben würde, dass er einen kleinen Hund behalten dürfe. Und mit übervollem Herzen eilt er hinüber zur Mutter, die in der Küche mit der Weihnachtsbäckerei beschäfgitg ist, um sie für seinen Überschwänglichen Wunsch um Beistand zu bitten. Es duftet köstlich nach Bratäpfeln und Tannenzweigen und am Adventkranz brennt schon die 4te Kerze. Zwei Tage noch bis Weihnachtsabend!
"Mama, wann bekommt Mira ihre Jungen?" fragt Thomas. Aber seine mutter ist mit der Weihnachtsbäckere so beschäftigt, dass sie seine Frage gar nicht zu hören scheint. Doch Thomas wiederholt hartnäckig sein Anliegen, diesmal etwas lauter und dringlicher, sodass seine Mutter um eine Antwort nicht herumkommt. Und noch drängender füt er die Bitte hinzu, ein kleines Hündchen behalten zu dürfen.
Da hält Thomas' Mutter in ihrem Werken inne, nimmt den Buben in ihre Arme und drückt ihn ganz fest an sich. Und mit leiser, etwas belegter Stimme sagt sie: "Sieh einmal, mein Liebling, wir können uns keinen zweiten Hund halten, aber Papa wird schauen, dass jedes Hündchen einen guten Platz bekommt. - Du musst vernünftig sein, Thomas!"
"Ja Mama", sagt der Bub mit ersticktender Stimme und schlüpft schnell in seinen Mantel und läuft zum Schulbus.
Wie eine Ewigkeit empfindet Thomas die Stunden dieses letzten Schultages vor Weihnachten.
Kaum dass die Schulglocken geläutet haben stürmt Thomas nach Hause.
Zu Hause angekommen, reißt er völlig außer Atem die Haustüre auf und stürmt in die Küche.
Unter der Treppe liegt die Hündin. Ihr vor wenigen Stunden noch praller Bauch ist jetzt eingefallen. Unendlich müde hebt sie ihren Kopf und winselt leise, als sie Thomas gewahr wird.
Suchend blickt Thomas umher, eilt durch alle Zimmer des Hauses. "Wo sind ihre Jungen?" schreit er atemlos, verzweifelt und Unheil ahnend, "wo sind sie Mama"
"Sie sind alle tot", sagt die Mutter schnell und wendet sich ab, damit Thomas nicht ihre Tränen sehen kann, "Papa hat sie alle weggebracht".
Und was die Mutter da sagte, war nicht einmal zur Gänze eine Lüge. Ja, der Vater hatte sie weggebracht. - Sieben gesunde, junge Hunde, drei Rüden und vier Hündinnen, alle lebend. - Mit gütiger Hand - hatte er sie weggebracht.
Der Mann im grünen Loden wundert sich, für Sekunden bleibt ihm der Atem weg. Aber es ist nicht der Wind, der jetzt schändend und stöbernd durch den Wald fegt.
Schnell streift er die Handschuhe ab, greift in den tiefen Schnee und holt einen Sack mit erstarrten und zusammengefrorener, junger Hunde aus der grimmigen Kälte. Nur das oberste Hündchen, dessen kleiner Körper von den übrigen erstarrten Hundekörpern umgeben ist, bewegt sich noch zaghaft.
Jetzt denkt er nur noch daran, wie er dieses kleine Leben retten kann und er jagt durch siedende, weiße Wirbel, die durch den Wald tanzen nach Hause.
Zu Hause angelangt, legt er den winzigen Hund auf eine Wolldecke. Eine stunde später ist der kleine Hund gestorben.
Fassunslos sitzt der Mann vor dem toten Hundekörper und denkt an einen Spruch den ihm seine Mutter mal gesagt hat. "Woran sollte man sich vor der endlosen Verstellung, Falschheit, Gemeinheit und Heimtücke der Menschen erholen, wenn die Hunde nicht wären, in deren ehrliches Gesicht man ohne Misstrauen schauen kann.
===== E N D E =====