Warum habt ihr mir das angetan? [beendet]

  • Erst mal vielen Dank für eure Comments :kuss


    slayer meinst du die Sache mit den Rosen die im Schirmständer gelandet sind? Also: Gregor wollte Miriam besuchen und ihr die Rosen schenken. Als er aber erfahren hat, dass Miriam im Dorotheenheim ist und gar nicht zu Hause, hat er einfach die Rosen im Schirmständer geschmissen um sie los zu werden. Die Haushälterin hat sie dann dort entdeckt und sie Isabella gegeben um sie aufzumuntern.


    Keira was hast du denn gegen Greg? :D


    Einleitung:
    Isabella Schneider erhält Lissys Brief am Spätnachmittag des nächsten Tages. Sie erschrickt zutiefst. Zwar kann sie nicht aus allem, was Lissy geschrieben hat, klug werden, aber sie begreift, dass Gefahr besteht – Gefahr für Miriam.
    Isabella weiß, wie skrupellos Till ist, zweifelt keinen Augenblick daran, dass er nicht davor zurückschrecken wird, Miriam zu verderben, nur um Bernhard, den er seit jeher gehasst hat, einen Schlag zu versetzen.
    Sie bedauert es jetzt schmerzlich, dass sie Till nie erzählt hat, dass Miriam sein Kind ist. Vielleicht hätte diese Tatsache ihn doch vor dem Letzten zurückgehalten. Aber er weiß es nicht. Für ihn ist Miriam ein Mädchen wie alle anderen, und Isabella kennt ihren Bruder. Er verachtet alle Frauen, weil eine ihn enttäuscht hat...
    Wie hatte sie Lissy damals angefleht, noch zu warten, sich mit Till in Verbindung zu setzen, sich alles erklären zu lassen, ihm, wenn möglich, zu verzeihen. Aber Lissy hat auf keine Mahnung und auf keine Bitte gehört. Sie glaubte, die Schande nicht überleben zu können, und das einzige, was Isabella vermocht hatte, war, das Kind zu retten – Miriam.
    Sie hat fest vorgehabt, ihrem Bruder eines Tages die Wahrheit zu sagen, wenn er sich erst wieder gefangen hat, aber dazu ist es nie gekommen.
    Vielleicht hat sie alles falsch gemacht, vielleicht hätte sie ihm sagen müssen, dass er ein Kind hat, vielleicht hätte er sich um Miriams willen geändert – wer kann es wissen. Isabella brennt darauf, mit Lissy zu sprechen, aber sie traut sich nicht, bei ihr anzurufen.
    Es ist sechs Uhr vorbei, als sie den Brief bekommt. Alex Ackermann muss schon zu Hause sein.



    Sie erkundigt sich beim Portier nach einer Zugverbindung und erfährt, dass sie am Mittag des nächsten Tages in Sim-City sein kann, wenn sie in aller Frühe in Bad Simsheim abfährt. Wenn sie einen Wagen hätte, würde sie sofort fahren, aber ihr Herz ist immer noch angegriffen, und der Arzt hat ihr das Autofahren streng untersagt.



    Als Isabella auf ihr Zimmer hinaufgeht, gesteht sie sich selbst ein, dass sie froh ist, ihren Kuraufenthalt abbrechen zu können. Er hat ihr nicht gut getan. Es wäre besser gewesen, wenn sie nicht auf den Rat des Arztes und ihres Mannes gehört und ihre Arbeit in der Firma wieder aufgenommen hätte. Hier in Bad Simsheim, unter Menschen, die nur die Sorge um ihre eigene Gesundheit zu kennen scheinen, fühlt sie sich einsamer denn je. Sie hatte zuviel Zeit gehabt um nachzudenken, es sind trostlose Tage gewesen. Nun endlich darf sie eingreifen, handeln, Miriam helfen – wenn es nicht schon zu spät ist.
    Isabella hat keine Vorstellung, was sie in Sim-City tun will, es ist ihr auch gleichgültig, wie Miriam auf ihr Kommen reagieren wird. Sie muss das Mädchen von Lissy abholen, sie fortbringen, vielleicht in ein Internat, irgendwohin, möglichst weit fort von Sim-City, wo sie in Sicherheit ist.



    An Lissy und die Gefahr, die Lissys Ehe durch Till droht, denkt sie erst, als sie später die breite Treppe zum Speisesaal hinuntergeht. Sie sieht ein nicht mehr junges Paar, das sich zärtlich an den Händen hält. Was würde dieser Mann sagen, wenn ihm seine Frau eines Tages gestehen würde, was für eine Vergangenheit sie hatte? Wie wird Alex Ackermann reagieren, wenn er erfährt, dass Miriam das Kind seiner Frau ist?
    Isabella zweifelt keinen Augenblick daran, dass Lissy jetzt, unter dem Druck von Tills plötzliches Auftauchen, ihrem Mann alles gestehen wird. Eine andere Lösung ist ihr gar nicht denkbar. Sie selbst würde es niemals fertig bringen, ein Geheimnis so lange vor ihrem Mann zu bewahren.
    Einen Augenblick überlegt sie, ob sie ihre Ankunft ihrem Mann nach Sim-City telegrafieren soll.
    Sie tut es nicht. Sie will nicht, dass Bernhard sie von der Bahn abholt. Sie will nicht in ihren Entschlüssen behindert sein.



    Als ein ganzer Tag vergeht, ohne dass Till sich sehen lässt, beginnen Lissys Nerven sich zu beruhigen. Sie bereut fast, dass sie Isabella Schneider jenen aufgeregten Brief geschrieben hat. Wahrscheinlich hat sie nur Gespenster gesehen.
    Die Begegnung zwischen Till und Miriam mochte rein zufällig gewesen sein, die Angst vor der Vergangenheit hat ihr einen Streich gespielt.
    Trotzdem kann Lissy sich nicht enthalten, Miriam, als sie alleine sind, zu fragen: „Haben Sie sich mit Till Torsten verabredet?“
    Miriam sieht sie erstaunt an. „Wozu?“
    „Was weiß ich“, sagt Lissy gereizt. „Bitte, beantworten Sie mir doch meine Frage!“
    Miriam: „Nein.“
    Lissy: „Was – nein?“
    „Ich habe mich nicht mit ihm verabredet“, erklärt Miriam mit Nachdruck.
    Lissy spürt, dass Miriam ehrlich ist, ihre Zuversicht wächst. Wie oft in den vergangenen Jahren hatte sie befürchtet, Till könnte sie entdecken. Am Anfang ihrer Ehe hat diese Angst zu Alpträumen geführt, die sie mitten in der Nacht weinend erwachen ließen. Alex hatte sie dann tröstend in die Arme gezogen, ohne zu begreifen, was seine Frau wirklich bedrückte.
    Sie ist oft nahe dran gewesen, ihm alles zu erzählen, aber sie hatte es nicht über sich gebracht. Heute kann sie es weniger denn je zuvor.
    Sie ist überzeugt, dass er für ihre Lügen und ihr langes Schweigen kein Verständnis haben kann. Die Wahrheit muss ihre Ehe zerstören.



    Am Abend bringt Alex eine überraschende Neuigkeit mit nach Hause. Sein Chef hat ihm vorgeschlagen, sich als Filialleiter einer Niederlassung der Firma nach Simhut versetzen zu lassen. Er hat ihm einen Entschädigungszuschlag für den Umzug versprochen und ein größeres Gehalt in Aussicht gestellt. Alex hat sich Bedenkzeit erbeten, denn er weiß nicht, wie seine Frau diese Veränderung aufnehmen wird.
    Lissy ist überglücklich. „Nach Simhut?“ ruft sie begeistert. „Alex, das ist ja wunderbar!“
    Er versucht ihre Freude zu dämpfen. „Na, so wunderbar ist es dort auch wieder nicht, Liebes. Ich fürchte, du wirst Sim-City sehr vermissen.“
    „Nie!“ ruft sie überzeugt. „Ich habe mir das Leben in einer kleinen Stadt schon immer fabelhaft vorgestellt.“
    Alex: „Hoffentlich bist du nicht enttäuscht, aber immerhin – ein größeres Gehalt wäre nicht zu verachten, wie?“
    Lissy: „Du hättest gleich zusagen sollen. Vielleicht nimmt dein Chef jetzt einen anderen. Das wäre doch schrecklich! Bitte ruf ihn an – jetzt gleich! Damit er Bescheid weiß.“



    Er lacht über ihren Eifer. „Das hat bis morgen Zeit, Liebes, beruhige dich! Aber ich freue mich, dass du einverstanden bist. Ich hatte schon befürchtet, dir würde der Abschied von Sim-City zu schwer fallen.“
    Lissy glaubt, dass der Himmel ihr die Hilfe geschickt hat, um die sie gebetet hat. Fort von Sim-City, das heißt für sie – fort aus der Nähe von Till Torsten. Nach Simhut wird er sich nie verirren, dessen ist sie sicher. Was kann ein Mann wie Till in Simhut anfangen? Sie muss sich bemühen, ihre Freude, die ihr Mann nicht verstehen kann, zu dämpfen.
    Aber sie kann sich doch nicht enthalten zu fragen, wann denn die Umsiedlung stattfinden soll.
    „Am nächsten Ersten“, antwortet Alex. „Der Filialleiter in Simhut ist nämlich ganz plötzlich gestorben. Die Witwe zieht zu Ihrer Mutter nach Simsberg. Die Wohnung steht uns zur Verfügung. Es soll übrigens eine sehr schöne Wohnung sein – mit Garten! Miriam können wir wohl nicht mitnehmen. Möchtest du, dass ich es ihr sage?“
    „Nein, nein“, wehrt Lissy ab, „das tu ich schon selbst, sobald sich eine Gelegenheit ergibt.“
    Aber sie spricht nicht mit ihr. Sie will abwarten, bis Isabella sich gemeldet hat.


    Es wäre schön, wenn ihr viele Kommentare zu dieser Fortsetzung abgeben würdet! :)

  • Ein riesengroßes Dankeschön an keira und donnibärchen. Ihr seid die Besten! :)



    Am nächsten Morgen schlägt das Wetter um. Der Himmel bewölkt sich. Ein warmer, leichter Sommerregen setzt ein.
    Lissy schickt Miriam kurz vor dem Essen zum Kindergarten, um Paul abzuholen. „Sie können dann auch gleich Susi mitbringen, Miriam“, sagt sie, „sie hat zehn Minuten später Schluss. Ich habe es nicht gern, wenn das Kind alleine über die Straße geht – aber bitte, beeilen Sie sich, damit wir essen können.“



    Miriam schlüpft in ihre Jacke, vergewissert sich, dass sie den Hausschlüssel hat, und läuft aus der Wohnung.



    Gleich darauf stellt Lissy fest, dass sie den Regenschirm vergessen hat. Am Morgen ist es noch trocken gewesen, uns sie hat die Kinder ohne Jacken aus dem Haus geschickt.
    Sie läuft zum Fenster, um Miriam zurückzurufen, da klingelt es an der Tür.



    Überzeugt, dass es nur Miriam sein kann, die den Schirm holen will, läuft sie rasch und öffnet.
    Vor ihr steht Till Torsten...
    Lissy starrt ihn an, unfähig, ein Wort hervorzubringen.



    Er streicht sich über das Haar und zeigt mit einem unbefangenen Lächeln seine weißen Zähne.
    „Hallo, Anne!“ sagt er. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, wie?“
    „Ich bin Lissy Ackermann“, sagt sie.
    Till: „Komm, Komm! Mach keine Geschichten, Anne – wir beide kennen uns doch zu gut, um uns was vorzumachen. Darf ich eintreten?“
    Lissy: „Nein.“



    „Ein freundlicher Empfang nach all den Jahren“, sagt er spöttisch und geht an ihr vorbei in den Flur.
    Lissy: „Bitte, geh!“
    Till: „Nun, wo ich dich endlich gefunden habe? Ich denke nicht daran, Anne!“
    Er steht händereibend vor ihr. „Freust du dich denn gar nicht, Anne?“
    Blitzschnell schießt ihr durch den Kopf, dass er sich kaum verändert hat. Sein dunkles Haar ist an den Schläfen weiß geworden, scharfe Falten zogen von der Nase her zum Mund, vielleicht ist er nicht mehr ganz so schlank, wie sie ihn gekannt hat, aber sonst gleicht er vollkommen ihrem Erinnerungsbild, jenem selbstsicheren, unwiderstehlichen, charmanten Till Torsten, dem sie verfallen war.
    Merkwürdigerweise ist ihr Schrecken nicht so groß, wie sie erwartet hat. Sie hat sich die Begegnung mit Till so oft in Tagträumen ausgemalt, dass die Wirklichkeit hinter der Phantasie weit zurückblieb. Sie wundert sich selbst, dass sie so gefasst bleibt.
    „Was willst du von mir?“ fragt sie kalt.
    „Was schon? Ein wenig mit dir plaudern. Ich denke, wir haben einiges in der Zwischenzeit erlebt.“ Er mustert sie mit einem abschätzenden, spöttischen Blick von Kopf bis Fuß.
    Lissy: „Ich bin mitten in der Arbeit. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit, um...“



    „Aber das macht ja gar nichts“, sagt er fröhlich, „dann verabreden wir uns eben für ein andermal. Wann ist es dir recht?“
    Lissy: „Ich will dich nie mehr wiedersehen!“
    „Du bist eine seltsame Frau, Anne“, sagt er kopfschüttelnd. „Ich hatte fest geglaubt, du würdest dich freuen ... War es nicht eine herrliche Überraschung, als ich so plötzlich vor dir stand? Oder willst du mir etwa erzählen, dass du mich vollkommen vergessen hast?“
    Lissy: „Warum quälst du mich? Was habe ich dir denn getan? Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen?“
    Till: „Endlich ist gut. Du tust gerade so, als wenn ich dich bis heute verfolgt hätte.“



    Lissy: „Das hast du auch, Till Torsten! Der Gedanke an dich hat mich verfolgt. Bis in meine Träume hinein! Du hast mein Leben zerstört! Du hast mich unglücklich gemacht – du bist ein Teufel! Ja, ein Teufel!“
    „Du solltest mal etwas für deine Nerven tun, Anne“, sagt er, scheinbar gleichmütig, „du gefällst mir gar nicht. Nein, wirklich nicht. Behandelt dich dein Mann etwa schlecht?“
    Lissy: „Alex ist der beste Mann, der mir je begegnet ist.“
    Till: „Wunderbar, Anne! Das freut mich wirklich. Bist du glücklich mit ihm?“
    Lissy: „Ja.“
    Till: „Na also. Und eben hast du noch gesagt, ich hätte dein Leben zerstört. Es tut mir leid, Anne, aber ich habe den Eindruck, dass du selbst nicht weißt, was du redest.“



    Er geht durch die offene Tür ins Wohnzimmer, pfeift anerkennend durch die Zähne. „Wirklich hübsch hier, gemütlich. Das ist ein Heim, in dem man sich wohlfühlt.“



    Er setzt sich auf die Couch und sieht Anne belustigt an. „Trautes Heim, Glück allein! Ich gratuliere, Anne!“
    Lissy: „Du bist widerlich!“
    Till: „So was Ähnliches hast du mir schon vorhin gesagt. Du wiederholst dich. Möchtest du mir nicht lieber eine Kleinigkeit anbieten?“
    Lissy: „Ich will wissen, was du von mir willst.“
    Till: „Nichts. Höchstens, dass du dich jetzt endlich mal setzt, damit wir wie zwei erwachsene und vernünftige Menschen miteinander reden können.“



    „Ich habe nichts mit dir zu reden“, sagt sie, aber sie folgt unwillkürlich seiner Aufforderung.
    Till: „O doch, ich bin überzeugt, du hast mir einiges zu erzählen!“
    Er sieht sie nachdenklich an. Diese müde, nervöse, für seine Begriffe durchaus nicht mehr schöne Frau hatte es fertiggebracht, ihn so unglücklich zu machen. Wie ist das möglich gewesen? Er musste damals mit Blindheit geschlagen gewesen sein.
    All die Jahre hat er sich eingebildet, mit ihr, der entschwundenen Anne, ein glücklicher Mensch geworden zu sein. Dabei weiß er, als er sie jetzt vor sich sieht: Auch wenn sie damals auf ihn gewartet, auch wenn er sie geheiratet hätte, er hätte sie schon längst betrogen, wenn nicht verlassen. „Ich schäme mich meiner Illusion“, sagt er laut.
    „Was sagst du?“ Sie versteht ihn nicht.
    Till: „Nur so. Möchtest du mir wenigstens erklären, wieso du damals, als ich entlassen wurde, so vollkommen vom Erdboden verschwunden warst? Und wie du auf den Vornamen Lissy kommst?“
    Sie beantwortet nur seine letzte Frage. „Ich habe immer Lissy geheißen – Anne Lissy.“
    Till: „Aha. Und das Kind hast du Isabella verkauft, nicht wahr?“
    Lissy: „Verkauft? Wie kannst du so etwas sagen?“
    Till: „Na, stimmt es etwa nicht? Willst du leugnen, dass Isabella bis zur Geburt und darüber hinaus für dich gesorgt hat? Nein, mach dir nichts vor – dazu kenne ich meine Schwester viel zu gut. Sie ist großzügig bis zur Selbstaufgabe, was man von dir wirklich nicht behaupten kann.“



    Lissy: „Bist du nur gekommen, um mich zu verletzen?“
    Till: „Nein. Weiß Miriam, dass du ihre Mutter bist?“
    Lissy: „Was geht dich das an? Du hast dich nie um sie gekümmert. Nicht um sie und nicht um mich!“
    Till: „Jetzt wirst du aber komisch, Anne. Hast du mir denn je Gelegenheit dazu gegeben? Vielleicht hätte ich es getan – ich glaube sogar, dass ich es bestimmt getan hätte. Aber du hast es vorgezogen, das Kind zu verkaufen und dich zu verstecken. Ja, ich weiß, du hältst dich für einen Engel. Wenn du Glück hast, nimmt dein Mann dir das ab. Aber ich nicht, meine Liebe. Ich nicht!“
    Lissy: „Du weißt nicht, was du mir angetan hast. Ich habe dich geliebt – wahrhaftig. Ich habe dich so geliebt, dass ich mich heute noch deswegen schäme. Aber du hast mein Leben zerstört...“
    „Wieso denn?“ unterbricht er sie. „Du bist doch jetzt glücklich verheiratet! Das hast du mir doch selbst erzählt!“
    Lissy: „Glaubst du, man könnte jemals glücklich werden, wenn man so etwas durchgemacht hat? Glaubst du, man könnte je die Vergangenheit wirklich von sich abschütteln? In all den Jahren, in denen ich verheiratet war, habe ich davor gezittert, dass du wieder auftauchen könntest. Ich wusste, dass du eines Tages kommen würdest – o Gott, Till, warum kannst du mich denn nicht in Ruhe lassen?“
    Till: „Dein Mann weiß also nichts von mir?“
    Sie merkt, dass sie einen Fehler gemacht hat und sagt rasch: „Doch. Natürlich weiß er es.“
    Till: „Das, meine Liebe, nehme ich dir nicht ab.“
    Lissy: „Warum sollte ich dich denn belügen?“
    Till: „Wenn er es wüsste, bräuchtest du nicht mehr vor mir zu zittern, nicht wahr?“



    Sie springt auf. „Ich flehe dich an, Till – bei allem, was mir heilig ist! Lass mich in Ruhe! Geh, bitte, geh! Miriam und die Kinder müssen gleich nach Hause kommen, und dann...“
    „Setz dich, wenn ich mit dir rede!“ sagt er, und sein Gesicht wird plötzlich kalt. „Es hat keinen Zweck, verrückt zu spielen, das zieht bei mir nicht. Ich habe keinen Grund, dich zu schonen. Du hast mich damals auch nicht geschont. Du hast mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, nur weil ich einen Fehler gemacht hatte. Du hast dich niemals gefragt, weshalb ich es getan habe. Heute kann ich es dir sagen – deinetwegen! Nur deinetwegen! Weil du verwöhnt und anspruchsvoll warst, weil ich dir imponieren wollte. Du hast mich verraten und unser Kind! Wenn du wenigstens Miriam behalten hättest.“
    Lissy: „Hätte ich das wirklich tun sollen – so – meinst du? Wäre Miriam damit gedient gewesen, als Tochter eines Verbrechers aufzuwachsen? Sie weiß nicht, wer ihre Eltern sind, und sie darf es nie erfahren, hörst du, nie!“
    Er zuckt die Achseln. „Das liegt nur an dir.“
    Lissy: „An mir? Wie soll ich sie denn vor dir schützen?“
    Till: „Du hast eine reizende Art, dich auszudrücken, Anne! Bist du wirklich überzeugt, dass man ein Kind vor seinem Vater schützen muss?“
    Lissy: „Vor einem Vater wie dir – ja.“
    Till: „Dann tu es, Anne. Niemand hindert dich daran. Ich interessiere mich weder für dich noch für Miriam.“
    Lissy: „Warum bist du dann gekommen?“
    Till: „Weißt du es wirklich nicht?“



    „Nein“, sagt sie und hebt abwehrend die Hände.
    Till: „Dann denk mal gut nach. Du warst immer ein kluges Kind.“
    Lissy: „Ich habe kein Geld, Till ... Ich kann dir nicht helfen, wirklich nicht.“
    Till: „Siehst du, ich habe es ja gewusst. Deine Auffassungsgabe ist bewundernswert. Ich bin leider augenblicklich in einer ziemlich unangenehmen Situation. Mit ein paar Hundertern wäre mir schon geholfen ... Jedenfalls vorläufig.“
    Lissy: „Das kannst du nicht von mir verlangen, Till!“
    Till: „Warum nicht? Dir geht es gut, du hast einen Mann, der für dich sorgt. Ist es wirklich zuviel verlangt, dass du einem alten Freund ein bisschen unter die Arme greifst?“
    Lissy: „Ich habe kein Geld – ich schwöre dir, dass ich nichts habe! Mein Haushaltsgeld reicht gerade für...“
    Till: „Du hast doch sicher Schmuck, Anne, wahrscheinlich auch einen Pelzmantel. Gib mir das Zeug. Ich werde es für dich verkaufen.“
    Lissy: „Und wie soll ich das Alex erklären?“
    Till: „Lass dir etwas einfallen. Du hast ihn ja all die Jahre belogen, da kommt es darauf jetzt auch nicht mehr an.“
    Lissy: „Ich kann es nicht, Till – nein, ich kann es nicht.“
    Er sieht sie ohne Mitleid an. „Na, dann bleibt mir ja immer noch der andere Weg ... Sag ihm die Wahrheit. Oder soll ich es tun? Ein so vorbildlicher Ehemann wie er wird sicher für eine kleine Jugendtorheit Verständnis haben.“



    „Ich hasse dich!“ schreit sie. „Oh, wie ich dich hasse!“
    Er lacht. „Du siehst reizend aus, wenn du temperamentvoll wirst – wahrhaftig. Um zehn Jahre jünger. Du solltest das öfters versuchen, Anne!“



    Sie fällt in sich zusammen und schluchzt auf.



    Er legt den Arm um ihre Schultern. „Na, na, na“, sagt er mit mitleidigem Spott. „Tränen! Hast du dir das immer noch nicht abgewöhnt?“
    Sie ist unter seiner Berührung zusammengezuckt, aber dann rührt sie sich nicht mehr. Sie gibt sich ganz ihrer Verzweiflung hin. Ihre Abwehrkräfte sind erschöpft.



    Weder Lissy noch Till haben gehört, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Sie schrecken zusammen, als Susi und Paul mit lautem Geschrei ins Wohnzimmer stürmen.
    „Mammi, Mammi!“ quiekt Paul.
    “Mammi, stell dir vor”, ruft Susi dazwischen, “Miriam hat gesagt…”
    Sie verstummen beide, als sie den fremden Mann bei ihrer Mutter sehen. Noch in ihrem Entsetzen nimmt Lissy wahr, dass die regennassen Schuhe der Kinder schmutzige Abdrücke auf dem Boden hinterlassen.“



    Der ganze Vorgang dauert nur eine Sekunde. Dann kommt Miriam hinter den Kindern ins Zimmer gelaufen. „Wollt ihr wohl eure Schuhe ausziehen, ihr...“ Sie stockt mitten im Satz, als sie Till und Lissy sieht. Ihre Augen weiten sich entsetzt, ihr Mund öffnet sich, sie holt tief Luft, dann sagt sie: „Ach!“
    Blitzschnell nimmt sie das Bild in sich auf: Lissy, die mit verweintem Gesicht auf dem Couch sitzt, und Till, der seinen Arm um ihre Schultern geschlungen hält.



    Miriam dreht sich um und rennt aus dem Zimmer. Sie hören, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fällt.



    Till springt auf. „Miriam!“ ruft er und rennt hinter ihr her.
    Ein ungekanntes, nie geahntes Gefühl hat ihn überfallen. Er hat plötzlich wirklich begriffen, dass Miriam sein Kind ist, vielleicht das einzige Wertvolle, das er in seinem ganzen Leben besessen hatte.
    Er hat die entsetzte Frage in ihren Augen gelesen. Besessen von dem Wunsch, sie zu finden, ihr alles zu erklären, rennt er hinter ihr her.



    Er findet sie nicht. Als er aus dem Haus läuft, hat der strömende Regen sie schon verschluckt. Er weiß nicht, in welche Richtung sie gelaufen sein kann, rennt erst nach links, dann nach rechts, Miriam ist wie vom Erdboden verschluckt.



    Er ahnt nicht, dass sie, schwer atmend, die Hände vor die Brust gepresst, in einer Einfahrt steht und ihn vorüberlaufen sieht.
    Miriam hat es, als sie Lissy in der Umarmung Tills gesehen hat, einen Riss gegeben.
    Sie hat sich eingebildet, die Welt der Erwachsenen endlich zu durchschauen. Es trifft sie hart, nun wieder auf Lüge und Verrat zu stoßen, wo sie es am wenigsten geglaubt hat. In ihren Augen ist es doppelter Verrat – Verrat an Alex Ackermann und an ihr selbst. Sie hat lange genug in der Familie Ackermann gelebt, um zu wissen, dass der Hausherr nichts von den Beziehungen seiner Frau zu Till ahnt.
    Der Schreck in den Augen der beiden hat ihre schlimmen Gedanken bestätigt. Nie hat Till ihr erzählt, dass er Lissy kennt, und Lissy selbst ist ihren Fragen ausgewichen. Sie hat behauptet, Till wäre ein Gauner, ein gefährlicher Mensch, dabei duldet sie ihn selbst in ihrer Wohnung, lässt es zu, dass er sie in seinen Armen hält.
    Miriam begreift nichts von dem, was geschehen ist, aber sie spürt deutlich, dass sie auf etwas Böses gestoßen ist.


    Und jetzt könnt ihr wie immer fleißig schreiben :)

  • Wow, ich seh grad, dass in dieser Fs das 500. Bild dabei ist!



    Als Miriam den Schlüssel in die Wohnungstür steckt, stellt sie mit Schrecken fest, dass sie mehr als zwei Stunden fortgewesen ist.



    Sie geht ins Bad und macht sich ein wenig zurecht, da sie durch und durch nass ist.
    Plötzlich stutzt sie, hält mitten in der Bewegung inne. Es ist so merkwürdig still in der Wohnung. Ob Lissy fortgegangen ist, um sie zu suchen? Aber sie hätte doch nie die Kinder allein gelassen, für die jetzt die Zeit des Mittagsschlafes ist.



    Miriam geht in die Küche, in das Wohnzimmer - niemand ist da. Sie öffnet die Tür zum Kinderzimmer - die Betten sind leer.
    Seltsam, denkt sie, ist es denn möglich, dass Lissy die Kinder mitgenommen hat? Es regnet doch in Strömen, und sie ist doch immer so überängstlich.
    Miriam versucht, die Schlafzimmertür zu öffnen - sie gibt nich nach. Abgeschlossen. Panische Angst überfällt Miriam. Noch nie hat Lissy eine Tür abgeschlossen, wenn sie die Wohnung verließ. Warum hat sie es heute getan? Ist sie gar nicht fort? Liegt sie drinnen im Schlafzimmer? Wo sind die Kinder?
    Miriam rüttelt an der Klinke, klopft gegen die Tür. "Frau Ackermann", ruft sie, "ich bin es, Miriam ... Ich bin zurückgekommen!"
    Es kommt keine Antwort. Die unheimliche Stille, in der nur das Rauschen und Klopfen des Regens zu hören ist, legt sich auf Miriams Brust wie eine schwere Last. Sie spürt, dass etwas Furchtbares geschehen sein muss. Hinter der verschlossenen Schlafzimmertür verbirgt sich etwas Entsetzliches.



    Miriam läuft so, wie sie ist, hinaus. Sie hat Glück: Das Schlafzimmerfenster steht offen.



    Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, steigt sie in das Zimmer.
    Lissy liegt neben dem Bett, das Gesicht kalkweiß, den Mund unnatürlich geöffnet. Sie atmet rasselnd. Miriams Panik ist verflogen. Sie macht einer seltsamen Ruhe Platz.
    Ihr scheint es, dass sie gewusst hat, was sich im Schlafzimmer verbirgt, schon, als sie vor der verschlossenen Tür gestanden hatte. Ihre Gedanken sind so nahe dem Tod gewesen, dass sie nicht einmal verwundert ist, ihn hier zu treffen. Der Tod ist es, der seine Hand auf Lissy gelegt hat, nein, sie selbst hat sich in die Arme des Todes geflüchtet. Miriam begreift, was die leere Glasröhre und das Glas Wasser bedeuten.



    Auf dem Nachttisch liegt ein Zettel, achtlos aus einem Notizbuch gerissen, mit dünnen, flüchtigen Buchstaben bedeckt. Miriam liest, obwohl sie weiß, dass er nicht für sie bestimmt ist.
    "Ich kann nicht mehr! Bitte, verzeiht mir! Ich sehe keinen anderen Ausweg. Miriam - ich habe sie geboren. Man kann die Vergangenheit nicht abstreifen. Sie ist wieder da. Ihr Vater ist ein schlechter Mensch. Bitte, verzeiht!"
    Miriam faltet den Zettel zusammen und steckt ihn in ihre Hosentasche.



    Sie dreht den Schlüssel um, öffnet die Tür, geht in den Flur, nimmt den Telefonhörer und wählt eine Nummer.
    Sie hört Frau Beermanns vertraute Stimme: "Hier bei Schneider..."
    "Bitte, könnte ich wohl Frau Schneider sprechen?" fragt Miriam atemlos.
    Eine Sekunde bleibt es ganz still, dann sagt Frau Beermann: "Du bist es, Miriam? Von wo rufst du denn an?"
    Miriam: "Bitte - bitte, rufen Sie doch Frau Schneider! Oder ist sie in der Firma?"
    Frau Beermann: "Nein, leider - sie ist..."
    Miriam ist es, als wenn Frau Beermann die Hand auf die Muschel legt, dann meldet sie sich wieder: "Bitte, Miriam, ich habe etwas gehört - warte einen Augenblick, ja? Bitte, warte!"
    Miriam zittert vor Kälte und Erregung, während sie, den Hörer in der Hand, unentschlossen dasteht.
    Dann plötzlich ist Isabellas Stimme ganz nahe an ihrem Ohr. "Miriam - ich bin gerade zurückgekommen. Ist etwas passiert?"
    Miriam: "Ja, Mutter. Etwas Furchtbares!"
    Isabella: "Sprich doch, sag es mir, Liebling!"
    Miriam: "Frau Ackermann - ich glaube, sie stirbt."
    Isabella: "Ich komme sofort! Ich bringe einen Arzt mit! Geh nicht mehr in das Zimmer! Hörst du? Rühr auch nichts an! Wo sind die Kinder?"
    Miriam: "Ich glaube, sie hat sie fortgebracht."
    Isabella: "Ich bin in zehn Minuten bei dir."



    Miriam geht ins Wohnzimmer und lässt sich auf die Couch sinken. Sie sitzt ganz still da und spürt, wie ihr die Tränen über das Gesicht laufen. Es sind die erlösendsten Tränen ihres Lebens.


    Wird Lissy sterben?

  • Dankeschön für eure Comments! Wow donnibärchen, ist ja ein ganzer Roman geworden! :)



    Isabella kommt in Begleitung von Dr. Krull.
    Der Arzt fragt gleich: „Wo liegt die Patientin?“



    „Hier!“ Miriam geht voraus und öffnet die Schlafzimmertür. „Bleiben Sie draußen“, sagt Dr. Krull, „ich kann Sie jetzt nicht brauchen!“ Er wendet sich an Isabella. „Wenn der Krankenwagen kommt, schicken Sie die Männer zu mir herein.“
    Isabella: „Natürlich Doktor.“



    Miriam sieht, dass Isabella in den vergangenen Monaten gealtert ist. Sie ist mager geworden, ihre Wangen sind eingefallen, ihr Haar ergraut. Sie begreift, dass das ihre Schuld ist. „Mutter“, sagt sie impulsiv, „Mutter!“
    Isabella zieht das zitternde Mädchen in ihre Arme. „Mein Liebling“, sagt sie. „mein armer, törichter Liebling! Du bist ja ganz nass. Bitte, zieh dich sofort um, du wirst dich sonst noch erkälten. Habt ihr irgendwo einen Fön?“
    „Ja. Im – da drinnen!“ Miriam weist mit dem Kopf auf die Schlafzimmertür.
    „Ich werde ihn holen … Trockne du dich inzwischen gut ab und zieh dir etwas anderes an, ja?“



    Miriam hat sich gerade umgezogen, als Isabella in ihr kleines Zimmer kommt. „Soll ich dir die Haare trocknen?“ fragt sie.
    Miriam: „Ja, bitte!“



    Während Isabella Miriams Haare bürstet und fönt, können sie kein Wort miteinander reden, aber Miriam genießt nach langem wieder das Gefühl völliger Geborgenheit.
    „So, jetzt reichts, Kind“, sagt Isabella und stellt den Fön ab.



    Sie hören, wie es klingelt.
    „Ich werde öffnen“, sagt Isabella. „Warte hier auf mich!“
    Miriam begreift, dass ihre Mutter ihr den Anblick der Kranken ersparen will.



    Kurz darauf kommt Isabella zurück.
    Miriam sieht ihre Mutter an. „Warum fragst du gar nichts?“
    Isabella: „Ich denke, du wirst es mir ganz von selbst erzählen.“
    Miriam: „Ja. Ich – ich weiß jetzt alles.“
    Isabella: „Ich wollte es dir sagen, Miriam, damals, als du danach gefragt hast. Aber ich durfte es nicht. Deine Mutter…“
    Miriam: „Ich habe nur eine Mutter und das bist du. Alles andere ist nicht wirklich.“
    Isabella: „Doch, Miriam. Nicht ich, Lissy Ackermann hat dich geboren. Damals hieß sie noch Anne Degerndorf. Till Torsten ist dein Vater. Wenn du willst – du kannst auch von jetzt ab Tante zu mir sagen.“
    Miriam: „Tante – zu dir?“
    Isabella: „Nur, wenn du willst.“



    Isabella setzt sich zu Miriam. Die beiden horchen auf die schweren Schritte der Männer, die Lissy aus dem Haus tragen.
    „Ist Vater noch sehr böse?“ fragt Miriam.
    Isabella: „Gar nicht. Seit du weg bist, hat er erst ganz begriffen, dass er dich sehr lieb hat. Er hat es früher nur nicht recht zugeben wollen.“
    Miriam: „Wenn ich gewusst hätte…Aber ich konnte es doch nicht wissen, nicht wahr? Ich konnte doch nicht.“
    Isabella: „Nein. Es ist nicht deine Schuld, Kind.“
    Miriam: „Wenn ich nicht hierher gekommen wäre – das alles wäre nicht passiert.“
    Isabella: „Woher willst du das wissen? Vielleicht wäre sie Till auch so eines Tages begegnet. Ich glaube sogar ganz bestimmt. Man kann seinem Schicksal nicht entfliehen, Miriam, das wirst du auch noch lernen.“
    Miriam: „Ich weiß. Glaubst du, dass sie gerettet werden kann?“
    Isabella: „Doktor Krull hat Hoffnung.“
    Miriam: „Wenn sie – es wäre entsetzlich. Ich müsste immer glauben, dass es meine Schuld war.“
    Isabella: „Wir wollen das Beste hoffen.“
    Miriam: „Auf alle Fälle werde ich hier bleiben, bis – bis er nach Hause kommt. Das verstehst du doch?“
    Isabella: „Natürlich. Aber wenn du nicht allein fertig werden solltest, ruf mich bitte an, ja? Ruf mich auf jeden Fall an … Ich habe mich sehr nach dir gesehnt.“
    Miriam: „Verzeih mir, Mutter – alles!“
    Isabella: „Wir wollen nicht mehr darüber reden. Es ist vorbei. Ich denke, ich werde jetzt gehen. Und du holst die Kinder. Weißt du, wo sie sind?“
    Miriam: „Wahrscheinlich im dritten Stock. Ich werde sie schon finden.“
    Isabella: „Was willst du Alex Ackermann sagen?“



    Miriam: „Die Wahrheit. Ich habe einen Brief.“ Miriam holt den Zettel aus ihrer Tasche, den Lissy geschrieben hat, bevor sie die Schlafmittel nahm.



    Isabella überfliegt ihn, sie zögert eine Sekunde, dann sagt sie: „Ich glaube, du hast recht. Wir müssen die Verantwortung auf uns nehmen. Sonst wird ihre Angst niemals zu Ende sein.“

  • Danke für eure Comments donnibärchen, keira und jadzia! Hier ist die letzte Fortsetzung:



    Als Alex Ackermann am Abend nach Hause kommt, stürmen die Kinder ihm entgegen. „Pappi, stell dir vor“, ruft Susi. „Mammi ist krank“, kräht Paul. „Sie ist abgeholt worden. In einem großen Auto!“ versucht Susi ihn zu überschreien.
    Alex schiebt die Kinder beiseite. „Was ist los? Miriam! Wo stecken Sie denn? Ist es wahr, dass meine Frau…?“



    „Ja, Herr Ackermann.“ Miriam nimmt die Kinder bei der Hand und bringt sie in ihr Zimmer. „Bitte, seid einmal ganz lieb und beschäftigt euch allein. Wenn ihr brav seid, komme ich auch gleich und spiele ‚Schwarzer Peter’ mit euch. Ihr könnt die Karten schon verteilen.“



    Alex erwartet sie im Wohnzimmer. „Wieso ist sie plötzlich krank geworden?“ fragt er. „Gestern war sie doch noch vollkommen in Ordnung. Blinddarmentzündung, oder was?“
    Es ist viel schwerer als Miriam sich gedacht hat. Sie zittert innerlich so sehr, dass sie kaum sprechen kann. „Es ist meine Schuld“, sagt sie leise.
    Alex: „Ihre? Sie haben ihr etwas getan?“
    „Nein – bitte, hören Sie mich doch in Ruhe an. Ich – es ist – sie war sehr verzweifelt.“ Mit einem plötzlichen Entschluss reicht Miriam Alex das Notizblatt.



    Er liest es mit gerunzelter Stirn. „Wo ist sie jetzt?“ fragt er.
    Miriam: „In der Universitätsklinik in der Lindwurmstraße. Doktor Krull hat sie hingebracht, unser Hausarzt. Er hat vor einer halben Stunde angerufen – es besteht keine Lebensgefahr mehr. Bitte, bitte, verzeihen Sie mir, Herr Ackermann!“
    Alex: „Ihnen? Sie können doch nichts dafür, Miriam?“
    Miriam: „Doch. Ich hätte nie hierher kommen dürfen.“
    Alex: „Haben Sie es denn gewusst?“
    Miriam: „Nein.“
    Alex: „Wenn ich es nur begreifen könnte.“
    Miriam: „Till Torsten – ich meine, mein Vater – hat versucht, sie zu erpressen. Er war heute Mittag hier.“
    Alex: „Nein, das meine ich nicht … Warum sie es mir nicht gesagt hat? Verstehen Sie das, Miriam? Die ganzen Jahre hat sie sich mit dieser Sache herumgequält. Ich habe immer gemerkt, dass sie etwas bedrückt, aber natürlich hatte ich keine Ahnung, was es war. Warum hat sie mir nicht die Wahrheit gesagt?“
    Miriam: „Weil sie sich schämte. Werden Sie ihr verzeihen?“
    Alex: „Du lieber Himmel! Sie meinen doch nicht im Ernst, dass ich ihr böse wäre? Wegen etwas, was vor … Sagen Sie mal, wie alt sind Sie?“
    Miriam: „17.“
    Alex: „Für etwas, was vor 17, nein, vor 18 Jahren passiert ist? Halten Sie mich denn für verrückt?“
    „Nein“, sagt Miriam und lächelt plötzlich. „Ich habe Sie immer für einen sehr netten Menschen gehalten.“
    Alex: „werden Sie nun bei uns bleiben?“
    Miriam: „Nur bis Ihre Frau zurück ist. Dann gehe ich wieder nach Hause.“
    Alex: „Schade, es wäre schön gewesen, eine so große Tochter zu haben.“
    Miriam: „Warten Sie nur noch ein paar Jahre, dann ist Susi auch soweit. Soll ich das Abendessen richten?“
    Alex: „Nein. Später. Ich fahre jetzt erst ins Krankenhaus.“



    Drei Monate später - Miriam ist längst wieder zu Hause, besucht den Abendkurs, in den sie sich eingeschrieben hat, tagsüber nimmt sie Zeichenunterricht, und manchmal assistiert sie Isabella in der elterlichen Firma - steht eine Notiz in der Zeitung, die Bernhard rasch vor Miriam verbergen will.
    Isabella lässt es nicht zu. "Sie ist kein Kind mehr, Bernhard", sagt sie. "Sie hat ein Recht darauf, alles zu erfahren." Sie schiebt Miriam das Zeitungsblatt hin.



    Miriam liest: "Ein seltener Fang. Der Polizei ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag ein seltener Fang geglückt. Bei einer routinemäßigen Personalienfeststellung in einer Pension in Sim-City stieß sie auf den an sich harmlosen Namen Kurt Faber.
    Den Männern von der Polizei war es jedoch bekannt, dass dieser Name des öfteren von einem lang gesuchten Hochstapler und Heiratsschwindler benutzt worden ist.
    Als die Polizei sich diesen seltsamen Gast etwas näher ansehen wollte, versuchte er, aus dem Fenster zu springen, brach sich ein Bein und konnte dann verhaftet werden.
    Es stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um den berüchtigten Hochstapler handelte, der unter den Namen Kurt Faber, Kurt Schreiber, Joachim Brauner, Günther Brechner, Karl von Herberger und vielen anderen mehr hier seit Jahren sein Unwesen treibt.
    Es liegen, wie die Polizei berichtet, mehr als zehn Anzeigen gegen ihn vor. Die Zahl seiner wirklichen Vergehen dürfte weit höher liegen, denn die meisten Frauen, der er um ihre Erparnisse geprellt hat, werden sich aus falscher Scham gehütet haben, ihn anzuzeigen.
    Der Hochstapler, der 1,85m groß, schlank, ein ebenmäßiges Gesicht, helle blaue Augen und schwarzes Haar mit weißen Schläfen hat, spricht drei Fremdsprachen fließend. Er ist einer der gefährlichsten Hochstapler unserer Zeit.
    Allen, denen sich in den letzten zwei Jahren ein Mann mit einem der angegebenen Namen mit betrügerischen Versprechen genähert hat, werden um Vorsprache bei der Polizei gebeten."



    Miriam lässt das Blatt sinken. "Deshalb warst du also immer so misstrauisch gegen mich, Vater weil ... Ich bin nun mal seine Tochter!"
    "Unsinn, Miriam!" sagt Isabella. "Ich bin seine Schwester. Was macht das für einen Unterschied? Wir müssen versuchen, damit fertig zu werden."
    Miriam: "Hat er dir nie - leid getan, Mutter?"
    Isabella: "Doch. Aber ich habe ihn auch gehasst. Niemand kann ihm helfen. Es ist zu spät."
    Bernhard: "Dabei ist er vielleicht nicht einmal schlecht, ich meine, nicht schlechter als wir. Vielleicht liegt in jedem Menschen Gutes und Schlechtes dicht beisammen, und es genügt nur ein äußerer Anstoß - ich weiß nicht, irgend etwas -, damit das Schlechte überhand nimmt. Und dann ist man verloren. So stelle ich es mir jedenfalls vor."



    Miriam sieht Bernhard und Isabella an und sagt mit einem kleinen Lachen, das ihre Verlegenheit verbergen soll: "Ich bin froh, dass ihr meine Eltern seid - ihr beide!"
    Bernhard wechselt das Thema: "Gestern hat mich Lissy angerufen. Sie wollte wissen, was du nun vorhast, Miriam."
    Miriam: "Und was hast du ihr gesagt?"
    Bernhard: "Dass du dich jetzt ganz intensiv auf dein Abitur vorbereitest und später Kunstgeschichte studieren willst. Lissy hat sich sehr gefreut, dass du so fleißig bist. Aber was ist denn eigentlich mit deinem jungen Freund Gregor Hellmer? Ich habe ja lange nichts mehr von ihm gehört?"
    Miriam wird rot bis unter die Haarwurzeln.
    "Greg ist in Amerika", sagt sie. "Gestern morgen habe ich zum erstenmal Post von ihm bekommen. Es gefällt ihm drüben ganz gut. Bloß..." Verlegen bricht sie ab.
    "Erzähl uns doch weiter", drängt Isabella.
    Miriam senkt den Kopf. Leise sagt sie: "Er hat mir geschrieben, dass ich ihm fehle. Dass ich auf ihn warten soll. Ich glaube, dass ich mich mit ihm verloben werde, wenn er in einem Jahr nach Sim-City zurückkommt..."



    ENDE


    Schreibt gaaaaanz viele Kommentare und sagt mir ob ihr eine neue Story von mir lesen wollt! Würde mich sehr freuen :)
    Ich danke allen, die meine Story gelesen haben und mir immer liebe Comments geschrieben haben. :kuss


    Viele liebe Grüße
    Eure Nikita :winke