Jemand, der mich hält

  • Hey!
    Mal wieder super Fortsetzung ;)

    Ich hab mich getäuscht. Ich dachte, wenn Alec über Samanthas Depressionen Bescheid wüsste, würde er den Auftrag fallen lassen. So ein fieser Mistkerl!
    Naja, aber ich denke aus den beiden wird irgendwie was, denk ich. Ich mein, da wär dann ja was für beide mit drinnen: Samatha würde über ihre Depressionen hinweg kommen und aus Alec würde vielleicht ein bessereer Mensch werden. Wer weiß^^

    lg, Bienchen ♥

    Can't remind of the past.
    Can't realize the present.
    Waiting for the future with you.


    [SIZE=4][/SIZE]

  • Pauls Ermordung dreht die ganze Geschichte gleich nochmal um ein paar Grad. Bisher ging es sich ja eher als klassiche Lovestory an - Frau ist hoffnungslos, böser Mann kommt und am Ende liegen sie sich in den Armen - zumindest hab ich das erwartet. Ich hätte auch so weitergelesen da ich deine Texte gerne lese und die Bilder äußerst gelungen finde. Aber jetzt wird das ganze doch noch eine Nummer spannender.


    Alec... mal sehen ob er am Schluss wirklich als der böse dasteht. Und ob er nicht einfach vor irgendwas davonläuft mit seinem Lifestyle. Daß er vor Sams Depression keinen Halt macht war logisch, das macht sie für Raubtiere wie ihn zum gefundenen fressen.


    Samantha... im Gegensatz zu einigen anderen Lesern finde ich nicht, daß sie sich gehen lässt. Ja, sie ist nicht aufgestanden als es sie umgenietet hat. Allerding hat sie ihr ein und alles verloren, den, den sie mehr als alles andere geliebt hat und das nichtmal vor einem halben Jahr. Es braucht mehr Zeit als das um einen solchen Verlust zu verarbeiten. Und vorallem einen Anstoß um wieder weiter zu leben. Mal sehen, wie es weiter geht.

  • So, heute tue ich mal etwas, was ich sonst nie tue. Ich gebe einen Kommentar ab. Normalerweise bin ich eine "Schwarz"leserin, aber so eine gelunge FS verdient wirklich großes Lob!


    Die Entwicklung der Geschichte ist wirklich fesselnd. Eine Frau, die ihr ein und alles im Leben verloren hat und keinerlei Lebensfreude mehr besitzt. Man ahnt nicht, was du aus dieser Tatsache für eine spannende Stroy machen kannst! Und die Ermordung Pauls lässt auch noch sehr viel Handlung erwarten. Ich kann es gar nicht abwarten, weiterzulesen! Die Bilder sind auch wirklich klasse und die Charaktere, die Umgebung, die Häuser, alles ist wunderbar gestaltet.


    Ich bin schon am Spekulieren, wer denn einen ein Motiv für den Mord gehabt haben könnte und vorallem welches. Aber ich lasse mich einfach überraschen.


    Alles in allem eine super FS, auch deine anderen beiden finde ich ganz toll und werde sicher als Leserin dabeibleiben :applaus


    [edit] Oooh, bevor ich es vergessen, die Zitate am Anfang jedes Kapitels finde ich auch richtig toll! Und sie geben immer einen Vorgeschmack auf das Kapitel.

    Einmal editiert, zuletzt von Canary ()

  • The Show Must Go On!
    Habs sogar geschafft heute die nächsten beiden Kapitel fertig zu machen :) Schlechtes Gewissen sei Dank
    Und ja, es gibt zwei Kapitel, weil es so lange keins gab und weil sie auch viel zu kurz wären...
    Bin mit den Bildern sogar relativ zufrieden.
    Also: Let me entertain you... oder einfach: Viel Spaß - falls denn noch jemand mitliest :D


    Kapitel 12 - Samantha

    You can not control emotion, because emotion is what controls you.
    (L. Selmon)

    -




    Begeistert war Samantha nicht, als Catherine vom Flughafen in London anrief und ihr mitteilte, dass sie sie besuchen würde, aber sie sagte auch nichts dagegen. Sie mochte ihre kleine Schwester, und das bevorstehende Wiedersehen erfüllte sie sogar ein bisschen mit Freude.
    Aber sie wusste auch, dass Cathi eine traurige, depressive Samantha nicht akzeptieren würde und wahrscheinlich Dutzende Anstrengungen unternehmen würde, sie aufzuheitern.



    Samantha mochte gar nicht daran denken. Natürlich brauchte sie Abwechslung, Unterhaltung, Spaß, das wusste selbst sie, aber sie hatte einfach keine Lust darauf. Hatte keine Lust auf Cathis aufgedrehte, extrovertierte Art und wollte auch nicht, dass Cathi sie so sah.
    Dass Elena wusste, dass Samantha sich gehen ließ, unregelmäßig schlief und zu wenig aß, war schon schlimm genug. Aber Elena war eine Angestellte, es ging sie einfach nichts an. Catherine dagegen war Familie. Und Samantha wusste, dass sie sie darauf ansprechen würde; dass sie den Zustand ihrer Schwester nicht akzeptieren würde, ihr vielleicht sogar Vorwürfe machen würde.



    Höchstwahrscheinlich würde sie sie dazu drängen, aus dem Haus zu gehen, sich zu amüsieren.
    Amüsieren.
    Wie sollte man sich amüsieren, wenn die Liebe des Lebens grade von Würmern aufgefressen wurde? Wie sollte man Spaß haben, wenn man wusste, dass das Leben eigentlich vorbei war? Dass es sich für nichts mehr zu leben lohnte?
    Sie wusste nicht, wie sie Catherine das erklären sollte.



    Es war kurz nach 16 Uhr an diesem Samstagnachmittag, als Catherine Farrel ihre zahlreichen Koffer vor der Tür des riesigen Hauses abstellte und auf die Klingel drückte.
    Nach wenigen Sekunden öffnete Elena ihr und bat sie herein.
    Samantha hatte ihre Haare etwas ordentlicher zurückgesteckt, um einen guten Eindruck auf ihre Schwester zu machen, außerdem hatte sie sich dazu überwunden, einigermaßen frühlingshafte Klamotten anzuziehen. Als Catherine das Haus betrat, kam sie grade die Treppe herunter.



    Die Schwestern fielen sich in die Arme. Es war zu viel Zeit vergangen seit ihrem letzten Treffen.
    Samantha wusste, dass Catherine sie kaum noch erkannte, aber diese ließ sich jedenfalls im Moment noch nichts anmerken.
    „Es ist so schön, hier zu sein“, sagte sie sanft. „Ich habe euch so vermisst.“
    „Ich habe dich auch vermisst“, entgegnete Samantha der Wahrheit entsprechend und bat ihre Schwester ins Wohnzimmer, wo sie sich auf den gelben Sofas niederließen.



    Catherine ließ sich die Erschöpfung nach ihrer Reise nicht anmerken und ließ ihre Blicke neugierig und bewundernd durch den Raum schweifen.
    „Ihr habt ein schönes Haus“, sagte sie.
    Samantha bemerkte den Fehler in ihrem Satz, berichtigte sie aber nicht. Ja, sie hatte Recht. Er war noch hier.

  • Kapitel 13 – Elena


    Sich glücklich fühlen können auch ohne Glück - das ist das Glück.
    (Marie von Ebner-Eschenbach)



    Endlich war sie gekommen. Elena hatte schon seit Wochen um Unterstützung aus der Familie gebetet. Es war ihr schleierhaft, wie Samanthas Familie sich in solch einer schwierigen Situation so rar machen konnte, aber es stand ihr nicht zu, ihre Meinung darüber zu äußern.
    In ihrer Familie wäre so etwas nie vorgekommen, aber vielleicht lag das auch an dem kulturellen Unterschied.



    Hoffentlich würde sie lange bleiben und nicht bald wieder verschwinden. Samantha brauchte Hilfe. Hilfe, die Elena ihr nicht geben konnte, auch wenn sie sich noch so viel Mühe gab. Sie kannte Catherine noch nicht, traute dieser aber zu, ihre Schwester aufzuheitern.
    Beruhigt und voller Hoffnung richtete Elena das größte Gästezimmer für den Besuch aus England her. Sie bezog das Bett und schnitt frische Frühlingsblumen aus dem Garten, um sie in eine Vase auf den kleinen Tisch zu stellen.
    Catherine sollte sich wohl fühlen.



    Als Elena das Wohnzimmer betrat, hörte sie die Schwestern über alte Zeiten reden. Sie atmete innerlich auf. Endlich schien es mal nicht um Paul zu gehen. Sie beschloss, den Frauen Tee oder Kaffee anzubieten.
    „Cathi, ich habe euch ja gar nicht vorgestellt“, ergriff Samantha das Wort, bevor Elena was sagen konnte.
    „Elena, das ist meine Schwester Catherine. Cathi, das ist Elena, meine Haushälterin. Sie hat viel für mich getan in… der letzten Zeit.“



    Elena gab Catherine höflich die Hand und begutachtete sie dabei genauer.
    Die junge Frau war ungefähr Mitte Zwanzig und wunderschön. Ihre langen braunen Haare waren zu einem Zopf gebunden, der locker über ihre Schultern fiel. Sie war schmal gebaut, aber nicht so dünn wie Samantha und wirkte sehr gepflegt.
    Elena fand es lustig, wie Catherine sich darauf konzentrieren musste, Deutsch zu sprechen und ab und an aus Versehen englische Wörter einwarf, obwohl Deutsch ja ihre Muttersprache war. Auch Elena ging es manchmal so, wenn sie in ihre Heimat Polen zurückreiste und lange kein Wort Polnisch mehr gesprochen hatte.



    „Soll ich etwas zu trinken bringen? Kaffee? Tee? Vielleicht auch Plätzchen?“
    Vorsichtig sah sie Samantha an und hoffte, nicht zu aufdringlich zu wirken.
    „Sehr gerne“, antwortete Catherine, bevor ihre Schwester etwas sagen konnte. „Aber lassen Sie den Tee weg, den kann ich nicht mehr sehen.“
    Sie zwinkerte Elena zu und diese fand die junge Frau sofort sympathisch.
    „Für mich nichts“, sagte Samantha leise und Elena befürchtete, in ihrer Stimme wieder den alten, traurigen Ton zu hören. Es würde noch ewig dauern, bis Samantha wieder unbefangen sein konnte, das wusste sie.



    Nachdem sie den Kaffee serviert hatte, verschwand Elena aus dem Wohnzimmer, um die beiden Frauen nicht zu stören. Sie musste sich eingestehen, dass sie froh war, mal wieder für eine kurze Zeit ohne Verpflichtungen sein zu können. Dass jemand anderes da war, der sich um Samantha kümmerte. Dass sie sich um sich selbst kümmern konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Zum ersten Mal seit November ließ sie sich ein heißes Bad ein.

  • Wunderschöne Bilder,die Couchecke amAnfang mit dem dunklen Sofa,die bunten Koffer,Cathys Kleid,das Gästezimmer,gefällt mir alles sehr gut.Hoffentlich kann die lebenslustige Schwester Samantha etwas aufmuntern,täte ihr gut.Meine Güte,die arme Elena,wie kann man sich nur so für jemand anderen aufopfern,nicht mal ein heisses Bad hat sie sich die ganze Zeit gegönnt und Samantha sieht nur eine Bedienstete in ihr ,sie scheint mir schon auch ein wenig ein Snob zu sein ,die gute Samantha

  • Natürlich lesen wir weiter (ich zumindest^^). Und Fortsetzungen in zwei von drei Fotostorys von dir sind noch die Bereicherung an diesem herrlichen Tag. ;)
    Eine tolle Wende! Catherine ist das totale Gegenteil von Samanthas jetzigem Zustand. Aber ob Samantha bei den ganzen Sachen mitmachen wird?


    "...Wie sollte man sich amüsieren, wenn die Liebe des Lebens grade von Würmern aufgefressen wurde?..."
    Danke. Ich stopf grad voller Freude auf eine neue Fortsetzung von dir meine Torte in mich rein, und dann. BÄM. Lecker. Du hast es doch tatsächlich geschafft, mir meinen Appetit zu klauen. (Das gelingt nicht jedem. ;) Ich bin sehr verfressen, musst du wissen. :D)


    Na ja. Wieder mal sehr schöner Text, und schicke Bilder. Bis auf das Eine im Gästezimmer. Sieht ein bisschen zu gestälzt aus, aber ist ja bei Sims, also dafür sehr gut!


    *einen bissen torte in mich rein schieb*

    † 08/22/12

    and I know it's hard when you're falling down
    but it's a long way up once you've hit the ground
    get up now, get up

  • Es tut mir so Leid -.-
    Ja, es gab hier ewig lange keine Fortsetzung, sorry. Erst kam ich nicht dazu und dann, als ich sie reinstellen wollte, hab ich die FS nicht mehr gefunden, weil sie zu weit runtergerutscht war :/ Auch mit der Suche hatte es nicht so richtig funktioniert. :misstrau
    Als ich sie dann vorgestern endlich ausgegraben hatte, hatte ich keine Energie mehr und dachte, ach es interessiert eh keinen mehr und so... dumm, ja ich weiß.


    Naja, jetzt ist sie wieder da und es geht auch weiter, habe ein paar neue Kapitel auf Vorrat gemacht, damit sowas nicht nochmal passiert!
    Hier also endlich Kapitel 14!




    Kapitel 14 – Michael


    Wer sich keine Zeit für seine Freunde nimmt, dem nimmt die Zeit die Freunde.
    (Russisches Sprichwort)



    Mit jedem hatte er gerechnet, aber niemals mit Alec Liffrey. Dass er seinem alten Freund noch mal begegnen würde, hatte er stets für so unwahrscheinlich gehalten wie den Einschlag eines Asteroiden in sein Haus in Kiel.
    Und nun wollte er sich mit ihm treffen, hatte ihn in eine kleine Bar am Stadtrand eingeladen. Michael konnte es kaum glauben.
    Er hoffte, dass Alec ihm sein Zuspätkommen entschuldigen würde, als er seinen Mercedes durch den zähfließenden Verkehr lenkte. Was hatte Alec mit Paul Louis zu schaffen? So viel Michael auch darüber nachdachte, er konnte sich keinen Reim darauf machen.



    Zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit kam Michael im ‚Bolero’ an. Alec saß bereits an einem Tisch etwas abseits und hatte sich etwas zu trinken bestellt. Als er Michael sah, stand er auf und schien sich ehrlich zu freuen.
    „Schön, dass du kommen konntest“, begrüßte er ihn. „Das hier war leider der einzige freie Tisch. Setz dich doch.“ Alec deutete auf den Stuhl an dem kleinen runden Zweiertisch.
    „Ich hätte nie gedacht, dich noch mal zu sehen“, gab Michael zu, als er sich setzte. „Das erscheint mir alles ziemlich unwirklich.“



    „Nun, du könntest mir tatsächlich helfen“, kam Alec gleich zum Punkt.
    „Was kannst du mir über Paul Louis erzählen?“
    Die Kellnerin kam und nahm die Bestellung auf und dann erzählte Michael ohne Umschweife los. Es gab keine Geheimnisse über Paul Louis und auch wenn er nicht wusste, warum dieser Alec interessierte, gab er ihm bereitwillig Auskunft.
    „Paul und ich haben zusammen bei Jefferds gearbeitet. Er war ein ehrenhafter Mann. Und gut war er. Verdammt gut. Ich mochte ihn.“
    „Würdest du sagen, er war reich?“, fragte Alec geradeaus. Vielleicht wollte er wissen, ob Paul Schulden gehabt hatte.



    „Geldprobleme hatte er bestimmt nicht“, gab Michael zur Auskunft, den die Frage verwunderte.
    „Er hat immer viel gearbeitet. Zu viel, wie einige meinten. Aber Paul wurde auch belohnt für sein Engagement. Er war einer unserer besten Geschäftsmänner. Der Chef wusste, was er an ihm hatte, bezahlte ihm mehr, beförderte ihn. Es gab natürlich Neider.“
    „Hatte er Feinde?“
    „Feinde nicht. Jedenfalls niemanden, der es öffentlich machte. Alle waren sehr bestürzt über seinen Tod.“


  • „Mit wem hat er zum Schluss zusammengearbeitet?“
    Alec hatte einen Notizzettel aus seiner Jackentasche gekramt und schrieb eifrig auf sein Papier, als Michael ihm ein paar Namen nannte.
    „Wieso interessiert dich das alles?“, fragte er, als die Tomaten-Mozzarellabrote, die beide bestellt hatten, weil sie als absolute Spezialität des Cafés galten, gebracht wurden.
    Alec musterte sein Brot und schien zu überlegen, ob er auf Michaels Frage antworten sollte, dann aber wich er aus.
    „Kennst du seine Frau?“



    „Samantha? Nur flüchtig. Von Feiern und so, du weißt schon.“
    „Wie schätzt du sie ein?“
    Michael war irritiert. Alec hatte doch wohl kein Interesse an Pauls Witwe? Unter diesen Umständen würde er das Gespräch sofort beenden.




    „Ach Quatsch“, wiegelte Alec ab, als Michael seine Vermutung zu Sprache brachte.
    „Frauen interessieren mich nicht. Und selbst wenn, diese würde es auch dann nicht. Es tut mir Leid, so über die Frau deines Freundes zu sprechen, aber…“
    Michael wusste, was er meinte.
    „Sie war früher anders“, fiel er Alec ins Wort.



    „Stark, unabhängig, sehr intelligent, eine echte Führungsperson. Und wunderschön.“
    Michael hatte sofort verstanden, was Paul an ihr gefunden hatte.
    „Was arbeitet sie?“
    „Sie war in der Telekommunikationsbranche. Hat sich schnell hochgearbeitet, und das als Frau.“
    „Und nun arbeitet sie nicht mehr?“
    „Nein, nicht soweit ich weiß.“




    Alec begutachtete sein Brot, von dem er irgendwie mehr erwartet hatte. Er stellte noch einige weitere Fragen, auch bezogen auf Pauls Haus, doch Michael konnte ihm nicht viel dazu erzählen. Nur ein Mal war er bei Paul zu Hause gewesen. Er erinnerte sich noch an das riesige Anwesen, an den wunderschönen Garten, an die neidischen Blicke seiner Frau und an die vielen Zimmer, durch die sie geführt wurden, aber all dies half Alec nicht weiter.



    „Weißt du, wieso er gegen den Baum gefahren ist?“, fragte Alec plötzlich unvermittelt.
    „Nein. ‚Aus ungeklärten Ursachen’ heißt es. ‚Wegen schlechter Witterung’, in anderen Quellen. Es ist uns allen ein Rätsel, Paul war ein sehr guter Fahrer. Aber so ist es wohl nun mal, es kann wohl jeden treffen.“
    Michael schien betroffen zu sein und Alec verzichtete auf weitere Fragen.
    „So kurz vor seiner Beförderung. Hoffentlich hat die Polizei ihre Arbeit gut gemacht“, murmelte er nur noch leise, aber Michael hörte nicht hin.

  • Klasse,dass es weitergeht.Die Bilder sind wunderschön geworden,das Cafe ist eine Wucht.Michael scheint ein netter Typ zu sein,ich freu mich ja diebisch,dass Alec nicht sehr viel aus ihm heraus gebracht hat,das geschieht ihm recht.So hemmungslos nachzuspionieren.Freu mich schon wie du die Geschichte weiterentwickeln wirst und was Alec unternehmen will.

  • Neiiin sowas doch bitte nicht denken! Ich mag die Story hier wirklich sehr gerne! Und meine Mutter auch, die hat nämlich vorgestern alles gelesen, nachdem sie von "Gefangen" so begeistert war, und die wartet auch schon sehnsüchtig auf die nächste Fortsetzung! :D
    An der Stelle übrigens mal ein großes Kompliment für die immer so tollen und passenden Zitate am Kapitelanfang.

  • Oh ja,da möchte ich mich auch anschliessen ,die Sprichwörter am Anfang der Kapitel sind besonders schön und immer so passend,dieses russische Sprichwort hat mir auch wieder sehr gut gefallen und ist so wahr.

  • Lieben Dank für eure Kommis und das superliebe Lob, ich habe mich total gefreut!


    Hier der nächste Teil!



    Kapitel 15 – Catherine


    Life is what happens to you while you are busy making other plans.
    (John Lennon)

    -



    Sie hatte Glück, Samantha hatte scheinbar einen guten Tag. Ganz so depressiv, wie alle erzählten, empfand Catherine sie gar nicht, aber vielleicht verstellte sie sich auch nur.
    Irgendwie hatte Cathi es sogar geschafft, ihre Schwester zum Kochen zu überreden und so standen sie jetzt gemeinsam in der Küche und schnippelten Gemüse, brieten Putenbrust und kochten eine asiatische Soße.



    Samantha redete zwar kaum und schnitt schon seit einer gefühlten Ewigkeit an den Paprikas herum, aber immerhin hatte sie sich bereit gezeigt, vom Sofa aufzustehen und überhaupt irgendwas zu machen.
    Natürlich war sie mit Gedanken bei Paul, aber man konnte auch nicht zu viel von ihr erwarten. Worüber sollte sie denn sonst nachdenken? Sie erlebte doch nichts anderes mehr.
    Es war nicht der richtige Weg, Samanthas Gedanken ändern zu wollen; man musste ihr Umfeld ändern, ihre Taten, ihr Handeln, dann würde sie automatisch auf andere Gedanken kommen. Cathi nahm sich vor, sie in den nächsten Tagen auf jeden Fall aus dem Haus zu kriegen, und sei es nur, um zu ihrer Mutter zu fahren. Wenn man seit sechs Monaten im Haus saß, konnte man ja nur depressiv werden.



    Catherine würzte die Soße, als es an der Tür klingelte. Da sie Elena freigegeben hatten und Samantha keine Anstalten zum Aufstehen machte, beschloss sie, selbst die Türm zu öffnen.
    Ob ihre Schwester wohl Besuch bekam? Es hieß doch, sie würde so einsam sein?
    Als Catherine die Tür öffnete, stand sie einem großen, schlanken Mann gegenüber, der mehr als verwundert schien, sie zu sehen. Scheinbar hatte er Elena erwartet.
    „Guten Abend, ich bin Alec Liffrey“, sagte er nicht ohne Stolz, als sie ihn erwartend anschaute. „Ist Frau Louis zu Haus?“



    „Natürlich. Kommen Sie rein.“
    Catherine ließ den jungen Mann eintreten. Wer er wohl war? Sie hatte gar nicht gewusst, dass Samantha noch Besuch erwartete, geschweige denn, dass sie so attraktive Männer kannte. Ob er ein Freund war? Vielleicht sogar ein möglicher Nachfolger Pauls? Nein, das wäre wohl zu viel des Guten, obwohl sie es gutgeheißen hätte.
    Sie erwartete ein Lächeln Samanthas, als sie den Besucher in die Küche führte, doch dieser entgliten alle Gesichtzüge.



    „Was wollen Sie denn hier?“ Catherine musste sich nicht bemühen, die Verachtung aus ihrer Stimmlage zu hören.
    „Guten Abend, Frau Louis“, begrüßte der Mann sie freundlich.
    Samantha warf Catherine einen strafenden Blick zu.
    „Verschwinden Sie aus meinem Haus.“
    Catherine war mehr als irritiert. Samanthas Abscheu gegenüber Alec Liffrey war unverkennbar. Doch woher kam sie? Was hatte dieser Mann ihr getan?



    „Frau Louis, bitte entschuldigen Sie, dass ich sie so spät noch störe. Ich dachte, wir können uns vielleicht noch mal über mein Angebot unterhalten…“
    Obwohl Alec Liffrey freundlich und besonnen war, blieb Cathi die Distanz und die Überlegenheit in seiner Stimme nicht verborgen. Dieser Mann war mehr als selbstbewusst und er wusste, was er wollte. Aber warum war er hier? Von was für einem Angebot redete er? Und warum schien Samantha ihn so abgrundtief zu hassen, wo er doch ganz sympathisch war?



    „Cathi, dieser Mann will das Haus kaufen!“, klärte ihre Schwester sie auf. „Ist das noch zu fassen? Spaziert hier rein, als wäre er ein gebetener Gast und bildet sich ein, mich mit ein bisschen Geld bestechen zu können.“
    „Frau Louis…“, der Mann lächelte. „Darf ich mich setzen?“
    „Nein! Ich weiß nicht, was Sie hier noch wollen, ich denke, es ist alles gesagt.“
    „Ich möchte mit Ihnen über Ihren Mann reden.“ Alec gab nicht auf.



    „Mein Mann geht Sie überhaupt nichts an!“, giftete sie.
    „Ihr Mann vielleicht nicht, aber das Angebot, dass er mir vor seinem Tod gemacht hatte.“
    „Sie kannten meinen Mann nicht!“
    „Ich kannte Ihren Mann sehr gut“, behauptete Alec und ließ sich ruhig auf einem Stuhl nieder. „Bitte setzen Sie sich, Frau Louis, ich möchte mit Ihnen reden.“


  • Unwillig ließ Samantha sich wieder auf den Stuhl fallen. Catherine lehnte sich an die Küchentheke und lauschte den beiden gespannt. Ob es ein Fehler gewesen war, den Herren in das Haus zu bitten?
    „Ich wusste nicht, dass Paul Ihnen nichts von mir erzählt hatte“, begann Alec. „Entschuldigen Sie daher bitte mein unerwartetes Auftreten gestern. Paul war vor seinem Tod zu mir gekommen, weil er Ihr Haus verkaufen wollte.“
    „Paul hätte das Haus nie verkauft!“, schrie Samantha nun fast und Catherine glaubte zu sehen, dass sie Tränen in den Augen hatte.



    „Leider doch, Frau Louis. Wir hatten aber damals keinen Käufer, daher melde ich mich erst jetzt. Wir haben jetzt einen Interessenten, der sofort unterschreiben würde.“
    „Herr Liffrey. Ich weiß nicht, welche Beziehung Sie zu Paul hatten und was er Ihnen erzählt hat. Aber seien Sie sicher, er hätte dieses Haus nie verkauft und vor allem nicht ohne mir davon zu erzählen. Entweder irren Sie sich, oder Sie lügen mir ins Gesicht!“
    „Ich verstehe Ihren Unglauben“, sagte Alec verständnisvoll. „Aber ich habe das ja alles schriftlich. Natürlich kann ich Ihnen die Dokumente vorlegen.“
    Samantha schien eine Zeit lang zu überlegen.



    „Aber wenn ich nun nicht mehr verkaufen will?“, fragte sie schließlich deutlich gefasster.
    Alec ging nicht richtig darauf ein.
    „Wir haben die Unterschrift ihres Mannes, es war sein Wunsch. Sie werden diesem Wunsch doch nachkommen, Frau Louis?“


  • Was für ein Ar***.
    Das gibts doch gar nicht! Wie kann man nur so gefühlskalt sein!? Das ist doch unmöglich! Er kann sich gar nicht in ihre Lage versetzen. Wer will auch schon mit ihm befreundet sein? Was für ein Ekelpaket. An Catherines Stelle hätte ich ihn aus dem Haus geworfen und Samantha in den Arm genommen. Man sieht doch, was für ein doofer Fisch er ist. Omg. Ich dreh hier noch am Ratt!

    † 08/22/12

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  • Er ist ein echtes schwein;aber so gehts ja nicht;er hat ja keine unterschrift und selbst wenn samantha dies glaubt;dass ihr mann verkaufen wollte;er hat mit niemand einen kaufvertrag abgeschlossen zu seinen lebzeiten;sie ist die erbin und ergo sie entscheidet jetzt allein:sie sollte ihn rauswerfen und die angelegenheit einem anwalt übeergeben und anzeige erstatten.

  • Danke ihr Beiden für eure Kommis!


    Kapitel 16 – Alec


    Die Lüge ist ein sehr trauriger Ersatz für die Wahrheit, aber sie ist der einzige, den man bis heute entdeckt hat.
    (Elbert Hubbard)


    -



    Er war ungerne auf diese Schiene ausgewichen, aber er hatte keine andere Möglichkeit mehr gesehen, an Samantha ranzukommen. Die Witwe war noch viel unfügsamer, als er gedacht hatte und hätte wohl wirklich die Polizei gerufen, wenn er sich nicht was ausgedacht hätte. Ihre Gefühle zu ihrem toten Mann so auszunutzen, hatte Alec fast wehgetan, aber er redete sich ein, dass es unbedingt nötig gewesen war.



    Seine Lüge mit gefälschten Dokumenten zu untermauern würde kein großes Problem darstellen, denn er hatte gute Verbindungen.
    Er war sich sicher, dass Samantha Louis ihren Mann noch immer so sehr liebte, seinem angeblichen Wunsch entsprechend handeln zu wollen und Tim Hitcher das Haus somit endlich zu verkaufen.
    Ja, so würde er sicher zu seinen Dreihunderttausend kommen und wieder einmal Erfolg haben.
    Als er zu Hause ankam stieß Alec mit einem Whisky auf sich an.


    -



    Es war 1.30 Uhr und Alec Liffrey lag wach. Allein dieser Umstand war schon ungewöhnlich für ihn, der sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal nicht innerhalb von zehn Minuten nach dem Hinlegen eingeschlafen war. Aber er konnte nicht nur nicht schlafen – er grübelte. Und er dachte an Samantha Louis, die Frau, durch deren leere Augen man meinte, in ihre gebrochene Seele schauen zu können.
    Eigentlich hatte sie es schon schwer genug, hatte schon genug Verlust erlitten durch den Tod ihres Mannes.



    Alec wusste, dass er so handeln musste, um Tims Wunsch zu erfüllen, auch wenn es weder rechtens, noch ethisch oder moralisch vertretbar war. Aber er war nun mal Geschäftmann. In der Geschäftswelt hatten Ethik und Moral nichts verloren, und Mitleid und Gewissensbisse schon gar nicht. Wieso dachte er überhaupt so viel darüber nach? Wahrscheinlich tat er Samantha Louis mit seinem Vorgehen sogar noch einen Gefallen, nahm ihr eine Last ab.



    Es war irrsinnig, alleine in diesem Haus leben zu wollen. Wie sollte sie die Kosten tragen, wie sollte sie sich um alles kümmern? Und es war ja nicht so, dass er es ihr stahl, sie würde ja genug Geld dafür bekommen, wahrscheinlich mehr, als das Haus wert war.
    Es wurmte ihn, dass er ihr es nicht mit rechten Mitteln abkaufen konnte, denn er war sich fast sicher, sie überzeugen zu können, wenn sie überhaupt für Verhandlungen bereit gewesen wäre, nicht gleich dichtgemacht und rumgeschrieen hätte.



    Was hätte er denn machen sollen? Diese kleine List war der einzige Weg, an sie heranzukommen. Er hatte vollkommen richtig gehandelt, vollkommen überlegt, vollkommen vertretbar.
    Wenn sie ihn nur nicht so angesehen hätte.
    Es war 3.40 Uhr, als Alec Liffrey einschlief.


    -


  • In der Cafeteria der Werbeagentur war es ungewöhnlich ruhig. Alec saß am alleine an einem kleinen Tisch in der Mitte, hatte die kaum zumutbare Hühnersuppe an die Seite gestellt und blätterte lustlos in der lokalen Wirtschaftszeitung.
    „Ahlger als Marketingmanager bei Jeffards bewährt“, prangte es ihm auf der dritten Seite in großen schwarzen Lettern entgegen.



    Erst als Alec den Artikel angelesen hatte, fiel ihm ein, dass Jeffards das Unternehmen war, bei dem Paul Louis gearbeitet hatte. Justus Ahlger war ein Kollege von Louis gewesen und hatte nach dessen Tod seine höhere Position eingenommen, an der er schon lange interessiert gewesen war, erzählte der Bericht. Ahlger war Alec unsympathisch, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Sein Lächeln auf dem kleinen Bild war falsch und er wirkte seelenlos wie ein Stein.



    Alec missgönnte ihm seine neu erreichte Position, auch wenn er wusste, dass es unbegründet und unfair war. Justus Ahlger bedauere den Tod seines geschätzten Kollegen sehr, hieß es in dem Artikel. Natürlich. Mit Louis Tod hätte Jeffards einen großartigen Mitarbeiter verloren. Pah. Wie Alec solche Heuchler hasste. Wieso druckten die Zeitungen so etwas, wo doch jeder wusste, dass Ahlger sich vor Freude wahrscheinlich kaum hatte halten können, als Louis verunglückt war und er nun Aussicht auf dessen Job hatte.



    Alec schüttelte den Kopf und legte die Zeitung beiseite. Er hatte noch zwanzig Minuten Mittagspause, aber das Nichtstun ödete ihn an. Mit einem Blick auf die Bedienung entleerte Alec die Suppenschüssel in den Mülleimer und ging zum Aufzug. Ein Auftrag für Hundefutter musste erledigt werden, aber das machte ihm keine Sorgen. Es war Kleinkram. Alec hoffte nur, es schnell genug fertig zu kriegen, um sich noch auf die Sportschuhkampagne vorbereiten zu können. Es war ein großer Fisch, den Robert Parker an Land gezogen hatte und Alec hoffte inständig, diesen Auftrag übernehmen zu können.



    Auch wenn er wusste, dass sein Chef sich seiner Qualitäten auch so sicher war, wollte er ihn besonders beeindrucken und somit alle Kollegen, die auch in Frage kommen würden ausschalten. Konkurrenzkampf war etwas, das ihm lag. Etwas, worin er der Beste war. Eine Disziplin, bei der er stets als Sieger hervorging. Als Alec mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr, fragte er sich, wie weit er wohl dafür gehen durfte. Was war noch moralisch vertretbar?



    Wie weit würde er gehen, wenn Parker mal einem Kollegen eine dieser großen Chancen eben sollte?
    Wie weit war Justus Ahlger gegangen, um Louis loszuwerden?

  • Ich oute mich mal als Stille Leserin hier.

    Also Ich muss sagen, dass deine Fotostorys (also alle drei meine Ich jetzt) zu meinen Lieblingen gehören, weil sie alle auf einem Thema basieren - der kalten Welt draußen, Unrecht, mit einem Hauch Romantik (aber wirklich nur einem kleinen Hauch), und zudem behandelst du recht ernste Themen.

    Dein Schreibstil gefällt mir sehr, du schaffst es, den Leser durch deine Fragen zum Denken anzuregen.
    Deine Zitate am Anfang finde Ich sehr schön - sie passen auch recht gut zu dem Geschehen.

    In Alec steckt eben doch ein guter Kern, das hat man schon im ersten Satz gemerkt. Und man merkt ja, dass es für ihn nicht nur irgendein Geschäft ist, sondern schon etwas anderes. Die Frau tut ihm leid. Er musste sich einreden, dass es nötig war.
    Ich glaube, tief in seinem Inneren tut es ihm leid, und er weiß einfach nicht, was er sonst machen sollte.

    Ich werde gespannt weiterlesen....

    Vielen Dank für diese Fortsetzung.