Hallo ihr Lieben, und herzlich Willkommen zu meiner neuen Fotostory.
Ich möchte euch gar nicht so viel von 'Jemand, der mich hält' verraten. Nur so viel: Die Handlung wird nicht so linear und vorhersehbar verlaufen, wie es zuerst vielleicht scheinen mag. Auch als Liebesgeschichte solltet ihr sie nicht abstempeln.
Sie ist so viel mehr.
Eine Geschichte über Freundeschaft, tiefe Trauer, Liebe, Träume und Depressionen. Eine Geschichte über Arbeit, die Gesellschaft, über Geschäfte und über den Tod.
Eine Geschichte über Gefühle und Gefühlsabstinenz.
Einfach eine Geschichte aus dem Leben.
Alles was schief gehen kann, wird schief gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit.
(Murphys Gesetz)
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Sie hatten es ‚Das Anwesen’ genannt, jetzt war es für sie nur noch eine Art Gefängnis. Dieses riesige Haus mit seinen alten Gemäuern, welches so romantisch am Flussufer lag, eingebettet in friedliche Natur.
Den ganzen Tag konnte man hier die Vögel beobachten, das Rauschen des Windes hören und die wunderbaren Düfte der Natur einatmen.
Nur eine kleine Straße führte in jenen Teil des Dorfes im hohen Norden Deutschlands. Kaum ein Reisender verirrte sich hierher, nur selten kam mal ein Auto vorbei.
Es war das Paradies auf Erden. Hätte es sein können.
Sie versteckte sich hier, kapselte sich ab, schon seit Monaten. Nur durchs Fenster sah sie, dass die Kirschbäume wieder blühten; das aufgedrehte Gezwitscher der Vögel vernahm sie nur durch die dicken Mauern. Hinaus ging sie nicht mehr.
Elena, ihre Haushälterin, war für sie der wichtigste Mensch geworden. Jetzt, wo er nicht mehr da war.
Sie kümmerte sich gut um sie, kochte, wusch, putzte, redete. Sie arbeitete zu viel, aber wenn es ihr wieder besser ging, würde sie sie schon dafür entlohnen.
Wenn es ihr wieder besser ging.
Schon fast sechs Monate waren vergangen seit jenem Tag, an dem er abends nicht nach Hause gekommen war. Jener Tag, an dem Paul Louis starb.
Sie konnte einfach nicht damit klarkommen. Es war nicht nur ihr Mann, der gestorben war, es war ihre Hoffnung, ihre Liebe, ihr Leben. Samantha Louis wollte nicht mehr.
Wie so oft lag sie auf dem großen schwarzen Ledersofa im Kaminzimmer und blätterte durch alte Fotoalben. Seit seinem Tod stapelten sich drei große Kartons neben dem Sofa. Kartons voller Fotos, Erinnerungen, Liebe. Sie konnte nicht genug davon bekommen, sah sie immer wieder durch.
Längst kannte sie sie auswendig. Paul und Samantha auf Hawaii. Paul und Samantha Weihnachten '98. Pauls Beförderung '06. Pauls 32. Geburtstag.
Es war sein Letzter.
Samantha Louis war eine ehrgeizige junge Frau gewesen. Schon früh hatte sie sich für die Karriere entschieden, hatte Tag und Nacht gearbeitet. Sie war zielstrebig – und erfolgreich. Bereits mit Ende zwanzig hatte sie eine leitende Position in einem großen Telekommunikationskonzern übernommen. Es war nicht immer einfach gewesen, ganz besonders, weil Freunde und Familie völlig auf der Strecke geblieben waren, aber es war eben ihr Leben, ihre Leidenschaft, ihr Weg. Und sie hatte ja Paul gehabt. Jenen fröhlichen jungen Mann mit den blauen Augen, den sie während ihres Management-Studiums kennen gelernt hatte.
Von Anfang an hatte es ein ganz besonderes Band zwischen ihnen gegeben. Auch Paul war ein Karrieremensch gewesen. Jemand, der sie verstanden hatte, auch wenn sie nicht viel Zeit gehabt hatten, große Worte zu wechseln. Jemand, der immer da gewesen war, auch wenn er den ganzen Tag gearbeitet hatte. Jemand auf gleicher Wellenlänge.
Zum ersten Mal hatte sie sich angenommen gefühlt. Geliebt. Es hatte keine Streitereien gegeben, keine Vorwürfe über zu viel Arbeit. Es gab sicher nicht so viel gemeinsame Zeit wie in anderen Beziehungen. Aber die Zeit war dafür ganz anders gelebt worden, ganz anders genutzt.
Ja, sie waren glücklich gewesen. Sie hatten alles gehabt. Hätten alles haben können.
Bis er sie alleine ließ.