Es ist schon etwas her, dass eine Schwester Emily und ich vom Land in die Stadt zogen..
Vor etwa 2 Jahren, als wir noch bei unserer Mutter in einem kleinen Dorf wohnten und ich an einer Schule arbeitete geschah etwas, dass alles verändern sollte.
Eine ungeklärte Serie von Mordfällen, die unsere Gegend in Angst versetzte. Die Polizei tappte im absolut finstersten Dunkel, was den Mörder anging.
Nick, einer meiner besten Freunde, selbst Polizist und mit dem Fall betraut stand damals gerade in meinem Büro, da eine weitere Schülerin vermisst wurde, als es passierte...
Ein Abwasserkanal...vorbei huschende Ratten...die geschändete Leiche eines Mädchens...in der ferne eine alte Mühle...das Gesicht eines Mannes...Dunkelheit...
Als ich wieder zu mir kam, sah Nick mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. Ich wusste mit absoluter Sicherheit, wo die Leiche des Mädchens zu finden sei und auch, wer der Mörder war. Woher ich das wusste und wie ich das alles erklären sollte wusste ich nicht. Nick rief einen Kollegen an und wir fuhren an die, von mir beschriebene Stelle.
Die Leiche lag genau da, wo ich es beschrieben hatte und auch der Mörder konnte schnell gefasst werden.
Die Presse stürzte sich auf den Fall und wildfremde Spinner behelligten mich Tag und Nacht. Ich musste hier raus. Da ich auch mit meiner Stelle an der Schule nie glücklich gewesen war, zog ich weg... in die Stadt.
Meine kleine Schwester Emily nahm ich mit, denn sie wollte unbedingt mal Pianistin werden. Leider hatte unsere Mutter sehr antiquierte Vorstellungen davon, was ein Mädchen mit ihrem Leben anfangen sollte und was nicht und bevor sie meiner Schwester dass gleiche Schicksal wie mir angedeihen ließ, entschieden Emily und ich, wegzugehen.
Wir zogen in eine Reihenhaussiedlung mitten in der Stadt, mehr konnten wir uns vorerst nicht leisten.
Emily besucht seitdem das Konservatorium und ich habe mich als Psychologin nicht mehr an einer Schule beworben, sondern meine eigene kleine Praxis in unserem Haus eingerichtet. Leider wird unser Haus langsam zu klein für Emmys Flügel und meine Praxis und da wir von unserer Großmutter etwas Geld geerbt haben (Emmys Anteil geht für die Schulgebühren drauf, aber meiner ist noch unangetastet) machten wir uns auf die Suche nach einem eigenen Zuhause. Mit genügend Platz für Emilys Flügel und meine Praxis.
Einige Häuser habe ich schon besichtigt, leider waren sie entweder in der falschen Gegend oder zu klein.
Dann rief mich der Makler wieder an, um mir ein weiteres Haus anzubieten. Die Gegend klang gut und so Verabredeten wir uns am nächsten Tag zu einer Besichtigung. Ich bin extra früh losgefahren, wegen dem Starken Verkehr um diese Zeit kam aber erstaunlich gut durch und war eine halbe Stunde zu früh da.
Auf den ersten Blick machte das Haus einen sehr guten Eindruck und es war etwas Besonderes. Auf einem Berg gelegen, mit Weinreben am Hang und hübschen Buntglasfenstern sah es aus wie ein kleines Schlösschen.
Da ich noch etwas Zeit hatte, erkundete ich die Umgebung etwas und kam an einem kleinen Laden vorbei, der Bücher und esoterischen Krimskrams anbot. In den Auslagen entdeckte ich ein Buch über Poltergeister und mehrere Kräuterbücher, alle stark herabgesetzt. Neugierig blätterte ich durch die Seiten, als eine Frau auf mich zutrat und mich mit grossen, alten Augen musterte...
„Sie sollten das Buch kaufen, es könnte sich als wertvoll erweisen, etwas über diese Dinge zu wissen.“ Und deutete auf das Buch über Poltergeister, dass ich noch immer in der Hand hielt.
Ich konnte mit dieser Bemerkung nicht viel anfangen und wusste auch nicht, was ich darauf erwiedern sollte, also legte ich das Buch wieder auf den Ständer, drehte ich mich um und ging den Weg zurück zum Haus.
Zwischenzeitlich war der Makler gekommen und wie besichtigten, dass Anwesen.
Nachdem wir es uns angesehen hatten, dachte ich schon ich müsste mich auf einen sehr hohen Kaufpreis gefasst machen, denn das Haus war wunderhübsch und ich hatte mich auf den ersten Blick darin verliebt.
Der Makler nannte allerdings eine Summe, die weit unter dem wahren Wert des Hauses zu liegen schien. Ich fragte ihn danach und er erklärte mir, dass die Erben, der älteren Dame, die dieses Haus bewohnt hatte, es schon Mehrfach verkauft hätten, die neuen Besitzer aber nach kürzester Zeit wieder aus dem Haus ausgezogen seien, ihre Anzahlung in den Wind geschossen hätten und vom Kauf zurückgetreten wären. Die letzte Besitzerin sei sogar ganz verschwunden.
Nun hätten die Erben nur noch den Wunsch es schnellstmöglich los zu werden, bevor jemand Gerüchte verbreiten würde, dass es in dem Haus spuken könnte. Das die anderen Besitzer alle wieder ausgezogen seien, wären dumme Zufälle gewesen und ich sollte mir darüber nicht so viele Gedanken machen.
Durch meine Job als Psychologin bin ich gegen Spukgeschichten immun und das Haus war so reizend, dass ich es unbedingt haben musste. Es hatte genügend Platz für Emmy und mich und war erschwinglich.
Der Makler zeigte mir als letztes das Waldstück, der an das Anwesen grenzte und in dem eine ehemalige Forsthütte stand. Sie war von der früheren Besitzerin ausgebaut und in ein Appartment verwandelt worden.
Als wir durch den Wald zur Hütte gingen, befiel mich ein eigenartiges Gefühl von innerer Kälte, dass aber schnell wieder verging und nachdem wir die Hütte besichtigt hatten, die etwas heruntergekommen wirkte, gingen wir wieder zurück zur Strasse.
Nach einem letzen Blick auf das Haus unterzeichnete ich den Vorvertrag und der Makler übergab mir einen Satz Schlüssel.
Glücklich und zufrieden stieg ich in mein Auto und fuhr zurück in unsere heruntergekommene Reihenhaussiedlung. Später am Abend erzählte ich Emily von dem Haus und dass wir bald umziehen würden, sie war sehr erfreut, denn auch ihr momentan noch sehr weiter Weg zum Konservatorium verkürzte sich dadurch enorm.
Am nächsten Tag hatte ich einiges zu erledigen und fuhr noch mal zu unserem Haus.
Wie schnell ich es als unser bezeichnete... es fühlte sich richtig an...und gut !
Ich parkte am Fuss des Hauses, als mir der Jeep auffiel, der vor dem Tor geparkt war. Hatte der Makler etwas vergessen oder war es ein Handwerker ???
Dann sah ich einen Mann, der aus dem Wald trat, er sah wenig vertrauen erweckend aus und ging ohne mich zu bemerken zurück zu seinem Auto.
Was hat er denn auf meinem Grundstück verloren ?!
Als er wegfuhr sah er mich im Rückspiegel kurz an und bog dann um die Ecke. Ich stieg aus und ging auf die Hütte im Wald zu. Als ich die Tür der Hütte öffnete passierte es wieder:
Eine Gestalt...Zeichen auf dem Boden...ein schwacher Verwesungsgeruch...Stimmen, die fremde Worte sangen...
Dann war es vorbei, aber noch immer konnte ich wie ein fernes Wispern hören, wie die Stimmen ihren Singsang durch die Leere sandten. War das wirklich nur Einbildung ? Ich rief mich zur Ordnung, ich war erwachsen und zu aufgeklärt um an Geister und so ein Zeug zu glauben.
In einer Woche sollte der Vertrag fertig sein und dann würden Emmy und ich endlich in unser eigenes Haus ziehen.
Endlich...