So, ich versuche mich auch mal an einer Fotostory.
Geht mit mir nicht zu hart in's Gericht, ist meine erste, und für Verbesserungsvorschläge bin ich offen und dankbar.
Die Idee kam mir gestern Abend beim Spielen, ich weiß nicht, ob's so ne Story schonmal gab.
Ausserdem bin ich glaub ich nicht die begabteste darin, interessante Bilder zu machen, bisher zumindest nicht, aber ich denke, so wie sie sind, passen sie zur Geschichte, die ich drumherum aufgebaut hab.
Darf ich mich kurz vorstellen?
Ich heiße Hannah, Hannah Lucas – „Wie nun, Hannah oder Lucas?“, den kenne ich schon, wer sich also drüber lustig macht, lacht alleine.
Ich hatte das Glück vor 22 Jahren in eine Familie hineingeboren zu werden, in welcher man sich nie besondere Gedanken über Geld machen musste, es war da, wir hatten es, das genügte.
Meine Mutter, Elaine, ist Dekanin an der hiesigen Universität, mein Vater Todd, ist so eine Art Star – zumindest ist der das unter den Stars, oder jenen, welche sich so nennen.
Er ist Musikproduzent, und die, die ganz nach oben wollen, taten schon immer gut daran, ihn zu kennen, deshalb waren unsere wechselnden Behausungen schon immer gerammelt voll mit „Freunden der Familie“.
Die ersten drei Jahre meines Lebens müssen abgesehen davon wohl ziemlich ereignislos verlaufen sein – nur zu gut, dass man sich an seine früheste Kindheit meistens nicht erinnern kann.
Das änderte sich, als mein jüngerer Bruder Daniel geboren wurde.
Seit seiner Kindheit war Daniel das, was man im Allgemeinen als „das schwarze Schaf“ bezeichnet.
Er heckte die blödsinnigsten Sachen aus, war nie eine besondere Leuchte in der Schule (was nicht heißen soll, dass er besonders schlecht war, er musste nur mehr für seine Zensuren tun, als andere), und überhaupt, er war so ganz anders als wir.
Während mein Vater die berüchtigtsten Partys gab, auf denen sich Stars und Sternchen tummelten, war Daniel eher introvertiert und zog sich eher vor den Computer zurück.
Daniel und mein Vater ist in unserer Familie sowieso ein leidiges Thema – die beiden können nicht besonders gut miteinander; ständig hatte und hat Todd etwas an ihm auszusetzen, seien es seine Kleider, seine Vorlieben, oder seine Freunde.
Wobei er von letzteren noch nie besonders viele hatte.
Eigentlich war ich seine einzige Freundin, seine beste Freundin und seine Schwester, im Blute wie im Geiste.
Ich hatte Daniel schon immer sehr gerne, und habe früher oft die dümmsten Streiche mit ihm ausgetüftelt.
Wie dem auch sei – seit ich wegen meines Studiums weg bin, hat Daniel es nicht besonders einfach zu Hause, zwar versteht er sich mit meiner Mutter besser, als mit meinem Vater, aber sie ist oft ziemlich eingespannt, und ich kam nur noch in den Semesterferien nach Hause.
So wie in diesem Jahr, nachdem ich das vierte Semester erfolgreich abgeschlossen hatte.
Wer hätte schon gedacht, dass in diesem Jahr absolut alles auf den Kopf gestellt werden sollte…?
Ich war grade angekommen, als Daniel mir schon entgegen kam.
Seine Begrüßung war wie immer stürmisch und besonders herzlich; wir waren eben unzertrennlich, und auch ich hatte ihn während der letzten Monate sehr vermisst.
„Hey Kurzer, alles klar bei Dir?“, lachte ich, während er mir um den Hals fiel.
Eigentlich lächerlich, er war mindestens 10 Zentimeter größer als ich.
„Klar mein Lästerschwein“, grinste er mich an.
Ich knuffte ihn: „Hör auf dieses „Schwesterlein“ ständig zu verdrehen.
Was machen Mom und Dad?“
„Mom hat was zu Essen gemacht, wie immer, wenn die glorreiche Tochter nach Hause kommt.
Dad…mit dem sprichst du am besten selbst.“
„Hmhm…“, ich verkniff mir jeden weiteren Kommentar, ich wollte ihm nicht ständig das schlechte Verhältnis unter die Nase reiben.
Nachdem ich alle begrüßt hatte, folgte das obligatorische Familienessen.
Da ich Modedesign studiere, versteht es sich von selbst, was das Thema beim Essen war, und vor allem meine Mutter zeigte sich interessiert; sie jettet einmal im Jahr nach Paris zu den Modenschauen.
Nur mein Vater musste sich mal wieder über meine Klamotten aufregen – dabei sollte er in seinem Business am besten wissen, was in ist, und was nicht.
Eigentlich war ich zu müde an diesem Abend, aber Daniel hatte die Idee, alle Bekannten zu einer Willkommensparty einzuladen.
Ich kann ihm nichts abschlagen, und so dauerte es nur noch eine Stunde, und die Party war in vollem Gange.
Neben mehr oder weniger nervigen Bekannten und Freunden meiner Eltern, war auch meine beste Freundin Lucille gekommen; ich hatte sie seit über 7 Monate nicht mehr gesehen.
Sie trug an diesem Abend sogar dasselbe Kleid wie ich, was mich aber nicht besonders wunderte, denn wir hatten schon immer denselben Geschmack, und wir waren wie Schwestern.
„Hannah…schön, dich endlich mal wieder zu sehen, und nicht nur mit dir zu telefonieren“, wir umarmten uns innig.
„Ich muss dir so viel erzählen Baby.“
Sie lachte: „Das kann ich mir denken, bei dir auf dem Campus passiert ja auch wesentlich mehr als in dem Kaff hier.“
„Lass uns morgen zu Fernando gehen und einen Cappuccino trinken, okay?
Ich bin heute Abend zu platt, um alles auf die Reihe zu bekommen.“
„Kann ich verstehen Süße, mach dir keinen Stress und komm erstmal richtig an.“
Es fühlte sich gut an, endlich wieder zu Hause zu sein.
Der Abend wurde denn auch ruhiger, als ich es erwartet hatte.
Nachdem mich alle auf irgendeine Art und Weise Willkommen geheißen hatten, zog ich mich mit Daniel an den Billard Tisch zurück.
„Hey Schwesterchen, Dein Spiel war auch schon mal besser.“, er grinste mich an.
„Haha….ich will mal sehen, wie Du nach einer Stunde Klamotten zusammenpacken und 6 Stunden Autofahrt spielst.“
„Ist ja schon gut, ich hab nichts gesagt.
Wollte Sid dich wieder nicht gehen lassen, oder warum haste so lange gebraucht, um deine paar Sachen zusammen zu suchen?“
„Sid…red bloß nicht von dem…“ ich versenkte die nächste Kugel etwas zu schwungvoll, und hätte fast den Stoff vom Tisch aufgerissen, als ich den Queue ansetzte.
Daniel sah mich ernst an.
„Was ist mit Sid…?“
Ich winkte ab.
„Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.“
„Ihr seid nicht mehr zusammen?“
„Oh, er ist bestimmt noch zusammen…mit irgendwem…“
„Hat er…dich betrogen…?“
„Nicht heute Abend Daniel, okay?
Ich will nur ’n bisschen Spaß haben und genießen, dass ich wieder zu Hause bin.
Außerdem hab ich ja noch dich, Sunnyboy.“
Ich zwinkerte ihm zu.
Er lachte.
„Klar mein Sahnetörtchen.“
Er stockte kurz, bevor er wieder ansetzte.
„Ich…hm…ich muss dir nachher noch was erzählen.
Mom und Dad sollen davon nichts wissen…“
„Hm…okay…“
Ich wusste, dass es keinen Zweck hatte, weiter nachzubohren, er würde jetzt sowieso nichts sagen.
Ich musste wohl oder übel bis nachher warten, und so nahm die Party ihren Lauf.
Früher oder später tauchen auf einer Party bei uns immer Stars auf, weswegen davon meistens schon keiner mehr Notiz nimmt.
Was für ihn hier nur noch mehr Grund ist, ungeniert mit Elaine zu flirten.
Und sie genießt es.
Meinen Dad interessiert das nicht wirklich, „das gehört zum Geschäft“, und meistens ist er selbst so beschäftigt mit sich und seinen „ultrawichtigen Kontakten“, dass er es schon gar nicht mehr wahrnimmt.
Die Party ging bis zum nächsten Morgen, obwohl ich schon längst ins Bett wollte.
Als schließlich alle abgezogen waren, drehten Daniel und ich noch eine Runde im Pool, und ich muss gestehen, ich war auch neugierig, was er mir erzählen wollte.
„Komm schon Daniel, rück jetzt raus mit der Sprache, was ist los?“
„Ich bin müde Hannah, lass uns morgen darüber reden.“
„Du hast dich so komisch angehört…und Mom und Dad sollen davon nichts wissen.
Ich bin deine Schwester, wenn irgendwas los ist, dann will ich das wissen.“
Aber ich bekam nichts mehr aus ihm heraus.
„Lass uns darüber reden, wenn du wieder bei Kräften bist.
Schlaf dich erstmal richtig aus, und morgen…“, er sah auf die Uhr, „ich meine nachher reden wir dann darüber.
Hab dich lieb, große Schwester.“
Ich gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss.
„Ich dich auch…kleiner Bruder.
Ich bin für Dich da.“
Er nickte, und schon war er aus dem Zimmer.
Es war sechs Uhr am Morgen, ich war seit fast 24 Stunden auf den Beinen, und die lange Fahrt und auch die Party, so ruhig sie gewesen sein mochte, hatten mich geschlaucht.
Aber ich lag noch lange wach, und dachte darüber nach, was für Daniel so wichtig war…