Das Haus des Schriftstellers

  • Da läutete mein Handy. Lena war am Telefon. „Wo bist Du?“, fragte sie kleinlaut. Ich sagte es ihr, und sie bat mich, nach Hause zu kommen. Also fuhr ich wieder heim. Sie saß auf der Couch, sah ein wenig müde aus und lächelte mich an. Elias saß auf dem Boden und spielte. „Ich habe ihn vorhin geholt. Ich war die Nacht bei einer Freundin. Bitte vergessen wir das von gestern. Du hattest ja recht…“ Ich ließ mich mal wieder von ihr einwickeln, und nahm sie in den Arm. Unsere Beziehung war ein einziges Auf und Ab.







    Am Nachmittag badete Lena den Kleinen und ich fuhr mit dem Fitnessrad. Wir sprachen nicht viel, doch die Stimmung war trotzdem einigermaßen gut.







    Dann klingelte das Telefon. Lena stand auf und nahm den Hörer ab. „Ja, bei Edenstein?“, rief sie gutgelaunt in den Apparat. „Um Gottes Willen, das kann doch nicht wahr sein… Sind Sie sich ganz sicher?“ Lena wurde kreidebleich, dann ließ sie den Hörer fallen.







    Sie fiel zu Boden. Ich kniete mich zu ihr hinab. „Lena, Liebes, was ist denn los?“ Sie sah mich mit irrem Blick an. „Karl-Heinz ist… er ist… tot!“ Das letzte Wort schrie sie förmlich. Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich nahm den Hörer in die Hand. Die Person am anderen Ende der Leitung war noch dran. „Hallo, sind Sie noch da? Mein Name ist Thomas Edenstein.“ Der Mann stellte sich vor. „Mein Name ist Gruber, Bernd Gruber. Ich bin Kriminaloberkommissar. Wir haben heute Morgen die Leiche von Herrn Fischer-Rosenthal gefunden. Er ist allem Anschein nach aus dem Fenster seines Schlafzimmers gefallen. Er hat sich das Genick gebrochen und war auf der Stelle tot. Wir haben Ihre Adresse in seinem Notizbuch gefunden. Vielleicht könnten Sie aufs Revier kommen. Es ist noch unklar, ob es ein Unfall war, oder eventuell sogar Mord.“ Bei den letzten Worten wurde mir ganz schummrig. Ich bedankte mich und sagte dem Kommissar, dass ich in frühestens einer Stunde am Revier sein könnte.







    Dann legte ich Lena auf die Couch und rief ihre Mutter an. Ich erzählte ihr die Geschichte in Kurzversion. Sie wollte sofort herkommen, was eigentlich auch der Grund meines Anrufs war. Ich wollte Lena und Elias jetzt nicht allein lassen. Als sie dann erschien, fuhr ich los zum Revier…

  • Oh Gott.
    Das war jetzt wirklich überraschend.
    Ob es Mord war?
    Vllt. war Fischer ja sogar so unglücklich, weil Lena jetzt verheiratet ist, das er sich selbst aus dem Fenster gestoßen hatte? Eher unwahrscheinlich. Ich hoffe es kommt in der nächsten Fortsetzung raus!
    Ahso, schön das sie sich wieder vertragen haben. Ich hoffe jetzt gibt es nicht mehr so viel Streit zwischen den beiden.
    LG :)


  • Kapitel 3 - Auf dem Polzeirevier




    Auf dem Revier angekommen erwartete mich gleich eine ganze Scharr von Polizisten, die alle aufgeregt herumrannten.







    Ich ging zur Rezeption und gab an, dass ich mit Herrn Kriminaloberkommissar Bernd Gruber telefoniert hatte, und der sollte mich dann auch verhören. Die Polizistin deutete mir an, dass ich warten müsse. Nach einer Weile kam dann der Oberkommissar und nahm mich mit in ein Zimmer.







    Ich wurde in ein Zimmer gebeten, in dem nicht mehr stand als ein Tisch und zwei Stühle. Ich sollte auf dem einen Stuhl Platz nehmen. Der Kriminaloberkommissar setzte sich mir gegenüber. „So, Herr Edenstein, ich nehme an, für Sie ist es erst einmal ein Schlag ins Gesicht, dass Sie so kurz nach dieser schrecklichen Nachricht hier sitzen müssen.“ Ich nickte. „Es kam so überraschend. Ich kann mir das alles gar nicht erklären.“






    Er sah mir tief in die Augen, sodass ich den Blick abwenden musste. „Sie waren der beste Freund des Toten, ist das richtig?“ Ich nickte wieder. „Woher wissen Sie das?“, fragte ich. Er beantwortete meine Frage nicht, sagte nur forsch: „Hier stelle ICH die Fragen.“ Na super, dachte ich mir. An so einen unfreundlichen Polizisten konnte auch nur ich geraten.
    „Wollen Sie nicht mit der Sprache herausrücken, Herr Rosenthal?“ Ich sah ihn verwirrt an. Am liebsten hätte ich gefragt, was er meinte, aber ich durfte ja keine Fragen stellen.







    Er beugte sich nach vorne. „Wo waren Sie denn zur Tatzeit. Also heute gegen sieben Uhr morgens?“ Er wartete eine Weile auf eine Antwort, dann fuhr er fort. „Wir wissen alles, und Nachbarn haben Sie zur Tatzeit gesehen, wie Sie sich beim Anwesen des Opfers aufgehalten haben!“ Ich versuchte, zu erklären.
    „Wissen Sie, ich habe nur meine Frau gesucht. Ich bin nicht einmal im Haus gewesen! Und im Schlafzimmer war ich sowieso erst einmal…“ Der Polizist richtete seine Wirbelsäule gerade. „Wissen Sie, ich kenne diese Art Täter. Sie meinen, wir wären dumm, doch wir wissen, dass Fischer-Rosenthal kurz vor seinem Tod sein Testament geändert hat.“






    Wieder sah ich ihn unverständlich an. „Nun tun Sie doch nicht so, Herr Edenstein. Sie wissen doch längst, dass SIE und ihre Familie im Falle eines Todes die Alleinerben des gesamten Fischer-Rosenthal-Besitzes sind. Sie haben also ein Motiv – und vermutlich kein Alibi!“ Ich schlug die Hände über den Kopf.
    „Sie müssen mir glauben, ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich würde niemals irgendwen umbringen. Ich habe zu der Zeit meine Frau gesucht – alleine. Es gibt vermutlich keine Zeugen, außer vielleicht die Nachbarn, und die legen mir das ganze etwas falsch aus. Ich will einen Anwalt haben. Darf ich telefonieren?“ Er brachte mich zum Telefon. Der Anwalt, den ich schon seit Jahren in Petto habe, für absolute Notfälle, erklärte, dass er gleich kommen würde. Auch Lena rief ich an und erzählte ihr alles. Sie wollte ebenfalls gleich da sein. Ich wurde bis dahin in eine Zelle gesteckt. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher.







    Als die beiden dann kamen, wurde die Zelle aufgesperrt. Lena fiel mir erst mal um den Hals und fing an, zu weinen. Ich tröstete sie, obwohl ja eigentlich ich der war, der das große Los gezogen hatte und vermutlich den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen musste. Dann durfte ich das Gespräch mit meinem Anwalt führen. Er war sehr zuversichtlich, mich irgendwie aus der Sache raus zu bekommen, sofern ich unschuldig sei. Ich versicherte ihm, mit der Sache nichts zu tun zu haben, und er schien mir zu glauben.







    „Man wird am Tatort keinerlei Spuren von Ihnen finden, und vielleicht war das ganze Drama ja doch nur ein Unfall. Das wird sich erst bei der Obduktion heraus stellen. Wir müssen den Bericht abwarten.“




    Kommis:
    @ Schlecksie: Oh, ich sehe, Du freust Dich, dass er tot ist :-)
    @ chrissili: Also an Lena lags nicht :-) *dichdrückentufür´sfleißigekommischreiben*
    @ Shoshana: Hui, da würdest Du Tom doch glatt mit der Schwester seiner Frau verkuppeln *grins* Aber er liebt ja Lena... Und das über alles. Sonst würde der Dummkopf nicht so viel mit sich machen lassen. Was mit dem Ungeborenen Baby ist, verrat ich noch nicht (hm... von wem es wohl sein mag?)
    Hoffe, es hat euch gefallen, natürlich auch den stillen Lesern! (Hoffe es gibt welche :-) )

  • So eine Freude ,jetzt ist der Fischer tot.Aber,dass Lena gleich ohnmächtig wird,bestätigt nur meinen Verdacht,dass sie von ihm schwanger ist.Und der arme Tom,er hat bestimmt nichts mit dem Mord zu tun,die Polizei dürfte ihn übrigens im Real Life nicht festnehmen, wenn man ihn nur dort gesehen hat und keine weiteren Beweise hat.Ob sich noch rausstellt, von wem Lenas Kind jetzt wirklich ist,sie könnte Tom ja auch die Wahrheit verschweigen,falls er nicht der Vater ist.

  • Hm, Lena war nicht zu Hause und genau dann starb Fischer?
    Man könnte meinen Lena war es aber wohl eher nicht.
    Das Tom angehängt wird er ist Schuld nur wegen dem Geld ist fies. Aber wenn er es nicht wahr wird er da schon noch raus kommen.
    Die nächste Fortsetzung wird bestimmt wieder so spannend! :)
    LG




  • So verließ er dann das Polizeirevier und ich musste die Nacht in der Zelle verbringen. Es war zwar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, doch ich wäre natürlich lieber zu Hause bei meiner Frau und meinem Sohn gewesen. Am nächsten Tag kam der Anwalt dann noch einmal und erklärte mir, dass ich auf Kaution frei kommen könnte. Das hätte die Staatsanwaltschaft bewilligt. Die zehntausend Euro für die Kaution übernahmen meine Eltern, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Ich kehrte zurück nach Hause, und schon bald kam ein erlösender Anruf: Es war kein Mord! Ich war heilfroh, doch mir war das alles viel zu viel geworden. Ich war nicht fähig, auf die Beerdigung zu gehen. Auch Lena fühlte sich nicht dazu im Stande, doch irgendwie interessierte mich, wer alles gekommen war, und so fuhr ich am Friedhof vorbei. Es standen einige Männer in Anzügen vor dem offenen Grab, als ich gerade am Friedhof vorbei fuhr, und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Eigentlich sollte auch ich da stehen, und nun fuhr ich aus Neugierde hier vorbei, um zu gaffen. Ich beschloss, zum Grab zu gehen. Ich parkte den Wagen und ging zum Friedhof.





    Ich war schon fast am Grab, doch so richtig traute ich mich nicht. Erst, als der Pfarrer fertig war und sich die Leute verabschiedet hatten, ging ich zum Grab.




    Ich stand da und starrte auf das Blumenmeer. „An unseren treuen Kameraden, der uns immer wieder mit neuen Büchern unterhalten hat.“, stand auf einem großen Blumenband. Ich stand eine Weile so da und las die verschiedenen Trauergrüße.




    Dann plötzlich hörte ich etwas hinter mir. Ich drehte mich um, und da stand eine ältere Frau. Sie sah mich nervös an. Ich grüßte. Sie war weder in Schwarz gekleidet, noch hatte sie Blumen dabei. Auch auf der Beerdigung war sie mir nicht aufgefallen, und das war fast unmöglich gewesen, da sie anhand ihrer Bekleidung sofort aus der Menge gestochen hätte. Auch sie grüßte mit einem leichten Kopfnicker, dann trat sie näher und betrachtete das Grab.




    „Ich nehme an, Sie wissen nicht, wer ich bin.“, sagte sie. Ihre Stimme klang kalt. „Nein, ich kenne Sie nicht.“, antwortete ich. „Mein Name ist Marianne Rosenthal. Ich bin Sängerin, und die Exfrau dieses traurigen Geschöpfs da unter der Erde. Ich bin nicht hergekommen, um um ihn zu trauern. Ich bin nur hier, um sicher zu gehen, dass er endlich…“ Sie verstummte. „Ich meine, ich bin hier, um Leb wohl zu sagen. Sind Sie ein Freund von ihm gewesen?“





    Sie sah mich misstrauisch an. „Ja, er war ein guter Freund von mir. Er hat mir immer sehr geholfen. Ich bin auch Schriftsteller.“ Sie nickte verächtlich. „Sind Sie auch so, wie er? Verzeihung, wie er war…“ Ich runzelte die Stirn. „Was meinen Sie?“ Sie lachte laut auf. „Hat er Sie so getäuscht, dass Sie nicht gemerkt haben, was hinter seiner Fassade steckt?“ Ich war verwirrt. Waren das die Worte einer enttäuschten, vielleicht sogar betrogenen Ehefrau? Ich wusste nicht, weshalb sie sich scheiden ließen, damals, doch dass dieser Hass bis über den Tod hinaus ging, war für mich so unbegreiflich wie ein Perpetomobile. „Sagen Sie, Frau Rosenthal, haben Sie nicht Lust, mit mir einen Kaffee zu trinken?“, fragte ich sie freundlich.





    Sie drehte sich zu mir herum und sah mich böse an. „Denken Sie wirklich, ich will nach allem, was passiert ist, auch nur noch ein Wort über diesen teuflischen Mistkerl verlieren? Ich bin froh, dass es vorbei ist. Jahrelang habe ich diesen Moment herbei gesehnt, an dem ich ihn endlich begraben kann. Ihn und all die Erinnerungen, all die schrecklichen Erlebnisse.





    Sie haben das Haus geerbt, nicht wahr? Sie sind dieser Thomas Edenstein. Ich habe von Ihnen gehört. Sie scheinen mir zwar ein kluger und patenter junger Mann zu sein, und das ist auch der einzige Grund, warum ich jetzt mit Ihnen spreche, aber eins kann ich Ihnen prophezeien: Wenn Sie in diesem Haus leben, wird Ihre Familie kaputt gehen, und Sie würden sich wünschen, nie einen Fischer-Rosenthal gekannt zu haben! In diesem Haus wohnt nicht das Böse, dieses Haus ist böse! Nehmen Sie sich in Acht, und halten Sie sich raus. Es gibt Dinge, die sollte man lieber ruhen lassen. Und nun muss ich gehen. Leben Sie wohl, Herr Edenstein. Ich hoffe, Ihnen steht ein anderes Schicksal bevor, als es mir und meiner Familie widerfahren ist.“





    Diese Frau war vermutlich übergeschnappt. Sie ging davon, so leise, wie sie gekommen war. Und auch ich machte mich auf den Heimweg, um Lena von all dem zu erzählen.

  • Und nun noch zu den Kommis:


    @ Schlecksie: Fischer war laut Obduktionsbericht nicht das Opfer eines Mordes. Ob das ein Irrtum ist oder ob er letztendlich einfach aus dem Fenster gefallen ist, verrate ich nicht :-)


    @ Shoshana: Hm, da ist mir wohl ein Irrtum unterlaufen. Ich hoffe, Du übersiehst ihn. *ich meine wegen der Festnahme*
    Ob wir je erfahren werden, von wem das Baby ist? :-)


    @ Chrissili: Ich hoffe, die Fortsetzung ist spannend genug? *anzweifel*


    Auch viele liebe Grüße an alle stillen Leser und einen ganz ganz dicken Knuddler an alle meine fleißigen Kommi-Schreiber!
    LG, Moni

  • Hey,
    schön das es weiter geht!
    Der Friedhof sieht toll aus.
    Ob die Frau nochmal auftauscht oder ihm einfach nur das Haus schlecht reden wollte?
    Vielleich gönnt sie ihm das einfach nur nicht. Aber ich denke schon dass da noch was passieren wird.
    LG Chrissili :)

  • Frau Rosenthal gefällt mir optisch sehr gut.Und wieder einmal bin ich fassungslos über die Naivität von Thomas,hat er denn noch nicht den wahren Charakter dieses Herrn Fischers durchschaut,nicht einmal von dessen Ex lässt er sich überzeugen.Ich denke übrigens,dass sie die volle Wahrheit spricht.Ich würde das Haus verkaufen ,es bringt mit den Kostbarkeiten darin,bestimmt eine schöne Stange Geld und mir dann ein hübsches neues kaufen und das alles vergessen.Aber wie wir Thomas kennen,wird er dies nicht tun,denn das wäre ja vernünftig.




  • Lena saß gerade in der Küche und las in einem Buch. Elias spielte auf dem Küchenboden, wie so oft. Die letzten Tage hatten ziemlich an Lenas Nerven gezehrt. Ihr ging der Tod von Fischer mindestens doppelt so nahe wie mir. Das spürte ich deutlich, auch wenn ich es nicht wahr haben wollte. Sie grüßte mich nur ganz kurz, gab mir ein Küsschen auf die Wange und steckte dann die Nase wieder in ihr Buch.







    Ich ging ins Kinderzimmer, denn ich merkte, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war, um ihr von den vorgefallenen Ereignissen zu erzählen, doch irgendwie überlegte ich, ob ich ihr überhaupt jemals davon erzählen sollte. Ich beschloss, Simon anzurufen, um ihn einzuladen.







    Schon wenig später saßen wir auf unserer Couch. Lena hatte ihn nur kurz begrüßt, und auch er merkte, dass was nicht in Ordnung war. „Warst Du auf Fischers Beerdigung?“, fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich habe nach der Beerdigung an seinem Grab gestanden. Da ist mir etwas Seltsames passiert. Fischers Exfrau war da. Sie hat sich sehr komisch benommen und irgendwie scheint es, als sei sie nicht ganz richtig im Kopf. Sag mal, Simon, weißt Du irgendwas Genaueres über diese Frau?“







    Er hielt kurz inne. „Hm… Naja, ich weiß auch nur das, was man sich hier eben so erzählt.“ Er zögerte. „Nun erzähl schon, Simon, Du weißt, dass ich wegen dieser Sache in Schwierigkeiten stecke und ich möchte alles darüber erfahren. ALLES!“ Er wusste, dass es mir ernst war, schließlich kannten wir uns lange genug. „Also gut, ich erzähl Dir alles, was ich weiß. Es heißt, dass Fischer und seine Frau damals das glücklichste Paar in der ganzen Stadt waren. Er hat sie verehrt, sie auf Händen getragen, und er hat ihr eine Karriere ermöglicht, dank seiner vielen Kontakte zu hohen Tieren in jeder Branche kannte er natürlich die wichtigen Personen. Und so startete Marianne Rosenthals Karriere wie eine Rakete – von ganz unten nach ganz oben. Doch Fischer wollte das alles eigentlich gar nicht. Er wollte sie bei sich haben und sie vor allem beschützen, was ihr hätte schaden können. Und er wollte Kinder. Sie schenkte ihm einen Sohn, und schließlich ein Mädchen.“







    Mir stockte der Atem. Mir gegenüber hatte Fischer lediglich die Existenz eines Sohnes versichert, als sozusagen einziges Kind. Simon sprach weiter. „Marianne blieb allerdings nicht zu Hause bei den Kindern. Sie ging immer öfters auf Tournee, war auch international erfolgreich. Fischers Nachbarn haben gesagt, sie hätten geahnt, dass Marianne Rosenthal eines Tages fern bleiben würde, und so war es schließlich auch. Irgendwann war sie wohl einfach weg. Keiner hat sie mehr wieder gesehen. Es gab zwar einige Gerüchte, doch genaueres kann ich Dir nicht sagen. Jemand meinte, sie sei fremd gegangen, andere behaupten, er habe sie betrogen. Du kennst doch das Gerede der Leute… Es ist aussichtslos, da irgendwelche Fakten herauszukristallisieren.“







    Ich fragte nach der Tochter. „Was ist mit ihr passiert? Warum hat Fischer mir gegenüber die Existenz seiner Tochter verschwiegen?“ Simon zuckte zusammen. „Ach ja, die Geschichte seiner Tochter… Nun, um ehrlich zu sein hat er Dich nicht wirklich angelogen. Seine Tochter starb 1988. Sie hat sich erhängt. Es wurde gemunkelt, dass man das Kind schon vorher nicht mehr gesehen hatte, eigentlich seit dem Tag, an dem die Mutter gegangen war. Warum sie sich erhängt hat, weiß niemand, nicht mal Fischer. Er hat sich nie dazu geäußert, und es gab keinerlei Hinweise.“ Das war ein ziemlicher Schock für mich. Ich stand auf und ging im Raum auf und ab. „Wie alt war sie, als sie starb?“, fragte ich. Nun stand auch Simon auf.







    „Sechzehn. Ich habe irgendwo zu Hause noch den Obduktionsbericht liegen. Mein Vater hat damals in dem Fall ermittelt.“ Hier möchte ich hinzufügen, dass Simons Vater Polizist war. „Ich kann ihn Dir gerne besorgen.“ Ich überlegte kurz. „Ich glaube, das wäre eine gute Idee, Simon, aber bitte, sag Lena nichts davon.“







    Er gab mir sein Versprechen, und dann verabschiedeten wir uns voneinander. „Ich schick ihn Dir später per Email, okay?“ Ich war gerade nicht bei der Sache. „Den Obduktionsbericht.“, fügte er hinzu. Ich nickte, und da nahm er mich in den Arm. „Ach, Tom, das wird schon wieder. Lass Lena einfach Zeit, dann wird alles von selbst wieder normal werden.“ Ich hoffte, er würde recht behalten, und war schon mehr als gespannt auf den Obduktionsbericht.

  • Das wird ja immer spannender,diese rSimon ist doch ein echt netter Kerl,den hab ich am Anfang doch glatt falsch eingeschätzt.Ja,ja die gute Lena, die war wohl heftigst in Fischer verliebt,da es ihr so nahe geht,der arme Thomas!Ich mag sie einfach nicht,sie ist irgendwe falsch.Sie könnte doch mit ihrem Mann sprechen,jetzt wo Fischer tot ist,sonst hat die Ehe für immer einen Knacks.Das mit Fischers Tochter ist mysteriös,ich glaube nicht,dass Marianne nur karrieregeil war,da ist bestimmt mehr vorgefallen ,aber welche Mutter lässt ihre Kinder zurück,alles sehr seltsam.


  • Ich verzog mich mit Elias ins Wohnzimmer. Das Fernsehprogramm bot mal wieder nur geistigen Dünnpfiff an, und so saß ich mich an den PC, um auf Simons Email zu warten. Elias war ein braver Junge. Er spielte seelenruhig mit seinem Lieblingsspielzeug, der Eisenbahn. Da piepste mein Messenger. Das Pfeifen war sein übliches Signal, wenn eine Email eintraf. Ich klickte auf den Posteingang. Die Email war von Simon. „Hier ist der eingescannte Obduktionsbericht. Viel Spaß“, stand da.



    Ich öffnete die angehängte Datei. Es war ein PDF-Format. Ich wartete eine Weile, dann offenbarte mir mein Laptop ein Stückchen Vergangenheit.




    VORLÄUFIGER OBDUKTIONSBERICHT


    Name:
    Julia R.
    Nummer:
    512 - BK - 90774
    Alter:
    16 Jahre
    Eingeliefert:
    Freitag, 06.05.1985
    Todesursache:
    Tod durch Suizid

    Kurzbericht:

    Julia R. starb, indem konstanter Druck auf den rechten und linken Bronchus ausgeübt wurde. Allem Anschein nach begann die Tote am Morgen gegen 07:00 Uhr Selbstmord. Mithilfe eines weißen Schals erhang sie sich in ihrem Zimmer an einem Dachbalken. Die Tote hatte noch eine Weile gekämpft, bevor die Kräfte der 16jährigen erlahmten und nach einigen Minuten der Tod durch Strangulieren der Trachea eintrat. Sie starb nicht, wie normalerweise üblich, an einem Genickbruch.



    Am Hals der Toten wurden Würgemale sowie weiße Baumwollfasern von dem schalähnlichen Tuch festgestellt.


    Nachtrag: Der Fall Julia R. wird als Selbstmord zu den Akten gelegt. Der Grund des Suizids ist ungeklärt.




    Der Bericht war sehr ergreifend. Ich sah das junge Mädchen auf der Totenbahre liegen, konnte in meinem Gedächtnis ganz klar die Bilder hervorrufen, die ich damals in der Uni gesehen hatte. Wir hatten mit der Klasse ein Museum besucht, indem Tote ausgestellt waren, unter anderem auch ein Selbstmörder, der sich erhängt hatte. Diese Bilder vermischten sich mit dem jungen Mädchen da auf der Bahre, und schnell hatte ich mir das ganze Szenario so real vorgestellt, dass ich würgen musste. Dann kam Julia zu mir ins Zimmer und setzte sich neben mich.



    Plötzlich läutete das Telefon. Ich nahm den Hörer ab, und am Apparat war ein gewisser Herr Dr. Tusch. „Ich bin dazu ermächtigt worden, das Testament von Herrn Fischer-Rosenthal zu vollstrecken. Wie Sie wahrscheinlich wissen, gehört der gesamte Besitz Ihnen. Ich würde gerne morgen mit Ihnen das Haus besichtigen.“ Verstört verabredete mich mit ihm für den nächsten Tag. Das passte nun so ganz und gar nicht in meinen Tagesablauf. Ich hatte gerade diesen verdammten Obduktionsbericht gelesen und nun schwirrten diese Bilder in meinem Gehirn herum. Ich wollte dieses Haus nicht mehr betreten. Julia hatte sich in ihrem Zimmer erhängt. Welches mochte das gewesen sein? Nein, ich wollte nicht in dieses Haus einziehen. Ich würde es verkaufen. So schnell wie nur irgendwie möglich…




    Das winzige Bündel im hintersten Eck des kleinen Raumes bewegte sich kaum. Niemand hätte auch nur erahnen können, dass sich hinter der unscheinbaren Holztür ein kleines Stück Leben befand. Alles, was dieses kleine Ding kannte, waren die wenigen Minuten, in denen die Frau zu ihm herein kam, und es fütterte.



    Noch nie hatte es das Tageslicht gesehen. Doch trotzdem wurde es älter und älter. Mit jedem Tag geschah ein neues Wunder, denn es lebte weiter, ohne das, was für andere Babys selbstverständlich war. Niemand brachte ihm Liebe entgegen, niemand hatte es gern. Wenn die Frau, die täglich kam, ihm die Brust gab, dann spürte es die Wärme, roch den frischen Duft, der von ihr ausging, und hörte die sanfte Stimme, die es in den Schlaf wiegte, doch das EINE, das ultimative, was ein Leben lebenswert war, das blieb dem Kleinen versagt...

  • An alle meine Leser & Kommischreiber, die mich so treu begleiten:


    Danke, dass ihr immer so fleißig mitlest! Bin echt froh, dass ich Euch habe, ihr macht mir Mut, die Story weiterzuschreiben. Zu dem kleinen Absatz am Ende der letzten Fortsetzung: Bitte habt Geduld, solche Rückblicke werden jetzt des öfteren folgen, und erst am Ende ein Gesamtbild ergeben!


    @ Chrissili: Ja, da wird noch so einiges passieren, das kann ich Dir garantieren. Ob sie ihm das Haus nur schlecht reden wollte, weil sie vielleicht neidisch ist? Alles wäre möglich... Mal sehen.


    @ Shoshana: Eine Mutter, die ihr Kind verlässt. Entweder eine Rabenmutter, oder eine, die einfach nicht anders konnte. Ach ja, dass Dir Frau Rosenthal gefällt, finde ich super. Hab vier Anläufe gebraucht, bis ich endlich eine Simin erstellt habe, die meinen Anforderungen an eine Frau Rosenthal gerecht wurde.


    LG, die immer auf neue Kommis & Leser hoffende Moni

  • Mal wieder super, Monilein, wenn auch etwas verwirrend, warum du jetz einfach aufhören tust :-(
    Ich wollt gern noch mehr über dieses Baby lesen. Hört sich ganz danach an, als hätte jemand ein ungewolltes Kind gekriegt. Den Obtuktionsbericht hast du super geschrieben, wie ein echter... Totendingsbums... ich weis den namen von denen nicht mehr, mir fällt nur Orthopäde ein und das ist devinitif was anderes.
    Die Frage ist : Warum erhängt sich eine sechezehnjährige junge Frau? das ist echt schlimm finde ich...
    ich hoffe es geht bald weiter. und du machst auch trotz der wenigen kommis weiter...
    ganz ganz viel glück
    Sylvi


    [center][SIZE=3]An alle Fotostory-Schreiber: Ihr wollt nicht, dass Eure Geschichte in der Versenkung verschwindet? Dann schaut mal hier rein[/SIZE]
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    [center][SIZE=4]Meine erste Fotostory:[/SIZE]
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    [center][SIZE=4]Das Geheimnis der Schatzinsel[/SIZE]
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  • Muss mich auch mal wundern, dass es so wenig Kommis gibt, die FS ist doch echt spannend und gut geschrieben, aber vielleicht gibt es ja viele stille Leser.Für den Obduktionsbericht bin ich nicht genug medizinisch gebildet, das hab ich nicht ganz verstanden, die Trachea wurde stranguliert?na schön,aber was ist das und es wurde grosser Druck auf den Bronchus ausgeübt? Aber was für ein schlimmer Tod, der Minuten dauerte .Thomas zeigt ja Vernunftsanwandlungen, dass er das Haus verkaufen will, ich möchte da auch nicht einziehen.Zu dem Nachsatz mit dem Baby möchte ich auch gern mehr erfahren,wer könnte das sein,evtl. Julia als Baby,weil Frau Rosenthal da schon weg war und sich nur eine Amme um sie kümmerte und Herr Fischer nichts von seiner Tochter wissen wollte und sie sich deshalb später wegen schwerer seelischer Störungen umbrachte.Wilde Spekulationen!

  • Muss mich auch mal wundern, dass es so wenig Kommis gibt, die FS ist doch echt spannend und gut geschrieben, aber vielleicht gibt es ja viele stille Leser.Für den Obduktionsbericht bin ich nicht genug medizinisch gebildet,


    Das stimmt. Spannend ist sie. Auch gut geschrieben.:applaus Allerdings lese ich hier viele Storys und hab gar keine Zeit bei jeder einen Kommi zu hinterlassen.
    Mit Obduktionsberichten kenne ich mich zwar auch nicht aus, aber ich habe mal einen gesehen. Der war allerdings ganz anders verfasst. Egal, ich denke mal du wirst nicht grad aus der "Branche" kommen um so einen Bericht ordentlich zu verfassen.;)
    Zu deinen Leuten: Ich mag Lena auch nicht wirklich. Sie benimmt sich sehr eigenartig. Ich wüsste gerne den Grund warum sie ihre Schwangerschaften erst so spät bekannt geben will. Ich dachte erst sie wäre vllt schon mal schwanger gewesen und ihre Mutter hätte sie zur Abtreibung gezwungen.
    Ihr Mann ist eine Pfeife. So eine Lusche. Wenn ich Mann wäre und meine Freundin/Frau/Verlobte würde nackt mit einem fremden Mann "verkleiden" spielen, wäre sie nicht mehr lang meine Freundin/Frau/Verlobte. Und dann nimmt er auch noch seine Ratschläge an und heiratet auch noch in seinem Haus? :confused:
    Bei Simon dachte ich als erstes an einen Pädophilen. Weil er sich so auf Elias gestürzt hat und sich auch gleich als Babysitter anbiederte. Und warum hat er den Obduktionsbericht bei sich zu Hause? Auch wenn sein Vater bei der Polizei war, so hat der Bericht doch nicht bei ihm (dem Polizistensohn) zu liegen. Der gehört doch in die Akte!
    Na ja und der tote Schriftsteller. Ich weiß nicht was ich von dem halten soll/te. Was hatte er für Pläne mit Lena und ihrer Familie. Das er seine Tochter verschwiegen hat kann ich ihm allerdings nicht verdenken. So gute Freunde waren sie ja nicht. Ich würde auch nichts einem Fremden davon sagen. Obwohl wer mit Fremden nackt....Ach das hatte ich ja schon.
    Zu dem Baby schreibe ich noch nichts. Da warte ich lieber noch auf weitere Rückblenden. Und da du ja zu den Schnellschreibern gehörst, dauert das ja auch bestimmt nicht lange. :D

    Liebe Grüße
    PeeWee
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  • Hey Monimausal!
    de fotostory ist echt toll!
    Der Text ist so schön flüssig und richtig
    gut zu lesen. ich mag deinen schreibstil!
    die bilder gefallen mir auch richtig gut.
    bin jetz auch richtig gespannt was es mit
    dem armen baby auf sich hat und
    was nun aus dem haus wird.


    lg cindy

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    [SIZE=2]Life is not about waiting for the storm to pass, it´s about learning to dance in the rain
    :megafroi


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    Mein Blog - Gedanken über Gott und die Welt, schöne Erlebnisse, inspirierende
    Zitate, eigene Fotos und meine Vorstellung von Mode und Kosmetik
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  • Hey,
    das ist echt schlimm das mit dieser Julia.
    Ich an Toms und Lenas Stelle hätte das Haus auch verkauft.
    ich bin echt gespannt was es mit dem Baby auf sich hat und wer diese Frau ist.

    LG Chrissili