Ja, meine Lieben, ihr lest richtig.
Ich bin schneller als gedacht voran gekommen und nachdem ich schon mehrmals nach meinem neuen Projekt gefragt wurde, stelle ich es hiermit vor.
Ich bin sehr gespannt auf Eure Reaktionen ...
Einleitung
Der Anruf kam ganz unerwartet. Ich wusste noch nicht mal davon. Woher ja auch – ich wusste ja selber nichts von mir. Es machte mich neugierig und so stimmte ich dem vorgeschlagenen Termin zu. Ich hatte ja keine Ahnung was mich erwartete. Nun stand ich vor diesem Haus. Es war riesig. So weit ich es einschätzen konnte mussten es mindestens drei Stockwerke sein. Vielleicht gab es auch noch einen Dachboden, der sich unter dem kleinen Fenster befand. Von außen sah es sehr heruntergekommen aus. Der Weg dorthin war mit Unkraut bewuchert und ließ nur erahnen, dass darunter mal Pflastersteine den Weg zum Haus führten. Die Bäume wuchsen wild auf der Rasenfläche. Es waren Trauerweiden und die riesigen Äste ragten fast zum Erdboden hinunter. Das Haus selbst war mit Holz verkleidet und es sah so aus, als ob es ein gefundenes Fressen für jede Menge Holzwürmer war. Die erste Stufe hinauf zur Tür knarrte sehr laut und drohte fast unter meinem Gewicht zu zerbrechen. Das Geländer war aus verschnörkeltem Eisen und noch sehr stabil, was man von der alten Haustür nicht behaupten konnte. Sollte ich anklopfen? Aber eigentlich sollte außer dem Anrufer niemand im Hause sein. Außerdem – warum sollte ich bei meinem eigenen Besitz an die Tür klopfen?! Vorsichtig drehte ich den alten Knauf und die Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen ….
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Kapitel 1 – Die Unterschrift
Ich stand in einem kleinen Flur der zu einem Längeren führte. Auch hier sah alles sehr alt aus. Obwohl ich es mir drinnen schlimmer vorgestellt hatte, als ich noch draußen stand. Die Tapeten kamen an einigen Ecken herunter und dort wo früher mal Bilder hingen, war nur noch ein ausgeblichener Fleck zu sehen. Es roch etwas muffig und verbrannt und es müsste unbedingt gelüftet werden. Auf dem Flur lag auf dem Holzboden ein alter Läufer, der an den Seiten langsam anfing auszufransen. Ich folgte dem ausgelatschten Weg auf dem Läufer und unter mir knarrte es leise.
Am Ende des Ganges war ein Durchbruch zum nächsten Zimmer. Es brannte Licht dort. Obwohl es draußen taghell war, musste man im Inneren des Hauses die Lampen oder Kerzen anmachen, da es - soweit ich es erkennen konnte - im hinterem Trakt keine Fenster gab. Im Wandbogen blieb ich stehen und betrachtete das Zimmer. Ein Kamin stand in einer Ecke, der sicher eine wundervolle Wärme ausstrahlen würde, sobald er Feuer fing. Eine kleine Sitzgruppe stand mit weißen Laken abgedeckt direkt davor. Auf der anderen Seite stand ein langer Tisch mit vier großen Sesseln. Diese waren ebenfalls mit Tüchern abgedeckt. Sicher um die Möbel vor dem Staub zu schützen.
„Setzen sie sich doch.“, sagte der Mann aus dem hinteren Sessel, den ich zuerst gar nicht bemerkt hatte. Ich errötete über meine Unhöflichkeit und ging um die Sitzgruppe herum auf ihn zu.
„Guten Tag Herr Richter.“, sagte ich und hielt ihm meine Hand entgegen. Er stand sofort auf und lächelte mir zu.
„Guten Tag, Frau Path.“
„Nein, nein. Nennen sie mich Haley. Ich kenne es nicht anders.“, widersprach ich ihm und setzte mich ihm gegenüber.
„Nun gut, dann Haley. Ein ungewöhnlicher Name.“, stellte er fest.
Uh, das hörte ich schon mein ganzes Leben lang.
„Hmmh.“, war meine knappe Antwort und der Mann wandte sich wieder seinen Unterlagen zu.
„Ich werde es sicher zu einem angemessenen Preis verkaufen können. Wenn sie mir hier noch ihre Unterschrift geben, brauchen sie sich um dieses …“ - er sah sich naserümpfend um - „… Haus nicht mehr zu kümmern. Wir übernehmen alles für sie.“
„Wissen sie, wenn ich es mir recht überlege, will ich es gar nicht verkaufen.“
„Machen sie sich nicht lächerlich. Was wollen sie mit so einem Haus?“
Wieder rümpfte er seine Nase und machte eine abwertende Handbewegung um ihn herum.
„Mit dem Tod meiner Großtante gehört es doch mir, oder nicht?“
„Doch natürlich. Deshalb hatte ich sie angerufen. Sie sind die letzte Nachkommin der Familie Path und es steht ihnen natürlich zu, es zu behalten. Ich dachte nur …“ Er machte eine kleine Pause.
„Was dachten sie?“, hakte ich nach und bemerkte, dass meine Stimme anfing zu beben.
Seine Augen weiteten sich für einen Moment und auf seinem Gesicht lag ein komischer Ausdruck, dann lächelte er wieder und meinte: „Na ja ich dachte nur, sie wollten vielleicht nicht hier in dem Haus wohnen, wo doch ihre Tante hier gestorben ist.“
„Ich kannte sie nicht.“, war meine einfache Antwort darauf und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Nun gut. Ich überlasse ihnen dann die Schlüssel und lasse ihnen mein Visitenkarte hier, falls sie sich es doch noch anders überlegen.“
„Ich denke nicht, dass ich das tun werde, aber trotzdem danke.“
Ich griff nach den Schlüsseln, die vor ihm auf dem staubigen Tisch lagen. Bevor ich sie an mich nehmen konnte, legte er seine Hand auf meine. Ich hielt den Atem an und sah ihn an.
„Seien sie vorsichtig und passen sie gut auf sich auf.“
„Warum?“
„Man erzählt sich, dass es in diesem Haus spukt. Ich glaube natürlich, dass es totaler Unfug ist, aber an jedem Getratsche ist etwas Wahres dran. Sie sehen wie ein vernünftiges Mädchen aus, also denken sie noch mal über meinen Vorschlag nach.“
Ich nickte und Herr Richter ließ meine Hand wieder los. Ich steckte schnell die Schlüssel in meine Tasche und erhob mich von dem Sessel. Der Mann verstaute seine Papiere in seine Aktentasche und ich folgte ihm zur Tür. Bevor er sie öffnete wandte er sich noch mal an mich.
„Achten sie darauf wohin sie gehen. Dieses Haus hat an die zweihundert Zimmer. Ich hätte mich vorhin beinahe verlaufen. Dieses verflixte Haus …“
Den letzten Satz murmelte er vor sich hin und ließ seinen Blick noch mal kurz schweifen ehe er mir seine Hand zum Abschied entgegen hielt. Mit einem zaghaften Lächeln schüttelte ich sie und er drehte sich endlich um zum Gehen.
„Sagen sie, wie ist sie eigentlich gestorben?“, stellte ich noch meine letzte Frage.
Herr Richter verharrte plötzlich in seiner Bewegung, als wäre er auf eine Tretmine getreten.
„Sie … sie war die Treppe herunter gefallen und hat sich dabei das Genick gebrochen.“
Er sagte nichts weiter dazu und schaute mich auch nicht an. Er verweilte noch einen Augenblick in seiner Starre und ich dachte er würde noch etwas sagen wollen. Er schüttelte sich kurz und ging dann die kleine Treppe hinunter. Die letzte Stufe ächzte wieder und dann hörte ich nur noch gelegentlich die Schuhe auf den durchschimmernden Pflastersteinen klacken.
Mit einen komischen Gefühl im Bauch drehte ich mich um und schloss die Haustür. Diese fiel mit einem Klacken ins Schloss und ich spürte wie das ganze Haus dabei erschütterte.
Welcome - Home Sweet Home …
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Fortsetzung folgt ...
Eure Manja