• @ malai: *gg* du kennst dich ja aus mit den hauptdarstellern. Ich kenn nur die buffi, weil die ja überall zu sehen ist, an ihren mitstreitern würd ich vermutlich vorbeigehen, wenn ich die auf der straße treffen würde. ;)
    Aber ich mein ja nur, an und für sich können die schaupsieler ja nischt dafür, oder? Die kriegen gesagt, was sie da machen sollen, und ihre kohle dafür. Knöpf dir da mal lieber den regisseur vor oder so... :hehe


    Und was ist denn nun mit dem sprengstoff???!!! *endlichwissenwill*
    Ahja, nen Pflock und weihwasser. Was ist denn weihwasser? benutzen se den kram net irgendwo inner kirche? :kopfkratz
    Wie stellt man das her?
    Und was für einen Pflock? Nen Ast, der irgendwo vom baum gefallen ist, reicht der auch aus? *gg*
    Nicht, dass ihr denkt, ich werd jetzt vampirjägerin oder sowas! ;)
    Nee, nee is nur zu informationszwecken. Ich kann ja immer nen Pflock und weihwasser mit mir rumschleppen zur sicherheit.
    Außerdem wohn ich ja auf sonem Dorf, mit 1600-1800 Einwohnern, ein kleines kuhkaff also. *sich sicher fühlt* :p
    caule, eure mandy


    P.S.: Seeeeeehr schön, ich freu mich schon wahnsinnig auf die geschichte!!!! *lechz*

  • Das mit dem Sprengstoff würde Wirkung zeigen, solange die Explosion dafür sorgt, dass das Herz keine Verbindung mehr zum Kopf hat, andernfalls kann sich der Vampir wieder zusammenflicken (lassen).


    Weihwasser ist normales Leitungswasser, das aber von einem Priester gesegnet wird, somit also die Kraft Gottes erhält. Da Kainskinder Verdammte sind, schadet ihnen das geweihte Wasser, es sei denn, sie sind selbst gläubig (Ja, das gibt es auch).


    Hier übrigens der langersehnte zweite Teil der Fortsetzungsgeschichte um "Vampire - Die Maskerade" unter dem Titel


    Die neue Welt


    von Jan Marvin



    Ich hätte sie einweihen sollen. Vielleicht wäre dann alles nicht so schlimm gekommen, wie es gekommen ist. Andererseits hätte sie mich vielleicht noch mehr gehasst, als sie es ohnehin schon tut. Judith, mein neues Kind. Was habe ich getan? Ich hätte sie nicht zu dem machen sollen, was sie ist. Ich hätte von ihr trinken sollen, wie es gedacht war und sie danach in Ruhe lassen sollen. Sie hätte nie etwas gemerkt, ich hätte jetzt nicht diese Selbstzweifel. Ich wäre dann, wie jeden Abend, durch die Stadt gezogen und hätte mir ein neues Opfer gesucht. Und am nächsten Samstag vielleicht wieder Judith. Und jetzt... wenn ich gekonnt hätte, hätte ich es wieder rückgängig gemacht, jetzt musste ich dafür sorgen, dass es ihr gut ging. So weit es mir möglich war. Ich hoffte nur, dass sie den anderen sie akzeptieren und genauso bewundern würden wie ich es tat, als ich den Entschluss fasste, sie zu einer der unseren zu machen.
    Mein Ghul weckte mich am Abend nach ihrer Verwandlung wie immer frühzeitig, noch bevor die Sonne untergegangen war. Ein Blick auf den Monitor neben meinem Bett, der mit der Außenkamera meines Hauses verbunden war, zeigte mir, dass die Dämmerung bereits eingesetzt hatte, die Sonne aber noch nicht hinter dem Horizont verschwunden war. Ich hatte also noch viel Zeit, mich vorzubereiten. Wie an jedem Sonntag trafen sich viele der Toreadore der Stadt in unserem Elysium, einer Einrichtung, die Vampiren Schutz und Hilfe, aber auch Gesellschaft und Freude bringen sollte. Die Degenerierteren unter uns nutzten das Elysium, um sich selbst zu feiern, die bessergestellten verwendeten die Zeit eher damit, die Zukunft der Stadt und der in ihr wohnenden Vampire zu besprechen. Da unser Prinz damals ein Toreador war, verstärkte sich folglich der Einfluss unseres Blutes in der Stadt. Das wiederum erhob uns in eine Position, die uns ermöglichte, Berlin nach unserem Ermessen zu beeinflussen. Selbstverständlich landeten Spendengelder schon lange vor der Machtübernahme des Prinzen in verschiedensten kulturellen Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken oder Opernhäusern. Jetzt jedoch war es uns schneller möglich, nicht nur zu helfen, sondern zu steuern und zu lenken, weiterzudenken und die Zukunft auszubauen.
    Als ich aufgestanden war, ging ich in das Gästezimmer meines Hauses, um zu sehen, wie es Judith ging. Sie schlief noch tief und fest; meinem Ghul sagte ich ausdrücklich, er solle sie schlafen lassen, denn sie hatte eine wahrlich anstrengende Nacht. Ich ging an ihr Bett und legte meine Hand an ihre Stirn. Sie war ungewöhnlich kalt, ihr Körper muss sehr viel Blut verbraucht haben. Unter meiner Berührung wachte sie plötzlich, aber sanft auf, sie öffnete ihre Augen und sah mich beinahe erschrocken an.
    „Kein Traum, Liebes.“, flüsterte ich ihr zu.
    Dann beruhigten sich ihre Augen wieder und ein trauriger Blick nahm Besitz von ihrem Gesicht.
    „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Normalerweise wissen die Menschen, die ich zum Vampir mache, was ich tue. Ich handle bei dieser Sache nie aus einem Gefühl heraus.“
    Sie sagte gar nichts. Ihr Blick aber verriet mir, dass ihr meine Entschuldigung egal war. Sie verachtete mich nicht, jedenfalls nicht, dass ich es erkennen konnte, aber mit Hingabe konnte ich unsere Beziehung auch nicht beschreiben. „Es ist langsam Zeit, aufzustehen. Die Dusche ist gleich gegenüber von deinem Zimmer, ich erwarte dich in der Küche, dort werden wir uns erst etwas stärken und reden, dann werden wir uns zum Prinzen aufmachen.“
    Sie wirkte irgendwie noch kälter, als sie aus der Dusche kam, zumindest hatte es den Anschein. Sie setzte sich vor mich hin und schenkte mir ein halbherziges Lächeln. „Wird der Prinz mich mögen?“, fragte sie.
    „Nun, diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich kenne den Prinzen selbst kaum. Aber er ist ein guter Führer, so viel konnte ich feststellen. Und er ist immer versucht, Streitigkeiten unter den Toreador aufzulösen. Wenn du dich gibst, wie du bist, sehe ich keine Probleme.“
    Ich schenkte ihr aufbereitetes Blut aus meiner Reserveflasche in ein Weinglas ein, sodass sie wieder etwas Farbe bekam. Ich selbst brauchte nur wieder etwas pumpen, um meine Hautfarbe aufzufrischen.
    „Warum werde ich nicht... warum bleibt meine Haut so weiß?“, fragte sie, als sie das Blut getrunken hatte.
    „Nun, du musst es durch deinen Körper treiben. Es werden fast keine Körperteile mehr durchblutet, also musst du das Herz zwingen, zu arbeiten. Leg deine Hände auf den Tisch und sieh sie dir an.“
    Sie tat, wie geheißen. „Gut, jetzt konzentrier dich auf dein Herz. Tu so, als wolltest du ihm befehlen, zu schlagen.“
    Und tatsächlich. Ihre Haut wurde schnell rosiger, ihr Körper wärmer. Sie lächelte sogar über diesen kleinen Erfolg. Das erste Mal, seit ihrer Verwandlung...
    „Achte aber darauf, dass du das nicht ständig oder in sinnlosen Momenten tust, denn es kostet Blut, das zu tun. Alle deine Aktivitäten kosten dich keine Kraft, keine Konzentration, sie kosten Blut - vor allem die Dinge, die Menschen nicht können. Ich werde dir noch beibringen, wie man atmet und einen Herzschlag nachstellt, sodass du dich unter Menschen bewegen kannst, ohne aufzufallen.“
    Ich bestellte wieder ein Taxi, dass uns zum Elysium bringen sollte. Es war natürlich der gleiche Fahrer, der uns schon letzte Nacht hierher brachte. Während wir auf das Taxi warteten, duschte ich noch schnell und zog mich noch um. Diesmal etwas feineres. Ein dunkles, violettes Sakko, dazu einen schwarzen Binder, weißes Hemd uns schwarze Bundfaltenhose sowie schwarze Ausgehschuhe. Ich brachte ihr ein Kleid, dass ihrem blauen Abendkleid der letzten Nacht sehr ähnelte, nur das Dekolletee war mit Perlen bestickt. Ein reizender Anblick. Als Schuhe dienten ihr modische Slipper, die ich ebenfalls im Schrank hatte. Gut, wenn man auf alles vorbereitet ist.
    Das Taxi wartete bereits, als wir aus dem Haus kamen. Während der Fahrt erzählte ich ihr wieder einige Dinge über die Welt der Vampire. Ich ging diesmal jedoch mehr auf Details ein, wie die geschichtlichen Ereignisse Einfluss auf die Kainskinder hatten. Ich berichtete, als wäre ich dabei gewesen, davon, wie die einzelnen Clans entstanden sind. Dass die Nosferatu deswegen so schrecklich aussehen, weil ihre Ahnen einst ihren ältesten Vampir und Erzeuger vernichtet hatten und Kain ihnen dafür dieses Aussehen und das damit verbundene Leben in der Unterwelt auferlegte. Die Ventrue waren einst nahezu alles adlige, die oftmals wichtige Herrscherfunktionen hatten, und daher rührte auch ihre Sucht nach Macht und Kontrolle. Die Tremere waren nach ihrem Gründer benannt, der vor vielen Jahrhunderten mit Magie herumexperimentierte, bis er zum Vampir gemacht wurde. Jetzt waren die Tremere der Hexenmagie verfallen und verfolgen sie heute noch. Die Toreador waren die Elite der Freidenker, Künstler und Philosophen, die das bessere Leben im Vordergrund ihrer Bemühungen sahen, was bis in die jetzigen Tage anhielt. Brujah waren Rebellen, egal, wogegen. Sie strebten nach Unabhängigkeit und Gleichheit und hatten selten Probleme damit, ihre Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Über die Gangrel war bisher leider wenig bekannt, daher konnte ich wenig berichten. Was aber jeder Vampir weiß, ist dass ihnen das Tier in sich nichts ausmacht. Im Gegenteil, sie zelebrieren es regelrecht. Die Malkavianer hingegen glauben, dass nur der Wahnsinn dem Individuum das Tor zur nächsten geistigen Evolutionsstufe verhelfen kann, da der rationale Verstand die Dinge, nach denen sie forschen, gar nicht erfassen kann. Daher machen sie meist geisteskranke Menschen zu Kainskindern. Ihre Meinung. Von den unabhängigen Vampiren und denen des Sabbat wollte ich ihr später berichten. Wir waren da.
    „Also, du bist in den Augen eines Vampirs weniger Wert als ein Ghul. Rede nur, wenn du gefragt wirst, sage immer die Wahrheit und tu, was ich dir sage. Ich verspreche dir, wenn sie dich mögen, werden sie dich akzeptieren, sobald du deine Ausbildung abgeschlossen hast.“
    Der Ort des Elysiums war, passend gewählt, das Schloss Charlottenburg. Wir hatten damals stille Abmachungen mit dem Senat, dass dieses Gebäude uns zur Verfügung gestellt wurde. Natürlich waren diejenigen, die uns die Genehmigung erteilt hatten, keine unwissenden Menschen. Einer meiner engeren Freunde unter den Ventrue saß selbst im Stadtrat bei der Stadtentwicklung, oder zumindest einer seiner Ghule. Aber dazu später mehr. Jetzt war es soweit, mein neues Kind dem Prinzen vorzustellen. Ich gab ihr noch einmal den Hinweis, sich wie bei Hofe oder zumindest wie in feiner Gesellschaft zu verhalten, wie es einer Toreador gebührt.
    Da standen wir nun. Ich, derjenige, der aus einer Laune heraus einen Vampir erschuf und sie, die sie sich den Augen der anderen Vampire präsentieren musste, ohne ein schlechtes Licht auf sich selbst oder mich zu werfen. Ich war nervös. Sie auch. Die Haupttür zum Empfangssaal öffnete sich und ein noch recht junger Vampir bat uns herein. Ich verneigte mich leicht zur Begrüßung, sie tat einen höflichen, geübten Knicks, sagte aber nichts. Als wir auf dem langen Gang in Richtung Ballsaal liefen, fragte sie mich, wer das war.
    „Oh, das war ein neuer Vampir, wie du, nur hat er seine Ausbildung bei uns bereits abgeschlossen. Sein Name ist Henry, er gehört zu Lady Sophie von Laudanus, einem Ahn unseres Clans. Sie selbst ist etwa dreihundert Jahre alt und sehr weise. Ich selbst würde ihr jeden Wunsch erfüllen, würde sie mich bitten.“
    „Also seid ihr ihre Vasallen?“
    Berechtigte Frage. Ich musste lächeln.
    „Nein, keineswegs. Ich unterwerfe mich nicht so schnell. Ich neige eher dazu, Leuten, die ich respektiere, Respekt zu erweisen. Das solltest du auch tun. Ach so, noch was. Wenn dir einer von uns sagt, du sollst irgendetwas für ihn tun, schick ihn erst zu mir. Wenn ein Vampir, der jünger ist als ich, etwas will, sag ihm, ich hätte gesagt, du sollst keine Aufträge annehmen. Ich sehe nicht ein, dass du für minderwertige Tätigkeiten missbraucht wirst. Du hast zu lange an einer Tankstelle gearbeitet, um jetzt Spiegel zu putzen oder auf die Tür aufzupassen.“
    Sie bestätigte meine Anweisung mit einem Nicken, dann erreichten wir auch schon den Ballsaal. Von drinnen ertönte bereits barocke Musik und es duftete nach Rosen, Veilchen und Jasmin. Genau das richtige, um einen ruhigen Abend unter Freunden zu verbringen.
    Ich klopfte, und mein alter Freund und Haudegen Jack Black – Künstlername – öffnete mir mit einem herzlichen „Hallo, Malakai! Schön, dich zu sehen!“ die Tür.
    „Es freut mich auch, Jack. Was macht die Talkshow?“
    „Alles super, wirklich. Die Einschaltquoten sind besser als sonst!“
    Jaja, der gute alte Jack. Er war Moderator einer Late Night Show auf einem deutschen Sender, die mittelmäßige Erfolge erzielte. Nicht genug, um einen besseren Sendeplatz zu kriegen, aber auch nicht schlecht genug, um abgesetzt zu werden. Immerhin hatte er des öfteren Besuch von berühmten Persönlichkeiten, was der Publicity durchaus half. Auch meine Wenigkeit saß bereits bei ihm auf dem Sofa, wir haben mein neues Buch vorgestellt. Vielleicht klappte es ja diesmal, dachte ich.
    Wir tauschten noch einige belanglose Floskeln aus, dann sah ich mich nach dem Prinzen um. Er saß auf einem bequemen, schwarzen Ledersessel und trug in etwa die gleiche Kleidung, die ich gestern in der Diskothek trug. Sein schulterlanges, dunkles Haar wedelte ein wenig im Luftzug, der durch die offenen Fenster verursacht wurde. Die Holzdielen, die den Fußboden schmückten, knarrten recht laut unter meinen Schritten, als ich mich direkt zum Prinzen begab. Er erhob sich, als er mich erblickte und neigte seinen Kopf leicht. Unter seiner Sonnenbrille, auch so eine mit kreisrunden Gläsern wie ich sie trug, waren seine Augen nicht zu erkennen, sodass ich seine Stimmung nicht ersehen konnte. Ich trat vor ihn, verneigte mich und reichte ihm die Hand. Nachdem unsere wortlose Begrüßung beendet war, drehte er sich sofort zu Judith hin. Sie machte ihrerseits einen höflichen Knicks und reichte ihm ebenfalls die Hand, um den Handkuss zu empfangen. Er nahm sie entgegen und sah sie an. „Wollt ihr euch nicht vorstellen?“, fragte er neutral, aber bestimmt.
    „Mein Prinz, ich bin Judith Avermann, ich bin das Kind Malakais und bitte um das Recht, mich in dieser Stadt, eurer Domäne, aufhalten zu dürfen.“
    „Oh, Malakai, ihr habt also ein Kind gezeugt?“
    „Ja, mein Prinz. Sie wird eine Bereicherung unseres Clans sein. Davon bin ich überzeugt.“
    „Nun, die Etikette scheint der unseren angemessen, ein Zeugnis eurer Lehren, Malakai. Bedenkt jedoch immer, verehrter Toreador, ihr bürgt in jedem Belang für das Kind.“
    „Dessen bin ich mir bewusst, mein Prinz. Ich werde euch nicht noch einmal enttäuschen.“
    Auch hier beendeten obligatorische Phrasen das Gespräch, wonach ich mich an Judith wandte. „Du hast mich ja beinahe überrascht. Sehr selbstständig, das können nicht viele. Respekt.“
    „Danke, mein Meister.“, antwortete sie spöttisch.
    Ich lächelte. „Ich werde dir jetzt Gelegenheit geben, dich mit den anderen Toreador zu unterhalten. Wenn dich jemand fragt, du gehörst zu mir und ich habe dir den Auftrag gegeben, ein wenig Erfahrung zu sammeln, solange ich mich um meine Dinge kümmere. Sie werden dich wahrscheinlich testen, wie viel Wissen du bereit bist, weiterzugeben. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du auf eine Frage antworten sollst, sag einfach, dass diese Informationen vertraulich sind, dann machst du keine Fehler. Die anderen müssen das akzeptieren.“
    Sie akzeptierte und machte sich sofort auf den Weg zu Jack, der in der Ecke stand und lächelnd die Menge beobachtete, wie er es immer auf einem Elysium tat. Worüber sie sich unterhalten würden, würde ich ohnehin später erfahren, außerdem hielt ich es für unangebracht, sie zu belauschen, zumal Jack ein Freund ist, dem ich vertraue, soweit das bei einem Vampir möglich ist.
    Eine Hand berührte plötzlich meine Schulter. Ich drehte mich langsam um und erschrak beinahe beim Anblick dessen, was sich mir dort bot: Nikolai, ein Nosferatu, stand hinter mir und glotzte mich aus seinen in die Höhlen gefallenen Augen an. Er hatte sich offensichtlich verdunkelt, um nicht entdeckt zu werden. Verdunklung ist eine sehr wirkungsvolle Disziplin, die außer den Nosferatu nur wenigen Vampiren vorbehalten ist. Sie erlaubt einem Kainskind, sich in den Schatten, in Menschenmassen, sogar auf freien, beleuchteten Flächen zu verstecken. Menschen nennen das Unsichtbarkeit, jedoch trifft die Bezeichnung Verdunklung eher den Punkt.
    „Tu das nie wieder, Nikolai.“, ermahnte ich ihn.
    Er hingegen kicherte nur kurz. Die Nosferatu waren derart verunstaltet, dass es ihnen unmöglich war, auf Erden zu wandeln, sie würden zu viel Aufsehen erregen. Sein völlig entstelltes Gesicht wirkte, als würde es selbst jetzt noch, lange nach seinem Tod, weiter verfaulen.
    „Nikolai, was kann der Clan Toreador für euch tun?“, fragte ich hämisch. Die Toreador taten nie etwas für diese Kanalratten.
    „Ich habe eine Botschaft für den Prinzen, Rosenzüchter.“
    „Oh, du beleidigst mich. Ich züchte keine Rosen. Außerdem verkennst du ihre Schönheit. Geh zum Prinzen und verbreite deine Kunde. Aber ich warne dich, alter Freund... Tu das nicht bei meinem Kind, du würdest es bereuen.“
    Er sagte gar nichts mehr, drehte sich um und ging langsamen Schrittes zu Prinz Alexander. Eine weitere Hand berührte meine Schulter, erst wollte ich herumfahren und einen Dolch zücken, doch im letzten Moment fühlte ich, dass die Hand nicht die eines Mannes war.
    „Ich freue mich, dass ihr auch hier seid, Lady Sophie.“
    Sie kicherte. „Und mich, werter Malakai.“
    Als ich mich zu ihr umdrehte, durchfuhr mich wieder ein Schauer, so vorzüglich wirkten ihre Züge. Sie schien nie wirklich alt geworden zu sein, und ihr jugendliches Aussehen strafte zweihundert vergangene Jahre Lügen. Wieder verneigte ich mich, küsste ihre Hand und lächelte sie an.
    „Madame, es erwärmt mein Herz aufs tiefste, euch hier sehen zu dürfen.“
    „Oh, Malakai, so jung ihr auch seid, euer Charme ist Jahrtausende alt.“
    „Ihr schmeichelt mir. Wie ist es euch ergangen?“
    „Nicht schlecht. Ich habe meinen Beruf als Journalistin wieder aufgenommen und arbeite für eine Tageszeitung. Einer der interessantesten Berufe dieser Zeit, wenn ihr mich fragt.“
    „Das freut mich zu hören. Wisst ihr etwas über unseren Nikolai? Also, was er hier möchte?“
    „Nein, tut mir leid. Aber wir werden es sicher erfahren.“
    Ja, das sollten wir. Vom Prinzen persönlich. Er erhob sich von seinem Sessel und bat die Anwesenden um Ruhe.
    „Bitte entschuldigt die Unterbrechung, ich habe eine wichtige Ankündigung zu machen. Mein Schriftführer und Nosferatu Nikolai teilte mir soeben mit, dass sich Assamiten in der Stadt aufhalten. Ich weiß nicht, was sie vorhaben, aber ich möchte, dass dem auf den Grund gegangen wird. Ich werde die anderen Clans von den Umständen unterrichten lassen, sammelt eure Quellen und erstattet mir umgehend Bericht, solltet ihr etwas herausfinden. Ich werde mich nun zurückziehen um meinerseits Nachforschungen anzustellen.“
    Mit diesen Worten verließ er den Saal und ließ den Rest zurück.
    „Assamiten.“, murmelte ich.
    Judith kam zu mir herüber und fragte, was der Prinz denn eigentlich gesagt hatte, da sie kein Wort verstand.
    „Assamiten sind Auftragsmörder, und sehr gute dazu. Sie arbeiten für die Camarilla und den Sabbat gleichermaßen, um bestimmte Leute aus dem Weg zu räumen. Dass sie in der Stadt sind, heißt sozusagen, dass in nächster Zeit etwas gewichtiges passieren wird. Was das ist, werden wir hoffentlich noch erfahren.“
    „Du hast mir nie von den Assamiten erzählt. Warum nicht?“
    „Ich wollte, dass du erst lernst, mit dem Leben als Vampir selbst fertig zu werden, dann wollte ich dir alles weitere beibringen. Aber wenn wir schon dabei sind... Setz dich, dann erzähle ich dir alles.“
    Wir setzten uns auf zwei bequeme Stühle nahe einem großen Fenster, dass direkt auf den Schlossgarten zeigte.
    „Also, Assamiten gehören zu den sogenannten unabhängigen Vampiren. Sie wollen sich nicht auf eine der beiden Seiten einlassen, weil sie glauben, dass es erträglicher ist, für beide zu arbeiten. In diesem Punkt mögen sie Recht haben, doch ich bin der Ansicht, dass sie dann auch keinen Schutz genießen können. Wenn man von einer Seite verfolgt wird, ist eine Partei, die einen schützt, ein Segen. Weitere unabhängige Clans sind die Ravnos, umherziehende Zigeuner, die es nie geschafft haben, ihre Vorbilder zu erreichen. Pass auf, wenn sie dir ein Geschäft anbieten. Diese Zeitgenossen sind schlimmer als jeder Losbudenbesitzer auf dem Jahrmarkt. Dann wären noch die Giovanni, ein Clan, der fast nur Familienmitgliedern die Unsterblichkeit schenkt. Sie sind Geschäftsleute, Manager, Mafiabosse oder sogar Historiker und arbeiten grundsätzlich in die eigene Tasche. Von den Setiten würde ich mich fernhalten. Sie glauben, von Seth persönlich abzustammen und die einzig wahren Vampire zu sein, sie haben die Schlange als Totem für sich entdeckt. Sie behaupten, dass Wissen und Weisheit der Schlüssel zum Leben sind. Unerträglich, meiner Meinung nach. Visionär, arrogant und besserwisserisch.
    Dann gibt es noch die Vampire des Sabbat. Zu denen gehören die Lasombra und die Tzimisce. Lasombra stehen auf sadistische Spielchen, Desinformation, Intrigen, Mord, Camarillabrüche und Manipulation des Geistes. Dabei sind sie die größten Speichellecker, die ich kenne. Es gibt auch Lasombra in der Camarilla, die sind weit angenehmer, auch wenn sie ständig versuchen, sich eine bessere Position durch besonders menschliches Verhalten anzueignen. Die Tzimisce hingegen zeichnen sich durch ihre furchtbare Disziplin namens Fleischformen aus, die sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit einsetzen. Sie können das Fleisch eines Lebewesens in jede erdenkliche Form bringen, die Knochen auch, und das, während das Lebewesen bei vollem Bewusstsein ist. Sie wollen mit den Menschen nichts mehr zu tun haben und konzentrieren sich auf ihre Experimente...“
    Sie nickte nur und versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Selbst, wenn sie nicht alles verstand, sie würde es sehr bald festigen können, nur wusste sie das noch nicht.


    Am Abend darauf habe ich sie erneut zu mir eingeladen, sodass wir uns weiter unterhalten konnten. Ich holte sie mit dem Taxi von ihrer Wohnung ab und wir fuhren Richtung Zuflucht. Auf der Fahrt fragte sie mich, wie es sich denn mit dem Geschlechtsverkehr halte, jetzt wo sie doch kein Mensch mehr ist und Nachkommen nur durch Weitergabe von Blut gezeugt werden konnten. Ich musste laut auflachen, da ich exakt die gleiche Frage meinem Meister damals stellte, ironischerweise in einem Taxi auf dem Weg zu ihm.
    „Du kannst natürlich mit Männern schlafen, das ist so gesehen kein Problem, schließlich ist ja noch alles da, wo es sein muss. Das Problem ist, dass du nichts mehr spürst, jedenfalls nicht so, wie es früher war. Um dich nicht selbst zu enttarnen, solltest du zusätzliches Blut in den Unterleib leiten, sodass er wärmer wird. Und... falls du fragen willst... Ja, es ist eine Methode, zu jagen.“
    Ein Schaudern schien sie zu durchlaufen. Ich wusste genau, was sie dachte. Jeden Abend versuchen Tausende Jugendliche in Diskotheken Frauen für wenigstens eine Nacht für sich zu gewinnen, nur um der Sache willen oder um sich profilieren zu können. Und jetzt stellte sich für sie heraus, dass jeder ein Vampir hätte sein können, der nur auf das Blut aus war.
    „Ich kann dich beruhigen, Liebes. Alles ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Es stirbt ja nicht jedesmal jemand, wenn ein Vampir jagt. Die meisten können sich nicht einmal mehr daran erinnern, gebissen worden zu sein. Mach dir um deine Freunde keine Sorgen, ihnen wird nichts geschehen. Die Camarilla achtet darauf, dass so wenig Menschen wie möglich sterben.“
    „So wenig Menschen wie möglich? Machst du Witze? Behandelt ihr denn Menschen nur wie Vieh?“
    „Durchaus nicht. Aber es gibt eine Sache, die du vergisst: Erkenne deine Natur. Du bist kein Mensch mehr, der Mensch ist für dich in der Nahrungskette einen Schritt nach unten gerutscht, weil DU dich von ihnen ernährst. Der Mensch ist kein Vieh, aber er ist auch nicht besser als wir. Er ist ebenso ein Raubtier, ein Virus, das alles zerstört, was ihm in den Weg kommt und weiterzieht, zum nächsten Wirt, ihn zerstört und so weiter. WIR hingegen versuchen, ein Gleichgewicht herzustellen, das zu halten die Menschheit nicht imstande ist! Wir in der Camarilla sind ständig versucht, uns möglichst menschlich zu verhalten, so wenig wie möglich unrechtes zu tun. Ich zum Beispiel habe ein einziges Mal in meinem Unleben einen Menschen getötet, und ich bereue es bis heute. Ich stehle nicht, ich vergewaltige nicht, ich betrüge nicht, ich verprügle auch niemanden. Und was macht deine geliebte Menschheit? Sie rottet sich selbst aus, in dem sie den eigenen Lebensraum zerstört und sich in kleingeistigen Scharmützeln gegenseitig umbringt. Wir kämpfen gegen diejenigen, die versuchen, alles zu zerstören, was wir in Jahrtausenden aufgebaut haben, und ich denke, das ist legitimer, als einen verdammten Krieg wegen etwas Öl anzufangen, findest du nicht auch? Wach endlich auf. Ich habe dich zu meinem Kind gemacht, um dem Clan zu zeigen, wie intelligent Menschen sind, und das bist du auch. Aber deine Intelligenz hat dir offensichtlich nicht dabei geholfen, die Wahrheit zu erkennen.“
    „Welche Wahrheit denn?“, schrie sie mir ins Gesicht.
    „Dass die Menschheit ohne die Kinder Kains wahrscheinlich schon nicht mehr existieren würde. Soll ich dir mal was erzählen? Selbst die Sabbatvampire, die in den Staaten weit verbreitet sind, haben versucht, Kennedy vor der Ermordung zu retten, aber sie haben es nicht geschafft. Sie wollten Frieden haben, da ein Krieg von dem Ausmaß, wie er bevorstand, alle Menschen der Welt in Mitleidenschaft gezogen hätte, und damit auch die Kainskinder. Wir leben in einer Symbiose, die Menschen und wir. Und das sicherste für beide Seiten ist, dass die Menschen davon nichts wissen.“
    Sie war plötzlich völlig ruhig. Ihre Wut war vergangen, ihre Züge entspannt. Sie schien zu wissen, dass ich Recht hatte. Vielleicht wusste sie auch nicht, was sie sagen sollte, aber ihr Gesicht zeigte etwas wie Erkenntnis. Leider konnte ich nicht mehr mit ihr sprechen, da mein Fahrer plötzlich abrupt den Wagen anhielt, so dass ich fast auf dem Beifahrersitz landete.
    „Was ist los?“, rief ich.
    Jake, mein Ghul, den ich aus England mitbrachte, starrte nur nach vorne.
    „Jake, red mit mir!“
    Als ich nach vorne sah, dachte ich, ich würde träumen...


    ---


    Nachdem mein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt war, durchsuchte ich zusammen mit der Feuerwehr die Überreste meiner Zuflucht nach Dingen, die noch zu gebrauchen waren. Eifrige Polizisten nahmen jeden Krümel auf, steckten ihn in eine Tüte und nummerierten diese. Einer der Uniformierten begleitete mich während meiner Suche und stellte mir unentwegt Fragen.
    „Haben Sie Feinde?“
    „Nein.“
    „Wo arbeiten Sie?“
    „Ich bin Kunsthändler und Autor.“
    „Gibt es starken Konkurrenzdruck in Ihrer Branche?“
    „Hören Sie, ich schreibe Bücher, ich drehe keine Pornos. Ich habe alle Zeit, die ich haben will. Und wer unbedingt schreiben will, kann das doch tun, oder? Ich stehe niemandem im Weg. So was nennt man im Übrigen Freiheit.“
    „Lassen Sie das, ja? Ich mache nur meine Arbeit. Gibt es vielleicht jemanden, der Ihnen aufgrund Ihres Erfolges schaden wollen könnte?“
    „Kennen Sie einen Autor namens Victor Hanstedt?“
    „Äh, nein, warum?“
    „Wenn Sie also meine Werke nicht kennen, kann es nicht viele geben, die mich kennen. Das wiederum legt die Vermutung nahe, dass ich nicht sonderlich bekannt bin, sehe ich das richtig?“
    „Ich sagte bereits, ich erledige hier meine Arbeit. Beantworten Sie die Frage.“
    „Die Antwort lautet: Nein.“
    „Bleiben Sie in der Stadt, bis wir uns melden.“
    Dann ging er. Ich hoffte nur, die Spurensicherer würden gründlich arbeiten. Zum einen wollte ich natürlich wissen, wer meine Zuflucht zerstört hatte, zum anderen musste ich sichergehen, dass die Fahnder nicht nur das eingelagerte Blut, sondern auch Blutegel fanden. Andernfalls würden sie anfangen, mir unangenehme Fragen zu stellen, was ich aus verständlichen Gründen verhindern wollte. Zugegeben, eine Blutegelzucht ist nicht das beste Alibi für mehrere Flaschen Blut in Vakuumbehältern, aber die meisten Menschen ekeln sich so sehr vor diesen Tieren, dass sie aufhören, danach zu fragen.
    Judith blieb die ganze Zeit in meiner Nähe. Sie bot mir an, bei ihr zu übernachten, was ich dankend annahm. Für mich gab es hier nichts mehr zu tun, außer Madame Sophie und den Prinzen zu informieren. Ich schickte nur eine Nachricht über mein Mobiltelefon an Sophie, danach schaltete ich das Telefon aus, ich hatte wirklich keine Lust mehr auf Konversation. Wir fuhren also zurück zu ihrer Wohnung, doch der Brand in meinem Haus blieb leider nicht das letzte Ereignis an diesem Abend. Ein Verkehrspolizist hielt uns für eine einfache Kontrolle an, verlangte Führerschein, Fahrzeugpapiere und die Arbeitserlaubnis meines Fahrers und wünschte uns eine gute Heimfahrt. Gut wurde sie aber erst, als Jake anfing, zu schreien, er verlor die Kontrolle über den Wagen, schrie, spie Blut, schrie weiter, der Schmerz benebelte seine Sinne, er wusste nicht mehr, was mit ihm geschah, dann rasten wir direkt in eine Parkplatzfläche. Das Taxi rammte einen anderen Kleinwagen, überschlug sich und fing Feuer. Jake war mittlerweile bewusstlos, doch wir Vampire stiegen aus. Ich zerrte Jake auch aus dem Wagen und versuchte, ihn zu wecken. Als er aufwachte, fing er wieder an, zu schreien, als würde jemand ein glühendes Schwert durch seinen Körper stoßen. Er wand sich, drehte sich, wälzte sich vor Schmerzen, immer wieder spuckte er mehr Blut aus, dann hob sich ein Knochen aus seiner Brust und zerriss ihm den Oberkörper. Seine Haut verformte sich, als würde man Knete formen, er war bedeckt mit Blut und hörte nicht auf, zu schreien.
    „Tzimisce“, sagte ich ruhig und zog meinen Zierdolch aus Silber – wegen der Werwölfe – aus der Innentasche des Jacketts. Ich trieb ihm den Dolch direkt in sein Rückenmark, sein toter Körper fiel sofort zu Boden. Ich zog eine Ampulle aus meiner Jacke und gab sie Judith, die sich stark beherrschen musste, nicht zu schreien. Ich konnte es ihr nicht verübeln, es war wirklich kein schöner Anblick. Aber all das würde ein Nachspiel haben... Morgen abend...

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • oh, nunja... ich weiß ja noch nichma, ob wir hier überhaupt nen Pfarrer haben... :rolleyes
    Wenn ich mal irgendwo nen pfarrer sehe, lass ich ihn gleich nen ganzen swimmingpool voll wasser segnen, dann habsch gleich ein büssl vorrat angelegt. :D *lol*
    Und da schubse ich den vampir denne rein!!! :D
    und wenn er schnell wieder nausklettert schmeiß ich ihm ne bombe an den hals (is ja zwischen kopf und herz), dann explodiert er... *kawuuuuummm!*


    Au fein, ne geschichtenfortsetzuuuuung!!! *lechz*
    Die kopier ich mir natürlich gleich und lese sie!!!


    Achja, mir ist da noch ne Frage eingefallen. Meine mutter und ich sind den tag so auf vampire zu sprechen gekommen (sie hat ganz komisch geguckt, als ich ihr erzhält habe, wie viel man im simsforum über vampire erfährt;)), naja aber davon mal abgesehen hat sie gesagt, dass Vampire kein Spiegelbild haben. Stimmt das?
    *zur vampirjägerin werd* *spiegel, bombe und weihwasser einsteck* *losrenn zur jagd* *feststell, dass es ja noch hell draußen ist* *schnell wieder umkehr* :D

  • Huj, des war ja wieder ne tolle Fortsetzung, hoffentlich gehts schnell weiter!!! :applaus
    Ne Frage, wie spricht man "die" aus: Tzimisce???
    So wie mans schreibt, oda anders???


    Mandy du solltest auch mal ein Buch schreiben: Die verrückte Vampierjägerin :D

  • Mandy
    Es gibt einige Vampire, die tatsächlich kein Spiegelbild haben, das sind aber nur wenige. Bedenkt: Der Vampir ist immer versucht, sich zu tarnen, da nützt ihm ein fehlendes Spiegelbild recht wenig. Außer vielleicht für den tollen Auftritt.


    Das mit der Bombe tät ich sein lassen. Wenn du an einen Vampir gerätst, der dein Fleisch verformen kann, sorgt er dafür, dass sich die Haut deiner Hand um die Bombe schließt und du hochgehst. Der Swimmingpool mit Weihwasser könnte sich als nützlich erweisen, locke einfach jemanden, den du für einen Vampir hälst, in das Wasser, du wirst ja sehen, was passiert...

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • Chloe
    Sprich die Jungs "Tschimiske" mit Betonung auf der zweiten Silbe.


    Der dritte Teil wird, denke ich, nächste Woche fertig sein...


    Greets, Malakai

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • :applaus :applaus :applaus


    bravo, bravo, bravo...mehr kann ich dazu nicht sagen :)


    ich find deine art zu erzählen einfach faszinierend, unglaublich, ich hab die fortsetzung wieder verschlungen *g* wann gehts weiter??? *unersättlichist*


    ok, wenn ich schonmal hier bin, hoff ich, dass ein paar fragen, die mir so gekommen sind, noch nicht gestellt wurden...


    warum trinken vampire vom menschen, wo es doch so viele tiere gibt, die teilweise viel mehr blut im körper haben (wenn ich mich nicht irre...)


    kann ein vampir auch ab- oder zunehmen? wenn er z.b. zu viel blut getrunken hat, oder über einen längeren zeitraum kein blut bekommt...


    *g* naja, mehr fällt mir an fragen nicht ein ... da ich trotz allem nicht so recht an vampire glauben kann/will... auch wenn das was du erzählst doch recht einleuchtend scheint :) ...


    na gut, aber auf ne weitere fortsetzung bin ich trotzdem scharf :D






    achso :D mir fällt noch was zu einem beitrag vorhin von malakai ein...
    woran erkennt man einen vampir...


    a) blass.... war ich schon immer (kalkweiss)
    b) wenig oder keine atemluft sichtbar im winter.... ich atme angeblich sehr flach *lol* was auch schon den ein oder anderen ohnmachtsanfall verursacht haben soll *g*
    c) geh näher ran und sprich mit ihm, es könnte sein, dass er dann eine bessere hautfarbe bekommt ... tja, passiert mir oft, wenn mich leute ansprechen, dass ich dann rosa bäckchen krieg *lol*


    tja, bleibt nur zu hoffen, dass mich nicht mal irgendwer fälschlicherweise für nen vampir hält... und mir nen pfahl ins herz stößt oder so :eek:

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    [SIZE="1"][COLOR="White"]19.08.2006[/COLOR][/SIZE]


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  • Twenny
    Der Vampir trinkt lieber vom Menschen, weil er mit ihnen spielen kann. Viele Vampire fühlen sich wohler in der Gesellschaft von Menschen. Mein Malakai ist ein Toreador, er liebt die Menschen regelrecht.
    Natürlich kann man von Tieren trinken. Pferde, Kühe, Ratten, Katzen, Hunde, alles gibt es im Überfluss. Das Problem ist, dass die meisten Tiere einen Vampir erkennen können und sich von ihnen fernhalten. Deshalb hat so gut wie kein Vampir ein Haustier.
    Aber wenn man schon Tiere nimmt... Wo bleibt da der Spaß? Ein Mensch hat oft Spaß daran, seine Nahrung zuzubereiten und sie zu würzen. Wenn ein Mensch Geschlechtsverkehr hat, produziert sein Körper Endorphine, Pheromone und Adrenalin, was den Geschmack und die Nahrhaftigkeit des Blutes fast verdoppeln kann. Du musst bedenken, ein Vampir erlebt, wenn er von einem Menschen trinkt, eine nie dagewesene Ekstase.
    Stell dir vor, du würdest dich mit Wodka betrinken. Dann rauchst du einen Joint mit gutem Gras, ziehst dir zwei Lines Koks rein, danach einmal Ecstasy und zwei Pillen Speed. Dann hast du einen verschwindend geringen Ansatz von dem, was ein Vampir fühlt, wenn er trinkt. Und warum nicht den Augenblick weiter verstärken, indem man mit seinem Opfer spielt? Malakai bevorzugt junge, intelligente und gut aussehende Damen mit Charme und Witz. Er redet mit ihnen, verführt sie und... der Rest ist klar, denke ich. Er liebt das Spiel.
    Es gibt Vampire, die sich von Tieren ernähren, weil sie noch zu sehr vom Menschen in sich eingenommen sind. Manche stehlen sogar Blutkonserven aus Krankenhäusern, um Nahrung zu bekommen. Ekelhaft, wenn ihr mich fragt.


    Vampire können nicht dicker werden, als sie von ihrer Verwandlung an sind. Das liegt daran, dass sie keinen Stoffwechsel mehr haben. D.h., sie haben ihn schon, aber er funktioniert nicht mehr, weil er tot ist. Vampire schwitzen nicht, atmen nicht, ihr Herz schlägt nicht. Das einzige, was dem Vampir Energie gibt, ist das Blut, das Vitae der Menschen (oder anderer Vampire) und der Geist des getöteten Menschen. Denn dieser lebt weiter und wird mächtiger als zuvor.
    Wenn ein Vampir zu viel Blut trinkt, ist das egal. Er würde das, was er zuviel nimmt, speichern oder erbrechen. Trinkt er dagegen zu wenig, magert er ab, er wird schwach und die Gefahr ist groß, dass er in Raserei verfällt und alles und jeden angreift, der ihm in die Quere kommt. Ziemlich gefährlich, da der Vampir in dem Moment nicht weiß, was er tut.
    Aber um deine Frage kurz und knapo zu beantworten: Nein, Vampire können weder ab- noch zunehmen.


    Greets, Malakai

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • Mir is noch was eingefallen.
    Ich hab zwei Katzen und dann nehmen wir mal an es wäre ein oder mehrere Vampire in der Stadt und/oder in der Umgebung, würden die Katzen das dann bemerken und sich komisch verhalten???
    Oder auch Hunde???

  • Die Sache ist die, dass Tiere einen weit feineren Geruchssinn haben als Menschen. Tiere riechen sowas. Komisch verhalten... Kommt auf den Charakter des Tieres an. Ich denke, dass Tiere einen potentiellen Angreifer in einem Vampir vermuten und schnell kampfbereit sind. Was aber sicher ist, ist dass Tiere das Weite suchen, wenn ihnen der Vampir zu nahe kommt. Es ist der Geruch, die Aura, was Tiere an Vampiren zugleich fasziniert und abschreckt. Das Verhalten wäre ungefähr so:


    Das Tier riecht etwas, was es anzieht
    Es folgt dem Geruch, um zu sehen, was dort ist
    Beute wird vermutet
    Es erblickt den Vampir
    Riecht an ihm
    Verschwindet auf flinkesten Pfoten


    In Städten ist es aber so, dass es Hunderttausende Gerüche gibt, die das Tier differenzieren muss, um einen Eindruck von der Umwelt zu bekommen. Leider ist das nicht möglich, die Stadt ist zu groß, bietet zu viele Sinneseindrücke. Das Tier muss den Vampir sehen und seine Witterung aufgenommen haben, um ihn zu erkennen.


    Greets, Malakai

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  • Panakita
    Nein, ich habe gerade erst angefangen, die Vampirstory zu schreiben. Teil 3 ist in Arbeit, wird schätzungsweise nächste Woche erscheinen. Da wird es dann mehr Kampf, mehr Blut und mehr Action geben. Mal schauen, was draus wird.


    Greets, Malakai

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    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • oki :) mal angenommen es gibt vampire *g* ....


    ich lebe in einer etwas grösseren, wenn auch nicht wirklich tollen stadt, es könnte sie also hier geben...


    was kann man tun, um sich gegen vampire zu schützen? wenn es überhaupt etwas gibt... und ich meine damit nicht den holzpflock oder nen pool voll weihwasser *lol*
    also ich will ja keinem was tun, ich würde mich ja nur selbst davor schützen wollen von einem vampir "geküsst" zu werden...

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    [SIZE="1"][COLOR="White"]19.08.2006[/COLOR][/SIZE]


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  • Mir is noch was eingefallen *geistesblitzehab* :D
    Woher will man oder weiß man so viel von Vampiren???
    Endweder hat da einer ausm Nähkästchen geplaudert oder irgendjemand hat sich da was ausgedacht.
    Ich mein jetz außer dem, was man von deisem Graf Dracul zu wissen glaubt.
    Ich mein, welche verschiedenen Arten es da so gibt und was die alles machen, und das das Kreuz net hilft und so.
    Irgendwer muss das ja gewusst haben,


    Ich weiß, das is jetz ein bisschen unverständlich, aba ich weiß net wie ichs anders hätte schreiben können :D

  • Twenny
    Ich habe genau diese Frage schon an anderer Stelle beantwortet, aber ich erklär's gern nochmal. Du kannst dich nicht schützen, es sei denn, du hast den Wahren Glauben, Weihwasser oder einen Flammenwerfer. Ich fürchte, dass kaum jemand auch nur eine der drei Voraussetzungen hat.
    Allerdings ist der beste Schutz, sich ihnen zu ergeben und anzubieten, Mitglied der Herde oder "Blutpüppchen" zu werden. Man wird dann zwar ab und zu geküsst, aber man überlebt.


    Chloe
    Na klar hat jemand aus dem Nähkästchen geplaudert! Ich! Ich begehe gerade den größtmöglichen Maskeradebruch, der überhaupt denkbar ist. Es gibt so gut wie kein Geheimnis der Vampire, dass ich noch nicht eröffnet habe. :roftl
    Mal im Ernst. Man sagt, dass viele Geschichten auf der Wahrheit beruhen. Jetzt ist die Frage, wie viel von all dem wahr ist. Nach meiner Mythologie war Kain der erste Vampir. Nach der gängigen Sage war es Graf Dracul bzw. sein Sohn Vlad Dracula (Die wurden wirklich unterschiedlich geschrieben, is kein Tippfehler). Einige sagen, Knoblauch und Kreuze sowie Silber helfen, ich sage, dass das Unsinn ist. In vielen Geschichten sind Vampire einfach nur blutrünstige Monster ohne Hirn, in anderen sind sie dem Menschen geistig weit überlegen.
    Ich denke, es hängt davon ab, wie einem der Vampir am besten gefällt. Und ich finde die intelligenten, schönen Vampire am besten, sie sind wie die Menschen, die sie vorher waren, nur weit mächtiger. Knoblauch ist biologisch gesehen reiner Unsinn. Silber könnte mythologisch wirken, aber dann braucht man was für die Werwölfe. Und der Wahre Glaube macht deshalb Sinn, weil Vampire bis in alle Ewigkeit verdammt sind. Ich versuche bei meiner Interpretation, Logik und Faszination unter einen Hut zu bringen. Deshalb erzähle ich euch all das. Ich will Klischees vernichten, die einfach unlogisch sind und den Vampir an sich verunglimpfen, ihn auf ein Monster reduzieren. Er ist zwar süchtig nach Blut, aber nicht zwangsläufig süchtig nach Gewalt und Terror.
    Ich glaube einfach, dass das, was ich erzähle, die schönste Darstellung des Mythos ist, und deshalb bin ich hundertprozentig davon überzeugt und gebe mein Wissen weiter.


    Ich liebe Vampire.


    Greets, Malakai

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • Freut euch schon mal auf den dritten Teil, der wird recht blutig und actionreich, zumindest hoffe ich, dass ich das rüberbringen kann.

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • Hier nun, wie versprochen, Teil Drei der Vampir-Saga



    "Von einem Krieg unter vielen"


    von Jan Marvin



    Wir saßen noch lange, bis in die Morgenstunden zusammen in ihrem Wohnzimmer und versuchten, die Dinge auszuwerten. Das heißt, Judith stellte Fragen und ich versuchte, sie geduldig zu beantworten und sie zu beruhigen. Natürlich war sie eingeschüchtert und ängstlich... Zuerst erzählt ein bekannter Nosferatu, dass sich Assamiten in der Stadt aufhielten, dann verbrennt mein Haus und als nächstes wird Jake, mein Ghul, durch einen Tzimisce derart gequält, dass ich ihn mit meinem eigenen Dolch niederstrecke. Wie hätte es jetzt noch schlimmer werden können?
    Oh, es ging schlimmer...


    „War das Fleischformen, was mit deinem Ghul passiert ist?“, fragte sie verunsichert.
    „Ja. Der Polizist war ein Tzimisce, das alles war fingiert. Ich wette, ich bin nicht der einzige, dem so etwas heute Abend passiert ist.“
    „Warum hast du Jake getötet?“
    „Er wäre so oder so gestorben, ich habe nur seine Schmerzen beendet. Der Tzimisce hätte ihn noch stundenlang so leiden lassen können. Es wird mir ein Vergnügen sein, diesem Sadisten von einem Vampir das Herz aus der Brust zu reißen und es zu verspeisen.“
    „Hör auf damit. Was werden wir als nächstes tun?“
    „Erst einmal werden wir beide trainieren, um deine Fähigkeiten aufzudecken. Wir müssen dir morgen Abend unbedingt Blut besorgen, du hast in den letzten zwei Tagen viel zu wenig getrunken. Wenn wir das haben, kümmern wir uns um Assamiten, Tzimisce und das Feuer, das mein Haus zerstört hat.“
    „Moment, du hast doch viel weniger getrunken als ich... warum redest du dann nur von mir?“
    „Mein Körper kann mehr Blut speichern als deiner, außerdem verarbeitet er es besser. Du wirst lernen, mit deinem Blut umzugehen, sodass du nicht ständig trinken musst. Ich schlage vor, wir legen uns jetzt hin und schlafen. Die Sonne ist bereits aufgegangen, ich werde mich vorsichtshalber in den Bettkasten legen. Tu das am besten auch. Wir legen uns eine bequeme Decke hinein und schlafen.“
    Sie nahm meinen Vorschlag an und versprach noch, die Vorhänge ihrer Wohnung gegen elektrische auszutauschen, die das Licht vollständig aus der Wohnung hielten.


    Der Tag ihrer ersten richtigen Jagd war gekommen. Wir standen genau bei Sonnenuntergang auf, eine Folge dessen, dass kein Ghul da war, um uns zu wecken. Die Vorhänge ihrer Wohnung waren zwar zugezogen, allerdings verspürte ich dennoch ein Jucken auf der Haut, das bald einem Brennen wich. Ich begab mich – sie hinter mir her ziehend – ins Badezimmer und nahm mein Mobiltelefon zur Hand. Es waren mehrere neue Nachrichten eingegangen. Die erste war von Madame Sophie, sie wollte ihre Sorge ausdrücken und bot mir Zuflucht in ihrem Heim an. Die zweite Nachricht kam von Jack. Er meldete, dass einer seiner Ghule gestorben sei, die Zeichen würden auf Assamiten hindeuten. Ich öffnete das Telefonbuch und wählte den Eintrag ‚Sophie L. ‘, ein kurzer Signalton erklang, dann das Zeichen dafür, dass es klingelte.
    „Malakai? Ist alles in Ordnung bei euch? Ich habe mir Sorgen gemacht.“
    „Mit mir ist alles in Ordnung, Madame, mein Kind ist ebenfalls wohlauf. Meine Ghule sind tot, außerdem haben wir Tzimisce in der Stadt.“
    „Was? Sabbat in Berlin? Kanntet ihr den Vampir?“
    „Selbstverständlich nicht. Er hat meinen Ghul getötet, jetzt würde ich gern wissen, ob wir ein Krisentreffen einberufen sollten.“
    „Ich werde den Prinzen sofort informieren, haltet euch bereit.“
    „Ich danke euch.“
    Dann legte ich auf.
    „Judith, wir werden heute auf die Jagd gehen, doch leider müssen wir uns beeilen, wir haben nicht viel Zeit. Warte, vielleicht kann ich uns ein Blutpüppchen organisieren.“
    „Ein was?“
    „Blutpüppchen. Menschen, die freiwillig von sich trinken lassen. Ich habe selbst drei, aber nicht hier in Berlin.“
    „Warum sollte das jemand tun?“
    „Was würdest du tun, hättest du die Wahl zwischen Tod oder Blutpüppchen?“
    Keine Antwort. Ich nahm wieder mein Telefon, diesmal rief ich Julio, auch ein Toreador, an und fragte ihn, ob er mir seine Herde zur Verfügung stellen könnte. Erst nach langem Reden und der Auswertung der Geschehnisse letzter Nacht willigte er ein, mir zwei Menschen zu ‚leihen‘. Wir vereinbarten, uns bei ihm einzufinden, er wollte sichergehen, dass seine Menschen unversehrt blieben.


    Als wir gegen 21Uhr ankamen, erwartete Julio uns beide bereits, zusammen mit Maria und Thomas, seinen Herdenmitgliedern. Julio war ein etwas klein geratener Kerl, aber nett anzusehen, er hatte goldblondes Haar und aristokratische Züge. Er empfing uns in einem edlen Nadelstreifenanzug.
    „Hallo Julio, welch Freude, dich wiederzusehen.“
    „Heuchler.“ antwortete er lachend. „Das ist Judith? Sieht gut aus.“
    „Ja, das ist sie. Sie bracht dringend Blut, ich könnte auch was vertragen, wir haben leider so gut wie keine Zeit, ich warte auf einen Anruf von Sophie.“
    „Sophie? Ich verstehe. Na dann, bitte sehr.“
    Judith sah mich ein wenig ungläubig an.
    „Stell dich ihnen vor, wenn du möchtest. Du brauchst keine Angst haben, sie tun dir nichts. Trink.“, sagte ich in lehrerhaftem Ton.
    Sie ging vorsichtig an Maria heran, wie eine Katze, die sich an ihre Beute heranpirscht. Maria stand einfach da und lächelte sie ermutigend an. „Judith, keine Angst um mich. Es tut nicht weh. Ich helfe dir damit. Du musst nur rechtzeitig aufhören, ich merke nicht, wenn ich Blut verliere.“
    Judith atmete tief durch, dann legte sie Maria’s Haare zurück, um ihren Hals freizulegen. Sie fühlte den Hals ab und tastete nach der Halsschlagader, dann legte sie den Mund an... und setzte sofort wieder ab. „Ich kann das nicht.“, keuchte sie. Maria nahm ein kleines Messer aus ihrer Hosentasche und ritzte sich ins Handgelenk, sofort blutete die Wunde. Als Judith das Blut laufen sah, griff sie sofort zur Hand und fing an, zu trinken. Schnell, durstig, wie ein Verhungernder sog sie an der offenen Wunde von Maria’s Hand. Immer mehr, immer mehr versank Judith im Strom ihrer Gier, ihre Haut schien zu erzittern, sie trank und trank, bis Maria’s Haut anfing, zu erblassen. Ich ging hin und legte Judith meine Hand auf die Schulter, um sie aufhören zu lassen. Doch in dem Moment drehte sie sich um, fauchte mich an und versuchte, mich zu schlagen. Ich wich zurück und trat ihr gegen den Kopf. Maria schleppte sich bereits weg, Thomas und Julio halfen ihr. Judith konzentrierte sich jetzt voll auf mich. Sie wirkte wie ein aggressives Tier, bereit, seine Beute gegen alles und jeden zu verteidigen, der sich ihr in den Weg stellte. Ihre Augen zeugten von einem Raubtier, einem Monster in sich, das nur eines im Sinn hat: Fressen. Mit unmenschlicher Geschwindigkeit rannte sie auf mich zu, um sich auf mich zu werfen. Ich wich mit der gleichen Gewandtheit aus und versetzte ihr einen Tritt in den Rücken. Dann konzentrierte ich mich wieder auf ihren Geist und sprach „Still.“. Doch es nützte nichts, ihre Raserei hatte ihren Verstand völlig eingenommen und abgeschaltet. Julio, der etwas älter war als ich, schnellte zu uns hinüber und versetzte ihr einen Schlag, der einem Menschen sämtliche Knochen pulverisiert hätte. Nun, scheinbar tat er das auch bei meinem Kind, sie fiel sofort zu Boden. Wir trugen sie auf die Wohnzimmercouch in Julio’s Wohnung. Er hatte seine Zuflucht vollständig mit moderner Kunst möbliert. Alles war teils rund, teils eckig, meist aus Metall und Glas. Nicht hässlich, aber nicht mein Geschmack. Als sie ein paar Minuten auf der Couch gelegen hatte, wachte sie wieder auf und fragte, was passiert sei. Ich erklärte ihr, dass sie in den Zustand der Raserei gefallen ist und sich deshalb an nichts mehr erinnern kann. Ich erzählte ihr nicht, dass sie beinahe Maria getötet hätte und dies auch bei mir versucht hat, das hätte eine weitere Diskussion nach sich gezogen, wofür aber nun wirklich keine Zeit war.
    „Ich habe Schmerzen.“
    „Natürlich, Julio musste dir mächtig wehtun, damit du aufhörst. Hier, trink noch etwas, es ist frisch und noch warm, ich habe mich bereits gestärkt. Und versuche herauszufinden, wo genau die Schmerzen sind, konzentriere dich darauf und treibe dein Blut dorthin, das wird die Wunden heilen.“
    Mein Telefon klingelte. „Lady Sophie?“
    „Malakai, kommt sofort zum Elysium der Brujah, wir versammeln uns dort. Schnell.“
    Abrupt beendete sie das Gespräch.
    „Julio, du kommst mit, ich fahre uns hin. Maria, Thomas, danke für eure Hilfe, ich werde mich revanchieren. Und entschuldigt ihren Ausbruch, sie ist noch sehr jung.“
    Maria lächelte schwach, aber man konnte Verständnis erkennen. Judith unterdessen musste sich vorkommen wie in einem Traumland, verlassen von der Realität, hineingepresst in eine Welt, die mit der ihr vertrauten nichts mehr gemein hat. Sie trinkt Blut, wandelt nachts, und alles, woran sie geglaubt hat, ist ins Gegenteil verkehrt.


    Es war schon kurz vor Mitternacht, als wir am Brujah-Elysium ankamen. Das Elysium stellte ein kleiner Park mit einem Springbrunnen in der Mitte dar. Die Zugänge zum Park waren mit kleinen, aus Stein geschaffenen Figuren in Menschengestalt geschmückt. Allenfalls mittelprächtig, aber irrelevant. Ein paar Bäume säumten die Wege, einzelne Fichten und Ahornbäume standen frei verteilt auf den Grasflächen, und einige wenige Laternen tauchten die Stätte in ein bedrohliches Halbdunkel. Ein ruhiger Ort, fast angenehm, wären es nicht die Brujah, denen dieser Ort gehörte. Wie auch immer, wir kamen gerade noch rechtzeitig an, ich konnte den Prinzen zusammen mit den anderen Primogenen – das waren die Mitglieder des Erstgeborenenrates, sozusagen die Clansvertreter, zu denen auch Sophie gehörte – stehen sehen. Es waren einige andere Vampire anwesend, darunter ein paar Gangrel, zwei Nosferatu, auch Nikolai, einige Brujah, die bekannten Toreador und zwei Tremere. Sie alle stellten so etwas wie die wichtigsten Mitglieder der Domäne Berlin dar, da sie alle den größten Einfluss auf ihre Clanbrüder hatten. Ich gehörte trotz meines Alters auch dazu, da ich von Sophie zu ihrem Stellvertreter ernannt wurde. Ich war nicht der jüngste unter ihnen, so jung war ich auch nicht, ich denke, das Wissen Sophies um meine genetische Nähe zu Kain war ausschlaggebend. Nicht viele unter der Gruppe standen von der Erbfolge her Kain so nahe wie ich, was mich zu einem respektablen Mitglied machte.
    In dem Moment, als wir eintrafen, bat der Prinz um Aufmerksamkeit.
    „Kinder Berlins, unvorhergesehenes ist geschehen. Zwei Nächte zuvor wurden Assamiten von den Nosferatu entdeckt, in der letzten Nacht starben mehrere Ghule des Clans Toreador und Brujah, außerdem wurde die Zuflucht Malakais zerstört. Malakai konnte zudem berichten, dass auch Tzimisce in der Stadt sind. All dies lässt darauf schließen, dass der Sabbat den Dshihad, unseren heiligen Krieg, offen austragen will. Wir müssen damit rechnen, dass auch Lasombra anwesend sind und anfangen werden, uns zu jagen. Ich rufe hiermit die Blutjagd auf jeden Vampir aus, der einen der unseren angreift. Er soll gejagt und vernichtet werden, keine Gnade soll walten. Wer diese Kainskinder unterstützt, solle ebenfalls vernichtet werden. Niemand wird eine Strafe erhalten, sollte er Diablerie an einem dieser Vampire begehen, sie sind vogelfrei und haben kein Recht, auf unseren Straßen zu existieren. So sei es.“
    Zustimmende Laute waren zu hören, einige Brujah und Gangrel jubelten sogar. Judith stand nur da und schaute den Prinzen fragend an.
    „Blutjagd ist die Anweisung, einen bestimmten Vampir wegen eines Verbrechens zu jagen und zu vernichten. Sie ist die einzig legitime Form, ein Kainskind endgültig zu töten. Wenn dich also jemand angreift, brauchst du keinen Grund, ihn zu töten, dann hast du ihn. Du verfügst über außerordentliche Schnelligkeit, was dich für viele zu einem überlegenen Gegner macht. Wenn du einen Sabbatvampir in Raserei tötest, wirst du keine Strafe erwarten müssen.“
    „Verstehe. Also haben wir einen offenen Krieg?“
    „Mehr oder weniger. Selbst bei der Blutjagd müssen die Gesetze der Camarilla gewahrt bleiben, egal, was passiert.“
    „Und was ist Diablerie, oder wie das hieß?“
    „Diablerie, richtig. Diablerie nennt man es, wenn du einen anderen Vampir leer trinkst, um ihn zu töten und einen Teil seiner Kräfte aufnehmen zu können. Du kannst mit Diablerie sogar deine Generation, also deine genetische Nähe zu Kain, erhöhen und mächtiger werden.“
    „Welche Generation bin ich denn?“
    „Du bist ein Vampir der zehnten Generation, was nicht wenig ist. Du bist zwar nicht so mächtig wie ein Ahn, aber kaum ein junger Vampir kann dir etwas anhaben. Und übrigens: Es ist ein unglaublicher faux pas, einen anderen Vampir nach seiner Generation zu fragen, die nehmen einem das schnell übel.“
    Es war also soweit. Wir mussten davon ausgehen, dass die Sabbatvampire Jagd auf uns machen würden. Ghule der Brujah und der Toreador wurden getötet, was bedeutete, dass der Sabbat wusste, dass diese beiden Clans die stärksten in Berlin waren. Auch mussten sie wissen, wer in der Stadt Vampir war und wer nicht. Sie waren uns einen Schritt voraus, und das gefiel mir nicht.
    Alle in der Runde diskutierten nun, was sie tun würden und was nicht, wen sie um Hilfe bitten würden und wen auf keinen Fall, ich selbst ging direkt auf Sophie zu.
    „Madame, könnte ich euch kurz sprechen?“
    „Aber sicher, Malakai.“ antwortete sie in ihrem gewohnt beherrschten Ton.
    Als wir uns ein Stück vom Mob entfernt hatten, winkte ich Judith zu uns rüber, sie sollte wissen, was ich denke.
    „Sophie, ich fürchte, es gibt den einen oder anderen Spitzel unter uns. Wir müssen herausfinden, wer das ist. Ich schlage vor, wir lassen die Nosferatu das ganze übernehmen. Gangrel und Brujah sollen Wache spielen, während wir uns gegenseitig schützen und herausfinden, was hinter den Angriffen steckt.“
    „Ein ausgezeichneter Vorschlag, ich habe das gleiche gedacht. Aber glaubt ihr, dass es einen besonderen Grund für die Angriffe gibt?“
    „Assamiten, Tzimisce, vielleicht sogar Lasombra. Muss ich noch mehr sagen?“
    „Ich verstehe, worauf ihr hinauswollt. Ich werde dem Prinzen sagen, was ihr denkt. Mal sehen, was er dazu sagt.“
    Sie drehte sich um und ging, als plötzlich Ben aus der Verdunklung auftauchte. Judith erschrak regelrecht, ich war das mittlerweile so gewöhnt, dass ich ihn kaum beachtete.
    „Ich bin Ben.“, sagte er, als wäre er ein kleines Kind.
    „Und wer bist du?“, fragte er Judith im selben Ton.
    „Ich bin Judith von den Toreador. Welchem Clan gehört ihr an?“
    „Ich bin Ben.“
    „Er ist Malkavianer.“, redete ich dazwischen. „Was gibt es denn, Ben?“
    „Wir sind in Gefahr. Sie werden uns jagen und vernichten.“
    „Richtig, Ben, was meinst du dazu?“
    „Ich glaube, wir sollten gegen sie kämpfen.“
    Dann verdunkelte er sich wieder. Ich konzentrierte mich auf die Umgebung und versuchte, ihn mit den Augen verfolgen zu können. Erst funktionierte es, ich konnte seine Aura erkennen, doch dann verschwand sie in der Menge. Diese Fähigkeit ist als Auspex bekannt, sie gibt einem Vampir die Möglichkeit, Dinge wahrnehmen zu können, die Menschen nicht erkennen würden. So zum Beispiel die Aura eines Verdunkelten.
    Es wurde verbissen weiterdiskutiert, stellenweise wurde es auffällig laut. Der Prinz versuchte, die Menge zu beruhigen, um die Maskerade zu wahren, was dann auch funktionierte. Julio und Jack Black kamen zu mir herüber. Jack trug seine bevorzugte Kleidung: Ein dunkles Jackett, darunter ein leuchtend pinkfarbenes Hemd ohne Schlips. Geschmacklos bis zur Unendlichkeit, aber nichts, worüber man debattieren müsste.
    „Hey, Malakai, Mist wegen deinem Haus, was?“, meinte Jack.
    „Das kannst du laut sagen.“, erwiderte ich gelassen.
    „Du kannst bei mir wohnen, wenn du möchtest, ist kein Problem für mich.“
    „Danke, Jack, das weiß ich zu schätzen. Ich habe aber schon eine Zuflucht.“
    Ich erzählte ihm noch von dem Angebot Madame Sophies und verabschiedete mich alsbald. Ich bedeutete Julio, mitzukommen, ich hatte vor, Sophie’s Zuflucht aufzusuchen.


    Alles war dunkel, als wir ankamen. Das in barockem Stil gehaltene Herrenhaus stand da wie ein Monument der Unendlichkeit. Nichts und niemand schien diesem Haus etwas anhaben zu können, gleichzeitig zeugte das Bauwerk vom erlesenen Geschmack der Madame. Der Eingangsbereich war ein kleines Rondell, zentriert von einem kleinen, runden Blumenbeet, Stiefmütterchen, Petunien, in der Mitte eine kleine Blautanne. Das Gemäuer des Hauses wirkte, als wäre es Jahrhunderte zuvor errichtet worden, mit der gleichen Meisterhand, wie die Architekten es schon damals taten. Jedes der vielen Fenster an der Frontseite hatte einen massiven Sims, jedes dritte war ein kleiner Balkon mit einem Gusseisengitter geschmückt. Genau über der Eingangstür schwebte ein großer Balkon, eher eine Terrasse, mit marmorierten Säulen geschmückt, welche die Decke stützten. Die Eingangstür erinnerte an Kirchentore, mit Eisen beschlagen und kunstvoll ausgeschmückt. Eine außerordentlich respektable Bleibe, dachte ich bei mir. Ich drehte mich zu Judith um, um sie zu fragen, was sie denn davon hielt, jedoch stand sie nur starr da und sah sich das Haus an. Nicht das jetzt auch noch...
    „Judith?“
    Keine Reaktion.
    „Judith, wir müssen rein.“
    Wieder nichts. Dann schlug ich ihr mit der flachen Hand kräftig vors Gesicht, woraufhin sie sich schüttelte und mich verdutzt ansah. „Was ist denn? Ist das nicht wunderschön?“
    „Ja. Sieh nicht hin, folge mir einfach.“
    Als wir drinnen waren, fragte sie mich, warum ich sie geschlagen habe.
    „Setz dich.“
    Sie nahm auf einer hölzernen Bank platz. Der Boden knallte unter jedem Schritt, man konnte ein tausendfaches Echo hören. Das Haus wirkte von außen schon gewaltig groß, doch von innen war es gigantisch. Keramikplatten bildeten den Boden, allesamt marmoriert, in verschiedenen Farben. Die Wände waren in einem warmen Terracotta-Ton gestrichen, Säulen säumten die Gänge, zwischen fast jeder Säule war irgendein Kunstwerk aufgestellt oder aufgehängt. Ich konnte vom Hauptgang aus einige Werke van Goghs und Dürers entdecken, dazu eine Statue aus den Händen Michelangelos. Sehr beeindruckend. Direkt vom Eingang aus führte eine breite Treppe nach oben, wahrscheinlich zu den Schlafgemächern. Das Haus muss ein Vermögen gekostet haben.
    „Hör mir jetzt gut zu, das ist überlebenswichtig. Du weißt, dass wir Toreador verliebt in die Kunst sind. Du weißt auch, dass jeder von uns versucht ist, Kunst zu schaffen oder Kunst zu haben. Und genau das ist das Problem: Wenn uns etwas wirklich beeindruckt, fasziniert, wenn etwas so schön ist, dass es schon fast wehtut, können wir uns nicht mehr davon losreißen, wir verfallen der Schönheit. Das ist an sich nicht so schlimm, aber es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass ein Toreador im Kampf getötet wurde, weil er eine Statue oder etwas in der Art unwiderstehlich fand. Wenn du also merkst, dass einer von uns starr dasteht und sich nicht mehr rührt, tu ihm weh. Irgendwie. Er muss es aber merken. Er wird es dir nicht übel nehmen, da wir alle das Schicksal teilen. Du warst von dem Haus so angetan, dass ich dich schlagen musste.“
    „Und was verheimlichst du mir noch so alles?“
    „Alles zu seiner Zeit, Liebes. Ich verheimliche dir rein gar nichts. Ich halte es nur für unnötig, deinen Verstand mit Informationen zu überladen. Wie nannten die Engländer das? Learning by Doing?“
    Etwas lenkte meine Aufmerksamkeit von Judith auf die Treppe. Es war ein feiner Geruch, der aus Richtung des zweiten Stockwerks kam. Süßlich... bitter... von einem Lebewesen... es war Blut. Ich konnte das Blut bis hier herriechen. Entweder hatten sich meine Sinne verschärft, oder jemand hatte derart viel Blut verloren, dass man es nicht ignorieren konnte. „Folge mir.“, sagte ich leise zu Judith.
    Schritt für Schritt gingen wir die marmorierte Treppe hinauf, wir versuchten, so leise wie möglich zu sein. Die Pflanzen, die an beiden Seiten der Treppe standen, wehten leicht im Wind, der durch das Haus zog. Die Treppe führte einmal im Kreis herum auf das Obergeschoss, sodass man nicht gleich sehen konnte, ob etwas da oben war. Ich ging also die Treppe rückwärts hoch, dann weiter vorwärts, bis ich den seitlich zur Treppe verlaufenden Gang erreichte. Judith war dicht hinter mir, sie war jederzeit bereit, zu kämpfen, das sah ich ihr an. Plötzlich spürte ich, wie der Boden unter mir rutschig wurde, als würde man barfuß durch einen frisch benutzten Duschraum gehen. Ich sah nach unten und musste mich beherrschen, nicht zu erschrecken: Der Boden war vollkommen mit Blut bedeckt. Ich kniete mich hin, berührte das Blut und leckte daran und stellte fest, dass das Blut von Menschen und Ghulen war. Meine Nerven, hätte ich denn noch welche, wären zum Zerreißen gespannt gewesen. Aber auch so machte sich großes Unbehagen in mir breit. Ich lugte um die Ecke in den völlig unbeleuchteten Gang, der nur durch das Mondlicht erhellt wurde, konnte jedoch nichts sehen. Der Versuch, Auspex anzuwenden, fruchtete schon mehr. Ich konnte eine schwache Aura erkennen, die in einem der Zimmer war. Leider kannte ich diese Aura nicht, jedenfalls habe ich sie noch nie gesehen, was mich noch mehr beunruhigte. Langsam bewegte ich mich den Gang entlang, dicht gefolgt von Judith. Ich hätte schwören können, dass sie zitterte. Der vom Blut durchnässte Boden machte schnalzende Geräusche, als ich hindurchwatete, dem Zimmer immer näher kam. Plötzlich sprang eine dunkle Gestalt aus dem Zimmer, in dem ich die Aura entdeckt hatte. Die Gestalt zertrümmerte dabei die gesamte Tür, fiel auf den Boden, rollte sich geschickt ab und sah mich an. Ich konnte erkennen, dass es eine Frau war, wahrscheinlich ein Vampir, aber das konnte ich nicht mit Sicherheit sagen. Sie nahm langsam ein langes Messer aus der an ihrem Gürtel befestigten Scheide und leckte daran, dann schlug es mir ins Gesicht: Assamiten! Sie hatten die Fähigkeit, ihr Blut mit Gift anzureichern, was sie dann auf Nahkampfwaffen auftrugen. Mein Gegner hatte nicht am Messer geleckt, sondern sich die Zunge aufgeschlitzt, um Gift auf das Messer laufen zu lassen. Dann griff sie an.
    Alles ging unheimlich schnell. In einem weiten Ausfallschritt setzte sie nach vorne, um mich zu überraschen, doch ich wich aus und versuchte, ihr in die Seite zu treten. Durch ihren Schwung viel sie zu Boden und wurde in einer unglaublichen Geschwindigkeit gegen die Wand geschleudert. Judith hatte sie gepackt und geworfen. Die Assamite sprang gekonnt auf und warf das Messer nach Judith, doch sie fing es im Flug ab und schleuderte es zurück. Ein Schrei ertönte, als das Messer die Brust der Assamite durchschlug. Blut spritzte förmlich aus der Wunde, sie muss sehr viel getrunken haben für diesen Auftrag. Ihr Blick war hasserfüllt, als sie sich aufrappelte, um wieder anzugreifen. Diesmal kam ich Judith zuvor, ich setzte meine Schnelligkeit und meine Kraft ein, um auf sie zu springen und auf den Boden zu drücken, was mir im ersten Moment auch gelang. Doch in einer blitzschnellen Bewegung drehte sie sich um und warf ihren Kopf an meinen. Ich wurde durch die schiere Wucht ihrer Attacke zurückgeworfen und landete hart erst an der Wand, dann am Boden. Judith unterdessen machte eine verwirrend schnelle Kombination aus Tritten und Schlägen, die selbst die Assamite zu beeindrucken schien. Ein kräftiger Rückhandschlag im richtigen Moment schickte Judith jedoch jäh zu Boden. Ich stand auf und rannte wieder auf sie zu, doch diesmal würde sie nicht erwarten, was ich tat. Sie holte bereits zum Schlag aus, ich stoppte außerhalb ihrer Reichweite, rollte tief nach vorn und tauchte direkt vor ihrem Gesicht wieder auf. Dann nahm ich ihren Kopf zwischen meine Hände, hielt ihre Ohren fest und begann, sie nach rechts und links zu wirbeln, bis ich genug Schwung hatte, um sie der Schwerkraft zu entreißen. Als sie abhob, ließ ich los; sie flog hoch in den Gang hinein und wurde plötzlich hart mit einem Wirbeltritt an die Wand befördert. Ich konnte etliche Knochen brechen hören. Die Assamite keuchte auf, dann hörte ich, wie sie tief ein- und wieder ausatmete. Ich eilte zu ihr, nahm mir das Messer, das auf dem Boden lag und schwang es quer über ihren Hals. Sie schrie auf, gluckste, dann lief das Blut in Strömen an ihr herunter. „Judith, suche einen Pflock!“ rief ich.
    „Irgendwas langes, dünnes aus Holz! Schnell!“
    Nur wenige Momente später kam sie wieder mit einem kunstvoll geschnitzten Holzpflock. Die Assamite hatte inzwischen fast ihr ganzes Blut verloren, nachdem ich ihr mit dem Messer zusätzlich in den Bauch gestochen hatte. Ihr Lederoutfit war vollkommen durchnässt von dunklem Blut. Ich nahm den Pflock entgegen und sah ihr in die kalten, grauen Augen. „Für wen arbeitest du?“
    „Du kannst mich mal.“
    „Ich bin noch freundlich zu dir, Assamit. Mein Prinz wird es nicht sein. Für wen arbeitest du?“
    „Töte mich.“
    „Wenn ich dir damit einen Gefallen tun kann, bitte sehr!“
    Ich rammte den Pflock mit größtmöglicher Kraft in ihre Brust, ich konnte einen weiteren Knochen brechen hören, dann stöhnte sie auf und fiel in sich zusammen. Jetzt lag sie in ihrer Starre und würde keine Gefahr mehr darstellen. Dann nahm ich ein kleines Fläschchen aus meiner Jacke und füllte es mit ihrem Blut, ich verschloss die Flasche fest und steckte sie wieder ein.
    „Was machst du da?“ fragte Judith verwundert.
    „Ich nehme ihr Blut an mich. Du erinnerst dich doch, dass ich dir echtes Vampirblut eines toten Kainskindes gegeben habe, oder?“
    „Ja. Aber sie lebt noch.“
    „Nicht, wenn der Prinz mit ihr fertig ist. Wenn er sie laufen lässt, werfe ich das Blut weg, andernfalls binde ich mich an sie, geistig gesehen, und das will ich nun wirklich nicht.“
    „Ich verstehe. Kannst du für mich auch etwas mitnehmen?“
    „Such dir ein Fläschchen wie meines, das man gut verschließen kann, dann komm her. Aber beeil dich, bald ist sie blutleer, das vermischte Blut vom Boden ist nicht gut.“
    Unerwartet ging das Licht an. Die grandios gebauten Kronleuchter erhellten den gesamten Flur, und mir offenbarte sich ein Bild, dass ich lieber nicht gesehen hätte: Der Boden war in so tiefes Rot getaucht, dass man meinen könnte, das Blut wäre mehrere Meter tief. Ohne daran zu denken, wer das Licht eingeschaltet haben könnte, ging ich in das Zimmer, in dem sich die Assassine zuletzt befunden hatte. Die Tür, die von der Assamite zerstört wurde, war aus massivem Eichenholz gefertigt, eine unglaubliche Kraft war nötig, um diese derart zuzurichten. Als ich durch die zertrümmerte Tür trat, watete ich weiter durch Blut. Der Teppich war völlig mit dem Vitae getränkt, und jetzt erkannte ich auch die Quelle des roten Saftes. Auf dem Himmelbett, das von feinsten Tüchern behangen war, lagen zwei Leichen, wahrscheinlich Ghule, das konnte ich nicht genau sagen. Auf dem Bett, an den Wänden, den Stühlen und Kommoden, überall klebte der Lebenssaft.
    Schritte kamen die Treppe herauf. Schnelle, eilige Schritte, nahezu stürmisch. Es waren Frauenschuhe, nicht diese modernen, ältere. Die Schritte verklangen, als die Dame das Obergeschoss erreichte, dann knallten sie weiter auf den Bodenplatten. Ich drehte mich um und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Lady Sophie kam mit wildem, entschlossenen Blick in das Zimmer, hatte sogar eine Pistole in der Hand. Ein Bild, dass ich von ihr ganz und gar nicht gewöhnt war. Ihre Haare waren durcheinander, ihr Kleid zerwühlt... Ganz das Gegenteil der edlen Madame, allerdings ließ die Situation wohl auch kaum etwas anderes zu. Ihre Wildheit wich Überraschung, als sie mich erkannte.
    „Malakai! Was ist hier los!“, schrie sie voller Entsetzen.
    „Madame, beruhigt euch. Die gepflockte Dame da draußen, ihr habt sie ja schon besichtigt, ist eine Assamite. Sie hat eure Ghule und wahrscheinlich auch die Herde getötet und dieses... Blutbad angerichtet. Ach so, entschuldigt, aber ich musste euren Pflock nutzen, um sie zur Strecke zu bringen. Lasst uns doch in den Salon gehen, dort riecht es angenehmer.“
    Ich spürte plötzlich einen starken Drang, weiter erzählen zu müssen, als würde eine fremde Macht von meinem Geist Besitz ergreifen. Sophie sah mich durchdringend und mit eisigen Augen an. „Sprich“, sagte sie.
    „Ich kam hier herein und wollte mich weiter mit Judith unterhalten, ich roch Blut, das offen im zweiten Stockwerk sein musste, also ging ich die Treppe hinauf, um nachzusehen. Als ich die Treppe hinaufgegangen war, griff uns die Assamite an, wir setzten sie außer Gefecht, danach untersuchte ich das Schlafgemach und fand eure beiden toten Ghule und das Blut. Dann kamt ihr bereits.“
    Die fremde Macht, die sich meines Geistes bemächtigt hatte, ließ mich frei. „Ihr habt kein Vertrauen zu mir, Madame?“, fragte ich neutral.
    „Das ist es nicht, werter Malakai. Ihr habt nur den Drang, Dinge zu untertreiben. Ich musste alles wissen.“
    „Nun, das nächste Mal braucht ihr eure Beherrschung nicht anwenden, da ich euch nie anlüge. Solltet ihr das noch öfter tun, muss ich euer Vertrauen in Frage stellen. Auch öffentlich.“
    Mit diesen Worten verließ ich das Zimmer und entdeckte Judith gedankenverloren auf dem Flur stehend. Sie beobachtete die Assamite eingehend. Vielleicht starrte sie auch unbewusst auf sie, das konnte ich nicht eindeutig erkennen.
    „Judith, alles in Ordnung? Hast du Schmerzen? Bist du verletzt?“
    „Nein, ich habe... ich habe meine Wunden geheilt. Das ist es nicht.“
    „Was dann? Red mit mir, ich kann dir helfen.“
    „Lass uns hier verschwinden, bitte.“
    Leider war das in diesem Moment nicht möglich, es gab viel zu viele Dinge zu klären. Warum töteten die Sabbatvampire, oder in diesem Fall, die Assamiten, die Ghule der Toreador? Warum richteten sie derartige Blutbäder an? Warum griffen sie auf ein Mal, und so massiv an? Ich sagte zu Judith, sie solle nach Hause fahren, aber das lehnte sie ab, sie fühlte sich allein nicht sicher, sagte sie. Nun, das konnte ich verstehen, bisher wurde kaum jemand von uns verschont, viele sichere Orte gab es wohl tatsächlich nicht mehr. Ich jedenfalls fasste den Entschluss, bei Sophie zu bleiben. Auch wenn sie mir nicht vertraute, sie musste geschützt werden. Sie war zu wichtig für die Camarilla. Und ich fasste den Entschluss, ab jetzt eine Pistole zu tragen...

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]