Vier Jahreszeiten - 100 Geschichten

  • Vier Jahreszeiten -
    hundert Geschichten


    Liebe Leser,


    ich lade Euch hiermit ein, mit mir eine kleine Reise durch die Jahreszeiten und die dazugehörigen Anlässe zu machen, worunter ich zum Beispiel Weihnachten, Halloween oder auch Fasching verstehe. Zu jedem dieser Anlässe werde ich eine kleine Geschichte online stellen, die ich am Ende dieses Anlasses abschließe. Die einzelnen Geschichten hängen nicht zusammen, sie sind einfach nur bunt zusammengewürfelt und haben nur eines gemeinsam: Den traditionellen "Hintergrund" einer bestimmten Festlichkeit. Ich hoffe, dass ich alles so gut wie möglich erklären konnte. Es folgt nun eine kleine Übersicht, die ich immer wieder ergänzen werde. Beginnen werde ich mit einer Halloween-Fotostory.
    Hier die Übersicht:


    1. Fotostory: Halloween
    Titel: Die Stunde der Rachegeister
    Kurzbeschreibung: Toby landet durch eine Wagenpanne im Dorf Morbuck. Er feiert mit den Dorfbewohnern ein Fest und lernt ein hübsches Mädchen kennen. Doch was er nicht weiß... lest selbst!



    2. Fotostory: Weihnachten
    Titel: Das Weihnachtsgeschenk
    Kurzbeschreibung: Carinas Leben ist nur noch Schutt und Asche: Sie hat Mann und Kind verloren, und beschließt, dieses Weihnachten nicht mehr erleben zu wollen. Doch auf dem Weg ins Jenseits begegnet ihr ein junges Mädchen, und diese Begegnung soll ihr Leben verändern...


    ...etc...


    "An alle Mods: Bilder kommen gleich!"

  • Die Stunde der Rachegeister


    Na, zu Halloween eine kleine Gruselgeschichte gefällig? Haben Sie es sich auf ihrem Sofa bequem gemacht und die Chipstüte mit den kürbisförmigen Minigesichtern geöffnet? Oder hat heute schon einmal die Haustür geschellt und ein paar Kinder gefragt: "Süßes oder Saures? Doch auch, wenn es nur die leuchtenden Kürbisse der Nachbarschaft sind, durch die sie wissen: Nun ist Halloween, unterhalte ich Sie hiermit mit einer Kurzgeschichte. Die Nacht des Grauens hat begonnen. Viel Spaß!





    Eine blonde Frau, so schön wie ein Diamant, saß am Straßenrand auf einer Bank und starrte in den Himmel. Sie genoss die letzten Sonnenstrahlen dieses herrlichen Oktobertages. Die Blätter der Bäume leuchteten im Sonnenlicht in allen Farben.









    „Entschuldigen Sie bitte, ich wollte sie nicht stören, aber...“


    Eine wohlklingende Stimme durchbrach ihre Träume.


    Die blonde Frau erschrak, als plötzlich ein junger Mann neben ihr stand. Sie hatte ihn bisher noch nie in der Nähe des Dorfes oder hier in der Gegend gesehen. Der muskulöse Körper beeindruckte sie, und sie konnte erkennen, dass auch er sie musterte. Er sprach weiter: „Mein Wagen ist stehen geblieben, etwa sechshundert Meter von hier. Könnte ich vielleicht irgendwie telefonieren?“






    Sie wirkte bedrückt. „So ein Pech! Kommen Sie mit mir ins Dorf, es ist nicht weit. Dort haben wir jemanden, der Ihnen helfen kann. Mein Name ist Eleonora.“ Er nickte kurz und sagte dann: „Ich bin Toby.“


    Sie lächelten sich gegenseitig an, und dann ging sie voraus und er folgte ihr. Es waren noch an die vierhundert Meter Fussmarsch, dann kamen sie in dem beschaulichen kleinen Dorf an.





    "Das hier ist das Dorf Morbuck, mein Zuhause ist das große Haus dort drüben." Eleonora deutete zu einem gewaltigen Bauwerk. "Kommen Sie mit, ich zeig Ihnen, wo das Telefon steht."
    Sie betraten das Haus. Ein älterer Mann saß in einem alten Lehnsessel.




    "Das ist mein Vater." Eleonora nickte ihrem Vater zu. "Vater, das hier ist Toby. Er hatte eine Panne mit dem Wagen und würde gern telefonieren." Der ältere Herr grüßte Toby und gab ihm die Nummer vom Abschleppdienst und einen nostalgischen Telefonapparat. Toby nahm den Hörer ab und wählte die Nummer. Als sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete, gab Toby den Standpunkt des Wagens an und bedankte sich höflich. Dann legte er auf. "In einer Stunde kann er frühestens hier sein.", verkündete er.

    "Sie können bis dahin hier bleiben und ein wenig mit uns plaudern. Wir bekommen so selten Besuch in dieser gottverlassenen Gegend." Toby nahm das Angebot des Vaters an, doch eigentlich nur, um noch länger bei Eleonora bleiben zu können.




    So saßen sie schließlich alle am Tisch und unterhielten sich. Schnell war die Stunde vorüber. "Ich muss gehen.", sagte Toby.





    "Ich begleite Dich noch hinaus!", sagte Eleonora wehmütig. Draußen nahm Eleonora Toby bei der Hand und fragte ihn: "Hättest Du nicht Lust, morgen auf unserem Dorffest mit mir zu tanzen?"





    "Morgen Abend?", fragte Toby. "Ja, um sieben Uhr beginnt das Fest.", antwortete Eleonora.

    "Ja, gerne. Um Punkt sieben erscheine ich. Ich bin bei meiner Tante zu Besuch. Normalerweise lebe ich nicht hier, sondern in der Stadt. Nun muss ich mich aber auf den Weg machen, sonst ist der Abschleppdienst noch vor mir da!"
    So verließ Toby das Dorf.







    ----geht bald weiter ----


  • Hey Moni,

    Wow, Du hast wohl wieder Deine Inspiration wieder gefunden, was?

    Deine Idee finde ich echt super klasse.
    Halloween also. Ich hoffe die süsse Eleonora verwandelt sich nicht in ein schreckliches Biest ... Der arme Toby.
    Die beiden sehen wirklich hübsch aus und das alte Dorf hast Du auch ganz liebevoll hergerichtet.

    Sehr spannend und schaue sicher wieder vorbei..

    Drück Dich
    Manja

  • Eine schöne Idee:)
    Ich mag die Art in der du schreibst und die Bilder sind echt Klasse!:applaus
    Das Dorf sieht toll aus!

    Was wohl bei der Feier passieren wird?
    Ich bin gespannt und freue mich auf die Fortsetzung!:)

    ------
    Mein erster Beitrag:D

  • Es geht weiter...


    Als er bei seinem Auto ankam, näherte sich schon der Abschleppwagen. Ein alter Mann stieg aus und begutachtete Tobys Auto. "Guten Tag, ich bin der Mann vom Abschleppdienst. Sie trauen sich aber, in dieser gottverdammten Gegend einfach so am Straßenrand stehen zu bleiben. Haben Sie denn keine Angst, dass Sie jemand überfallen könnte?" Die Ironie in seinen Worten ließ darauf schließen, dass er schon sehr lange hier lebte, und gerne Witze über die Abgeschiedenheit hier machte.



    "Von wo aus haben Sie angerufen?", fragte er. Toby deutete nach Süden. "Da hinten ist doch das Dorf Morbuck. Eine junge Dame hat mich ihr Telefon benutzen lassen."



    Der alte Mann schaute grimmig drein. "Hören Sie, junger Mann. Ich bin zwar alt, aber noch lange nicht dumm.", fragte er schließlich.
    Toby sah ihn verwundert an. Dann meinte der alte Mann: "Dieses Dorf gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. Sie müssen einen Geist gesehen haben."
    Alte Leute sind manchmal ganz schön komisch, dachte Toby. Dieses hübsche Mädchen konnte kein Geist gewesen sein.



    "Ich schleppe Ihren Wagen in die nächste Werkstatt. Sieht so aus, als wäre das Kühlwasser ausgelaufen."
    Und so schleppte der alte Mann den Wagen in die nächste Werkstatt, und in Tobys Kopf schwirrten nur noch Gedanken um die wunderschöne Frau.



    Am nächsten Tag....


    Der Wagen war wieder repariert und Toby machte sich auf, um am Dorffest in Morbuck teilzunehmen. Als er ankam, hörte er schon von Weitem die Musik und das Gelächter der Dorfbewohner.
    Er stieg aus dem Wagen, und schon bald entdeckte er Eleonora.



    Sie kam auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.
    "Schön, dass Du gekommen bist. Ich habe bis jetzt noch mit keinem anderen getanzt, sondern nur auf Dich gewartet."
    Toby lächelte verlegen. "Oh, aber es sind doch so viele andere gutaussehende Männer hier. Ich dachte schon, dass Du mitten im Tanzgewimmel steckst, wenn ich komme."



    Sie grinste verführerisch. "Aber Toby, wenn ich weiß, dass ein Mann wie Du zu unserem Fest kommt, halte ich mich natürlich frei!"
    Sie begaben sich an einen der Tische und sofort wurde groß aufgetischt. Toby und Eleonora aßen und tranken, lachten und erzählten sich die verrücktesten Geschichten.



    Die Zeit verging wie im Flug, und plötzlich bemerkte toby: "Eleonora, was ist denn da los, die Leute gehen ja alle. Mann, es wird ja schon hell. Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es schon ist."
    "Tja, Toby, für mich ist die Nacht auch vorbei.", sagte Eleonora wehmütig. Doch plötzlich erhellte sich ihre Miene. "Komm doch mit!"




    "Mitkommen? Wohin denn?" Toby verstand nur noch Bahnhof.
    Eleonora war schon gegangen. Er lief ihr nach. "Warte, ich komme mit Dir. Dann lasse ich mich eben überraschen!"

  • Schließlich kamen sie vor eine hohe Steinmauer. Als Toby erkannte, was sich hinter der Steinmauer befand, sah er Eleonora erschroken an. "Seit ihr etwa alle Grufties oder so etwas?"
    Eleonora grinste breit. "So in etwa könnte man es nennen, Toby."



    Voller Schaudern und Entsetzen nahm er das grausame Treiben der Dorfbewohner wahr. Er schrie: "Eleonora, was machen die da? Komm, sag es mir! Bitte!"
    Die Dorfbewohner wurden zu seltsamen Gestalten. Sie unterhielten sich: "So ein armer, blonder Jüngling aus der Stadt. Er hat wohl noch nie gesehen, wie Geister in ihre Gräber zurückkehren!"



    Ungläubig fragte Toby Eleonora: "Geister? Das kann doch nicht wahr sein, ihr wart doch so real!"
    Eleonora fing an, zu erklären: "Das sind wir auch, einmal im Jahr. Doch dann müssen wir wieder zurück in unsere Gräber, und wieder ein ganzes Jahr auf diese wenigen Tage warten, an dem wir aus dem Geisterreich zurückkehren dürfen. Seit unser Dorf Morbuck verwunschen ist, bin ich so einsam. Ich bin ganz allein in meinem Grab. Bitte, Toby, komm mit mir!" Sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss, aus dem er sich kaum entreißen konnte. Doch dann wurde er wieder klar im Kopf und riss sich los.



    Toby versuchte, wegzulaufen, doch zwei Geister verstellten ihm den Weg.
    "Glaubst Du wirklich, wir würden Dich gehen lassen?", fragte einer der Geister.
    "Es ist nicht nett, Lady Eleonora im Stich zu lassen."
    Toby versuchte wieder und wieder, zu fliehen, doch es gelang ihm nicht.
    "Nein, ich will nicht ins Grab, ich bin doch noch lebendig!", schrie er.



    Doch dann geschah alles sehr schnell: Zwei Geister stießen ihn ins Grab, er verlor den Halt und stürzte in die Tiefe. Eleonora zog ihn in ihre kalten Arme.



    "Liebster, endlich sind wir für immer vereint." Dann wurde Erde auf das Grab geschaufelt, und Toby wurde lebendig begraben. Am nächsten Tag suchte man nach ihm, doch er blieb für immer spurlos verschwunden...




    Liebe Leser, das war mein Beitrag zu Halloween, ich hoffe es hat Euch gefallen! Freu mich sehr über Kommis! LG Moni

  • Vier Jahreszeiten - 100 Geschichten


    Das Weihnachtsgeschenk


    Passend zur stillen Zeit schenke ich Euch, liebe Leser, eine kleine Geschichte, die ein bisschen zum Nachdenken anregen soll. Ich hoffe, sie gefällt Euch. Viel Spaß beim Lesen!



    Es war ein scheußlicher Tag. Der 24. Dezember. Mein erstes Weihnachten, das ich allein verbringen sollte, denn im Jahr zuvor, ebenfalls am 24. Dezember, hatte ich Mann und Kind verloren. Sie hatten einen tragischen Autounfall gehabt, und waren auf der Stelle tot gewesen. Als ich davon erfuhr, starb auch ich innerlich. Meine liebe, hübsche Tochter Nadine und mein treuer, geliebter Ehemann Moritz, sie beide waren gestorben.



    Oft fragte ich Gott: "Warum ausgerechnet ich?" Doch bis zu jenem Tag hatte ich nie eine Antwort darauf bekommen. Dieses Weihnachten würde ich nicht überstehen. Hatte ich doch sonst schon Anfang Dezember angefangen, Geschenke für meine Liebsten zu besorgen. Dieses Jahr gab es niemanden, den ich hätte beschenken können. Und deshalb beschloss ich auch an diesem 24. Dezember, mir das Leben zu nehmen. Ich wollte zur Unfallstelle fahren, um dann gegen den selben Baum zu fahren, gegen den auch meine Familie gefahren war.




    Als ich schon mit dem Auto unterwegs war, sah ich auf der Straße plötzlich ein junges Mädchen, höchstens siebzehn. Sie war spärlich bekleidet, und ich hielt sofort an. Sie würde sich in dem Outfit sicher noch den Tod holen.
    "Hallo, Kleine. Sag mal, was machst Du denn hier Draußen, und warum hast Du nur ein Shirt an?"



    Sie kam zu mir herüber auf die Fahrerseite und sah ins Wageninnere. "Komm, steig ein.", bat ich sie. Ich konnte das gar nicht mit ansehen.
    Sie stieg ein und fing auch gleich zu erzählen an. "Ich bin von zu Hause weggelaufen, weil ich es nicht mehr aushalte. Mein Vater trinkt nur noch und ist immer schlecht drauf.



    Ich bin einfach losgegangen. Ich hab in der Eile vergessen, eine Jacke mitzunehmen, aber wenn ich erfriere, ist es sowieso egal. Dann bin ich wenigstens da, wo meine Mama jetzt ist."
    Ich war schockiert über ihre Aussage. Sie zitterte am ganzen Körper. Das arme Ding, dachte ich.



    Sie musterte mich eingehend. "Sie haben geweint, stimmts?", fragte sie dann. Ich nickte.
    "Aber das ist jetzt unwichtig. Ich werde Dich jetzt zurück nach Hause fahren, und dann reden wir mit Deinem Vater. Ist das in Ordnung?" Sie nickte stumm.
    "Ich sag Ihnen, wo es lang geht." Ich fuhr los.



    Nach etwa zehn Minuten Fahrt sagte sie, dass wir da seien. Es war ein kleines Haus, welches irgendwie eine wohlige Atmosphäre ausstrahlte. "Ich steig aus, und klingle schon mal.", sagte sie. Das tat sie auch. In dem Moment sprang das Radio plötzlich an und ich erschrak. Es waren nur einige Augenblicke, die ich nicht aufgepasst habe, und schon war das Mädchen verschwunden



    Da sah ich zum Haus, und plötzlich stand da ein Mann. Er schaute verwundert zu mir herüber.
    Ich stieg aus und sagte: "Guten Tag, ich habe eben Ihre Tochter hier aussteigen lassen. Sie hat mir von ihrem Streit mit Ihnen erzählt, und ich dachte, vielleicht könnte ich etwas schlichten." Er wurde plötzlich kreidebleich.



  • "Ich glaube, Sie müssen mich verwechseln.", sagte er kleinlaut. Ich fragte nach, ob er eine Tochter habe, er sagte: "Nein, meine Tochter starb letztes Jahr an Weihnachten." Na großartig, da hatte ich ja wieder mal mitten ins Herz getroffen. Ich wollte schon wieder gehen, da sagte er: "Ich glaube, Sie sind vielleicht doch richtig hier." Ich runzelte die Stirn. "Kommen Sie doch erst mal rein. Es ist ziemlich kalt hier Draußen."



    Ich betrat das kleine Haus und fühlte mich sofort wie Zu Hause. Im Ofen brannte Feuer, welches das Zimmer in ein herrliches Licht eintauchte.
    "Setzen Sie sich doch.", bat er mich. "Ich heiße übrigens Thorsten." Auch ich stellte mich vor. "Mein Name ist Carina."
    "Sie sagten vorher, das Mädchen, welches Sie hierher gebracht haben, hätte Ihnen von einem Streit berichtet?" Ich nickte, und erzählte ihm alles, was ich wusste.



    Dann stand er auf und holte ein Fotoalbum. Er bat mich, es anzusehen, und gleich auf der ersten Seite sah ich etliche Babyfotos. Dann wurde das Kind älter, und schließlich erkannte ich das Mädchen wieder, welches ich noch vor wenigen Minuten hier abgesetzt hatte.
    "Das ist das Mädchen!", rief ich und deutete mit dem Finger auf das Bild, auf dem ich sie entdeckt hatte.



    Er schüttelte gedankenverloren den Kopf.
    "Das ist unmöglich... Und doch muss es stimmen. Woher sollten Sie sonst die Details wissen, die ich nie jemandem erzählt habe. Ich habe mich so schuldig gefühlt. Wegen mir ist sie weggelaufen, sonst wäre das alles nie passiert."



    "Was ist geschehen?", fragte ich nach einer Weile. Er zögerte, doch dann erzählte er mir, was passiert war. "Man fand ihre Leiche am Abend in einem abgelegenen Wald. Ein Mann hatte Sie vergewaltigt und erdrosselt, vermutlich war sie per Anhalter mitgefahren und so an ihren Mörder geraten. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich damals so ein Scheusal und ein Alkoholiker war. Ich habe dadurch das einzige verloren, was ich nach dem Tod meiner Frau noch hatte: Meine Tochter." Er sah so unendlich traurig aus.
    "Ihr Name war Hannah.", sagte Thorsten, und mittlerweile hatte er Tränen in den Augen.



    Ich stand auf und nahm ihn in den Arm. "Vielleicht sind Sie mein Weihnachtsgeschenk.", sagte er schließlich. "Meine Tochter hat Sie hierher geführt, das muss einen Grund gehabt haben. Ich bitte Sie, feiern Sie mit mir das Weihnachtsfest, ich will es nicht alleine tun."
    Er sah schuldbewusst zur Seite. "Wissen Sie, eigentlich hatte ich heute vor, meinem Leben ein Ende zu bereiten. Kurz, bevor Sie kamen, wollte ich gerade in den Speicher gehen und mir ein Seil besorgen. Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, Carina, doch irgendwie fühle ich, dass Sie mir das Leben gerettet haben."
    Ich sah ihm tief in die Augen. "Und sie haben mir das meine gerettet, Thorsten."



    Ich erzählte ihm meine Geschichte, und als ich fertig war, küssten wir uns.
    Genau ein Jahr später, am 24. Dezember, kam unsere gemeinsame Tochter zur Welt. Wir nannten sie Anna.



    Ich bin so froh, dass ich damals, an jenem Weihnachtstag, hier her gefunden habe, denn ab jenem Tag habe ich ein neues Leben begonnen. Und nun kann ich auch wieder an Gott glauben, denn er hat mir mein ganz persönliches Weihnachtsgeschenk gemacht...

  • Die Geschichte beginnt leider total traurig. Aber es ist ja ein gutes Ende :)
    Die Bilder sind besonders toll, so echt, so gemütlich irgendwie. Der Text auch. Toll.
    Hoffentlich kommt dann auch bald die nächste Geschichte!?
    LG

  • Ich habe beide Geschichten gelesen und sie sind echt gelungen.Schade dass der junge Mann nicht mehr vom Friedhof fliehen kann. Diese schreckliche Eleonora hat ihm tatsächlich das Leben genommen.Er hätte auf den Mechaniker hören sollen und nicht mehr zum Fest gehen. Die Weihnachtsgeschichte ist so rührend und wie wunderbar,dass sie eine neue Liebe gefunden und ein Baby bekommmen hat. Die tote Tochter hat bestimmt gefühlt,dass Carina bald eine Schwelle zum Tod überschreiten will und auch ihr Vater und deshalb hat sie eingegriffen.

  • Liebe Leser,
    nun folgt also die zweite Weihnachtsgeschichte! Viel Spaß!



    Alle kennen Herrn Brandt, den knallharten Autoverkäufer vom Ende der Stadt. Von Weihnachten, dem Fest der Liebe, hält er nichts. Alles, was das ganze Jahr über für ihn zählt, ist Geld - und Alkohol. Herr Brandt hat eine Frau und zwei Töchter. Zu diesem Weihnachten lädt er seine Eltern, wie jedes Jahr, zum Essen ein... Doch es soll alles anders kommen...


    Im Wohnzimmer der Brandts roch es nach Braten, der Weihnachtsbaum stand in einer Ecke.
    Die elektrische Beleuchtung blinkte. Das Klingeln an der Tür löste sofort ein mulmiges Gefühl in Regina, der Ehefrau von Lothar Brandt, aus. Heute würde alles anders werden. Sie würde ihren Schwiegereltern endlich reinen Wein einschenken.



    Sie öffnete die Türe, und da standen die beiden. Wie jedes Jahr erhellte sich sofort die Miene ihrer Schwiegereltern, als sie Regina sahen. Und wie jedes Jahr würden sie auch heute wieder sagen, wie froh sie waren, dass ihr Lothar so eine bezaubernde, kluge Frau gefunden hatte. Sie würden das Essen loben, und Regina als beste Köchin in ganz Bayern betiteln. Doch dann würde doch alles anders werden...



    Das Essen verlief ansich sehr ruhig und normal. Als die ganze Familie mit dem Essen fertig war, sagte Regina: "Ich muss Euch etwas sagen: Lothar und ich werden uns trennen." Lothars Mutter ließ die Serviette fallen, sein Vater stellte das Glas ab.



    Sie starrten das Noch-Ehepaar ungläubig an, und verkündeten dann, dass sie jetzt gehen würden. Sie standen beide gleichzeitig auf und verließen fluchtartig die Wohnung. Regina schloss die Tür hinter den Schwiegereltern. Mit der Klinke in der Hand blieb sie noch einige Minuten stehen, den Kopf nach vorn gebeugt. Endlich war der Heilige Abend vorbei. Sie seufzte vernehmlich auf.
    Schließlich ging sie zurück ins Wohnzimmer.



    Mechanisch begann sie, den Tisch abzuräumen: Geschirr, Tassen, Kuchenreste, Besteck.
    In der Küche stand Lothar vor dem Fenster. Sie nahm nur seinen Rücken wahr. Regina bemerkte bei einem flüchtigen Blick wie kahl er am Hinterkopf geworden war. Aber sie verlor kein Wort, räumte den Geschirrspüler ein.
    Lothars Stimme hielt sie beim Verlassen der Küche.
    "Na? Hast du mir nichts zu sagen?"




    Regina lächelte verhalten, aber sie ging weiter. Lothars Stimme folgte ihr. "Was hast du dir gedacht dabei?"
    Der Tonfall war laut, fast grob. Regina zuckte die Schultern.

  • "Verdammt noch mal! Ich rede mit dir!" Lothars Stimme füllte den Raum, doch Regina blickte nicht einmal auf.
    Lothar packte ihren Arm. "Du wirst jetzt mit mir reden, hörst du? Hier und jetzt."
    Regina lachte, als sie in sein Gesicht blickte. "Schlägst du mich wieder, wenn ich es nicht tue?"



    Lothars Gesicht zuckte, dann ließ er sie los.
    "Warum hast du unseren Eltern erzählt, wir würden uns trennen? Warum ausgerechnet zu Weihnachten?"
    Regina kämpfte gegen ein weiteres lautes Lachen, doch dann stieg Zorn in ihr auf. "Deinen Eltern, nicht meinen. Meine wissen es längst. Und warum sollten deine Eltern es nicht wissen? Das du mich betrügst? Seit fast drei Jahren? Mit einem Flittchen aus dem Autohaus? Dass Du mich schlägst, Dich jeden Tag betrinkst und die Kinder Dich nicht interessieren? Jeder Zeitpunkt ist so gut wie der andere."




    Lothars Augen warfen Dolche. "Lore ist kein Flittchen, sondern zukünftige Geschäftsführerin. Aber das verstehst du nicht. Du bist nur voller Hass. Du siehst nur, dass sie mir alles gibt, was du mir nie geben konntest. Und Du weißt, dass die Kindererziehung in den Händen der Frau liegt."




    Regina drehte sich angewidert weg. "Du wolltest Kinder, nicht ich, Lothar. Ich mache außerdem nur reinen Tisch. Ich kann dein Heucheln nicht mehr ertragen. Ich werde morgen ausziehen. Dann kann deine …Geschäftsführerin … gerne meinen Platz einnehmen." Lothar kochte vor Wut.
    "Ausziehen?", schrie er. "Ich nenne es davonlaufen! Niemand zwingt dich dazu. Wir könnten beide unser Leben weiterführen wie bisher…" Reginas prustendes Lachen irritierte ihn. Er hielt inne.



    "Mamas Junge, was? Wie bisher? Damit du gut vor deiner Mutter dastehst! Das ist aber dein Problem."
    Sie ging ein paar Schritte aus dem Wohnzimmer.
    Lothars wütende Stimme hallte hinter ihr. Seine Worte wurden verletzend kalt.
    "Dann geh doch! Niemand hält dich. Niemand braucht dich. Du wirst sehen, wie ein Leben ohne mich ist. Glaub aber nicht, dass ich dich je zurück will."
    Regina konnte ihn nicht länger ansehen.
    "Du hast getrunken, Lothar. Ich will nicht mehr länger weiterreden." Sie ging die Treppe hoch.



    Lothar blieb unten stehen. Dann rief er ihr nach: "Hörst du? Ich brauche dich nicht! Ich habe dich nie gebraucht!"
    Regina ging ins Schlafzimmer und packte ein paar Sachen in ihre Tasche. Dann ging sie ins Kinderzimmer und erklärte den Mädchen, dass sie heute Nacht mit Mama bei Oma schlafen würden. Dann ging sie wieder nach unten. Energisch griff sie nach dem Telefon. Sie orderte ein Taxi. Nicht eine Nacht mehr hier! Die anderen Sachen konnte sie morgen holen. Irgendwann. Es eilte nicht. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, knöpfte den Mantel zu.
    Lothar starrte sie an, als sie an ihm vorbei ging.
    Das Taxi fuhr vor.



    Regina musste lachen, als sie die Haustür schloss.
    Aber tief in ihr zerriss ein Band.
    In der Kehle steckte ein Schluchzen.
    Vor vielen Jahren hatte sie Lothar geliebt.
    Wie nie jemanden zuvor…



    Lothar ging zurück ins Wohnzimmer. An der Bar öffnete er eine Flasche Johnny Walker. Er goss sich ein Wasserglas voll ein, nahm einen gierigen Schluck, dann ließ er das Glas fallen. Es zerschellte am Boden. Woher sollte Regina auch wissen, dass Lore ihn nicht mehr wollte? Sie hatte einen reicheren, jüngeren Mann gefunden. Sehr viel reicher.
    Sie war ja doch nur ein Flittchen… Regina hatte völlig Recht gehabt. Er begann zu weinen. Es war kalt.
    Der Weihnachtsbaum blinkte noch immer, wirkte völlig fremd, so ganz allein in dem großen Raum, ohne Menschen, die sich an ihm erfreuen konnten. Und in jener Nacht lernte Lothar, was Weihnachten wirklich bedeutete... Auch, wenn es dafür zu spät war.




  • Was für eine traurige Geschichte,aber es geschieht Lothar recht und wenn ich seine Frau wäre,würde ich auch nicht mehr zurückkehren,Schläge sind etwas unverzeihliches und an den Kindern hat er auch kein Interesse, dazu das Alkoholproblem, dafür braucht er professionelle Hilfe. Aber ich kann keine Bilder sehen,da steht immer nur Bild stattdessen,lässt sich auch nicht anklicken.Einmal ist dir ein Fehler unterlaufen ,da schreibst du Georg statt Lothar, als er unten an der Treppe steht.Solche Menschen gibt es leider viele,die nicht erkennen,was sie zuhause allles haben, aber in der Wirklichkeit bereuen sie meist nichts und geben den anderen die Schuld.

  • Traurig. Aber eigentlich müsste man sich für Regina freuen, das sie endlich ein neues Leben beginnt.
    Und Lother? Er hat jetzt nichts mehr. Selbst Schuld.
    --
    Ahja tolle Bilder und super Text. Aber das brauch ich ja nicht jedes mal zu sagen ;)
    LG

  • huhu....


    zur ersten geschichte...
    ist dir wirklich gut gelungen...
    aber hätte er sich nicht schon gedanken machen müssen als der abschleppdienst mann sagte das es das dorf schon seid jahren nicht mehr gibt..
    aber naja, tolle geschichte...


    zu zweiten geschichte...
    die ist wirklich schön, da geschah dann wohl ein weihnachtswunder,
    beide wollten sich umbringen und keiner tat es dann...
    und dann bekamen sie auch noch ein neues leben...
    auch eine wundervolle geschichte...


    zur dritten geschichte...
    naja lothar hat es ja auch nicht anders verident, betrügt sie jahrelang und trinkt...
    das ist kein guter mann...
    aber jetzt wird er wohl alleine bleiben und regina wird wohl anfangen wieder ichtig zu leben...


    freu mich schon auf die vierte geschichte...
    lg
    Lilith

  • Hallo liebe Leser!
    Weihnachten ist ja jetzt vorbei, und es gibt zahlreiche Nachfragen, ob es hier eine neue Geschichte geben wird. Die Antwort ist: Ja, nur fällt mir leider kein richtig guter Anlass ein, und drum wollte ich hiermit mal in die Runde fragen, ob ihr mir vielleicht ein paar Tipps geben könntet, von was ich evtl eine Geschichte schhreiben könnte. Ich wäre auch erfreut, wenn jemand eine Kurzgeschichte bereit hält, die kann er dann auch gern hier veröffentlichen! LG, Moni!

  • Du könntest ja Silvester nehmen,jemand wünscht sich fürs neue Jahr aus einer Laune heraus was ganz verrücktes und es geht in Erfüllung,was ihm dann gar nicht so recht ist.Oder im Februar biete sich ja eine Valentinsgeschichte an oder im Karneval irgendeine lustige Verwechslungsgeschichte durch die Kostümierung oder eine Geschichte bedingt durch die Widrigkeiten des Winters wie Schneesturm oder Einbruch in einen zugefrorenen See.