Die Landgraabs, das Leben hinter der Fassade
Macht, Hass und Intrigen! Eine neue Eigenschaft der
modernen Welt, oder doch eine uralte Schwäche der
Menschheit? Ist die letzte Reise oft der einzige Ausweg? Ist
die Welt nicht groß genug, um einen Platz für sich zu
finden? Gibt es wirklich Menschen, die kein Gewissen
haben? Können wir überhaupt in die Seele eines Menschen blicken?
Hat immer der die meiste Macht, der das meiste Geld hat?
Wo …, wo bleibt die Gerechtigkeit auf Erden?
Kapitel 1
Was ist mit dir los?
Nach einem harten Arbeitstag ließ sich Michael erschöpft auf
dem Sofa fallen. Wie immer hatte er sein Jackett noch an
und den Aktenkoffer einfach in die Ecke geschmissen. Er
hasste es nach Hause zu kommen, er hasste es auf Arbeit
zu sein und er hasste sein Leben. Nachdem er sein drittes
Glas Konjak geleert hatte und zum tausendsten Mal
feststellte, das er alleine war, kam ihm immer wieder der
Gedanke auf, es noch einmal zu versuchen, was ihm schon
zweimal misslungen war. Zu gerne hätte er eine Familie,
eine Frau, die ihn so lieben würde, wie er war. Ohne das
ganze ringsherum, ohne das Imperium seiner doch so
angesehenen Familie, die über Generationen ihr großes Netz
ausspannte und alles festhielt, was sich drin verfangen
hatte.
Schon im jungen Alter musste er feststellen, dass er gar
nicht wirklich lebt, dass er nur eine Marionette ist, die
willenlos zu gehorchen hatte. Es gab aber auch Zeiten, wo
er alles tat, was seine nach außen hin ach so gute Familie
beschmutzte. Wo er auf einen Rachetrip war, für die
Peinigung seiner Seele. Nach minutenlangem Grübeln, ob
das Leben überhaupt einen Sinn hatte, beschloss Michael
ins Bett zugehen, um wenigstens in seinen Träumen das
Leben zu führen, wie er sich es wünschte. Als er so
gedankenverloren auf dem Weg ins Bad war, zuckte er
plötzlich zusammen, als er die Haustürklingel hörte.
„Besuch …, das ist jetzt echt das Letzte was ich haben will“,
dachte er und ging zu Freisprechanlage.
„Ja, wer ist da?“, stellte er die Frage, nachdem
er ein kleines Knöpfchen gedrückt hatte.
„Hey Alter …, ich bin es, Ben! Komm, mach auf und lass
mich nicht im Dunkeln stehen“, hörte Michael seinen alten
Kumpel Ben sagen.
Er war so froh seine Stimme zu hören, wollte ihn aber nicht
sprechen, da er schon wusste, was Ben ihm fragen würde
und er darauf keine ehrliche Antwort geben kann.
„Ich wollte gerade ins Bett gehen“, gähnte Michael, doch für
Ben war dies kein Grund, um wieder zu gehen.
„Nun mach schon auf! Ein halbes Stündchen wirst du doch
wohl für mich haben, oder?“
Michael kannte Ben gut genug, um zu wissen, dass er sich
nicht so leicht abwimmeln lässt. Drum drückte er einen
weiteren Knopf und das große Tor am Eingang öffnete sich.
„Mann, ich habe wirklich schon Angst gehabt, du lebst gar
nicht mehr“, waren Bens erste Worte, nachdem Michael ihm
die Haustür aufmachte. Zur Begrüßung gab es von Ben eine
feste Umarmung und mit einem leichten Schulterklopfen
drückte er seine Sorge aus.
Schon lange hatten sich Michael und Ben nicht mehr
gesehen. Auf dem College waren sie unzertrennlich, hatten
zahlreiche Streiche auf Lager und so manchen Professor an
der Uni auf die Palme gebracht. Sie waren Raufbolde,
Saufbolde und hatten einen Fehbel für leichte Mädchen, wo
sie sich gegen Bares ihren Spaß holten. Michael hatte soviel
Vertrauen in Ben, dass er ihm seine ganze Vergangenheit
beichtete. Auch nach ihrem Studium waren sie
unzertrennlich und lebten ihr Leben so weiter, wie sie es
von der Uni gewöhnt waren.
Doch eines Tages brach Michael den Kontakt zu seinem
besten Freund abrupt ab und wurde, wie Ben es ausdrücken
würde, zum Spießer. Doch da Ben die Vergangenheit von
Michael kannte und er ahnte, dass dieser Wandel nicht
Michaels Art entsprach, ließ er nicht locker, um
herauszufinden, was mit seinem Freud passiert war.
Er sah sich kurz um.
„Wie es aussieht, bis du immer noch alleine. Mensch Micha,
wann fängst du wieder an, zu leben? Das Imperium deines
Vaters am laufen zu halten, das kann doch für dich nicht
alles sein und ich weiß, du hasst diese Arbeit“, meinte Ben
besorgt, doch Michael winkte nur ab.
„Kann ich dir was zum Trinken anbieten?“ fragte er
nur kläglich.
Ben nickte nur kurz und machte ein trauriges Gesicht.
Michael ging zur Bar und füllte zwei Gläser mit russischem
Wodka, da Ben diesen so mochte.
„Ich verstehe immer noch nicht, warum du dich so verändert
hast. Du gehst mir aus dem Weg und das schon seit drei
Jahren. Du wirkst sehr nervös, wenn ich in deiner Nähe bin,
als wenn uns keiner zusammen sehen darf. Leidest du an
einer Depression oder hat dich dein Vater so unter Druck
gesetzt?“ wollte Ben wissen, obwohl ihm das Zweite als
wahrscheinlicher klang.
„Ich hab dir doch schon oft gesagt, es ist für dich nicht gut,
wenn du bei mir bist.“
„Ja, schon Michael, aber warum, darüber schweigst du. Wir
haben uns immer alles erzählt, du hast mir Dinge
anvertraut, die so schrecklich waren und ich habe dir
versprochen zu schweigen. Aber warum vertraust du mir
jetzt nicht mehr?“ wollte Ben wissen.
„Ich vertraue dir doch“, erwiderte Michael nach unten
schauend.
Doch Ben ließ nicht locker, er sagte; „Die Realität sieht aber
anders aus. Du verkriechst dich hinter deiner Fassade und
das ist nicht gut. Das hältst du auf Dauer nicht durch
Michael, oder soll ich lieber Stefan sagen?“
Geht noch weiter......