Forumspiel "Alleinerziehend" Aufgaben Sternchen&co

  • Familie Sanburne


    Vor 5 Jahren habe ich meinen Traummann Jim kennen gelernt.
    Damals habe ich noch „unter“ ihm gearbeitet. Kurz nach meiner Ausbildung als Visagistin habe bei einer kleinen Firma angefangen. Der erste Auftrag, bei dem meine Hilfe gebraucht wurde, handelte um einen kleinen Werbespot für eine Schuhmarke. Natürlich war ich tierisch aufgeregt. Meine Hand zitterte, doch ich hatte meine Job gut erledigt.
    Schließlich durfte ich bei dem Werbespot zusehen. Zuerst sah ich den Regisseur nur von hinten. Da schenkte ich ihm kaum Beachtung. Als er sich jedoch umdrehte, konnte ich kaum noch die Augen von ihm abwenden. Anscheinend ging es ihm ähnlich, da sein Blick von seiner eigentlichen Aufgabe ziemlich oft abschweifte. Konzentrieren konnte er sich kaum, deshalb wurde der restliche Dreh auf den nächsten Tag verschoben. Dies war überhaupt kein Problem, da es sich um Jim Sanburne, einen in England berühmten Regisseur handelte, dem keinen ein Wunsch abschlagen konnte. Ich auch nicht. O.K. ich hätte es auch nicht gewollt. Kurz nach diesem Drehtag wartete Jim vor dem Ausgang auf mich. Er fragte mich, ob ich nicht mit ihm Essen gehen möchte. Wie könnte ich da Nein sagen?
    Dies war das beste Essen, das ich je hatte. Mit Jim kann man unglaublich gut reden. Das Gespräch lief toll und wir redeten bis spät in die Nacht.



    Wir lernten uns immer besser kennen und nach schon einem Jahr machte er mir einen Heiratsantrag. Natürlich konnte ich ihm nicht widerstehen. Wie auch?
    Die Hochzeit war himmlisch. Von der Hochzeitsnacht ganz zu schweigen.
    Sogar seine ganze Familie war aus England angereist. Ich muss schon sagen, er hat eine ziemlich große Familie. Deshalb war unsere Freude besonders groß als alle kamen.
    Wenige Tage später fanden wir ein Traumhaus für uns beide. Geld spielte da natürlich keine Rolle. Ich arbeitete noch immer als Visagistin und mein Top-Regisseur verdiente genug Geld für unsere beiden Familien.



    Anderthalb Jahre später kam unsere Alicia auf die Welt.
    Wir waren überglücklich und hätten die ganze Welt umarmen können. Schon während der Schwangerschaft bin ich kürzer getreten und am Ende der Schwangerschaft hab ich ganz aufgehört zu arbeiten. Für Jim war das kein Problem. Er hat sich gefreut, dass so immer jemand bei Alicia war und wir kein Kindermädchen brauchten.



    Nun möchte ich auch etwas über unseren Tagesablauf erzählen. Jim muss für das Geld leider ziemlich lange, hart und oft arbeiten. Für ihn stehe ich jedoch gerne auf um nach Alicia zu sehen. Meistens wird er nachts auch gar nicht wach, wenn sie nach uns ruft. Oft ist sie unser kleiner Wecker. Kurz bevor der normale Wecker klingelt, ist sie schon wach und weckt uns. So aufzuwachen ist viel angenehmer als ein dröhnender Piepton.



    Ein ausgiebiges Frühstück ist für uns immer drin. Ich gehe meistens als erste ins Bad und bereite Alicia für den Tag vor. Um das Frühstück kümmere ich mich und Jim kommt immer pünktlich in die Küche.
    Alicia und ich gehen jeden Arbeitstag noch mit zum Auto. Dann gibt’s ein Abschiedsküsschen für Alicia und eins für mich. Wenn er losfährt, winken wir beide ihm noch hinterher bis das Auto um die Ecke biegt und wir ihn nicht mehr sehen können.



    Und dann fängt unser Mädelstag an.
    Erstmal muss der Haushalt gemacht werden. Alicia versucht schon richtig mitzuhelfen. Da muss ich sie manchmal sogar etwas bremsen. Am liebsten putzt sie mit mir den Boden. Damit es uns auch Spaß macht, habe ich ein kleine Spiele und Tricks eingebaut. Schließlich wollen wir den ganzen Tag genießen.



    Wenn Alicia am Nachmittag ihr Mittagsschläfchen hält, arbeite ich etwas am Computer. O.K. ich hab einen ziemlich umfassenden Sinn für Arbeit. Zumindest für diese Art von Arbeit.
    Nach Alicias Geburt habe ich angefangen Kolumnen für eine kleine Zeitung zu schreiben, deren Chefredakteur mein Bruder ist. Sie fanden rege Begeisterung und so schrieb ich immer mehr. Schließlich brachte mich mein Bruder auf die Idee ein eigenes Buch zu schreiben. Mich rührte sein Vertrauen, dass ich einen Versuch startete.
    Mein erstes Buch „Vielleicht… bis Morgen?“, ein Thriller der ziemlich erfolgreich war. Dies ermutigte mich zu neuen Büchern. Mein zweiter Thriller hieß „Nachtschatten“. Demnächst möchte ich auch ein Kinderbuch schreiben. Wenn ihr also ein Buch von Marilyn Sanburne entdeckt, dann scheut euch nicht es zu kaufen. ;-)
    Oft schreibe ich auch E-Mails. Meist an meine Schwiegermutter, die ich leider viel zu selten sehe. Jedoch fahren wir öfters nach England als so manch anderer und besuchen kommt sie uns auch oft.



    Nach ihrem Mittagsschläfchen und getaner Arbeit genießen wir den restlichen Tag. Oft kommt meine Mutter uns besuchen oder wir besuchen ein paar Freunde. Besonders gern ist Alicia bei meiner besten Freundin Bella, die Zwillinge (ein Mädchen und ein Junge) in ihrem Alter hat. Die drei sind die besten Freunde und da kann Alicia es kaum erwarten ihren Mittagsschlaf zu beenden.
    Zwei Spielstunden am späten Nachmittag sind immer drin. Alicia hat genügend Spielsachen. Da gehen die zwei Stunden ziemlich schnell vorbei.
    Alicia liebt es auch mit mir zu singen. Jim meint immer, wir beide geben ein tolles Mutter-Tochter-Gespann ab.



    Zum Abend hin wird Alicia dann wieder kribbelig, denn bald kommt Jim nach Hause. Oft steht sie schon kurz bevor er kommt am Fenster und wartet auf ihn. Wenn ein freudiger Schrei ertönt, weiß ich direkt wer ankommt. Kurz danach wird die Tür aufgeschlossen und Alicia fliegt mit einem großen Grinsen in Jims Arme.
    Es ist herrlich die beiden zusammen zu sehen.
    Am liebsten bringt Jim sie ins Bett. Eine Gute-Nacht-Geschichte ist bei den beiden immer drin. Da muss ich sie bremsen, sonst würden sie noch die ganze Nacht durchlesen.
    Nachdem Alicia eingeschlafen ist, habe ich Jim wieder für mich alleine.
    Auch keine schlechte Tageszeit für mich.

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    I'm an Aquarius, I enjoy sunsets, long walks on the beach and frisky women.[/COLOR]
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  • Familie Sanburne


    Mein Leben änderte sich schlagartig am Samstag. Ich kann die schrecklichen Ereignisse immer noch kaum glauben.



    Das Grauen fing an dem besagten Morgen an. Ich hatte Jim und heute auch mal Alicia geweckt. Sie saß auf ihrem Stuhl und ließ sich genüsslich ihren Stracciatella-Brei schmecken. Ich hatte gerade die Zeitung durchgelesen als ich einen Bericht über eine junge vermisste Frau las.
    „Oh mein Gott, Jim! Susanne ist verschwunden!“
    „Wer? Ich kenne keine Susanne.“ antwortete Jim.
    „Natürlich kennst du Susanne.“ konterte ich „Ihr arbeitet doch zusammen. Sie ist eine Visagistin von dir. Sie nahm meinen Job an, als ich mit Alicia in Umständen war.“
    „Das ist Susanne? Wirklich? Tja, tut mir wirklich sehr Leid für sie. Und ihrer Familie.“
    Ich wunderte mich schon über seine kalte Art. Eigentlich war Jim nicht so, aber ich wollte am frühen Morgen noch keinen Streit mit Jim. Deshalb ging ich nicht weiter drauf ein. Ich wollte jedoch, wenn er wieder von der Arbeit kam, ihn auf seine fiese Art ansprechen.
    Schnell aß er seinen Toast auf, zog sich was Richtiges an und lief zum Auto. Er rief uns beiden noch ein „Tschau bis später“ nach und dann fuhr er weg.
    „Wie dein Vater heute wieder drauf ist.“ sagte ich spaßeshalber zu Alicia. Sie ließ sich ihre Laune nicht verderben, sondern naschte weiter an ihrem Brei. Mir gab sein Verhalten jedoch Rätsel auf.



    Ab und zu verschwendete ich noch einen Gedanken an Jim und seine Reaktion. Ich hatte jedoch noch genügend Arbeit vor mir und ließ mich nicht wegen einer bestimmt unwichtigen Kleinigkeit den Tag verderben.
    Alicia war heute ziemlich müde, deshalb brachte ich sie schon etwas früher ins Bett. Während sie direkt einschlief, machte ich das Mittagessen.
    Plötzlich hörte ich wie die Tür zufiel. Erschrocken ließ ich einen Topf fallen. Bevor ich mich ganz umdrehen konnte, lief Jim an mir vorbei, splitterfasernackt, die Treppe hoch und knallte die Badezimmertür zu. Dann hörte ich auch schon das Duschwasser laufen. Verdutzt wollte ich ihm nachgehen, aber eine feine Blutspur führte mich in die Garage.
    In der Garage roch es ziemlich metallisch, ich machte das Licht an und hätte es am liebsten direkt wieder ausgemacht. Mir erbot sich ein grauenhafter Anblick.
    War das etwa wirklich Blut auf dem Schränkchen? Ich ging näher ran und erschrak mich für mein Leben. Es war tatsächlich Blut! Nein, nein, nein. Das kann doch nicht sein. Ist Jim verletzt? Was ist passiert? Schoss es mir durch den Kopf. Ich wollte schon zu Jim rennen, als der Müllbeutel meine Aufmerksamkeit anzog.
    Ich schaute hinein und fand blutverschmierte Kleidung. Kleidung von Jim, aber auch Frauenkleidung. Ganz oben auf dem roten Kleiderhaufen lag ein Portemonnaie. Nicht Jims Portemonnaie. Wessen denn? Unter den vielen Blutspritzern konnte ich ein pinkes Lederportmonnaie erkennen. Ich nahm es heraus und öffnete es. Ein spitzer Schrei entfuhr mir.
    Es war Susannes Geldbeutel. Susanne. Die Visagistin. Die vermisste Visagistin. Konnte das sein? War Jim an ihrem Verschwinden beteiligt? Oder hatte er noch etwas viel Schlimmeres getan? Ich wollte es nicht glauben jedoch kam Jim, frisch geduscht und mit sauberer Kleidung schon in die Garage rein.



    „Was machst du da?“ herrschte er mich an.
    „Was ich da mache?“ fragte ich ungläubig. „Die Frage müsste eher sein, was hast du gemacht? Kannst du mir das bitte mal erklären?“
    „Ich habe dir doch mal gesagt, es ist sinnvoller für dich, nicht in die Garage zu kommen. Du könntest Sachen sehen, die dich erschrecken oder dich verletzen. Aber zu deiner Frage zurückzukommen, ich habe unser Leben verbessert!“ grinste er mich an.
    „Verbessert? Oh Jim, was hast du nur gemacht? Was ist das alles hier? Warum liegt deine und Frauenkleidung im Müll? Dazu blutverschmiert? Was macht Susannes Geldbörse auf den Sachen? Kannst du mir das mal erklären?“
    „Fragen über Fragen, dabei müsstest du dich über meine Tat freuen!“
    „Freuen über was?“
    „Ich habe Susanne aus dem Weg geräumt.“
    „Aus dem Weg geräumt?“ Meine Stimme krächzte, „Du hast sie umgebracht?“
    „Wenn du es genau wissen willst, ja, ich habe sie umgebracht!“ verkündete er stolz.
    „Aber warum nur Jim. Unser Leben lief doch so toll. Ich liebe dich doch.“
    „Aber das weiß ich doch. Und ich liebe dich mehr als alle anderen auf der Welt.“
    „Und warum tust du uns, mir, Alicia, das alles an?“
    „Dieses blöde Miststück wollte unser Glück zerstören! Ja, da kannst du ungläubig gucken. Diese Tussi hat sich an dem ersten Tag direkt an mich rangemacht. Kaum hörte sich wie reich und berühmt ich bin, fing sie an zu sabbern. Als sie mich dann auch noch sah, war sie wie besessen von mir. Ich muss zugeben, ich war begeistert von ihrem Verlangen nach mir. Und ich gab mich ihr hin. Wir hatten eine Affäre und du, mein Hase, hast überhaupt nichts gemerkt. Oder wolltest du vielleicht nichts merken? Tja, das spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Tot ist tot. Die Zeit mit ihr war toll, aber ich liebe nur dich. Sie hatte ich nur zum Spaß. Nur nebenbei. Doch sie wollte plötzlich mehr. Lass dich scheiden, komm zu mir, ich liebe dich!“ ahmte er sie nach. „ Pff, als ob ich dich jemals verlassen würde. Ich habe sie nur ausgelacht. Niemals, sagte ich. Daraufhin machte ich mit ihr Schluss. So einen Klammeraffen konnte ich überhaupt nicht gebrauchen. Das hat ihr wohl das Herz gebrochen. Im Nachhinein wohl nicht nur das.“ Er lachte über seinen kleinen gschmacklosen Witz.
    Ich konnte es immer noch nicht fassen. Jim? Mein Jim? Mein geliebter Jim soll ein Mörder sein? „Wie...?“ hauchte ich hervor. Das ...so kam mir nicht mehr über die Lippen.
    „Wie? Du willst wirklich alles wissen? Nein, das will ich dir nicht antun. Ich erspare dir die Einzelheiten. Susanne wollte an die Presse gehen und dir alles erzählen. Aber nicht mit mir. Zuerst hielt ich sie nur versteckt. Sie sollte mal kräftig über ihr Verhalten nachdenken. Doch als du heute Morgen ihr Verschwinden in der Zeitung entdeckt hast, wusste ich, dass es kein Zurück mehr gibt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie hier jemand vermissen würde. Schließlich lebte sie nur für mich. Also entschloss ich mich heute ihrem Leben ein Ende zu setzen. Wie gesagt, keine Einzelheiten. Sie kann uns jetzt nichts mehr antun und wir können besser leben als zuvor.“ Er strahlte.
    Ich jedoch schüttelte nur mit dem Kopf. Tränen liefen mir über die Wangen. „Bist du verrückt? Du hast mich betrogen! Du hast eine Frau umgebracht! Das kann ich dir doch niemals verzeihen. Du bist ein Psychopath! Ich werde Alicia nehmen und dich für immer verlassen!“ Ich wollte an ihn vorbei schreiten, doch er packte mich an den Armen.
    „Nein, das wirst du nicht tun. Ich liebe dich. Und du liebst mich. Du bist mein! Ich lasse dich nicht gehen.“
    „Doch, dass musst du! Lass mich los, sonst schreie ich.“ Er ließ nicht los, also fing ich an zu schreien.
    „Halt den Mund, Schatz!“ schrie er und fing an auf mich einzuschlagen.
    „Sonst widerfährt dir das gleiche wie Susanne. Du gehörst mir und niemand kann dich mir wegnehmen!“
    Ich hörte auf zu schreien und merkte nur noch seine Schläge. Mein Gesicht war voller Kratzer und meine Nase fing an zu bluten.
    Plötzlich fing Alicia an zu schreien. Für einen kurzen Augenblick passte er nicht auf und ich lief zu Alicia. Jim kam hinterher gestürzt, doch ich war ich schneller. Ich nahm Alicia auf den Arm und sie sah uns mit großen Augen an. „Was ist los, Mama?“ fragte sie mich.
    „Nichts mein Engel. Ich bin nur gerade in der Küche ausgerutscht. Ich hätte lieber nicht so nass putzen sollen. Komm, wollen wir nicht noch einen kleinen Ausflug machen? Papa ist früher nach Hause gekommen, also kann ich direkt mit dir los düsen.“ Und schon ging ich zum Auto.
    „Bis Gleich, meine Mädels.“ rief Jim uns nach.



    Bis Gleich. Niemals. Ich setzte Alicia in den Wagen. Nachdem ich sie auf dem Rücksitz angeschnallt hatte, die Autotür schloss, sah ich noch mal zum Haus zurück. Jim stand am Fenster und winkte uns zu. Dabei sagte er noch zu mir: „Du gehörst mir. Du wirst wieder kommen!“
    Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Dann setzte ich mich in den Wagen. „Mein Schätzchen möchtest du nicht dein Hörbuch weiterhören?“
    „Jaaa!“ hörte ich sie vergnügt vom Rücksitz quieken.
    Ich lächelte. So leicht hätte ich es jetzt auch gern. Während sie sich die Stöpsel in die Ohren steckte, wählte ich vom Autotelefon die Nummer der Polizei. Ich versicherte mich noch mal, dass Alicia mich nicht hören konnte, aber sie war schon in ihrem Hörbuch vertieft.
    „Guten Tag, Polizeistation Lechenich, Frau Korst am Apparat. Was kann ich für sie tun?“ erschallte es an der anderen Seite der Leitung.
    „Hallo, hier ist Marilyn Sanburne. Ich sitze im Auto und flüchte vor meinem Mann. Er hat mir gerade den Mord an Susanne Görling gestanden. Ich habe meine kleine Tochter auf dem Rücksitz. Ich weiß nicht, wo ich hin soll. Mein Mann ist vollkommen verrückt geworden!“ schrie ich hysterisch.
    „Beruhigen sie sich erstmal. Wo befindet sich ihr Mann?“
    „Er ist Zuhause und wartet darauf, dass wir zurückkommen.“
    „Ihre Anschrift bitte.“
    „Am Flüsschen 3.“
    „Ich schicke sofort einen Wagen zu ihnen nach Hause. Bitte kommen Sie ins Polizeipräsidium. Verlangen Sie Frau Korst.“
    „Okay, vielen Dank.“ Ich legte auf. Alicia hatte zum Glück nichts von dem Telefonat mitbekommen. Ich erhöhte das Tempo und fuhr zur Polizeistation. Ich nahm Alicia auf den Arm. „Was machen wir denn hier Mami?“
    „Mein Schatz, wir müssen nur einen kleinen Umweg machen. Hier arbeitet eine gute Freundin von mir. Die wollte ich schon ewig mal besuchen.“ versuchte ich mich rauszureden.
    Direkt verlangte ich nach Frau Korst. Ich wurde in ein kleines Büro geführt, in dem eine junge Frau, Frau Korst, auf mich wartete. „Sind sie Frau Sanburne?“
    „Ja und das ist meine kleine Tochter Alicia.“
    „Ah, na du Kleine. Siehst du diese Frau da? Das ist Lili. Sie hat ein paar tolle Spielsachen im Nachbarzimmer. Sollen wir mal zu ihr hingehen?“ fragte sie liebevoll.
    Alicia sah erst mich an. Als ich ihr lächelnd zunickte, tat sie das Gleiche. Frau Korst brachte sie in das andere Zimmer und schon spielte Alicia mit Lili ein Spiel. Ich setzte mich schon mal auf den mir zugewiesenen Stuhl. „Also, Frau Sanburne. Ihre Tochter ist in besten Händen. Ich denke, es liegt auch in ihrem Interesse, dass sie nichts von unserem Gespräch mitbekommt?“
    „Natürlich. Bei unserem Telefonat habe ich ihr extra ihr Hörbuch gegeben. Sie hat nichts mitbekommen.“
    „Sehr gut, Frau Sanburne. Möchten sie vielleicht etwas zu trinken oder einen Arzt?“
    „Nein, danke. Körperlich fehlt mir nichts.“
    „War das Ihr Mann?“
    „Ja, er ist vollkommen ausgerastet.“ „“
    „Natürlich können, und das würde ich Ihnen sogar raten, Sie ihn anzeigen. Niemand darf einer Frau so etwas antun.“
    „Er hat mir im Moment viel Schlimmeres angetan. Aber Sie haben Recht. Ich werde ihn anzeigen.“
    „Was ist denn heute passiert?“
    „Es fing schon heute Morgen beim Frühstück an. Ich las in der Zeitung von Susanne.“ Ihren Namen auszusprechen bereitete mir Kummer. „Ich sprach Jim, meinen Mann, auf ihr Verschwinden an. Er reagierte ziemlich kalt und verließ fluchtartig unser Haus. Um die Mittagszeit war Jim wieder da. Er lief nackt aus der Garage, direkt ins Badezimmer. Das hat mich natürlich total überrascht und deshalb wollte ich ihm folgen. Als ich jedoch eine Blutspur auf dem Boden fand, die in die Garage führte, ging ich zuerst dorthin. Ein kleines Schränkchen war über und über mit Blut verschmiert. Daneben stand ein Müllbeutel mit Frauenkleidung, der Kleidung meines Mannes und ihrem Portemonnaie. Ich war wie gelähmt und schließlich kam Jim in die Garage. Wir stritten uns und er erzählte mir von seiner Affäre mit ihr. Er gab auch zu sie für uns aus dem Weg geräumt zu haben. Ich wollte sofort aufbrechen, doch er hielt mich zurück und schlug auf mich ein. Er wollte mich nur für ihn und ließ nicht zu, dass ich entkomme. Als Alicia schrie, konnte ich schnell zu ihr laufen und bin mit ihr davongefahren. Und dann habe ich auch schon Sie angerufen.“
    „Okay, Frau Sanburne. Mittlerweise müsste der Streifenwagen bei Ihnen zu Hause sein. Kann ich vielleicht irgendetwas für Sie tun?“
    „Nein, danke. Ich werde mir gleich ein Hotelzimmer mieten.“
    „Das ist eine gute Idee. Bitte benachrichtigen Sie uns über die Anschrift ihres Hotels, damit wir Sie erreichen können.“
    „Natürlich.“ Ich holte Alicia ab und suchte nach einem passenden Hotel für uns beide.



    Während meiner Suche wurde Jim im Polizeirevier abgeliefert. Er gestand sofort. Schließlich gab es auch keinen Ausweg, da die Polizisten direkt das Haus durchsuchten und die Sachen in der Garage fanden.
    Frau Korst war bei seinem Verhör auch dabei. Er gab sich ziemlich überheblich und sah an seiner Tat nichts Schreckliches. „Was soll dieser Quatsch hier eigentlich? Ich habe die Welt doch nur um eine schreckliche Person erleichtert. Ich will zu meiner Familie!“ erwiderte er immer wieder.
    „Sie haben das Leben von drei Menschen und auch ihr Leben zerstört!“ schrie Frau Korst wütend.
    „Aber wieso denn zerstört? Ich liebe meine beiden Mädels und sie lieben mich. Sie müssen mich laufen lassen. Schließlich bin ich Jim Sanburne!“
    „Wer Sie sind, ist mir vollkommen egal. Wissen Sie, was Sie Ihrer Familie und der Familie von Frau Görling angetan haben?“
    „Meiner Familie geht es prächtig und die Familie der Görling sollte mir danken. Niemand konnte Susanne leiden. Ich habe der Menschheit einen Gefallen getan.“
    Ungläubig schüttelte die Polizistin ihren Kopf. Wie kann ein Mensch nur zu Gefühlskalt sein? Sie konnte es nicht verstehen. Er war verrückt geworden. Total verrückt geworden.



    Schließlich wurde Jim Sanburne in eine Einzelzelle gebracht.
    „Tja, Jungs, bald werdet ihr mich wieder frei lassen müssen. Einen Jim Sanburne sperrt man nicht einfach in den Knast!“ schrie er wütend. „Meine Frau wird mir helfen. Sie liebt mich abgöttisch. Dagegen könnt ihr nichts zu machen. Mein Anwalt wird euch auch zeigen, was ihr davon habt, mich einzusperren!“ Natürlich sprach er von Mr. Craft. Den besten Anwalt Europas. Durch sein Geld und seine Macht war es ihm ein leichtes ihn zu arrangieren. Er würde ihn schon raus helfen, da war sich Jim sicher. Er könnte ihn ja als verrückt und somit als Unzurechnungsfähig erklären lassen.
    Jedoch war er ganz klar im Kopf. Er wusste was und wen er wollte. Und schließlich bekam er das auch immer.



    Während Jim im Gefängnis wütend auf und abwanderte, fand ich ein Hotel für Alicia und mich. Das Hotel war weit genug von Zuhause weg, jedoch musste ich noch mal nach Hause um ein paar Sachen für Alicia und mich einzupacken.
    Ich nahm nur ein paar Kleidungsstücke, Geld und ein Kuscheltier von Alicia mit. Ich wollte so schnell es ging raus aus dem Haus. Es steckte voller schöner Erinnerungen und jetzt überschattete ein schreckliches Ereignis unser Haus. Unser Leben. Unsere Zukunft.
    Wieder fuhr ich mit erhöhtem Tempo zum Hotel. Ich gab die Adresse des Hotels telefonisch an Frau Korst durch.
    „Wo ist Jim?“ fragte ich.
    „Sie sind sicher. Er ist in einer Einzelzelle. Er kann ihnen nichts mehr tun.“
    „Das glaube ich nicht. Wer wird meine Adresse bekommen?“ fragte ich nervös.
    „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Nur ich werde die Adresse wissen. Ich gebe sie keinen Anderen. Wir brauchen sie nur im Notfall. Falls wir noch Fragen oder ähnliches an Sie haben. Schließlich wollen Sie ja auch wieder nach Hause.“
    „Das bezweifle ich. Ich will dort nie mehr wohnen.“
    „Das kann ich natürlich verstehen. Es tut mir wirklich Leid. Wenn ich noch irgendetwas für Sie tun kann, scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen.“
    „Vielen Dank. Vielleicht werde ich auf Ihr Angebot zurückgreifen.“ Schließlich legte ich auf.
    Ich ging die Treppen zu unserem Zimmer hoch. Mit Alicia auf dem Arm und nur einer kleinen Tasche war das kein Problem. Als wir im Zimmer ankamen, fragte mich Alicia: „Mami, warum bist du denn so traurig? Und wo ist Papi? Wieso schlafen wir heute hier?“
    Ich drückte sie fest an mich. „Ach, mein Schatz, der Papi muss auf eine Geschäftsreise. Das kennst du doch, oder? Ich habe mir gedacht, während der Papa sich dort amüsiert, machen wir einen kleinen Urlaub. Mir schmerzt noch das Gesicht, deshalb bin ich etwas traurig. Du musst doch ziemlich müde sein.“
    „Ja, das stimmt. Darf ich heute bei dir im Bett schlafen?“
    „Aber natürlich darfst du das. Wir machen dich jetzt schnell fit fürs Bett und dann hoppelst du auch schon in die Falle.“



    Ich zog Alicia um und legte sie ins Bett. Ich lag nach kurz neben ihr, bis sie einschlief. Das ging ziemlich schnell.
    Dann ging ich ins Bad und duschte lange. Heute war der schrecklichste Tag meines Lebens. Ich fühlte mich dreckig und schlecht. Die Dusche, dachte ich mir, hilft mir vielleicht ein bisschen, doch sie ermöglichte mir nur, mich nicht mehr so dreckig zu fühlen. Im Badezimmer befand sich auch ein Erste-Hilfe-Kasten, den ich dankend benutzte. Die Schmerzen in meinem Gesicht nahmen etwas ab.
    Schließlich setzte ich mich frisch geduscht aufs Sofa. Ich sah Alicia an. Wie friedlich sie im Bett schlief. Ich lauschte ihrem leichten Seufzen. Wie hart muss es erst für sie sein, wenn sie die ganze Wahrheit erfährt? Ihr Vater war ein brutaler Mörder. Er war verrückt und besessen von ihr und mir. Auf ihn wartete eine lange Haftzeit.
    Wie sollte ich es ihr nur beibringen? Was für Ausreden kann ich noch anwenden? Sie würde die Wahrheit doch niemals verstehen und verkraften können. Wie denn auch? Selbst ich konnte dies nicht. Doch irgendwann, wenn sie älter ist, muss sie die Wahrheit erfahren.
    Aber wie sollen wir bloß weiterleben? Ich werde direkt die Scheidung einreichen müssen. Wir hatten so ein schönes Leben und dann hat Jim alles zerstört. Wie konnte er nur? Er sagt doch, dass er uns liebt. Und ich liebe ihn auch noch immer. Wie soll es nur weitergehen. Er ist die einzige große Liebe von mir.
    Ich fing an zu weinen.

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  • Familie Sanburne

    Ich gab Alicia und mir noch eine Woche. Sie verbrachten wir im Hotel. Ich wollte erst einmal meine Gedanken ordnen. So was kann man einfach nicht begreifen. Du lebst mit einem Mann Jahre zusammen, verbringst die Wochenenden mit ihm, die Nächte, hast ein Kind mit ihm und wolltest sogar noch ein zweites. Du meinst ihn gut zu kennen, doch ein Tag kann dein ganzes Leben verändern, zerstören.
    Natürlich war ich noch immer total verzweifelt. Aber es musste leider weitergehen. Ich zeigte schließlich Jim an. Je früher ich dies machte, desto früher konnte ich mir Gedanken über ein neues Leben machen. Ohne Jim. Die Scheidung war auch schon eingereicht. Hätte mir jemals einer erzählt, dass mein Leben eine so schreckliche Wendung annehmen würde, ich hätte es nie geglaubt. Wie denn auch? Mein Leben schien perfekt zu laufen.
    Während dieser Woche verkroch ich mich regelrecht im Hotelzimmer. Ihr könnt euch ja denken wie die Presse über uns hergefallen wäre. Ich sah die Schlagzeilen schon vor meinem inneren Auge. Das wollte ich Alicia und mir nicht zumuten. Ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt ging die Woche leider viel zu schnell um. Am Wochenende wusste ich noch immer nicht was ich tun sollte.
    Doch einen Anfang musste ich schließlich machen.



    Zuerst musste ich uns eine neue Bleibe suchen. In dieses Haus würde ich nun nie mehr zurückgehen. Die Möbel waren mir total egal. Man kann alles neu kaufen. Jedoch gab es noch wichtige Papiere in meinem ehemaligen Haus. Aber wofür hat man gute Freunde?
    „Bella Parker.“ meldete sich meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung.
    „Hi Bella. Ich bin’s, Mim.“
    „Oh Mim! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Es tut mir so unendlich Leid. Stimmt es wirklich was in der Zeitung steht?“ schallte ihre Stimme mir entsetzt entgegen.
    „Ich fürchte ja. Ich hab mir das aber nicht angetan. Tut mir Leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber ich brauchte erstmal eine Auszeit. Jim hat wirklich seine Visagistin (ihren Namen wollte ich nie mehr hören oder erwähnen) umgebracht. Er ist wirklich verrückt geworden. Zum Glück sitzt er jetzt aber im Gefängnis. Ich bräuchte aber deine Hilfe.“
    „Ich tu doch alles für dich!“
    Auf Bella konnte man sich wirklich verlassen. „Danke Bella. Könntest du noch mal in mein Haus fahren? Einen Schlüssel hast du ja. Ich brauche alle wichtigen Papiere aus dem Arbeitszimmer. Ach ja, und meinen Laptop, bitte. Du weißt ja, was Alicias Lieblingsspielzeug ist. Bringst du sie bitte auch mit? Ich bin zurzeit im Hotel am Kalendae-See. Könntest du mir die Sachen hierher bringen?“
    „Aber natürlich“
    „Vielen Dank. Wahrscheinlich sind wir dann aber nicht im Hotel. Ich sage an der Rezeption Bescheid, dass sie dir einen Schlüssel geben sollen. Alicia und ich gehen währenddessen ein neues Haus suchen. Ich hab da auch schon was im Blick. Vielen Dank, Bella. Bis Bald.“ Ich legte auf bevor Bella etwas erwähnen konnte. Ich war froh, diesen Telefonanruf hinter mich gebracht zu haben. Ein paar unangenehme Anrufe werden noch auf mich warten, schoss es mir durch den Kopf.
    „Bist du Startklar?“ fragte ich Alicia, die ihr Kuscheltier an die Hand nahm.
    „Jetzt schon Mami. Aber wo fahren wir denn hin?“
    „Wir werden uns jetzt ein kleines, schönes Häuschen aussuchen. In unserem Haus ist ein Rohr geplatzt. Nun ist unser Haus überschwemmt. Es zu trocknen wird ziemlich lange dauern, da ist ein neues Haus ideal.“
    „Und was ist mir meinen Sachen?“ fragte sie mit großen Augen.
    „Keine Angst mein Schätzchen. Ich kaufe dir neu was du brauchst. So jetzt müssen wir uns aber beeilen.“
    Ich fuhr mit Alicia zu einer Stadtbekannten Maklerin, von der ich wusste, dass sie keine Fragen stellte sondern nur ans Geschäft dachte. Dort angekommen ließ ich Alicia kurz im Auto sitzen. Sie war mit ihrem Kuscheltier vollkommen beschäftigt. Ich klopfte an dem großen weißen Haus und Frau Lester, die wohl ehrgeizigste Maklerin Deutschlands, öffnete mir die Tür.
    „Ja, bitte?“
    „Hallo, ich brauche ein Haus. Geld spielt keine Rolle. Es sollte jedoch einen gewissen Abstand von dieser Gegend aufweisen und auf gar keinen Fall eine Garage haben.“
    „Kein Problem.“ Mit einem breiten Grinsen bat sie mich herein und gab mir ein paar Adressen, die weit genug von meinem ehemaligen Zuhause entfernt waren.
    Alicia und ich machten uns auf den Weg. Schon das dritte kleine Haus gefiel uns. Alicia lief direkt rein und wollte gar nicht mehr rauskommen.
    Ich rief Frau Lester an und regelte alles mit ihr. Wieder im Hotel angekommen, fand ich die ganzen Papiere und Spielsachen schon auf dem Bett liegen. Oben drauf lag ein kleiner Brief von Bella.



    Hi Mim,
    du weißt genau, dass du dich auf mich verlassen kannst.
    Egal um welche Uhrzeit, ruf mich an oder komm vorbei!
    Ich kann zwar nicht wissen, wie es dir wirklich geht oder
    was in dir vorgeht, aber auch ich hatte ein schreckliches
    Ereignis in meiner Vergangenheit. Scheu dich nicht davor
    über deine Gefühle zu reden. Ich hab diesen Fehler gemacht.
    Damals wollte ich niemanden sehen. Selbst dich nicht. Doch
    du hast nicht locker gelassen und mich zurück ins Leben
    geholt. Ich wüsste nicht, was ich damals gemacht hätte,
    wärest du nicht gewesen. Ich werde euch demnächst mal
    besuchen. Du kannst mir ja eine E-Mail schreiben. Dein Laptop
    liegt auf dem Tisch. Habt ihr auch ein schönes Häuschen
    gefunden? Ich hoffe schon. Ich würde es euch beiden von
    Herzen gönnen. So, jetzt mich ich aber auch schon los. Lars
    und Tina warten auf mich.


    Ich hoffe, du meldest dich bald.


    1.000 Küsse Bella



    Ich las den Brief zweimal. Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich konnte mich noch gut an diese schreckliche Zeit erinnern. Ich nahm mir vor, Bella einen großen Blumenstrauß zu schicken.
    Alicia und ich konnten schon am nächsten Tag umziehen. Einen Großteil der Möbel waren im Haus beinhaltet. Sie gefielen uns auch, so musste ich mich nicht mehr um das Badezimmer und die Küche kümmern.



    Schon in kurzer Zeit war alles an seinem Platz. Mit dem Haus verband ich keine schrecklichen Ereignisse. Dies war nun ein Neuanfang für Alicia und mich. Und hoffentlich wird er ein Guter, dachte ich mir. Jedoch rechnete ich nicht damit, was noch vor mir lag.
    Alicia fühlte sich nun nicht mehr so wohl, wie beim Anblick des Hauses.
    „Mama, ich will wieder nach Hause.“ beschwerte sie sich schon am ersten Abend.
    „Aber Schatz, das geht doch nicht. Wir können nicht mehr nach Hause. Außer wenn wir uns in zwei Meerjungfrauen verwandeln könnten. Und das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Das ganze Haus ist nass. Da können wir nicht mehr leben.“ versuchte ich ihr klar zu machen.
    „Das ist mir egal. Ich will nach Hause. Ich will zu Papa.“ schrie sie und fing an zu weinen.
    „Alicia hör doch bitte auf.“ versuchte ich sie zu beruhigen. Doch daraus wurde nichts. Sie schrie nur noch lauter und weinte noch heftiger. Es war schon spät und deshalb versuchte ich, trotz Schläge und Tritte von ihr, ihr den Schlafanzug anzuziehen. Sie schrie immer noch als ich sie ins Bett legte und die Tür schloss. Ich lehnte mich an die Tür, vergrub mein Gesicht in meine Hände und ließ mich runter gleiten. Wie soll das bloß weitergehen, dachte ich mir.
    Nach einer knappen Stunde wurde Alicia endlich leiser. Und schließlich war sie eingeschlafen. Ich zog mein Nachthemd an und sah noch mal nach ihr. Sie lag friedlich im Bett und schlief tief und fest. Wie kann ein so kleines Geschöpf nur so einen Lärm machen, fragte ich mich und legte mich auch ins Bett. Doch kaum war ich eingeschlafen, da fing Alicia wieder an zu schreien. Ich ging in ihr Zimmer und sie rüttelte an ihrem Bettchen.
    „Was ist denn los, Alicia? Was hast du heute nur?“
    „Ich habe Durst!“ schrie sie mich an und warf ihre Decke aus dem Bett.
    „Jetzt aber mal halblang Fräulein! Kannst du dich etwa nicht mehr benehmen?“
    „Ich will jetzt endlich etwas trinken! Ich will zu Papa!“ schrie sie trotzdem. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und fühlte Wasser in ihre Flasche. Ich sollte ihr das zwar nicht durchgehen lassen, aber schließlich hatte sie es auch schon schwer genug. Auch wenn sie es noch nicht wusste. Ich kam wieder und für einen kurzen Moment hörte sie auf zu schreien.
    „Hier, Alicia. Jetzt hast du etwas zu trinken. Lass dir das aber nicht zur Gewohnheit werden. Morgen sprechen wir noch mal darüber!“ Ich gab ihr die Flasche. Zufrieden grinste sie mich an. Ich drehte mich schon um, um wieder ins Bett zu gehen, als sie ihren ersten Schluck nahm. Ich spürte etwas Hartes gegen meinen Rücken knallen. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es sie Flasche war.
    „He, Alicia! Was soll das denn?“ Auch ich wurde lauter.
    „Ich will kein Wasser! Ich will Kakao!“ schrie sie wieder.
    „Du kriegst Wasser und damit Basta. Und jetzt wird geschlafen. Gute Nacht.“
    Ich machte das Licht aus und ging aus dem Zimmer. Ich konnte nicht mehr schlafen. Selbst wenn Alicia nicht mehr geschrieen hätte. Gegen drei Uhr schlief sie endlich ein. Doch bei mir war an Schlaf nicht zu denken.
    Als die Sonne aufging, stand ich auf. Ich war todmüde, konnte aber immer noch nicht schlafen. Als ich uns beiden Frühstück machte, wurde auch Alicia wach.
    „Na du Schreihals? Biste nun auch wach?“ Ich setze sie in ihren Stuhl und gab ihr das Frühstück. Sie war ziemlich ruhig und sah traurig aus. Ihr Frühstück hatte sie kaum angerührt. Ich wollte ihr noch keine Standpredigt halten.
    „Was ist denn los, Schatz? Ess doch was.“
    „Ich vermisse Papa sosehr.
    „Aber er ist doch erst seit kurzem auf Geschäftsreise. Das dauert noch was und bis dahin müssen wir halt ohne in auskommen.“
    Der Tag ging ziemlich schnell vorbei. Als sie ihr Mittagsschläfchen hielt, konnte ich das Haus noch ein bisschen aufräumen und alles ordnen. Nachdem ich alles erledigt hatte, sah ich nach Alicia. Sie wurde gerade wach. Sie hatte ziemlich lange geschlafen, was ich auf die komische Nacht zurückschob. Beim Abendessen aß sie gar nichts.
    „Schatz, du musst doch essen.“
    „Ich hab aber keinen großen Hunger mehr.“ Sie nahm ein Stück ihres Brotes und aß es. Was sollte ich da noch machen. Nach dem Abendessen zog ich uns schon die Schlafsachen und dann sahen wir beide noch etwas fern. Doch dann nickte ich ein.



    Plötzlich wurde ich wieder durch Alicias Schreie geweckt. Ich schreckte hoch und merkte erst jetzt, dass ich mich noch im Wohnzimmer befand. Ich sah neben mich um nach Alicia zu schauen, aber sie befand sich nicht mehr dort. Ich sprang auf und lief in das Schlafzimmer. Sie hatte versucht in mein Bett zu kommen.
    „Alicia was machst du hier? Wieso hast du mich denn nicht geweckt?“ Ich sah auf die Uhr. Es war schon Mitternacht.
    „Ich will endlich zu Papa!“
    „Aber das geht doch nicht. Wie oft soll ich dir denn noch erklären, dass er noch auf Geschäftsreise ist? Ich hätte ihn jetzt auch lieber hier.“ Dies stimmte zum Teil leider immer noch.
    „Dann mach mir was zu essen. Ich hab Hunger.“ Sie stampfte mir auf den Fuß.
    „Alicia, was ist bloß in dich gefahren? Wie redest du mit mir? Ich bin deine Mutter!“
    Nach einer kurzen weiteren Auseinandersetzung gab ich schließlich auf. Ich setzte sie auf ihren Stuhl und gab ihr ihren Lieblingsbrei. Damit versuchte ich sie etwas zu besänftigen.
    Kaum hatte sie aufgegessen, warf sie den Löffel und das Tellerchen vom Tisch. Ich sah sie erschrocken an, doch sie achtete gar nicht auf mich, sondern versuchte selbst aus dem Hochstuhl zu klettern.
    „Mensch, Alicia! Ich versteh dich einfach nicht!“
    Ich nahm sie unter Protest auf den Arm und legte sie einfach in ihr Bettchen. Auch ich legte mich ins Bett und vergrub mein Gesicht im Kissen. Jim! Was hast du uns nur angetan. Ich fing wieder an zu weinen.



    Ich weinte die ganze Nacht durch. Am Morgen sah ich wieder nach Alicia. Sie lag glücklich in ihrem Bettchen und schlief weiter. Ich nahm mir einen Stuhl und setzte mich zu ihr ans Bett. Die Minuten verstrichen und schließlich wurde sie wach.
    „Mama, ich möchte was spielen.“
    „Kein Frühstück?“
    „Nein, ich will spielen.“
    Auch diesmal erfüllte ich ihren Wunsch. Ich nahm sie aus dem Bettchen und setzte sie auf den Boden. Während sie fröhlich vor sich hin brabbelte, durchwühlte ich ihre Spielzeugkiste und entnahm ein paar Puppen. Anscheinend gefiel ihr meine Auswahl, denn sie ließ sich nicht mehr stören. Ich setzte mich zu ihr und meine Augen wurden immer schwerer. Fast wäre ich eingenickt, aber die Angst von gestern war wieder da. Es hätte viel Schlimmeres passieren können. Es hätte wer weiß passieren können. Das konnte ich mir nicht noch einmal erlauben.
    Am Nachmittag hielt Alicia ein kurzes Mittagsschläfchen. Ich legte mich auch kurz hin, jedoch war ich so noch müder als zuvor. Mir grauste es vor dem Abend, jedoch konnte ich nichts dagegen tun. Die Sekunden verstrichen und schon war es Zeit ins Bett zu gehen.
    „Komm, Alicia. Es ist Schlafenszeit.“
    „Ich will aber noch nicht ins Bett. Ich will noch fernsehen.“ Sie hoffte auf einen ähnlichen Ausgang wie gestern.
    „Nein, Alicia. Jetzt wird geschlafen!“
    „NEIN! Du kannst mir gar nichts sagen. Ich will zu Papa.“ Sie trat gegen mein Bein und ging zur Tür. Jetzt kam sie noch nicht an das Schloss dran. Ich zog mir schnell meine Schuhe und meinen Mantel an und nahm sie auf den Arm. Sie protestierte zwar, doch ich setzte sie ins Auto und fuhr los.



    Zuerst wusste ich nicht wohin ich fahren sollte. Ich war so entsetzt über Alicia. Ich hatte sie einfach nicht mehr unter Kontrolle. Und dann erinnerte ich mich an Bellas Brief.
    Egal um welche Uhrzeit, ruf mich an oder komm vorbei!
    Ja, Bella konnte mir helfen. Ich drehte den Wagen und fuhr zu ihrem Haus. Ich nahm einen kleinen Umweg um nicht an unserem alten Haus vorbei zu fahren. Wahrscheinlich würde ich Alicia dann nie mehr beruhigt bekommen. Von außen sah unser Haus nämlich aus wie immer. Kein geplatztes Rohr. Keine Überschwemmung. Alles nur eine Lüge von mir. Da würde sie garantiert sauer werden.
    Als ich endlich bei ihr ankam, brannte noch Licht im Wohnzimmer. Ich klopfte nur an. Natürlich würden Lars und Tina schon längst schlafen. Wie es sich für Kinder in dem Alter auch gehört. Ich hörte, wie der Fernseher leiser gestellt wurde. Dann klopfte ich noch einmal. Ihre Schritte kamen immer näher. Sie öffnete die Tür einen Spalt breit und sah uns an.
    „Mim?!?!“
    Als sie mich erkannte, öffnete sie dir Tür ganz. Ich ging mit schnellen Schritten hinein, sah nicht wo ich hinging und stand auch schon vor Lars‘ Bett. Er schlief tief und fest. Mein Klopfen hatte ihn zum Glück nicht geweckt.
    „Bella, was ist passiert?“ fragte Bella und stellte sich vor mich.
    „Ich kann nicht mehr. Nimm du Alicia. Ich kann einfach nicht mehr.“ Ich drückte ihr Alicia in den Arm. Erschrocken schauten mich die beiden an.



    Dann drehte ich mich um und lief zur Tür hinaus. Bella setzte Alicia aufs Sofa. „Ich bin gleich wieder da.“ Und kam mir hinterher gerannt. „Mim, was ist los?“ fragte sie mich noch, bevor ich in den Wagen stieg, den Schlüssel umdrehte und losfuhr. Sie wollte mir kurz hinterherlaufen, entschied sich jedoch anders als sie sich daran erinnerte im Moment drei Kleinkinder Zuhause zu haben.
    Sie lief schnell wieder zurück. Als sie rein kam, stand Alicia schon an der Tür. „Was macht Mami denn jetzt?“ Sie sah Bella mit feuchten Augen an. „Sie muss nur noch schnell was erledigen. Sie ist gleich wieder da.“ Sie nahm Bella auf den Arm, zog ihr einen Schlafanzug von Tina an und legte sie zu ihr. Tina wurde kurz wach, bemerkte Alicia und nahm sie fest in den Arm. Alicia kuschelte sich an sie und dann waren die beiden auch schon eingeschlafen.
    Während Bella sich Gedanken über mich machte und die drei schliefen, fuhr ich zu einem nahe gelegenen Park. Hierhin war ich, oft auch mit Jim, hingegangen und konnte nachdenken. Und dies benötigte ich jetzt mehr als jemals zuvor.
    Ich setzte mich nach einem Stück Spaziergang auf eine Bank. Wieder vergrub ich mein Gesicht in meine Hände und fing an zu weinen. Ich schaff das einfach nicht mehr. Was ist nur los mit meinem kleinen Engel? Wieso hat Jim uns das denn nur angetan? Alles ist kaputt. Ich dachte, dass neue Häuschen würde uns etwas ablenken, aber irgendwie ist es nur noch schlimmer geworden. Alicia hat sich total verändert. Oder habe ich mich verändert? Ich weiß gar nichts mehr. Was mache ich falsch? Was mache ich richtig? Was ist falsch und was ist richtig? Ich wusste einfach keine Antwort darauf. Wie lange konnte ich Alicia noch etwas vormachen? Bisher war Jim höchstens für einen Monat auf Geschäftsreise gewesen. Wie lange konnte ich das noch sagen? Und was sollte ich danach sagen? Irgendwann musste ich ihr die Wahrheit sagen. Doch niemals so früh. Das werde ich erst in ein paar Jahren tun müssen.
    Auf Geschäftsreise hatte er sich jeden Tag gemeldet und mit Alicia gesprochen. Kein Wunder, dass sie ihn vermisste. Ich vermisste ihn ja auch. Ich liebte ihn ja immer noch. Ich sehnte mich nach seiner Stimme. Seinen Berührungen. Seinem Trost. Er hätte alles wieder in Ordnung gebracht. Doch dieser Mann, der jetzt im Gefängnis saß, war nicht mehr mein Mann. Er konnte es einfach nicht sein. Mein Mann war toll, einfühlsam. Mein echter Traummann. Der mein Leben zerstörte. Also doch nicht so ein Traummann, dachte ich bitter.
    Ich weiß gar nicht wie lange ich dort saß. Nach einer Zeit wurden meine Tränen immer weniger. Ich rappelte mich auf und sah auf die Uhr. Erschrocken stellte ich fest, dass ich hier schon viel zu lange saß. Ich hatte meine beste Freundin und meine Tochter im Stich gelassen. Ich hatte sie einfach so bei ihr abgesetzt. Bella total überrumpelt. Jetzt meldete sich mein schlechtes Gewissen. Ich lief zum Auto und fuhr wieder zu Bella.



    Dort angekommen, blieb ich erst einen Moment sitzen. Was sollte ich denn jetzt sagen? Ich fühlte mich ganz schlecht. Doch meine Gedanken wurden von Bella unterbrochen. Sie öffnete die Autotür. „Komm doch rein.“ Sie lächelte mich an und ging ohne ein weiteres Wort wieder ins Haus. So, jetzt lag es nur an mir, wie es weiterging. Ich stieg aus dem Wagen und ging mit wackligen Beinen zur Tür. Bella hatte sie einen Spalt offen gelassen. Sie kannte mich halt zu gut.
    Ich trat ein. Bella hatte sich aufs Sofa gesetzt. Sie überrumpelte mich nicht mir Fragen sondern zeigte nur auf den Platz neben sich. Ich setzte mich hin.
    „Bella. Es tut mir unendlich Leid, dass ich hier einfach so reingeplatzt bin und dich mit Alicia überrumpelt habe. Wo ist sie?“ Erst jetzt stellte ich fest, dass Alicia nicht bei Bella war. Ich sah mich erschrocken um.
    „Keine Angst. Sie liegt bei Tina im Bett und schläft. Sie hat dich vermisst. Möchtest du mir jetzt sagen, was passiert ist?“
    Ich erzählte ihr alles. Von dem schrecklichen Samstag, unserem Hotelzimmer, meinen Lügen, meinen Plänen, unserem Haus und natürlich über meine Probleme mit Alicia.
    „Bella. Ich schaff das einfach nicht mehr. Ich habe sie nicht mehr unter Kontrolle. Sie will nur noch ihren Willen durchgesetzt bekommen. Sie hört gar nicht mehr auf mich. Egal was ich tue, es ist falsch. Und dann muss ich sie andauernd anlügen. Sie fragt immer nach Jim. Und ich muss mir immer neue Ausreden einfallen lassen. Ich kann das einfach nicht mehr. Ich will meinen alten Jim wieder haben.“ Ich fing schon wieder an zu weinen.
    „Ach Mim. Das wird schon wieder.“ Sie nahm mich in den Arm und versuchte mich zu trösten
    „Wie hast du das damals eigentlich geschafft? So ganz allein?“ Ich sprach sie auf den Verlust ihres Mannes an. Als sie damals mit den Zwillingen schwanger war, wurde Krebs bei Mike, ihrem Mann, festgestellt. Der Krebs war sehr aggressiv und er wurde leider erst sehr spät diagnostiziert. Man konnte nichts mehr für ihn tun. Für die beiden war das der Schock ihres Lebens. Bella war schon am Ende ihrer Schwangerschaft und erlitt eine Frühgeburt. Doch Tina und Lars sind gesund auf die Welt gekommen. Die Geburt erlebte Mike noch mit. Er wusste, dass er nur noch wenige Tage zu leben hatte. Er wollte es sich und seiner Familie nicht noch schmerzhafter machen. Nachdem er die Zwillinge auf den Arm nahm und sie wieder Bella gab, die glücklich war, dass ihren Babys nichts passiert war, verschwand er. Er sagte zu einer Frau, er müsse noch etwas erledigen. Am nächsten Tag wurde er tot in seinem Büro aufgefunden. Er hatte eine Überdosis Schlaftabletten genommen. Einen Tag nach der Geburt seiner Kinder nahm er sich das Leben. Er wollte nicht, dass Bella ihn eines Tages tot findet. Sie hätte sich ja auch noch um ihn kümmern müssen. So schwer wollte er es ihr nicht machen.
    „Deine Familie, meine Familie und Mike haben mir geholfen. Was ich dir nie erzählt habe, ist, dass Mike mir einen langen Abschiedsbrief geschrieben hat. Er hat mir sehr geholfen. Ich fühlte, dass er immer bei mir war. Ich fühle seine Gegenwart immer noch. Und du. Du warst immer für mich da. Auch wenn ich niemanden sehen wollte. Das hat mir unheimlich gut getan. Auf euch und meine Familie konnte ich mich immer verlassen. Und du kannst dich auch immer auf mich verlassen. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Wenn ich es schon mit den beiden geschafft habe, dann schaffen du und Alicia das auch. Davon bin ich überzeugt. Und du hast mich. Ich weiß, wie es sich anfühlt seinen Mann für immer verloren zu haben. Auch wenn wir sehr Unterschiedliches erlebt haben. Das kann man zwar nicht vergleichen, aber ich kann dir trotzdem helfen.“ Sie lächelte mir aufmunternd zu.
    „Ach, Bella. Was würde ich nur ohne dich tun.“ Ich drückte sie fest an mich.
    „Wenn du willst, kannst du hier schlafen. Für wie lange musst du entscheiden. Meine Tür steht immer offen für dich.“
    „Sehr gerne. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich tun sollte.“



    An dem Morgen schlief ich endlich mal durch. Ich wurde von keinen Schreien geweckt. Als ich aufwachte, ging ich erstmal in die Küche. Dort warteten schon alle vier auf mich. Alicia kam mir mit einem Strahlen entgegen und wollte auf meinen Arm. Ich nahm sie hoch.
    „Alicia hat schon gefrühstückt. Es steht noch etwas auf dem Tisch, falls du auch etwas essen möchtest.“
    „Danke, Bella. Du hast mir schon genug geholfen. Wir beide werden jetzt nach Hause fahren. Ihr drei könnt uns ja bald mal besuchen. Wir beide kommen bestimmt auch bald wieder zu euch. Ich hab euch lieb.“
    Ich setzte Alicia ins Auto und fuhr nach Hause. Als wir in unserem neues Haus ankamen, wollte ich Alicia gerade absetzen als sie sich ganz feste an mich drückte.
    „Mami? Es tut mir so Leid, was ich gemacht habe. Aber ich werde mich bessern. OK?“
    Sie sah mich aus ihren großen Augen an. „Aber mein Schätzchen. Wir beide haben Fehler gemacht. Es tut mir auch Leid. Wir beide schaffen das schon. Und Bella, Lars und Tina sind ja auch für uns da. Ich hab dich lieb.“
    „Ich hab dich auch lieb, Mami.“ Und sie strahlte, wie sie es schon lange nicht mehr gemacht hatte.

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    [SIZE="3"][FONT="Palatino Linotype"][COLOR="LemonChiffon"]My name is Dean Winchester.
    I'm an Aquarius, I enjoy sunsets, long walks on the beach and frisky women.[/COLOR]
    [/FONT][/SIZE][/CENTER] [SIZE="3"][FONT="Palatino Linotype"][COLOR="LemonChiffon"][RIGHT]♥[/RIGHT][/COLOR][/FONT][/SIZE]

  • Familie Sanburne

    Die nächsten Tage verbesserten sich zum Glück. Alicia ging immer friedlich und ohne zu Murren (naja, schon mit etwas Murren, aber wie es sich für ein kleines Kind gehört) ins Bett. Und ich konnte endlich auch wieder ausschlafen.



    Doch eines Morgens wachte ich schon früh auf. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Woher konnte ich erst sagen, als der Tag zu Ende ging. Als ich durch einen Spalt in Alicias Zimmer sah, saß sie schon aufrecht im Bett.
    „Guten Morgen, mein Engel. Kannst du auch nicht mehr schlafen?“ fragte ich, als ich sie aus ihrem Bettchen hob und durch ihre Haare wuschelte.
    „Ich bin schon fit für den Tag.“ lachte sie. Sie liebte es, wenn ich ihre Haare durchwuzelte.
    „Na, gut. Hast du schon eine Idee, was wir dem heutigen Tag anstellen sollen?“
    „Uuuuuiiiii, ja. Ich möchte mal wieder auf den Spielplatz im Park. Da waren wir doch lange nicht mehr.“ Sie freute sich jetzt schon riesig darauf.
    „Das ist eine tolle Idee. Aber vorher sollten wir uns noch was stärken. Wie wäre es, wenn ich uns etwas zu frühstücken mache und du solange noch etwas mit deiner Puppe spielst?“
    Als Antwort zappelte sie auf meinen Arm. Ich ließ sie runter und sie wollte schon zur Puppe gehen. „Moment mein Schatz. Erstmal ziehen wir dich an. Dann geht’s gleich auch viel schneller.“
    Anstellte zur Puppe zu gehen, ging sie nun auf ihren Kleiderschrank zu. Sie öffnete eine Tür und stieg hinein. „Und hast du dir schon was ausgesucht?“ fragte ich sie.
    Sie zog ein Jeans-Kleidchen aus dem Schrank und lief mir freudestrahlend entgegen. „Ja, Mami. Das möchte ich anziehen.“
    „OK, dann mal los.“
    Zu dem Kleidchen gehörte noch ein T-Shirt. Nun steckte ich im Kleiderschrank und suchte es raus. Als ich es fand, zog ich Alicia an und überließ sie ihren Spielsachen.
    Ich ging in die Küche um schon mal uns etwas zum Frühstück zu machen. Für Alicia machte ich einen leckeren Brei. Ich selbst hatte heute Morgen auch Lust auf etwas Süßes. Im Kühlschrank stand noch etwas Schokoladenpudding von gestern Abend. Was soll’s, dachte ich. Ungewöhnlich zum Frühstück, aber schließlich hatte ich mich ja vor keinen zu rechtfertigen. Alicia würde mir wahrscheinlich noch was davon stehlen. Ich machte mir ein kleines Schälchen. Dann rief ich auch schon nach Alicia. Als ich alles auf den Tisch stellte, kam sie an getippelt.
    Ich hob sie auf ihren Stuhl, setzte mich und zog sie möglichst nah an mich heran.
    „Dein Lätzchen!“ Erschrocken fuhr ich hoch.
    „Aber Mami. Ich bin doch schon groß. Ich brauche keins mehr. Ich mache mir mein Kleidchen auch nicht dreckig. Versprochen!“ Sie sah mich mit einem Engelsblick an.
    „Na, gut. Dann wollen wir es mal probieren.“
    Jedoch beobachtete ich sie bei ihrem Frühstück. Ihr Schälchen wurde immer leerer, der Tisch aber immer voller. Jedoch hatte sie nichts auf ihr Kleidchen gekleckert. „Super Schatz. Dafür gehen wir gleich noch etwas einkaufen. Wo wir doch schon in der Nähe sind.“
    Freudestrahlend klatschte sie in die Hände. Sie kannte den Laden gut. Schließlich sprang dort immer eine Menge für sie raus.



    Wir zogen unsere Schuhe an und gingen zum Auto. Fest angeschnallt fuhren wir beide zum Spielplatz. Es war noch ziemlich früh, so war der Spielplatz fast leer. Alicia ließ sich ihren Spaß jedoch nicht nehmen. Ganz im Gegenteil. So konnte sie alles Mal ausprobieren ohne lange zu warten oder mit den anderen zu teilen. Wir verbrachten über eine Stunde damit zu rutschen, schaukeln, Seifenblasen zu machen oder im Sand zu spielen. Alicia lachte wieder so laut und lange wir früher. Auch ich genoss die Zeit und dachte mal nicht an Jim und unsere Zukunft. Wir beide hatten einfach Spaß und ich ließ mir nicht die Laune verderben. Es war schon etwas Zeit seit Jims Verhaftung vergangen, aber er spukte mir immer noch im Kopf herum. Über sein Gerichtsverfahren, was in kurzer Zeit stattfand, hatte ich mich nicht informiert. Ich wollte im Moment einfach so wenig mit Jim zu tun haben. Das würde mir und besonders Alicia gut tun. Sie hatte schon seit ein paar Tagen nicht mehr nach Jim gefragt. Und ich war froh drum. Vielleicht könnte sie mal mit ihm am Telefon sprechen. Natürlich nicht lange. Jedoch müsste ich dann zuvor mit ihm gesprochen haben. Schließlich hatte ich Alicia viel erzählt, was gar nicht stimmte. Besonders über Jim. Jedoch verwarf ich den Gedanken ziemlich schnell. Jetzt wollten wir einfach etwas Spaß haben. Ohne Jim.
    Als sie zum unzähligen Mal von mir auf der Schaukel an gestupst wurde, fragte ich sie, ob wir jetzt etwas einkaufen gehen sollten. „Jaaa.“ rief sie, nahm mich an die Hand und zog mich vom Park weg. Ich nahm sie auf den Arm und setzte sie auf meine Schultern. So konnte sie die Blätter und Zweige der kleinen Bäume berühren. Das Auto ließ ich stehen. Schließlich war das Einkaufszentrum nicht weit vom Park entfernt.



    Kaum erreichten wir ein passendes Geschäft für uns beide, ließ ich Alicia runter. Sie konnte es kaum erwarten, an den Sachen rumzustöbern.
    Hier verbrachten wir noch länger als beim Spielplatz. Alicia hat mein Shoppen-Gen geerbt. Und sie übt es schon in ihrem jungen Alter aus. Mir macht es jedoch noch mehr Spaß, sie dabei zu beobachten. Daran ließ sie sich jedoch nicht stören.
    Am Ende hatten wir einen ganzen Einkaufswagen voll mit Kleidung (für uns Beide) und Spielzeug. Wir gingen zur Kasse und Alicia schob stolz den Einkaufswagen. Nun ja, sie hielt sich eher am Fuß des Einkaufswagens fest und ich schob beide. Alicia und den Einkaufswagen. Ich setzte Alicia auf die Theke und die Kassiererin gab ihr ein Bonbon. Während ich alles auf die Theke lud, lud sie es wieder in den Einkaufswagen. Die Schlange hinter uns wurde immer länger.
    „Das macht dann 437, 49€, bitte.“
    Uff, da hatten wir beide ja gut abgeräumt. Ich zog eine Kreditkarte aus meinem Portemonnaie.
    Bevor Alicia jedoch alles eingeladen hatte, entdeckte sie am Ausgang des Geschäfts zwei elektrische Spielzeuge für Kinder. Ein Pferd und ein Rennwagen. Ihre Augen begannen zu funkeln.
    „Uh, Mami. Darf ich da drauf? Bitte, bitte, bitte.“ Sie zeigte mit dem Finger auf das Pferdchen.
    „Klar. Viel Spaß“ Ich gab ihr einen Euro.
    Als sie zu dem Pferdchen lief, drehte ich mich wieder zu der Kassiererin um. Sie machte jedoch ein nachdenkliches Gesicht.
    „Tut mir Leid. Aber Ihre Kreditkarte funktioniert nicht.
    „Wie, sie funktioniert nicht?“
    „Wie es aussieht, wurde sie gesperrt.“
    Wieso sollte sie denn gesperrt werden? Dann müsste ich dann zur Bank gehen und mich beschweren. Ich nahm eine andere Kreditkarte aus meinem Portemonnaie. „Die müsste eigentlich funktionieren.“ Ich gab sie der Verkäuferin.
    „Es funktioniert schon wieder nicht.“
    Was war denn jetzt los? Ich sah in meinen Geldbeutel. Ich hatte nur ein paar Zehner und Zwanziger darin. So würde ich niemals unsere Sachen bezahlen können.
    „Dann probieren Sie diese hier, bitte.“ Ich merkte schon wie die Kunden hinter mir in der Schlange zu stöhnen begangen. Ich drehte mich um und warf ihnen einen bösen Blick zu. Einer sah auf die Uhr und als er meinen Gesichtsausdruck sah, fühlte er sich ertappt und errötete.
    „Nein, sie funktioniert auch nicht.“
    Mist! Was sollte ich denn jetzt machen. Wir hatten kein Geld mehr. Kein Geld um die ganzen Sachen zu bezahlen. Wenn ich einen Großteil der Sachen zurückgeben müsste, wäre Alicia ziemlich traurig. Ich schaute zu ihr rüber und sie hatte zum Glück nichts bemerkt. Sie saß noch auf dem Pferdchen. Zur Bank gehen, konnte ich jetzt auch nicht. Da wären die anderen Kunden ja direkt an die Decke gegangen.
    Und da viel mir mein einer Schein ein. Vor wenigen Tagen wollte ich 50€ abholen. Ich wollte etwas Schönes für Bella und ihre Kids kaufen. Jedoch vertippte ich mich und drückte 500€ ein. Der Automat druckte nur einen Schein aus. Einen 500er. Ich steckte ihn in ein kleines Geheimfach meines Geldbeutels. Hatte ich ihn noch dort drin?
    Ich sah nach und zum Glück befand er sich noch dort im Fach. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Mit einem großen Strahlen überreichte ich der Kassiererin den Schein.
    „Zufrieden?“ fragte ich die Kunden hinter mir. Ein leichtes Brummeln kam von ihnen und sie blickten alle in verschiedene Richtungen.
    „Das ist ja noch mal gut gegangen.“ sagte die Kassiererin. Auch sie lächelte jetzt. Sie gab mir mein Rückgeld und wünschte mir noch einen schönen Tag.
    Ich holte Alicia ab und ging mit ihr zu unserem Wagen. Jetzt hätten wir doch besser, das Auto näher geparkt. Sie musste ich den Rückweg die ganzen Tüten schleppen.
    „Ist was, Mama?“ fragte Alicia mich, als sie in mein nachdenkliches Gesicht sah.
    „Nein, mein Schatz. Alles ist OK. Wollen wir noch schnell Bella und die Kids besuchen?“
    „Jaa!“ Und schon wurden ihre Schritte schneller. Endlich beim Auto angekommen, verstaute ich alles im Wagen. Alicia setzte ich mit ihrem Kindersitz heute mal nach vorne. Wir hatten soviel gekauft, da musste einiges auf die Rückbank.



    „So, dann fahren wir mal zu Bella.“
    Während der Fahrt kreisten meine Gedanken die ganze Zeit um die Kreditkarten. Was war da bloß passiert? Es betraf bestimmt meine ganzen Kreditkarten. Ich musste schleunigst zur Bank. Jedoch setzte ich Alicia vorher bei Bella ab.
    „Hey, Alicia und Mim.“ Bella freute sich uns zu sehen. Tina stand schon hinter Bella an der Tür.
    „Alicia!!“ schrie sie glücklich. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Komm, schnell!“ Dann nahm sie Alicia an die Hand und beide liefen, so schnell sie konnten, in Tinas und Lars‘ Zimmer.
    „Was ist passiert?“ fragte Bella als sie in mein Gesicht sah.
    „Das erzähl ich dir im Wohnzimmer.“ Bella merkte, dass es sich um ein ernstes Thema hielt. Sie sah kurz nach den dreien. Alicia und Tina saßen auf der Spieldecke. Tina zeigte ihr ein neues Lied. Lars schaute nur genervt zu den beiden und widmete sich dann wieder seinen Spielzeugautos. Sie gab den dreien einen Luftkuss und schloss dann die Tür.
    „Also Mim, was ist passiert?“
    „Ich hab kein Geld mehr.“
    „Was…?“ Natürlich hörte sich das komisch an. Ich hatte kein Geld mehr. Wo es sonst daran nicht bei uns gemangelt hatte. Dafür hatte Jim gesorgt. Und ich auch zum Teil.
    Ich erzählte ihr von unserem Tag.
    „Alle meine Kreditkarten funktionieren nicht mehr.“ Mein Herz schlug immer lauter. „Kann ich Alicia kurz bei dir lassen? Ich würde gern mal zur Bank fahren.“ Ich schaute sie hoffnungsvoll an.
    „Natürlich. Aber komm danach schnell zu uns. Ich will unbedingt wissen, was passiert ist.“
    „Na, klar.“ Ich umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann schaute ich noch kurz ins Kinderzimmer rein. „Hey, ihr Süßen. Schatz, ich bin noch mal kurz weg. Komme aber sofort wieder. Du scheinst ja beschäftigt zu sein.“
    Sie winkte kurz und spielte dann schon mit Tina weiter.
    „Also, bis gleich“ sagte ich zu Bella und ging zur Tür raus.
    Ich fuhr etwas schneller als erlaubt nach Hause. Ich hatte mich umentschlossen. Ich wollte Zuhause nur noch ein Sparbuch holen. Vielleicht konnte ich daher noch etwas Geld bekommen. Ich fand es schnell und begab mich direkt zur Bank.
    Erstmal wollte ich probieren, Geld vom Sparbuch zu bekommen. Doch dies funktionierte auch nicht. Ich fragte nach jemanden, der sich mit Kreditkarten- und Kontensperrung auskannte.
    „Herr Stock ist da ihr richtiger Ansprechpartner.“ Eine junge Frau wies mir den Weg zu seinem Büro.



    Ich klopfte an.
    „Herein.“ dröhnte eine Stimme aus dem Zimmer.
    „Guten Tag, Frau. …?“ wurde ich von Herrn Stock begrüßt. Er stand von seinem Schreibtisch auf und kam auf mich zu.
    „Sanburne. Marilyn Sanburne.“
    „Ah, Die Sanburne?“ fragte er mit einem höhnischen Grinsen. Wie, Die Sanburne? Hab ich da wieder etwas verpasst? Er wird wohl kein Fan meiner Bücher sein, bei diesem Gesichtsausdruck.
    Er ging zurück zu seinem Schreibtisch und setzte sich gemütlich hin.
    „Ähm, das versteh ich nicht.“
    „Die Sanburne. Ihr Ehemann hat doch…“ mitten im Satz setzte er seinen Finger an seinen Hals und fuhr an ihn vorbei. Mein Gesicht erstarrte. „Jim kam oft hier vorbei. Ein unglaublicher Mann.“ gab er bewundernd zu.
    Spricht der etwa von meinem Mann? Ehemaligen Mann, erinnerte ich mich. Widerlich. Dieser schmierige Typ hat wohl nichts Besseres zu tun als Jims Tat noch zu verhöhnen.
    „Er ist mein Exmann. Deswegen bin ich aber nicht hier.“ gab ich spitz zurück. „Ich bekomme kein Geld mehr von meinem Konto oder meinen Kreditkarten. Ich denke, da könnten sie mir helfen. Oder etwa nicht?“
    „Natürlich. Da wollen wir mal gucken, woran das liegt.“ Er ging rüber zu einem Computer und tippte schnell ein paar Sachen ein. Währenddessen wartete ich ungeduldig. „Da hätten wir ja das Problem.“
    „Und? Was ist los?“ fragte ich, als er weiter auf den Monitor starrte.
    „Tja, wie es aussieht, hat ihr Mann“, sein Lächeln wurde breiter, „ihre ganzen Konten und Kreditkarten gesperrt.“
    „Jim? Es wurde alles gesperrt? Und wie komme ich jetzt an mein Geld ran?“ fragte ich erstaunt. Jim hatte es tatsächlich geschafft, mir eine nächste Hürde ins Leben zu stellen. Konnte er Alicia und mich nicht einfach leben lassen?
    „Im Moment wohl gar nicht. Da müssten sie wohl mal mit ihrem Mann reden. Der hat bestimmt Zeit für sie. Wie geht es ihm eigentlich?“
    Du widerliches Ekelpaket, dachte ich mir. Auf seine letzte Bemerkung reagierte ich gar nicht.
    „Kann er das denn einfach so machen? Schließlich habe ich auch Geld verdient. Und ich denke nicht, dass er im Gefängnis das Geld brauchen kann.“ Der muss doch hoffentlich für immer dort einsitzen, dachte ich weiter.
    „Können Sie das denn beweisen? Ihr Mann ist schließlich berühmt. Und er hat wohl mehr Geld verdient als Sie.“ Er sah mich abwertend von oben bis unten an. „Haben sie denn ein Konto, das wirklich Ihnen gehört?“
    Was denkt der sich eigentlich. „Würde ich sonst fragen? Sogar mein eigenes Konto hat er sperren lassen.“
    „Das kann er jedoch nicht machen. Doch mir sind die Hände gebunden. Da müssen Sie sich selber drum kümmern.“
    Nette Hilfe, der kriegt noch was von mir zu hören. Ich entgegnete nichts, ging zur Tür hinaus, die ich mit einem lauten Krachen zuschmiss, und ging wutentbrannt zum Auto. Er konnte mir bestimmt helfen. Wollte es aber nicht. Dann würde ich eben einen anderen finden, der mir hilft.
    Als ich saß, musste ich mich erstmal schütteln.
    Jim hatte es also wieder geschafft, mein Leben noch schwieriger zu machen. Grad lief doch alles wieder gut. Alicia hatte sich endlich gebessert und nun kann ich gucken, wo das Geld herkommt. Allerdings braucht Alicia im Moment meine ganze Aufmerksamkeit. Sollte ich wieder richtig arbeiten, müsste ich sie wieder länger allein lassen. Berichte für die Zeitung zu schreiben, war ja kein Problem. Dies konnte ich tun, wenn Alicia schlief, jedoch bringt das nicht viel Geld in die Kasse. Einen anderen Job wollte und konnte ich mir nicht suchen. Wir würden die denn alle reagieren, wenn sie erführen was mein Mann getan hatte? Darauf konnte ich gut und gerne verzichten.



    Als ich mich wieder beruhigt hatte, fuhr ich zurück zu Bella und den Kids. Jim, du Schwein, dachte ich mir. Lass uns doch endlich in Ruhe. Du hast Alicia schon genug angetan.
    Bella hörte schon meinen Wagen und öffnete die Tür.
    „Wie ist es gelaufen, Mim?“ fragte sie mich, als sie mein wütendes Gesicht sah.
    „Jim!“ antwortete ich nur und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer. „Wo sind die drei?“ fragte ich, bevor ich anfangen konnte, darüber zu reden.
    „Die liegen alle im Bett. Sie haben ausgiebig gespielt. Aber erzähl, was ist passiert.“
    Ich ging durch die Tür in die Küche. „Ich brauche jetzt erstmal einen Kaffee.“ Erwiderte ich zuerst, als ich auf die vollgefüllte Tasse schaute, die die ganze Küche mit ihrem Duft erfüllte. Während Bella mir eine Tasse einschüttete, begann ich zu erzählen. „Dieser blöde Bankfutzi hat mir gesagt, dass Jim unsere ganzen Konten und Kreditkarten hat sperren lassen. Ich komm an nichts mehr ran. Ich habe nur noch ein bisschen Bargeld. Er darf zwar mein eigenes Konto nicht sperren, hat es aber trotzdem gemacht. Da muss ich mich aber selber drum kümmern. Ich hab ja nicht ahnen können, dass Jim uns das ganze Geld wegnimmt. Wie denn auch? Der sitzt doch im Knast.“ gab ich verbittert zu. „Und dazu hat mich dieser schmierige Banker noch aufgeregt. Das er nicht nach einem Autogramm von Jim gefragt hatte, war alles. Den hat’s doch gefreut mich mit seinen dämlichen Sprüchen und Andeutungen zu quälen. Ekelpaket.“
    „Jim? Der kann euch wohl gar nicht in Ruhe lassen.“
    „Leider nicht. Dabei sollte er dies einfach tun. Schließlich ist Alicia seine Tochter. Sie benötigt das Geld ja auch.“
    „Du solltest dir am besten einen Anwalt suchen. Mr. Craft, “ fuhr sie mit einer Grimasse fort, „willst du ja bestimmt nicht haben. Ich kenn da aber einen ganz netten Kerl. Er steht noch ziemlich am Anfang seiner Karriere, aber der hat’s trotzdem drauf. Er ist echt in Ordnung.“
    „Hört sich gar nicht schlecht an. Hast du seine Anschrift?“
    „Klar, einen Moment.“ Sie kramte in ihrer Schublade. „Ah, hier ist es.“ Sie hielt ein Adressbuch in die Luft. „Willst du ihm jetzt einen Besuch abstatten?“
    „Wenn es geht, ja. Kannst du noch was auf Alicia aufpassen? Ich möchte das möglichst schnell hinter die Bühne bringen.“
    „Kein Problem. Sie ist bei mir gut aufgehoben. Wenn du losfährst, rufe ich Jensen schon mal an. Ich bereite ihn schon auf deinen Besuch vor. Aber jetzt los, sonst ist er nachher nicht mehr da.“
    „Vielen Dank. Bis Gleich.“



    Also fuhr ich los. Der Anwalt hieß Jensen Winchester. Hmm, vielleicht konnte er mir wirklich helfen. Ich stellte das Radio lauter und verschob jeden Gedanken. Nach zehn Minuten klingelte mein Autotelefon. Es war Bella.
    „Hey, Mim. Ich habe Jensen erreicht. Er hat sich etwas Zeit für dich frei geräumt. In fünf Minuten hat er Zeit für dich.“
    „Passt gut. Ich bin gleich da. Noch mal vielen Dank.“ Ich legte auf und fuhr auch schon in die Straße der Kanzlei. Ich parkte den Wagen, schaute noch mal in den Spiegel, stieg aus und drückte auf die Klingel. Eine junge Frau öffnete mir die Tür.
    „Guten Tag. Was kann ich für sie tun?“
    „Hallo, ich bin Marilyn Sanburne. Meine Freundin Bella…“ „Ah, Bella! Ja sieht hat gerade angerufen und gesagt, das sie kommen. Jensen muss noch kurz einen Anruf tätigen, aber dann ist er für Sie da. Sie können sich ruhig dort hinsetzen.“ Sie zeigte auf drei bequeme Sessel.
    „Danke.“ Als ich gerade saß, kam Jensen schon aus seinem Büro raus.
    „Ist Frau San…“ Dann sah er mich. „Frau Sanburne?“ fragte er mit einem charmanten Lächeln an mich gewandt.
    „Ja, Bella hat Ihnen schon etwas über mein Problem erzählt?“ Ich ging zu ihm und wir gaben uns die Hand.
    „Nur angedeutet, aber kommen Sie rein. In meinem Büro können wir alles besprechen. Rosanna, könntest du bitte meinen Termin mit Herrn Nahten absagen? Danke, du bist ein Engel.“
    Ich ging an ihm vorbei in sein Büro. Es war einladend gestaltet. Jensen schloss die Tür hinter sich und zeigte mit seiner linken Hand auf einen Stuhl. „Bitte setzten Sie sich doch. Bella hat erzählt, dass Ihr Mann…“
    Doch ich unterbrach ihn. „Exmann.“ betonte ich. Sein Lächeln wurde eine kleine Spur breiter, oder bildete ich mir das nur ein? „Sie kennen ihn bestimmt. Über ihn wurde in der Presse so einiges berichtet.“
    „Hmm, also ich weiß nur, dass er ein Regisseur ist. Ich muss zugeben, den Fernseher schalte ich bei den Nachrichten kaum noch ein und der Zeitung glaub ich eh nichts mehr. Nicht seit…“ Er geriet kurz ins Stocken, doch fing sich direkt wieder. „Ähm, ja, also was ist denn mit Ihrem Exmann passiert?“
    „Ich möchte das ziemlich kurz fassen. Er hatte eine Affäre mit einer Visagistin, sie dann umgebracht und ich habe das durch Zufall raus gefunden. Dann habe ich ihn der Polizei ausgeliefert. Er ist jedoch total besessen von mir und unserer Tochter Alicia. Und, dass ich ihn in den Knast gebracht habe, nimmt er natürlich nicht besonders gut auf. Jetzt hat er, obwohl er im Gefängnis sitzt, unsere Konten und Kreditkarten sperren lassen. Ich habe leider nur noch sehr wenig Bargeld, denn damit habe ich natürlich nicht gerechnet. Ich war auch schon bei der Bank, aber dieser blöde Angestellte war mehr an Jim interessiert als mir zu helfen. Er hat auf jeden Fall gesagt, dass Jim auf keinen Fall mein Konto und meine Kreditkarten hat sperren dürfen. Tja, das hat er aber gemacht. Bella hat gesagt, Sie könnten mir helfen?“
    „Das kann ich allerdings. Ich werde mich sofort bei der Bank melden und dann werden Sie sofort Ihr Konto und Ihre Kreditkarten wieder bekommen. Ich werde auch, mit etwas Zeit allerdings, alle Konten und Kreditkarten für Sie zurückkriegen. Der kann Ihnen nicht einfach all das antun und Ihnen dann auch noch das Geld wegnehmen. Keine Angst, dass lasse ich nicht zu. Ich werde mich schon darum kümmern. Ich bräuchte nur noch ein paar Angaben über die Kontennummern, Ihrer Anschrift, etc. …“
    „Kein Problem. Ich danke Ihnen vielmals.“
    Als wir alles geklärt hatten, fuhr ich zurück zu Bella. Schon auf der Rückfahrt ging es mir schon besser. Herr Winchester hatte sich sehr zuversichtlich gezeigt. Das beruhigte mich schon sehr. Er hatte zwar jetzt schon mein Vertrauen gewonnen, jedoch blieb das Gefühl, dass er mir irgendetwas verschwieg. Er wirkte ziemlich traurig, als ich ihm von Jim erzählte. Als ob er persönlich betroffen wäre oder so was schon mal miterlebt hätte. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur einfach ein. Marilyn, du machst dir einfach zu viele Gedanken. Jetzt denk einfach mal an gar nichts, versuchte ich mich zu beruhigen.
    Doch meine Gedanken kreisten immer noch darum, ob ich das Geld bekommen würde. Ich wollte das Geld ja nicht, um mir Unnützes Zeug zu kaufen. Ich brauchte das Geld. Wie sollte ich uns beide sonst ernähren? Zum Glück hat Jim jetzt erst alles sperren lassen. Das Haus hatte ich schon längst bezahlt. Da ist Jim wohl etwas zu spät gekommen. Dieser Gedanke zauberte ein kleines Lächeln auf mein Gesicht.
    Bei Bella angekommen erzählte ich ihr von meinem Gespräch. Von den Gedanken über mein Gefühl erzählte ich ihr jedoch noch nichts. Sie würde mich bestimmt auslachen. Aber das tat Bella eigentlich nicht. Vielleicht werde ich ihr demnächst mal davon erzählen. Aber demnächst ist demnächst und jetzt ist jetzt. Nachdem ich ihr alles erzählt hatte, holte ich Alicia aus dem Kinderzimmer und fuhr mit ihr nach Hause.



    Sie war ziemlich müde und schlief schon auf dem Rücksitz, als wir Zuhause ankamen. Ich zog sie jedoch noch schnell um, was sie kaum wahrnahm. Dann legte ich sie ins Bett. Der Tag hatte mich ziemlich geschafft, also entschloss ich mir auch schon mal meinen Schlafanzug anzuziehen. Ich holte unsere Einkäufe noch aus dem Auto. Die hatte ich vor lauter Aufregung ganz vergessen. Als ich alles rein gebracht hatte, klingelte das Telefon.
    „Hallo Frau Sanburne. Hier ist Jensen Winchester. Das mit Ihren Kreditkarten habe ich schon geregelt. Ihre eigenen können Sie schon wieder benutzen. Ihre gemeinsamen Konten werden jedoch noch etwas dauern. Aber das werde ich auch regeln.
    „Vielen Dank, Herr Winchester. Sie helfen uns unendlich.“
    „Das tue ich doch gern. So, ich muss jedoch noch was erledigen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Tochter noch einen schönen Abend.“
    „Danke. Ihnen auch.“ Dann legte er auf. Ein echt netter Mann. Das ging ja ziemlich schnell. Er war wohl mehr als gut in seinem Job.
    Als ich die ganzen Einkäufe verstaut und die Kleidung in die Waschmaschine gesteckt hatte, setzte ich mich erschöpft aufs Sofa. Fast wäre ich eingenickt, als ich erschrocken hochfuhr. Was würde Jim als nächstes tun? Würde er etwa jemanden zu uns schicken? Er schreckte nicht davor zurück uns das Geld wegzunehmen. Würde er das auch mit unserem Leben tun?
    Aber hätte er dies nicht schon längst tun können? Er wusste ja nicht wo wir jetzt wohnen.
    Oder doch?

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    [SIZE="3"][FONT="Palatino Linotype"][COLOR="LemonChiffon"]My name is Dean Winchester.
    I'm an Aquarius, I enjoy sunsets, long walks on the beach and frisky women.[/COLOR]
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  • Familie Sanburne


    Sieben Jahre später…


    „Schatz, ich bin wieder zu Hause.“ Schallte es aus dem Wohnzimmer.



    Alicia kam aus ihrem Zimmer gerannt und sprang Jensen in die Arme.
    „Papa!!“ rief sie dabei und wurde von Jensen aufgefangen. Dann fingen beide an zu lachen und kitzelten sich gegenseitig. Ich beobachtete die beiden vom Türrahmen aus. Es war toll Alicia wieder so unbeschwert und glücklich zu sehen. Als sei nie etwas geschehen.
    Nun wandte er sich zu mir. „Hallo, Liebling.“ Er kam mit Alicia auf den Arm auf mich zu und küsste mich. Mein ganzer Bauch kribbelte. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder so fühlen könnte.
    Alicia verzog angeekelt das Gesicht.
    „Muss das jetzt sein? Ich will Papa doch was zeigen.“ Sie ließ sich runtersetzen, nahm Jensen an die Hand und zog ihn in ihr Kinderzimmer. Jensen lächelte und gab mir noch schnell einen Kuss
    Was passiert war?



    Als Alicia allmählich älter wurde, fragte sie immer noch oft nach ihrem Vater und wenn sie fragte, bekam ich schreckliche Gewissensbisse. Mir fielen zwar immer noch Lügen und Ausreden ein, doch lange konnte ich ihr nicht mehr verschweigen, was ihr Vater getan hatte.
    Aber sie war noch ein Kind. Und das würde sie auch noch länger bleiben. Doch irgendwann, besonders wenn sie in die Schule käme, würde sie etwas aufschnappen. Und so wäre es noch schlimmer für sie. Wenn sie von einem Fremden erfahren würde, was ihr Papa getan hätte, hätte es ihr noch mehr wehgetan.
    Ich musste also eine Entscheidung treffen. Und das bald. Also entschied ich mich letzten Endes ihr die Wahrheit zu sagen. Nicht die ganze Wahrheit. Und auch die halbe Wahrheit musste ich ihr sehr schonend beibringen. Niemand könnte dies ertragen. Vor allem kein Kind.
    Als wir eines Mittags am Tisch saßen, fing ich dieses unangenehme Gespräch an.
    „Alicia, mein Schatz. Du brauchst jetzt keine Angst haben, aber ich muss dir etwas erzählen. Etwas über unsere Vergangenheit.“
    Ich sah in ihr erschrockenes Gesicht.
    „Tut mir Leid, mein Schatz, aber irgendwann muss ich dir das sagen. Es ist alles OK und was passiert ist, ist schon lange her.“
    „Mama, du machst mir jetzt wirklich Angst. Was ist los?“ fragte sie mit zitternder Stimme.
    „Entschuldige. Ähm… es geht um deinen Vater.“
    „Papa?“
    „Ähm, ja, also er war nie auf Geschäftsreise. Er ist auch nicht im Ausland. Dort musste er wegen seines Jobs nie hin. Ich konnte dir das einfach nie erzählen. Du warst einfach zu jung. Und bist es heute ja immer noch.“
    „Was ist mit Papa?“
    „Ich muss es dir sagen. Irgendwann würdest du es erfahren. Dein Vater hat etwas ganz Schreckliches getan. Er hat einer Frau unglaublich wehgetan, sodass ihr niemand mehr helfen konnte. Sie ist jetzt im Himmel. Und er musste deswegen bestraft werden. An dem Tag, an dem wir aus unserem Haus ausgezogen sind, habe ich das erst erfahren."
    „Er hat was getan?"
    „Es tut mir unendlich Leid, was er getan hat. Und das ich dich anlügen musste. Aber ich konnte dir das damals doch nicht erzählen. Ich hätte es dir auch jetzt nie erzählen wollen."
    „Ist schon gut Mama." Dann stand sie auf und ging mit wackeligen Beinen in ihr Zimmer. Ich folgte ihr.
    Alicia saß schon auf ihrem Bett und weinte.
    „Alicia. Es ist schon OK." Ich setzte mich neben ihr und nahm sie in den Arm. Auch ich fing an zu weinen.
    Nach einer Zeit schliefen wir ein.
    Als ich abends wach wurde, schlief Alicia noch. Sie hatte ganz verquollene Augen und klammerte sich um ihr Bärchen.
    Die nächsten Tage war Alicia ziemlich still. Abends hörte ich sie noch manchmal leise weinen.
    Doch nach einiger Zeit ging es ihr besser.
    „Mama, ich weiß nicht, wie du das damals alles geschafft hast. Ich hab dich total lieb." Dann umarmte sie mich und wurde langsam wieder wie früher.


    Was mit Jensen passiert ist?
    Sympathisch fand ich ihn schon nach unserem ersten Treffen. Nachdem Jensen meine Konten wieder für mich zugängig gemacht hatte, fragte er mich, ob ich nicht irgendwann in den nächsten Tagen, Wochen, Monate oder sogar Jahre mal mit ihm ausgehen möchte. Doch zuerst wollte er sich nur als Freund mit mir treffen. Und er wollte auch nur als Freund mit mir ausgehen.
    Zuerst zögerte ich.
    Aber wieso nicht? Er war total nett und bei ihm fühlte ich mich direkt wohl und geborgen. Nach kurzer Zeit kam ich auf sein Angebot zurück. Jedoch wollte ich zuerst nur Freundschaft.
    Doch nach einigen Monaten merkte ich, wie sehr ich Jensen brauchte. Es war nicht mehr länger nur eine Freundschaft. Ich erzählte ihm von meinen Gefühlen und er erwiderte meine Gefühle. Seit unserer ersten Begegnung. All die Zeit hat er auf mich gewartet. Er war geduldig und hat sich meine Probleme angehört.
    Nachdem Jim mich so verletzt hatte, hätte ich nie gedacht, dass ich mich jemals noch mal verlieben könnte. Er war die Liebe meines Lebens.
    Und das stimmte auch. Er war es. Und jetzt ist es Jensen. Ich weiß gar nicht mehr, was an Jim so toll war. Er hat uns so schreckliche Dinge angetan und den echten Jim kannte ich nicht. Ich liebte eine Fassade.
    Doch bei Jensen ist das anders. Mit ihm kann ich über alles reden. Er vertraut mir und ich vertraue ihm.
    Und schließlich fragte er mich, die Frage aller Fragen. Und ich sagte ja. Unsere Hochzeit fiel ziemlich klein aus. Meine Hochzeit mit Jim war ziemlich groß und nun gar nicht mehr nach meinem Geschmack. Außerdem wollte ich nicht zu große Aufmerksamkeit auf uns ziehen.



    Ich hätte jedoch niemals ja gesagt, wenn Alicia ihn nicht gemocht hätte. Doch sie direkt hellauf begeistert von ihm. Auch in ihm steckte noch ein kleiner Junge, der mit Alicia viel Spaß haben konnte. Und den hatten sie auch. Alicia vergaß während der Zeit mit ihm all ihre Sorgen. Als ich später fragte, ob es für sie okay sei, wenn ich Jensen heiraten würde, war sie begeistert.
    „Aber muss ich deshalb mein Zimmer hergeben?" fragte sie etwas misstrauisch.
    „Aber natürlich nicht", lachte ich, „ aber wäre es für dich in Ordnung, wenn er zu uns ziehen würde? Du möchtest doch bestimmt nicht umziehen."
    „Das stimmt. Er kann ruhig zu uns kommen." lächelte sie.
    Als Jensen abends nach Hause kam, ging Alicia auf ihn zu.
    „Ich habe mich entschieden. Du darfst Mami heiraten.“ Dann lachte sie und umarmte Jensen. Auch er fing an zu lachen.
    „Vielen Dank, Alicia.“ Sagte er während er sie wie immer kitzelte.
    Und später vertraute Jensen mir seine Geschichte an.
    Ich hatte Recht behalten. Mein Gefühl bei unserem ersten Treffen hatte sich als richtig erwiesen.
    Es gab etwas in seiner Vergangenheit, was ihn vollkommen verändert hatte. Seine Schwester wurde umgebracht. Und ihr Mörder wurde schon frühzeitig entlassen. Er sei nicht zurechnungsfähig gewesen. Wobei er dies war, wie mir Jensen beteuerte. Jensens Familie wurde damals in den Dreck gezogen und am Ende wurde Sylvia (Jensens Schwester) nicht mehr als Opfer angesehen. Es wurde fast so hingestellt, dass sie selbst Schuld an ihrem Schicksal sei.
    Für Jensen war dies eine schreckliche Zeit und ich wusste, wie er sich fühlte. Dies verband uns nur noch mehr und zeigte mir, wie sehr er mir vertraute.



    Und schließlich verband uns noch viel mehr. Jensen war nach unserer Hochzeit zu uns gezogen. Alicia war happy, dass sie ihr Zimmer nicht teilen musste und ich fühlte mich sicherer und glücklicher als zuvor.
    Meine anfänglichen Bedenken, das ein gemeinsames Leben zu dritt sich negativ auf unsere Beziehung auswirken würde, verflogen schnell.
    Sogar Alicia war fröhlicher und lachte viel mehr. Jensen ist einfach ein Spaßvogel, der uns beide immer auf Trab hält.
    Jensen war noch nie verheiratet gewesen und hatte auch keine Kinder. Natürlich wollte er Alicia als eigenes Kind annehmen und da mir das alleinige Sorgerecht gehörte, war das kein Problem. Alicia freute sich so darüber, dass sie ihn sogar fragte, ob sie ihn nicht Papa nennen dürfte. Jensen war so gerührt, dass er eine Träne nicht aufhalten konnte.
    Bevor er jedoch eine Antwort geben konnte, sah er mich an. Mein Herz schlug höher und aufgeregt nickte ich.
    „Aber natürlich, Alicia. Damit würdest du auch mir eine Freude machen."
    Sie verstanden sich besser als erhofft.
    Und dann wurde ich schwanger. Zuerst war das ein kleiner Schock für mich. Natürlich wollte ich Kinder mit Jensen haben, aber das das so früh passierte, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte auch Angst um Alicia. Würde sie es gut aufnehmen?
    Doch schließlich überwog die Freude doch.
    Ich erzählte es Jensen und er freute sich wie ein kleines Kind. Er hob mich hoch, wirbelte mich herum, küsste und umarmte mich.
    Er fasste mir ständig an den Bauch.
    „Ah, ich glaube ich spür schon was!"
    Ich lachte. „So früh geht das doch gar nicht."
    „Und ob. Ich habe beide gespürt.
    „Beide?"
    „Ja, sie und ihn."
    Den ganzen Tag hatte er ein breites Grinsen im Gesicht.



    „Was ist denn mit euch los?" fragte Alicia ganz erstaunt, als sie von der Schule kam.
    „Ach, mein Schatz. Es ist etwas passiert. Etwas Schönes natürlich. Was würdest du davon halten ein Geschwisterchen zu bekommen?"
    „Ein Geschwisterchen?" fragte sie etwas verwirrt. „Das wäre... SUPER!"
    „Wirklich?"
    „Oh ja! Das wäre toll. Dann hätte ich jemanden, den ich herumkommandieren könnte." gab sie lachend zu. „Eine Schwester und ein Bruder wäre wirklich toll. Wann kommen sie denn?" fragte sie aufgeregt.
    Waren beide so davon überzeugt, dass es Zwillinge geben würde? Es wäre natürlich eine große Freude.
    „Das dauert noch etwas." gaben wir beide lachend zu.
    Dann kam sie auf uns beide zu und nahm uns gleichzeitig in den Arm.
    Ich schaute Jensen an und er sah unendlich glücklich aus. Er beugte sich über Alicia und gab ihr einen großen Kuss.
    „Du bist etwas ganz besonderes."
    Mein Bauch wurde natürlich immer größer und das war für Alicia und auch für Jensen eine große Attraktion. Sie konnten beide kaum die Finger und die Ohren von meinem Bauch lassen. Ich konnte kaum sagen, wer sich mehr freute.



    Doch dann entdeckte ich eines Tages einen Brief in unserem Briefkasten. Alicia war in der Schule und Jensen war auch im Büro.
    Es stand kein Absender auf dem Brief und er war an mich und nur an mich gerichtet. Konnte es sein...? Nein, das war doch unmöglich.
    Ich ging wieder zurück zum Haus, setzte mich in die Küche und öffnete den Briefumschlag mit zitternden Händen.
    Und dann fiel mir folgender Brief heraus.


    Hallo mein Schatz,
    es ist ja solange her, dass ich dich und Alicia gesehen habe. Wie
    lange genau? Hmm, das müssten doch einige Jahre gewesen
    sein, oder? Die Jahre, die ich im Knast verbringen musste. Die
    Jahre, in denen sich meine Frau von mir scheiden ließ und mir
    meine Tochter wegnahm. All die Jahre hatte ich genug Zeit
    nachzudenken. Es hätte alles anders laufen können. Wieso
    bist du nur zur Polizei gegangen? Hast du es immer noch
    nicht verstanden? Aber was soll ich dazu noch sagen. Ich bin
    nur froh über eins. Bald wirst du dich nicht mehr vor mir
    verstecken können. Bald werden wir drei wieder zusammen-
    leben. Ich weiß, ihr beide freut euch schon auf meine Ent-
    lassung. Auch wenn ihr mich nie besuchen kamt. Aber das
    können wir alles vergessen. Wir können noch einmal ganz
    von vorne anfangen. Ich werde dir verzeihen, was du mir
    angetan hast. Ich weiß, dass du keine Schuld daran trägst.
    Ich weiß wer die Schuld daran trägt. Ich werde zu euch
    kommen. Zu dir und Alicia. Und wir werden wieder
    heiraten. Und dann wird alles wieder so sein, wie es
    vorher war. Versuche erst gar nicht wegzulaufen. Ich
    werde dich finden!
    Ich liebe dich.
    Dein Jim.


    Oh, nein! Mein schlimmster Albtraum. Meine größte Angst. Es war alles wahr geworden. Wovor ich mich am meisten gefürchtet hatte, ist eingetroffen. Während ich den Brief zum zweiten Mal las, rannen mir noch mehr Tränen übers Gesicht und tropften auf das Blatt Papier.
    Dann hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel. Erschrocken sprang ich auf und drehte mich um. Doch es war nur Jensen.
    „Mim, was ist passiert?" erschrocken blickte er in mein Gesicht. Dann entdeckte er den Brief in meiner Hand. „Was ist das?"
    Anstelle einer Antwort fing ich nur noch heftiger an zu weinen. Jensen kam auf mich zu und nahm den Brief an sich. Seine Augen huschten blitzschnell über Jims Schrift. Sein Gesicht versteinerte sich immer mehr und sein Blick verfinsterte sich.
    „Jim!" Seinen Namen sprach er mit so einer Boshaftigkeit aus, dass ich zusammen zuckte.
    Ich ging zum Kühlschrank zu und nahm eine Wasserflasche heraus. Ich nahm mir ein Glas und schüttete es Randvoll. Die hälfte der Flasche verschüttete ich. Dann trank ich das Glas in einem Zug aus.
    Jensen kam von hinten auf mich zu und umarmte mich.
    „Hey, es wird alles wieder gut." flüsterte er mir liebevoll ins Ohr



    „Er kann dir nichts mehr anhaben. Ich bin doch da. Ich bin für dich und Alicia da. Ich lasse nicht zu, dass dir irgendjemand weh tut. Und er darf dies auf gar keinen Fall. Ich werde alles tun um euch zu beschützen." Dann drehte er mich um und ich blickte ihm ins Gesicht. Sein Gesicht war voller Sorgen, doch sein Blick war Standhaft.
    „Aber,... . Das ist Jim. Er wird uns nicht in Ruhe lassen. Er wird uns nie in Ruhe lassen. Wir können nicht von ihm fliehen. Er wird uns immer verfolgen."
    „Hey, mach dir keine Sorgen. Ich lasse nicht zu, dass er uns etwas tut. Er kann uns unser Leben nicht wegnehmen."
    Er nahm mein Gesicht in seine Hand und gab mir einen langen Kuss.
    „Ich werde unsere Familie verteidigen."
    Und etwas in seinem Blick sagte mir, dass es nicht einfach so dahergesagt war.
    Er würde uns beschützen. Auch ich werde es nicht mehr zulassen, dass er uns wehtut.
    Das hat er schon genug getan.
    Wir würden es schaffen.
    Da war ich mir ganz sicher.
    Ein leichtes Lächeln legte sich auf unsere Gesichter.


    Ende

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    [SIZE="3"][FONT="Palatino Linotype"][COLOR="LemonChiffon"]My name is Dean Winchester.
    I'm an Aquarius, I enjoy sunsets, long walks on the beach and frisky women.[/COLOR]
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