Ich führe hiermit die Geschichte der Familie aus dem letzten Forumspiel fort, deshalb bitte ich den kurzen Ausflug in die Vergangenheit zu entschuldigen, ich möchte versuchen die Handlung für frühere Leser ebenfalls plausibel erscheinen zu lassen. Wer wissen will worum es ging findet die Geschichte hier
Familie Wildcat
An diesem Dienstag Morgen herrschte das gleiche geordnete Chaos wie üblich in meiner Küche. Ranjid, mein Mann war wie immer früher aufgestanden und hatte seine Frühstücksutensilien quer über der Arbeitsplatte verteilt, die beiden Katzen fegten drüber hinweg und zwischendurch und Ashanti saß in ihrem Hochstuhl und beobachtete uns und meine Versuche dem Herr zu werden mit vergnügtem Quietschen und ließ darüber ihren Griesbrei kalt werden.
Sie war mit ihren 4 Jahren zwar alt genug um auf einem der normalen Stühle zu sitzen, aber irgendwie sagte mir eine leise, aber sehr eindringliche Stimme immer wieder daß das meinen Versuchen Ordnung in diesen Trubel zu bringen nicht gerade zuträglich wäre. Um ehrlich zu sein kamen zu der Stimme noch einige sehr lebhafte Bilder vor meinem geistigen Auge dazu, auf denen Ashanti auf einer Katze durch die Küche ritt, die Breischale als Helm auf dem Kopf der Katze....
Heute war es jedoch noch nicht so weit und nach einigen Anläufen waren sowohl Mann als auch Kind fertig um frisch und satt in den Tag zu starten. Ich hob Ashanti aus ihrem Hochstuhl und setzte sie vor ihren Maltisch im Wohnzimmer.
Der Kindergarten hatte seit letztem Freitag Sommerferien, somit verbrachten wir unsere Tage im Moment zusammen. Zumindest meistens. Genauso wir Ranjid war auch ich nicht wieder zur Polizei zurückgekehrt sondern hatte als Ashanti groß genug war einen Halbtagsjob bei einer Sicherheitsfirma angenommen. Dadurch daß meine Stelle keine permanente Anwesenheit erforderte konnte ich an Tagen wie diesen zu Hause arbeiten und selbst auf mein Kind aufpassen.
Während Ashanti schon völlig in ihr neuestes Kunstwerk vertieft war verabschiedete ich mich mit einem Kuss von Ranjid. Er war etwas spät dran, aber seine Studenten würden es ihm verzeihen. Wie schon erwähnt, auch er arbeitete nicht mehr bei der Polizei sondern war an der nahegelegenen National Forensic Academy als Leiter für die Abteilung Ballistik angetreten.
Es war eine meiner Bedingungen gewesen, als er mich zurückholte. Daß wir beide nicht mehr dorthin zurückkehrten. Er hatte mich eine Woche nachdem ich von unserer Hochzeit geflohen war in dem Strandhaus von Bekannten aufgespürt. Die sieben Tage waren zwar kurz, aber ausreichend um mir darüber klar zu werden daß ich bereits schwanger war. Und Ranjid weigerte sich, mich so gehen zu lassen. Irgendwann gab ich nach, wohl eher aus Resignation und Verzweiflung als aus Liebe und zog wieder mit ihm in mein kleines Haus.
Hört sich unrealistisch an? Ja? Naja, ich habe nicht gesagt wir wären glücklich gewesen. Ich hasste ihn immer noch für das was er getan hatte und meine völlig durcheinander gewürfelten Schwangerschaftshormone machten es nicht besser. Ich machte ihm jeden Tag zur Hölle und stritt mich wo ich nur konnte, obwohl er fast übermenschliche Anstrengungen unternahm mich wieder für sich zu gewinnen. Wenn er sich um mich sorgte weil ich wieder zu hohe Schuhe und zu enge Kleider trug schrie ich ihn an er solle sich doch um seinen eigenen Scheiß kümmern und bei seiner Geliebten hätte er es ja auch toll gefunden und er solle mich doch endlich in Frieden lassen. Ließ er mich in Frieden und versuchte mich möglichst nicht aufzuregen, schrie ich ihn an und warf ihm an den Kopf er würde sich nicht um mich kümmern, er sei ein duckmäuserischer Drückeberger ohne Rückrad und solle zur Hölle fahren.
Und wieso sitzen wir dann heute als wirklich glückliche Familie jeden Morgen zusammen am Frühstückstisch und lachen herzlich über das Chaos, das um uns herrscht?
Weil es kam wie es kommen musste. Ich hatte meinen schwangeren Körper derart unter Stress gesetzt daß ich während einer dieser Streits kollabierte. Ich brach zusammen, verbrachte 3 Nächte im Krankenhaus und wurde mir dabei über eines klar: Entweder, ich versuchte zumindest Ranjid zu verzeihen und wir ließen es beide hinter uns und zogen die Sache durch, oder ich würde mich und mein Kind irgendwann aufgearbeitet haben. Selbst wenn ich mir egal war, Ashanti war es nicht. Und Ranjid war zur Stelle, wenn ich ihn brauchte. Er zog sich nicht einfach aus der Affäre, auf ihn war verlass und er kämpfte sowohl um mich als auch um unsere Tochter.
Und als mich die Erkenntnis getroffen hatte, war es wieder gut. Ich wurde normaler, ruhiger, ich begann Ranjid zu verzeihen und mein Leben mit mehr Frieden zu füllen.
Frieden.... ja, wieso war es eigentlich so still im Haus?
Ich hatte den ganzen Nachmittag im Büro im obersten Stockwerk gearbeitet und hatte über die Arbeit und den Ausflug in die Vergangenheit überhaupt nicht bemerkt, wie die leise gebrabbelten Geräusche von Ashanti im Kinderzimmer verstummt waren.
Ich ging die Treppe hinunter zum Kinderzimmer und sah Ranjid, der offensichtlich eben nach Hause gekommen war und Ashanti ins Bett brachte, sie zudeckte und ihr einen Kuss auf den Scheitel drückte.
Er drehte sich zu mir um.
„Hey, Sandy Schatz. Ich wollte zu dir hoch und hab sie hier gefunden, sie hat auf dem Boden gelegen und mit Skrolla gekuschelt, war total erschlagen.“
Skrolla war meine Katze, die mich schon mein halbes Leben begleitete. Sie war mitterweile relativ alt und sie und Ashanti waren ein Herz und eine Seele.
„Ja, sie hat den ganzen Nachmittag ganz vertieft gespielt, ich hab garnix von ihr gehört. Du bist früh zuhause! Bin noch nichtmal zum kochen gekommen.“
„Ja, es war kaum Verkehr und ich dachte mir, wir könnten mal wieder was vom Inder kommen lassen und uns zusammen auf die Terrasse setzen. Es ist ein so schöner, warmer Abend.“
„Hm, Inder?“ entgegnete ich. „Hast du Heimweh?“
Ranjid war zwar hier geboren, hatte aber eine traditionelle Indische Familie zu der wir leider kaum Kontakt hatten. Naja, „leider“ - sie hassten mich aus tiefsten Herzen. Aber für ihn tat es mir wirklich leid.
„Aber eigentlich ist Indisch wirklich eine gute Idee“ fuhr ich fort. „Ich muss auch unbedingt raus, ich bin den halben Tag im Büro vorm Bildschirm gesessen. Was hältst du davon, du bestellst uns was und ich geh raus und deck auf?“
Und nachdem ich Besteck und Geschirr auf dem Terrassentisch verteilt hatte, nahm ich mir ein Glas Wein, setzte mich damit an den Pool und wartete auf Ranjid und den Bringdienst.
Er hatte Recht gehabt, die Luft war ganz weich und warm.
Die Sonne war gerade dabei unterzugehen und die Grillen begannen leise ihr zirpendes Lied anzustimmen. Ich lehnte mich zurück, sah in den Sonnenuntergang und dachte so bei mir „Welch schönes Leben habe ich doch!“