Forumspiel "Alleinerziehend" Aufgaben Miri

  • Familie Bückner


    „Julia? Stehst du auf?“, rief Kirsten ihrer Tochter durch ihre Zimmertür zu. Aus dem Zimmer hörte man Julia nur grummeln.
    Es war Freitagmorgen und wie jeden Morgen musste Kirsten sie wecken, da Julia das Klingeln des Weckers wie jeden Morgen überhörte.
    Langsam ging Kirsten nach unten in die Küche zu ihrem Mann. „Guten Morgen Schatz“, sagte John und küsste sie.


    „Morgen“, antwortete Kirsten und begann Frühstück zu machen. „Es ist so ungewohnt, dass du vor mir aufstehst. „Kann mich halt nur morgens zum Joggen aufraffen. Und so hab ich nachmittags mehr Zeit für euch.“ Kirsten nickte und stellte Müslischalen auf den Tisch.
    Aus dem oberen Stockwerk hörte man die Dusche rauschen. Julia war schon wieder spät dran, denn die Uhr zeigte Viertel vor Sieben.
    Doch Julie stieg gemächlich aus der Dusche und machte sich zwei Handtücher um.


    Danach schminkte sie sich ein wenig, zog sich an und föhnte sich ihre langen Haare. Doch dann fiel ihr Blick auf die Uhr: es war sieben Uhr. Schnell lief sie aus dem Bad, packte ihre Schultasche und rannte die Treppe hinunter. Da stand schon ihre Mutter und meinte: „Brauchst dich nicht so zu beeilen. Papa nimmt dich heute mit“
    Julia drosselte ihr Tempo und ging in die Küche, wo sie sich an den Tisch setzte und Müsli in die Schüssel kippte. Ihr Vater nickte ihr zu und alle drei aßen schweigend.

    „So“, sagte Kirsten nachdem alle fertig waren und sie das Geschirr abgedeckt hatte, „Ich fahr dann ins Büro. Tschüss“. Sie nahm ihre Jacke und ging zur Haustür raus. Kurz darauf hörte man ihr Auto wegfahren.
    „Bist du fertig?“, fragte John seine Tochter und nahm seine Aktentasche. „Ja, wir können los“, sagte Julia während sie zur Haustür ging. Draußen stiegen beide in Johns Auto und fuhren zu Julias Schule.

    Julia hatte es Zuhause schon gut. Eltern die gut verdienen, ihr Vater als Architekt und ihre Mutter als Sekretärin bei einem Firmenchef, doch sie gab keines Wegs damit an und verprasste das Geld sinnlos. Sie war gut in der Schule und ging am Wochenende gerne feiern, und dennoch gab es Mitschüler, die sie als reiche Tussi abstempelten. Doch wer Julia näher kennen lernte, merkte dass dies nicht der Fall war.
    Langsam näherten sie sich Julias Schule und John ließ sie etwa 20 Meter von der Schule entfernt vor einem kleinen Laden raus.


    Die Schulstunden dauerten nach Julias Empfinden viel zu lange. Doch auch dieser Schultag war einmal zu Ende und als Julie nach Hause kam, schob sie sich eine Pizza in den Ofen. Wie jeden Freitagnachmittag war sie allein zuhause. Gelangweilt zappte sie durch die TV-Programme bis ihre Pizza fertig war, welche sie aus dem Ofen holte und aß.
    Danach packte sie das Geschirr in den Spüler.

    Später am Nachmittag traf sie sich noch mit einer Freundin in der Stadt zum Eis essen und als sie wieder nach Hause kam waren ihre Eltern von der Arbeit zurück.
    Kirsten schlug vor abends einen Film im Fernsehen anzugucken, welcher wohl auch ganz gute Kritiken bekommen haben sollte. John und Julia willigten ein und so machten es sich die 3 vor dem Fernseher bequem.

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    der dich nur zur Option macht.[/SIZE]
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  • Langsam und unsicher packte ich meine restlichen Sachen in die Kartons. Ein letztes Mal sah ich mich in meinem alten Zimmer um und merkte, dass sich meine Sicht schon wieder verschleierte.
    Wieso war es so weit gekommen? Eine Frage die ich mir schon so oft gestellt hatte, aber noch immer keine Antwort hatte. Dad meinte zwar, dass ich die Letzte wäre, die daran Schuld hätte, aber dennoch fragte ich mich, was passiert wäre, wenn wir uns alle anders verhalten hätten.
    Verzweifelt wischte ich meine Tränen aus meinem Gesicht.


    Der Tag an dem alles in Scherben zerbrochen war, hatte so normal angefangen. Morgens war ich aufgestanden und musste zu Fuß zur Schule gehen, da Dad diesen Morgen früher im Büro sein musste.

    Ich ließ einen langweiligen Schulvormittag an mir vorbei ziehen und machte mich statt nach der 8. nach der 6. auf den Nachhauseweg, da zwei Lehrer fehlten. Zu meinem Glück. Physik und Mathe in den letzten Stunden waren sonst immer der pure Horror.
    Auf dem Weg dachte ich schon an den Nachmittag, da Mom und ich uns einen netten Tag in der Stadt machen wollten.


    Ob Mom das Shopping-Angebot, welches sie am Morgen noch gegeben hatte halten würde? Es war nicht gerade selten dass sie solche Aktionen schnell mal zurückzog. Ein Grund von vielen war ihr Arbeit. Doch heute hoffte ich, dass sie noch immer Lust und Zeit hatte.

    Als ich nach dem mehr oder weniger langen Fußmarsch Zuhause ankam, sah ich ein fremdes Auto in unserer Einfahrt sehen. Genauer gesagt ein Mercedes und keiner den ich kannte fuhr so ein Gefährt. Unschlüssig blickte ich den Wagen an.


    Nach einer kurzen Zeit entschloss ich mich ins Haus hineinzugehen, da mir dumm in der Gegend rum stehen auch nicht helfen würde. Ich stellte meine Schultasche im Flur ab und lugte um die Ecke wo die Küchenzeile stand.

    Keine Mom da die das Mittagessen zubereitete. Verwirrt sah ich mich im Flur um und entdeckte Moms Schuhe, die neben der Haustür standen. Dann beschloss ich einfach oben nach ihr zu sehen und ging die Treppe hoch. Als ich bei der Mitte der Treppe angelangt war, drang mir Moms Lachen ins Ohr.


    Irritiert blieb ich kurz stehen.

    Irgendwas lief hier gewaltig schief. Das wusste ich und erinnerte mich an das fremde Auto und Moms Schuhe, denn wenn es eine geschäftliche Verabredung gewesen wäre, hätte sie wohl kaum ihre Schuhe unten hingestellt. Und dann wären sie garantiert auch nicht oben gewesen, denn dort befanden sich nur die zwei Schlafzimmer und ein Bad.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch gehofft, dass sich alles ganz harmlos auflösen würde. Doch als ich oben angekommen war und einen Blick ins Schlafzimmer riskierte, trag mich der Anblick wie ein Schlag ins Gesicht.


    Als meine Mutter mich wie versteinert vor der Tür fand, fingen die ersten sinnlosen Besänftigungen und Entschuldigungen an. „Julia, Schatz. Es ist alles ganz anders als es aussieht“, sagte sie zu mir und versuchte mich in den Arm zu nehmen. Doch ich riss mich los und stürzte in mein Zimmer, zu perplex um zu weinen.

    Ich setzte mich leblos in meinen Sessel und starrte vor mich hin. Würde ich es Dad erzählen müssen? Wie würde er reagieren?
    Plötzlich bekam ich einen unglaublichen Hass auf meine Mutter. Jetzt erst erkannte ich, wer dieser Mann war. Er war ihr Chef. Wieso musste sie mit dem Chef rummachen, wo sie doch, wie sie immer sagte, die tollste Familie auf der Welt hatte?


    Dad kam erst abends nach Hause und bis er dann kam, saß ich in meinem Zimmer, welches ich abgeschlossen hatte, nachdem Mom geklopft hatte. Ich dachte über alles nach, wie es jetzt weitergehen sollte, was Dad dazu sagen würde, wie Mom über alles dachte.

    Wie sich später herausstellte, beichtete Mom alles meinem Dad und er kam zu mir in mein Zimmer, nachdem er und Mom sich lauthals gestritten hatten.
    „Was ist jetzt Dad?“, fragte ich ihn während meine Sicht verschwamm. „Es wird alles Gut“, sagte er und drückte mich fest.


    Es war so beruhigend. So hatten Dad und ich uns ewig nicht mehr umarmt, aber es spendete Trost und Geborgenheit. Dad setzte sich mir gegenüber auf den Boden und ich ließ mich wieder in meinen Sessel sinken.

    „Mom und ich…werden uns wohl scheiden lassen“, sagte er und blickte mir dabei tief in die Augen. Erschrocken sah ich in an. „Könnt ihr es nicht noch einmal miteinander versuchen?“, fragte ich hoffnungsvoll.
    Er antwortete mir erst nach einer kurzen Zeit. „Nein. Es ist nicht das erste Mal gewesen. Aber eine Frage hab ich noch. Möchtest du lieber zu Mom oder zu mir ziehen? Ich werde mir höchstwahrscheinlich irgendwo eine Wohnung oder ein kleines Häusschen mieten.“
    „Mit zu dir, Dad“, antwortete ich ihm und guckte im ebenfalls in die Augen. Ein kleines Lächeln zog sich über sein Gesicht.

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  • In den nächsten Wochen kümmerten Dad und ich uns um eine neue Bleibe. Das war gar nicht so einfach denn wir beide wollten in der Nähe wohnen bleiben, damit Dad weiter als Architekt arbeiten und ich in meiner Schule bleiben konnte. Doch dann gab eine Zeitungsanzeige Annlass zum Hoffen.
    Wir schauten uns zusammen das kleine Haus, welches ein wenig Auswärts der Stadt stand, an und mieteten es. Bald darauf trabten wir durch alle möglichen Kaufhäuser auf der Suche nach neuen Möbeln.


    Zum Kummer haben, war so gut wie keine Zeit. Denn Dad organisierte den Umzug damit die wenigen Möbel, die wir aus unserem alten Haus mitnahmen, auch ankamen.Dad versprach mir ein neu eingerichtetes Zimmer und zusammen strichen und tapezierten wir das neue Haus, da zum Glück Ferien waren und Dad sich Urlaub genommen hatte.

    Wir hatten das große Glück, dass wir finanziell nicht von Mom abhängig waren und so ging es uns weiterhin ganz gut.
    Dad fragte mich manchmal, ob ich Mom nicht besuchen wolle, doch erst einmal wollte ich mich an das neue Leben nur mit Dad gewöhnen. Da Dad früher nur abends Zuhause war, hatte er nicht viel über mein Leben mitbekommen und deshalb saßen wir abends noch oft zusammen und plauderten.


    Bald schon waren wir mit dem Einrichten und Renovieren des Hauses fertig und wir waren eigentlich ganz glücklich mit unserem ‚neuen’ Leben.

    Doch bald schon fingen die ersten Probleme an.
    Dad trat in seinem Job kürzer, um mit mir mehr zusammen zu sein. Und so kritisierte er bald an mir ziemlich viel rum und auch der Job als Hausmann lag ihm nicht wirklich. Am Ende waren wir so weit dass es fast nur noch Fertiggerichte gab und das Haus ziemlich dreckig wurde, da weder ich noch er Lust hatte zum Aufräumen. Irgendwann waren wir an einem Punkt angelangt, denn so konnte es nicht weitergehen. Also diskutierten wir.


    „Es kann so einfach nicht weitergehen. Irgendwie müssen wir es so hinbekommen, dass wir uns irgendwie arrangieren. Wir können ja nicht ewig von Ofenpizza leben…“, sagte Dad am Ende der Diskussion und murmelte etwas von, ich wusste nie das Allein erziehend sein so schwer ist.

    „Vielleicht sollten wir morgen einen Putztag einlegen? Ich hab ja noch ´ne Woche Ferien“, fragte ich ihn und dachte traurig daran, dass bald die Sommerferien wieder zu Ende waren.
    „Ja, das sollten wir wirklich mal tun. Und ich besorg mir morgen gleich mal ein Kochbuch, dann können wir ja noch mal zusammen in den Supermarkt gehen.“
    Es wurde schon dunkel und Dad gab mir einen Kuss und wünschte mir gute nacht.


    Gesagt, getan. Am nächsten Morgen zog Dad in die Stadt los um sich ein Kochbuch zu kaufen.

    Ich fing währenddessen damit an mein Zimmer aufzuräumen. Unglaublich wie viele Sachen und Klamotten jetzt schon herumlagen. Die dreckige Wäsche räumte ich zusammen und trug sie nach unten. Danach holte ich auch die Wäsche aus dem Zimmer meines Vaters und stellte eine Wachmaschine an. Während diese anfing zu brummen, lief ich in die Küche und packte das dreckige Geschirr aus der Spüle in den Geschirrspüler. Danach leerte ich den Mülleimer
    und brachte den Müll nach Draußen zu unserer Mülltonne.


    Gerade als ich wieder reingehen wollte kam Dads Auto um die Ecke und er parkte auf der Einfahrt. „Schon wieder da? Ging aber schnell?“, rief ich ihm zu, als er aus seinem Auto ausstieg.

    „Ja, hab auf dem Weg zur Stadt einen kleineren Bücherladen gefunden, der einen ganz guten Bestand an Kochbüchern hat. Wollen wir gleich noch zum Supermarkt?“ „Ja gern. Das Bad kann ich ja dann noch putzen.“ Ich stieg zu ihm ins Auto und wir fuhren zum kleinen und einzigen Supermarkt des kleinen Dorfes.
    Auf dem Weg unterhielten wir uns darüber, was wir kochen wollten und zwischendurch blätterte ich interessiert in dem neu erstandenen Kochbuch.


    Als wir beim Supermarkt angekommen waren, parkte Dad sein Auto auf dem Parkplatz und wir gingen hinein.

    Dort angekommen sahen wir uns um und schlenderten durch die Reihen. An einer Ecke traf Dad eine Arbeitskollegin und sie plauderten ein wenig, während ich schon weiterging und weiter Sachen in unseren Korb packte. Nach einer paar Minuten kam Dad hinter mir hergelaufen und wir schlenderten zusammen weiter.
    Als wir fertig waren gingen wir zur Kasse und Dad bezahlte.


    Wir luden die Einkäufe ein und fuhren auf direktem Wege nach Hause. Dort packten wir die Lebensmittel gemeinsam in den Kühlschrank und ich setzte mich mit dem Kochbuch an den Tisch, um noch einmal genau zu studieren was das Rezept besagte.

    Als ich fertig war putzte ich fix durch das Bad und dann stellten Dad und ich uns gemeinsam in die Küche und kochten das Mittagessen.
    Langsam gewöhnten wir uns an unser Zusammenleben und wir merkten auch, dass wir manchmal Kompromisse eingehen mussten um friedlich miteinander Leben zu können. Doch es war nicht immer leicht. Aber Streitereien kommen selbst in den besten Familien vor.

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  • Der Schein, dass alles wieder in Ordnung war, trog. Auch wenn wir uns vorgenommen hatten mehr aufzuräumen und irgendwie miteinander klar zu kommen, stritten wir uns weiterhin.Hinzu kam noch, dass Dad in seinem Job kürzer getreten war und nur noch Zuhause arbeitete und so keine großen Aufträge mehr übernahm und die großen, anspruchsvollen ablehnte. Daraus folgte für mich eine Taschengeldkürzung unter anderem, da wir Geld sparen mussten wo wir konnten.
    Wenn ich mit meinen Freundinnen einkaufen ging, guckte ich immer sehr neidisch wenn sie sich tolle Kleider kauften und ich leer ausging.


    Gerade bei den Leuten, bei denen ich als „Reiche Tussi“ bekannt war, war der Spott groß. Es war ja nicht so, dass ich Markenkleidung haben ‚musste’, aber ich find dass die größtenteils besser aussehen. Außerdem schien eine meiner, von der ich gedacht hätte, dass sie meine Freundin gewesen wäre, Mitschülerinnen an zu plaudern.
    Zuerst merkte ich nichts, doch bald schon wurde ich schräg von der Seite angeschaut und es wurde getuschelt. Was für ein Flittchen meine Mutter doch wäre und noch andere komische Sachen, von denen ich selbst nicht wusste wo sie die ausgegraben hatten. Bei mir bestimmt nicht. Mir kamen sie sehr erfunden vor.


    Doch ich wollte auch nicht zu meinem Vater gehen und mich beschweren.

    Ich wusste, dass er gerade eine schwierige Zeit durchmachte, ich konnte ihm beim Leiden praktisch zusehen.
    Eines Morgens, nach einer durchzechten Nacht, in der mein Vater wortwörtlich jeden Penny umgedreht hatte, haute er auf den Tisch. „So kann es doch nicht weiter gehen. Ich kann hier einfach nicht jeden Tag rum sitzen und zusehen wie wir immer ärmer werden. Außerdem hab ich auch keine Lust mehr irgendwelche Garagen zu designen. Heute werde ich wieder zur Arbeit fahren.“ Er schaute mich erwartungsvoll an, nachdem ich nur still dagesessen hatte. Ich hatte nichts einzuwenden und schon stand mein Dad auf, nahm seine Aktentasche und fuhr zur Arbeit.


    Zuerst passierte nichts weiter, anscheinend hatte sich rum gesprochen, dass mein Vater keine großen Aufträge mehr annahm und so blieben diese erst einmal aus.

    Niedergeschlagen kam er jeden Abend nach Hause und verkündete traurig, dass er keinen neuen Auftrag bekommen hatte. Ich tröstete ihn und sagte, dass schon bald ein neuer Kunde mit einem großen Auftrag kommen würde. Er lächelte dankbar und bedankte sich für meinen Optimismus.
    Doch es ließ sich nicht bestreiten dass das Geld weiter knapp wurde. Dad wollte aber keinen aus der Familie ‚anpumpen’, wie er es nannte. Zuerst war er auch dagegen, dass ich mir einen Job suchen wollte, doch ich sagte, dass ich so mir mein Taschengeld selbst verdienen konnte. Ich glaube er war schon irgendwie dankbar. Jeden Tag suchte ich in den Stellenanzeigen in der Zeitung und im Internet.


    Später fand ich einen Job, ein Job in einem Café. Interessiert rief ich beim Café an und ließ mir sagen, dass ich gerne mal vorbeischauen könnte.

    Das Café sah sehr niedlich aus, wie aus einer anderen Zeit. Außerdem befand es sich zum größten Teil draußen.
    Ich stellte mich vor und ließ mir alles zeigen und am Ende fragte mich der Besitzer, ob ich nicht hier anfangen wolle. Nach kurzem Überlegen stimmte ich zu und verabschiedete mich dankend von meinem neuen Arbeitgeber.
    Schnell lief ich nach Hause und rief sofort Dad an. Glücklich erzählte ich von meinem neuen Job, doch ich merkte auch, dass er ein wenig genervt war, wahrscheinlich wegen der fehlenden Aufträge.


    Zwar versuchte er, dass es nicht so rüber kam aber ich merkte es trotzdem. Relativ schnell schon verabschiedete ich mich von ihm um ihn weiter arbeiten zu lassen. Ich sah mir noch einen Film, der wie sich heraus stellte, außerordentlich schlecht war, im Fernsehen an und ging dann schon ins Bett, nachdem ich meine Schultasche gepackt hatte.

    Am nächsten Tag ging ich lustlos zur Schule, da ich mich viel mehr auf meine neue Arbeit freute. Aber was sein muss, muss sein.
    Als ich aus der Schule kam sprintete ich nach Hause, aß etwas und lief zum Café. Dort stellte man mich hinter Espresso-Theke, wo ich dann bis zum Abend hin Espresso verkaufte.
    Der Ablauf mit Schule/Arbeit wiederholte sich und wurde nach einer Woche schon Routine.


    Eines Tages kam Dad nachmittags nach Hause, an einem Tag an dem ich zufälliger und überraschender Weise frei hatte (später sollte ich erfahren dass er bei meinem Arbeitgeber angerufen hatte) und lud mich für abends in ein pikfeines Restaurant ein.

    Außerdem hatte er mir ein festliches Kleid mitgebracht, von dem er hoffte dass es passte und welches ich beim Restaurantbesuch anziehen sollte.
    Ich ging in mein Zimmer um mich zu frisieren und zu schminken und so was halt. Währendessen zog Dad sich einen Anzug an und wartete unten in der Küche. Als ich dann runter ging stand er auf und wir gingen zusammen zum Auto und fuhren los. Es dämmerte schon.


    Das Restaurant war ganze 2 Stunden entfernt von unserem Haus, was nicht daran lag dass wir ein wenig Auswärts lebten, sondern wohl eher daran dass wir in das wirklich reiche Viertel der Stadt fuhren.

    Als ich die ganzen Villen draußen sah, klappte mir der Mund auf.
    „Hier leben ein paar ehemaligen Kunden von mir, und einer von ihnen hat mir dieses wunderbare Restaurant empfohlen“, sagte Dad, als wir auf ein ganz hübsches Gebäude zusteuerten. Wir stiegen aus, gingen hinein und wurden von einem Ober an einen Tisch gebracht.
    „Was soll das denn hier alles Dad“, fragte ich, wobei ich langsam wütend wurde. „Ich bin wieder drin im Geschäft. Ich hab einen richtig guten Auftrag bekommen“, sagte er und strahlte mich an.


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    Bevor noch einer aufschreit, dass ich das 5. Bild zusammengeschustert hätte... der Streifen in der Mitte ist eine Wand.

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  • „Tschüss Dad“, verabschiedete ich mich von meinem Vater, nahm meine Tasche und wollte schon gehen.
    „He warte mal“, rief mein Vater, während er mich zurück zog und mich fest drückte. Jetzt standen mir schon die Tränen in den Augen, eigentlich wollte ich das verhindern. Denn er sollte nicht merken wie schwer es mir fällt ihn alleine zu lassen. Doch ich sollte mich jetzt mehr um meine Zukunft kümmern, schließlich wollte ich in meinem Leben auch mal etwas erreichen.
    Nachdem mich Dad ausreichend gedrückt hatte, wand ich mich um, um in mein Abschlussgeschenk zu steigen.


    Jetzt war ich schon so weit gekommen. Hatte die Schule hinter mir gelassen, naja nicht ganz, aber zumindest den routinierten Unterricht. Aber jetzt ging es weiter. Ich hatte das eine Level abgeschlossen und begann ein neues – sozusagen.
    Ruhig fuhr ich los und stellte mich schon mal auf eine lange Fahrzeit ein, da ich schon auf der Autobahn in einen Stau geriet.
    Jaja, seufzte ich. Langsam begann der Ernst des Lebens, ich war froh dass Dad mir bei der Wohnungssuche geholfen hatte. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass ich jetzt auszog. Jetzt war er ganz allein Zuhause.
    Die Wohnungssuche war auch nicht ohne. Stunden- und Nächtelang saßen wir am Tisch oder am Computer und haben alles abgesucht.


    Aber letzen endlich hatten wir Glück und eine Wohnung gefunden. Aber alles der Reihe nach.


    In der Schule war ich am Anfang ziemlich abgesunken. Aber ich hatte mich wieder gefasst – zum Glück würde ich mal sagen.
    Mom hatte mit mir nur noch E-mail-Kontakt gepflegt und schrieb mir, dass es so besser war. Zu gerne wäre ich zu ihr gefahren und hätte sie richtig umarmt und ihr alle meine Teenager-Sorgen erzählt, doch ich traute mich nicht, diese niederzuschreiben und ihr per Mail zu schicken. Ich dachte schon, dass alles wieder besser wurde, doch mit der nächsten Mail schickte Mom mir ein Foto mit sich und ihrem Freund (dem Chef aus dem Büro) im Urlaub. Heulend brach ich zusammen.


    Doch ich wollte ihr nicht erzählen wie sehr mich das traf, ich wollte ihr neues kleines perfektes Leben nicht kaputt machen. Aber dennoch hatte ich schon gehofft, dass sie diesen Kerl in die Wüste geschickt hatte. Leider hatte ich falsch gedacht. Danach setzte ich alles drauf und dran, damit mein Vater nicht das Bild sah.
    Doch dass ich mit Mom E-Mail-Kontakt pflegte, konnte ich ihm nicht verheimlichen, aber er nahm es mir nicht übel. Immerhin war sie immer noch meine Mutter.
    Mit einer Mail kam, völlig unerwartet, eine Einladung zu sich in ihre neue Wohnung. Selig lächelte ich vor mich hin, während ich sie las.


    Der Besuch war der absolute Albtraum. Ein totaler Horror-Trip.

    Mom holte mich vom Bahnhof ab, brachte mich zu ihrer neuen Wohnung und stellte mich ihren Freund und deren kleine Prinzessin (sprich seine blonde, rosa angezogene 6 jährige Tochter) vor. Die Kleine war total frech und Daddys kleiner Liebling. Der Vater behandelte mich von oben herab und verlangte von mir, während meines Aufenthaltes, die Babysitterin dieses rosa Monstrums zu spielen. Da er und seine „Frau“ (tze, sie waren noch nicht mal verlobt aber anscheinend ist er sich zu fein um ‚Freundin’ zu sagen) morgens mit nachmittags arbeiten müssten.
    Also spielte ich jeden Morgen mit Jade (ja die Prinzessin hatte einen Namen) in ihrem Puppenhaus.


    „Jetzt will ich auf den Spielplatz“, plärrte Jade eines Morgens nachdem wir ausschweifend mit ihren kleinen Freunden gespielt hatten. „Sollen wir aber nicht“, gab ich kalt zurück. „Du bleibst jetzt schön hier während ich meine Mails nachgucke“

    Genervt ging ich aus dem Raum und schaltete auf dem Küchentisch meinen Laptop ein. Während der Wartezeit wippte ich ungeduldig mit meinem Fuß, als ich auf einmal die Haustür unten zuknallen hörte. Hastig rannte ich in das Kinderzimmer und stellte entsetzt fest, dass Jade nicht mehr da war. Schnell rauschte ich die Treppe runter und rannte fast gegen die Haustür. Als ich draußen angekommen war, rief ich verzweifelt nach Jade.


    Ich drehte mich im Kreis und lief Richtung Spielplatz, welcher sich in der Nähe befand. Mir fiel ein großer Stein vom Herzen als ich sie dort sah. Sie merkte gar nicht was mich dieses weglaufen gekostet hat. Diesen Schock werd ich bestimmt nie verdauen. Ich bläute ihr ein es ihrem Vater nicht zu erzählen und brachte sie zurück nach Hause.

    Aber es kam, was kommen musste.
    Jade erzählte ihrem Vater von ihrer super Aktion und ich wurde standesgemäß vor die Tür gesetzt. Verletzen der Aufsichtspflicht. Ach ihr könnt mich alle mal, dachte ich mir als ich mich auf dem Weg zum Bahnhof machte. Dort musste ich mir wohl oder übel eine Bank zum schlafen suchen.


    Tags drauf merkte ich, dass ich gar kein Geld für ein Ticket hatte und rief Dad an. Dieser holte mich zum Glück ab und regte sich über Jade auf und versicherte dass ich nie so war, auch der Vater von ihr wurde bei der Meckerei nicht ausgelassen.


    Auch wenn ich jetzt noch dran dachte, lief mir ein Schauer über den Rücken. Aber Tage danach kam eine Entschuldigung von meiner Mutter, aber das Babysitten hatte sich für mich auch erst einmal erledigt.
    Langsam glitt ich in einen Parkplatz in der Straße vor meiner Wohnung. Jetzt begann mein Leben. Und das wollte ich so leben wie ICH wollte und dennoch hoffte ich dass ich so etwas nie wieder erleben muss.
    Ja, die Trennung von Eltern ist kein leichtes Unterfangen. Aber was nicht tötet macht hart.


    Dies war meine Geschichte, wann kommt deine (;
    Julia

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