Die 'Hebel'-Frage

  • Hi!
    Sorry, für den Betreff, mir ist kein besserer eingefallen.
    Also was ich von euch wissen will:
    Ihr kennt bestimmt die Sache mit dem KZ. Angenommen ihr seit ein Soldat und hättet die Aufgabe, den Hebel für die Gaskammer um zulegen, so dass das Gas einströmt und 100te von Menschen elend ersticken. Würdet ihr das tun? Bei Verweigerung des Befehls droht euch die Todesstrafe, bei Ausführung das schlechte Gewissen, das euch möglicherweise zerstört. Oder wärt ihr gar welchen von den Leuten, die auf die NAZI-Propaganda so reingefallen sind, dass sie Juden, Zigeuner, Schwarze, usw. Frauen, Kinder und Männer, mit Freuden umbringen würden?


    Antwortet bitte ehrlich und ohne euch selbst zu betrügen. Und schreibt warum ihr so handeln würdet!

  • Jeder wird jetzt sicher sagen,dass er lieber sterben würde,und sein Leben für die vielen Menschen opfern.Das würde ich auch sagen,aber wenn es jetzt wirklich um dein Leben geht,dann kann mir keiner sagen,das man sich lieber selbst rettet.

  • *valfarisrechtgibt*


    Bei Todesangst macht man Sachen, die man sich selber im Moment nicht vorstellen kann...leider...aber so ist es nun mal.

    [FONT="Times New Roman"][center]i need [size="5"]BLIND FAITH AND SHELTER.[/size][size="2"]
    ★ [/size][/FONT][/center]

  • Gute Frage.....


    ICh wüsste jetzt nicht was sagen...
    Dazu muüsste ich in der Situation sein...


    Einerseits denkt man sich:
    Lieber 1 Leben als 100erte....


    Andererseits:
    HilfE! Ich töte lieber 100erte Menschen als selbst zu sterben!


    Und nochmal anders:
    Leg ich hatlt um! Wenn ich es nicht tue bin ich tot und ein andere erledigt es satt mir...


    Fluip

  • Im "Nationalsozialismus" hat man nicht einfach einen Mann, wie Du so schön sagst, an den Hebel gestellt! Es waren da nur fanatische Nationalsozialisten für verantwortlich, die für ihren "Führer" leichten Herzens noch viel scheußlichere Verbrechen begangen hätten! Hitler hatte keine "einfachen" Männer um sich! Deine Frage hat sich mit dieser Antwort erledigt!
    Gruß Uschi (maxkatte)

  • Ich gebe Valfaris auch mein volles Recht, heute sagt jeder, dass man das doch nicht macht, aber wenn man wirklich vor einer solchen situation steht....dann macht man es!
    maxkatte hat auch recht, Hitler hat da Menschen rangestellt, die das mit leichtem herzen machen, aber was wäre, wenn er Menschen hingestellt hätte, die er auf der Straße einfach aufgenommen hätte? Und wenn du das wärst?
    Dieses schlechte Gewissen....das kann einen umbringen! Und ich sage nicht, dass ich mich nicht umbringen werde, wenn ich sowas tun werde!
    Ich habe mal im unterricht gehört, dass mal ein versuch gemacht wurde. Ein paar Menschen, die sich freiwillig meldeten, wurde gesagt, dass sie ein paar klitzekleine Stromstosse abkriegen werden, doch als der erste reinging, wurde ihm gesagt, dass er ganz laut schreien soll, so laut, dass es die anderen hören, das tat er...und nur einer von den anderen weigerte sich, in den Raum zu gehen, alle anderen weigerten sich nicht, aber sie fürchteten sich sehr!


    [GLOWORANGE] Spezielle Grüße richte ich Kiarah, Dindi1987, Massiver Ton, Honey und Calandra aus!
    [/GLOWORANGE]

  • Das ist eine sehr schwere Frage aber ich denke das kommt auch auf die Person an. Damals gab es mit sicherheit genug Menschen die sowas sogar noch gerne gemacht haben. Wenn ich in der Situation wäre würde ich es wahrscheinlich tun. Die Angst wäre zu groß und Hitler war auch sehr grausam. Wer weiß wer sich damals verweigert hat und was Hitler dann mit ihnen Gemacht hat. Vielleicht nicht nur einfach töten.Und genau das wäre auch meine Angst.
    Aber ob es besser wäre immer mit diesem Gefühl sowas abscheuliches getan zu haben leben zu müssen?

    [GLOWORANGE]Hab mich lieb!!![/GLOWORANGE]



    [

  • Maxkatte, meinst du , dass du in keinem Fall Hitler usw. gefolgt wärst? Überleg dir, wie entsetzt viele Leute nach dem 3.Reich über ihre Taten waren und wie sie sich selbst nicht mehr verstanden haben. Die haben früher vielleicht auch gesagt, das könnte mir nie passieren.
    Als Frau wärst du eh nie vor dem Hebel gestanden, aber das ist ja auch eine 'Was wäre, wenn'-Frage.
    Und es waren einfache Soldaten im KZ, oftl auch Mithäftlinge, die Juden verprügelt und getötet haben. Hitler hat nicht höchstpersönlich den Schalter umgelegt.


    Ich glaube, dass ich den Hebel umgelgt hätte. Wahrscheinlich aber später Selbstmord begangen hätte oder in die Psychatrie hätte eingeliefert werden müssen. Mit so einer Tat könnte ich nicht leben.
    Weil ich sehr leicht einzuschüchtern bin und vielleicht auch auf Hitler reingefallen wäre. Wenn deine ganze Umgebung etwas gut findet und es beim ersten Hören auch richtig (die wussten ja schon genau, wie sie jeden zu ihren Gunsten beeinflussen konnten) klingt, da wär ich wahrscheinlich auch ein Mitläufer gewesen (in die HJ gegangen usw.).

  • Liebes Fischl, das ist im Nachhinein wirklich schlecht zu beantworten, was ich damals getan hätte. Es ist heute natürlich sehr leicht zu sagen: Ich? Niemals! Aber damals? Vielleicht wäre ich auch ein sogenannter "Mitläufer" gewesen, damals gab es nur "entweder" "oder"! Aber da ich - wenn ich das sagen darf - ein Mensch mit sehr bestimmten Ansichten bin, weiß ich genau, dass ich den Hebel nie und nimmer umgelegt hätte! Dieses zum Hebel "umlegen" gezwungen werden sollen, hätte sowieso mein Todesurteil bedeutet. Also brauchte ich es auch gar nicht erst zu tun! Gruß von Uschi (maxkatte)

  • Ich kann es ganz einfach und ehrlich beantworten: Ich hätte den Hebel umgelegt.


    So selbstsüchtig wie es auch klingen mag, mein Leben wäre mir wichtiger gewesen.

    [center]Grüße:
    Chrissie <3 Alf, Panti[/center]

  • Zitat

    Original geschrieben von -Sabrina-
    Ich kann es ganz einfach und ehrlich beantworten: Ich hätte den Hebel umgelegt.


    So selbstsüchtig wie es auch klingen mag, mein Leben wäre mir wichtiger gewesen.


    Ich denke ich auch. Mein Leben ist mir einfach viel zu wichtig. Man lebt nur einmal.:rolleyes:

    [center][SIZE=1]




    Grüße an:

    Mina, Hanny, Sonja, Carina, Alf, JubJub, Queen_of_the_Damned und Fr3ak.[/center][/SIZE]

  • Diese Frage ist doch recht leicht zu beantworten:


    Es ist egal, was man macht, diese Menschnen in der Kammer sterben ohnehin. Ob man den Hebel umlegt oder den Befehl verweigert, spielt keine Rolle. Denn wenn jemand wegen Befehlsverweigerung an die Wand gestellt und erschossen wird, tritt ein anderer an seine Stelle.


    Desweiteren haben in den KZs fast ausschließlich fanatische Nazis gearbeitet, die ihre Taten rechtfertigen und daran glauben, das richtige getan zu haben. Denn was ihr nicht wisst, was aber von entscheidender Bedeutung ist:


    Hättet ihr der Propaganda der Nazis widerstehen können?


    Die Frage, ob man bereit ist, den Hebel umzulegen, ist dann unerheblich...


    Best regards, Gowron

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • ich hab gerade diesen betreff gesehen, und eigentlich reingeschaut, um zu sehen worum es denn überhaupt geht *g*


    das thema ist allerdings wirklich sehr interessant, ich hatte erst im letzten semester eine seminarveranstaltung dazu. es ging um gewalt und autorität, dazu gibt es ein sehr bekanntes sozialpsychologisches experiment, das milgram-experiment.


    es hat gezeigt, dass ein grosser teil der menschen dazu bereit wäre... es genau zu beschreiben ohne dabei fehler zu machen wäre jetzt wahrscheinlich zu viel verlangt *g*
    deshalb hab ich hier ein paar sehr informative seiten über das experiment gefunden, die wirklich gut beschreiben, worum es dort ging:


    http://www.ngfg.com/texte/br003.htm
    http://userpage.fu-berlin.de/~tkleber/sop1.htm



    auf der homepage www.hausarbeiten.de fand ich dazu folgendes:


    Das Milgram-Experiment - Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität


    Zur Person Stanley Milgram




    - 1933 in NY geboren
    - studierte Psychologie
    - promovierte anschließend an der Harvard University in Sozialpsychologie
    - Anfang der 60er wechselte er an die Yale Universität, hier Experiment
    - 1964 erhielt er für dieses Experiment einen sozialpsychologischen Preis
    - 1984 wird er Professor am Graduate Center der University of NY
    - im gleichen Jahr stirbt er



    Es wird untersucht, wie lange ein Mensch eine Reihe von Befehlen ausführt, welche ihn in wachsendem Maße in Gewissenskonflikte stürzen, bevor er sich weigert, die von ihm geforderten Handlungen auszuführen.


    Ziel des Experimentes ist, herauszufinden, wieweit ein Mensch in einer konkret messbaren Situation geht, in der ihm befohlen wird, einem protestierendem Opfer zunehmende Qualen zuzufügen.


    Im konkreten Fall dieses Versuchs wurde einem gefesselten und demzufolge hilflosen Menschen von einer Versuchsperson Stromschläge zugefügt. Die Konfliktsituation für die Versuchsperson besteht darin, zwischen der Forderung des Versuchsleiters, dem Opfer weiterhin immer stärkere Elektroschocks zuzufügen und dem eindringlichen Flehen des Opfers, das Experiment abzubrechen, zu entscheiden.


    Im Vorfeld zu diesem Experiment wurde eine Umfrage in einer Zuhörerschaft, die zu einem Vortrag über Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autorität gekommen war, gemacht. Das Experiment wurde detailliert beschrieben, eine Abbildung des Schockgenerators wurde gezeigt. Die Zuhörerschaft, in der sich Psychologen, Universitätsstudenten und Mittelständler mit unterschiedlichen Berufen befanden, wurde gebeten, kurz über das Experiment nachzu-denken und dann in aller Stille zu notieren, wie man sich selber verhalten würde.


    Die meisten Befragten sagten aus, dass sie nie über Schockstufe 10 gehen würden (erste deutliche Bitte des Opfers, das Experiment abbrechen zu dürfen).
    Die Befragten glaubten, dass sie in einer solchen Situation von Mitgefühl und Gerechtigkeits-sinn geleitet würden.


    Das Verfahren


    Die im Folgenden beschriebene Vorgehensweise war bei allen Experimenten gleich.


    In jedem Versuch gab es die uneingeweihte Versuchsperson und das ,,Opfer". Der Versuchleiter erklärte, dass Psychologen mehrere Theorien von Lernprozessen hätten, von denen eine behauptete, dass Menschen exakter lernten, wenn sie für jeden Fehler bestraft würden. In diesem Experiment würde der Einfluss von Strafe auf den Lernprozess untersucht. Zu diesem Zweck wäre einer der Schüler und der andere der Lehrer, die Rollenverteilung würde per Losverfahren bestimmt. Die Verlosung war natürlich fingiert, so dass die Versuchsperson immer der Lehrer war.


    Gleich nach der Verlosung wurden Lehrer und Schüler in einen Nebenraum gebracht, wo der Schüler an einen Apparat gefesselt wurde, der an eine Elektrischen Stuhl erinnerte; am Handgelenk des Schülers wurde Salbe aufgetragen und eine Elektrode befestigt.


    Der Versuchsleiter erklärte, die Fesseln dienten dazu, heftige Bewegungen zu verhindern, die Salbe würde Blasen und Verbrennungen vermeiden, die Elektroden wären mit dem Schock-generator im Nebenraum verbunden und das die Schocks zwar äußerst schmerzhaft sein könnten, aber keine bleibenden Gewebeschäden hinterließen.


    Die Lernaufgabe bestand darin, Assoziationspaare zu lernen. Die Versuchsperson las dem Schüler eine Reihe von Wortpaaren vor und wiederholte dann den ersten Begriff des Wort-paares mit vier anderen Begriffen.


    Z.B.: Blau Schachtel Testsequenz: Blau: Himmel Tinte Schachtel Lampe
    Schön Tag
    Wild Vogel
    ...


    Der Schüler sollte bestimmen, welches der vier neuen Wörter ursprünglich mit dem ersten Wort gepaart war und die Antwort durch Drücken eines der vier Taster auf einer Schalttafel übermitteln, die in einer bezifferten vierteiligen Antwortbox im Nachbarraum ein Feld aufleuchten ließen


    Der Versuchsperson, dem Lehrer, wurde aufgetragen, dem Schüler bei jeder falschen Antwort einen Schock zu verabreichen und dabei bei jeder falschen Antwort auf dem Schockgenerator eine Stufe höher gehen. Außerdem sollte der Lehrer vor jedem Schock die Voltstärke ankündigen (damit sollte der Versuchsperson die steigende Heftigkeit der Schocks vor Augen geführt werden)
    War der Lehrer bei der 30. Schockstufe -450V- angelangt, sollte er mit der Verabreichung der Maximalstärke mit dem Experiment fortfahren.
    Nach drei weiteren Durchgängen brach der Versuchsleiter das Experiment ab.


    Bevor die Versuchsperson mit dem Verlesen der Aufgaben begann, wurde ihr über dem Schockgenerator ein Probeschock mit Stufe 3 -45V- verabreicht, um sie von der Echtheit des Generators zu überzeugen.


    Der Schockgenerator war eine Schalttafel aus 30 Kippschaltern, von denen jeder mit einer deutlichen Voltbezeichnung versehen war. Die Beschriftung zeigte von links nach rechts eine Spannungserhöhung von 15V.


    Wurde ein Kippschalter betätigt, leuchtete über ihm eine rote Kontrolllampe auf, ein elektrisches Summen war zu hören, ein elektrisches Blaulicht mit der Bezeichnung ,,Spannungsverstärker" leuchtete auf, der Zeiger der Voltmeter schlug nach rechts aus und das Klicken von Relais war zu hören.



    Die ersten Experimente wurden ohne akustische Rückkopplung zum Schüler gemacht, da man davon ausging, dass die eindeutige Beschriftung auf dem Schaltfeld genügend Druck erzeuge, so dass die Versuchsperson die Gehorsamsbereitschaft verweigern würde.
    Dies erwies sich jedoch als falsch.
    Nahezu alle Versuchspersonen machten fröhlich bis zum Ende der Skala weiter, ohne sich von der Beschriftung der Schalter, die sie betätigten, beeindrucken zu lassen.
    Also wurde in den folgenden Experimenten eine Kraft eingebaut, die den Widerstand der Versuchspersonen bestärken und die individuellen Abbruchmomente offen legen würde.


    Die Experimente wurden nun mit akustischer Rückkopplung zum Schüler durchgeführt.


    Die Reaktionen des Versuchsleiters und des Opfers waren einstudiert.


    Der Versuchsleiter reagierte auf Einwände und Fragen der Versuchspersonen, ob sie mit der Verabreichung der Schocks weitermachen sollten oder das sie nun abbrechen würden, mit stereotypen anspornenden Bemerkungen:




    - Bitte fahren sie fort! oder Bitte machen sie weiter!
    - Das Experiment erfordert, dass sie weitermachen!
    - Sie müssen unbedingt weitermachen!
    - Sie haben keine Wahl, sie müssen weitermachen!


    - Die Schocks können sehr schmerzhaft sein, sie hinterlassen aber keine bleibende Gewebeschädigung. (s.o.)
    - Ob es dem Schüler passt oder nicht, sie müssen weitermachen, bis er alle Wortpaare exakt gelernt hat. (s.o.)





    Der Schüler antwortete nach Plan mit je drei falschen und einer richtigen Antwort.
    Die Reaktionen des Schülers wurden auf Tonband aufgenommen und in den
    regulären Ablauf der Versuche eingebaut. Die unterschiedlichen Reaktionen
    waren einer bestimmten Voltstärke des Schockgenerators zugeordnet.



    Bis zur Stufe 4 gab der Schüler keinerlei Reaktionen von sich.
    Bei den Stufen 5, 6, 7 reagierte der Schüler mit eine leichten Knurren.
    Bei der Stufe 8 rief der Schüler dem Versuchsleiter zu, dass die Schocks jetzt schmerzten.
    Bei der Stufe 9 wurde ein schmerzliches Stöhnen vernehmbar.
    Bei der Stufe 10 schrie das Opfer auf: ,,Versuchsleiter, holen sie mich hier raus!
    Ich will bei diesem Experiment nicht weiter mitmachen!
    Ich weigere mich weiterzumachen!"
    Ab dieser Stufe bestand das Opfer bei den folgenden Stufen kontinuierlich darauf, aus dem Experiment entlassen zu werden; die Schreie dieser Art setzten sich mit wachsender Intensität fort, z.B. bei der Stufe 12 schrie das Opfer ,,Ich kann die Schmerzen nicht mehr aushalten!"
    Bei der Stufe 18 war die Antwort eindeutig ein qualvolles Brüllen.
    Bei der Stufe 20 kreischte das Opfer verzweifelt, dass es nun keine Antworten mehr gebe.
    An dieser Stelle wendeten sich die meisten Versuchspersonen dem Versuchleiter zu, um eine Anweisung von ihm zu erhalten. Der Versuchleiter wies sie daraufhin an, eine nicht gegebene Antwort als falsch zu werten und den Schüler nach Plan zu bestrafen.
    Bei der Stufe 21 bestand das Opfer nach einem lauten Schrei verzweifelt darauf, aus dem Experiment entlassen zu werden.
    Bei der Stufe 22 gab es nur noch eine lauten qualvollen Schrei von sich.
    Ab der Stufe 23 hörte man nichts mehr von dem Opfer, auf der Antwortbox erschienen keine Antworten mehr.


    Der Bewertungsmaßstab war der verabreichte Höchstschock.


    Mit allen Versuchspersonen fand nach dem Experiment ein ausführliches und individuell auf das Verhalten im Versuch abgestimmtes Gespräch statt. Es wurde jeder Versuchsperson erklärt, dass das Opfer keine gefährlichen Elektroschock bekommen hat; jeder hatte die Gelegenheit zur freundschaftlichen Aussöhnung mit dem Opfer und dem Versuchsleiter.


    Ungehorsamen Versuchspersonen wurde ihr Entschluss zum Ungehorsam gegen den Versuchsleiter als absolut positive Reaktion erklärt.


    Gehorsamen Versuchspersonen wurde versichert, dass sie sich absolut normal verhalten und das andere Teilnehmer genauso bzw. ähnlich reagiert hätten.


    Alle Versuchspersonen erhielten nach Abschluss der Untersuchung eine schriftlichen Bericht, in dem das Experiment und dessen Ergebnisse erläutert wurden, außerdem erhielten alle einen Fragebogen, wo sie nochmals ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen konnten.


    Auswahl der Versuchspersonen


    Es wurden Anzeigen in Tageszeitungen geschalten, um eine große Zahl von Personen aus einem breiten Spektrum sozialer Schichten zur Verfügung zu haben. Darin wurden Menschen aller Berufe aufgefordert, an einer Untersuchung über Gedächtnis und Lernvermögen teilzunehmen.


    Typische Versuchspersonen waren Schalterbeamte der Post, Oberschullehrer, Vertreter, Ingenieure und Arbeiter; das Bildungsniveau reichte vom ungelernten Arbeiter bis zu Menschen mit Doktortiteln.


    Die Zusammensetzung für jedes Experiment war folgende:


    gelernte und ungelernte Arbeiter: 40 %
    Büroangestellte, Verkäufer, Geschäftsleute: 40 %
    Freiberufliche: 20 %,


    davon waren




    20 % der Versuchspersonen über 20 Jahre


    30 % der Versuchspersonen über 30 Jahre





    40 % der Versuchspersonen über 40 Jahre



    Ort: - Laboratorium für zwischenmenschliche Beziehungen der Yale-Universität
    - dieser seriöse und elegante Ort ist für die scheinbare Legitimität der Experimente von Bedeutung und wird in späteren Variationen abgeändert


    teilnehmendes Personal: - Versuchsleiter war um die 30 Jahre alt, verhielt sich während des Experimentes leidenschaftslos und ein wenig streng, trug den grauen Kittel eines Technikers


    - ,,Opfer" spielte ein Mann, Mitte 40, freundlich-liebenswürdige Erscheinung


    Experiment I (Fernrückkopplung)


    - das Opfer befand sich in einem anderen Raum, die Versuchsperson kann es weder sehen noch seine Stimme hören
    - bei Stufe 20 dröhnten die Laborwände, wenn das Opfer protestieren dagegen trat
    - ab Stufe 22 waren keine Geräusche mehr zu hören und es erschienen keine Antworten mehr


    Ergebnis: 65% der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Experiment II (akustische Rückkopplung)


    - das Opfer war undeutlich durch eine mit Folie beklebte Glasscheibe zu erkennen, seine Schreie waren deutlich zu hören


    Ergebnis: 62,5% der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.



    Experiment III (Raumnähe)


    - das Opfer befand sich im gleichen Raum, ein paar Meter von der Versuchsperson entfernt


    Ergebnis: 20,8% der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Experiment IV (Berührungsnähe)


    - das Opfer erhielt nur dann einen Schock, wenn es seine Hand auf eine Schockplatte legte
    - ab Stufe 10 weigerte sich das Opfer, die Hand auf die Platte zu legen
    - der Versuchsleiter befahl daraufhin der Versuchsperson, die Hand des Opfers mit Gewalt auf die Platte zu drücken _ ab dieser Stufe erforderte der Gehorsam körperlichen Kontakt zum Opfer


    Ergebnis: 30 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Die gehorsamen Versuchpersonen befanden sich häufig in einem aufgeregtem Zustand, sie waren nervös, schwitzten, ihr verbaler Protest war minimal; sie verdrehten auffällig verlegen den Kopf, weigerten sich das Opfer anzusehen, erteilten aber dennoch weiter die Schocks. Später gaben sie oft an, es bereitete ihnen Unbehagen, das Opfer in seinen Schmerzen zu sehen und das sie die Folgen ihres Tuns nicht sehen wollten. Nach Beendigung des Experimentes seufzten die meisten erleichtert, rieben sich die Augen, schüttelten bedauernd den Kopf, rauchten nervös eine Zigarette usw.


    Experiment V (Neuanordnung der Operationslinie)


    - das seriöse und elegante Labor wird gegen einen schlichten Kellerraum mit Zementfußboden und unverkleideten Heizungsrohren im Universitätsgebäude getauscht
    - die räumliche Anordnung entsprach der des Experimentes II
    - die Reaktionen des Schülers waren die selben wie bei den vorhergehende Experimenten, aber vor Beginn und bei den Schockstufen 10, 13, 20 lässt der Schüler nun Bemerkungen über einen Herzfehler fallen


    Ergebnis: 65 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Experiment VI (Personalwechsel)


    - in den bisherigen Experimenten war der Versuchsleiter ein Mann, der trocken, hart und technisch wirkte; das Opfer dagegen wirkte sanft, onkelhaft und unaggressiv
    - diese persönlichen Charakteristika wurden umgekehrt: der Versuchsleiter war nun ziemlich sanft und unaggressiv; das Opfer dagegen hatte ein hartes, knochiges Gesicht mit hervorstehendem Kiefer; es sah so aus, als ob es bei der nächsten Prügelei seinen Mann stehen würde


    Ergebnis: 50 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Experiment VII (Abwesenheit des Versuchsleiters)


    - Experimentieranordnung wie in II; der Versuchsleiter gab nur ein paar anfängliche Instruktionen, verließ dann das Labor und instruierte später telefonisch


    Ergebnis: 20,5 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete der Versuchsleiter das Experiment


    Die Abwesenheit des Versuchsleiter ließ die unmittelbare Gehorsamsbereitschaft rapide absinken; es war außerdem zu beobachten, dass viele Versuchspersonen zwar mit dem Experiment fortfuhren, jedoch dem Opfer niedrigere Schocks verabreichten, als verabredet war. Später bestanden diese Versuchspersonen darauf, das Schockniveau nach Plan erhöht zu haben, während sie im Wirklichkeit die ganze Zeit die niedrigste Stufe genommen hatten.


    In einem abgeänderten Versuch kam der Versuchsleiter bei Gehorsamsverweigerung wieder und ordnete die Weiterführung des Versuches persönlich an. Die Ergebnisse dieses abgeänderten Versuches glichen denen des Experimentes V.


    Experiment VIII (Frauen als Versuchspersonen)


    - Experimentieranordnung wie in II


    Ergebnis: 65 % der weiblichen Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Obwohl Frauen nachgiebiger, weniger aggressiv und einfühlsamer sind als Männer, war das Gehorsamsniveau mit den Ergebnissen der Männer identisch; das Niveau der persönlichen Konflikte war jedoch höher als bei den männlichen Versuchspersonen.


    Experiment IX (eingeschränkte Verpflichtung des Opfers)


    - der Schüler zögerte in das Experiment einzuwilligen; erst nachdem man ihm vertraglich zusicherte, dass er auf Wunsch sofort aus dem Experiment entlassen wird, willigte er ein


    Ergebnis: 40 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete Versuchsleiter das Experiment.


    Experiment X (institutioneller Zusammenhang)


    - Experimentieranordnung wie in II
    - die Versuche fanden in einem verwahrlosten Bürogebäude statt; das Labor zwar spärlich möbliert, aber sauber; als Institution wurde eine Privatfirma mit Forschungsauftrag für die Industrie angegeben; das teilnehmende Personal war das gleiche


    Ergebnis: 47,5 % der Versuchspersonen bestraften das Opfer bis zur höchsten Stufe, nachdem sie die 450V dreimal verabreicht hatten, beendete der Versuchsleiter das Experiment


    Experiment XI (Versuchspersonen können Schockstufe selbst wählen)


    - Experimentieranordnung wie in II


    Ergebnis: 7,5 % der Versuchspersonen beschränkten sich auf die niedrigste Schockstufe
    95 % der Versuchspersonen gingen nicht über Stufe 10
    je 2,5 % der Versuchspersonen gingen bis Stufe 25 bzw. 30


    Das Ergebnis zeigt, dass die meisten Versuchspersonen nur die niedrigsten Schocks verabreichten, im großen und ganzen also nicht dazu neigten, dem Opfer weh zu tun.


    Resümee


    Die elementare Erkenntnis dieser Versuche ist, dass ganz gewöhnliche Menschen, die nur schlicht ihre Aufgabe erfüllen und keinerlei persönliche Feindseligkeiten empfinden, zu vernichtenden Handlungen in einem grausigen Prozess werden können.


    Sogar wenn ihnen die zerstörerischen Folgen ihrer Handelungen vor Augen geführt und bewusst gemacht wurden, und wenn ihre Handlungen im absoluten Gegensatz zu ihrer moralischen Grundüberzeugung standen, schafften es nur Vereinzelte, der Autorität wirk-samen Widerstand zu leisten.
    Viele Versuchspersonen waren von der Unrechtmäßigkeit ihres Tuns überzeugt, konnten sich jedoch nicht zu einer Weigerung entschließen, obwohl sie im Fall einer Weigerung keinerlei Sanktionen zu erwarten hatten.


    Die meisten entschuldigten ihre Taten damit, dass sie nur den Anweisungen des Versuchs-leiters Folge geleistet hätten und schoben jede persönliche Verantwortung für ihr Handeln von sich.


    Das stellt eine gefährliche Situation in unserer komplexen Gesellschaft dar, dass es nämlich leicht ist, Verantwortung nicht wahrzunehmen und seine Menschlichkeit abzulegen, wenn man seine eigene Persönlichkeit mit den übergeordneten Strukturen einer Institution verbindet.
    Ein beachtlicher Bestandteil der Bevölkerung tut, was zu tun befohlen wird, ohne den Sinn und Gehalt zu berücksichtigen und ohne durch das Gewissen eingeschränkt zu werden, solange der Befehl als Äußerung einer legitimen Autorität gilt.


    Originalzitate aus den Abschlussgesprächen:


    ,,...Und dann kriegte ich von ihm keine Antworten mehr, kein Seufzen und kein gar nichts. Ich sagte mir: , Lieber Gott, jetzt ist er tot; also schön, bringen wir ihn ganz um.´ Und ich machte einfach so weiter bis zu 450 Volt."


    ,,...Dann wäre er eben tot gewesen. Ich habe nur meine Pflicht getan."


    Der Versuchsleiter ,,trug den größten Teil der Verantwortung. Ich machte ja nur weiter. ... Man befahl mir weiterzumachen, und ich bekam keinen Hinweis, dass ich aufhören sollte."


    ,,...und im Interesse der Wissenschaft machte ich weiter bis zum Ende."



    wie gesagt, ich persönlich finde es sehr interessant, und dass dieses thema diskussionsstoff bis zum abwinken bietet, haben wir damals auch schon erfahren :)


    wer noch mehr infos dazu sucht, der kann auf www.google.de einfach mal "milgram experiment" eingeben. da gibt es massenweise links zu ;)

    [center]
    [SIZE="1"][COLOR="White"]19.08.2006[/COLOR][/SIZE]


    [/center]

  • Das erinnert ich an "Das Experiment", ein Film, in dem Gefangene und Wärter zufällig ausgewählt wurden, und getestet wurde, wie sich Mneschen verhalten, wenn sie Macht über andere bekommen. Das Ergebnis war erschreckend:
    Einer der Gefangenen musste ich psychatrische Behandlung, weil er mit dem Druck nicht zurechtkam. Die Wärter haben ihre Position mehrfach schamlos ausgenutzt und die Insassen des Gefängnisses erniedrigt. Der Film basiert übrigens auf einem echten Experiment, mit den gleichen Ergebnissen.


    Ist schon ein nettes Beispiel für die Menschen, die glauben, nie einem anderen wehtun zu können. Macht verändert den Menschen. Macht macht süchtig nach Kontrolle.


    Best regards, Gowron

    Malakai, Clan Toreador
    Chronik Berlin

    [size=2]"Bela Lugosi ist tot - Ich bin es auch. Aber was von Bela übrig ist, verrottet irgendwo in einem Eichenholzsarg, während ich Gelegenheit habe, hier auf dem Balkon zu sitzen, etwas Gutes zu trinken und dich anzuschauen. Korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich nehme an, das ist die bessere Alternative."[/size]

  • Lieber Gowron, ich gebe Dir völlig Recht! Macht kann - wenn man nicht damit umgehen kann - tödlich sein. Das haben wir im sogenannten "dritten Reich" als abschreckendes Mittel gelernt!
    Liebe Grüße von Uschi (maxkatte)

  • Tweeny


    ich muss sagen das war echt ein interessanter text! der war es mir wert ihn durchzulesen!


    nun allgemein zu der frage die gestellt wurde kann ich sie mit einem definitiven "ICH WEISS NICHT WIE ICH DAMALS GEHANDELT HÄTTE" beantworten! ich weiss es wirklich nicht! dazu kann ich mich zu wenig in die situation der anderen die das früher gemacht haben hineinversetzen! aber ehrlich gesagt bin ich froh,das ich heute lebe und nicht im jahr 1940- keine ahnung wann der krieg zu ende war! ich kann diese frage überhaupt nicht beantworten! ich kann nur sagen das hitler meiner meinung nach viel schlimmes damals verrichtet hatte! aber so manche juden,ich habe nichts gegen juden,waren aber auch nicht unschuldig an gewissen dingen! lieben gruss von mir!

    ICH WÜNSCHE ALLEN USERN,MODERATOREN UND ADMINS EIN SCHÖNES WEIHNACHTSFEST UND EINEN GUTEN RUTSCH INS NEUE JAHR! :) :)
    Auserdem möchte ich noch ganz lieb meinen Schatz Herbert,meine Familie und meine allerbesten Freunde Be,Ts,Ca,Ro,Mi,Wo,Da,Ha und Mi grüssen!


    Und nicht zu vergessen,alle User,Moderatoren und Admins hier im forum und spezielle grüsse schicke ich an: FROLIC,GMX 91,MAXKATTE,SHIVA,LITTLE VAMPIRESSE,SCHWUPPSI,666 THE DAMNED und LADY DIABOLO!!!

  • little-girl: Der 2. Weltkrieg war von 1938-1945, wenn ich mich nicht irre ;)


    Ich selbst hab auch keine Ahnung, was ich getan hätte. Vermutlich kann ich mich da ein paar Leuten hier anschließen... ich hätte es getan, aber mit den psychischen Folgen wär ich nicht klargekommen.


    Aber noch kurz zu little-girl: Wieso, was war denn mit den Juden? Was derzeit mit den Israeliten und Palästinensern ist, ist ja eine andere Geschichte, damals wüßt ich nu wirklich absolut keine Rechtfertigung für all das... :confused:


    Gruß
    Aylin

    Zitat

    It is funny how people are people everywhere, even if the people concerned aren't the people the people who made up phrases like "people are people everywhere" usually thought of as people.


    ~ Terry Pratchett