Die spanische Braut

  • hallo, Nery, ich habe nur erst einmal schnell gelesen. Es war zu spannend. Die Fotos schaue ich mir noch einmal in Ruhe beim zweiten Lesen an. Alles ist wieder sehr schön und auch farblich harmonisch den Ereignissen angepasst. Ich schreibe später noch einmal, wollte aber vor der Arbeit wenigstens den Fortgang wissen. Du hältst mich ganz schön in Atem. LG.

  • Hallo Nery,

    bevor ich irgendeinen Kommentar zu der Fortsetzung schreibe, will ich mich heute mal über die Bilder äussern.

    Wunderbar, egal ob man sich im Schloß befindet, oder in der Kirche, es ist alles ganz toll aufeinadner abgestimmt und man fühlt sich in der Zeit von damals gefangen.

    Auch ein Lob an alle die die dazubrauchenden Objects usw. erstellen.

    und nun zur Story:

    Elizabeth versucht Alice nochmals von den Bedrohungen die für Patrick bestehen zu überzeugen und man spürt das bei Lady Alice eine wandlung vorgeht. Die unheimliche "Krankheit" bei Partick hat sie zum nachdenken gebracht.

    Die Ankündigung vom Butler das das Fieber wieder gestiegen ist, läst nichts gutes erahnen.

    Hm das Buch das Elizabeth mithat, das in alter Schrift geschrieben ist, die existenz wird wohl in den Zeitraum zurückgehen als Catalina hier lebte.

    Wahrscheinlich ist hier auch vielleicht ein Teil der Lösung zur Rettung von Patrick zu finden.

    In der Kirche befindet sich all so ein Geheimgang und Elizabeth hat den als Kind damals zufällig entdeckt.

    Wohin wird dieser Gang führen und in wieweit könnte das eine Hilfe für Patrick werden? Noch ein wneig am Grübbeln darüber bin:D

    Interessante Fortsetzung, mit einen sehr spannenden Ende.

    lg gotti

  • Huhu Nery, :)


    So, bevor ich alle meine Gedankengänge wieder vergesse, trotz Notizblock hier vor mir, fang ich jetzt einfach an. Zuerst muss ich noch was aufgreifen, was mir beim Lesen der früheren Fortsetzungen aufgefallen ist. Lady Elisabeth dachte auf dem Ball, dass die Zeit bald rum sein würde, es nur noch ein paar Monate wären, bis der Fluch seine Wirkung verliere. Auf jeden Fall hab ich das so verstanden. Ich frage mich auch im Hinblick mit der letzten Fortsetzung woher Elisabeth das weiß? Auch wem sie das Versprechen gegeben hat nicht alles darüber zu sprechen, frage ich mich?
    Aber ich hab ja schon gesagt, dass ich gestern beim Lesen der Fortsetzung so eine kleine Eingebung hatte, auch wenn mir spekulieren sonst nicht so liegt, weil wenn man richtig liegt kannst du es ja nicht verraten um die Spannung nicht kaputt zu machen. :lachen
    Also, Elisabeth hat in ihrer Kindheit ja schon Catalinas Geist gesehen und ich denke, dass das Buch in ihrem Besitz die Familiengeschichte ist, die ganze Geschichte mit allen schlimmen Dingen die passiert sind und über die man den Mantel des Schweigens gelegt hatte. Nun vermute ich noch hinzu, dass in der alten Familiengruft noch ein weiterer "Geist" beherbergt ist, mit dem sich die junge Elisabeth damals unterhalten hat und die Geschichte von Catalina erfahren hat und dem sie das Versprechen gegeben hat, Stillschweigen zu bewahren. Wahrscheinlich hat sie dadurch auch mehr über den Fluch erfahren und weiß dadurch auch wann er endet. Wie gesagt, alles nur wilde Spekulation. :D
    Jetzt denke ich, dass sie denjenigen dort um Hilfe anflehen möchte, es geht ja um das Leben ihres Lieblingsneffen. Ich kann mir zwar noch nicht erklären, was alles in der Vergangenheit passiert ist, aber dass es schrecklich gewesen sein muss, ist klar. Und es wird auch nicht einfach sein, da noch einen Ausweg zu finden. So leicht lässt sich der Geist von Catalina ja nicht besänftigen und ich bin äußert gespannt, in wie weit meine wilden Spekulationen über Elisabeth zutreffen.


    Was mir auch noch völlig entfallen ist, dass ja eigentlich zum Zeitpunkt des Unfalls ein Ball in Ravensdale Hall geplant war. Ich frage mich, ob alles jetzt abgesagt wurde ansonsten ist es mit der 'Ruhe' dort vorbei, wenn die Londoner Gesellschaft anreist. :misstrau


    *aufn Notizblock guck* Nee, ich glaube ich hab alles erwähnt, was ich mir aufgeschrieben hatte. *g*


    Zuletzt muss ich wieder erwähnen, dass die Bilder wieder eine Pracht waren. Gerade die Kirche ist dir wundervoll gelungen. :up


    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • S, liebe Nery, jezt habe ich mir die Fotos beim ruhigeren Lesen besser angeschaut. Sie sind, wirklich, wie immer ser schön, mit vielen Details. Die Räume strahlen eine edle, geschmackvolle Athmosphäre aus und auch die Kleidung der Damen entsprach der Zeit, sind aber auch insgesamt sehr hübsch. Die Kapelle mit den Grabplatten ist ein Meisrwerk der Zusamm-setz-kunst. Alles in allem gut gelungen. Und nun steigt die Spannung ins Unermessliche, was Elisabeth hinter der Grabplatte erwartet. Hoffentlich kommst du bald zum Weiterschreiben. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
    LG.

  • Ein dickes Entschuldigung für die kleine Verspätung, diesmal hat es leider länger gedauert, bis ich die Bilder so halbwegs hatte, wie ich sie haben wollte.
    Aber nun sind sie alle oben und ich kann loslegen.


    Zunächst wieder ein liebes Dankeschön an die Karmaspender, PN Schreiber, und auch diejenigen, die heimlich still und leise hier weiter mitlesen.


    Und ein besonders großes natürlich an die Schreiberlinge hier im Thread.



    Lenya: natürlich hör ich hier auf. Wo denn sonst? :applaus
    Wo sie hingeht, siehst du ja nun gleich, und was ihr Abenteuer betrifft, auch darüber gibts noch einiges zu sagen.



    Rheasylvia: Wenn es spannend ist, lohnt es sich ja. Hoffe, das bleibt noch eine Weile so. Ich geb mir jedenfalls Mühe. Danke für das Kompliment.



    @gotti: Auch dir vielen Dank für das Lob, ich es mal gleich weiter, besonders an Juls, da ja vieles aus der Kirche von ihr stammt. Ich bin sicher, sie freut sich.
    Im Augenblick würde Alice nach so gut wie jedem Strohhalm greifen, davon kannst du ausgehen. Wenn es Patrick nur hilft.
    Was das Buch betrifft, hast du nicht unrecht, das meiste davon stammt tatsächlich aus dem 16. Jahrhundert.
    Was der Geheimgang zu Patricks eventueller Rettung beitragen soll, wirst du gleich sehen, wenn Elizabeth begleitest.



    Llynya: Deine Spekulationen haben viel Spaß gemacht und mit einigem liegst du sogar richtig, die Fragen, die du stellst und auch manche der Antworten darauf, aber wie du schon sagtest, ich kann dir nicht verraten, was davon stimmt, aber vieles wirst du ohnehin gleich selbst herausfinden. Also verzeih mir mein Schweigen. Behalte deine Fragen im Kopf, du bekommst auf jede eine Antwort, Stück für Stück.
    Nur soviel zum Thema Ball, der war angesagt, ein paar Tage nach den jetzigen Ereignissen sollte er stattfinden. Noch hat niemand ihn abgesagt, denn Alice hat es untypischerweise schlichtweg vergessen. Sollte Patrick sterben, wird wohl ein Begräbnis daraus werden.
    Und vielen Dank fürs Kompliment, auch deins leite ich weiter!


    Und nun werde ich, da die FS nicht kurz ist, lieber gleich mit dem Posten anfangen, ohne große Vorrede. Viel Vergnügen.

  • *






    Elizabeth starrte ins Dunkel. Sie erinnerte sich noch genau an diesen Gang, an ihr
    Herzklopfen, als sie ihn zum ersten Mal betreten hatte, damals als kleines von Neugier
    getriebenes Mädchen. Nichts hatte sie davon abhalten können, dieses Geheimnis zu erkunden,
    auch nicht die vielen Spinnweben, durch die sie sich ihren Weg hatte bahnen müssen.
    Und die Spinnen waren wieder fleißig gewesen in den vergangenen Jahren, denn sie hatten
    jede Spur ihres einstigen Eindringens hier längst getilgt.
    Langsam ging sie den dunklen Gang hinunter, der nur durch die Öffnung in der Kirchenwand
    spärlich beleuchtet wurde. Elizabeth fluchte leise, dass sie vergessen hatte,
    einen der Altarleuchter mitzunehmen, wie sie das als Kind getan hatte, doch die Zeit drängte,
    [FONT=&quot]sie musste sich sputen. [/FONT]






    Und da sie nun schon am Ende des Ganges vor der kleinen Tür angekommen war, griff sie
    beherzt nach der Klinke und öffnete. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als es in den
    Angeln ächzte und quietschte als würde ein Mensch sich stöhnend über die unwillkommene
    Störung beklagen. Ein Luftzug fegte aus dem Raum, bewegte das feine Gespinst der Spinnen
    hin und her, Elizabeth schüttelte sich, schob die Tür weiter auf und ging hinein.





    Hinter der Tür herrschte fast völlige Dunkelheit. Das Licht der Kapelle reichte nicht mehr bis
    hierher und so musste sich Elizabeth langsam zu der schweren Kommode vortasten, von der
    sie wusste, dass sich darauf ein Kerzenleuchter befand. Wie gut, dass sie im Hinausgehen die
    Hölzer vm Kaminsims des Salons mitgenommen hatte. Nun konnte sie die Kerze entzünden,
    um sich um zu sehen und hätte sich fast vor ihrem eigenen Spiegelbild erschrocken, das sie
    [FONT=&quot]aus dem Dunkel anstarrte, als wäre sie selbst ein Geist. [/FONT]






    Sie schloss die Tür und wandte sich um. Nichts hatte sich verändert. Hier in diesem Raum, wo
    sich die ältesten Möbel des ganzen Schlosses befanden, schien die Zeit stillzustehen. Seit
    vielen Jahrhunderten hatte ihn kein lebendes Wesen mehr betreten, weil niemand von dessen
    Existenz wusste, niemand außer einem kleinen Mädchen auf der Suche nach einem
    Abenteuer. Auf der anderen Seite der Tür befand sich, flankiert von zwei kleinen Faltsesseln,
    ein schmaler quadratischer Tisch, auf dessen Fläche gerade mal ein vollbestückter eiserner
    Kerzenleuchter Platz hatte. Darüber hingen an der Wand zwei kostbare Dolche mit ihren
    edelsteingeschmückten Scheiden. Direkt gegenüber stand neben einer eher schmalen Truhe
    ein hoher reich geschnitzter Lehnstuhl. Ein großer Wandschirm verbarg den Rest des Raumes
    vor ungewollten Blicken. Nur der Himmel des Bettes mit den gedrechselten Pfosten ragte
    [FONT=&quot]darüber hinaus. [/FONT]






    Über der Truhe hing ein großformatiges Bild. Es war mit einem dunklen Schleier verhangen,
    doch Elizabeth erinnerte sich nur zu genau an das Porträt einer jungen Frau, die ihr, eingehüllt
    in schweren dunklen Samt und kostbare Spitze entgegengeblickt hatte.
    Zu eben diesem Bild ging sie nun, zog den Schleier ein Stück beiseite und betrachtete die
    Frau mit einer Mischung aus seltsamer Wehmut und ohnmächtigem Zorn. Schließlich begann
    sie zu sprechen.





    „Ich nehme an, dass du trotz der vielen Jahre, die inzwischen vergangen sind, noch weißt, wer
    ich bin. Ich hatte nicht damit gerechnet, diesen Ort noch einmal wiederzusehen, und ich bin
    heute auch nur hergekommen, weil du dein Wort gebrochen hast, im Gegensatz zu mir. Ich
    habe dein Geheimnis all' die Jahre bewahrt, warum hast du dich nicht an unsere Abmachung
    gehalten? Hast du geglaubt, ich sei inzwischen tot und dein Versprechen damit hinfällig?“
    Sie wartete, doch als sie von dem Bild keine Antwort erhielt, wurde sie ungeduldig.
    „Antworte mir, ich weiß, dass du hier bist. Du bist mir eine Antwort schuldig, oder findest du
    nicht?!“





    Sie fühlte einen kalten Hauch an sich vorüberwehen, als hätte eine eisige Hand sie gestreift,
    die Kerze erlosch, doch Elizabeth machte sich nicht die Mühe, sie aufs neue zu entzünden. Es
    wurde ohnehin gleich darauf taghell, da die überall verteilten Kerzen plötzlich von selbst zu
    brennen begannen.
    „Ich glaube nicht, dass ich dir noch irgendetwas schuldig bin.“ tönte eine Stimme hinter dem
    Wandschirm hervor. „Ich hatte dir verboten, jemals wieder hierher zukommen, egal aus
    welchem Grund auch immer. War es nicht so?“
    „Ja, es war so. Aber du hattest mir versprochen, dass dein Groll niemals meinen Zweig der
    Familie treffen würde. Und du willst doch nicht leugnen, dass du für den Zustand von Patrick
    verantwortlich bist.“ antwortete Elizabeth, ohne im geringsten überrascht zu sein und drehte
    [FONT=&quot]sich zu dem Wandschirm um.[/FONT]







    ++++++++++++++++++
    geht noch weiter


  • *





    „Das will ich in der Tat nicht, wenn auch nicht in vollem Umfang“ antwortete die Stimme.
    „Doch um auf das Versprechen zu kommen. Ich sagte, der nichtherzogliche Zweig der
    Familie Morgan habe nichts zu befürchten. Patrick Morgan ist doch Herzog oder nicht?“
    „Ja, natürlich ist er Duke!“ rief Elizabeth. „Doch wie du sehr wohl weißt, stammt er nicht von
    Stanley Morgan ab. Die Nachkommen seiner Brüder sollten von deinem Fluch auch nicht
    betroffen sein!“
    „Du irrst. Das galt nur, sofern nicht einer von ihnen den Titel des Duke of Ravensdale trägt
    und in diesem Hause wohnt. Und das wusstest du doch, darum hast du deinen Neffen ja so
    eindringlich davor gewarnt, hier einzuziehen. Mit der Übernahme des Titels hat Patrick
    Morgan auch den Fluch seiner Vorväter übernommen.“





    „Und da ist dir nichts besseres eingefallen, als ihn gleich darauf ohne Erben auf die gleiche
    Weise umkommen zu lassen, wie seinen Vorgänger?“ rief Elizabeth empört und erntete ein
    verhaltenes Lachen.
    „Nicht ganz, meine liebe Liz. Ich habe beide Unfälle nicht verursacht, weder bei George noch
    bei Patrick. Ich habe beide Male nur dafür gesorgt, dass sich ihr Zustand nicht mehr bessert.“
    sagte die Stimme nach einer kurzen Pause. „Denn meine Frist ist um und Patrick als
    derzeitiger Titelträger wäre ohnehin in wenigen Tagen das letzte Opfer des Fluches geworden.
    Ich habe nur die Gelegenheit, die sich mir bot, genützt und es ein wenig beschleunigt. Morgen
    früh, wenn die Sonne aufgeht, wird das Böse in diesem Haus endgültig besiegt werden und
    [FONT=&quot]ich kann endlich Ruhe finden.“[/FONT]






    Elizabeth hielt es nicht mehr vor dem Wandschirm. Sie schob ihn beiseite, um ihrer
    Gesprächspartnerin ins Gesicht zu sehen. Da saß auf dem Rand des Bettes eben jene junge
    Frau in derselben altertümlichen Kleidung wie auf dem Bild. Auch sie schien völlig
    unverändert zu sein. Kein Wunder, die Zeit konnte diesem Geschöpf der Dunkelheit nichts
    mehr anhaben. Sanft beruhigte sie die Aufgebrachte.
    „Ich weiß, ich hätte nicht herkommen dürfen, aber ich habe mir schon lange gewünscht, dich
    wieder zusehen. Und natürlich... mach ich mir Sorgen um meinen Neffen. Ich kann einfach
    nicht verstehen, dass du einen Unschuldigen für das Unrecht büßen lassen willst, dass andere
    vor Hunderten von Jahren begangen haben und wenn es noch so schrecklich ist.“





    Für einen flüchtigen Moment lächelte die Frau sie an, bevor die Melancholie in ihr bleiches
    Gesicht zurückkehrte. Diese Melancholie war es, die Elizabeth in all den Jahren nicht
    vergessen hatte. Diese Augen, die sie so gütig angesehen hatten und doch so voller Wehmut
    waren. Sie erzählten ihr mehr von dem Leid, das sie gesehen hatten, als sie ihr je berichten
    konnten. Und so hatte die Countess gar nicht erst den Versuch gemacht, sich vorzustellen,
    was der leibhaftig gewordene Fluch der Familie Morgan in der Zeit vor und während ihrer
    [FONT=&quot]300jährigen Wanderschaft alles in diesem Haus erlebt haben mochte.[/FONT]






    Die Frau stand auf, ging an ihr vorbei auf ihr Porträt zu und sah nachdenklich zu ihm auf.
    „Wenn es danach ginge, hätte niemand außer Stanley Morgan sterben dürfen. Doch den
    anderen hast du nicht das gleiche Recht zu überleben zugesprochen, wie du es jetzt bei
    deinem Großneffen tust.“
    „Damals war ich elf Jahre alt. Ich konnte deine Existenz kaum verstehen, wie hätte ich die
    ganze Tragweite deines Fluches begreifen sollen. Ja selbst als ich später begann zu verstehen,
    war es ein Fluch, der unsere Familie nicht betraf. Außer dem Namen hatten wir doch nichts
    mehr mit ihnen gemein. Und nachdem du dafür gesorgt hast, dass sie keinen Erben mehr
    haben, musste Patrick zwangsläufig den Titel erben.“
    Die Frau schüttelte den Kopf. „Patrick war nicht der eigentliche Erbe, das war James, nur ließ
    [FONT=&quot]der sich vorher im Duell umbringen. Und damit hatte ich nichts zu tun!“[/FONT]






    „Aber nachdem du nun die gesamte Linie ausgelöscht hast, warum kannst du nicht einfach
    aufhören und den Fluch beenden?“ Voller hilfloser Erregung starrte Elizabeth
    der Frau ins Gesicht. „Bitte, du hast ihn ausgesprochen, du musst es aufheben können! Ich
    bitte dich, er ist so ein wunderbarer junger Mann, voller Tatendrang und so wichtig für die
    Menschen hier, du darfst ihn nicht einfach sterben lassen!“
    Da war es wieder, das traurige Lächeln, das ihr den Wunsch abschlug und gleichzeitig um
    Verständnis bat.
    „So einfach wie du glaubst, ist das nicht, Elizabeth. Die Dauer des Fluches ist festgelegt.
    Wäre dein Neffe nicht der letzte Morgan, der den Titel erben könnte, würde ich ... vielleicht...
    um deinetwillen.... seinen Tod hinauszögern, gerade weil er nicht aus Stanleys Linie stammt.
    Doch nun, da euer Geschlecht verblüht ist, warum sollte ich noch warten? Wenn er morgen
    [FONT=&quot]stirbt, wird der Fluch sich endlich erfüllen und meine Wanderschaft zu Ende sein.“ [/FONT]






    Elizabeth schlug die Hände vor dem Kopf zusammen und schluchzte auf. „Warum nur hast du
    mir damals geholfen? Ich wünschte, du hättest es nicht getan.“
    „Glaubst du, das hätte etwas geändert?!“ Kopfschüttelnd sah die Frau sie an. „Ihr hättet nur in
    überaus schlechten Verhältnissen gelebt und du vielleicht keine so gute Partie gemacht.
    Vielleicht wäre Patrick ein anderer Mensch geworden und dieses Haus sähe ohne ihn etwas
    anders aus, aber so oder so, der letzte Erbe des Titels wäre auch ohne unsere Begegnung
    gestorben, nur hättest du nicht gewusst, warum dein Großneffe sterben muss.“
    Elizabeth glaubte, den Boden unter ihren Füßen zu verlieren. Sie sah nicht, wie die Frau ihren
    Arm ausstreckte und einer der Faltsessel zu ihr herüber glitt. Ohne ein Wort ließ sie sich auf
    [FONT=&quot]den Stuhl hinunter drücken und sah blicklos auf die kalten Steine des Bodens.[/FONT]







    ++++++++++++++++++++++
    geht noch weiter

  • *






    „Denkst du,“ würgte sie nach einer Weile hervor, „....dieses Wissen macht es leichter für
    mich, das Ende meiner Familie nun ohnmächtig mit ansehen zu müssen, nur weil der Bruder
    seines Vorfahren ein Verbrechen beging?“
    „Im Grunde hast du recht,“ stimmte die Frau zu, „aber es lässt sich nicht ändern. Für mein
    Leben forderte ich das seiner ganzen Familie und morgen früh wird sich der Kreis schließen
    und das Verbrechen ist gesühnt.“ Sie strich der Verzweifelten sanft über das Haar. „Weine
    nicht. Wenn sein Fieber auch ständig steigt, er spürt kaum etwas davon und hat keine
    Schmerzen. Und er wird einen leichten Tod haben, ohne zu leiden, genau wie sein Vorgänger
    George. Auch er war ein guter Mensch und wäre an seinen furchtbaren Verletzungen ohnehin
    bald gestorben, deshalb nahm ich ihm die Schmerzen und beendete seine Qual. Dafür solltest
    du mir dankbar sein.“






    „Ja, ich weiß, du hättest es auch anders tun können, ich kenne die Umstände des Todes der
    anderen Mitglieder der Familie. Dennoch ...“ Kraftlos erhob sie sich. „Es mag herzlos
    klingen, aber wünschte, du hättest es nicht....“ Sie brach ab, als sie merkte, was sie da gerade
    zu sagen bereit war.
    „Ich wusste nichts von dem, was mit James passiert ist, Liz“ sagte die Frau leise, und ohne
    eine Spur von Vorwurf. „Ohne diesen Vorfall hätte dein Neffe ihn erst mit Ablauf der Frist
    beerbt, so... wie es vorgesehen war.“
    Elizabeth winkte ab. Sie hatte verloren, sie wusste genau, nichts, was sie jetzt noch sagte,
    würde diesen Rachegeist umstimmen. „Ich hoffe, du findest deine Ruhe, jetzt, wo du die
    ganze Familie endlich ausgerottet hast“, meinte sie bitter. „Am besten du nimmst mich und
    Alice gleich mit.“






    Einen Augenblick sah es so aus, als hätte Elizabeth die Frau mit ihrer Bemerkung getroffen,
    doch dann verschwand sie vor ihren Augen, als wäre sie nie dagewesen, ohne ihr noch eine
    Antwort zu geben. Mit ihr verlöschten auch die Kerzen, nur Elizabeth selbst schien noch in
    etwas Licht gehüllt zu sein, das ihr den Weg zur Tür wies, die sich leise knarrend öffnete.
    Noch eindeutiger hätte man ihr gar nicht sagen können, dass sie hier nunmehr unerwünscht
    wäre. Nach einem letzten Blick auf das Porträt zog sie den Schleier in einem Ruck zurück,
    verließ den Raum und ging zur Kapelle zurück.






    Als sie erneut das Haus betrat, eilte ihr der Butler bereits entgegen.
    „Lady Avanlea!“ rief er in höchster Sorge. „Wo waren Sie denn? Wir haben sie bereits überall
    gesucht. Ihre Ladyschaft ist aufs äußerste beunruhigt.“
    „Ich war in der Hauskapelle, um zu beten, es geht mir gut, Edwards“, beruhigte sie ihn. „Wie
    steht es um Seine Gnaden?“
    Der Butler schüttelte traurig den Kopf. „Es sieht nicht gut aus, Mylady, gar nicht gut. Aber
    Ihre Ladyschaft hofft immer noch, dass er das Bewusstsein bald wieder erlangt.“
    „Das wird er nicht“ flüsterte sie vor sich hin, so dass Edwards sie nicht hören konnte und
    schritt langsam die Treppe hinauf. Beinahe zu jedem Schritt zwingen musste sich die vom
    Gram so plötzlich gebeugte Frau, denn sie fürchtete das Leid der Mutter und auch ihr eigenes,
    sobald das offensichtlich Unvermeidbare geschehen war.






    Sie betrat den Raum und sah Lady Alice am Bett sitzen, die Hände ineinander verschlungen,
    den Blick fest auf ihren scheinbar schlafenden Sohn gerichtet, nur ihre Lippen bewegten sich
    wie in einem stummen Gebet.
    Kaum dass Elizabeth die Tür geschlossen hatte, kam der Arzt fast lautlos durch das Zimmer
    auf sie zu.
    „Nun?“ fragte sie ihn und erhielt ein Achselzucken zur Antwort.
    „Das Fieber steigt, aber er ist völlig reglos. Er wird wohl einfach ruhig hinübergehen. Ich
    fürchte, es gibt nichts, was ich noch tun könnte. Selbst für einen Spezialisten wäre es wohl
    nun zu spät.“
    „Ich verstehe.
    „Er wird einen leichten Tod haben, ohne Schmerzen...“ hörte sie die Stimme der jungen Frau
    sagen „ohne zu leiden.....“
    Sie erwiderte den resignierenden Blick des Doktors mit einem leichten Nicken, ging zu Lady
    Alice und ließ sich an ihrer Seite nieder.






    Sie legte ihr kurz die Finger auf die eiskalte Hand und veranlasste Alice auf diese Weise, sie
    anzusehen. Mit Mühe brachte sie ein aufmunterndes Lächeln zustande, obwohl ihr nicht
    danach zumute war. Doch es war alles, was sie nun noch tun konnte.
    Zwar hatte sie zunächst vorgehabt, Alice über den Fluch aufzuklären, aber wie hätte sie in
    dieser Stunde der verzweifelten Mutter sagen können, dass ihr Sohn den nächsten Morgen
    nicht erleben würde, weil vor Hunderten von Jahren ein Mann sein Wort brach und durch
    seine Grausamkeit ein furchtbares Unheil heraufbeschwor.
    Wie lange sie so leise betend an der Seite von Alice gesessen hatte, wusste sie nicht.
    Irgendwann sah sie auf und bemerkte, dass der Morgen angebrochen war. Der Morgen, an
    dem Patrick sterben würde, um den Fluch zu beenden.




    ++++++++++++++++++++++++++++++++
    Ende der heutigen Fortsetzung. Nein, heute wollte ich noch nichts über Patricks "Ende" verraten. Aber ich verspreche, es kommt in der nächsten.
    Wünsche allen eine tolle restliche Woche und bis dann.
    LG
    Nery

  • Hallo, liebe Nery,


    man, was für eine Geschichte! Die ist ja soo spannend.
    So, es war also die kleine Elizabeth, die den Geheimgang und das Zimmer entdeckt hat? Sie muss ja ein ausserordentlich unternehmungslustiges und unerschrockenes Kind gewesen sein.
    Was ich besonders interessant finde, ist dass Catalina vor Elizabeth in doch eher strenger, formaler Aufmachung erscheint, während sie sich Patrick gegenüber irgendwie - gelöster zeigt, oder so. Halt mit offenen Haaren und weicherer Kleidung. Möglicherweise ist das ja nur Zufall, aber irgendwie glaub ich das nicht - wo Du doch alles so genau planst und durchdenkst.
    Vielleicht sind ja auch Geister nicht ganz ohne Mitgefühl und vielschichtige Persönlichkeiten.
    Um Patrick habe ich keine Angst. Gar Keine. *LautImDunkelnPfeif*
    Du kannst UN-MÖG-LICH den Hauptakteur schon so weit am Anfang sterben lassen.
    Die Bilder waren auch wieder super. Schön gruselig hast Du die Szenen im Gang und im Versteck hingekriegt.
    Freu mich schon auf die nächste Fortsetzung, aber schone Dich!!


    LG!

  • Was für eine Fortsetzung, Elizabeth führt uns dirket zu Catalina, bzw. ihren Geist.

    Hm dieser alte Gang mit dem Raum am Ende,der gut versteckt liegt und den keiner kennt, das dürfte wohl damlas schon eine Zuflucht für Catalina gewesen sein. Um gemeinsam Zeit mit William zu verbringen, gut versteckt vor allen und besonders vor seine Bruder Stanley. Das große Bett deutet darauf hin das sie hier wohl einige besondere Stunden verbracht hat.

    Der Fluch, meine Vermutung liegt darin das William ihr was versprochen hat. Mit ihr zu fliehen, woanders gemeinsam neu anzufangen?

    Und das hat er nicht gehalten bzw, nicht halten köönen weil Stanley dahinter kam und in töten lies oder selbst töte.

    Darauf hin hat Elizabeth den Fluch ausgesprochen, vielleicht wurde auch sie ermordet von Stanley?

    Und sie kann erst zur Ruhe kommen wenn die Zeit abgelaufen ist über den der Fluch verhängt wurde.

    Und jetzt wird es tragisch, der Zeitpunkt zur Beendung des Fluches ist so gut wie erreicht und Patrick hätte in kürze nichts mehr zu befürchten, nur durch den frühen Tod des Dukes kam es dazu.

    Wird Catalina wirklich es bis zum bitteren Ende kommen lassen *grübbel* - nein das kann und darf nicht sein, Patrick muß und wird überleben.

    Wieso wird er nicht vom Schloß weggebracht? Wie weit reicht der Fluch, wäre er in seinen alten zu Hause nicht besser aufgehoben? Oder ist die Reichweite von Catalina so groß?

    Ganz toll sind die Bilder, man fühlt sich in die damalige Zeit versetzt.

    und jetzt ungedultig auf die Fortsetzung warte:D

  • Hallo liebe Nery!


    Jetzt komme ich auch endlich dazu, hier weiterzulesen! Und ich bin so begeistert, das ist sooo spannend! Und Deine Kulissen - atemberaubend!
    Nun verstehe ich also ein Stückweit, was der Fluch ist. Allerdings noch nicht, wieso er ausgelöst wurde.


    Ich könnte mir vorstellen, dass wir bald wieder einen zeitsprung zu erwarten haben! Ich hoffe ja immer noch sehr, dass Patrick nicht sterben muss :( Der arme Kerl kann doch absolut nichts für das, was geschehen ist vor hunderten ovn Jahren! :misstrau


    Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen!!!! Ganz großes Kino!

  • Ich konnte erstmal nicht antworten und daran bist Du selbst schuld, denn Du hast die Stimmung so perfekt aufgebaut, dass ich mich hinterher ganz elend gefühlt habe.


    Jetzt wüsste ich aber auch zu gerne was damals vor sich gegangen ist, weshalb der Geist so unversöhnlich ist dass er selbst einen vollkommen Unschuldigen nach all der langen Zeit sterben lässt. Aber Du lässt meinen Schnuckel nicht sterben, nein??? Das tust Du mir nicht an *tobkreischvonbrückespring*


    LG, Lenya

  • liebe Nery, ich muss jetzt immer deine Fortsetzung zweimal lesen.
    Das erste Mal, um den Text zu lesen , dabei werfe ich nur einen Blick auf die Fotos, da zweite Mal in Ruhe und mit Betrachtung der Fotos. Du baust ja wirklich einen ungeheuren großen Spannungsbogen auf, dass man ganz zapplig auf die nächste Fortsetzung wartet.
    Schade wäre natürlich, wenn der junge Patrick sterben sollte. Ich glaube auch nicht, dass das so in deiner Geschichte vorgesehen ist. Natürlich wird es jetzt Zeit etwas über das grausame Schicksal der jungen spanischen Braut zu erfahren. Vielleicht hat sie nicht nur allein diesen Fluch verhängt, sondern auch ihr Vater, der sein Liebstes im Vertrauen darauf, dass sie in eine gute Familie kommt, verloren hat. Spanier haben ja im Allgemeinen einen großen Familienstolz. Auf jeden Fall muss es etwas sehr Schlimmes gewesen sein, was man ihr angetan hat und bei diesem Gedanken sträuben mir sich schon jetzt die Nackenhaare, das dann zu lesen.
    Elisabeth zeigt wahre Größe, in dem Versuch zur Rettung ihres Neffen. Sie ist eine kluge und starke Frau. Wenn sie vor die Wahl gestellt würde, wäre sie sicher sogar bereit, sich selbst für das Leben von Patrick zu opfern. Ich bin schon ganz gespannt, wie Du den Faden weiter spinnst.
    Natürlich bewirken die Fotos noch eine Verstärkung der unheimlichen düsteren Stimmung. Man riecht fast den muffigen Raum mit den Spinnweben. Catalina, in ihrem Audruck des Gesichtes, ihrer Haltung sieht wirklich bemitleidenswert aus.
    Aber solche tragischen Geschichten wiederholen sich ständig zwischen den Menschen. Da spielt die Zeit keine Rolle. Wir sind nun mal Wesen aus Fleisch und Blut. Wenn jemand unser Herz anrührt und es dann wegwirft , wie ein nutzloses Ding, zerbricht unsere Seele. Zu ihrer und unserer Rettung können wir dann nur noch einen Schutzpanzer um sie herum bauen, dass kein Schmerz mehr zu ihr durchdringen und sie völlig zerstören kann. Dadurch erscheinen wir dann den anderen oft hart. Es ist aber der blanke Selbstschutz. Wenn wir den nicht mehr halten können, gehen wir , wie Catalina,daran elendig zugrunde. Das war mal ein bisschen philosophisches Abschweifen zu diesem Thema.
    Bis bald LG.

  • Huhu Nery, :)


    *grusel*
    Wunderschön, mit dem Gang und den Spinnenweben und die dunklen Räume. So richtig schön zum gruseln. Und so ganz unrecht hatte ich ja wirklich nicht, nur dass da doch "nur" ein Geist unten rumschwirrt. Das sich Catalina und Elisabeth kennen wussten wir ja schon, aber es hätte ja sein können, dass da noch der alte Hausherr rumgeistert (der Vater von Catalinas Ehegatten). Nun gut, zwischen den Beiden herrschte wohl früher eine Art Freundschaft, auf jeden Fall kennen sie sich nicht nur flüchtig. Dafür sind sie zu vertraut miteinander.
    Aber das du uns immer noch zappeln lässt, warum der Fluch ausgesprochen wurde und wieso Elisabeth darüber so gut Bescheid weiß. Nun letzteres sicher, weil sie mit dem Geist befreundet war als Kind und vielleicht deswegen Nachforschungen angestellt hat, als Erwachsene.
    Catalina macht für mich nicht den Eindruck als würde ihr das was sie den Erben von Stanley antut wirklich Befriedigung bringen würde. Sie scheint sich wirklich nach dem Ende ihres Daseins zu sehen, aber nicht bevor sie nicht den letzten Erben ausgelöscht hat. Trotzdem scheint sie nicht wirklich glücklich damit zu sein, denn sie lässt Patrick nicht leiden, sie macht es nur aus "Pflichterfüllung". Da wäre doch wirklich wichtig für uns zu wissen, wie es überhaupt zu dem Fluch kam und wie sie ein Geist geworden ist. Kein Rachsüchtiger, aber trotzdem ohne Mitgefühl.


    Ich bin aber noch nicht ganz davon überzeugt, dass es wirklich Patricks letzte Stunden auf Erden sind, obwohl... Vielleicht lässt du ihn ja doch sterben und er geistert dann als Catlinas Nachfolger in dem Anwesen rum, obwohl das wohl doch zu weit hergeholt wäre. :D


    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Stress, Stress, Stress... irgendwie kommt man zur Zeit gar nicht mehr da raus. Nun hab ich es mal wieder geschafft, und die nächste FS fertig.


    Ganz lieben Dank an alle, für die Geduld, für die lieben Kommis und die Karmaspenden.



    Julsfels: unternehmungslustig, ja das war Elizabeth als Kind schon, keine Schwester, nur Brüder, da musste man sich schon allein beschäftigen.
    Catalinas Erscheinung hat schon einen Grund, es kommt von dem Bild, und ja, es ist ihre Entscheidung, wie sie erscheint, in dem Fall sorgte es für Abstand zu Elizabeth, immerhin war doch klar, warum die alte Dame da unten auftauchte.
    Dass in Catalina noch so etwas wie Mitgefühl schlummert, das weiß Elizabeth durchaus von ihrer ersten Begegnung mit ihr, aber dazu komme ich noch.
    Soso, du hast also keine Angst um ihn. Ich muss mir wirklich mehr Mühe geben. :)
    Danke für das Lob und auch für heute reich ich es gleich mal an dich weiter, ich gerate regelrecht ins Schwärmen, wenn ich mir meinen Lieblingsraum so betrachte. *nachuntenzeig*



    @gotti: nein, das Versteck hatte Catalina vorher nie betreten. Und der gute William hat nie etwas davon erfahren. Dieses Versteck hat für Catalina eine ganz andere Bedeutung, eine eher unangenehme.
    Auch die Vermutung bezüglich des Versprechens ist nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch. Da es nun ohnehin bald erklärt wird (wenn auch noch nicht heute) geh ich darauf mal nicht näher ein.
    Am interessantesten fand ich die Idee, ihn einfach vom Schloss zu entfernen. Das wäre bestimmt eine fantastische Idee gewesen, aber leider hat es nun keinen Zweck mehr. Aber auch das wird nun bald erklärt werden, wie weit Catalinas Macht wirklich reicht. :rollauge



    Innad: ein bisschen Geduld musst du schon noch haben, um zu erfahren, wodurch genau der Fluch nun ausgelöst wurde, ich bin ein absoluter Häppchenfan. Und Kulissenliebhaber. Und es ist schön, wenn man dann solche Komplimente bekommt. Vielen Dank.
    Und ja, es wird bald wieder einen Zeitsprung geben, ich wollte nur den derzeitigen Handlungsstrang nicht unterbrechen. :)



    Lenya: aber, aber, ich will doch nicht, dass du dich elend fühlst. Aber ich freu mich trotzdem ein bissel, wenn du mit dem armen Patrick mitleidest. Gönn es mir. Nicht von der Brücke springen, das wäre unfair. Aber ob der stirbt oder nicht, das musst du einfach nachlesen. *siehe unten* ;)



    Rheasylvia: wow, ich glaub, das ist der längste Kommi, den du bisher geschrieben hast, und er ist toll. Auf was für Ideen du mich damit gebracht hast.... *bösehändereib* Elizabeth schätzt du ganz richtig ein, sie würde sich ganz sicher für ihren Neffen opfern, wenn es denn etwas bringen würde, aber in einem hatte Catalina recht, sie ist nicht davon betroffen, ihr Tod würde absolut nichts ändern. Aber sie gibt nicht auf, und wenn es eine Hoffnung für den armen Mann gibt, dann ist es seine Tante.
    Bewahre dein Herz gut vor Schaden, es wird noch gebraucht. Selbstschutz ist eine gute Sache, solange man auf die Weise sich nicht selbst von allem Schönen und Guten auf der Welt abschirmt. Was der eine uns an Verletzungen zufügt, kann ein anderer möglicherweise wiederheilen, mit ein wenig wohl verdienter Liebe. :)




    Llynya: über die Anzahl der Geister, die da in Ravensdale Hall herumschwirren werden wir uns wohl später unterhalten müssen, wenn du es tatsächlich herausgefunden hast. :D
    Und ja, Elizabeth und Catalina kennen sich, sie haben zwar nicht allzu viel Zeit miteinander verbracht, aber diese Begegnung hat beider Leben (oder Existenz) verändert, und damit auch das Leben von Patrick. Ich fürchte, ich werde dich auch heute noch zappeln lassen, was die Hintergründe betrifft, damit werde ich in der nächsten FS beginnen. Sorry. :)
    Rachsüchtig ist Catalina aber durchaus, oh ja, nur, nach so langer Zeit kühlt vielleicht auch der Zorn eines Geistes langsam ab und wer weiß, vielleicht hat das, was Elizabeth ihr gesagt hat, ja doch irgendwie den Weg zu ihr gefunden.
    Auf jeden Fall kannst du dich jetzt gern überzeugen, ob Patrick nun als Geist auf dem Anwesen spuken muss, oder nicht. (Was für eine herrliche Idee!)




    So, und nun werde ich mich mal ans Posten machen. Ich wünsche wie immer viel Vergnügen beim Lesen.

  • *






    Elizabeth erhob sich, streckte ihre müden Knochen und ging ein paar Schritte im Zimmer
    umher, bis ein Ausruf sie innehalten und herumfahren ließ.
    Patrick hatte sich bewegt, seit vielen Stunden das erstemal. Alice rief aufgeregt nach dem
    Arzt, der sich über den Duke beugte und dann nicht wusste, wie er der Mutter in die
    hoffnungsvoll leuchtenden Augen sehen sollte.
    „Das ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr,.... Doktor?“ fragte sie, als er sich zunächst
    nur räusperte.
    „Mylady, ich.... ich fürchte....“ Er musste nicht weiter sprechen, denn Patrick bäumte sich
    plötzlich auf, sank dann in die Kissen zurück und warf den Kopf, zitternd am ganzen Körper
    hin und her. Sie wusste, was es es bdeutete und rutschte mit einem Aufschrei von ihrem Stuhl.






    Das war zuviel für Elizabeth. Obwohl unsicher, wohin sie sich wenden sollte, rief sie laut
    nach der Einzigen, die jetzt noch helfen konnte.
    „Catalina, um Himmels willen, ich flehe dich an. Tu es nicht, lass ihn nicht sterben, bitte.
    Catalina, hörst du mich?“
    Sie schien weder die erstaunten Blicke des Arztes zu bemerken, noch dass Lady Alice
    aufgehört hatte zu weinen, um sie ebenso fassungslos anzustarren. Sie ging im Zimmer umher
    und sprach laut und beschwörend auf jemanden ein, den keiner sehen konnte. Doch nichts
    geschah und so blieb ihr schließlich nichts weiter, als neben Lady Alice auf die Knie zu
    sinken.






    Verzweifelt riss sie die Hände wie in einem Gebet nach oben und ihre Stimme wurde leiser.
    „Du bist hier, ich weiß es, du bist hier in diesem Zimmer. Ich bitte dich, sieh ihn dir an. Sei
    gnädig, nur ein einziges Mal noch, ich bitte dich. Verschiebe es, lass es nicht heute
    geschehen. Catalina, ich weiß, du hast ein Recht dazu, aber warte mit dem letzten Opfer. Du
    hast so lange gewartet, was macht da ein kleiner Aufschub, hörst du mich? Ich weiß, du
    kannst es, du hast es doch schon einmal getan! Catalina, ich bitte dich, ich flehe dich an!“
    Doch sie erhielt keine Antwort. Elizabeth verfluchte sich selbst, soviel Zeit sinnlos
    verschwendet zu haben.






    Immer wieder sah sie in sein Gesicht, während sie leise, doch mit Zorn im Herzen die Worte
    des Vaterunsers sprach. All die Jahre, in denen sie versucht hatte, einen in Vergessenheit
    geratenen Teil der Familiengeschichte wieder ans Licht zu bringen, und nun konnte sie dieses
    Wissen nicht einmal mehr nutzen. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu der Frau zurück,
    die vermutlich auf der anderen Seite des Bettes stand, um das Ende ihres letzten Opfers
    mitanzusehen. Rührte das Leid, das sie hier zu Gesicht bekam, ihr kaltes Herz denn kein
    bisschen?
    Elizabeth hätte am liebsten laut aufgeschrien, doch es wurde nicht mehr als ein tiefer Seufzer.
    In all der Erregung zitterte sie so stark, dass sie den sanften Hauch, der auf einmal über sie
    hinweg strich, die Kerzen verlöschen ließ und den gesamten Raum in
    Dunkelheit hüllte, kaum wahrnahm. Und dann sagte eine Stimme direkt neben ihr:
    „Es sei. Ich gewähre ihm eine Frist.“






    Die Countess riss den Kopf nach oben und lauschte. Hatte sie sich das nur
    eingebildet, oder...?
    „Hör mir gut zu, Elizabeth,“ fuhr die Stimme auch schon fort, „ich werde es nur einmal sagen.
    Erinnere dich an meine Worte, erinnere dich daran, was ich dir erzählt habe. Der Fluch muss
    sich erfüllen, auf die eine oder andere Weise. Wie, das liegt von nun an bei Patrick. Ich gebe
    ihm die Gelegenheit, die ich noch niemandem gegeben habe. Gelingt es ihm, den Fluch zu
    brechen, wird er am Leben bleiben, wenn nicht, wird er sterben, wenn die Zeit gekommen ist,
    von heute an am zehnten Tag Schlag Mitternacht.“
    „Ich danke dir, oh ich danke dir von ganzem Herzen! Aber wie, wie, wie kann er den Fluch
    brechen? Kannst du mir nicht wenigstens einen Hinweis darauf geben?“rief sie der
    davonschwebenden Stimme zu.
    „Die Lösung muss er selbst finden, nur dann kann er Erfolg haben und wir alle sind frei, ...
    frei!“ flüsterte die Stimme immer wieder, bis sie ganz verstummte.






    Mit ihr verschwand die Düsternis aus dem Zimmer, das Licht der Morgensonne flutete herein
    und verscheuchte jeden Schatten der Nacht.
    „Was um alles in der Welt war das?“ fragte Lady Alice vollkommen verwirrt. Elizabeth
    lächelte und erhob sich mit einiger Mühe.
    „Das werde ich dir alles erklären, sobald Patrick erwacht ist.“
    „Sobald Patrick erwacht ist? Aber er...“
    „Er ist außer Gefahr, Alice. Jedenfalls für den Augenblick. Nicht wahr Doktor?“ Sie wandte
    sich an den Arzt, der sich nach einer kurzen Untersuchung kopfschüttelnd aufrichtete. Seine
    Ratlosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Also ich verstehe das nicht. Das Fieber ist gesunken und zwar noch schneller, als es
    gestiegen ist. Ich begreife nicht, wie das geschehen konnte, aber es ist gerade so als hätte
    Seine Gnaden niemals Fieber gehabt. Es stimmt Mylady. Sollte seine Temperatur nicht wider
    Erwarten erneut steigen, besteht keine Gefahr mehr für das Leben des Duke.“






    „Na also, ich werde mich jetzt frisch machen, etwas anderes anziehen und dann frühstücken.“
    verkündete Lady Elizabeth mit fester Stimme. „Du solltest das Gleiche tun, Alice. Patrick
    wird bald wieder wach sein, und dann gibt es viel zu tun. Auch du wirst deine Kräfte noch
    brauchen. Denn wir haben nicht viel Zeit. Und dies ist die einzige Chance, die wir haben.“
    Sie ließ der erstaunten Alice keine Möglichkeit mehr zu antworten, sondern rauschte aus dem
    Zimmer, teilte dem draußen wartenden Butler im Vorbeigehen mit, dass sie alle ein leichtes
    Frühstück benötigten und auch der Herzog wohl in Kürze einer Stärkung bedürfe. Sie
    bemerkte gerade noch das freudige Zucken des Butlers, bevor sie im Gang, der zu ihrem
    eigenen Schlafzimmer führte, verschwand.






    +++++++++++++++++++++++
    geht noch weiter

  • *






    Nur wenig später stand sie erfrischt und umgezogen vor dem Spiegel.
    „Na, bist du bereit für eine neue Runde?“ fragte sie sich selbst und warf der wartenden Zofe
    einen Blick zu. „Haben Sie das Manuskript aus dem Salon geholt, Meadows?“
    „Natürlich, Mylady, es ist wieder an seinem Platz.“ Elizabeth nickte zufrieden.
    „Wir müssen gut darauf achtgeben, wir brauchen es womöglich noch.“ Immerhin bin ich
    keine 20 mehr und mein Gedächtnis lässt mich hin und wieder doch im Stich. Doch wenn sie
    diese Lösung finden wollten, bevor es zu spät war, dann brauchten sie jeden noch so kleinen
    Hinweis, selbst wenn sie ihn vielleicht schon hundertmal überlesen hatte. Zudem gab es auch
    in diesem Werk so einige Lücken, die man auf andere Weise schließen musste. Es blieb ihnen
    nicht viel Zeit, die Chance zu nutzen, die sie erhalten hatten. Denn das nächste Mal würde es
    keine Gnade geben, dessen war sie sich bewusst.






    Und so betrat Lady Elizabeth kurz darauf voller Tatendrang die Bibliothek im anderen Flügel
    des Schlosses. Ein wenig erstaunt sah sie sich um. Das war nicht mehr der Raum, wie sie ihn
    kannte. Sie erinnerte sich an schwere, bis unter die Decke reichende Regale aus dunklem,
    leicht abgestumpften Holz, die vollgestopft mit Büchern aller Art gewesen waren. Eine

    Galerie gab es damals genauso wenig wie die Möbel und Pretiosen, die man überall arrangiert
    hatte. Sie konnte sich denken, wessen Hand hier vor allem gewirkt hatte.
    Nun, die Umgestaltung war nötig gewesen, allerdings stand sie jetzt vor dem Problem, dass
    sie keine Vorstellung besaß, wo sie das von ihr gesuchte Buch finden sollte. Obwohl sie es
    nur ein oder zweimal in der Hand gehabt hatte, so meinte sie doch noch immer genau zu
    wissen, wo es gestanden hatte. Vielleicht hätte sie es doch damals mitnehmen sollen, wie sie
    es vorgehabt hatte.






    „Wünschen Mylady, dass ich das Frühstück hier servieren lasse?“ fragte Edwards hinter ihr
    leise. Elizabeth fuhr herum und starrte ihn einen Moment lang an an.
    „Guter Gott, Edwards, es macht den Eindruck, Ihr Gang wäre noch leiser geworden als
    früher.“
    Der Mann erlaubte sich ein Lächeln. „Ich bitte um Vergebung, es lag nicht in meiner Absicht,
    Euer Ladyschaft zu erschrecken.“ Sie winkte ab.
    „Das macht nur die durchwachte Nacht. Und meine Gedanken sind zu sehr mit anderem
    beschäftigt.“
    „Ich verstehe, Mylady. Dann wird Ihnen eine Tasse Kaffee sicher gut tun. Lady Alice wurde
    das Frühstück bereits zu Seiner Gnaden gebracht.“
    „Ist er denn schon wach?“
    „Nein, Mylady, soweit ich informiert bin, noch nicht.“






    Er wollte sich gerade ebenso leise zurückziehen, wie er gekommen war, um, wie er sagte, für
    ihr Frühstück zu sorgen, als sie ihn aufhielt.
    „Wann ist die Bibliothek denn verändert worden?“
    „Seine Gnaden ließ einen Teil der Regale gleich nach der Titelübernahme im Frühjahr
    herausnehmen. Der Raum erschien ihm zu düster.“
    „Ja, das war er wirklich. Nur schade, dass man jetzt nichts mehr findet.“
    „Oh, das ist kein Problem, Mylady. Seine Gnaden ließ ein vollständiges Verzeichnis
    anfertigen mit dem genauen Standort der Bücher. Es wurde extra ein Mann aus London mit
    der Arbeit beauftragt. Er benötigte fast den gesamten Sommer dafür. Euer Ladyschaft finden
    es in der linken oberen Schublade des Schreibtisches.“
    „Ah, ich danke Ihnen, Edwards.“ Der Mann verneigte sich mit einem leichten Lächeln und
    verschwand.






    Lady Elizabeth ging zum Schreibtisch und holte das Verzeichnis aus der Lade. Es war in der
    Tat sehr gut geordnet, stellte sie beim Aufschlagen fest, aber es dauerte dennoch einige Zeit,
    bis sie die Eintragung fand, die sie suchte. Glücklicherweise befand sich das Buch in einem
    der unteren Schränke, sodass sie nicht gezwungen war, die kleine Wendeltreppe zur Galerie
    hinaufzuklettern. In ihrem Alter wurden solche Aktionen doch zunehmend beschwerlich.
    Gleich am Fenster, neben anderen Werken, die Familie betreffend, stand es, jenes Buch über
    die ersten Dukes of Ravensdale, dessen Geschichten sie damals als Kind zu den Epitaphen in
    der Schlosskapelle geführt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ihr nicht bewusst gewesen, dass
    man bei den kleinen Histörchen, die dort zusammengetragen worden waren, bewusst ein
    ganzes Kapitel ausgelassen, ja zwei Menschen damit fast völlig ausradiert hatte.






    Und das machte es um so schwerer, dieses Puzzle so zusammenzusetzen, dass es den
    tatsächlichen Ereignissen entsprach.
    Wenn es nicht so entsetzlich wäre, müsste man den Mann dafür bewundern, wie es ihm
    gelungen war, die Geschehnisse, die doch so einen ungeheuren Einfluss auf das Schicksal
    aller Morgans hatte, so überaus gründlich aus der Familiengeschichte zu löschen.
    So gründlich, dass sie kaum Beweise für ihre Behauptungen vorweisen konnte, um den zu
    überzeugen, dessen Leben davon abhing, dass er ihr glaubte.
    „Dein Sohn ist genauso stur wie du!“ sagte sie mit einem Blick auf das Familienporträt über
    dem Kamin. Diese Menschen waren ihre Familie, und sie würde sie retten, was es auch
    kostete.







    +++++++++++++++++++
    geht noch weiter

  • *






    Von ihrem ersten Erfolg konnte sie sich nur wenig später überzeugen, als sie nach dem
    Frühstück erneut das Herrenschlafzimmer betrat. Der Duke saß aufrecht im Bett und
    verspeiste mit offensichtlichem Appetit französisches Gebäck sehr zur Freude seiner Mutter,
    die ebenfalls umgezogen und vor Glück strahlend neben ihm saß.
    „Sieh ihn dir an, Elizabeth, er isst, als wäre er nie krank gewesen. Und doch war er eben noch
    dem Tode nah.“
    Die alte Dame nickte, lächelte sie kurz an und ging zu ihrem Neffen. In der Tat wirkte er
    wieder völlig gesund, als wäre ihm nie etwas zugestoßen.






    Obwohl noch immer im Bett ergriff er die Hand der alten Dame und führte sie mit einem
    glücklichen Leuchten in den Augen an den Mund.
    „Tante Liz, ich bin so froh, dass du wieder da bist. Mutter hat schon erzählt, wie du ihr
    beigestanden hast. Ich danke dir, dass du sie nicht allein gelassen hast. Ich habe ihr einen ganz
    schönen Schrecken eingejagt.“
    „Nicht nur ihr, uns allen. Du bist immer noch genauso ein Lausbub wie früher.“ lachte sie.
    „Wie es scheint, bin ich dem Tod wohl im letzten Augenblick noch von der Schippe
    gesprungen.“ meinte er weiter. Doch da wurde sie plötzlich so ernst, dass auch sein Lächeln
    verschwand.
    „Was hast du Tante Liz?“ fragte er besorgt. Sie zog sich einen Sessel heran und setzte sich
    neben ihn.






    „Du weißt gar nicht, wie recht du hast. Es war wirklich der letzte Augenblick, der allerletzte.
    Doch es ist noch nicht vorbei. Wenn wir nichts unternehmen, bleiben dir noch genau zehn
    Tage.“
    Er lachte wieder, doch es klang gezwungen. Es waren nicht die Worte, es war dieser seltsam
    ernste Ton der Tante, der ihn mehr beunruhigte, als er vor sich selbst zugeben wollte. So
    versuchte er, seine Besorgnis zu überspielen.
    „Bist du ein Hellseher, Tante Liz, dass du so genau über mein Schicksal Bescheid weißt?“
    Doch sie ging nicht auf seinen scherzhaften Ton ein.
    „Ich wünschte, das wäre das einzige Problem, das wir haben, mein Junge. Du solltest die
    Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, oder es ist zu spät, für uns alle.“






    Forschend sah er sie an und senkte dann den Blick. Er hatte sie schon einmal so erlebt, im
    Frühjahr, als er den Titel erbte. Sie hatte ihn beschworen, ja förmlich angefleht, das Erbe nicht
    anzunehmen. Wenn er das täte, würde er eine Katastrophe heraufbeschwören. Er hatte sie
    nicht ernst genommen, niemand hatte das. Doch waren es diese Prophezeiungen, die den
    Bruch mit seiner Mutter herbeigeführt hatten. Daran erinnerte er sich, als er leise bat:
    „Bitte Tante Liz. Fang nicht wieder damit an! Ich möchte nicht, dass es wieder Streit gibt. Ich
    bin doch so froh, dass alles wieder in Ordnung ist.“






    „Aber es ist nicht alles Ordnung!“ rief die alte Dame energisch. „Frag deine Mutter, frag sie,
    was heute nacht hier passiert ist. Alice, du hast doch gehört, was die Stimme gesagt hat?“
    Lady Alice zuckte verwirrt die Schultern.
    „Ich weiß nicht, ich glaube, dass ich etwas gehört habe, aber ich kann nicht sagen, was es
    war.“
    „Na siehst du Tante Liz. Wer weiß, was du gehört hast. Vielleicht gibt es hier ja Gespenster,
    eine weiße Frau oder so was ähnliches. Tante Liz! Was hast du? Du bist ja plötzlich so blass
    geworden? Du liebe Zeit, die ganze Aufregung ist bestimmt zuviel für dich!“
    „Ganz sicher, ein Sherry wird dir gut tun.“ Lady Alice wollte schon aufstehen, als Elizabeth
    sich vorbeugte, ihr die Hand auf den Arm legte und sie so veranlasste, sitzenzubleiben.






    „Das ist es nicht“ sagte sie leise. „Ich möchte, dass Ihr mir jetzt beide sehr genau zuhört.
    Vielleicht werdet Ihr mich gleich für eine senile alte Frau halten, aber ich bitte Euch, mich
    dennoch bis zum Schluss anzuhören. Dein Leben, Patrick, hängt davon ab.
    Was ich Euch jetzt sage, habe ich noch nie jemandem erzählt, es war mein Geheimnis, mein
    ganzes Leben lang. Normalerweise wäre es das immer noch, denn ich habe damals
    geschworen, es niemals zu offenbaren, doch die Umstände zwingen mich dazu, diesen
    Schwur zu brechen. Ohne es zu wissen, hast du vorhin den Nagel auf den Kopf getroffen,
    Patrick. Es gibt hier tatsächlich Gespenster, genauer gesagt eins. Ich weiß,“ sie lächelte
    besänftigend, als sie sah, dass er ihr ins Wort fallen wollte. „Ich weiß, was du sagen willst.
    Das ist alles Unsinn. Aber leider ist es das nicht. Und obwohl es in dieser Familie einen
    Unglücksfall nach dem anderen gegeben hat, machte sich nie jemand die Mühe,
    herauszufinden, weshalb und auch ich bin nur durch Zufall darauf gestoßen.“ Und dann
    begann sie zu erzählen.





    +++++++++++++++++++++++++++
    Und das nächste Mal, das ist fest versprochen, wird der erste Teil dieses Geheimnisses gelüftet werden. Eine schöne Woche für euch alle, genießt den Herbst, der hoffentlich nicht zu verregnet sein wird. Und für alle, die wie wir nun Ferien haben, happy holidays!
    LG
    Nery

  • "Es sei. Ich gewähre ihm eine Frist."


    Wahuhah. Da ist es mir aber eiskalt den Rücken runtergelaufen. Toller Satz.


    Überhaupt, was für eine geniale Art, Dich da wieder rauszuwinden. ;)
    Patrick stirbt nicht, sondern muss den Fluch lösen. Was ja nun auch bedeutet, dass er nicht nur dadurch gelöst wird, dass die herzögliche Linie erlischt, sondern dass es auch noch einen anderen Weg gibt. Ui, froi, froi, das wird spannend.


    Dein Lieblingsraum? Meinst Du die Bibliothek? Ja, die ist toll (na gut - ALLE Deine Räume sind toll). Das ist doch auch einer der ältesten Räume in Deinen Kulissensets, oder? Ich mein mich zu erinnern, dass das damals der Beginn unserer "Zusammenarbeit" war ;), und das ist jetzt unglaubliche ZWEI (!) Jahre her. Mensch, wie die Zeit vergeht.
    Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie Du alles perfekt stimmig machst. Sogar der kleine Gang zu Patricks Schlafzimmer passt genau.


    So, und jetzt bin ich gespannt, was Elizabeth alles rausgefunden hat, wie sich diese Jagd nach der Geschichte des Fluches entwickelt und vor allem natürlich darauf, was der armen Catalina passiert ist!


    Ach ja, und ehe ichs vergesse (es ist ja nie zu früh, das klarzustellen): ich will ein Happy-End!


    Ganz liebe Grüsse!

  • Da wollte sich einer meine Freundschaft bewahren, gelle?? *grins*


    Wie schön das Catalina ein einsehen mit ihm hatte und noch so etwas wie Gnade kennt, auch wenn die nur für zehn Tage weilt. Aber fast kann ich es verstehen, denn auch so ein armer Geist will irgendwann seine Ruhe, für was sollte die ganze Spukerei sonst gut sein?


    Nun bin ich aber gespannt was Elizabeth zu berichten hat und noch mehr, ob Patrick und Alice ihr diesmal glauben werden. Angesichts der Tatsache, das Patrick beinahe grundlos gestorben wäre und sich auf wirklich wunderbare Weise wieder so rasch erholte, wäre das durchaus angebracht.
    Und noch mehr bin ich gespannt, wie Patrick den Fluch lösen will.


    LG, Lenya