[Fotostory] Mi sjoo - Besessen

Gulia Drifford strich sich das dichte schwarze Haar zurück und warf Nick Tacker einen zornigen Blick zu.
Sie zwang sich tief Luft zu holen. ,,Nick, wo bist du gestern Abend gewesen? ", fragte sie ihn.
,,Im Kino", sagte Nick kurz und knapp und bog in die Kildare Hill Street ein.
,,Dein Handy war aus. Ich habe mehrmals versucht, dich zu erreichen, um zu fragen wo du..."
,,Ich weiß", fiel er ihr einfach ins Wort. ,,Ich habe gesehen, dass du mich mehrmals versucht hast anzurufen
und mir zudem auch noch eine SMS geschickt hast". Leicht überrascht sah Gulia aus dem offenen Autofenster.
Sie betrachtete im Vorbeifahren die bunten Blätter an den Bäumen. Es wurde langsam dunkel,
es fing nun an zu regnen und der Wind begann stärker zu wehen. Sie schloss das Autofenster.

,,Er hat gesehen, dass ich ihn anzurufen habe und die SMS hat er auch gesehen.
Also hatte er Zeit, seine Finger von dieser Lilly zu lassen", dachte sie.
Für einen kurzen Moment legte sich die Wut in ihrem Magen, doch nun spürte sie es wieder.
,,Warum hast du nicht zurück geschrieben oder zurück gerufen?"
,,Wie gesagt, ich war im Kino.", sagte Nick kühl.
,,Mit wem warst du eigentlich im Kino?", fragte Gulia und dabei funkelten ihre Augen vor Zorn.

Vor der roten Ampel bliebt das Auto von Nick Tacker stehen.
Er schaute nach rechts zu Gulia und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
,,Mit ein paar Kumpels", sagte er.
,,Kenne ich die?"
,,Nein."

Nervös schaute Nick auf die Ampel. Er fuhr sofort los, als die Ampel grün leuchtete.
Die meisten der anderen Mädchen in der zwölften Klasse
der Lesley Gilliam Highschool waren in den gut aussehenden Nick verknallt.
Das war Gulia auch, bevor sich alles veränderte. Die ersten drei Monate waren perfekt:
Jeden zweiten Tagen haben die Beiden etwas gemeinsam unternommen,
sie haben öfters telefoniert und sie hatten nie Streit. Nun hatte sich alles verändert.
Nick bog nun rechts, in die Davis Lane, ab und parkte das Auto vor dem Haus von Gulia.

Langsam stiegen die Beiden aus dem Auto aus. Es hatte aufgehört zu regnen.
Nick umarmte Gulia. Zögernd begannen sie in einem leidenschaftlichen Kuss zu versinken.
Es war so herrlich, Nick endlich wieder im Arm gehabt zu haben,
seine breite Brust zu fühlen, sein leises Atem zu zuhören und seine weiche Haut unter den Lippen zu spüren.
,,Was mache ich hier?", dachte Gulia wütend und stieß Nick von sich weg. ,,Er betrügt mich und ich mach mit dem noch rum!"
,,Alles in Ordnung? ", fragte Nick. Stille.
,,Nick, liebst du mich?". Gulia versucht ruhig zu bleiben und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter.
Langsam kam Nick auf sie zu. Mit seinen langen, kalten Fingern streichelte er zart ihre Wange.
Er legte eine Hand um ihre Taille und zog sie an sich. ,,Natürlich. Gulia, ich liebe dich!", flüsterte er ihr leise ins Ohr.

Wieder stieß Gulia ihn von sich weg.
Sie ballte die Fäuste und unterdrückte die Tränen, die in ihr hochstiegen.
Aber dann spürte sie ein anderes Gefühl in ihr - Hass.
,,Ich kann nicht zulassen, dass er mir das antut", dachte sie.
,,Das kann er nicht mit mir machen, nicht mit Gulia Drifford!" Sie stürzte sich auf ihn.
,,Hey, was ist los?", stieß Nick überrascht aus.

,,Wieso lügst du mich an? Du liebst Lilly", schrie sie. ,,Wer ist Lilly?", fragte Nick sie geschockt.
,,Tu nicht so scheinheilig! Ich habe es doch gesehen. Du hast mich betrogen und belogen.", schrie sie schrill.
Sie stieß seine Arme weg und legte ihre Hände auf seine Kehle.

Nun drückte sie zu, so fest sie nur konnte. Immer fester und fester...
Nick griff nach ihren Händen und versuchte sich zu befreien. Zwecklos.
Von Nick waren heisere Laute zuhören. Sein Gesicht lief rot an.
,,Du hättest das nicht machen sollen, nicht mit mir!", schrie Gulia.
Sie ließ erst los, als sein Körper auf den Boden sackte. Tot.

***

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,,Hörst du mir überhaupt noch zu?"
,,Was?"
,,Du bist so still, alles in Ordnung? "
Gulia schaute sich um. Sie war in Nicks Auto und er saß vorm Steuer. Quicklebendig.
Sie schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen.
,,Ich habe mir vorgestellt, dass ich Nick erwürge! Ich muss mich jetzt beruhigen,
sonst dreh ich noch durch. Nick lebt. Er lebt. Gulia, du hast es dir nur vorgestellt!", sagte sie in Gedanken..
Nick starrte sie an und wartete auf eine Antwort. "Ja, alles in Ordnung", murmelte sie und dachte:
,,Ich muss hier raus, sofort!"

An einer roten Ampel blieb das Auto stehen. Gulia öffnete die Autotür und stieg schnell aus.
,,Hey, wo willst du hin?", rief Nick ihr hinter her. ,,Ich laufe", gab sie zurück.
Gulia wollte weg, weg von Nicks stechenden grünen Augen. Ihre Vorstellung sollte nicht zur Realität werden.
Mit schnellen Schritten näherte sie sich den Kildare Hill Park. Ihr war etwas unwohl, als sie den
Park betrat. Doch Gulia wollte schnell nach Hause und das war eben der kürzeste Weg.

Im Park war es ungewöhnlich still. Nun fiel Gulia auf, dass sie mitten im Dunkel war.
,,Wo zum Teufel bleibt das Licht?", fragt sie sich und blieb stehen. Leicht beunruhigt schaute sie sich um.
Sollte sie jetzt weiter gehen oder warten bis die Lichter angingen?
Gulia entschied sich für die erste Variante.
Knips. Blitzlicht.

Was war das? Gulia blieb stehen und schaute sich nervös um.
Nur der Regen war zu hören, der laut auf dem Kiesweg trommelte.
Hektisch guckte sie in die Richtung in der das grelle Licht kam.
,,Hallo, ist da jemand?" rief sie.
Wieder knipste es, dieses Mal war kein Blitzlicht zu sehen.
Eine Windböe wehte ihr durch das Haar. Langsam fing ihr Körper an zu zittern.
Sollte sie noch einmal fragen, ob jemand da war?
Stockend gingen die Lichter der Laternen an. Gulia seufzte erleichtert und machte sich
wieder auf den Weg nach Hause. "Was ist eigentlich heute mit mir los?", fragte sie sich.
,,Zuerst stelle ich mir vor wie ich Nick erwürge und nun sehe ich Blitzlichter einer..."

,,Mist!"
Sie stolperte, fiel hin und lag plötzlich mitten auf dem Kiesweg.
,,Heute ist nicht mein Tag!", stellte sie fest und erhob sich langsam.
Sie ging am kleinen Teich, an dem Spielplatz und an den riesigen Bäumen vorbei.
Auf einer Art und Weise fand sie es schön am Abend völlig allein im Park zu.
Doch es wäre schöner, wenn Nick da wäre. Zu Zweit ist es am Schönsten.
Nun müsste sie an Nick und Lilly denken, die in der letzten Zeit gemeinsam zusehen waren.
,,Nick und Lilly sind bloß Freunde. Nur Freunde!", sagte Gulia leise.
Erst jetzt hörte sie Schritte, Schritte die in ihrer nähe waren, Schritte die sehr nah waren.
Es waren Schritte die sie Verfolgten.

Gulia wollte sich nicht umdrehen. Sie hielt alles nur für eine Halluzination.
Nun wurden die Schritte immer lauter.
,,Ich bilde mir zu viel ein. Alles nur pure Einbildung!", versuchte sie sich selbst einzureden.
Automatisch machte sie nun schnellere Schritte. Auch die Schritte, die Gulia hörte, wurden schneller.

Nach einigen Minuten war nichts mehr zu hören. ,,Ich brauch unbedingt mehr Schlaf", stellte sie fest.
Gerade als Gulia langsamer gehen wollte, spürte sie einen warmen Hauch an ihren Nacken.
Unwillkürlich fing sie an zu rennen. Irgendwohin. Hauptsache weg von den Schritten und den Atem.
Kurze Zeit später blieb sich keuchend an einem Baum stehen. Sie stütze sich dran ab.
Gulia erstarrte und das Herz pochte ihr bis zum Hals, als sie spürte wie eine kalte Hand ihre nackte Schulter berührte.

***