Die letzten Tage der Sophie Scholl

  • Anlässlich des Jahrestages der Verstorbenen Sophie Scholl
    starte ich eine "Doku-FS" über ihre letzten Tage.


    Die FS basiert auf den gleichnahmigen Film: "Sophie Scholl - Die letzten Tage"
    und somit auch auf die Original Verhörprotokolle, die bis 1990 in der DDR
    unter Schloss gehalten wurden.





    Sophie Scholl
    Sophia Magdalena Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren.
    Sie und ihr Bruder, Hans (geb. 22. September 1918), waren die
    Gründer der Wiederstandsgruppe "Die weiße Rose"
    Aufgrund dieses Engagements zu dieser Gruppe wurde sie
    am 22. Februar 1943 in München hingerichtet.




    Zitat

    Die Folgende Fotostory basiert auf Original Verhörprotokollen

    Kapitelauswahl
    18. Februar - Vernehmung Sophie Scholls - Erster Teil (runter)
    18. Februar - Vernehmung Sophie Scholls - Zweiter Teil



    _____________________________

    18. Februar 1943 – Vernehmung Sophie Scholls, Geheime Staatspolizei München


    „Heute Vormittag gegen 9 Uhr sind mein Bruder und ich aufgestanden. Ich habe uns zu Hause einen Tee gekocht, worauf wir gegen halb 11 unsere Wohnung verließen. Eigentlich hätte ich schon um 8 Uhr eine Vorlesung des Vertreters von Prof. Gerlach über Physik besuchen sollen, habe davon aber abgesehen, weil ich mich mal richtig ausschlafen wollte. Ich gehe nachts meistens erst um 12 oder 1 Uhr zu Bett, weil ich mich bis dahin mit meiner wissenschaftlichen Arbeit befasse oder Bücher lese und dergleichen. Mit Gisela Schertling hatte ich gestern Abend beim Abendessen im Seehaus vereinbart, dass mich diese heute gegen 12 Uhr in meiner Wohnung abholen solle, um gemeinschaftlich die Mittagsmahlzeit einzunehmen. Diesen Plan habe ich gestern Abend nach einer Aussprache mit meinem Bruder aufgegeben und mich entschlossen, heute um 12 Uhr 48 mit dem Schnellzug nach Ulm zu fahren.“, berichtete sie entschlossen.






    „Warum wollten sie zurück nach Ulm?“, fragte Robert Mohr langsam.
    „Eine Bekannte unserer Familie namens Kley-Heilwig ist im vorigen Sommer mit der Bitte an meine Eltern herangetreten, sie möchten eine Freundin von ihr aus Hamburg, die ein Kind erwarte, bei sich aufnehmen. Nach Einwilligung meiner Eltern kam diese Freundin, Ruth Düsenberg, Säuglingspflegerin, im Oktober 1942 nach Ulm, von wo sie nach Geburt ihres Kindes, Ende November am nächsten Freitag oder Samstag wieder nach Hamburg abreisen will. Weil ich Fräulein Düsenberg und ihr Kind nochmals sehen wollte, beabsichtigte ich heute nach Hause zu fahren. Weil mein Geld zur Reise nach Ulm nicht ausgereicht hätte - “
    „Wie viel hatten sie bei sich?“, unterbrach sie Mohr.
    „Ich hatte 7 Reichsmark bei mir, die Fahrt kostete jedoch 7,40… Und da ich zu wenig Geld bei mir hatte wollte mein Bruder vor meiner Abreise zur Bank gehen, dort Geld abheben und mir aushändigen.“
    „Bei welcher Bank hat ihr Bruder ein Konto?“, wollte Mohr nun wissen.
    Sophie schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht, bekannt ist mir lediglich, dass sich die betreffende Bank oder Sparkasse gegenüber vom Holzkirchener Bahnhof befindet.“






    „Als mein Bruder und ich unsere Wohnung verließen, sagte ich ihm bereits, dass wir noch an der Universität vorbeigehen werden, damit ich Gisela berichten konnte, dass ich nicht mit ihr zusammen essen könne.“
    „Aber Fräulein Schertling besuchte doch die Vorlesung des Professor Huber, nicht wahr?“
    „Ja – Es war mir bekannt, dass Gisela die Vorlesung des Prof. Huber über Einführung in die Philosophie, besuchte, und dass diese Vorlesung bis gegen 11 Uhr dauere. Beim Betreten des Universitätsgebäudes sind meinem Bruder und mir auf der Treppe zum 1. Stock verschiedene Studenten und Studentinnen begegnet, die gerade aus der Vorlesung des Prof. Huber kamen. Bei diesen Studenten habe ich die mir bekannte Studentin Traute Laffrenz aus Hamburg gesehen, die hier im 7. oder 8. Semester Medizin studiert. Die Laffrenz, die ich durch meinen Bruder seit etwa einem Jahr kenne, habe ich im Vorbeigehen gegrüßt und diese hat meinen Gruß erwidert, sie muss mich also gesehen haben.





    Als wir an den Hörsaal des Prof. Huber kamen, war die Vorlesung noch nicht beendet, weshalb ich mit meinem Bruder noch eine Treppe höher ging, um ihm das Psychologische Institut zu zeigen, wo ich öfters Vorlesungen besuche. Als wir im 2. Stock angelangt waren, bemerkte ich, dass auf dem Marmorgeländer, das den 2. Stock vom Lichthof abgrenzt, ein Stoß Flugblätter lag, der eine Höhe von ungefähr 5-6 cm hatte.





    Schon zuvor hatten mein Bruder und ich auf dem Flur des 1. Stocks solche Flugblätter gefunden, die auf dem Boden ausgestreut oder in unregelmäßigen Haufen umherlagen. Jeder von uns hat sich hier eines der Blätter aufgehoben, flüchtig gelesen, worauf wir die Flugblätter behielten. Mein Bruder lachte über das Flugblatt und steckte es in die Tasche, während ich meines in meine Mappe oder meine Manteltasche eingesteckt habe. Später hatte ich es jedenfalls in der Manteltasche stecken. Als ich die Flugblätter oben im 2. Stock auf dem Geländer aufgeschichtet liegen sah, wusste ich sofort, dass es sich hier um die gleichen Flugblätter handeln müsse, wie sie zuvor von mir und meinem Bruder auf der Treppe und im Flur im 1. Stock gefunden wurden. Im Vorbeigehen habe ich den auf dem Geländer aufgeschichteten Flugblättern mit der Hand einen Stoß gegeben, so dass diese in den Lichthof hinunterflatterten.





    Mein Bruder wurde auf diese Flugblätter erst aufmerksam, als sie bereits im Lichthof in der Luft flatterten. Ich sehe nun ein, dass ich durch mein Verhalten eine Dummheit gemacht habe, die ich aber nicht mehr ändern kann.“


    __________________________


    Kommentare sind selbst verständlich gern gesehen.
    Das Thema ist mir sehr ernst und ich versuche es dementsprechend
    rüber zu bringen.


    flobby

    Einmal editiert, zuletzt von F-L-O-B-B-Y ()

  • also ich hab den film gesehen und deine umsetzung ist dir total gut gelungen!!
    Respekt!!
    ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber die geschichte ist ziemlich traurig, aber sie regt auch zum nachdenken an!!


    ich hoffe du machst bald weiter...


    glg
    anja

    [CENTER].
    .
    .
    .
    [/CENTER]
    [CENTER].
    [/CENTER]
    [CENTER] I refuse, I refuse, I REFUSE!![/CENTER]
    [CENTER]:schabdi[/CENTER]

  • unheimlich gute umsetzung. als ich sie sprechen gelesen habe, dachte ich ich saesse wieder im kino beim film!


    fuer die umsetzung hast du, finde ich, eine tolle umsetzung gefunden.


    einzig dass zimmer von mohr ist nicht ganz so duester wie im film, aber das ist nicht weiter schlimm...


    thumbs up! :)

  • Auch ich kenne den Film und habe auch bereits einige Bücher über Sophie Scholl und die Weiße Rose gelesen. Ich finde es etwas schade, dass du Sophie nicht etwas jünger dargestellt hast; eventuell als Jugendliche. Sie starb zwar mit 21 Jahren, aber eben wegen ihrer Jugend verstanden die Leute nicht so recht, warum sie so ehrgeizig war und solch einen reinen Geist besaß. Und vielleicht findest du ja noch einen langen roten Mantel irgendwo für sie, so wie im Film.
    Ansonsten bin ich zutiefst gespannt, wie du deine Version weitermachst.
    Das Bild mit den Flugblättern ist wunderbar:applaus!



  • Interessiert lauschte Mohr ihren Worten. „Wie bereits eingangs erwähnt, habe ich mit meinem Bruder etwa 10 Minuten vor 11 das Universitätsgebäude betreten. Die ersten Flugblätter lagen auf der Treppe zum 1. Stock, und zwar ziemlich auf dem oberen Teil der Treppe. Auf dem ersten Teil der Treppe, also ganz unten und schon im Gang zu ebener Erde, begegneten uns die bereits erwähnten Studenten, die aus der Vorlesung des Prof. Huber kamen. Von dem Zeitpunkt ab, als wir die ersten Flugblätter im oberen Teil der Treppe im 1. Stock liegen sahen, bis zu dem Augenblick, als ich die Flugblätter von dem Geländer im 2. Stock in den Lichthof hinunterwarf, mögen ungefähr 4 Minuten vergangen sein. Mein Bruder und ich gingen im gemächlichen und langsamen Schritt die Treppen hinauf, haben unterwegs, wie bereits angegeben, Flugblätter aufgehoben und im Weitergehen flüchtig gelesen, wodurch sich unsere Gangart noch etwas verlangsamte. Als wir gerade im Begriffe waren, vom 2. in den 1. Stock herunter zu gehen, ...





    ... kam uns ein Mann entgegengestürmt, der meinen Bruder am Arm packte, indem er sagte, Ich verhafte Sie!. Mein Bruder und ich gingen widerspruchslos mit dem Mann mit. Ich erkannte dass es der Hausschlosser der Universität, Jakob Schmied, war. Er führte uns in die Amtsräume des Syndikus der Universität, Dr. Häfner.“
    Mohr setzte sich gerade auf und sah Sophie an.
    „Als Sie von dem Hausschlosser der Universität heute Vormittag gegen 11 Uhr im Universitätsgebäude betroffen wurden, war Ihr Koffer vollkommen leer, was auffallen muss, zumal Sie sich angeblich auf dem Wege zum Bahnhof befanden, um nach Hause zu fahren. Was haben Sie dazu anzugeben?“





    „Ich hielt mich bereits vom 6. bis zum 14. Februar bei meinen Eltern in Ulm auf.“, antworte Sophie Scholl. Sie ließ ihre Augen nicht von Robert Mohr ab und fuhr fort. „Ich habe auf der Rückfahrt von dort die Wäsche für meinen Bruder und mich mitgebracht und die schmutzige Wäsche von uns beiden am 6.2. mit nach Ulm genommen. Inzwischen hat es bei uns keine schmutzige Wäsche gegeben und auch etwas anderes hatte ich nicht zum Mitnehmen.“





    „Wenn Sie erst vom 6. bis 14. in Ulm waren, also erst vor einigen Tagen nach München zurückkehrten, dann ist es vollkommen unverständlich, dass Sie nun nach wenigen Tagen einen Betrag von nahezu 15,- Reichsmark ausgeben, um angeblich nochmals Fräulein Düsenberg mit ihrem Kind zu sehen, mit denen Sie doch erst vor Tagen zusammen waren.“, forschte Mohr nach und lauschte Sophies Antwort, die kurz darauf ertönte.
    „Mit meinen Eltern hatte ich bereits verabredet, am kommenden Freitag zu ihnen nach Ulm zu kommen, weil ich das Wochenende zu Hause verbringen wollte. Ich habe daher die Reise nach Ulm um einen Tag vorverlegt, um Fräulein Düsenberg nochmals zu sehen. Außerdem besuchte uns gestern Nachmittag gegen 16 Uhr 30 der Freund oder Verehrer meiner Schwester Inge, Otto Aicher, aus Ulm, der mir mitteilte, er wolle heute ebenfalls nach Ulm fahren, um den Rest seines Urlaubes dort selbst zu verbringen. Es war mir ferner bekannt, dass Aicher um halb 12 mit dem Personenzug von Solln hier eintreffen wird, weshalb ich ihn am Holzkirchner Bahnhof abholen wollte.“





    „Sie haben im Laufe Ihrer Vernehmungen angegeben, auf dem Wege zur Universität keine Ihnen bekannten Personen gesehen zu haben“, begann Mohr. „Auf der Treppe zum 1. Stock in der Universität dagegen sei Ihnen die Medizinstudentin Traute Laffrenz begegnet. Haben Sie innerhalb der Universität nicht doch noch andere Ihnen bekannte Personen gesehen?“
    „Auf der Treppe zum 1. Stock ist mir außer Traute Laffrenz eine weitere Studentin aus Ulm begegnet, deren Name mir jedoch augenblicklich nicht mehr in Erinnerung ist. Ich habe sie erstmals im Universitätsgebäude hier gesehen, weiß aber nicht, welche Vorlesungen sie besucht…“