Hallo ihr Lieben
Schimpft mich wahnsinnig, aber ich kann einfach nicht anders als noch eine Story anzufangen. Diese Geschichte geistert schon lange in meinem Kopf herum. Sie ist wieder fiktiv und jede Ähnlichkeit zu real existierenden Personen und Gegebenheiten ist rein zufällig. Diese Mal wage ich mich in ein anderes Genre vor, ich hoffe, es gefällt euch trotzdem! Und keine Bange, "Annas letzte Reise" und das Projekt "Anders" werden nicht vernachlässigt! Lob und Kritik sind wie immer gleichermassen erwünscht und willkommen!
Hinweis: Nein, bei dieser Geschichte handelt es sich nicht um eine abgeänderte Form von "Ich bin Legende" von Richard Matheson und seinen Verfilmungen. Ich habe weder das Buch gelesen noch einen der Filme gesehen. Aber das Thema wurde natürlich schon in einigen Erzählungen aufgegriffen.
--------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitelübersicht
Kapitel 01 - Kapitel 11
Kapitel 02 - Kapitel 12
Kapitel 03 - Kapitel 13
Kapitel 04 - Kapitel 14
Kapitel 05 - Kapitel 15
Kapitel 06 - Kapitel 16
Kapitel 07 - Kapitel 17
Kapitel 08 - Kapitel 18
Kapitel 09 - Kapitel 19
Kapitel 10 - Kapitel 20
--------------------------------------------------------------------------------------------------
Kapitel 1
Erik
Ich wachte mit Kopfschmerzen auf. Letzte Nacht hatte ich mal wieder über die Stränge geschlagen und jetzt zahlte ich den Tribut dafür. Mühsam zwang ich meine Augenlider auseinander und erhaschte einen Blick auf die vergilbten Vorhänge, die am Fenster hingen und die Sicht auf die Betonmauer des Nebengebäudes verhinderten. Meine Kehle fühlte sich staubig an und ich hustete. Erst jetzt fiel mir auf, dass feiner Staub meine Bettdecke überzog. Instinktiv sah ich hoch zur Zimmerdecke, ob da was abbröckelte. In dieser Bruchbude hätte mich das nicht gewundert.
Doch da war nichts. Ich richtete mich benommen auf und massierte meine Schläfen. Verdutzt sah ich mich um. Da stand die leere Pizzaschachtel von gestern neben einer Dose mit mittlerweile abgestandenem Bier. Beide waren mit einer ebenso dicken Staubschicht überzogen und langsam fragte ich mich, was hier eigentlich vor sich gegangen war, als ich geschlafen hatte. Ich fuhr mir durch die Haare, nur um die Finger angewidert aus den fettigen Strähnen zu ziehen. Ich musste verdammt lange geschlafen haben.
Ich schälte mich aus dem Bett und schlurfte zum Fenster. Nach frischer Luft lechzend riss ich die beiden Flügel auf und blickte um die Ecke zur Strasse runter. Kein Mensch war zu sehen. Die sonst vielbefahrene Strasse lag still und verlassen da und Unruhe begann sich in meinem Magen auszubreiten. Hatte ich was verpasst? Auf dem Weg in die Küche kam ich an der Wohnungstür vorbei. Da lagen zwei Tageszeitungen. Hatte ich wirklich zwei Tage lang durchgeschlafen? Was musste ich bloss gesoffen haben?
Ich überflog die Schlagzeile. Nichts Neues. Mein Blick blieb am Datum hängen. Es war die Zeitung vom Dienstag. Ich blickte auf meine Armbanduhr. Heute war Freitag. Ich stutzte. Was zum Henker war hier los? Ich war am Samstag aus und heute war es bereits sechs Tage später? Ich klopfte gegen das Abdeckglas der Uhr. Sie lief normal. Ich beschloss, meinen Kumpel anzurufen. Schliesslich hatte er im ähnlichen Zustand wie ich die Bar verlassen, also musste es ihm wohl ähnlich ergangen sein.
Das Telefon war tot. Noch nicht mal ein Freizeichen bekam ich zu hören. Ich dachte an einen Stromausfall und versuchte, die Zimmerlampe einzuschalten. Es ging nicht. Waren Telefone auch vom Stromnetz betroffen? Somit fiel das Frühstücksei wohl auch aus, dachte ich. Ich stolperte in den Hausflur, die Treppe hinunter zum Briefkasten. Meiner war leer, wie immer. Rechnungen waren die einzige Post, die mit zermürbender Regelmässigkeit den Briefkasten verstopfte.
Durch das kleine Fenster in der Haustür erhaschte ich einen Blick nach draussen. Im selben Moment fiel mir auf, dass es im Haus erstaunlich ruhig war. Zu ruhig. Wo war der Köter von der Dame unter mir, der jeden Morgen seinen Hass in die Welt hinaus bellte? Wo war das Kindergeschrei aus dem dritten Stock? Wo war der Lärm der Fernseher und Radios, die Streitereien und gurgelnden Rohre? Nein, es war still.
Ich trat auf die Strasse hinaus, ignorierend, dass ich nur meine Schlafshorts trug. Ein leichter Wind wehte Zeitungsfetzen zwischen den parkenden Autos hindurch und wirbelte sie die Hauseingänge hinauf. Ich fröstelte, aber nicht wegen der Kälte, sondern wegen dieser unvorstellbaren Stille. Zögernd schlenderte ich ein Paar Schritte die Strasse hinunter. Jedes Haus lag still da, mancherorts waren Fensterscheiben eingeschlagen, kein menschlicher Laut drang an mein Ohr.