... aber sag' es niemandem!
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Ein kleiner Hinweis zuerst: In "Annas letzte Reise" verwende ich aus stilistischen Gründen auch die Ich-Form. Jedoch ist "Anna" nur entfernt autobiographisch zu betrachten, ganz im Gegensatz zu dem, was ich hier erzählen möchte...
Mit anderen Worten: Ich habe alles, was ich hier schildere, genau so erlebt. Es ist nichts erfunden oder hinzugefügt, noch habe ich etwas weggelassen.
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Chronologie
Frühling 2001
Sommer 2001
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Vorwort
Ich erinnere mich ganz genau an den Tag, an dem ich hinter unserem Haus um Garten stand und die Streichhölzer in der Hand hielt. Es war herrliches Wetter und die Äpfel an den beiden Obstbäumen waren gerade daran, richtig reif zu werden. Ich schüttelte das Heft ein wenig auseinander, so dass die Seiten nicht mehr aneinander klebten. Das erste Streichholz zerbrach. Ich fluchte. Das zweite liess das Heft in Flammen aufgehen.
Es brannte nicht so schön, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber als ich sah, wie die Seiten mit meiner krakligen Schrift langsam der Hitze zum Opfer fielen, fühlte ich eine tiefe Befriedigung in mir aufsteigen. Das zweite Heft verbrannte ich auf dieselbe Art und sah zu, wie der Wind die versengten Schnipsel davontrug. Meine Tagebücher, die mich so lange begleitet hatten, waren zu Asche zerfallen. Ich hoffte, dass ich deren Inhalt von mir abstreifen konnte wie ein Kleid, dessen man überdrüssig geworden ist.
Nachdem das letzte Stückchen verbranntes Papier zwischen den Ästen der Apfelbäume verschwunden waren, beschloss ich, nie wieder darüber zu reden, was in den Büchern stand. Ich habe mich symbolisch von den Buchstaben, den Worten getrennt, die das ausformulierten, was meine wichtigste Lektion in meinem bisherigen Leben hatte werden sollen. Die Streichhölzer in meiner Hand wirkten auf mich wie ein grosser Magnet, den man über meine Festplatte ziehen kann.
Heute weiss ich, dass man nicht einfach so bestimmen kann, womit man sich in seinem Leben noch beschäftigen will. Dass es Erfahrungen gibt, die so fundamental wichtig sind, dass sie die Basis für eine Persönlichkeit bildet. Jemanden, der jetzt hier sitzt, diese Zeilen niederschreibt und hofft, damit abschliessen zu können. Es ist keine Erinnerung, wie man sie in Jugendbüchern findet. Rückblickend würde ich sogar sagen, dass es derart absurd ist, dass ich von niemandem verlangen kann, sich überhaupt die Zeit zu nehmen, das ganze durchzulesen.
[FONT="]Vielleicht gebe ich mich der Lächerlichkeit preis, indem ich das hier so öffentlich tue. Vielleicht werden die Kommentare aus einem Standart bestehen, wie sie in allen anderen Stories auch zu finden sind. Man wird mich bitten, schnell weiter zu schreiben. Man wird die Bilder loben und den Text dazu. Aber dieses Mal gehe ich vor allem für mich selber einen Schritt weiter. Denn alles, was ich schreibe, ist wahr. Genau so habe ich es erlebt und genau so werde ich weder etwas weglassen, noch etwas hinzufügen.[/FONT]
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