Hallo ihr Lieben!
In dieser FS behandle ich ein Thema, das in meinen Augen sehr sehr wichtig ist. Mehr möchte ich dazu gar nicht sagen, denn zuviel möchte ich auch nicht verraten.
Ich bin offen für jede Kritik und jedes Lob!
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Annas letzte Reise
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Prolog
Teil I
Kapitel 01
Kapitel 02 Teil 1; Teil 2
Kapitel 03 Teil 1; Teil 2
Kapitel 04
Kapitel 05
Kapitel 06
Kapitel 07 Teil 1; Teil 2
Kapitel 08
Kapitel 09
Kapitel 10
Teil II
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
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Prolog
Infinita est velocitas temporis, quae magis apparet respicientibus.
Unendlich ist die Schnelligkeit der Zeit, was mehr denjenigen klar ist, die zurück schauen.
Lucius Annaeus Seneca, römischer Dichter und Philosoph
„Hast du Angst?“ fragte er mich. Er schaute mich über seinen Kaffee hinweg an und erforschte meine Reaktion auf diese Frage. Ich weiss, dass meine Mundwinkel leicht zuckten. „Hast DU Angst?“ erwiderte ich die Frage. Er überlegte kurz, starrte aus dem Fenster und meinte dann: „Warum sollte ich?“. Ich nickte und lächelte. „Genau. Und warum sollte ICH dann Angst haben?“
Damals hatte ich ein wenig gelogen. Denn ich hatte Angst, sehr grosse sogar. Ich denke, es ist die Natur des Menschen, alles Unbekannte in eine Schublade zu packen und sie mit einem grossen, dicken Schloss zu versehen. Doch irgendwann muss man sie wieder aufmachen und das Resultat der Überflutung mit Fragen und Unsicherheiten ist eben Angst.
Manchmal frage ich mich, was geschehen wäre, wenn ich es früher gewusst hätte. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, mich darauf vorzubereiten. Hätte ich mein Leben anders gelebt? Ihm einen anderen Sinn verliehen? Hatte ich ihm überhaupt ein Ziel gesetzt, einen Plan ausgedacht, etwas, was ich erreichen wollte? All diese Fragen haben mir in letzter Zeit nächtelang den Schlaf geraubt.
Wahrscheinlich interessiert es niemanden, was meine Antwort darauf ist. Vielleicht ist es falsch von mir, das alles aufzuschreiben, nochmals durchzukauen, nochmals vor mir selbst zu reflektieren. Wir leben in einer anonymen Welt. Jeder sagt, was er denkt und keiner schenkt dem anderen gross Beachtung. Die Worte eines Individuums verblassen als die Worte eines Unbekannten.
Womit wir wieder beim Unbekannten wären. Das, was uns solche Angst macht. Warum reden wir nicht darüber? Warum fällt es uns so schwer, Allgegenwärtiges in Worte zu fassen? Und warum ist es so leicht, Tabus über Dinge zu verhängen, die uns in unserem Leben doch immer begleiten?
„Unser Leben gleicht der Reise eines Wandrers in der Nacht“ hat Thomas Legler am 28. November 1812 an der Beresina gesungen, im Wissen, unter der Führung Napoleons als Söldner in den sicheren Tod zu gehen. Dieses Lied singe ich oft innerlich wenn ich nicht mehr weiter weiss. Denn auch ich bin auf einer Reise.
Meine letzte Reise.
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