Als er gegessen hatte, spürte er plötzlich ein paar Tropfen auf seinem Gesicht,
und setzte sich drinnen an die kleine Bar, wo er sich einen Grappa bestellte und die Zeitung zur Hand nahm.
Zwei ältere Männer sassen an einem Tisch und spielten Karten und das junge Paar neben ihm unterhielt sich lebhaft. Ansonsten war das Restaurant nun ganz leer. Das junge Mädchen räumte eilig das Geschirr ab und zwinkerte ihm beim Vorübergehen verschmitzt zu.
Eine Weile schaute er den beiden Männern bei ihrem Kartenspiel zu und unterhielt sich dabei mit der alten Frau.
Ein Gewitter war im Anzug, bereits hörte man das erste Donnergrollen und die Frau fragte ihn, ob sie das Cheminée anzünden solle.
„Danke, aber es ist noch warm genug“, meinte er zu ihr. Inzwischen war es bereits dunkel geworden, aber Clemens hatte keine Lust, nach Hause zu fahren. Das junge Mädchen sprach nun mit einer Frau um die Vierzig - wohl ihre Mutter und gleichzeitig die Wirtin - gab ihr einen Kuss, wünschte eine gute Nacht und verschwand.
Während er weiterhin an seinem Grappa nippte und seinen Gedanken nachhing, merkte er nicht, wie die Mutter des jungen Mädchens ihn im Hintergrund verstohlen musterte.
„Guten Abend!“ Sie trat auf ihn zu. „Darf ich Ihnen noch etwas bringen?“
Es fiel ihm auf, dass die drei Frauen alle die gleichen grossen, grünbraunen Augen hatten. Grossmutter, Mutter und Tochter, welche gemeinsam eine Pension führen? dachte er, eigentlich ganz schön so ein Familienbetrieb. Ob es wohl keinen Mann gab? Aber noch etwas anderes fiel ihm auf. Diese Augen, dieses Gesicht - er kannte die Frau – aber woher? Wer war sie?
„Noch einen Grappa, bitte.“ Er zeigte auf sein leeres Glas. Allmählich spürte er, wie sich ein angenehmes Gefühl von schläfriger Zufriedenheit einstellte und er begann, mit der alten Frau zu plaudern, welche ihm freimütig aus ihrem Leben erzählte. Nach und nach erfuhr er, dass die drei Frauen zusammen mit einem zusätzlichen Koch das Restaurant, zu dem auch noch fünf Gästezimmer gehörten, alleine führten. Das junge Mädchen ging zwar noch zur Schule, half jedoch wenn Not an der Frau war, tatkräftig mit.
Vielleicht wäre das auch etwas für mich, sinnierte er verträumt, im Geschäft die Kündigung einreichen, irgendwo in der unberührten Natur ein kleines Hotel führen, sein eigener Chef sein, keine langweiligen Endlosmeetings mehr, die sowieso zu keiner Verbesserung führten, ja, so könnte man das Leben geniessen. Die alte Frau unterbrach seine Gedankengänge.
„Haben Sie Familie?“
geht gleich weiter!
Anmerkung: die alte Frau hat verschiedene Kleider an, das ist ein Fehler meinerseits, SORRY! Wollte deswegen aber die Bilder nicht nochmal machen.