"He he he! Nimm dich zusammen, Fräulein!" rief ihr Vater ihr nach und sie sah kurz zurück und warf ihm einen bösen Blick zu.
Gleichzeitig ärgerte sie sich über sich selber. Mein Gott! Sie benahm sie ja gerade wie eine pubertäre Zwölfjährige, dabei war sie doch eben vor einem guten Monat schon Achtzehn geworden!
Es war nicht immer einfach mit ihrer geistig behinderten Schwester!
Früher noch mehr als heute hatte sich Sophia sehr oft benachteiligt gefühlt und es hatte deswegen viel Tränen und Streit mit ihren Eltern gegeben. Sabrina konnte einem manchmal wirklich den letzten Nerv rauben! Und überhaupt liess ihre Mutter Sabrina viel zu viel durchgehen! Schokolade vor dem Essen, wäre bei ihr, Sophia, nie geduldet worden!
Und ihr Vater! Sie seufzte innerlich. Was wusste er in diesen Tagen überhaupt noch von ihr, er verbrachte die meiste Zeit in seinem Büro. Ach, wie schön es früher gewesen war, als er noch fast jedes Wochenende mit ihr und ihren Geschwistern auf Entdeckungsreise gegangen war. Später dann nur noch mit Sabrina und ihr alleine, da Eric vor ein paar Jahren auf einmal nicht mehr an den Familienausflügen teilgenommen hatte. Darauf angesprochen, hatte er damals nur mit den Achseln gezuckt und gemeint, dass er jetzt zu alt für diesen "Kinderkram" wäre. Aber so ganz hatte Sophia ihm das nicht abgenommen, da sich sein Verhältnis zum Vater ganz allgemein fast von einem Tag auf den anderen merklich abgekühlt hatte. Warum? Das wussten die Götter!
"Komm Sabi, wir räumen zusammen den Tisch ab, ja?" hörte Sophia ihren Bruder sagen.
Sie setzte sich in ihrem Zimmer aufs Sofa und liess sich ihre "liebe Familie" durch den Kopf gehen.
Ach Eric! Wieder musste Sophia innerlich seufzen. Obwohl nur gerade drei Jahre älter als sie selbst, war er ihr schon immer um so vieles erwachsener und reifer vorgekommen. Und auch er hatte auf einmal keine Zeit mehr für sie, seit er diese neue Freundin hatte, welche er bis jetzt vor seiner Familie "versteckt" gehalten hatte. Dabei war Sophia doch so schrecklich neugierig auf sie. Es schien Eric dieses Mal ernsthaft erwischt zu haben - das erste Mal seit ihn seine grosse Liebe Jenny vor zwei Jahren verlassen und danach nach Kanada gegangen war, um einige Jahre dort zu studieren.
Eric war äusserst beliebt bei den weiblichen Wesen, was nicht verwunderte, da er nicht nur mit einem attraktiven Äusseren, sondern zusätzlich einer netten, sympathischen Art gesegnet war. So hatte er sich über mangelndes Interesse des weiblichen Geschlechts nie beklagen können. Jedoch - in den vergangenen zwei Jahren waren die Mädchen gekommen und gegangen, und es schien, als ob er noch immer seiner enttäuschten Liebe zu Jenny nachtrauerte, da diese "Beziehungen" nie länger als ein paar Monate überdauert hatten. Doch dieses Mal war es anders. Erics verliebte Blicke, wenn er mit Helga telefonierte, waren seiner Familie nicht entgangen und da Helga eine eigene Wohnung in der Stadt hatte, verbrachte er auch die eine oder andere Nacht bei ihr, so dass es eine Seltenheit war, die ganze Familie Winter versammelt am Esstisch vorzufinden.
Sabrina blühte richtig auf, wenn Eric da war. Er war - nebst ihrem Vater - so etwas wie ihr Held und sie hing wie eine Klette an ihm. Manchmal musste man sie jedoch bremsen, denn wenn Eric für sein Studium lernte, brauchte er absolute Ruhe, um sich konzentrieren zu können.
Kapitel 3:
Jackie's Geheimnis
"Jackie? Hallo?" Sophia hörte nur ein Rauschen, als am anderen Ende das Telefon abgehoben wurde.
geht gleich noch weiter.....
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