[Fotostory] Because she witnessed

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1. Kapitel

2. Kapitel

Schweißgebadet wachte ich morgens auf. Ich hatte einen schrecklichen Traum gehabt. Wieder diese Bilder, von denen ich niemandem erzählen konnte. Ich lief unter die Dusche und putzte mir die Zähne. Wieso? Warum sie? Solche Fragen musste ich mir von meinem Gewissen anhören, doch beantworten konnte sie mir ja doch niemand.

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer, um mich für die Schule fertig zu machen, ging ich ein paar Stufen die Treppe hinunter und spähte ins Wohnzimmer. Meine Mutter lag schlafend auf der Couch. „Wenigstens hat sie aufgehört zu weinen“, dachte ich mir und machte mich anschließend fertig.

In der Schule angekommen begrüßte mich sofort Loraine, meine beste Freundin. So gleich wir auch waren, ich konnte nicht einmal ihr von meinen Erlebnissen erzählen. Ich wollte nicht auch noch sie damit belasten. Sie war immer so gut drauf, egal was passiert war.
„Hey Melody. Was ist los mit dir? Du wolltest mich doch gestern anrufen!“
So ein Mist! Das hatte ich doch glatt vergessen. „Oh, also das tut mir echt Leid. Ich hab’s voll verschlafen. Aber ich musste gestern noch mit meiner Mum weg, ins Krankenhaus. Öhm…also meine Tante ist gestorben deswegen. Ach egal komm wir gehen rein.

Ohne ein weiteres Wort folgte sie mir. Den ganzen Tag über hatten wir das Thema nicht mehr angesprochen. Als es zum Schulschluss klingelte und wir in den Bus stiegen, fragte sie allerdings nach. „Sag mal, wieso ist deine Tante denn tot?“
Ich hatte wirklich keine Lust, darüber zu reden, doch sie war meine beste Freundin. Was sollte ich ihr jetzt nur sagen?
„Ich weiß es auch nicht. Nur dass sie tot ist, dass weiß ich. Du ich muss jetzt auch raus ja. Ich ruf dich nachher noch an.“

Ich stieg aus dem Bus und lief ins Haus. Es war still. Nur aus der Küche hörte man zwei Stimmen. Die meiner Mum und…die von Mr. Newman! Mr. Newman war unser Nachbar von nebenan.
„Hey Schatz, komm doch bitte her und begrüße Mr. Newman. Er will uns bei der Beerdigung deiner Tante helfen.“
Ich schaute diesem Mann tief in die Augen. Ich sah wieder die Bilder in meinem Kopf schwirren. Dieser Mann wollte bei der Beerdigung helfen?
„Hallo.“
Mehr bekam ich nicht raus. Ich lief die Treppe rauf und versteckte mich, sodass ich ihr Gespräch noch mitbekommen konnte.
„Oh Liz, das tut mir wirklich Leid. Ihre Schwester war eine so liebe und gefühlsvolle Person, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Wieso hatte sie sich wohl umgebracht“, sagte er.

Ich setzte mich wieder in meinen Sessel. „Dieser …!“ Schleimt sich bei meiner Mum ein und tut, als würde ihn der Tod meiner Tante interessieren. Dabei war es doch alles seine Schuld gewesen…!

...

3. Kapitel

Ich lief raus in den Garten. Ich liebte ihn. Er war so schön groß und die vielen Blumen ließen meine Augen glänzen. Ich holte meine Seifenblasen aus meinem Geheimversteck und fing an, wunderschöne große Blasen zu pusten. In der Mittagssonne glänzten sie so wunderschön. Solch eine Blase hatte es doch gut. Sie glänzte immer und hatte nie Probleme. Ihr einziges Problem war, dass sie irgendwann mal platzen würde. Wie auf Kommando zerplatzten drei hintereinander.

Eine aufgehende Tür riss mich aus meinem Tagtraum. Mr. Newman kam raus und meine Mutter hinterher. Die beiden verabschiedeten sich und Mum ging zurück ins Haus. Er allerdings grinste mich an und wollte gerade den Heimweg antreten. Ohne nachzudenken sprach ich ihn an. „Ich weiß, was sie gemacht haben, Mr. Newman…!“

Oh Gott. Das hätte ich nicht sagen dürfen! Das war ein großer Fehler gewesen. Ich ließ ihn stehen und rannte schnell ins Haus, hoch ins Zimmer.
Wie konnte ich ihm das ins Gesicht sagen. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht wusste, was ich meinte.

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„Endlich Schulschluss“, rief Loraine laut, während wir die Treppe runterliefen. „Mr. Schmidt nervt echt! Wie kann man nur so gemein sein. Statt der 3 im Test müsste eigentlich mindestens eine 2+ stehen…“, sprach sie weiter.
Ich lief neben ihr her, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Nur nicken tat ich. Ich musste immer zurück an den Vorfall vor 3 Tagen denken. Bis jetzt hatte ich nichts mehr von Newman gehört. Doch ich hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl dabei. Meine Mutter war mitten in den Vorbereitungen für die Beerdigung. Sie wollte, dass alles perfekt wurde!

„Fährst du nicht mit?“
Loraine blickte mich fragend an, als sie sah, dass ich nicht in den Bus stieg.
„Nein, mein Dad hat mir versprochen, endlich mehr Zeit mit mir zu verbringen. Ich treff mich unten an der Eisdiele mit ihm. Ich werd dich aber nachher noch anrufen, wegen Hausaufgaben und so, ok?“
[FONT=&quot]Wir verabschiedeten uns und ich lief die Straße runter. Ich liebte diese Gegend hier. Es war so ruhig. Man konnte die Bienen summen hören, die Blumen rochen einfach fantastisch. [/FONT]

Nach 5 Minuten konnte ich die Eisdiele schon fast erblicken.
Doch plötzlich spürte ich einen starken Schmerz am Hinterkopf. Mir wurde schwarz vor Augen und ich spürte nur noch, wie ich zu Boden gefallen war.

...

4. Kapitel

Dunkel…ist dein Leben
Dunkel…ist der Schmerz
Dunkel…ist das Böse
Dunkel…wird das Herz!
Drum achte gut, wem du vertraust
und lass dich nie von was entzücken
Dein Leben ist dir viel mehr Wert
und bitte, bitte…werd nie von mir rücken!

„Schatz?“
Liz versuchte verzweifelt, ihre Tochter zu finden, doch sie war weder im Garten, noch sonst irgendwo im Haus.
„Melody? Bitte komm doch endlich, ich hab keine Lust auf das Versteckspiel!“
Es blieb ruhig im Haus. Liz suchte alle Ecken und Kanten ab, doch nirgends erblickte sie ihre kleine Tochter.
„Hmm…vielleicht ist sie zu Loraine gegangen…?!“
Sie machte sich Hoffnungen und wählte deren Telefonnummer.

„Jaa?“
„Oh, Loraine, wie schön, dass ich dich gleich rangekriegt hab. Sag mal, ist Melody zufällig bei dir? Ich kann sie nirgends finden und da dachte ich…“
„Sie ist aber nicht hier. Vielleicht ist sie im Park. Sie hat mir erzählt, dass sie dort sehr gerne hingeht, wenn sie etwas Ruhe braucht!“
Einerseits enttäuscht aber auch froh bedankte Liz sich und legte auf.
Sie zog sich schnell was über und lief dann zum Park.

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Dunkel…ist dein Leben
Dunkel…ist der Schmerz
Dunkel…ist das Böse
Dunkel…wird das Herz!
Drum achte gut, wem du vertraust
und lass dich nie von was entzücken
Dein Leben ist dir viel mehr Wert
und bitte, bitte…werd nie von mir rücken!

„Wo…wo bin ich? Daddy? ...mein Kopf tut mir weh.“
Melody blickte sich um. Es war feucht und dunkel, sah ein wenig wie der Keller aus. Doch es war nicht ihr Keller. Und das war auch nicht ihr Klappbett, in dem sie lag.
„Das träum ich jetzt alles nur…!“
Sie kniff sich in den Arm, bereute dies aber kurz darauf bitterlich und stieß einen Schrei aus.

Kurz darauf hörte sie eine Tür quietschen und jemanden die Treppe runterlaufen.
Sie bekam große Angst, kroch unter ihre Decke und dachte an etwas Schönes, so wie sie es immer getan hatte, wenn sie sich fürchtete. Doch diesmal klappte es nicht. Denn diesmal war es kein Donnern oder Monster unterm Bett, nein, diesmal war es bitterer Ernst.

„Das träum ich nur…das träum ich nur…das träum ich nur…!“
Die Schritte kamen näher und näher…je näher sie kamen, desto größer füllten sich Melodys Augen mit Tränen.

„Oh, du bist schon wach. Hier, ich hab dir etwas zum essen mitgebracht.“
Es war eine nette Frauenstimme, die Melodys Angst etwas bändigte und sie darum Mut fassen ließ, hervor zu schauen.
Sie hatte langes, braunes Haar, war geschminkt und hatte ein, wie Melody fand, schönes Outfit an.
„Hier, ich hoffe es schmeckt dir. Ich kann nicht so doll kochen, aber Nudeln krieg selbst ich noch hin. Ich hoffe du magst Käsesoße?“

Melody nickte stumm. Sie nahm einen Löffel und musste zugeben, dass die Frau Nudeln noch sehr gut hinbekam. Sie blickte in die Schüssel und dachte an die Kochkünste ihrer Mutter. Wo diese wohl sein mochte?!
„Wo bin ich“, fragte Melody, in der Hoffnung, eine Antwort zu bekommen.
„Ach Süße, du bist…naja, wie soll ich sagen…“
Plötzlich tauchte ein Mann hinter ihr auf. Er blickte auf Melody, diese allerdings erstarrte.
„Lynn, geh wieder hoch Darling, ich kümmere mich schon um sie.
So, so, Prinzesschen, auch schon wach, ja?“
Melody aber konnte immer noch nichts sagen. Zu groß war der Schock, wer da grade vor ihr stand. Zu groß war die Angst, irgendetwas Falsches zu sagen.

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Verzweifelt schaute Liz sich im Park um, doch nirgends sah sie ein kleines, blondes Mädchen, was ihre Melody sein könnte. Sie begann, jede kleine Blume und jeden großen Baum abzusuchen, doch Melody war nirgends auffindbar.
„Das kann doch alles nicht möglich sein…vielleicht ist ihr etwas passiert? Nein, das würde ich mir nie verzeihen…doch was ist, wenn ihr etwas angetan wurde…?!“

Sie lief vor sich hin und stammelte wirres Zeug von sich, doch ganz gab sie noch nicht auf.
„Vielleicht ist sie aber auch wieder zu Hause! Ja, so wird es sein…na dann werd ich mich mal auf den Weg machen!“
Auf den Weg zu ihrem Auto schaute sie sich noch einmal genauer um. Vielleicht…ja vielleicht würde sie Melody ja doch noch erblicken.

Zu Hause angekommen ging sie rein…und auf der Couch saß ihr Mann, verzweifelt und doch erfreut, Liz zu sehen.
„Liz! Bitte sag mir, dass Melody hier bei dir ist. Oder bei einer Freundin, oder im Garten, im Park…!“
„HEY! Was ist denn los? Ich hatte eigentlich gehofft, sie hier zu finden…sie ist weder im Park noch bei Loraine. War sie heut’ denn nicht mit dir in der Eisdiele?“
Liz stiegen die Tränen in die Augen, sie blickte John erwartungsvoll an.
„Nein…war sie nicht.“

Wo war sie nur. Wo war nur ihre kleine Melody, ihr Ein und Alles, der Sinn ihres Lebens? Hatten sie ihre Tochter vielleicht vernachlässigt, die letzten Tage? Oder nimmt sie der Tod ihrer Tante so sehr mit, dass sie von zu Hause weggelaufen ist?

...