Mich erstaunt es, wie viele hier mit dem momentanen Schulsystem zufrieden sind und sich so gegen eine Reform aussprechen.
Ich bin eindeutig Befürworterin einer Reform - und ich denke, dass eine "Gemeinschaftsschule" ein Stückweit in die richtige Richtung geht.
Unser Schulsystem wie es jetzt ist, hat verdammt viele Macken. Die viel zu frühe Selektierung gehört für mich auch eindeutig dazu. In welchem anderen Land gibt es so eine frühe Aufteilung? Hier wird man mit 10 Jahren in eine Schublade gesteckt - und mit 10 Jahren ist ein Kind noch nicht einmal in der Pubertät drin, was bedeutet, dass sich noch viel verändern kann.
Dass viele Kinder mit Migrationshintergrund und/oder ärmere Kinder auf Haupt- oder eventuell Realschulen gehen, ist sicher kein Zufall.
Meiner Meinung nach würde eine gewisse "Angleichung" zwischen den "Guten" und den "Schlechten" in der Schule allen gut tun.
Ich will damit NICHT sagen, dass man immer alle Schüler in eine Klasse stecken soll. Aber ich denke schon, dass man in Fächern wie Sport, Kunst/Musik oder auch in den Gesellschaftswissenschaften ruhig alle zusammen lernen lassen könnte. Ich meine - was schadet es denn einem "guten Schüler", wenn er in diesen Fächern nicht nur mit anderen "guten Schülern" zusammen ist? Und ganz ehrlich - ich denke eh, dass wir in Deutschland viel zu hohe Ansprüche an die Schüler haben. Oder nein, zu "hohe" vielleicht nicht, aber paradoxe.
Ich meine, ich kann Parabeln berechnen und mit Vektoren eine Ebene beschreiben, aber kaum einer meiner Mitschüler kann Überschlagsrechnungen im Kopf lösen oder Zinssätze berechnen.
Ich kann die Personen in bestimmten Romanen ganz genau charakterisieren und die Beziehungen analysieren und so weiter, aber ich habe keinerlei Allgemeinwissen über bestimmte andere wichtige Romane.
Ich denke, dass Deutschland auch in diesem Bereich reformbedürftig ist, aber das ist ein anderes Thema.
Was die Gemeinschaftsschule betrifft, weiß ich nicht sooo genau, wie die SPD sich das momentan vorstellt.
Wenn es nach mir ginge, würde ich 6 Jahre gemeinsamen Unterricht machen und auch in den oben genannten Fächern weiterhin bis zum Ende der 10. In den Naturwissenschaften oder Sprachen müsste man halt nach Leistung trennen.
Wenn aber der gesamte Unterricht in einem Gebäude stattfindet, wäre es für kluge Realschüler oder schwache Gymnasiasten wesentlich einfacher, "die Schulform zu wechseln" (was es in der Form ja nicht geben würde), weil sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung rausgerissen werden.
Na ja, wie sehr ich die Idee der SPD unterstütze, hängt wie auch bei Kathy von den Details ab - aber ich finde, dass dies endlich einmal eine Reform in die richtige Richtung sein kann.
(Alle bisherigen Reformen der werten Frau Sommer kann man meiner Meinung nach nämlich in der Pfeife rauchen. Ist der klar, dass man demnächst mit 15 entscheiden soll, was man sein restliches Leben machen will? Zeigt mir den Menschen, der mit 15 schon so reif ist...
und bitte WARUM soll man Englisch schon in der Grundschule lernen, dafür aber das schriftliche Dividieren auf der weiterführenden Schule? Das ist doch völliger Quatsch...)