Cosmicgirl- Vom anderen Planeten...

Ihr habt doch vollkommen echt. Ich hab diese Geschichte angefangen und ich führ sie auch zu Ende und ich verstehe es sehr gut, dass ihr keine Lust habt, so ewig zu warten. Ich hatte in letzter Zeit noch ein bisschen Schulstress und Geburtstag und so weiter und sofort und irgendwie wenig Lust, an der Geschichte weiterzuschreiben, da hab ich einfach eine Pause gebraucht (es ist auch für euch nicht so toll, wenn ich keine Lust hab... das merkt man nämlich am Resultat^^)

Naja, auf jeden Fall hab ich jetzt schon mehr als das halbe Kapitel und das Kapitel wird seeehr lang... es passiert nicht sooo viel aber es ist seeeehr lang.
Ich muss noch Bilder machen und fertig schreiben aber ich denke, spätestens morgen gehts weiter


edit: ach ja, auch wenns manchmal vllt aaarg lang dauert, ich hab nicht vor, die Geschichte abzubrechen, also in der Hinsicht bin ich absolut sicher

So, weiter geht's

kakaduh=P: joa, in der letzten Fortsetzung ist nicht so viel passiert, da ging es eher um Kilians Gedanken...
Juhu! du liegst diesmal eher falsch... puh, ich hatte schon angst, du hackst dich in meinen PC ein^^ :roftl

Takemizu Sim: Wie Scotty schon treffend erkannt hat- Kilian lächelt einfach nicht sooo viel, er ist eben der Denker-Typ (na toll, wenn kakaduh=P immer schon alles vorraussagt und Scotty Kommentare beantwortet hab ich ja gar nix mehr zu tun^^)
-ich mag Schoko auch lieber als Vanille

@Scotty: Tja, ich fürchte, wir werden nicht erfahren was Kilian geschrieben hätte (uuuhh, Spannungsaufbau :lachen)
aber lies selbst

y3Lin.: Vielen Dank, das hab ich vor

Saphira94 und stellvertretend für alle anderen: tut mir echt leid! Dafür ist die Fortsetzung heute WIRKLICH lang (normalerweise geht ein kapitel durchschnittlich ~800 Wörter, das was gleich kommt ~1750!)

Kapitel 24: Undankbare Dankbarkeit

Ich wachte auf in dem Wissen, dass ich meinen Aufsatz vergessen hatte. Ich fühlte mich mies, wie ein vollkommener Idiot. Sollte ich lieber zu Hause bleiben? Das konnte ich Herrn Wagner nicht antun. Es war kurz nach 6, vielleicht würde ich noch ein, zwei schlecht ausgeführte Argumente hinbekommen...- das konnte ich ihm genauso wenig antun. Wieso hatte ich die verdammte Argumentation nicht geschrieben? Ich stand auf.



Und wieso um Himmels Willen hatte ich ihm versprochen, etwas Tolles zu schreiben? Aber mit nichts kommen war keine Option und die „ich hab es gemacht und jetzt hab ich doch tatsächlich meine Heft zu Hause vergessen“ Nummer war auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Wie weit war ich gestern noch gekommen? Ich meinte, die halbe Einleitung geschafft und ein paar stichpunktartige Argumente bereit gelegt zu haben.
Wenn ich mich beeilte... Die „schlechte“ Variante war noch die beste im Angesicht der verbleibenden Möglichkeiten...



Ich begab mich zum Schreibtisch, wo das Heft lag, wie ich es am Vorabend eben liegengelassen hatte. Doch irgendetwas war anders... Ich nahm es hoch und sah mit Erstaunen, dass es keine leere Seite war- sondern ein vollkommen, ausgearbeiteter, 3 Seiten langer Aufsatz.



„[FONT=Hand Me Down S (BRK)]Immer öfter wird man in Deutschland mit folgender Aussage konfrontiert: [/FONT]„[FONT=Hand Me Down S (BRK)]Unsere Kinder sind zu dick.“ Teils liegt dies an mangelnder Bewegung, teils an der aufkommenden, neuen Esskultur die aus Fertigpizza, Fast-Food-Ketten und übersalzenen Chips besteht. Darum hat es aus Reihen der Regierung die Forderung nach einer Steuer für besonders Ungesunde Lebensmittel...“[/FONT]

Ich hörte auf zu lesen. Hatte Kaya das geschrieben? Wann? Und woher kannte sie sich mit diesen Dingen aus? Ich lief hinüber in das alte Schlafzimmer meiner Eltern, in dem sie jetzt schlief. Sie lag da, die Augen noch fest verschlossen und atmete gleichmäßig vor sich hin, ihr Körper hob und senkte sich bei jedem neuen Zug. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihrem Gesicht und sie sah so...so süß aus.



Ich betrachtete sie noch kurz, dann schlich ich rückwärts wieder hinaus und schloss leise die Tür. Ich wollte ihren Schlaf nicht stören...



Ich zog mich an und machte mich anschließend auf den Weg zum Bäcker um Croissants zu kaufen. Ich richtete sie schön auf einen Teller hin, aß selber eins und schrieb anschließend einen kleinen Zettel mit nur dem einen Wort: „Danke“, klebte ihn auf die Küchentheke neben die Hörnchen und packte meine Sachen zusammen.



Gerade als ich die Haltestelle erreichte und meine Schuhe zuband, kam der Schulbus. Perfektes Timing also, wie ich erfreut feststellte- da konnte doch überhaupt nichts mehr schiefgehen!
Der Bus war voll und ich musste stehen, ich hatte gar nicht mehr gewusst, wie voll er werden konnte... komischerweise machte mir das aber nichts aus, nicht wie sonst.



*geht noch weiter*

Durch das Schultor zu gehen hatte ich mir anders vorgestellt- ich dachte, es würde mir fremd vorkommen oder mich würde einfach der gewohnte Missmut überfallen... aber nichts davon war der Fall. Um ehrlich zu sein konnte ich es kaum erwarten, Achim Wagner den Aufsatz zu zeigen und ihm zu beweisen, dass ich es ernst meinte. Dass es gar nicht mein Aufsatz war, war mir durchaus bewusst, aber ich verdrängte es. Ich hatte einen Aufsatz und das war alles, was zählte...

Als ich das Klassenzimmer erreichte, war mir trotzdem etwas mulmig. Ich hatte ganz vergessen, dass ich nun auch meine Mitschüler das erste Mal seit längerer Zeit wiedersehen würde. Ich hielt kurz inne und atmete noch einmal tief ein- es war nur ein Gefühl, aber irgendetwas sagte mir, dass ab jetzt an alles anders werden würde...



Ich drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Ein Großteil der Klasse war schon anwesend, tief in Gespräche über den letzten Abend oder eine anstehende Klausur vertieft, noch schnell hektisch versuchend, die Hausaufgaben eines anderen abzuschreiben, herumalbernd oder einfach auf dem Stuhl gammelnd.



Als ich mit zügigen Schritten das Zimmer durchschritt um mich auf meinen Platz, in der vorletzten Reihe ganz links und unscheinbar niederzulassen spürte ich zwar, dass mich einige Blicke verfolgten und ein paar Mädchen ihre Stimmen senkten und wohl über mich tuschelten und zwei weitere ganz verstummten, doch eine größere Reaktion blieb aus.
Wenig später sah ich, dass Phillip ins Klassenzimmer gestürmt kam. Er war ziemlich außer Puste und leicht verschwitzt. Er schaute recht verwundert, als er mich erblickte. „Hey, Nebensitzer! Doch wieder Bock auf Schule?“




fragte er grinsend, warf seine Tasche neben mich und ging dann zu den anderen, um seine Freunde zu begrüßen. Als ich ihm dabei zusah wurde mir schlagartig bewusst, wie einsam ich gewesen war, bevor Kaya kam. Und, dass ich eigentlich nicht wusste wieso. Natürlich, ein so cooler Junge wie Phillip (oder Phil, wie er eigentlich genannt wurde weil er seinen Namen nicht mochte) hätte sich nie neben mich gesetzt, wenn die Sitzordnung von den Schülern aus geregelt worden wäre. Aber ich hatte doch nie wirklich versucht, Anschluss zu finden. Die Begrüßung hatte mir gezeigt, dass ich überhaupt nicht so falsch hier war. Ich hatte meine Einsamkeit selbst gewählt. Ich hatte mich zurückgezogen, von Anfang an.

Herr Wagner betrat den Raum und unterbrach meine Gedanken. Die Gespräche verstummten allmählich und die Klasse nahm ihre gewohnte Formation ein.



Phil zwinkerte mir nochmal zu und holte anschließend sein Deutschheft heraus- natürlich war es, unter den krakelig von der Tafel notierten Hausaufgaben, vollkommen blank. Ich hatte auch nichts anderes erwartet...

„Fehlt heute jemand?“ fragte Herr Wagner und blickte durch die Bänke, wobei er an meinem Platz übertrieben lange hängen blieb, wodurch sich einige Köpfe nach mir umwandten.
„Es sind heute alle da“ erklärte Marie aus der ersten Reihe Herrn Wagner.
„Wunderbar!“ entgegnete er zufrieden und trug die Feststellung ins Tagebuch ein.

„So! Dann fangen wir doch gleich mit dem schönsten Teil des Unterrichts an-„ „der Pause!“ schrie jemand aus dem rechten hinteren Eck, worauf ein Lachen durch die Reihen ging und auch Herr Wagner schmunzelte.

„Na gut, dann eben das zweitschönste- gibt es Freiwillige, die ihren Aufsatz vorlesen wollen?“ Stille. „Och Leute, kommt schon... da denk ich mir so ein spannendes Thema aus... da will ich jetzt aber mehr Begeisterung sehen!“ Seine Augen sprangen durch die gesamte, stillschweigende Masse die betreten auf die Tische starrte. „Phil, wie sieht’s mit die aus?“ schallte Herr Wagners Stimme in unsere Richtung. Dieser schaute gespielt verdutzt in sein Heft und dann seinen Lehrer an und schlug sich vollkommen verwundert die Hand vor den Kopf.



„Oh nein! Mein Hund hat mein Heft gefressen!“ Herr Wagner musterte ihn nur stirnrunzelnd. „Und was liegt da vor dir auf dem Tisch?“ „Ertappt“ erwiderte Phil und setzte ein unheimlich gekonntes Honiggesicht auf. „Wie wär’s, wenn ich stattdessen zur allgemeinen Unterhaltung ein Gedicht aufsage?“ schlug er vor und die Klasse applaudierte erfreut. „Angriff ist die beste Verteidigung, was?“ fragte Herr Wagner nur und schüttelte lachend den Kopf.



„Na gut, was hast du denn so zu bieten?“ fragte Herr Wagner“. „Wie wär’s mir dem Erlkönig?“ schlug Phil vor. „Sagen sie nicht nein, ich kann nichts anderes...“ fügte er hinzu woraufhin wieder einige, vor allem Marie und Lisa, kicherten.




*geht noch weiter*

„Na dann, das Publikum gehört dir!“ Phil zog tatsächlich eine überzeugende Show ab- wie ich anerkennend feststellte- und trug das Gedicht mit verschiedenen Stimmen vor, wobei seine Interpretation des Erlkönigs eine gewisse Ähnlichkeit mit Gollum hatte...


Dafür bewunderte ich Phil sowieso. Er war so spontan... So anders als ich. Aber es hatte auch seine Nachteile- auf mir lastete auf jeden Fall nicht der Zwang, nicht die Erwartung, immer kreativ und lustig zu sein.
Als Phil fertig war und sich mehrmals unter tobendem Beifall verbeugt hatte, ergriff Herr Wagner wieder das Steuer und lenkte die Aufmerksam zurück auf die Hausaufgaben. Marie und Jonas lasen ihre Aufsätze vor. Dann kam das, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet hatte und was so sicher gekommen war wie das Amen in der Kirche- „So und jetzt hören wir noch unseren Wiederkehrer...na dann zeig mal, was du hast, Kilian!“

Ich spürte die Aufmerksam der Klasse auf mir ruhen und mir wurde heiß. Ich konnte es nicht leiden, im Mittelpunkt zu stehen. Aber diesmal kam hinzu, dass ich positiv aufgeregt war. Ich wusste, dass mein Aufsatz gut war. Ich räusperte mich kurz und begann dann, die Worte aus meinem Heft vorzulesen...



„Wollen wir also doch noch die Kurve bekommen und in einem Land leben mit gesunden, glücklichen Menschen und Lebensmittel essen, bei denen nicht nur die Gesundheit sondern gleichzeitig auch noch der Genuss befriedigt wird, so sollten wir dringend etwas an dem Image von „gutem Essen“ ändern. Eine Extra-Steuer für ungesunde Lebensmittel halte ich deshalb für einen guten Beginn, wenngleich sie nicht die einzige Bemühung bleiben sollte, vielmehr sollten weitere Schritte folgen, im Wohle aller.“

Mit diesen Worten schloss ich meine Erörterung. Ich blickte erwartungsvoll auf. Die Klasse applaudierte kurz Beifall, wie immer, wenn jemand seine Hausaufgaben vorlas und Herr Wagner nickte anerkennend. „Sehr schön! Deine Argumente waren sehr gut ausgeführt und Einleitung und Schluss waren auch passend. Ich bin wirklich zufrieden, vielen Dank, Kilian!“

Und er begann mit dem Unterricht für den heutigen Tag...

Die anderen Lehrer machten an diesem Tag zwar die ein oder andere Bemerkung, aber es hielt sich in Grenzen. Insgesamt hatte ich mir die Sache schlimmer vorgestellt.
Deswegen war ich auch eigentlich recht gut drauf, als ich um halb 4 den Schlüssel in die Haustür steckte und im Schloss herumdrehte. Doch meine Stimmung sollte nicht anhalten. Kaya saß auf dem untersten Treppenabsatz und schaute mich mit einer Mischung aus Wut, Enttäuschung und Vorwurf an.



„Wieso hast du mich nicht geweckt?“ ihre Stimme klang vollkommen ruhig, aber ihre Augen verharrten mit diesem fast schmerzhaften Blick auf mir.
„Wieso sollte ich dich wecken?“ entgegnete ich ihre Frage mit einer Gegenfrage.
„Ich habe dir geholfen. Ich dachte, du wärst dankbar.“
„Ich bin auch dankbar“ ihr Blick verwirrte mich und machte mich gleichzeitig stur.
„Aha.“ Sagte sie und nun hörte ich deutlich Abfälligkeit in ihrer Stimme.

Sie sprang auf. „Dankbarkeit nennst du es also, mich allein in diesem Haus zu lassen? Dankbarkeit nennst du es, dich aus dem Haus zu schleichen... Dankbarkeit also? Ist das, was ihr Menschen unter Dankbarkeit versteht?“ Ich starrte sie entgeistert an. Was sollte das denn? „Das Croissant war Dankbarkeit, ich hab es dir beim Bäcker...“ „Super!“ schnaubte Kaya.



Ich war unheimlich enttäuscht. Ich dachte, sie würde sich freuen. Gleichzeitig kam Wut in mir auf- der Tag war so gut gelaufen, ich hatte mir Mühe gegeben, ich hätte auch gar nichts sagen können und überhaupt, was dachte sie eigentlich, was sie getan hätte, einfach mitkommen? Sie war ein Alien und Aliens gehörten nicht in eine Menschenschule. „Und ohne Dankbarkeit habe ich dich hier wohnen lassen! Ihr habt mich entführt und mein Leben total verändert, wieso sollte ich dankbar sein? Ich hab dich trotzdem aufgenommen- DU solltest dankbar sein!“ warf ich ihr an den Kopf.



„Oh, super! Ich will hier überhaupt nicht mehr wohnen! Es war von vornherein eine bescheuerte Idee gewesen, ich kenne dich überhaupt nicht! Ich kenne euch Menschen nicht! Zat hatte die ganze Zeit recht, mit allem, und überhaupt, du bist ja noch nicht mal ein Mensch! Du bist seltsam, du hast keine Freunde, du... du... du hast kein LEBEN!“

Hi! Gleich gehts weiter... diesmal wieder ziemlich spät, tut mir leid...irgendwie ist die Fortsetzung da und dann denkt man "juhu, jetzt hab ichs erstmal" und dann gehen die wochen immer sooo schnell rum^^
naja, wir wollen nicht lange rumschwafeln...

@xXRockStarXx: Das freut mich sehr, dass du dir die zeit dafür genommen hast ja, Kaya war nicht sonderlich nett... um niccht zu sagen extrem direkt und verletztend^^ mal sehen, wie sie das wieder schaukeln...

kakaduh=P: ja, wie kilian schon mal bemerkt hat- kayas reaktionen sind extrem. wir werden den grund dafür irgendwann noch erfahren aber ich denke das dauert noch ein bisschen... freut mich dass dir die fortsetzung gefallen hat

@Scotty: ja, kaya hat viele talente ein paar weitere kommen im nächsten kapitel, also nicht in dem, sondern in kapitel 26 (mit schreiben ist das nämlich schon fertig^^)
naja, phil ist eigentlich bei allen, schülern wie lehrern, recht beliebt, dem wird so ziemlich alles verziehen vllt kommt er ja nochmal öfters vor, mal schaun

Takemizu Sim: Hilfe! Da bekomm ich aber angst :hua jetzt trau ich mich gar nicht mehr weiter zu schreiben^^ aber mal im ernst- wäre eine geschichte, bei der alles glatt läuft denn interessant?
das du mit den beiden so mitleidest nehm ich jetzt aber einfach mal eiskalt als kompliment

@Flower_Child: Auch dir, vieeelen Dank fürs lesen
tja, das ist möglicherweise eine gute Idee die vllt auch noch vorkommt...aber lies selbst

Kapitel 25: Verletzen



Das saß. Ich stand vollkommen regungslos da, meine Wut, meine Enttäuschung, alles war verflogen. Da war nur der Schock. Kaya stand ebenso reglos da wie ich. Ihre Augen waren in Entsetzen weit aufgerissen, sie presste sich eine Hand vor den Mund.



Wie lange wir so standen? Ich kann es nicht sagen. Plötzlich löste sich die Starre und Kaya rannte, schneller als ich reagieren konnte, die Treppe hinauf.
Mein Magen fühlte sich an, als hätte sie mir ihre Faust in den Bauch gerammt- nur noch schlimmer.
Worte verletzten mehr als körperliche Gewalt es tun kann- wenn sie von jemandem kommen, den man mag- und wenn dieser jemand auch noch Recht hat.



Wenigstens wurde die Wirkung abgeschwächt durch den Umstand, dass ich eine ähnliche Erkenntnis nur wenige Stunden zuvor selbst gewonnen hatte.
Und trotzdem- so etwas aus dem Mund eines anderen zu hören, der eigentlich wenig davon verstand, war etwas vollkommen anderes. Sie war erst seit einer Woche hier und schon hatte sie erkannt, was für ein Loser ich war. Das tat weh.

Und in diesem Augenblick beschloss ich, mein Leben zu ändern.

„Kaya!“ rief ich, merkwürdigerweise war ich plötzlich erfüllt von Euphorie, nichts war mehr zu spüren von Wut, Enttäuschung, Schock oder Schmerz. Handlungsgeist durchströmte meinen Körper, meinen Kopf, mein Blut, meinen Geist.
„Kaya!“ ich stürmte in das Schlafzimmer, mit glänzenden Augen und erhobendem Haupte
Kaya saß in der Ecke, zusammengekauert und schluchzte.



Meine Euphorie verschwand wieder leise und machte dem gewohnten Gefühl des Unbehagens Platz. Es war unglaublich, wie sehr meine Gefühle innerhalb dieser kurzen Zeit schwankten. „Kaya“ sagte ich ein weiteres Mal, diesmal jedoch wesentlich leiser. Ohne ein weiteres Wort durchquerte ich den Raum und setzte mich schweigend neben sie.



Sie schluchzte kurz noch lauter auf aber zeigte sonst keine Reaktion. Ich legte ihr sachte einen Arm um die Schultern und streichelte die Tränen, die ihre Wange hinunter kullerten weg, wie große glitzernde Perlen nur so viel wertvoller. „Kaya“ flüsterte ich ein weiteres Mal. Sie blickte mich durch ihre großen Augen schmerzerfüllt an und schmiss sich dann in meine Arme. „Ist schon gut“ murmelte ich und hielt sie fest, „ist schon gut.“ „Nein!“ schluchzte Kaya „nein, nichts ist gut. Ich verletze dich, ich beleidige dich und ich verletze dich, wie kannst du sagen, dass alles gut ist? Ich verletze dich...“
„Aber du verletzt mich doch nicht, wie sollst du mich verletzen? Du könntest mich nie verletzen, das einzige was du tun könntest um mir wirklich weh zu tun wäre zu gehen. Du hast mir nicht weh getan, Kaya.“ Ich spürte, wie sie ihr Gesicht gegen meine Brust presste und legte mein Kinn auf ihren Kopf. „Du musst keine Angst haben Kaya, ich werde dich niemals hassen“ Kaya löste sich von mir und sprang auf.



„Aber Kilian, das ist es doch, genau das. Das ist doch, was am meisten wehtut. Du wirst mich niemals hassen.“ Diese Aussage verwirrte mich. „Ich verstehe nicht...“ begann ich, doch sie gab mir ein Zeichen zu schweigen. „Du bist der Mensch, der mir am meisten bedeutet. Du bist nicht nur der Mensch, der mir am meisten bedeutet du bist, was mir am meisten bedeutet. Und ich... ich verletze dich. Ich kann mir nicht verzeihen, dass du mir verzeihst, Kilian. Ich kann nicht zusehen, wie du leidest und Opfer bringst für mich. Ich kann nicht zusehen wie ich dich verletze und du nur versuchst, mir den Schmerz zu nehmen. Ich kann nicht-“ ich stand auf und ging auf sie zu. Ich hatte meine Hände ausgetreckt und hielt nun ihr Gesicht in ihnen. „Kaya. Du verletzt mich nicht“ ich küsste ihre Stirn und strich ihr durch das kurze Haar. „Niemals“.



***
(geht noch weiter)

„Nicht die Diskussion schon wieder!“ stöhnte ich gequält und rieb mir verschlafen die Augen.
„Doch, genau die“ erwiderte Kaya stur. „Aber du weißt doch, was das letzte Mal passiert ist“ „fast wäre“ verbesserte sie mich nur trotzig. „Na gut, fast wäre und sicherlich passieren wird“
Konterte ich.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe in der letzten Woche viel darüber nachgedacht...“ –ich konnte es fühlen- Unheil war im Anmarsch- „wir müssen meine Hände verdecken.“ Ich runzelte die Stirn. „Wow, super... schön, da kam ja viel raus bei deinen Überlegungen, letze Woche“ Sie streckte mir die Zunge raus.



„Ja, nicht wahr?“
Ich lehnte mich gegen die Küchentheke. „Worauf willst du hinaus?“
„Wieso schminken wir nicht auch noch meine Hände?“ fragte sie neugierig. „Ja, das hab ich mir selbst schon überlegt“ gab ich zu (was Kaya jedoch nicht sehr erfreute, anscheinend hatte sie diese Idee für den Gedankenblitz des Jahrhunderts gehalten) „aber?“ fragte sie leicht pampig. „Naja, wenn du mit in die Schule kommen würdest, würden dich alle erstmal begrüßen- du könntest ihnen also nicht die Hand geben. Falls dir dafür eine Rettung einfallen würde, wärst du trotzdem eine Schülerin und müsstest mitschreiben-



und spätestens dann würden alle, wenn deine braune Haut plötzlich am Stift und auf dem Papier klebt Zweifel bekommen.“ Kaya nickte resigniert. „Du hast recht.“ Wir schwiegen einen Augenblick „Aber vielleicht...“ Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte sie. „Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit? Wie wäre es, denn wir den Stoff einfach länger machen, bis die Ärmel meine Hände vollkommen verdecken?“
„Vergiss es.“ Ich schüttelte den Kopf, „das sieht bescheuert aus und deine Finger schauen beim schreiben und Handgeben immer noch raus. Das einzige, was du nehmen könntest, wären Handschuhe.“



Es entstand eine kurze Pause. Langsam machte sich auf Kayas Gesicht ein Ausdruck freudigem Überraschen breit und in meinem Kopf die Frage „Wieso?!“



„Ich nehme an, jetzt steht meiner schulischen Laufbahn nichts mehr im Wege?“ fragte Kaya mit Honigstimme und zuckersüßem Lächeln im Gesicht. Ich seufzte erneut- „es sieht so aus“ erwiderte ich.