Sternenstaub

  • chrissy: Danke für Deinen lieben Kommi! Du kennst mich doch, ich würde Lille bestimmt nicht einfach so sterben lassen und Tom bis dahin völlig im unklaren, oder? Jedenfalls hast du recht - Lille braucht ihn. Auf der anderen Seite sage ich immer noch: ist das nicht ein wenig egoistisch? Ob sie es ihm sagt - das siehst Du im kommenden Kapitel :-) Auf jeden Fall hast du recht - dieser blöde Nico. Scheint echt am Namen zu liegen *grins*
    emo: Im kommenden Kapitel wirst Du erfahren, ob Lille es Tom sagen wird! Nico ist wirklich ein Idiot, oder? Aber er denkt eben so primitiv.
    @ineshnsch: Ich musste gerade richtig über den "Pinsel" lachen :-) Das passt definitiv zu Nico! Freut mich dass Dir das Kapitel so gut gefallen hat! Und Du hast recht - es hätte nicht zu Lille gepasst, total auf Nicos Anmachversuche einzugehen!
    @Tearfromheaven: Ob alles gut wird, kann ich Dir nicht versprechen, aber ich denke, zumindest im Moment fühlt es sich gar nicht schlecht an, oder?
    @Tamsi: Über Deinen Kommi freue mich ganz besonders! Ja, Lilles Vorgehensweise kann man natürlich nicht wirklich nachvollziehen - vielleicht merkt sie jetzt ja, dass es so nicht ganz klappen wird. Ob der Titel sich auf die Erfüllung eines Wunsches bezieht, das lass ich mal noch offen... ;-)



    So ihr Lieben, heute geht es weiter - so arg viele Kapitel liegen gar nicht mehr vor uns!



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    Kapitel 18

    Geständnis


    Lille und Tom schlenderten eine Weile schweigend durch die Straßen. Die Nacht war mild und unglaublich klar. Die Sterne und der Mond funkelten mild auf sie herunter.

    Lille dachte nicht nach. Sie genoß es einfach, so neben Tom durch die Straßen zu laufen. Sie fühlte sich erstaunlich ruhig und gelassen. Das Schicksal hatte ihren Weg bestimmt und nun, so schien es ihr, brauchte sie nur noch den vorgegebenen Spuren zu folgen. So setzte sie einen Schritt vor den anderen ohne nachzudenken.

    Auch Tom schwieg, als wolle er den Zauber des Moments nicht stören. Ohne es zu merken, schlugen beide den Weg zum Park ein und setzten sich schließlich fernab des Hauptweges auf eine kleine Bank, die geschützt unter einigen Weiden stand. Ohne ein Wort zu sprechen, legte Tom sachte seinen Arm um Lille und diese rückte näher zu ihm. So saßen sie eine Weile und hörten das sanfte Zierpen der Grillen um sich herum.



    Nach einigen Minuten löste Lille sich sachte aus Toms Umarmung, rückte ein Stück zur Seite und sah ihn an. Sie wusste, dass sie nun sprechen musste. Ein banges Gefühl beschlich sie, doch dann schluckte sie es hinunter und sagte leise: "Ich denke, ich muss dir etwas gestehen, Tom."

    Tom sah sie aufmerksam an, sagte jedoch kein Wort.
    "Du willst sicher wissen, was mit mir los ist.... zu allererst will ich mich bei dir entschuldigen für alles, was ich dir in der letzten Woche angetan habe", sagte Lille leise und sah beschämt zu Boden.

    "Du hast das, was du am Dienstag sagtest, also nicht ernstgemeint?" sagte Tom ruhig.
    Lille schüttelte den Kopf. "Nein, natürlich nicht, Tom. Es war nur eine Notlüge von mir... ich ... wollte dich nur schützen, Tom. Damit du nicht so sehr leidest, wenn... wenn es soweit ist."



    Tom sah Lille besorgt an. Die ruhige Ernsthaftigkeit in ihrem Gesicht und ihrer Stimme machte ihm Angst.
    "Lille, was meinst du damit? Was sollte schlimmer für mich sein als dich zu verlieren, weil ich nicht mit dir zusammen sein kann?"



    Lille sah ihn nachdenklich an und sagte dann langsam: "Nun ja - mich für immer zu verlieren, nehme ich an."

    Tom sah sie verstört an. "Was willst du mir damit sagen?"

    "Tom - meine Ohnmacht neulich - das war keine Erkältung. Ich hab einen Tumor im Kopf."



    "Ich werde sterben, Tom. Man kann nichts dagegen tun."

    Tom schrak zusammen, als habe man ihn mit einer Nadel gestochen.

    "Nein, Lille! Das - ist doch nicht wahr, oder?"

    Sie war so leid, es immer wieder aussprechen, erklären und beteuern zu müssen, wo es doch für sie selbst so unglaublich schien.

    "Doch, Tom, es ist wahr", sagte sie leise. "Ich wollte dir einfach ersparen, dass du mich auf diese Weise verlierst. Ich dachte, wenn du mich hasst, wird es leichter für dich. Denn wir haben nur noch wenige Wochen zusammen - drei oder vier. Und was ist das schon?"



    Tom schlug die Hände vors Gesicht und sagte kein Wort mehr. So saßen beide eine halbe Ewigkeit nebeneinander. Lille beobachtete Tom angespannt. Er war still, aber seine Schultern zuckten immer wieder verräterisch und sein Atem ging stoßweise.

    Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, meinte, seinen Schmerz am eigenen Leib zu spüren und zögerte einen Moment, ob sie das richtige getan habe...



    Doch dann sah Tom plötzlich wieder auf und lächelte sie schwach an.

    "Lille - es ist gut, dass du es mir gesagt hast. Ich kann es kaum glauben, dass du all das auf dich genommen hast, um mich zu schützen. Aber du warst im Irrtum, Lille. Ich hätte dich nie hassen können. Und ich hätte es mir nie verziehen, nicht die Wahrheit herausgefunden zu haben, Lille."

    Lille seuftze erleichtert auf. "Lille - es... ist furchtbar, was du mir da gerade gesagt hast. Aber ich bin froh, dass ich es nun weiß. Wir - wir werden diese Wochen nutzen, Lille. Ganz egal, wie viel Zeit uns noch bleibt, wir werden jede Sekunde auskosten." Er sah sie sanft an. "Du siehst so schön aus, Lille."

    Lille fühlte, wie sie ein ungekanntes, weiches Glücksgefühl ergriff, als Tom sie sachte in die Arme schloss.




    So saßen sie beide eine Zeit schweigend da. Irgendwann sagte Tom: „Lille… ich muss dir etwas sagen. Ich hab mich ganz schrecklich in dich verliebt, weißt du das.“

    Lille sah gerührt zu Boden. „Und ich mich in dich, Tom“, sagte sie.
    Sie merkte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, aber diesmal nicht aus

    Traurigkeit, sondern vor Glück. Mit einemmal schien nichts mehr schwierig oder bedrohlich. Die Luft umspielte sie sanft, über ihnen rauschten die Blätter der Bäume, irgendwo zirpte eine Grille… und sie umgab die Wärme von Toms Körper, sein Geruch drang in ihre Nase und sein Atem streifte ihre Wangen.





    Es war gut, wie es war. Alles war gut.



    Ende Kapitel 18!


    FS Folgt

  • emo: Ja, ich denke auch, Lille hat gemerkt, dass sie einfach nicht mehr weiterlügen KANN - und so hat Tom die Möglichkeit, sich von ihr zu verabschieden. Danke für Deinen lieben Kommi!
    Kiara: Ja, Du hattest recht - Lille wird jetzt sehr schnell "erwachsen". Ich denke, für sie ist einfach klar dass sie nun ganz streng Prioritäten in ihrem Leben setzen muss - weil sie einfach nicht mehr soviel Zeit hat. Da ist eine falsche Entscheidung was anderes als in einem "normalen" Leben, denke ich...
    Ich heiße prügeln übrigens auch nicht gut, aber dieser Blödmann Nico hat ja eigentlich selbst angefangen und da ist es schon gut, dass er mal die rote Karte gezeigt bekommen hat. Dass Lille Dir am wenigsten leid tut - mh, ja, schon irgendwie richtig. Sie findet ihren Frieden. Aber der Rest ihrer Familie... ihrer Freunde wird darunter leiden. Aber vielleicht gibt ihnen da sja auch was mit auf den Weg?
    Keksy: Mir tut Tom auch sehr leid. Und ich find ihn auch echt tapfer, dass er Lille nun so den starken Arm anbietet.
    Jule: Ich glaube auch, dass Tom sich das nie verziehen hätte. Er hätte sich bestimmt immer vorgeworfen, zu schnell aufgegeben zu haben. Auch wenn ja kein Mensch auf sowas kommen würde.
    @gotti: Ich freue mich sehr über Deinen KOmmi und dass Dir die Geschichte so gut gefällt!!!!! Wirklich!
    Ich denke auch, viele Jungs würden den Rückzug antreten und wären völlig überfordert. Tom ist da schon ein Stückweit reifer und hat einen sehr stabilen Charakter.



    So, wir nähern uns langsam dem Endspurt, deswegen hier direkt Minikapitel 19!


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    Kapitel 19

    Sternenstaub


    Währenddessen kamen Toni und Jazzy nur einige Kilometer weit entfernt an einem ganz besonderen Platz an. Sie hatten eine ganze Weile im Eiscafé gesessen, erzählt und viel gelacht.

    Irgendwann hatte Toni sie aufmerksam angeschaut und gesagt: "Jazzy, möchtest du noch ein bißchen mit mir herumfahren? Ich kenne da so einen besonders schönen Flecken etwas oberhalb des Sees. Da fahre ich immer hin, wenn ich besonders glücklich oder traurig bin."

    Jazzy atmete tief durch, sie fühlte sich geschmeichelt, dass Toni ihr diesen besonderen Ort zeigen wollte. "Natürlich, gerne, Toni!"

    So stiegen sie fünfzehn Minuten später auf einer Anhöhe über dem See aus dem Auto und liefen einen kleinen Feldweg entlang, bis zu seiner alten verwitterten Mauer kamen. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick über den See und die umliegende Landschaft.

    "Das ist mein Lieblingsplatz", erklärte Toni und ließ die Augen ruhig über den See gleiten, der sich im Mondlicht spiegelte. "Gefällt es dir?"

    Er drehte sich zu ihr um und sah sie ernst an.



    Jazzy nickte. "Ja... ja... es ist... einfach toll, wirklich..."
    Toni zog die Brauen hoch und ging einige Schritte zur Seite.

    Jazzy seufzte und trat ein Stück näher an die Mauer. Irgendwie lief gerade alles unrund. Die ganze Zeit waren sie sich so nahe gewesen, aber schon im Auto hatte Toni aufeinmal eisern geschwiegen und auf ihr Geplapper höchstens ein "Mmhhhh" erklingen lassen.

    Traurig fummelte Jazzy an ihrer Hose herum. Vermutlich würde sich diese Sache hier wieder genauso im Sand verlaufen wie viele andere zuvor. Den Jungs war sie oft einfach zu resolut, zu aufgekratzt und ein bißchen zu speziell.

    Sie warf einen Blick zu Toni, der immer noch schweigend mit dem Rücken zu ihr stand. Hatte sie etwas falsches gesagt oder getan?



    "Weißt Du - ich... bin noch nie mit jemandem hier her gekommen. Du denkst vielleicht, ich fahre mit jedem Mädchen, das ich treffe hier rauf, weil es so schön romantisch ist..." sagte Toni plötzlich.

    Jazzys große runde Augen weiteten sich und eine ungekannte Größe, als sie seine Worte vernahm. Er drehte sich zu ihr um.
    "Aber nein! Das dachte ich nicht!" rief sie schnell. "Wie kommst du nur darauf?"

    Toni zuckte mit den Achseln. "Ich weiß nicht... es war so ein Gedanke... weißt du... ich würde nur einen ganz besonderen Menschen mit hierher nehmen... so jemanden wie dich."

    Toni kam auf sie zu und griff nach ihren Händen.



    Jazzy schluckte und lächelte ihn dann an. "Ich bin froh, hier oben zu sein. Mit dir hier oben zu sein."

    Toni zog sie an sich und sah ihr in die Augen. "Weißt du, Jazzy", sagte er dann und ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund. "Du gefällst mir. Du gefällst mir wirklich. Du bist so ein richtig verrücktes Huhn und genau das macht dich so einzigartig. Ich glaube, ich könnte mich in dich verlieben..."

    Jazzy lachte auf. "Hältst du das für charmant, einen Mädchen, in das du dich verlieben willst, zu sagen, sie sei ein verrücktes Huhn?"



    Toni grinste und zuckte mit den Schultern. "Darüber mache ich mir keine Sorgen. Ich nehme an, dieses Mädchen weiß selbst sehr genau, dass sie ein verrücktes Huhn ist und wird`s mir nicht übel nehmen. Die einzige Frage, die bleibt ist die, ob das verrückte Huhn mich genauso mag?"

    Jazzy sah ihn erst an. "Das fragst du noch..."

    Sie spürte, wie ihr ganzer Körper vibrierte und ihr das Herz bis zum Halse schlug. Sowas hatte sie bei all ihren Flirtereien noch nie erlebt.

    Herrjeh, war es das, was Lille gemeint hatte, als sie erzählte, wie es sich anfühlt, den richtigen gefunden zu haben, sich Hals über Kopf in jemanden zu verlieben, mit Haut und Haar?

    Sie konnte nicht länger weitergrübeln....



    Sachte ließ Toni von ihr ab und warf einen Blick in Richtung See.

    "Sieh dir das an", sagte er dann und deutete in den Himmel. Jazzy richtete die braunen Augen nach oben und holte tief Luft. Die Sterne funkelten hell und klar auf sie herab, als wollten sie ihnen Applaus spenden.



    "Die Sterne sehen überall gleich aus", flüsterte Lille leise. "Ist das nicht beeindruckend? Es ist völlig egal, wo du dich befindest, ob hier oder in Afrika. Sie sehen immer gleich aus. Du schaust vielleicht in einem etwas anderen Winkel auf sie, mag sein. Aber letztlich ist der Sternenhimmel immer gleich. Wer weiß, wie viele Menschen unter demselben Himmel in diesem Moment weinen, lachen, sich küssen oder streiten..."

    Tom richtete den Blick nach oben, wo zwischen den Blättern der Bäume ein faszinierend klarer Sternenhimmel auf sie herabfunkelte.



    Er antwortete eine Weile nicht und genoss einfach nur Lilles Nähe. Der Park war menschenleer und die Nacht war mild und beide hatten sich fernab vom Weg unter einigen Bäumen auf dem trockenen Gras ausgestreckt und starrten schweigend in den Himmel.

    Nach einer Weile brach Tom das Schweigen. "Lille... hast... hast du Angst?"
    Lille strich ihm sachte über den Kopf, den er in ihren Schoss gelegt hatte. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Tom. Jetzt nicht mir. Jetzt bist du bei mir."

    Tom drückte ihre Hand.
    "Hast du Angst, Tom?" fragte Lille leise.
    Tom seufzte. "Ich weiß es nicht", flüsterte er. "Ich - ich weiß nur, dass ich dich furchtbar vermissen werde, Lille. Und... ich fühle mich so unendlich hilflos, denn ich kann nichts dagegen tun, kann es nicht verhindern..."

    Lille erwiderte nichts. Sie kannte dieses Gefühl.
    "Tom... weißt du... ich habe keine Angst mehr", sagte sie schließlich. "Ich habe viel nachgedacht in den letzten Tagen. Und ich denke, es ist mein - unser - Schicksal, so komisch sich das auch anhören mag. Ich will mein Leben nicht in Jahren messen, sondern in schönen Momenten. Und mein Leben war immer schön und wird es hoffentlich bis zum Ende sein."

    Wieder schwiegen beide eine Weile.



    "Sieh dir diese Sterne an", hauchte Lille nach einer Weile erneut. "Ich glaube, jeder Mensch, der stirbt, wird zu einem winzigen, glitzernden Korn Sternenstaub. Und alle gemeinsam stehen sie am Himmel und ergeben dieses wundervolle Firmanent, auf das wir gerade blicken dürfen."

    Lille sah Tom an. "Wenn du mich vermisst, Tom, dann schau in den Himmel und denk an das, was ich dir gerade gesagt habe. Ich bin sicher, dass ich dort sein werde."
    Tom griff nach Lilles Hand und drückte sie sacht. "Ich liebe dich, Lille."
    Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    "Ich dich auch, Tom..."

    Und schweigend richteten die beiden jungen Menschen ihre Blicke wieder in Richtung des Himmels, der in all seiner Pracht sanft auf sie hinabfunkelte, als wolle er ihnen versprechen, dass alles gut werde.


    Ende Kapitel 19!

    Fortsetzung folgt

  • emo: Danke für Deinen lieben Kommi! Freut mich, dass Dir die Sternenbilder gefallen! Und ja, beide sind erwachsener geworden.
    @gotti: Ich glaube, es wird für Tom bestimmt tröstlich sein, dass Lille diese Worte an ihn gerichtet hat. Danke für Deinen lieben Kommi!
    Kiara. Danke für Denen lieben Kommi! Ich finde es auch toll, dass Jazzy nun einen Freund bekommen hat!
    Jule: VIelen Dank für Deinen KOmmi! Ja, für Jazzy gibt es bzgl Toni ein HappyEnd, soviel kann ich schon verrraten!


    So, es geht weiter


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    Kapitel 20

    Erinnerungen


    Lille strich sich mit nervösen Fingern über den leinernen Stoff ihres Kleides und warf einen raschen Blick in den großen Spiegel vor ihr.

    Sie war so froh, in diesem Moment genau hier zu stehen. Durch die Räume schwebte das Gemurmel von vielen verschiedenen, gedämpften Stimmen und hinter ihr ging aufgeregtes Getrappel vor sich.


    Es war Premierenabend. Das Theater war proppenvoll. Lille sah sich nachdenklich im Spiegel an. Sie erinnerte sich an die letzten Wochen...



    Sie war froh, dass sie Tom die Wahrheit gesagt hatte. Vermutlich hätte sie sich es nie verziehen, es anders gemacht zu haben.

    Die beiden hatten wunderschöne Tage miteinander verbracht. Sie waren nahezu keinen Moment voneinander getrennt gewesen in den letzten vier Wochen. Fast jede Nacht hatte Tom bei ihr geschlafen. Es war wunderbar gewesen, diesen Alltag mit ihm leben zu können.

    Auch wenn es für ihn bestimmt noch schwerer würde, nun, da sie sich so aneinander gewöhnt hatten. Und doch wollten beide keine Sekunde missen



    Eines Abends hatte Tom sie angesehen und ihr zart die Wange gestreichelt. Ihr war klar gewesen, was nun geschehen würde...



    "Lille... wenn es Dir zu früh ist..." begann er leise. Doch sie schüttelte den Kopf! Sie hatte keine Zeit, jahrelang auf ihr erstes Mal zu warten!

    Es sollte mit Tom geschehen. Und hier und jezt!



    Auch mit Jazzy hatte sie viel unternommen - auch wenn diese viel mit Toni unterwegs war! Ach, was freute Lille sich für ihre beste Freundin! Endlich hatte sie einen netten Jungen gefunden, den sie über alles lieb hatte!

    Und doch hatten beide sich Zeit genommen, hatten viel Faxen gemacht und waren oft unterwegs gewesen, schwimmen, Eis essen - als sei alles ganz normal



    Das Leben war so intensiv gewesen wie nie zuvor.

    Lille war froh, dass sie von schlimmen Beschwerden verschont geblieben war. Sie hatte oft Kopfschmerzen und ab und an war ihr schwarz vor Augen geworden. Aber ihren Alltag hatte sie meistens gut bewältigt.

    Sie hatte keine Angst mehr. Sie machte sich nur noch Sorgen, um die, die sie zurücklassen musste - Tom... und vor allem ihre Eltern. Tom war jung, er würde darüber hinwegkommen. Auch Jazzy, sie hatte Toni an ihrer Seite. Aber ihre Eltern? Sie hatte viel mit ihnen gesprochen und hoffte, dass sie den Verlust irgendwann verschmerzen würden... ihr zuliebe...

    Lille sah sich im Spiegel an. Sie war bereits fertig angezogen und frisiert. Es war ein Geschenk, heute Abend hier zu stehen.



    "Na, meine Schöne? Aufgeregt"? hörte sie eine Stimme hinter sich

  • "Du siehst wirklich hübsch aus."
    Tom lächelte und nahm ihre Hand.

    Lille lachte. "Also, irgendwie fühle ich mich um Jahre älter. So eine Frisur hatte ich mein Lebtag noch nicht."



    "Ach was, du bist wunderschön", sagte Tom. "Nur etwas blaß schaust du aus", stellte er besorgt fest. "Ist alles in Ordnung mit Dir?"

    Sanft strich er ihr über die Wange.



    Lille nickte. "Ja, mir geht es gut. Ich bin nur sehr aufgeregt. Du etwa nicht?"

    "Nein, Du bist doch bei mir." Tom zog sie nahe an sich.



    "Ich bin so froh, dass wir heute Abend hier stehen dürfen - gemeinsam", sagte Lille leise.
    Tom nickte. "Und ich erst..."

    Lille sah ihn nachdenklich an. Er schien in den letzten Wochen um Jahre älter geworden ... aber zu seinem Vorteil.

    "Vergiss nicht, Tom, dass ich dich sehr, sehr lieb hab", flüsterte Lille und küsste ihn sachte.



    "Auf Position!!!!" hörte man da Bettinas Stimme, die sich vor Aufregung fast überschlug. "Wir fangen gleich an!"

    Lille lachte und sah tom an. "NUn wissen alle Zuschauer Bescheid."



    Tom grinste zurück, doch bevor Lille sich aus seiner Umarmung lösen konnte, drückte er sie noch einmal feste an sich, sog ihren Geruch tief ein und sagte. "Vergiss nicht, Lille... ich liebe dich... und werde dich immer lieben."

    Lille strich ihm sacht übers Haar. "Das werde ich nie vergessen", versprach sie ihm und dann spurteten beide nach vorne auf die Bühne. Der Vorhang öffnete sich und es wurde still.

    Die Premiere hatte begonnen.



    Ende Kapitel 20!


    FS folgt!

  • "Sternenstaub" - Das Finale


    Kapitel 21

    Lille


    Der Vorhang fiel. Es war dunkel und still im Theater. Für einige Sekunden hätte man das Fallen einer Stecknadel hören können.
    Auf leisen Sohlen schlich das komplette Ensemble in die Mitte der Bühne und stellte sich wie besprochen in Reih und Glied auf. Lille und Tom traten ein Stück nach vorne.

    Lille spürte ihr Herz bis zum Halse klopfen und das Adrenalin durch ihren Körper strömen, als der Vorhang sich erneut öffnete und ein ohrenbetäubender Applaus aufbrandete und die jungen Menschen auf der Bühne in purer Euphorie badete.

    "Wir haben es geschafft!" rief Anna hinter ihnen glücklich. Die jungen Menschen konnten nicht mehr an sich halten. Wochen um Wochen hatten sie geprobt, geackert, Texte gelernt, sich manchmal über ihrem eigenen Chaos verstritten und viel ihrer Zeit für diese Sache geopfert. Nun ernteten sie die Früchte ihrer Arbeit - und sie schmeckten süßer als sie es sich je vorgestellt hätten...!

    Der Vorhang schloss sich erneut, nachdem sich alle verbeugt hatten. Doch der Applaus verstummte immer noch nicht. Die Euphorie jedoch bahnte sich in mächtigen Wellen ihren Weg in den Darstellern und begeistert juchzten und applaudierten sie sich selber.



    Überglücklich ließ Lille sich in Toms Arme fallen. "War das nicht gigantisch?" rief sie atemlos. "War das nicht der Hammer?"
    Tom hielt sie fest und lachte laut. "Das ist kein Ausdruck! Es war wunderbar, mit dir auf dieser Bühne zu stehen! Es war einfach wundervoll!! Mir fehlen die Worte!"



    Er zog sie an sich und küsste sie mit ungekannter Leidenschaft.

    "Ich bin so froh, dass sich unser Traum erfüllt hat!!" rief Lille lachend. Der Applaus brandete immer noch durch den Saal, als wollten die Zuschauer den Darstellern bedeuten, nocheinmal eine Runde weiterzuspielen.

    Bettina juchzte und brüllte vor Freude hinter ihnen. Sie war unendlich stolz auf ihre Truppe. Während der Rest noch grölte und klatschte, wurde Lille mit einmal ganz ruhig und sah Tom sanft an.

    "Ich liebe dich", formte sie mit ihren Lippen und Tom tat es ihr gleich.

    Noch nie im ganzen Leben hatten sie ein solches Glück empfunden.



    Dieser Abend war perfekt.


    ...

    Lille zuckte zusammen. "Lille", sagte Tom besorgt. "Hast Du wieder Kopfschmerzen?"
    Lille nickte mühsam. Ein heißer Schmerz durchzog abermals ihre Stirn.



    "Es geht schon", murmelte sie und spürte im selben Moment, dass sie sich diesmal täuschte. Der Schmerz änderte sich nicht wie sonst, verschwand nicht, wurde nur bohrender und dringlicher und schien ihr die Kraft aus den Beinen zu ziehen.

    Sie sah Tom kurz an. "Es ist soweit", flüsterte sie leise.

    Die anderen um sie herum waren noch so mit sich beschäftigt, dass niemand merkte, was mit Lille vor sich ging. Nur Tom stand vor ihr. Stumm, reglos und wie versteinert stand er da und sah sie einfach nur an.



    Als Lille zu wanken begann, bemerkte Bettina, was vor sich ging.
    "Lille!" rief sie. "Ist dir nicht gut?"
    Sie sah das Mädchen einen Moment lang an und spürte, wie ihr eine ungekannte Angst in die Glieder stieg.
    "Ich - ich rufe einen Krankenwagen!" stieß sie hervor.

    Doch Tom sah auf und sagte: "Nein! Nein, Bettina, lass es..."
    "Aber..."
    "Nein, Bettina", stieß Lille hervor.
    "Lille braucht keinen Arzt", sagte Tom entschieden und sah Lille traurig an.



    Lille warf ihm einen dankbaren Blick zu und spürte im nächsten Moment, wie sie alle Kraft verlor und sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

    Sie spürte, wie alles um sie herum sich in seinen sanften und warmen Nebel zu hüllen begann. Irgendwo vernahm sie die leise Stimme Jazzys, die irgendjemanden anrief, ihre Eltern zu holen. Andere Stimmen begannen zu schreien und zu schluchzen.



    Doch all das war nicht mehr wichtig. Sie spürte nichts mehr. Keinen Schmerz und kein Leid.

    Wie ein Kind zusammengerollt blieb sie auf den Brettern der Bühne liegen. Ihre Gesichtszüge entspannt und weich, als würde sie schlafen.

    Tom trat an sie heran, kniete sich neben sie und küsste sie sachte auf die Wange. Er wusste, dass sie nichts mehr spürte. Der Applaus war verstummt und es war still im Theater geworden.

    Toms Augen richteten sich auf eines der Fenster und er sah hinauf in den Nachthimmel. Und er fühlte tief in seinem Herzen, dass Lille ihm in diesem Moment einen letzten Kuss zuwarf und sich dann erhob, frei und glücklich, und immer höher und höher flog, ohne zu wissen, was Schmerz oder Trauer waren.






    Sie flog und flog immer weiter... bis sich ihre Spur letztlich im tiefschwarzen Blau des Nachthimmels verlor.

  • Epilog


    Es war ein sonniger Nachmittag. Auf dem kleinen Friedhof war es ruhig. Vögel zwitscherten und in der Ferne hörte man das Geräusch der Umgehungsstraße.

    Ein paar bauschige Wolken schmückten den tiefblauen Himmel und ein sachtes Lüftchen verteilte die warme Luft in angenehme Brisen.

    Das Leben ging weiter, fast so, als sei nie etwas geschehen.

    Doch sechs Menschen standen an diesem Tage vor dem marmorierten Grabstein und hingen ihren Gedanken nach...



    Jeder von ihnen hatte seine ganz eigenen Erinnerungen an ein junges, hübsches Mädchen, das noch vor wenigen Tagen in ihrer Mitte gelebt hatte und das für immer tiefe Spuren in ihren Herzen hinterließ...

    ... Maria und Bernhard dachten an ihre geliebte Tochter...





    .. Jazzy an ihre beste Freundin...




    ...und Tom an den Menschen, den er mehr geliebt hatte als alle anderen bisher in seinem Leben...
















    Tom sah auf, als die Bilder in seinem Kopf verblassten. Und trotz aller Trauer fühlte er, wie ein Lächeln seine Lippen umspielte.

  • Er war froh, Lille gekannt zu haben und dankbar für all das, was sie ihm gelehrt und gegeben hatte.



    Für ihn war sie nicht fort. Er spürte sie jeden Tag um sich, wie ein sanfter, warmer Schauer. Nie würde er das vergessen, was er mit ihr erlebt hatte.
    Nichts war umsonst gewesen. Und er war dankbar für jede Sekunde, in der hatte lieben dürfen und geliebt worden war...





    "Ich bin nicht tot, ich wechsel nur die Räume.
    Ich leb in euch und geh durch eure Träume"