...oder eine Geschichte über Vernunft und Unvernunft
Teil 1
„Ich geh schon Mom! Das wird Kelly sein!“, rief ich und lief zur Tür. Kelly war meine beste Freundin und wir trafen uns eigentlich fast jeden Tag.
„Hey Kelly da bist du ja, ich hab schon auf dich gewartet.“
„Sorry Larissa, Daddy wollte mir noch unbedingt einen Geschäftspartner vorstellen…“ Kelly rollte genervt die Augen und zog eine Grimasse, bevor sie mich herzlich zur Begrüßung umarmte.
„Hast du Lust auf Sandwiches?“, schlug ich vor, während Kelly Schal und dicken Pulli auszog und an den Garderobenständer hängte. Draußen hatte es heute schon den ganzen Tag gefroren und für morgen war Schnee angesagt.
„Oder möchtest du lieber nen Tee oder Kakao? Du bist sicher durchgefroren."
„Ach quatsch! Von drei Minuten Fußweg hol ich mir keine Frostbeulen. Wir machen Sandwiches. So wie immer!“, bestimmte sie. Wir verzogen uns also in die Küche und schnatterten los was das Zeug hielt, während wir simultan Sandwiches schmierten.
Als wir unsere Sandwiches fertig hatten setzten wir uns an den Tisch in unserer gemütlichen Küche, die ein Mix aus Landhaus und Modern war. Mom war es nicht so wichtig, ob alles zusammenpasste. Sie legte mehr Wert auf das Einzelne.
Ich hatte die kleine Tischfackel angemacht und unsere Gesichter wurden von einem warmen Schimmer umspielt. Kelly erzählte mal wieder lebhaft eine ihrer Storys.
„Nein! Das ist doch nicht dein Ernst Kelly! Das hat er nicht wirklich gesagt?!“, verschluckte ich mich fast an meinem Bissen.
Kelly lachte laut los: „Oh und ob, und ob…“ Kelly hatte immer die besten Storys parat. Über Jungs meistens. Sie war mir in diesem Gebiet schon so manches voraus und hatte bereits 2, naja eigentlich 3 – aber den dritten verschwieg sie gerne – Freunde gehabt. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte noch nichts vorzuweisen. Aber das machte mir überhaupt nichts aus. Wir waren ja erst 14 und ich hatte alle Zeit der Welt. Trotzdem hörte ich mir ihre Jungs-Storys total gerne an. Meistens war es zum schießen.
[FONT="]„Naja jedenfalls meinte ich dann zu ihm, er könne mich das ruhig noch mal fragen – aber nur wenn er Lust auf Dresche habe!“, unterbrach mich Kelly in meinem Gedankengang und setzte ein erwartungsvolles Grinsen auf. Dann blickte sie mich fragend an: „Hast du mir überhaupt zugehört Larissa? Du sagst ja gar nichts dazu.“„Doch natürlich!“, beschwichtigte ich sie schnell und lachte laut los, „das ist wieder ein Brüller. Der Kerl hat ja nen Vollschaden. Was dir immer so passiert…!
[/FONT] Aber wie wär’s wenn wir jetzt hoch in mein Zimmer gehen? Ich wollte dir noch was zeigen.“
Nachdem ich mich in meinem Zimmer an den PC gesetzt hatte fing Kelly an zu drängeln: „Was wolltest du mir denn jetzt zeigen? Spann mich nicht länger auf die Folter!“ Ich hatte auf die große Beleuchtung verzichtet und momentan erhellte nur ein kleines Lämpchen und das Flackern des Monitors mein Zimmer. Kelly stand neben mir und trappelte nervös von einem Bein aufs andere.
„Moooooment….So!“, ich hatte ein kleines Fenster geöffnet und bunte Namen und Sätze flimmerten über den Bildschirm.
„Ach was, seid wann chattest du Larissa?“, fragte Kelly.
„Och noch nicht lange, ich wollte es mal ausprobieren. Alle erzählen immer davon, dass man da so viele nette Leute kennenlernt. Und es stimmt. Ich habe auch schon jemanden kennengelernt. Aber erst ist nicht online…“ Ich zog eine Schnute und wollte das Fenster schon wieder schließen, als…
“HALT! STOP! ER?????“ Kelly Stimme überschlug sich fast: „Du hast nen Typen kennengelernt? Und ich weiß nichts davon? Wie heißt er, hast du ein Foto, wie alt ist er…“, überhäufte sie mich mit Fragen. „Zeig mir doch mal bitte sein Profil.“
Ich kramte kurz rum und hackte auf die Tastatur ein bis ich das Profil gefunden hatte. Warum war ich denn selber noch nie auf die Idee gekommen danach zu suchen. „So das hier ist es!“, triumphierte ich und klickte.
„Och was ist das denn für ne Nase, der hat ja gar nichts über sich drin stehen!“, nörgelte Kelly.
„Hm, ja keine Ahnung. Aber ich bin für übermorgen Abend wieder hier mit ihm hier verabredet. Komm doch einfach vorbei, dann siehst du ja wie er so ist, “, schlug ich vor, knipste den PC enttäuscht aus und stand auf.
„Gute Idee Larissa!“, grinste Kelly, „da bin ich ja echt mal gespannt auf deinen Prinzen.“ „Vonwegen Prinz!“, verteidigte ich mich, „Na warte…“
„Nein nicht!“, keuchte Kelly und ergab sich. „Also gut, kein Prinz“, feixte sie, „ich muss jetzt leider los, aber ich erwarte morgen früh, wenn ich dich zur Schule abhole einen ausführlichen Bericht, verstanden?“, befahl sie mit erhobenen Zeigefinger .
„Alles klar!“, lachte ich, „ Ich bring dich noch zur Tür.“
Nachdem Kelly gegangen war musste ich noch lange nachdenken...Prinz…
~~~Fortsetzung folgt~~~