[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Kapitel 43
    Die Liste


    Tessas Schritte wurden langsamer und immer schwerer, je näher sie dem großen, grauen Gebäude kam, in der sich das Büro der Drogenhilfe befand.
    Einige Meter vor dem Eingang blieb sie schließlich unsicher stehen und starrte geradeaus. Sie fühlte sich fast wie festgewachsen, als wolle sich ihr Körper dagegen wehren, in dieses Gebäude zu gehen, aus Angst vor dem, was sie dort vielleicht erfahren würde.
    Sie seufzte schwer und starrte dann wieder auf das Muster des Gehwegs unter ihren Füßen. Dabei stellte sie sich vor, wie oft Jess diesen Weg hier wohl schon entlang gegangen war… immerhin war er oft und wohl in irgendeiner Form auch recht gerne hierher gekommen. In den Gemeinschaftsräumen hatte er seine Bilder malen können, hier hatte er eine heiße Dusche und ein hin und wieder ein warmes Bett bekommen.
    Als sie sich ausmalte, wie vertraut diese Umgebung für Jess sein musste, fühlte sie sich für einen Moment leichter. Doch dann übermannte sie wieder das schmerzliche Gefühl, das sich jedes Mal in ihr ausbreitete, wenn sie intensiver an Jess dachte. Das Gefühl von Angst zum einen… das Gefühl von Sehnsucht zum anderen. Sie seufzte erneut tief auf.



    Sie schluckte schwer und hob dann den Kopf. Es machte keinen Sinn, hier auf der Straße herum zu stehen und Trübsal zu blasen. Sie war hierher gekommen, weil sie Klarheit erlangen wollte. Also holte sie tief Luft und betrat das Gebäude. Ein Hinweisschild zeigte, dass ich das Büro im ersten Stock befand, also stieg Tessa die Treppen nach oben und schaute sich dabei aufmerksam um. Irgendwo in ihr war eine leise, wenn auch äußerst geringe Hoffnung, Jess vielleicht sogar hier anzutreffen… immerhin war er oft hierher gekommen… und darüber hinaus wäre er hier wohl recht sicher vor irgendwelchen Übergriffen gewesen. Doch die meisten Türen waren verschlossen. Tessa fand schließlich das Büro der Behörde auf der oberen Etage und ging raschen Schrittes in den freundlich eingerichteten Raum. Für Zweifel blieb jetzt keine Zeit mehr – sie musste jetzt entschlossen und selbstbewusst auftreten, wenn sie an ihr Ziel kommen wollte.


    Einen Moment blieb sie unschlüssig stehen und sah sich um. In der Ecke befand sich eine gemütliche Sitzecke, offenbar eine Lese-Ecke, und im Raum standen einige Schreibtische, an denen Frauen saßen und tief in ihre Arbeit versunken zu sein schienen. Ein Durchbruch in der Wand führte in eine Art Gemeinschaftsraum, aus der man das Lachen einiger junger Stimmen klingen hörte. Jess´ Stimme war nicht dabei.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ hörte Tessa eine freundliche Stimme. Die junge, schwarzhaarige Frau in der Ecke hatte von ihrem Schreibtisch aufgesehen und blickte Tessa nun freundlich an.
    „Ja… ich hoffe“, erwiderte diese rasch. Die junge Frau bedeutete ihr, sich zu setzen.
    „Mein Name ist übrigens Jessica. Was kann ich für Sie tun?“



    Tessa setzte sich rasch und sah die Frau an, dann sagte sie langsam: „ Ich heiße Theresa… Theresa Wagner. Es geht darum: Mein Freund ist drogensüchtig und… manchmal ist er hier bei Ihnen, zum Essen und Schlafen und all sowas…“
    Sie suchte für einen Moment nach Worten, dann sprach sie fest weiter: „Ich vermisse ihn seit etwa vier Wochen. Er… er ist nicht zu finden… er ist verschwunden… können Sie mir vielleicht weiterhelfen?“



    Jessica sah sie mitfühlend an. „Wie heißt Ihr Freund denn, Frau Wagner? Und wie sieht er aus?“
    „Er heißt Jess. Jess Berger… er ist etwa 1,80 groß, sehr schlank, hat braune Haare, blaue Augen… meist trägt er so eine schwarze Jacke mit Felleinsatz…“
    Jessica dachte einen Moment nach. „Mh… diese Beschreibung passt unglücklicherweise auf sehr viele von den Männern, die hier ein- und ausgehen…“
    Sie lächelte Tessa freundlich an. „Gibt es vielleicht noch etwas Besonderes, was Ihnen einfällt?“


    Tessa nickte. „Oh – ja… vielleicht hilft das… er malt sehr gerne und gut. Ich glaube, er war öfters zum Zeichnen und Malen hier.“
    Jessicas Miene hellte sich auf. „Aber natürlich! Jetzt weiß ich, wen Sie meinen… unseren kleinen Künstler Jess… wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen! So wie er kann hier niemand malen! Wir haben ihm sogar schon einmal angeboten, einige seiner Bilder auszustellen… aber es kam dann doch nicht dazu.“
    „Wissen Sie, wo er ist? War er in letzter Zeit hier?“ fragte Tessa schnell.
    „Nein, leider nicht… ich hab ihn schon seit Wochen nicht mehr gesehen… das muss kurz nach Neujahr gewesen sein… es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann“, erwiderte Jessica und sah Tessa traurig an.


    Tessa schluckte. Sie hatte so etwas schon befürchtet. Doch nun musste sie diese Liste ansprechen, auch wenn sie sich recht sicher war, dass es nicht einfach werden würde, einen Einblick in jene zu erhalten.
    „Nun…“, sagte sie mit möglichst fester Stimme. „Gibt es denn gar keine Möglichkeit für Sie herauszufinden, wo er ist oder ob es ihm gut geht?“
    Jessica schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein… wir sind eine offene Stelle und niemand muss sich bei uns melden, wenn er nicht möchte. Wenn die Leute zu uns kommen, dann bieten wir Ihnen Hilfe an… aber wir können sie nicht zwingen, vorbei zu kommen.“
    Tessa lehnte sich ein Stück nach vorne. „Aber… was bedeutet das, wenn jemand wie Jess, der sonst regelmäßig hier war, auf einmal nicht mehr kommt?“




    Jessica seufzte. „Das kann meist alles bedeuten… von etwas ganz Harmlosen bis zum Schlimmsten.“
    Tessa schluckte. „Und… und wenn ihm nun wirklich etwas geschehen wäre… wüssten Sie dann nicht auch darüber Bescheid?“
    Jessica sah sie aufmerksam an. „Was meinen Sie?“
    „Ich meine – gibt es nicht eine Art…“, es fiel ihr schwer, es auszusprechen. „Eine Art Opferliste oder etwas ähnliches? Jess hat mal so etwas erwähnt…“



    Jessica seufzte. „Das ist richtig, es gibt eine Opferliste. Wenn jemand auf der Straße gefunden wird und es stellt sich heraus, dass es ein Drogenopfer ist, wird uns das gemeldet. Kennen wir denjenigen oder diejenige und können das Opfer somit identifizieren, wissen wir auch, um wen es sich gehandelt hat, ja.“

  • „Und… können Sie mir dann nicht sagen, ob Jess auf dieser Liste steht?“ stieß Tessa hervor.
    Jessica schluckte. „Frau Wagner… diese Liste ist intern. Ich darf keine Informationen davon nach außen geben. Das unterliegt dem Datenschutz…“



    Tessa beugte sich nach vorne. „Ich weiß… aber… gibt es denn gar keine Möglichkeit? Ich möchte mir diese Liste doch gar nicht ansehen… ich möchte nur wissen, ob er darauf steht oder nicht… ein einfaches Ja oder Nein wäre ausreichend… verstehen Sie denn nicht… ich bin verzweifelt. Seit Wochen suche ich nach ihm… diese Ungewissheit ist unerträglich…“
    Jessica schluckte. „Ich darf das eigentlich nicht, Frau Wagner. Woher soll ich wissen, dass Sie wirklich Jess´ Freundin sind…“
    „Bitte, ich flehe Sie an… vertrauen Sie mir. Woher sollte ich das alles sonst wissen… Jess und ich sind schon seit Herbst ein Paar….“



    Jessica rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, aber Tessa sah ihr weiter fest in die Augen. Schließlich seufzte sie und sagte. „Nun gut – aber bitte sagen Sie niemanden, dass ich das getan habe. Sonst verliere ich am Ende noch meinen Job.“
    Tessa seufzte auf. „Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen vielmals… ich werde niemanden etwas sagen, versprochen.“
    Jessica nickte und begann, etwas in ihren PC einzutippen. Nervös sah Tessa ihr zu.



    „Momentchen, da haben wir sie ja…“, murmelte Jessica leise. „Baumann, Bahnsen, Baier, Backhaus, Burgherr... er steht nicht drin!“ Sie lächelte Tessa zu.
    Dieser schien ein ganzer Zentner an Steinen vom Herzen zu fallen.
    „Aber das heißt nicht, dass ihm nichts geschehen ist, oder? Was, wenn er nicht identifiziert worden ist?“ fragte Tessa leise.
    Jessica starrte wieder auf die Liste. „Vielleicht kann ich Ihnen auch da weiterhelfen. Ich schaue mir mal die Beschreibungen der anonymen Opfer an, die stehen nämlich immer dabei… Jess war braunhaarig, blauäugig, groß, schlank und Mitte zwanzig… mal sehen…“




    Nach einer Weile sah sie auf und lächelte Tessa zu. „Keine der Beschreibungen passt auf ihn, Frau Wagner. Ich denke, Sie können ziemlich sicher sein, dass er noch lebt. Auf jeden Fall steht auf dieser Liste hier niemand, der auf ihn passen würde.“
    Tessa atmete tief durch und lächelte leicht zurück.
    „Ich danke Ihnen, Jessica. Ich danke Ihnen wirklich vielmals…“
    Jessica nickte ihr zu und drückte rasch die Liste auf ihrem Bildschirm weg.
    „Kein Problem. Möchten Sie mir vielleicht Ihre Telefonnummer da lassen? Sollte ich Jess irgendwo hier bei uns sehen, werde ich Sie anrufen.“




    Tessa nickte dankbar und kritzelte rasch ihre Nummer auf einen Zettel. Dann verabschiedete sie sich von Jessica und trat erneut auf die Straße, wo sie unschlüssig stehenblieb.
    Ihr Herz klopfte mit ungewöhnlicher Wucht gegen ihre Brust und ihr Atem ging schnell. Sie fühlte sich seltsam befreit und dabei doch unendlich angespannt.
    Jess stand nicht auf der Liste… das hieß, er lebte noch! Welch ein Glück!
    Doch andererseits war er offenbar schon seit Wochen nicht mehr hier gewesen. Er schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Dies konnte eigentlich nur eines bedeuten…er hatte die Stadt tatsächlich verlassen.




    Tessa schauderte unter der Wucht eines Windstoßes zusammen. Der Schnee war schon vor einigen Tagen geschmolzen, der Frühling kam mit aller Kraft. Es war inzwischen so mild draußen, dass man keine Jacke mehr brauchte. An den Bäumen waren bereits die ersten Knospen zu sehen.
    Dies schien noch mehr zu verdeutlichen, wie fern Jess ihr war.
    Er hatte dieser Stadt und ihr den Rücken gedreht. Doch hatte er sie darum wirklich verlassen? Es fühlte sich nicht so an.




    In den Bäumen hörte Tessa ein Vögelchen zwitschern. Es war wirklich Frühling geworden. Der Winter war nur noch eine wehmütige Erinnerung, jedoch so greifbar nah, dass man den Geruch von Schnee immer noch in der Nase zu spüren schien.
    Jess jedoch war fort. Irgendwo war er noch – irgendwo in den Weiten der Republik. Er lebte, er atmete… irgendwo… irgendwo, wo sie ihn nicht finden konnte.
    Es war, als habe der Winter ihn mit sich genommen.
    Doch in ihrem Herzen war Jess immer noch da. Und würde niemals fortgehen.



    Fortsetzung folgt.........

  • Hallö Innad. :)


    Das war sicher kein einfacher Gang für Tessa. Obwohl sie jetzt weiß, wie der Ort aussieht an dem Jess soviel Zeit verbracht hat, muss sie feststellen, dass Jess noch nicht mal mehr da gewesen ist, seit dem er wieder auf der Straße ist.
    Das es ihr nicht leicht fällt die Liste anzusprechen kann ich mir gut vorstellen, aber sie hat ja wie so oft schon kaum eine andere Wahl um wenigstens die Gewissheit zu haben, dass er nicht tot ist. Uff, einerseits eine Erleichterung, dass Jess nicht auf der Liste steht, andererseits kann sich Tessa nicht sicher sein, wo er jetzt ist. :(
    Hat er wirklich die Stadt und Tessa verlassen oder hält er sich gut versteckt? Oder ist ihm doch etwas passiert? Oder (ganz abwegig) hat er sich selbst in eine Klinik eingewiesen und steckt jetzt mitten in der Therapie? Es gibt so viele Möglichkeiten. *seufz*


    Ich bin gespannt, was es nun ist und freu mich auf die nächste Fortsetzung. :)
    Ganz liebe Grüße
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Hallo ihr Lieben, Eure Kommis beantworte ich bei der nächsten FS - die wird es wohl aber erst nach Weihnachten geben!
    Dafür hab ich heute ein kleines X-MAS Special für euch, ich hoffe, ihr mögt es!
    Ich wünsche euch allen frohe Festtage und viel Spaß unter dem Weihnachtsbaum! Danke für eure Treue, ich hoffe, ihr bleibt mir, Tessa, Jess und allen anderen ;) auch im folgenden Jahr treu!



    Liebe Grüße von Innad

  • Hallo Innad!
    Jess ist nicht auf der Liste. Das heißt aber nicht, dass er noch lebt und davon geht Tessa aus. Die Ungewissheit ist doch schlimm...
    Aber so oder so ein Weihnachten wie in dem Traum wird es für die beiden wohl kaum geben... oder doch *fleh*? In der FS ist Weihnachten schon vorbei, warum träumt Tessa dann davon?
    Fragen über Fragen. Bitte mach schnell weiter:heppy! Ich möchte wissen was Tessa nun macht, da sie keine Chance mehr hat Jess zu finden...

    Biss dann,
    Wölfin
    [SIZE=1]
    P.S.: Wenn ihr Zeit und Lust habt könnt ihr euch hier künstlerisch betätigen. Kein Platz für rassistische, politische oder obszöne Bilder!
    P.P.S.: Wer keine Lust hat selber zu malen, kann sich auch mal in meinen Alben umsehen.
    P.P.P.S.: Rechtschreibfehler dienen lediglich der allgemeinen Belustigung und werden völlig bewußt eingebaut!


    [/SIZE][center][SIGPIC][/SIGPIC]
    [/center]

  • Hallo Innad,
    nun sucht Tessa erneut nach Jess doch sie ist jetzt mit ihren Sorgen nicht mehr ganz alleine und die Selbsthilfegruppe kann sie ein wenig unterstützen.
    Sie macht sich auch erneut Vorwürfe, denkt das es ihre Schuld sei das Jess fort ist, weil sie ihre Eltern nichts von erzählt hat. Doch ich denke, es wäre auch so passiert, denn ihre Eltern hätten kein Verständnis für Jess gehabt und alles getan um ihre Tochter von ihm fernzuhalten, oder sie hätten sich von Tessa losgesagt und sie verwiesen. Das wiederum hätte sie nicht so verkraften und so ist es halt ein Teufelskreis, wo egal ist wie man sich entscheidet.
    Ich meine damit, wenn Tessa gesagt hätte, „Mama das ist Jess und er ist Obdachlos und Drogenabhängig! Ich helfe ihn das er bei mir einen Entzug machen kann.“ Würde ihre Mutter vor Schock gar nichts sagen oder hätte Jess angeschrieen und vielleicht gesagt; „Du dreckiger Junkie, lass meine Tochter in ruhe!“, da wäre Jess auch davon gelaufen.
    Ich hoffe das Jess irgendwo ist wo er noch mal richtig nachdenken kann und das vollendet, was er bei Tessa angefangen hat.

    Tessa hatte einen sehr schönen Traum und ich wünsche mir, dass dieser in Erfüllung geht.

    Ich wünsche dir und deiner Familie, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • @Dani04: Ja, da hast du recht, Jessica verstößt natürlich total gegen den Datenschutz (zugunsten dessen, dass ich das herunterleiern der Namen so schön fand :D ), aber für Tessa ist das ja ganz gut und es bleibt ja auch unter ihnen und uns ;).
    Natürlich sieht Tessa ein, dass es nicht gut war, Jess vor ihrer Mutter zu verstecken. Es war einfach eine total besch... Situation. Aber dass er deswegen wieder weggegangen ist, ist natürlich nicht gesagt. Verständlich natürlich, dass sie es damit unweigerlich in Verbindung bringt :(
    Ja - Kevin... den fand ich auch schnuckig. Und noch dazu ist er gar nicht von mir, es ist ein Maxis Sim und was für ein netter. Schade, dass er nur so eine kurze und tragische Rolle hatte eigentlich. :rolleyes
    Danke für Deinen Kommi und mach Dir keinen Kopp wegen dem "späten", ich bin so froh über Deinen Kommi, egal, wann er kommt



    @Lllynya: Tja, egal, wo Jess nun letztlich ist, für Tessa ist er ersteinmal unauffindbar. Aber das ist immerhin besser, als zu denken, er sei tot. Gut für Tessa ist es jetz auch, Jessica sozusagen als Verbündete zu haben udns o zu erfahren, wenn man in der Drogenbehörde irgendwas von Jess erfährt, ob nun doch die Eintragung in die Liste :( oder aber dass er doch noch vorbei kommt. WO Jess ist, bleibt also erst einmal die große Frage.
    Danke für Deinen lieben Kommi!!!




    Wölfin:
    Das X-Mas Special ist vollkommen außerhalb des Storyverlaufs, das hab ich einfach schön gefunden, also das hat nix mit der momentanen Situation in der Geschichte zu tun :)
    Auch wenn es schön wäre, wenn es "echt" wäre... *seufz* Das stimmt schon!
    Nein, das Jess nicht auf der Liste steht, heißt nicht automatisch, dass er lebt, da hast Du recht... aber es schließt vieles schonmal aus und macht die These mit dem Verlassen der Stadt etwas schlüssiger.
    Danke für Deinen lieben Kommi!!!! :applaus



    @ineshnsch:
    Danke für Deinen lieben Weihnachtswünsche, die ich uneinegschränkt zurückgebe!
    Du hast übrigens recht, vermutlich wäre es genauso gelaufen, wenn Tessa ihrer Mutter Jess vorgestellt hätte. Allerdings wäre es dann ja ihre Mutter gewesen, die sich mistig verhält, nicht Tessa selbst. DAs ist wohl der kleine, aber feine Unterschied dabei. Ob das eine jedoch besser als das andere gewesen wäre... so oder so hätte sich Tessa in Selbstvorwürfen verloren. Wenn ihre Mutter ausgetillt wäre und Jess am Ende noch die Polizei auf den Hals gehetzt, dann wäre Tessa auch nicht glücklich geworden und hätte sich gefragt, warum sie Jess nicht einfach noch ein Weilchen geheim gehalten hat.


    Danke für Deinen lieben Kommi!!!!



    @ALL
    : Ich wünsche euch einen guten Rutsch und ein tolles, gesundes Neues Jahr!!!


    Die FS heute passt so ein wenig zu End- und Anfangszeiten :) Viel Spass dabei, es ist die letzte in diesem Jahr!

  • Kapitel 44
    Ein neuer Anfang



    Die Wochen vergingen und inzwischen schrieb man den 02. April, einen Sonntag. Es war noch einmal kälter draußen geworden und in dieser Nacht hatte es sogar noch einmal geschneit. Dennoch - der Frühling kam unaufhaltsam und in großen Schritten, er lag in der Luft, man konnte ihn nicht nur riechen, man konnte ihn fühlen.
    Mitte März hatte Tessa ein Schreiben der Fachhochschule erhalten, in dem sie zum ersten Unterrichtstag am 03. April eingeladen worden war.
    Nun saß sie mit Monika zusammen in einem ihrer Lieblingscafés, am Abend vor Unterrichtsbeginn. Es war recht kühl in dem Café, so dass beide Frauen ihre Jacken nicht ausgezogen hatten. Nachdem sie sich etwas zu essen bestellt hatten, starrte Tessa nachdenklich ins Leere.



    „He Tessa, was ist denn los?“ fragte Monika und sah ihre Freundin aufmerksam an. „Du sitzt schon seit Minuten da und sagst kein Wort?“
    Tessa seufzte. „Ich weiß – es tut mir leid. Heute ist irgendwie ein komischer Tag.“
    „Willst du darüber reden?“




    Tessa seufzte. „Es gibt gar nicht so viel dazu zu sagen. Ich weiß auch nicht… vielleicht liegt es daran, dass es noch einmal geschneit hat. Blöder April…“
    Monika nickte mitfühlend. „Ich weiß, was du meinst. Ich verbinde den Schnee immer unweigerlich mit der Erinnerung an Kevin. Und dir geht es mit Jess vermutlich ähnlich, oder?“
    Tessa nickte. „Der Schnee hat einen speziellen Geruch, findest du nicht auch? Ich hab heute Morgen diesen Geruch vernommen und es hat sofort unendlich wehgetan. Der Schnee erinnert mich an Jess, ja. Aber ich fürchte, es ist nicht nur das, was mich so traurig macht…“

    Sie nahm einen Schluck Wasser und starrte wieder wortlos vor sich hin.



    „Was ist es dann?“ fragte Monika einfühlsam und sah Tessa an.
    „Ist es vielleicht wegen morgen? Hast du etwa Muffensausen wegen der Uni?“ Sie grinste leicht. „Ich könnte es dir nicht übelnehmen. Als ich damals mit meiner Ausbildung angefangen habe, war mir am Tag zuvor auch ganz flau.“
    Tessa schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht direkt.“
    „Was ist denn dann los?“


    Tessa sah Monika lange an und erwiderte dann: „Weißt du – es kommt mir alles so unwirklich vor. Und ich bin mir nicht sicher, ob es richtig ist, was ich tu.“
    „Wie meinst du das?“ fragte Monika.

  • „Nun… ich… ich weiß einfach nicht, ob es richtig ist, dass ich das Studium anfange, nach allem, was geschehen ist…“, gab Tessa zurück. „Es kommt mir irgendwie wie ein Verrat an Jess vor. Ich meine… es kann doch nicht in Ordnung sein, dass ich mein Leben nun einfach so weiterlebe…. als habe es ihn nie gegeben. Als ob ich ihn abgeschrieben, vergessen hätte… so wie es vor ihm geplant war. Bevor ich ihn kennenlernte. Ich kann doch nicht einfach zum Alltag übergehen, auch wenn ich es seit Wochen versuche… aber ich finde es nicht richtig, Monika!“



    Monika schwieg, bis der gerade an den Tisch herangetretene Kellner das Essen serviert hatte und erwiderte dann ruhig: „Tessa – nun hör schon auf. Natürlich ist es in Ordnung, wenn du dein Leben weiterlebst. Es ist sogar noch viel mehr als nur das. Es ist erforderlich, es ist notwendig. Was würde es Jess schon helfen, wenn du dein Leben nun auch noch ruinierst? Ich weiß, dass du es nicht so empfindest, und ich kann es verstehen. Aber tief in dir weißt du ganz genau, dass du alles getan hast, was du tun konntest. Du hast ihn gesucht, so gut du konntest. Du hast versucht, ihn zu finden… aber er ist verschwunden. Was soll es nun bringen, wenn du dein Studium nicht antrittst, deine Pläne und Hoffnungen für die Zukunft über Bord wirfst? Es wird nichts an der Situation ändern, das weißt du. Und es würde Jess nicht helfen, auch wenn er hier wäre. Und offen gesagt glaube ich außerdem, dass er es auch nicht gut heißen würde. Meinst du nicht auch?“
    Nachdenklich starrte Tessa auf ihren Teller, ohne das Essen anzurühren.
    „Vermutlich nicht…“, flüsterte sie dann leise.



    „Na siehst du. Es ist wichtig, dass du weiterlebst, Tessa. Dass bedeutet nicht, dass du Jess verrätst oder dass du ihn vergisst. Es hat nichts miteinander zu tun.“
    Tessa seufzte und nickte. „Ich denke mir nur immer wieder, dass ich nicht alles getan habe, um ihn zu finden.“
    „Aber was hättest du noch tun wollen? Du bist in den letzten Wochen fast täglich durch die Stadt gelaufen, hast alle bekannten Plätze abgeklappert, ohne jemanden zu finden.“
    „Nicht einmal Jasmin ist mehr zu finden…“, sagte Tessa leise. „Vielleicht hätte sie mir etwas über Jess sagen können…“
    „Und du warst bei der Drogenbehörde, die dir auch bestätigt hat, dass Jess nicht in der Liste steht, aber trotzdem nicht bei ihnen aufgetaucht ist. Seither ist er offenbar auch nicht dort gewesen, sonst hätte man dich informiert…“
    Tessa nickte. „Ich weiß das alles, und dennoch kommt mir das, was ich getan habe, zu wenig vor…“


    „Aber ich weiß auch, dass es keine anderen Möglichkeiten mehr gibt“, seufzte sie. „Und wenn ich den Tatsachen ins Auge sehe, muss ich einfach einsehen, dass die Chance, Jess zu finden, immer geringer wird. Vermutlich haben wir beiden mit der Annahme, dass er die Stadt verlassen hat, tatsächlich recht. Es tut nur so weh, sich vorzustellen, ihn vielleicht niemals wiederzusehen… wenn ich mich doch wenigstens noch von ihm hätte verabschieden können… in irgendeiner Form…“
    Sie seufzte und sah Monika dann an. Reue überkam sie. „Oh Monika – ich bin grausam. Im Gegensatz zu dir habe ich zumindest noch eine kleine Hoffnung, Jess wieder zu sehen… eine Hoffnung, die du nicht mehr haben kannst. Es ist nicht richtig, dass ich dich so voll jammere.“
    Monika lächelte gütig. „Mach dir keine Gedanken darum, Tessa. Es ist schon in Ordnung, du kannst ja nichts für mein Schicksal, und es ist vollkommen normal, dass dir die Aussicht, Jess nie wiederzusehen, furchtbar weh tut. Aber gib die Hoffnung nicht auf. Wenn das Schicksal es gut mit euch meint… wer weiß, vielleicht findet ihr euch ja doch noch einmal… irgendwann und irgendwo…“



    Tessa nickte. „Ja… wer weiß…“
    „Und nun ist es erst einmal wichtig, dass du dein Leben weiterlebst und die Uni in Angriff nimmst! Darauf hast du schließlich so viele Monate gewartet!“
    Sie lächelte Tessa aufmunternd zu und diese lächelte schwach zurück.
    „Das erscheint mir zwar alles in einem anderen Leben gewesen zu sein… aber du hast dennoch Recht. Die Arbeit hat mir all die Zeit dennoch Spaß gemacht, und letztlich hat sie mich ja auch irgendwie ein Stückweit zu Jess gebracht. Es ist gut, dass ich nun meine beruflichen Ziele in Angriff nehmen und verwirklich kann. Auch wenn mir die Arbeit im Verlag erst einmal fehlen wird. Die Uni wird sicher auch spannend werden.“
    Monika nickte zufrieden. „Das ist die richtige Einstellung.“
    Sie aßen schweigend zu Ende, dann winkte Monika den Ober heran. „Zwei Gläser Prosecco bitte“, sagte sie lächelnd und zwinkerte Tessa zu. „Wir sollten auf diesen neuen Abschnitt deines Lebens anstoßen!“
    Nur wenige Minuten später hoben die beiden jungen Frauen die Gläser und Tessa flog sogar ein Lächeln übers Gesicht.
    „Auf dich, Tessa, und darauf, dass dieser Abschnitt deines Lebens etwas glücklicher und freudvoller werden mag als der vergangene…“



    „Ja…“, erwiderte Tessa und lächelte ebenfalls. „Und auf dich und uns, Monika! Ich bin froh, dich als Freundin zu haben!“
    Und als die Gläser gegeneinander klirrten, empfand Tessa zum ersten Mal seit Wochen wieder etwas wie Freude in ihrem Herzen.



    Fortsetzung folgt.

  • Arme Tessa!
    Sie ist völlig zerrissen, sie hat Angst das sie Jess verrät wenn sie weiterlebt wie bisher....
    Sie kann es nicht hinter sich lassen, das ist praktisch unmöglich, es wird immer wehtun, auch wenn sie eine Fassade des glücklichsseins aufbaut.....

    Ich hoffe das sie ihren Jess bald wiederhat! also schnell weiter machen!

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallö Innad. :)


    Irgendwie finde ich die Fortsetzung traurig, obwohl das ist wohl doch das falsche Wort dafür... melancholisch trifft es wohl eher. Tessa hat sich so lange auf ihr Studium gefreut und nun kann sie nicht damit anfangen, ohne das ihr Jess Schicksal im Kopf rumspukt. Ich kann verstehen, dass sie sich nicht recht freuen mag, dass für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt mit dem Studium. Schließlich liebt sie Jess und da ist ihr ihre Zukunft erstmal nicht so wichtig. :(
    Zum Glück für Tessa das sie Monika hat, die ihr neuen Mut macht und mit der sie soviel verbindet. Ich denke es tut beiden Frauen gut, dass sie sich gefunden haben. :)


    Was ich schon lange sagen wollte, aber immer wieder vergessen habd... Mir geht fast jedes Mal, wenn ich deine Fortsetzungen lese ein Satz durch den Kopf 'Sometimes love just ain't enough'. Ich finde der passt fast immer auf deine Fortsetzungen, weil es wirklich nicht immer reicht jemanden zu lieben, wenn dieser Jemand solche Probleme hat. :(
    Aber ich warte darauf, dass du mich eines besseren belehrst und es bei Tessa und Jess reicht. *gg*


    So, dann wünsch ich einen guten Rutsch und viel Glück im nächsten Jahr. :)
    Liebe Grüße und fühl dich geknuddelt
    Llyn

    You are never more alive than when you're about to lose your pants!



    FS: Sunrise Update: 04.06.19

  • Hallo Innad

    Uff langsam aber sicher komme ich wieder auf den neuesten Stand mit all de tollen Storys hier.

    Manno Meter da hast du dir aber ein ziemlich schwieriges Thema gegriffen - alle Achtung. Ich habs auf jedenfall in einem Ruck durchgelesen und bin baff, daß ich schon durch bin.

    Den Handlungsaufbau finde ich ganz optimal. Auch das Eingangs-Video ist klasse geworden. Auch die Stelle wo sie zusammenbricht mit dem Liedertext von Immortal zu belegen finde ich optimal (ich mag dieses Lied) Den sogannten "Klassenunterschied" und die engstirnige Denkweise hats du wirklich schön rübergebracht. Wie Tessa sich in dieser Situation entwickelt ist auch sehr gut beschrieben.

    Nur den hohlköpfigen Ex hätte ich auch auf den Mond geschossen - diesen Möchtegern-Beschützer...na ne taube Nuss eben :angry

    Vor allem scheinst du gut rechergiert zu haben, da es sich wirklich oft so abspielt, Selbsthilfegruppen etc. Auch die Entzugsarten kommen in etwa hin - ich kenn mich da ein bisschen aus, da ich seit 20 Jahren in einem KH arbeite - net als Pflegepersonal - aber ich komme auch mit solchen Dingen in Berührung. Genauso auch mit Datenschutz ;)

    Nur an einer Stelle wurde ich stutzig. Tru sprach von ihrem Patenkind mit Namen Gabriella und als das Baby geboren wurde tauchte Mail der Name Patricia als Kindesmutter auf?

    Besonders gut hast du den Kalten Entzug in der Wohnung dargestellt - auch wenn die Bildermacherei dazu ziemlich schwierig gewesen sein muß - die passenden Skins etc. dazuzufinden. Und daß Tessa sich dann wirklich an diese Selbshilfegruppe gewand hat um das alles zu bewältigen finde ich ganz großartig.

    Beim letzten Kapitel plätschert des etwas zu ruhig dahin und ein bisschen kann ich dich da schon einschätzen, daß da jetzt ganz bestimmt noch was auf uns zukommtn denn des wirkt wie eine einführung in die nächste Katastrophe. :D

    Und jetzt kommt des, was du überhaupt net von mir willst....Spekulationen :p
    Da wir sicherlicht nicht mehr weit vom Eingangskapitel entfernt sind denke ich daß demnächst wieder ziemliche Bewegung in der Handlung kommt.
    Jess ist auf jedenfall untergetaucht, sei es wegen der Bande oder auch die Stadt verlassen - was ich eher nicht wirklich vermute, doch tot ist er sicherlich nicht...

    Daß er wieder ganz nach unten gerutscht ist, kann ich mir eigentlich net wirklich vorstelle, denn im Grunde ist er ein vernüftiger und rational denkender Mensch. Ich vermute er wollte sich Drogen besorgen und ist noch im allerletzten Moment munter geworden und befindet sich - trotz seiner Abneigung in einer Entzugsklinik, da er Tessa wirklich liebt. Und da er net weiß ob er es wirklich schafft, verbirgt er sich vor ihr. Möglicherweise in einer völlig Fremden Stadt wo er ja net wirklich die "Treffs" kennt....

    Doch jetzt schluß damit - ich will doch auch wissen wie es weitergeht.

    Ich wünsche Dir und deiner Familie noch einen guten Rutsch ins neue Jahr :silvio

    LG UserGab :zudienst

    [center][SIZE=4]Meine Werke bei All4Sims[/SIZE][/center]

  • Hallo Innad,


    wenn ich mich hier so umsehe, wann Du den letzten Kommi von mir bekommen hast, dann kann ich mich direkt in die Ecke stellen, und schämen. Aber stattdessen schreibe ich Dir dann doch lieber ;).
    Ich finde, die Story hat etwas, was vielen anderen fehlt, und zwar einen besseren Bezug zur Realität, als die "gewöhnlichen" "Heile-Welt-Geschichten". Dass der Entzug nicht geklappt hat, zum Beispiel. Obwohl sich Jess schon ganz gut in der Gewalt hatte, ich hätte mit deutlich schlimmeren Dingen gerechnet, bevor er wieder aufbricht, um sich neuen Stoff zu besorgen. Nicht, dass ich damit gerechnet habe, dass er es nicht schafft... aber ich glaubte nicht recht daran, dass das in Tessas Wohnung so "einfach" geht. Denn einen Entzug, so von jetzt auf gleich... dazu ist allein schon der Körper zu abhängig, fürchte ich.
    Was Monika und Tessa angeht, so tut mir dennoch Tessa mehr leid, als Monika. Auch wenn es schon stimmt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, so ist die Ungewissheit dennoch schwerer zu ertragen. Quasi ein Ende mit Schrecken, anstatt einem Schrecken, ohne Ende, wie man so schön sagt. Ich wüsste aber nicht, wie ich denken würde, wäre mein Schatz auf einem mal verschwunden... Aber eines ist klar, es ist eine sehr große Hilfe für Tessa, dass sie sich überwunden hat, in der Gruppe Hilfe anzunehmen, und dass sie Monika getroffen hat. Sie hat da den Halt gefunden, zum Glück, den ihr ihr bisheriges Umfeld nicht geben konnte.


    Ansonsten noch zum Schluss: guten Rutsch in´s neue Jahr :roftl !
    Liebe Grüße,
    cassio

    [RIGHT][SIZE=1]'...sometimes it's cruel to be kind!'[/SIZE][/RIGHT]

  • Liebe Innad


    Schon lange bin ich stille Leserin deiner Geschichte und will dir jetzt endlich auch einen Kommentar hinterlassen.


    Du bist da ein sehr schwieriges Thema angegangen, dessen Umsetzung dir wirklich ganz fantastisch gelungen ist! Hut ab! Deine Art zu schreiben lässt einen richtig mitleben und an manchen Stellen hatte ich sogar Tränen in den Augen.


    Ich kenne persönlich keine Drogensüchtigen, aber kann mir gut vorstellen, dass es genau so ablaufen kann, wie du es beschreibst. Besonders gut fand ich, dass du aus diesem ernsten Thema nicht einfach eine "Romantische-Heile-Welt-mit-Happy-End"-Geschichte machst (reiches Mädchen rettet armen Drogensüchtigen z.B.), sondern eben auch zeigst, wie schwierig - ja nahezu unmöglich - es ist, ohne professionelle Hilfe von diesen Teufelsdrogen wieder weg zu kommen. Man kann so richtig mit Tessa mitfühlen, begleitet sie durch die ganzen Gefühlsstürme von tiefster Verzweiflung zu höchstem Glück, ohne dass es jemals den Anstrich von Kitsch bekommt. Das ist bestimmt nicht einfach, aber du hast das perfekt hingekriegt!


    Ich kann sie verstehen, dass sie sich schuldig fühlt, und es ist gut, dass sie jetzt sich dieser Selbsthilfegruppe angeschlossen und eine gute Freundin gefunden hat. Die ähnlichen Schicksale der beiden jungen Frauen verbinden sie, das ist die Basis für ihre Freundschaft.


    Dem, was Llynya geschrieben hat "Sometimes love just ain't enough" kann ich mich nur anschliessen. Wobei ich mich frage, ob man das denn noch als Liebe oder bereits als Besessenheit bis hin zur Selbstaufgabe bezeichnen kann? Es ist wohl schwierig, in einem solchen Fall die Grenzen klar zu ziehen. Wo hört es auf, wo beginnt es?
    Aber es braucht ja auch eine gewisse charakterliche Veranlagung, sich überhaupt so sehr einzulassen auf eine Liebe, die offensichtlich (fast) keine Chance auf eine Zukunft hat. Oftmals haben solche Menschen ein starkes Helfersyndrom.


    Nun, ich hoffe, dass Tessa ihre Ausbildung an der Uni nicht aufgibt und wer weiss, vielleicht nimmt ja doch noch alles ein gutes Ende mit Jess?


    Ich freue mich auf deine nächste Fortsetzung und gratuliere dir nochmal zu deiner grossartige Geschichte!


    Liebe Grüsse
    Jane

  • Hallo ! Ich lese schon die ganze Zeit über heimlich deine Geschichte. Doch jetzt muss ich mich mal zeigen. Du hast wirklich talent und ich finde dies ist die beste Geschichte die ich je gelesen habe. Zwischendurch hatte ich richtig Angst oder musste nahezu heulen... *g* Deine geschichte ist so spannend das ich einfach nicht mehr davon loskomme. Ich würde dir raten eine Autorin zu werden !

    Zur Story:

    Also Tessa macht ja wirklich viel mit... Die Arme. Ich hoffe das es in den nächsten Kapiteln besser wird. Ich finde es gut das Tessa endlich jemanden gefunden hat mit dem sie reden kann. Abgesehn davon passen deine Bilder immer toll zum Text !

    Gratuliere, wirklich ne tolle Story !! :applaus

    KISS.


    Ein Leben ohne Liebe ist einsam, ein Leben ohne Hoffnung ist grausam, ein Leben ohne Vertrauen ist leer. - Aber ein Leben ohne gute Freunde wäre kein Leben mehr !!

  • Uii, so viele Kommis *freu* Da fängt das Jahr doch gut an!



    Luxa:
    Erstmal Happy New Year! Du hast ganz recht mit deiner Einschätzung. tessa hat ein Problem damit, sich Freude und Glück und das Recht auf ein mehr oder minder normales Leben zuzugestehen.
    Danke für Deinen Kommi, ich hoffe, Du bist gut ins Neue Jahr gekommen!


    @Lllyna: Das Lied passt wirklich sehr gut zu der momentanen Situation, das stimmt. Und Du hast auch recht damit, dass dieses Kapitel irgendwie melancholisch ist. Tessa ist einfach der Meinung, dass sie sich keine Freude und kein Leben mehr zugestehen darf. Für sie ist das ein bisschen wie ein Verrat an Jess oder als würde sie ihn dadurch aufgeben. Obwohl sie genau weiss, dass sie nicht mehr tun kann, als sie versucht hat. Es ist nun Jess Entscheidung, ob er gefunden werden möchte. Sofern er noch lebt, natürlich...


    Ich wünsch Dir natürlich auch noch ein Frohes Neues Jahr und knuddel Dich zurück und vielen Dank für dein tolles Geschenk! :)



    UserGab637:
    Schön, dass Du die Story nun auch mitverfolgst, das freut mich immer wieder sehr, wenn neue leser/innen dazukommen!
    Zu dem kleinen Fehler mit Trus Patentochter - ja, da hab ich die Namen wohl durcheinander geworfen. Hab ich selbst gar nicht bemerkt *lach*
    Es ist schön, dass Dir die Kapitel so gut gefallen und dass man auch tessas Entwicklung gut mitbekommt, wenn man es so in einem Rutsch durchliest.
    Was Deine Spekulationen angeht, so hülle ich mich mal in Schweigen. Nur eines - ob wir wirklich schon so nahe am Einstiegskapitel sind oder nicht, sei dahingestellt. Also, zumindest habe ich schon noch einiges vor in der Story, das kann ich schonmal sagen ;) Allerdings könnte es ja auch sein, dass ich NACH dem Einstiegskapitel auch noch weiterschreibe *zwinker*
    Vielen Dank für Deinen tollen Kommi und ich freue mich, dass Du mit dabei bist!!! Auch Dir ein frohes Neues Jahr!



    cassio: Herrjeh, Du brauchst Dich doch nicht schämen wegen des Kommis! Ich freu mich einfach, wenn ihr schreibt, so auch bei Dir!
    Ich freu mich auch sehr, dass Du genau das betont hast, was mir auch wichtig ist, das mit der Realität. Ich meine, es ist eine geschichte und man braucht es mit der Realität nicht immer allzu genau nehmen, das ist ja auch fast nicht machbar. Aber für mich wäre es eben auch nicht "rund" gewesen, den Entzug jetzt unter diesen total widrigen Umständen glücken und dann Friede-Freude-Eierkuchen einkehren zu lassen.
    Ich finde, die Umstände alleine zeigen, dass das zu 99 Prozent einfach schiefgehen MUSSTE.
    Du hast übrigens auch irgendwie recht, was Tessa und Monika angeht, dass es Monika vielleicht doch igrendwie besser hat, weil sie weiß, woran sie ist. Auf der anderen Seite fehlt ihr eben auch die Hoffnung und die hat Tessa doch schon noch irgendwie in sich und darf sie auch haben.
    Dass die beiden sich angefreundet haben, ist wirklich ein Segen für Tessa, das stimmt.
    Ich mag auch Dir ein Frohes Neues Jahr wünschen und danke für deinen Kommi sagen!




    @JaneEyre:
    Es freut mich, dass auch Du Dich zu Wort meldest und diese Geschichte so magst! Ja, es war mir wichtig, nicht eine Heile-Welt-Story daraus zu machen, wobei ich betonen will, dass ich damit nicht kategorisch ausschliesse, dass diese Story noch zu einem Happy End finden könnte, aber natürlich nicht zwingend wird.
    Aber so kategorisch und einfach gestrickt wollte ich es auch nicht halten. Ich denke, man sollte sich schon klar darüber sein, dass so etwas klappen KANN, aber nicht muss.
    Darum wird diese Story auch in manchen Kapitel vielleicht etwas "lahmen", weil nichts actionreiches passiert, wie es in den Kapiteln in der Ruine war oder so - es beschreibt eben hauptsächlich Konflikte und die Weiterentwicklung eines Charakters in diesen Situationen.
    Was Du zu der Frage, ob es Liebe oder Selbvstaufgabe ist und der charakterlichen Veranlagung dazu schreibst, finde ich ja hoch interessant, ich hab das bisher so noch gar nicht gesehen.
    Irgendwie würde ich aus einem Impuls raus natürlich sagen, dass es natürlich Liebe ist, aber Du hast schon recht - nicht jeder würde sich auf so etwas überhaupt einlassen. Vielleicht spielt da bei tessa auch mit rein, dass sie Jess schon in ihr Herz geschlossen hatte (freundschaftlich), als sie merkte, dass da mehr ist als platonische Zuneigung?
    Mh... schwierige Sache.
    Jedenfalls wünsche ich nun auch Dir erst einmal einen guten Start in ein frohes Neues Jahr und ich hoffe, dass Du weiter bei der Story dran bleibst und danke Dir sehr für Deinen tollen Kommi!



    rehäuglein: Und noch jemand, der sich meldet, das ist ja toll! Ich freu mich auch bei Dir sehr, dass Dir die Story so gut gefällt und Dich offensichtlich mitreisst! Das ist echt ein riesiges Kompliment für mich und bestärkt mich immer wieder, weiterzumachen damit!
    Ja, Tessa macht schon viel mit, das stimmt. Und dass sie Monika gefunden hat, ist wirklich gut für sie.
    Dass die Biledr zum Text passen, freut mich!
    Ich wünsche auch Dir einen guten Start ins Neue Jahr und danke Dir für Deinen kommi!



    @ALL: So, es geht heute weiter - die erste FS im Jahre 2008! Viel Spass dabei!

  • Kapitel 45
    Neue Freundschaften



    In der Nacht schlief Tessa unruhig. Immer wieder geisterten Bilder von Jess durch ihre Träume, vermischt mit der wütenden Fratze von Niklas, Erinnerungsfetzen an ihre Abiturzeit und seltsamen Bildern im Zusammenhang mit der Universität.
    Als sie am Morgen aufwachte, fühlte sie sich wie gerädert. Mit etwas MakeUp schaffte sie es jedoch, sich einigermaßen frisch aussehen zu lassen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass der Schnee über Nacht vollkommen getaut war. Die Bäume hatten sich bereits mit einigen Blättern geschmückt und das Gras leuchtete grüner denn je.
    Irgendwie schien das ein gutes Omen zu sein, dachte Tessa sich und machte sich auf den Weg zum Campus.
    Einige Minuten später stand sie vor dem großen, rot verklinkerten Gebäude und verharrte einen Moment unschlüssig.



    Hinter ihr ertönte das beruhigende Plätschern des großen Springbrunnens, der sich in der Mitte des Vorplatzes befand. Tessa atmete tief ein und aus. Sie fühlte sich mit einemmal wieder sehr nervös und unruhig. Für einen Moment blitzten die Bilder der letzten Monate durch ihren Kopf. Als sie sich vor mehr als einem Jahr hier beworben hatte, schien sie ein völlig anderer Mensch gewesen zu sein. Passte dies alles denn jetzt noch zu ihrem Leben?
    Sie dachte an Jess und daran, dass er eine solche Chance nie bekommen hatte – eine Ausbildung, eine gesicherte Zukunft.
    Der Gedanke an Jess löste gleichzeitig wieder Wehmut und Trauer bei ihr aus. Wie so oft jagte die Frage durch ihren Kopf, ob sie nicht noch mehr hätte tun können, um ihn zu finden. Doch immer wieder musste sie sich eingestehen, dass ihr die Hände gebunden waren… er blieb verschwunden.
    „Ich muss diese Gedanken jetzt zur Seite schieben“, flüsterte etwas in ihr. „Wenn ich weiter daran denke, werde ich mich auf der Stelle umdrehen und nach Hause laufen, weil ich weinen muss und keine Kraft mehr haben werde, etwas anderes zu tun als zu weinen oder mir den Kopf zu zerbrechen.“ Sie verschränkte wie zum Trotz gegen ihre eigenen Gedanken die Arme und holte noch einmal tief Luft.



    Dann setzte sie sich in Bewegung und betrat das Gebäude. Hier herrschte bereits ein reges Treiben, unzählige Studenten liefen an ihr vorbei, lachten miteinander und tratschten. Tessa fühlte sich für einen Moment ziemlich unsicher und einsam. Ein Blick auf ihren Zettel verriet ihr, dass ihr Kurs im zweiten Stock stattfand. Nach einigem Suchen hatte sie schließlich den Raum gefunden und nahm in der ersten Reihe Platz. Der Saal war zuerst noch recht leer, doch es dauerte nicht lange, bis weitere Studenten ankamen und sich auf den Plätzen verteilten. Ein blondes Mädchen fragte Tessa freundlich, ob neben ihr noch frei wäre und Tessa bejahte. Bevor sie aber noch ein weiteres Wort mit ihrer Tischnachbarin wechseln konnte, erschien der Dozent und die nächsten anderthalb Stunden war Tessa zu konzentriert auf das, was er erklärte. Als er schließlich den Raum verließ, blieben Tessa und ihre Sitznachbarin, sowie zwei Mädchen am Nebentisch noch einen Moment sitzen, um ihre Notizen zu vervollständigen. Der Rest der Studenten verließ murmelnd den Raum, bis wieder Stille einkehrte. Fast zur selben Zeit packten die vier Mädchen ihre nun vollgeschriebenen Notizblöcke ein und als Tessas Blick den ihrer Tischnachbarin traf, lächelte diese ihr zu und sagte: „Ganz schön viel, was wir uns nun merken müssen, was? Ich bin übrigens Susanne.“


    Tessa lächelte zurück. „Ich bin Tessa und was deine Frage betrifft… Oh ja, mir brummt der Schädel. Ich hoffe, dass ich mir all diese neuen Dinge bald vertraut machen kann. Im Moment glaube ich noch, es erschlägt mich förmlich. Ich habe keine Ahnung, wie ich das mit dem Zusammenstellen des Stundenplans hinkriegen soll. Du?“
    Susanne schüttelte lachend den Kopf. „Nicht wirklich!“ Sie wandte sich den beiden Mädchen am Nachbartisch zu.
    „Wie ist es mit euch? Wisst ihr nun, wie ihr den Stundenplan zusammenstellt? Ich bin übrigens Susanne und das hier ist Tessa.“


    Das schwarzhaarige Mädchen vom Nachbartisch lächelte.
    „Hallo, ich bin Anna. Und ich glaube, das mit dem Stundenplan hört sich wirklich einfach nur kompliziert an, ist es aber gar nicht. Meine Cousine hat auch hier studiert und hat mir im Vorfeld nämlich schon einiges erzählt. Keine Bange, in einer Woche kennen wir uns hier bestimmt schon super gut aus und was jetzt noch neu und mächtig erscheint, ist dann ganz normal für uns.“


    „Das hoffe ich!“ seufzte Tessa.
    Das Mädchen, das neben Anna saß, lachte leise. „Ich bin Felicitas, aber nennt mich ruhig Feli. Ich gebe dir völlig recht, Tessa – ich bin da auch nicht ganz so optimistisch wie Anna.“ Sie zwinkerte und Tessa fiel auf, mit welcher enormen Lebensfreude ihre Augen funkelten. Für einen Moment fragte sie sich traurig, ob ihre Augen jemals wieder so freudig würden funkeln können und ob man ihr das, was geschehen war, eigentlich in irgendeiner Form anmerken mochte?
    Felis fröhliche Stimme riss sie sofort wieder aus ihren Gedanken.
    „Sag mal, Anna, wie wäre es, wenn wir unsere Stundenpläne einfach alle mit dir zusammen erstellen, wäre das in Ordnung für dich? Ich meine, du scheinst als einzige von uns einigermaßen verstanden zu haben, worauf wir achten müssen – und vielleicht könnten wir unsere Kurse dann ja auch zusammen besuchen, nun, da wir uns schon kennen.“


    Tessa nickte eifrig und strich sich die beiden widerspenstigen Haarsträhnen, die sich bereits wieder aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten, aus dem Gesicht.
    „Das wäre toll, Anna!“ pflichtete sie Feli bei. Auch Susanne nickte eifrig.
    „Wäre das möglich, Anna? Ich habe wirklich keine Ahnung, wo ich mit dem Stundenplan anfangen soll oder wie ich das Ganze kombinieren sollte…“


    Anna lachte. „Ich hoffe, ihr erwartet nicht zu viel von mir, ich weiß auch nicht alles und habe nicht alles ganz genau verstanden. Aber natürlich werde ich gerne versuchen, euch zu helfen! Wie wäre es, wenn wir jetzt einfach zusammen runter in die Bibliothek gehen und direkt anfangen?“



    Die drei Mädchen stimmten sofort zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Bibliothek.