[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Kapitel 20
    Lass mich nicht allein



    Tessa hob erfreut den Kopf, als es an der Türe schellte.
    Sie war heute extra etwas früher nach Hause gekommen, um die Wohnung aufzuräumen und ein wenig zu putzen – schließlich wollte sie sich vor Trudy nicht blamieren und ihrer Ziehmutter den Eindruck vermitteln, dass all ihre Lehren an Tessa vorbei gegangen wären.
    Aufgeregt betätigte Tessa den Summer und rannte dann nach draußen in den Flur, wo sie schon nach kurzer Zeit Trudys Schritte auf den Stufen vernehmen konnte.
    „Tru!“
    „Tessalein – wie schön, dass es klappt!“
    Herzlich umarmten die beiden sich noch vor der Wohnungstüre.



    Dann hielt Tru Tessa ein Stück von sich und beäugte sie eingehend.
    „Du siehst ein bisschen blass und müde aus, Tessa. Geht es dir gut?“
    Tessa nickte schnell. „Ja, es geht mir gut… die neue Arbeit verlangt mir nur viel ab und irgendwie ist im Moment alles etwas chaotisch. Ich denke, ich muss mich erst noch an mein neues Leben gewöhnen…“, sagte Tessa langsam. Dass sie damit nicht nur die Änderung im Beruf und den Umzug meinte, konnte Tru nicht ahnen.
    Einen Moment lang hatte Tessa überlegt, ob sie Tru nicht alles erzählen sollte… doch zu präsent war noch der Schmerz um das, was zwischen ihr und Niklas vorgefallen war. Sie konnte, wollte und würde es nicht noch einmal verkraften, das Vertrauen in einen lieben Menschen zu verlieren. Und so sehr sie Tru auch liebte – sie war sich relativ sicher, dass auch diese ihr von Jess abraten würde… wenngleich wohl auch auf andere Weise als Niklas das getan hatte…
    „Tessalein, träumst du?“ Tru lächelte sie verschmitzt an und Tessa grinste ertappt. In den letzten Tagen war es nicht selten, dass sie immer wieder in diesen Strudel von wirren Gedanken versank… und sich dabei nur im Kreis zu drehen schien, unablässig…
    „Komm, lass uns reingehen. Ich bin schon so gespannt, wie es aussieht“, sagte Tru da und Tessa nickte rasch. Zuerst führte sie Tru in die Küche, wo diese auch sofort ihren Einkauf verstaute.
    Nachdem Tessa ihrer Ziehmutter alles gezeigt hatte, lächelte diese und sagte: „Also, Tessalein, es ist wirklich hübsch geworden hier. Ich kann verstehen, dass du dich wohlfühlst, das würde ich wohl auch – zumindest in deinem Alter, die Einrichtung wäre mir streckenweise doch etwas zu modern.“ Sie lachte auf und fuhr dann fort: „Aber nun knurrt mir der Magen. Wie wäre es, wenn wir zu kochen anfangen, mh?“



    Und schon war sie in die Küche marschiert und streckte ihren Kopf in die Schränke, auf der Suche nach den benötigten Materialien, die sie auch alsbald gefunden hatte.
    „Schön sauber hältst du die Wohnung ja“, sagte Tru und lächelte. Tessa zwinkerte. „Naja, so oft hab ich die Küche noch gar nicht benutzt, dass sie großartig dreckig hätte werden können…“
    Tru lachte. „Das hast du wohl wirklich von deiner Mutter. Dabei kann kochen solche Freude machen, gerade in einer so tollen Küche.“ Sie holte die Zutaten aus ihrer Tüte und begann sie auf der Arbeitsplatte auszubreiten.
    „Was machst du denn?“ fragte Tessa neugierig.
    „Natürlich dein Lieblingsessen – Lachs.“
    Erfreut sah Tessa auf. „Lachs? Das hab ich schon ewig nicht mehr gegessen.“
    Tru zwinkerte. „Gibt es wohl nicht als Mikrowellengericht, was?“
    Beide Frauen lachten herzhaft auf.



    Während Trudy mit routinierten Griffen das Essen vorbereitete, stand Tessa dabei, schaute ihr zu und unterhielt sich mit ihr über dies und das – vor allem über Tessas neue Arbeit und wie es ihr gefiel.
    Tessa fühlte sich zum ersten Mal seit vergangenem Sonntag – und vielleicht sogar noch länger – wieder richtig wohl. Trus schien für sie all jene Wärme und Beständigkeit zu symbolisieren, die wir aus unserer Kindheit gewohnt sind und die wir doch immer wieder benötigen, egal, wie erwachsen wir auch sein mögen.
    Als sie Tru so am Herd stehen und in den Topfen rühren sah, tauchten in Tessa unendlich viele warme Gefühle und Erinnerungen an die vergangenen Jahre auf. So war es so oft gewesen, wenn sie aus der Schule gekommen war- Tru hatte am Herd gestanden und sich ihre Geschichten aus der Schule angehört, ihre guten Noten gelobt, sie wegen schlechter getröstet und mit ihr gemeinsam über Mitschüler und Lehrer gelacht.
    Es war fast so wie früher – nur dass Tru nun in Tessas eigener Küche stand und sie nicht mehr über die Schule, sondern die Agentur sprachen.



    Als Tru verkündete, dass sie bald fertig sei, ließ Tessa sie schließlich alleine in der Küche und deckte den Tisch. Nur fünf Minuten später saßen sich beide Frauen gegenüber und genossen den köstlichen Lachs mit geschmorten Zucchini und Reis.



    Nach einer Weile, in der sie mehr oder minder schweigend gegessen hatte, sah Tru Tessa plötzlich mit ungewohnter Ernsthaftigkeit an und sagte dann langsam: „Tessa, ich muss dir etwas sagen.“
    Tessa sah erschrocken auf. Bei der lockeren Unterhaltung hatte sie fast vergessen, dass Tru nicht nur zum Reden und Kochen hergekommen war, sondern ihr etwas wichtiges hatte sagen wollen. Die Ernsthaftigkeit in deren Stimme und der Ausdruck ihres Gesichtes zogen Tessa mit einemmal den Magen zusammen und das bis eben so köstliche Essen schien einen fahlen Beigeschmack bekommen zu haben.
    Aufmerksam sah sie ihre Ziehmutter an und sagte dann: „Tru – was ist denn los? Du klingst so ernst. Bist… bist du etwa krank?“ Die letzten Worte hatte sie fast nur geflüstert.



    Tru sah sie erstaunt an. „Nein! Nein – Tessalein, hast du dir darüber etwa Sorgen gemacht?“
    Und als sie Tessas Gesicht sah, wusste sie, dass sie recht hatte. „Ach, mein Schatz, nein – es tut mir leid, dass ich dir nicht von Anfang an gesagt habe, dass es nichts in der Art ist. Nein, ich bin kerngesund, Tessa.“
    Erleichtert atmete Tessa auf, aber sofort fragte sie sich, was denn dann der Grund für Trus Ernsthaftigkeit und Bedrücktheit sein mochte.
    „Was ist dann los?“ fragte sie darum geradeheraus und sah Tru offen an.



    Die schluckte und sah einen Moment zu Boden. Dann sagte sie langsam. „Es ist eigentlich nichts schlimmes, sogar eher etwas sehr freudiges. Aber es wird für dich wohl etwas überraschend kommen. Kannst du dich noch daran erinnern, dass ich hin und wieder von meiner Patentochter Gabriela erzählt habe?“

  • Tessa nickte eifrig. „Ja, natürlich weiß ich das noch. Du hast mir doch sogar mal ein Foto von ihr gezeigt, da muss sie so zwölf gewesen sein. Sie ist doch gar nicht viel älter als ich, oder?“ Tru nickte und Tessa fuhr fort: „Ich weiß das noch sehr gut, weil ich mir früher immer wünschte, sie würde zu dir ziehen und ich hätte dann sowas wie eine Schwester.“ Tessa lachte. „Was für Ideen man als Kind doch alles hat. Aber was ist mit ihr?“



    „Naja, sie wird heiraten“, erwiderte Tru langsam.
    Tessa sah sie freudig an. „Aber das ist doch toll, Tru! Was ist denn daran so schlimm? Ich freu mich für sie und für dich. Oder hast du etwa Angst, dass sie zu jung ist? Ich meine, sie ist ja erst Anfang zwanzig!“
    Tru lächelte. „Das ist nicht meine Sorge, ihr Zukünftiger ist ein lieber Kerl und die beiden sind schon lange zusammen. Nein, Tessa, es geht um etwas ganz anderes… Gabriela und ich haben uns zwar nicht so oft sehen können, weil sie gute drei Stunden von hier entfernt wohnte, aber wir haben doch immer einen sehr guten und innigen Kontakt gehabt. Nun ist Gabriela schwanger, das ist auch der Grund, warum sie nun doch recht schnell heiraten. Ihr Verlobter ist jedoch kein Deutscher, er kommt aus New York und lebt dort auch.“
    „Oh!“ entfuhr es Tessa. „Wie hat sie ihn denn dann kennengelernt?“
    „Sie war eine Weile als Au Pair in New York und da ist es passiert. Irgendwie sind die beiden aber recht gut mit dieser Fernbeziehung ausgekommen. Aber nun, da sie eine Familie gründen wollen, ist die Entfernung natürlich zu groß…“
    Tessa nickte verständnisvoll und musste unwillkürlich an Jess denken. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie man es aushalten konnte, seinen Liebsten so weit fort zu wissen…



    „Ja, und darum wird Gabriela also mit ihm nach New York gehen. Er hat allerdings nicht mehr viel Familie und sie werden ein ziemliches Problem wegen der Kinderbetreuung bekommen, denn erstens haben sie nicht genug Geld, als dass Gabriela lange zu Hause bleiben könnte und zweitens ist sie mitten in ihrem Studium und möchte es in New York fortsetzen, müsste dann aber nebenbei arbeiten…“
    Tessa sah erschrocken auf, als ihr zu dämmern begann, worauf Trudy hinaus wollte…
    Diese senkte den Kopf, schluckte und sagte: „Naja – lange Rede, kurzer Sinn, Tessalein – ich werde mit nach New York gehen, mir dort ein kleines Appartement in der Nähe von Gabrielaa nehmen und in der Zeit, in der sie arbeitet, ihr Baby zu mir nehmen...“
    Sie senkte den Blick und holte noch einmal Luft, bevor sie weitersprach.



    „Und offen gestanden, fühle ich mich hier auch einfach unterfordert. Ich meine… du bist inzwischen so erwachsen geworden, Tessalein… im Haushalt deiner Eltern fällt auch kaum noch Arbeit an, seitdem du fort bist … und ich wollte schon als junges Mädchen nach Amerika, aber es kam nie dazu, wie auch… ich hatte ja gar kein Geld. Ich hab es immer schade gefunden, dass mein Mann so früh gestorben ist und wir nie Kinder hatten. Aber ich hatte ja dich…“, sie lächelte Tessa liebevoll an. „Und für mich bist und warst du ja fast wie ein eigenes Kind. Und Gabriela stand und steht mir auch sehr nahe. Heute habe ich genug Geld gespart, um den Umzug wagen zu können und meinen Ruhestand in Amerika genießen zu können. Außer dir hält mich hier nichts mehr… aber wie ich schon sagte… du bist erwachsen und lebst jetzt schon dein eigenes Leben…“


    Bestürzt sah Tessa sie an. „Aber Tru! Ich – ich brauche dich doch trotzdem noch! Du weißt gar nicht, wie viel du mir bedeutest! Du bist für mich so gut wie meine Mutter – keiner hat mir so viel gegeben wie du – du warst immer da! Es tut mir so leid, wenn ich dich vernachlässigt habe… wirklich!“
    Tru lächelte. „Aber nein, Tessa, damit hat das nichts zu tun. Du hast mich nicht vernachlässigt. Und ich glaube dir auch, dass du mich noch brauchst, aber einfach nicht all zu sehr. Und das ist doch auch gut und richtig so! Du bist alt genug, um dein eigenes Leben zu leben! Und ich werde doch trotzdem noch immer für dich da sein. Ein Anruf und ich bin da – ich brauche halt nur etwas länger als vorher!“ Sie zwinkerte Tessa aufmunternd zu.



    Diese sah zu Boden. Sie konnte immer noch nicht fassen, was Tru ihr da gerade gesagt hatte… es konnte nicht wahr sein, musste ein Irrtum sein… sollte sie nun auch noch Tru verlassen, im Stich lassen? Tessa merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und versuchte krampfhaft, dies zu verhindern.
    Sie durfte nicht nur an sich denken. Tru hatte ja recht – in New York würde sie viel dringender gebraucht als hier. Sicher war ihr Leben hier nicht schlecht, aber bestimmt auch recht einsam, gerade seit Tessa nicht mehr zu Hause wohnte.
    Aber wieso musste Tru denn ausgerechnet jetzt gehen? Jetzt, wo Tessa sie mehr denn je brauchte… doch woher sollte Tru das wissen? Sie hatte ja nie ein Wort gesagt.



    Und vielleicht war das ganz gut so gewesen… denn am Ende hätte sie ihre Pläne dann nur ihr zuliebe geändert. Und Tessa wusste sehr gut, dass Tru schon immer gerne ausgewandert wäre. Für sie war es eine einmalige Chance, viel Dinge, die sie sich wünschte, auf einmal zu bekommen – die Nähe zu ihrer Patentochter Gabriela, den Umzug in ein neues Land, eine Aufgabe und die Chance, wieder ein Kind aufzuziehen. Und wenn Tessa daran dachte, wie gut Tru das bei ihr gemacht hatte, wusste sie, dass dieses Kind schon jetzt ein Glückspilz war.
    „Wann wirst du gehen?“ Tessa sah Tru traurig an und diese schluckte erneut und sagte dann leise: „Schon in zwei Wochen – es muss jetzt alles ganz schnell gehen, weißt du, denn Gabriela ist schon im achten Monat. Die Hochzeit ist nächste Woche und danach werden die beiden sofort nach New York fliegen – und ich komme dann eine Woche später nach. Eine Wohnung habe ich schon, es ist schon alles geklärt…“ Sie sah beschämt zu Boden. „Es tut mir leid, dass ich es dir so spät sage, aber … ich habe es nicht übers Herz gebracht die ganze Zeit und dann warst du so wegen deines Jobs eingespannt und ich mit den Planungen beschäftigt… glücklicherweise hat deine Mutter meine Kündigung sofort angenommen und mich direkt gehen lassen. Ich habe sie dann auch gebeten, dir nichts zu sagen – ich wollte nicht, dass du es von dritten erfährst… nur hätte ich es dir früher sagen sollen, fürchte ich…“



    Tessa schluckte. Nur noch zwei Wochen? Ihr wurde bewusst, dass dies dann wohl der letzte gemeinsame Abend mit Trudy sein würde… das letzte Mal, das sie ihr gutes Essen genießen und sich in der Wärme ihrer Nähe fallen hatte lassen können.
    Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, doch sie schluckte sie tapfer fort. Es war Zeit, Trudy etwas zurück zu geben für all das, was diese für Tessa getan hatte – sie musste tapfer sein.
    „Aber nein“, sagte sie darum und lächelte sanft. „Ich kann schon verstehen, dass du es herausgeschoben hast… naja, und unsere kleinen Geheimnisse haben wir wohl alle…“, sie dachte einen Moment mit Unbehagen an Jess und daran, dass es gegenüber Trudy mit Sicherheit auch ein Vertrauensbruch war, ihr einen derart wichtigen Teil ihres Lebens zu verschweigen. Doch gerade jetzt war sie sich sicherer denn je, dass es besser so war. Trudy würde in wenigen Tagen fort sein – sie musste nicht die Sorge um Tessa mit sich tragen. Ohnehin würde sie ihr nicht helfen können. Keiner konnte das.
    Trudy lächelte erleichtert, als sie merkte, dass Tessa sich trotz aller Traurigkeit mit ihr freute. Eine Weile plauderten sie noch über New York und Gabriela, die bevorstehende Hochzeit und Geburt, bis Tru auf die Uhr schaute und feststellte, dass es für sie Zeit wurde, nach Hause zu gehen… ihr Terminkalender sei bis zum Bersten voll zurzeit.
    „Das Geschirr mach ich schon!“ sagte Tessa schnell, als Trudy aus einer Gewohnheit heraus abräumen wollte. „Du weißt doch – ich muss mein eigenes Leben führen.“ Sie lächelte schief. „Dann kann ich damit ja mal anfangen.“
    Tru lächelte sie sanft an und zog sie dann feste in ihre Arme.
    „Ach, Tessa-Schatz, ich werde dich so vermissen. Aber ich komme dich so oft es geht besuchen, versprochen, und ich werde dir schreiben. Und wenn etwas ist, bin ich immer für dich da, das weißt du, ja? Wegen der Adresse rufe ich dich noch diese Woche an, ich hab sie noch nicht im Kopf.“
    Tessa nickte und hielt Trudy so fest sie konnte. Sie war froh, dass diese ihr Gesicht nicht sehen konnte, denn als ihr klar wurde, dass sie sich für lange Zeit zum letzten Mal in diese warme Umarmung fallen lassen konnte, bahnten sich die Tränen ihren Weg mit aller Macht nach oben, und um sie nicht zu ihrem Recht kommen zu lassen, verzog sie das Gesicht fast schmerzlich.



    Als sie die Türe hinter Tru geschlossen hatte, stand sie eine Weile bewegungslos im Flur. Seltsamerweise konnte sie jetzt, da sie die Tränen nicht mehr unterdrücken musste, nicht mehr weinen. Nur der Schmerz in ihr war deutlich zu fühlen.
    Es schien fast ihr Schicksal zu sein, dass all jene Menschen, die ihr etwas bedeuteten und die ihr Halt und Stütze gewesen waren, sie verließen – warum auch immer.
    Tessa schluckte… nun blieb ihr abgesehen von ihren Eltern – die sie ja ohnehin nicht verstanden – also nur noch ein einziger Mensch… zweifelsohne der wichtigste von allen… und doch ergriff sie gerade in diesem Moment, in dem sich die mütterliche Wärme Trudys ebenso wie ihr Parfum langsam zu verlieren begann, ein unendlich dunkles und eisiges Gefühl, dass auch dieser Mensch, den sie so sehr liebte und brauchte, sie letztlich verlassen würde…



    Aber im Gegensatz zu den anderen unwiederbringlich… und somit für immer…





    Fortsetzung folgt!

  • Arme Tessa, jetzt verliert sie jeden seelischen Halt durch die Auswanderung von Tru. Natürlich kann ich Tru´s Beweggründe 100 % nachvollziehen und auch, dass Tessa sie nicht durch ihre Geschichte mit Jess und Niklas zurückhalten will. Das ist ein ganz schöner Gewissenskonflikt für sie!


    Schade, dass ich mit meiner Privatdetektiv-These nicht recht hatte *g* Hätte ich schon ulkig gefunden *lach*


    So, so wir beeinflussen also deine Story, sodass du extra für uns etwas einbaust - gut zu wissen *lach* Und ja, ich denke weiterhin gut über Niklas, auch wenn ich nicht alles gutheiße, was er tut, so ist er im Grunde nur um ihr Wohl besorgt! Also ich unterstütze ein zurückkommen in die Story *lach* Außerdem finde ich, dass du ihn optisch recht niedlich erstellt hast!


    Jetzt bin ich gespannt, wie Tessas Leben so ganz allein - ihre Eltern zähle ich mal nicht - beschreiten wird. Jess ist zwar da, aber es ist schon richtig, dass man nicht weis, wann der goldene Schuss kommt! Und ich hoffe für beide, dass es noch lange dauern wird und sie ihre Gefühle für einander genießen können!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Keine Angst Innad, bin net verärgert. Ich rege mich bei sowas immer maßlos auf, weil ich nie die Hoffnung auf irgendwas freiwillig aufgebe, deshalb drehe ich manchmal ab. Übrigens, nicht wundern wenn ich demnächst fürs erste keine Kommis mehr abgebe, ich bin a bissl krank.
    Das Tru weggeht hatte ich mir gedacht...
    *Idee hab* äh pardon *schnapsidee hab* vllt findet sich in New York eine Entzugsklinik, in der Jess clean wird und Jess und Tess könnten auch nach New York ziehen *schnapsidee ende*

    Also... Tru zieht weg, Tess hat also niemanden mehr bei dem sie ehrlich sein kann. Ich meine zum Thema Jess. Ihre Eltern würden durchdrehen! Und Niklas hat ja gesagt, das sie von ihm nichts mehr zu erwarten hat. Das kenne ich, da wird er dran festhalten. Also ich würde sagen, das jetzt irgendwas ganz dramatisches passiert, und ich will endlich wissen wer das schwarzhaarige Mädchen aus dem Trailer ist!

    Mach bald weiter!
    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!
    Ich finde es auch schade, das Tru nach New York geht. Aber sie ist ein Mensch, der immer irgendwas tun möchte und sieht halt in dem, eine neue Aufgabe. In ihrem alter, freut man sich wenn man noch so gebraucht wird. Da fühlt man sich irgendwie Lebendiger und erst recht wenn man sich um ein süßes Baby kümmern darf.:) Tru ahnt ja auch nicht, wie sehr sie Tessa gerade jetzt brauchen könnte, jemanden bei dem sie auf Verständnis hoffen kann. Tessa muss sich jetzt auf einer Weise, sehr einsam fühlen und ich denke Mal, das sie in Moment nicht weiß, wie es weiter gehen soll.:(
    Tolles Kapitel und ich warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • SunJoyce: Danke für Deinen Kommi! Ja, es fällt beiden nicht leicht, sich zu trennen. Tessa halt auch deswegen, weil Tru für sie so ein letzter Halt war, evtl auch Symbol für ihr Leben von früher.



    Kiara: Hihi, Deine Theorie war echt cool, aber hätte dann doch etwas zuviel durcheinander gebracht. Aber dass Du auf ein Zurückkehren von Niklas bestehst, hab ich mir notiert. Irgendwie finden den ganz viele niedlich. :rolleyes

    Ob der goldene Schuss irgendwann kommt oder nicht, weiß halt keiner. Wenn Jess so weitermacht, definitiv, das stimmt. Ob sie dabei Gefühle genießen können, isth alt auch fraglich.

    Danke für Deinen Kommi! :)



    Luxa: Da bin ich aber froh, dass Du nicht sauer bist. Und ich hoffe, es geht dir bald wieder besser! Dass Du die Hoffnung nie aufgibst, find ich toll! Das ist eine super Einstellung!

    Die Idee mit der Entzugsklinik in New York finde ich ja auch nicht schlecht, aber ich sag mal nix dazu :) Was ihr immer für tolle Ideen habt, begeistert mich! Echt - wahnsinn! Pooositiv gemeint, gell!



    Dani: Ja, Niklas ist so eine Sache für sich. Dass Du nicht willst, dass Jess stirbt, kann ich verstehen. Ob ich Deinen wunsch erfülle, kann ich nicht verraten, weißt Du ja ;)

    Danke für Deinen Kommi, ich hoffe, es geht Dir gut!



    @ineshnsch: Ja, das stimmt, für Tru ist es eine tolle Sache, dieser Umzug.Tesa ist jetzt halt arg allein.

    Danke für Deinen Kommi!


    Sorry, bin heute irgendwie nicht so schreibfreudig! DAfür gibts die Fortsetzung!

  • Kapitel 21
    Zwischen den Extremen



    Was gibt es wohl schöneres auf der Welt als Liebe? Liebe – dieses mächtige, unergründlich tiefe Gefühl, das alles Leben und Sterben auf dieser Erde auf unerklärliche Weise zu bestimmen scheint. Und was ist wohl herrlicher als eine neue, junge, frische Liebe? Das vorsichtige Herantasten aneinander, jeden Tag eine neue Entdeckungsreise, ein erneutes Abenteuer, das wir eingehen. Doch auch Liebe, die seit Jahren besteht, ist jeden Tag wieder eine neue Herausforderung und die wärmende Glut vertrauten Gefühles ist es, die unsere Herzen am Leben erhält.
    Doch eine junge Liebe – sie ist stürmisch, leidenschaftlich und reißerisch. Sie erfüllt das ganze Sein, reißt uns mit. Schmetterlinge im Bauch, nervöses und freudiges Herzklopfen… Augen, Hände… einander erfahren, einander erfühlen…



    Wie schön muss es sein, sich in diese neue Liebe fallen lassen zu können, von ganzem Herzen. Das pure Glück dieser neuen Leidenschaft zu erfahren, mit Haut und Haar. Für eine Weile scheint es keinen Schatten auf dieser Welt zu geben. Nein, selbst das Licht ist heller als sonst, erstrahlt in der Wonne dieser neuen Liebe… was gibt es wohl herrlicheres auf dieser Welt als dieses Gefühl…?


    Doch für Tessa gab es das nicht. Sie war jung. Sie war verliebt. Sie liebte – mit Haut und Haar. Und doch war sie nicht glücklich. Sie konnte es nicht. Sie durfte es nicht. Sie würde es nicht sein. Vielleicht nie. Und das wusste sie. Wie soll ein Herz einer solchen Last standhalten? Sie wusste es selbst nicht. Wie oft ging sie in diesen Tagen durch die Straßen und nahm das Glück anderer Paare so viel bewusster wahr als zuvor. Immer wieder schnitt es ihr ins Herz, denn sie neidete ihnen die Unbefangenheit ihrer Liebe. Eine Unbefangenheit, die sie nie gehabt hatte.



    Andere Menschen ließen sich wonnig in dieses wunderbare Gefühl der neuen Liebe fallen, doch für Tessa war dies unmöglich. Zu hart wog das Gewicht der Realität, der sie so gerne entflohen wäre, die sie jedoch immer wieder einholte. Sie liebte Jess, das wusste sie. Sie liebte ihn mehr als alles andere. Doch an manchen Tagen, in heimlichen, verzweifelten und einsamen Stunden wünschte sie sich manchesmal, es wäre anders.
    Und kaum waren ihr jene Gedanken durch den Kopf geschossen, schämte sie sich vor sich selbst – denn die Liebe zu Jess war trotz allen Leides das Kostbarste, was sie je besessen hatte.


    Und dennoch wusste sie, dass ihre Liebe unter diesen Bedingungen über kurz oder lang dem Untergang geweiht sein würde. Dieses Wissen brachte sie an den Rand der Verzweiflung. Auch Jess war sich darüber bewusst. Doch immer wenn Tessa ihn darauf ansprach, in der leisen Hoffnung, nun, da er sich ihrer Liebe bewusst war, sehe er ein Licht am Ende des Tunnels, ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnte, wurde er unwirsch und blockte ab. Es schien fast, als wolle er das Thema seiner Drogensucht wegignorieren. Als fliehe er davor, vor seiner eigenen unerbittlichen Wahrheit und Wirklichkeit… er floh in die Arme jener Frau, die ihm mehr am Herzen lag als alles andere. Doch warum konnte er sich dann nicht für sie überwinden, sein Leben in die Hand zu nehmen?
    Immer wenn Tessa ihn darauf ansprach, verfinsterte sich seine Miene.



    Oh, sie wusste nicht, wovon sie sprach! Dreimal war er bereits durch die Schrecken des Entzugs gegangen – für nichts und wieder nichts. Er wollte weder sich selbst noch Tessa unnötige Hoffnungen machen, die letztlich wieder enttäuscht wurden.
    Er sah keinen Nutzen darin, es noch einmal zu versuchen, auch nicht für Tessa, so sehr er sie auch lieben mochte. Den einzigen Impuls, den er manchmal hatte, war, sie zu schützen, indem er sie von sich stieß – doch auch das zerriss ihm das Herz, denn er merkte von Tag zu Tag mehr, wie viel ihm dieser Mensch bedeutete und wie schmerzlich er ihre Nähe vermisste, wenn sie nicht bei ihm war. Sie zu verlieren war für ihn unvorstellbar geworden. Doch ihr zuliebe hätte er es getan. Er merkte, wie sehr sie unter der Angst um ihn litt. Doch sie weigerte sich, ihn alleine zu lassen… und er konnte und wollte sie nicht dazu zwingen… er brauchte sie doch so sehr.


    Tessa wusste nicht, was sie darüber denken sollte, dass Jess sich weigerte, einen Entzug zu machen. An manchen Tagen fühlte sie sich nicht nur verzweifelt deswegen, sondern auch tief gekränkt… war sie ihm denn nicht wert genug, es zu versuchen? Doch was sollte sie schon tun – außer seine Entscheidung zu akzeptieren und bei ihm zu bleiben… abzuwarten… zu warten auf… ja, auf was eigentlich? Kein Mensch konnte ihr sagen, ob Jess den nächsten Monat überleben würde. Nicht einmal der nächste Tag war sicher. Sie besuchte ihn fast jeden Tag im Bahnhof oder an anderen Stellen in der Stadt, und jedes Mal empfand sie erneut die bange Angst, er könne nicht kommen… weil „es“ geschehen war.
    Doch sie schaffte es nicht, ihn alleine zu lassen. Sie liebte ihn. So einfach war es.
    Ihr Liebe jedoch war nicht einfach, drohte jeden Tag erneut unter der Last der Situation zusammenzubrechen. Natürlich gab es auch für sie lichte und sonnige Momente. Es gab Tage, an denen Jess gut gelaunt und locker war und sich voll auf Tessa einlassen konnte, ihre Nähe mehr denn je suchte.



    Hätte man nicht die Augenringe im Gesicht des jungen Mannes, seine abgetragene Kleidung und die Blutergüsse an den Armen sehen können, so hätte man vermutet, es handele sich bei Tessa und Jess um ein weiteres der vielen, verliebten und glücklichen Paare, die es auf dieser Welt gibt. An diesen Tagen, an denen die Dunkelheit sich für wenige Stunden verzog, wusste Tessa, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Es waren jene Tage, an denen sie sich in Jess Umarmung fallen lassen konnte, sich – so suspekt es auch klingen mochte – von ihm beschützt, geborgen und geliebt fühlte. Es waren die Tage, an denen es nur sie beide gab, ihre Blicke, ihre Berührungen und ihre Gespräche, welche so innig waren wie nie zuvor.




    Aber solch glückliche Momente waren oft viel zu schnell vorbei. Ein Tag war nicht wie der nächste. Es glich fast einem irren Lotteriespiel. Wenn Jess nicht ausreichend Drogen bekommen hatte, war er oft nervös, gereizt und schlecht gelaunt. Manchmal kam Tessa im Bahnhof an und wollte ihn umarmen, doch er wich ihren Berührungen aus, als wolle sie ihn vergiften.



    Obwohl sie genau wusste, dass es nichts mit ihr zu tun hatte, sondern mit seiner Verfassung zusammenhing, fühlte sich seine Ablehnung immer und immer wieder an wie ein Tritt in die Magengrube, ein Stich in ihr Herz.



    Jess seinerseits erkannte, wie weh er Tessa tat – doch er wusste sich nicht zu helfen.

  • Die Situation schien in diesen Momenten auch für ihn unerträglich. Auch wenn er sich später entschuldigte und versuchte, es wieder gut zu machen, blieb ein seltsames Gefühl zwischen beiden bestehen… bis zum nächsten Tag, an dem schon wieder alles ganz anders sein konnte.



    Das schlimmste für Tessa war jedoch die Angst, die ihr ständiger Begleiter wurde. Eine Angst, die sie zu verschlingen schien, eine Angst, die sie in keiner Sekunde mehr abschütteln konnte.
    Unzählige Nächte wälzte sie sich unruhig in ihrem Bett hin und her, geplagt von bizarren und teilweise viel zu realen Alpträumen.



    Gleich einem irren Blitzlicht schossen Bilder durch ihren Kopf, Bilder, die sie fürchtete… Jess, der irgendwo tot auf dem Boden lag. Jess, der eine Straße entlang lief… eine Straße ins Nirgendwo…



    Unzusammenhänge, aber erschreckende Szenarien spielten sich in ihr ab, wenn die Nacht sie umgab und sie alleine, völlig alleine, in ihrer Wohnung war, nur die Geräusche aus dem Haus vernahm.



    Sie ließen sie nicht los, die Ängste und Schrecken, die sie jeden Tag aufs neue fürchtete und die sich nachts in ihren Träumen ihren Raum erobern zu schienen.



    Oft fuhr sie dann schweißgebadet und schwer atmend aus dem Schlaf, noch lange bevor es hell geworden war. Niemand war da, der ihr helfen konnte, die Schrecken ihrer Träume zu vertreiben. Sie war allein. Und sie war hilflos. Jeden Tag aufs Neue.



    So verwandelte sich Tessas Leben nach und nach in eine wahnwitzige Achterbahnfahrt – eine Extreme zwischen Licht und Dunkel, honigsüßem Glück und schwärzesten Alpträumen… und drohte ihr Herz langsam und allmählich in Stücke zu reißen. Doch gab es einen Ausweg?


    Nein.





    Fortsetzung folgt!

  • Arme Tessa! Sie ist ja fix und fertig mit der Welt, aber kann man es ihr verübeln? Nein! Sie liebt einen Menschen, vondem sie weis, dass jeden Abend wenn sie geht, es keinen Morgen geben könnte und das zermartert sie!


    Mich würden diese Gedanken auch bis in den Schlaf verfolgen, denn es gibt keine intensiveren Gefühle wie Liebe und Angst bzw. Hass.


    Ich kann Jess einerseits verstehen. 3 gescheiterte Versuche ist sicherlich hart, aber hatte er jemanden der für ihn da war, als er diese 3 Versuche unternommen hat? Hatte er jemanden, der ihn liebte und ihm zur Seite stand? Ich glaube nicht! Aber ist ihm das bewusst? Ist ihm klar, wie sehr er Tessa verletzt, in dem er ihr junges Glück derart auf die Probe stellt und sie zum scheitern verurteilt? Ich verstehe ihn, so ist es nicht, aber ich finde sein Denken und Handeln naiv! Aber wer weis, wie ich in seiner Situation handeln würde....


    Ein sehr gedankenversunkenes Kapitel hast du da geschaffen, liebe Innad *applaus* und ich bin wie immer sehr gespannt, wie es weitergehen wird!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • zwischen den Gefühlen...Das is immer schlimm!

    Übrigens danke für das Komplimentt, werde das aber bald wohl in meiner Fotostory ausleben können, falls alles glatt geht. Was nicht heißt das ich nicht immer in wilde Spekulationen ergehe!

    Wieder zurück zu Tess und Jess!
    Er hat das getan, was ich nicht tun will, also die Hoffnung aufgegeben, und Tessa weiß nicht wie sie damit umgehen soll...
    Und was soll jetzt passieren? Das is irgendwie ein bissl in der Sackgasse.
    Und wann kommt endlich dieses schwarzhaarige Mädel aus dem Trailer ins Spiel?
    Rätsel ohne Ende!

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Kiara: Zum einen stimmt das ja, was Du über Jess schreibst. Ich denke aber auch, dass der Entzug so furchtbar ist, dass er einfach keine KRAFT mehr hat, es nochmal zu versuchen. Natürlich ist das irgendwie naiv, weil er so ja eigentlich sein eigenes Todesurteil gefällt hat, was ja auch total krass ist. Und dass Tessa ihm nicht genug Kraft gibt, ist schon schade. Aber es ist eben eine Sucht. Und wie viele Süchtige WOLLEN an sich aufhören, können aber nicht. Es gibt ja auch viele, die ihre ganzen Freunde und Verwandten dadurch verlieren und trotzdem weitermachen.


    Deswegen denke ich, dass es für Jess bisher noch nicht genug Impuls war, dass er Tessa hat und liebt.

    DAss Tessa total am Ende ist deswegen ist klar. Ich stell es mir schlimm vor, ständig Angst um den anderen haben zu müssen, total hilflos zu sein...


    Danke für Deinen tollen Kommi!:)



    Luxa: Das Mädl kommt schon recht bald, ein bißchen Geduld noch :) Auf Deine FS bin ich übrigens sehr gespannt!

    Und ja, DU hast recht, es ist eigentlich echt eine Sackgasse, zumindest bisher.




    So, hier kommt Kapitel 22. Ich bin damit nicht ganz zufrieden, es ist ein Übergangskapitel. Das nächste wird besser! Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem und ihr lässt Kommis da!

  • Kapitel 22
    Einsamkeit



    „Happy Birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, meine Tessa, happy birthday to you!“
    Tessa warf einen lächelnden Blick auf den bunten Geburtstagskuchen, der auf dem Tisch stand und im Schein von zwanzig Kerzen erstrahlte.



    „Mein süßer Schatz, ich wünsche dir alles gute zum Geburtstag! Komm her, lass dich knuddeln!“
    Langsam drehte Tessa sich um und ein glückliches Lächeln überzog ihr Gesicht, als Jess auf sie zukam und sie liebevoll ansah. Er sah gut aus, seine Haare fielen ihm locker ins Gesicht, das enge, grüne Shirt betonte seine muskulösen Körper.
    Für einen Moment dachte Tessa daran, dass sie noch nie bemerkt hatte, wie gut Jess eigentlich aussah, wie attraktiv und männlich anziehend er wirkte. Ihr war fast ein wenig so, als entdecke sie diesen Zug an ihm heute zum ersten Mal ganz und wahrhaftig an ihm.
    „Hier kommt auch direkt dein erstes Geburtstagsgeschenk!“ rief Jess lachend, zog sie in seine Arme und drückte ihr einen ungestümen Kuss auf den Mund.



    „Was ist los, mein Liebling?“ Jess lachte sie fröhlich an. „Wieso machst du denn so ein trauriges Gesicht? Heute ist schließlich dein Geburtstag und du solltest fröhlich sein!“
    Und als wolle er die Deutlichkeit seiner Worte unterstreichen, kam er ein Stück auf sie zu und kniff sie in die Seite, woraufhin Tessa zu kichern begann. „Jess, hör auf, das kitzelt!“ rief sie fröhlich.
    „Soll es ja auch!“ gab dieser unbeeindruckt zurück und setzte seine Attacke auf Tessa fort.



    Atemlos und immer noch kichernd rief Tessa nach einer Weile. „Jess, hör auf, ich krieg ja schon keine Luft mehr!“ Da ließ er von ihr ab und sah sie mit solch warmer Zuneigung in den Augen an, dass ihr Herz einen Sprung zu machen schien.
    „Das werde ich nicht riskieren, mein Schatz. Du bist doch das wertvollste, das ich habe. Ich liebe dich, Tessa.“



    Sein liebevoller Blick ruhte auf ihr, hüllte sie ein, wärmte sie, erhellte alles um sie…
    „Magst du nicht die Kerzen ausblasen, Tessa?“
    „Nun zier dich nicht so!“
    „Tessa? Träumst du?“
    Mit einem Ruck riss Tessa die Augen auf. Es fühlte sich an wie eine kalte Dusche. Sie war zurück in der Wirklichkeit. Ihre Augen fuhren einen Moment verwirrt durch den Raum, als seien sie auf der Suche nach Jess – doch er war nicht da.



    Stattdessen schaute sie in die neugierigen und fragenden Augen ihrer Eltern und Brittas, die mit ihr gemeinsam am Tisch saßen und darauf warteten, dass sie die bunte Geburtstagstorte mit den zwanzig flackernden Kerzen darauf auspusten würde.

  • Tessa räusperte sich, gewann ihre Fassung zurück und stand auf, die anderen taten es ihr gleich. Sie versuchte, niemanden merken zu lassen, dass es ihr nicht nach feiern oder Geburtstagkuchen essen zumute war, sondern eher zum Weinen.
    Traurig richtete sie ihren Blick auf den bunten, so fröhlich aussehenden Kuchen.



    Es war nur ein Traum gewesen. Mehr nicht. Nur einer dieser unsinnigen Tagträume, die sie so oft erfüllten.
    Sie schob den Gedanken an Jess beiseite, holte tief Luft und pustete die Kerzen mit einem Zug aus.
    „Wünsch dir was! Wünsch dir was!“ rief Britta fröhlich und klatschte in die Hände. Tessa lächelte müde. Was sollte sie sich schon wünschen? Sie hatte nur einen einzigen Wunsch in ihrem Herzen, und es lag wohl kaum in der Macht einer Geburtstagtorte, diesen zu erfüllen. Diese Macht hatte nur ein Mensch – und genau dieser war heute nicht hier. Konnte nicht hier sein... und wie schmerzlich sie ihn vermisste, vermochte nur sie alleine zu sagen.



    Lustlos stocherte sie in demStück Torte herum und hatte Mühe, es hinunter zu bringen. Ihre Gäste unterhielten sich derweil angeregt und kaum jemand schien zu bemerken, dass Tessa sich nicht am Gespräch beteiligte.
    Wer außer ihr hätte auch jene Lücke bemerken sollen, die er hier hinterließ, die er hätte ausfüllen sollen? Er hätte an jenem Tage bei ihr sein sollen, ihn alleine hätte sie gebraucht und herbei gesehnt.
    „Tessa, wir werden uns dann auf den Heimweg machen“, drang die Stimme ihrer Mutter an ihr Ohr. „Wir müssen morgen ja beide früh raus und es ist schon spät.“
    Tessa drehte den Kopf langsam zu ihren Eltern. „Ist schon gut, kein Problem“, sagte sie nur langsam.
    „Ich würde noch ein Weilchen bleiben, wenn du magst“, sagte Britta und sah Tessa aufmerksam an. Diese nickte und sagte. „Ja, ist gut.“



    Nachdem Britta ihr geholfen hatte, die benutzten Teller und den Rest der Torte wegzuräumen, setzten sich beide Frauen auf die Couch und Britta begann ein belangloses Gespräch über Gott und die Welt mit Tessa. Britta war eine Arbeitskollegin von Tessa, mit der diese sich recht gut verstand. Natürlich hatten sie nie tiefergehende Gespräch geführt, aber um ihre Eltern nicht völlig zu verunsichern, hatte Tessa entschieden, auch Britta zu ihrer kleinen Feier einzuladen. Ihre Eltern sollten nicht merken, wie sehr ihre Tochter in den letzten Wochen vereinsamt war. Es war schon schwierig genug gewesen, ihrer Mutter zu erklären, warum der Kontakt zu Niklas eingeschlafen war. Von diesem hatte sie seit dem Streit nichts mehr gehört – und war froh darum.
    Auch wenn Britta nichts von Tessas schwerwiegenden Problem wusste, schaffte sie es mit ihrer lockeren Art, diese die kommenden zwei Stunden ein wenig abzulenken. Tessa spürte regelrecht, wie gut es ihr tat, auch einmal einige andere Gedanken in den Kopf zu bekommen, sich ablenken zu können, sich normal zu fühlen… oder fast…



    Schließlich warf Britta einen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits zehn Uhr in der Nacht war. Tessa hatte am nächsten Tag freigenommen, doch Britta musste los. Die beiden verabschiedeten sich herzlich voneinander. Dann war Tessa wieder alleine. Die Stille der Wohnung schien erdrückend. Sie setzte sich erschöpft auf die Couch und spürte, wie ihre Gedanken sich erneut im Kreis zu drehen begannen.
    Es war ihr erster Geburtstag ohne Tru. Der erste Geburtstag ohne eine selbstgebackene, mit Liebe verzierte Torte… und so vielem mehr, was Tru ausgemacht hatte.
    Das schlimmste jedoch war, dass Tru sich noch nicht einmal gemeldet hatte. Vermutlich war sie einfach zu sehr in ihrer Arbeit gefangen. Es war später November, sie war erst seit zwei oder drei Wochen in New York… sie hatte wohl einfach keine Zeit gehabt, um anzurufen… dann kam auch noch die Zeitverschiebung hinzu… und trotzdem schmerzte es Tessa, dass ihre Ziehmutter sie vergessen zu haben schien… wie schnell das doch ging…
    Es war auch der erste Geburtstag ohne Niklas… ohne seine kessen Sprüche und seine humorvollen Einfälle, die er immer gehabt hatte. Vor zwei Jahren, als Tessa achtzehn geworden war, hatte er eine riesige Überraschungsparty für sie geschmissen… das schien Ewigkeiten her zu sein. Es wirkte mehr als nur irreal. Wie aus einem anderen Leben. Aber war es das nicht auch?
    Vor ihrem inneren Auge sah Tessa die Bilder aus ihrem Tagtraum auftauchen. Sie schien Jess förmlich bei sich zu spüren. Seine Hände auf ihrer Haut, seinen zärtlichen Blick auf sich ruhend. Der Tag hätte so perfekt sein können… mit ihm…



    Und als die Bilder und die Wärme in ihr zu verblassen begannen, rollte Tessa sich auf dem Sofa zusammen und begann leise zu weinen… es waren Tränen, die niemand sah und die niemand trocknete… denn sie war allein. Völlig allein.



    Fortsetzung folgt

  • Tessa tut mir so leid. Bei den ersten Bildern hat mein Herz einen kleinen Hüpfer gemacht. Da war eine Torte, da war Tessa und da war Jess! Gut sah er aus in dem grünen T-Shirt, dass muss ich echt mal sagen! Doch leider nur ein Tagtraum... Wie sehr würde ich Tessa wünschen, dass ihr größter Wunsch in Erfüllung gehen würde! Wie sehr würde ich mir für sie wünschen, dass sie endlich Glücklich sein darf! (Ich muss sagen, Tessa fängt mich langsam an an meine Annabelle zu erinnern oO)..


    Doch leider sind Wünsche nicht Realität! Doch heißt es nicht, dass jeder Mensch seines glückes Schmied ist? Ich weis, dass es Sinnlos zu sein scheint, mit Jess ein weiteres Gespräch zu führen, aber wo soll das noch hinführen? Wenn man verliebt ist, ist man normalerweise glücklich, doch bei Tessa scheint hiervon keine Spur zu sein....:nein und das stimmt mich sehr traurig!


    Tessa liegt da und weint, weint vor Einsamkeit, weint vor Sehnsucht, weint, weil sie sich unverstanden und hilflos vorkommt... Selbst Tru scheint sie vergessen *träneausaugenwinkelwisch* und das find ich sehr traurig.. aber wer weis was vorgefallen ist! Es gibt bestimmt triftige Gründe, warum Tante Tru ihre Tessa nicht anruft an ihrem 20. Geburtstag, nur hoffe ich, dass es nichts schlimmes ist!!!!!! Sollte Tru jetzt noch etwas im fernen America passiert sein, ich könnte mir nicht Vorstellen, wie Tessa damit fertig werden würde, da ihre Gemüts- und Gefühlslage derzeit ja eh eine Pfütze ist...


    Liebe Innad, bring doch bitte wieder ein fröhles Kapitel, sonst muss ich unbedingt noch meinen Taschentuchvorrat vor dem lesen des nächsten aufstocken!!!


    Zum Abschluss kann ich nur sagen: Du hast wirklich ein Händchen für Gänsehautkapitel *hutvordirzieh* Wozu eine Fotostory - schreib ein Buch!! (und schick mir eine signierte Erstausgabe bitte XD)

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Die Seifenblase platzt, so ist das nunmal! Aber Naja...Wahrscheinlich hätte ich Britta weggeschickt, unter dem Vorwand das ich zu viel getrunken hätte oder sonst sowas. Die Erinnerung an Niklas tut natürlich höllisch weh, aber naja... er hat sich wie ein ********* verhalten!
    Jess is nich da, und das an ihrem Geburtsta, nur wegen ihren Eltern! Weil die nichts von "Leuten wie ihm" halten! grässlich! Ich hoffe Tessa sagt es ihnen bald!

    Und ich hab keine Geduld, ich will wissen wer das Mädchen ist!!!:p

    Luxa

    Edit: Ich bin ganz Kiaas Meinung! Und ich will zumindest ne Zweitausgabe xD! Wenn ich doch Schriftstellerin werde kriegst du auch eine! Ne, du kriegst ne Erstausgabe

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!
    Arme Tessa, sie kann einem wirklich leid tun. Gerade an ihrem Geburtstag fehlt ihr der Mensch der tief in ihrem Herzen wohnt und sie muss den Abend alleine verbringen.
    Als ich die ersten paar Absätze gelesen habe, freute ich mir so für Tessa und auch für Jess. Ich dachte, hoffentlich kommen ihre Eltern nicht vorbei und fragen Tessa was für ein Mann bei ihr in der Wohnung ist, bis ich dann gemerkt habe das sie nur vor sich hin träumte und sich vorstellte, wie schön es seien könnte wenn Jess da wäre.
    Und der erste Geburtstag ohne Tru, da fehlt ihr was und dann hatte sich Tru noch nicht mal gemeldet. Aber sie hatte Tessa nicht vergessen, da bin ich mir sicher. Ihr ist bestimmt was dazwischen gekommen. Na hoffentlich geht es ihr gut.
    War wieder ein sehr schönes und trauriges Kapitel:applaus und ich hoffe, das für Tessa bald ein paar glückliche Tage kommen.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Kiara: Ich muss Dich jetzt erstmal virtuell knuddeln! Vielen Dank für das Buch-Kompliment! Die geschichte war eigentlich ja auch ein Buch, zumindest mal so vorgesehen *hihi*

    Was das Kapitel selbst anbelangt, so tut mir Tessa auch irgendwie total leid. Aber ob bald fröhlichere Zeiten kommen - ich denke eher nicht. Ich weiß, dass Tessa gerne nochmal das Gespräch mit Jess suchen würde, aber er ist da sehr starrsinnig und hat auch irgendwie seine Gründe dafür. Es ist eben eine Sucht und ich nehme an, Heroin ist so das schlimmste, was man nehmen kann oder mit das schlimmste :(

    Also Kiara - lieber noch ein paar Taschentüchlein auf Vorrat legen erstmal. :rollauge

    Übrigens einen dicken Knuddler für die liebe BN, die Du gschrieben hast. Hab sie die Tage erst gesehen und mich tierisch gefreut!




    Luxa: Ob Jess nur deswegen nicht da ist, war natürlich die große Frage. Aber Du hast recht - die Seifenblase ist buchstäblich geplatzt!

    Und ich habe eine gute Nachricht für Dich - heute lernst Du das Mädchen kennen! :) Und danke auch für Dein Lob bzgl Buch! WENN bekämt ihr BEIDEN eine Erstausgabe, aber das wird wohl reine Träumerei bleiben *lach*



    @ineshnsch: Ja, das wäre was gewesen, wenn ihre Eltern aufeinmal vorbeigekommen wären - WENN es denn wahr gewesen wäre.
    Ob für Tessa glücklichere Tage kommen, ist fraglich, zumindest erstmal. Aber was mit Tru los was, erfahrt ihr heute!

    Danke für Deinen Kommi!



    @All: Bitte entschuldigt, dass es mit der Fortsetzung zurzeit etwas länger dauert! Ich fürchte aber, ich werde auch in Zukunft mein bisheriges Tempo nur schwerlich halten können, weil ich echt wahnsinnigen Stress privat und beruflich habe und das wird eher noch schlimmer denn besser. Also wundert euch nicht, wenn die Abstände zwischen den Online-Stellungen etwas länger dauern werden. Die Geschichte ist übrigens noch lange nicht fertig und ihr könnt euch noch auf eine ganze Weile mit mir und Tessa freuen.

  • Kapitel 23
    Jasmin




    Am Morgen nach ihrem Geburtstag führte Tessa der erste Weg wie jeden Tag an ihr Notebook, um ihre E-Mails abzurufen.
    Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als sie einen vertrauten Absender an oberster Stelle stehen sah – Tru hatte geschrieben. Hastig öffnete sie die Mail und las gespannt, was Tru zu schreiben hatte.



    „Liebe Tessa! bitte entschuldige, dass ich mich gestern zu Deinem Geburstag nicht gemeldet habe. Ich habe natürlich den ganzen Tag an dich gedacht, mein Schatz, und hoffe, Du hast ordentlich gefeiert. Natürlich hatte ich einen guten Grund für meine Versäumnis. Stell Dir vor – Patricia hat gestern ihren Sohn Timothy geboren! Nun habt ihr beide am selben Tag Geburtstag! Ist das nicht wundervoll? Ich schicke Dir eine warme Umarmung. Deine Tru.“



    Tessa saß einen Moment nachdenklich vor ihrem Notebook und wusste nicht recht, was sie denken sollte. Sie freute sich für Patricia und den kleinen Timothy. Es erfüllte sie zugleich mit Faszination, aber auch mit Traurigkeit, dass er sich ausgerechnet gestern, an ihrem Geburtstag, auf den Weg gemacht hatte. Nun würde Tru sie wohl noch öfters vergessen – Timothy würde an erster Stelle stehen…



    Im nächsten Moment schalt sie sich für diese Gedanken. In Trus Herzen war genug Platz, um mehrere Menschen zu lieben, das stand fest. Vielleicht war aber auch nur ihre trübe Stimmung Schuld an derartigen Gedanken. Ihr Blick fiel auf ein weißes Kuvert, das auf ihrem Schreibtisch lag und für einen winzigen Moment huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    Vor wenigen Tagen hatte sie wie jeden Tag völlig ahnungslos die Post aus dem Briefkasten geholt und jenes Kuvert darin gefunden.



    Es trug einen hoch offiziell aussehenden Stempel und Tessas Herz hatte einen Hüpfer gemacht, als sie den Absender las – es war ein Brief von der Fachhochschule für Journalismus! Normalerweise hätte Tessa wenige Minuten später freudig nach dem Telefonhörer gegriffen und Niklas angerufen, um ihm mitzuteilen, dass sie ab dem 01.April des kommenden Jahres offiziell eine Studentin des Journalismus sein würde. Doch Niklas war nicht mehr da – jedenfalls nicht für sie. Und seltsamerweise freute sie sich nur halb so sehr, wie sie es wohl vor einem Jahr getan hätte oder auch nur vor wenigen Wochen. Alles schien irgendwie weniger wichtiger zu sein – jedenfalls all DIESE Dinge – seit sie Jess kennen- und liebengelernt hatte.
    Natürlich hatte sie Jess die Neuigkeit am selben Tag erzählt und er hatte sich furchtbar für sie gefreut und sie lange ganz fest in den Armen gehalten.
    Tessa fröstelte. Es war kalt geworden. Sie warf einen Blick nach draußen. Es hatte zu schneien begonnen. Der Winter war gekommen.



    Etwa zwei Wochen später saß sie gemeinsam mit Jess in dem kleinen Café in der Bahnhofshalle und trank einen heißen Kaffee. Es war eisig kalt draußen, dicker Schnee bedeckte die Dächer der Häuser, und das schon seit Tagen.



    Der Advent hatte begonnen und überall in der Halle standen Bäume und kleine Weihnachtsmänner verteilt. Der Schnee schien die Vorfreude auf Weihnachten zu verstärken – doch für all jene armen Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf hatten, bedeutete er nackten Überlebenskampf und erbärmliches Frieren. Ebenso für Jess.
    Vor einigen Tagen war Tessa schließlich ohne auf seine Proteste zu achten in den Bahnhofsshop stolziert und hatte ihm eine dicke Jacke gekauft. Sie saß zwar etwas eng, aber sie wärmte ihn – und das war das wichtigste.



    Zuerst hatte er sich geweigert, sie anzunehmen, aber dann hatte die Vernunft doch noch gesiegt. Er fror immer noch und schlotterte oft genug, wenn Tessa am Bahnhof ankam. Doch er war froh um die wärmenden Stoffhüllen um sich.
    Inzwischen war es immer dunkel, wenn Tessa und Jess sich sahen – außer vielleicht am Wochenende. Zuerst hatte Tessa sich etwas vor der Halle im Dunkeln geängstigt, doch das war längst vorbei. Inzwischen war dieser Ort für sie fast wie eine zweite Heimat geworden, vertraut und normal. Hier trafen Jess und sie sich am meisten, denn hier fiel Jess nicht auf und niemand achtete auf ihn… und auch Tessa wusste sich ungestörter als irgendwo in der City.

  • „He Jess!“ unterbrach eine Frauenstimme das Gespräch zwischen den beiden jungen Menschen.
    Tessa sah auf und erblickte eine schwarzhaarige, sehr dünne junge Frau mit langen Haaren und seltsamer, sehr dünner Kleidung.



    „Hallo Jasmin!“ sagte Jess erfreut und wandte sich dann Tessa zu. „Tessa, das ist Jasmin. Ich glaube, ich hab dir schon mal von ihr erzählt.“
    „Ein- oder zweimal, ja“, sagte Tessa und nickte Jasmin freundlich zu. „Ihr beiden seid gut befreundet, nicht wahr?“
    Jasmin nickte und kam auf Tessa zu. „Dann bist du sicher Tessa.“ Als sie deren erstaunten Blick bemerkte, lachte Jasmin und sagte: „Von dir hat Jess definitiv mehr als ein- oder zweimal erzählt. Freut mich, dich kennenzulernen.“



    Und sie streckte ihr ihre dünne, schmale Hand entgegen, die Tessa lächelnd ergriff.
    „Du fragst dich sicher, woher Jess und ich uns kennen? Naja, auf der Straße kommt man schnell ins Gespräch“, erzählte Jasmin frei heraus. „Und Jess kenne ich schon seit Jahren. Er hat noch nie so aufgeregt und oft über jemanden oder etwas gesprochen wie über dich. Eigentlich ist er eher von der stillen Sorte, verkriecht sich in seinem Schneckenhaus und malt seine Bilder, wenn er kann.“
    Tessa lächelte und Jasmin fügte hinzu: „Aber so sind wohl die meisten Männer.“



    Jess räusperte sich und sagte: „Ich muss mal auf die Toilette. Jasmin, wieso setzt du dich nicht zu Tessa und ihr unterhaltet euch etwas. Ich bin gleich wieder zurück.“
    Mit diesen Worten stand er auf und ging in Richtung Toiletten davon, während Jasmin den Stuhl nach hinten rückte und sich setzte.



    Tessa lächelte sie freundlich an. „Was hat Jess denn erzählt?“ fragte sie dann mit unverhohlener Neugier.
    Jasmin lachte. „Nur gutes, keine Angst. Er ist wirklich schwer verliebt in dich.“
    Tessa spürte ein angenehmes Kribbeln im Magen und lächelte. „Das geht mir genauso.“
    Eine Moment schwiegen beide, dann sagte Tessa langsam und vorsichtig. „Und… wie habt ihr euch kennengelernt, du und Jess?“
    Jasmin zuckte mit den Schultern. „Offengesagt weiß ich es nicht mehr. Aber wir hatten wohl dasselbe Ziel, wenn du verstehst, was ich meine…“ Sie sah Tessa offen ab. „Ich muss dir ehrlich sagen, dass ich beeindruckt von dir und deiner Einstellung bin. Es ist nicht selbstverständlich, Menschen wie Jess und mir derart vorurteilsfrei zu begegnen. Die wenigsten können das – oder wollen das. Du weißt sicher, dass ich ebenfalls süchtig bin?“
    Tessa nickte schweigend. Jess hatte ihr nicht viel von Jasmin erzählt, nur ab und an den Namen erwähnt, sie schienen gut befreundet zu sein. Sie wusste nur, dass Jasmin ebenfalls schon eine Weile im Drogensumpf gefangen war.
    Jasmin schwieg einen Moment und sagte dann. „Ich wünschte, mein Leben wäre anders gelaufen, aber das ist es nun einmal nicht. Und wenn man einmal in diesen Teufelskreis gerutscht ist, kommt man nicht mehr raus. Verstehst du das?“



    Tessa schluckte. „Ich weiß nicht. Kann man das als Außenstehende denn verstehen? Ich weiß es wirklich nicht, Jasmin. Ich weiß nur, dass ich eigentlich denke, jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Aber ich sehe ein, dass das leichter gesagt ist als getan…“
    Jasmin nickte. „Ja, das ist es. Leider. Ich hatte früher auch meine Träume, aber dann lief einfach alles schief. Mein Vater ist gestorben und meine Mutter hat sich einen Neuen genommen, der war ständig betrunken und hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Mit sechzehn hatte ich einfach die Schnauze voll und bin abgehauen. Tja, seitdem lebe ich auf der Straße. Zuerst habe ich noch gar keine Drogen genommen, aber irgendwann hab ich damit angefangen. Es war so viel einfacher, wenn man high war. Diese ganze Kacke war so viel leichter zu ertragen. Man friert weniger, man spürt weniger – es ist alles so viel besser. Aber nur für eine Weile.“ Jasmin seufzte. „Und dann wird es noch schlimmer. Und du brauchst mehr. Viel mehr. Es scheint Dich regelrecht zu verschlingen.“
    Tessa sah sie aufmerksam an und stellte irritiert fest, dass Jess ihr solche Dinge bisher noch nie erzählt hatte und Jasmin es nach nicht einmal fünf Minuten Gespräch offen tat.
    „Aber könntest du denn keinen Entzug machen?“ fragte Tessa mit einer Vorsicht, die ihr im Umgang mit Jess zueigen geworden war und ganz automatisch kam.



    Ganz im Gegenteil zu Jess verzog Jasmin jedoch nicht wütend das Gesicht, sondern zuckte nur gleichmütig mit den Achseln. „Könnte ich vielleicht, ja. Aber wo soll ich danach denn hin? Das hier ist mein Zuhause – die Straße meine ich. Ich kenn es nicht anders. Wenn ich eine Familie hätte, zu der ich zurück kann, wäre das anders. Aber meine Mutter und mein Stiefvater sind gottweißwo. Ich hab keine Ahnung. Inzwischen bin ich zwanzig und keiner fragt danach, wo ich bin oder was ich mache.“ Sie sah Tessa aufmerksam an. „Tessa, ich weiß, du fragst dich sicher oft, wieso wir Drogensüchtigen nicht einfach einen Entzug machen. Der Entzug ist furchtbar, aber meiner Meinung nach nicht das Problem. Verstehst du – wir leben auf der Straße. Ich habe einmal einen Entzug gemacht. Und danach wusste ich nicht wohin. Und landete wieder auf der Straße. Und dort wirst du immer wieder angequatscht und bekommst Drogen angeboten.“
    Sie sah Tessa ernst an und sagte dann: „Du kannst zehnmal nein sagen, Tessa. Aber beim elften Mal – beim elften Mal wirst du schwach. So einfach ist das.“



    Tessa sah sie an und schluckte. Und zum ersten Mal seit sie Jess kannte, schien sie ein wenig zu verstehen, was in ihm vorgehen musste und was seine Beweggründe waren. Doch es schockierte sie zu erkennen, dass Jasmin recht hatte… und zu begreifen, wie wenig sie immer noch von dem Menschen, den sie so sehr liebte, wusste und kannte.



    Fortsetzung folgt.