[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • Hallo Innad!

    Da habe ich doch glatt vergessen, den Kommi zu Posten. Habe zwar geschrieben, das mache ich immer erst in Wort, weil ich meistens es nie schaffe ihnen an einem Stück zu schreiben und ich zwischendurch andere Dinge machen muss und diese je nach dem ganz schön lange dauern können. Na egal, bekommst du halt heute einen Doppel Kommi.

    Es ist schon schade dass so eine Freundschaft zerbricht, die so viele Jahre bestanden hatte.
    Aber Niklas ist auch ein Sturkopf, aber ich glaube nicht ganz, das er Tessa fallen läst. Dafür verbindet sie zuviel mit einander. Auch Tessa hätte gerne wieder was von ihm gehört. Naja bin mal gespannt ob sie sich irgendwann wieder versöhnen.
    Tante Tru arbeitet also nicht mehr für Tessas Eltern, dann wird ihr bestimmt öfters die lange Weile plagen und Tessas Mutter will in Zukunft alleine Kochen, wird ja auch Zeit das sie es auch mal lernt. So ist es mit der gehobene Klasse, sie werden immerzu bedient aber das ist nicht immer vom Vorteil.;)
    Scheint ja was ganz wichtiges zu sein, was Tru Tessa erzählen möchte, wenn sie es nicht mal am Telefon sagen kann. Hoffentlich ist sie nicht ernsthaft Krank oder so.:( Oder sie weiß von Jess und möchte deshalb Tessa ansehen wenn sie mit ihr spricht.
    Ich an Tessas stelle hätte mir auch um Tru sorgen gemacht, schließlich ist sie ja fast so was wie ihre Mutter.
    Oh Tessa, ich habe mir schon Gedacht das du dich in Jess verliebt hat. Denn wenn man solche Gefühle hat, kann es sich bloß um liebe handeln. Und so wie ich die Sache einschätze, geht es Jess nicht viel anders.
    Bin schon ganz neugierig wie das Treffen ausfällt und ob die Liebe zwischen Tessa und Jess ne Chance bekommt.
    Wieder eine schöne Fs.:applaus
    Bis dann!


    So nun zu dem Aktuellen Kapitel und ich bin hin und weg.
    So was romantisches und gefühlvolles, einfach zum dahin schmelzen.
    Liebe braucht nicht viele Worte um sich gegenseitig zu verstehen und ich finde es Toll, das die beiden sich die Zeit nehmen und alles genießen. Von der warmen Sonne, die Farbmischung der Laubes bis hin zu den Tönen die die Natur uns schenkt. Wenn man dieses auf sich einwirken lässt, dann folgt man nur noch seinem Herzen und für eine Weile verschwinden alle Sorgen. Nun haben sie sich geküsst und du hast das so toll beschreiben, damit ich richtig Herzklopfen vor Freude bekam. Jess kann so toll malen, eigentlich könnte er wenn man es richtig anstellt, mit seinem Bilden viel Geld verdienen.:)
    Ja, ja so ist es meistens, wenn es am schönsten ist hat man irgendwelche Verpflichtungen.:rolleyes
    Wieder mal so ein sehr schönes Kapitel woran ich mich erfreuen kann. Sehr schöne Bilder und über den Text brauche ich erst gar nichts was zu sagen, der ist wie immer Toll.:applaus
    Ich freue mich schön sehr auf das nächste Kapitel und wünsche dir viel erfolg dabei.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
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    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel




  • Sehr schöner Trailer:) Finde den herzschlag toll am Ende und am Anfang und es ist auch ein schönes Lied für diese FS.
    Hut ab:applaus und mach bitte weiter:p

  • Hallo Innad!
    Ich habe mir gerade dein Video angesehen und es ist wirklich toll gemacht.:applaus Habe so was auch schon mal probiert, darum weiß ich was das für arbeit ist.
    Das Lied passt sehr gut dazu und du hast die flüssigen Übergänge perfekt hinbekommen.:applaus
    Der Inhalt passt gut zu deiner bisherigen Story und verrät auch nicht so viel, so kann ich noch auf viele schöne Kapitel von „Tiefer als der Schmerz“ hoffen die ich soooo gerne lese.:)
    Bis dann!

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
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  • Innad, der Trailer ist klasssse! Der Hammer! Aber ich werde das Gefühl nicht los etwas verpasst zu haben!
    Denn wer ist die Frau mit den langen schwarzen Haaren? Ist sie eine Verwandte oder eine Exfreundin von Jess? Und warum sieht Tessas Mutter an der einen Stelle so besorgt aus? Glaubt sie, das ihre Tochter es nicht schaffen wird? Was auch immer da auf sie zukommt?
    Naja, eine Frage hast du mir beantwortet, und zwar was der Titel genau zu bedeuten hat!!!

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • So jetzt hab ich auch endlich Luft und kann hier meinen Kommentar zu deiner letzten Fortsetzung und zu diesem tollen Trailer loswerden.


    Also sind da doch nicht platonische Gefühle zwischen Tessa und Jess. Ich habe es ja vermutet, aber nicht gedacht, dass es so schnell schon zum Vorschein kommt. Jetzt würde mich interessieren, ob das Niklas ggf. sogar gesehen hat. Er spioniert doch dauernt hinterher, warum nicht auch in diesem Moment? Nur wie wird es jetzt mit den beiden weitergehen - kann es überhaupt irgendwie weitergehen? Ich kehre hiermit zu meiner These vom Anfang zurück! Jess wird sterben - Tiefer als der Schmerz - und Tessa wird dank seiner Geschichte mit einem Stipendium an der Uni aufgenommen. Und dadurch, dass sie seine Geschichte in die Welt hinaus tragen kann, lebt er ewig weiter....


    Du hast die Szene sehr gefühlsbetont herausgearbeitet. Wundervoll zu lesen, liebe Innad! Ich hatte richtig Gänsehaut teilweise! Jetzt bin ich nur noch gespannt auf das Gespräch zwischen Tru und Tessa! Die Neuigkeiten, die sie ihr erzählen will interessieren mich brennend!!!


    Das dein Trailer atemberaubend schön ist, muss ich dir wohl nicht sagen, tue es aber dennoch! Das Lieb bringt sehr schön die Emotionen deiner Aufnahmen rüber! Das schwarzhaarige Mädchen sieht für mich wie ein Teenager aus. Auf die Rolle in der Geschichte bin ich sehr gespannt! Auch scheint es so, als ob du uns einige Freunde von Jess mit der Zeit vorstellen wirst - u. a. der Mann aus der Video und die Clique die am Boden saß.


    Ich freu mich auf das, was mich noch alles in dieser Geschichte erwarten wird! Mach weiter so, denn du machst süchtig auf me(e)hr ^^

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • Kiara: Du bleibst also hartnäckig bei Deiner ersten Theorie... naja, bei Sternenstaub lagst du mit dem ersten Impuls ja auch nicht falsch... ;) Aber ich verrate jetzt mal nicht mehr.

    Ich danke Dir für den tollen Kommi, ich freu mich so, dass euch das Kapitel gefallen hat, weil es mir auch arg am Herzen lag :)


    Vielen Dank an euch alle! :)


    Heute geht es dann auch weiter! Viel Spaß dabei!

  • Kapitel 18
    Verrat


    Die Luft roch nach Regen, der sich irgendwo hinter den Bergen in Wolken gesammelt zu haben schien und sich langsam auf den Weg in die Stadt machte. Die Wärme der Sonne war verschwunden und die Luft hatte sich abgekühlt. Noch war es nicht dunkel geworden, aber die Dämmerung war bereits auf dem Vormarsch. Der Herbst schien mit ihr zu gehen und dem Winter die Türen offenhalten zu wollen.
    Doch Tessa spürte von alledem nichts. In ihrem Herzen war es warm und sonnig.
    Als sie das Auto vor dem Haus ihrer Eltern geparkt hatte, blieb sie einen Augenblick bewegungslos sitzen und versank in ihren Gedanken.
    Was war heute Nachmittag geschehen? Sie fühlte noch immer Jess ´ Wärme um sich, seine Haut auf ihrer, seine Nähe, die sie umhüllte und seine Augen, die ihr bis in ihr innerstes Mark geblickt hatten. All die letzten Wochen und Monate hatte sie nie recht begriffen, was sie eigentlich genau für Jess empfunden hatte… sie hatte nur von der ersten Sekunde an gewusst, dass er etwas Besonderes war – für sie.
    Seine Berührungen waren nicht körperlicher Art gewesen, sondern tiefergreifend. Noch nie hatte ein Mensch ihr von Anfang so sehr in die Seele geschaut. Bei Jess begegnete Tessa die seltsame Mischung der Gefühle von Geborgenheit und Mitleid. Sie konnte sich ebenso vorstellen, ihn zu halten und zu beschützen, wie sie sich auch gehalten und geschützt von ihm fühlte. War es das, das Geheimnis von Liebe, von echter, bedingungsloser Zuneigung? Warum hatte sie nie begriffen, wie viel Jess ihr bedeutete… und auf welcher Ebene?
    All die kleinen, versteckten Augenblicke, welche ihr hätten Augen und Herz öffnen können… war sie ihnen gegenüber denn blind gewesen? Den Schauder, welcher die Berührung seiner warmen Hand auf ihrer schon vor Wochen am Bahnhof ausgelöst hatte?



    Dieses Gefühl, noch keinem Menschen so nahe gekommen zu sein… und nie einen Menschen so nahe an sich herangelassen zu haben.
    Wie konnte man sich nur in der eigenen Sprache des Herzens so sehr täuschen?
    Doch war das alles nun noch wichtig? Nun, da sie wusste, was sie für Jess fühlte und er für sie? Nun, da sie wussten, dass sie nicht nur die innigste Freundschaft, sondern auch eine viel tieferes Gefühl der Zuneigung verband?
    Nein – nur das zählte in diesem Moment. Die dunklen Gedanken, die sich bereits gleich der Wolken am Horizont in ihrem Herzen aufzubauschen begannen, schob Tessa beiseite.
    Nicht jetzt… nur für einige Stunden wollte sie es festhalten, dieses unendliche Gefühl von Glückseligkeit und Freude, Hoffnung, Wärme und… Liebe.
    Sie schloss die Haustüre auf und blieb einen Moment im Flur stehen. Das Glück in ihrem Herzen hatte ihre Gesichtszüge weich werden lassen, ein versonnenes Lächeln überflog ihr Antlitz und für einen kleinen Moment blieb sie vor der Türe zum Wohnzimmer stehen, um dieses Glücksgefühl noch einmal festzuhalten…



    Es schien fast so, als wisse sie, dass die schweren Regenwolken bereits mit rasender Geschwindigkeit über die Bergrücken hinweg gejagt waren, über die kahl gewordenen Felder ihren Weg zu ihr aufgenommen hatten…
    „… und darum hielt ich es für richtig, herzukommen und euch beiden Bescheid zu sagen. Amanda, Herbert – das muss gewiss ein Schock für euch beide sein, ich weiß – es erging mir nicht anders. Aber ich habe wirklich alles versucht, was in meiner Macht stand und bin nun ratlos, darum wende ich mich an euch.“
    Wie durch einen dicken Nebel drangen die Worte aus dem Wohnzimmer, erreichten Tessas Ohren nur schwerfällig und ihren Verstand noch langsamer.
    Sie spürte, wie ein heißer Schmerz ihren Körper zu durchringen schien, ihre Knie mit einemmal unschön weich wurden, ihr Herz mit einer solchen unerwarteten Heftigkeit gegen ihre Brust zu hämmern begann, dass sie für einen Moment das Gefühl hatte, das Atmen sei ihr nie mehr in diesem Leben möglich.



    „Ich hoffe, dass ihr sie zur Vernunft bringen könnt.“
    Wieder sickerten diese Worte, gedämpft aus dem Raum hinter der geschlossenen Tür vor ihr dringend, wie schwarzer, träger Teer in ihr Bewusstsein. Ihre Hand griff betäubt nach einem Halt, der sich nicht fand. Ihre Augen weiteten sich, als sie begriff, wem sie diese Stimme zuordnen musste…
    Ohne zu wissen, was sie tat, griff ihre Hand wie mechanisch nach dem Türknauf und drückte ihn mit ungewollter Heftigkeit nach unten.
    Die Tür schwang auf und Tessa betrat den Raum. Die Farbe war aus ihren Wangen gewichen, ihre Hände zitterten, doch ihre Füße trugen sie wie automatisiert einige Schritte weiter, weiter – nur um das bizarre Bild zu erfassen, das sich ihren Augen bot:
    Da saßen sie alle drei beisammen, fast wie eine glückliche, kleine Familie… Niklas in den Ohrensessel gelehnt, ihre Eltern nebeneinander auf der Couch.
    Alle drei Köpfe flogen herum und für einen Moment traf Niklas Blick den von Tessa – erst schien etwas wie Schuldbewusstsein in seinen grünen Augen, die einmal so sanft auf der jungen Frau geruht hatten, vor viel zu langer Zeit – aufzuflammen, doch sofort überschattete wieder entschlossene Härte diesen Schimmer. Ihre Wangen röteten sich vor Wut und Zorn.
    „Hallo, Tessa!“



    Sie wusste nicht, von wem diese Worte gekommen waren – es war auch gleich.
    „Was machst du hier?“ Ihre Stimme erstaunlich ruhig, gelassen.
    „Ich hab mich nur ein wenig mit deinen Eltern unterhalten, nicht wahr?“
    Wie unbekümmert saß er dort in diesem Sessel, dieser Lügner, dieser unmögliche Mensch, lächelte, als sei nichts geschehen. Tessas Hände ballten sich zu Fäusten, der Blick, der auf Niklas ruhte, hätte ihnen vernichten mögen.
    „Wo warst du, Tessa?“ Die Stimme ihrer Mutter ruhig, aber mit ungewohnter Strenge.
    Tessa sah Niklas noch einmal an und wusste mit einemmal, dass er ihnen alles gesagt hatte.
    Sie spürte, dass die letzte, kleine Flamme an Zuneigung und Respekt für diesen Menschen, der ihr einmal so nahe gewesen war, in diesem Moment erstarb und sich in grenzenlose Wut umschlug. Doch nun war sie gefangen in dieser Situation und musste versuchen, das Beste daraus zu machen.
    „Was hat er euch gesagt?“ Ihre Arme verschränkt, auf Abwehrhaltung, fixierte sie ihre Eltern und Niklas, der immer noch so gelassen in seinem Sessel saß, als handele es sich hier um eine nette Unterhaltung zum Tee.

  • „Niklas hat uns nur gesagt, Tessa, dass er sich Sorgen um dich macht. Er erzählte etwas von einem Junkie, den du regelmäßig triffst, nachdem du ihn wohl für die Zeitung interviewt hast. Ist das korrekt?“ Die Stimme ihres Vaters klang weicher und ruhiger als die ihrer Mutter. Wie immer versuchte er, die Dinge möglichst objektiv und gerecht zu betrachten.
    Tessa sah ihm fest in die Augen. „Das ist richtig. Sein Name ist Jess – und er ist in Ordnung, obgleich er drogenabhängig sein mag. Ich habe ihm nur hin und wieder ein wenig geholfen, indem ich ihm Essen brachte – ist das etwa verboten?“
    Sie spürte, dass sie mit diesem Einwand bei ihrem Vater gepunktet hatte. Ihre Mutter jedoch runzelte die Stirn und sagte aufgeregt. „Aber es ist ein Junkie, Tessa! Und Niklas sagt, er ist gefährlich! Dieser… dieser… äh…“
    „Jess“, half Tessa ihrer Mutter, die jedoch nur zerstreut abwinkte. „Dieser Mensch kann doch nicht in Ordnung sein, wenn er Drogen nimmt. Junkie bliebt doch Junkie.“
    „Amanda, ich möchte ja nicht gutheißen, dass jemand Drogen nimmt, aber Tessa hat ihm doch offensichtlich nur ein wenig Unterstützung angedeihen lassen, das ist nicht falsch.“
    Ihr Vater sah seine Frau an und gestikulierte dabei heftig. „So haben wir sie immerhin erzogen, hilfsbereit, höflich und diszipliniert.“
    „Artur, aber doch nicht mit Junkies! Tessa sollte sich von solch einem Kreis fernhalten – sie ist noch viel zu jung dafür!“ erwiderte ihre Mutter aufgebracht, während ihr Vater entgegenhielt. „Sie ist kein Kind mehr, das musst du einsehen…“
    „Aber diese Kreise sind nichts für sie – das ist gefährlich! Ich bin froh, dass Niklas uns davon unterrichtet hat!“
    Niklas starrte bei diesen Worten leicht lächelnd ins Leere. Er schien sich besonders gut in seiner Rolle als Held zu fühlen.



    „Nun lasst uns doch vernünftig darüber reden“, sagte Tessas Vater beschwichtigend und richtete sich an seine Tochter: „Komm, Tessa, setz dich zu uns und dann möchte ich, dass du uns selbst erzählst, was es mit diesem Jess auf sich hat.“
    Widerstrebend setzte Tessa sich auf den verbliebenen Platz zwischen ihre Mutter und Niklas.
    Ihr Vater sah sie aufmerksam an und sie begann langsam zu sprechen: „Ich habe Jess für die Zeitung interviewt – dieser Artikel war es übrigens, der mir meine Beförderung eingebracht hat…“, wieder wusste sie genau, wie sie ihren Vater für sich gewinnen konnte und fügte diesen Einwurf nicht umsonst hinzu. „Und er hat mir einfach leid getan – er war nahezu vorm Verhungern, ich habe mich einige Male mit ihm getroffen und ihm Essen gebracht, mich mit ihm unterhalten…“
    „Du allein?“ Der Einwurf ihrer Mutter war schrill. „Mit einem Junkie? Wieso ist keiner deiner Kollegen mitgegangen oder ein Freund?“
    „Mutter, Jess ist nicht gefährlich!“ Tessas Miene verfinsterte sich. „Er ist einfach ein armer Kerl, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Hör doch auf, so pauschalisiert zu denken, himmel…“



    Sie zwang sich, wieder ruhiger zu sprechen und warf Niklas dann einen giftigen Blick zu, während sie sagte. „Nun ja – ein Freund hätte natürlich mit mir gehen können, das ist richtig, aber ich fürchte, dafür wäre sich wohl jeder von meinen Freunden zu FEIN gewesen…“
    Die Spitze saß – und jeder im Raum hatte sie verstanden, vor allem Niklas, der sich mit einemmal nicht mehr ganz so wohl in seinem Sessel zu fühlen schien, als alle Blicke sich auf ihn richteten.
    „Also… hör mal, Tessa – ich mache mir halt auch Sorgen um dich“, stammelte er wie zu seiner Verteidigung. „Und ich wäre ja mitgekommen, hättest du mich nur darum gefragt, ich konnte doch nicht ahnen, dass…“



    „Ach hör doch auf!“ zischte Tessa und wandte sich wieder ihrem Vater zu. „Wirklich, ihr braucht euch nicht zu sorgen – es ist alles ganz harmlos.“
    „Hör mal, Tessa“, die Stimme ihres Vaters klang ruhig, aber fest. „Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust. Dennoch finde ich es auch nicht gut, wenn du dich alleine in diesen Kreisen aufhältest. Nun kenne ich mich im Journalismus Fachgebiet nicht besonders gut aus, denke mir doch aber, dass es machbar sein sollte, derart brenzlige Recherchen zu zweit oder dritt zu tätigen. Meine Bitte daher wäre, dass du das in deiner Agentur so organisierst, nicht alleine in solche Situationen zu geraten.“
    Er sah seine Tochter ernst an.



    Tessa seufzte. Er hielt Jess nur für eine Akte im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit. Obgleich es sie schmerzte, dass dies so war, musste sie doch einsehen, dass es so wohl das Beste war… zumindest für den Moment.
    „Tessa – wann hast du diesen Kerl das letzte Mal gesehen?“
    Ihre Mutter starrte ihre Tochter an, ebenso ihr Vater und auch Niklas. ´




    Tessa fühlte ihre Kehle trocken werden. Sie wollte nicht lügen, nein! Ihr Herz sehnte sich danach, die Wahrheit zu sagen – doch ihr Verstand machte ihr klar, dass dies nicht möglich war.
    Nie hätten ihre Eltern es akzeptiert, nie – es war besser so…
    „Schon seit Wochen nicht mehr.“
    So einfach war es. So schnell waren die Worte über ihre Lippen gekommen, dass es sie selbst schockierte.
    Sie warf Niklas einen schnellen, vernichtenden Blick zu. Er hatte den Mund geöffnet, schloss ihn jedoch wieder.
    Tessas Mutter seufzte auf. „Na dann – ist doch alles in Ordnung.“
    „Eine Sache möchte ich noch wissen, Tessa.“ Ihr Vater sah sie ernst an. „Du bist doch nicht deswegen ausgezogen? Hat er etwa bei dir übernachtet?“
    Tessa schüttelte heftig den Kopf. „Nein – nein, hat er nicht und ich bin auch nicht deswegen ausgezogen… wirklich nicht…“



    Tessas Vater nickte langsam. „Dann ist doch alles in Ordnung. Du bist alt genug, um zu entscheiden, Tessa. Wir machen uns eben nur Sorgen, deine Mutter und ich – und Niklas. Darum hat Niklas uns gesagt, dass du ab und an bei diesem Jungen bist. Ich weiß nicht, warum du es uns nicht selbst gesagt hast, aber du wirst deine Gründe gehabt haben…“
    Tessa starrte ins Leere und sagte tonlos: „Ich wollte euch nicht unnötig belasten…“
    „Ach was, Tessa – wir als deine Eltern haben ein Recht darauf, es zu wissen!“ sagte ihre Mutter schnell und lächelte dann in die Runde, als sei alles geklärt und in eitel Sonnenschein.
    „Und nun, Niklas? Wir gehen essen, magst du nicht mitkommen?“
    „Nein – Amanda, danke… ich werde zu Hause zum Essen erwartet.“
    Er klang mit einemmal furchtbar steif und Tessa spürte eine Art Gehässigkeit in sich auftauchen und Triumph, dass ihre Eltern ihren Worten mehr Glauben schenkten, als seinen… und zugleich schlich das schlechte Gewissen in sie, denn sie hatte dieses Vertrauen nicht wirklich verdient… hatte die Unwahrheit gesprochen… aber ließ man ihr denn eine andere Wahl?
    „Gut, Tessa – dann begleite Niklas doch zur Haustür, ihr habt sicher noch ein bisschen was zu besprechen, nun, nachdem alles geklärt ist. Ich werde nach oben gehen und mich noch kurz frischen machen und Artur muss noch mal schnell im Geschäft anrufen.“ Ihre Mutter lächelte zufrieden.
    Steif erhob Tessa sich und warf Niklas einen kalten Blick zu.
    „Sicher – ich bringe ihn nach draußen…“

    Auch Niklas stand steif und wortlos auf, nickte Tessas Eltern zu und drehte sich dann zu Tessa. Einen Moment lang fixierten sie sich abschätzend mit den Augen, dann drehte Tessa sich auf dem Absatz um und ging zum Wohnzimmer hinaus.
    Als die Wohnzimmertür hinter Niklas ins Schloss fiel und Tessa die Schritte ihrer Eltern auf den Stufen nach oben vernahm, drehte sie sich langsam zu dem hinter ihr stehenden Mann um und sah ihm kalt in die Augen.
    Wut, eiskalte Wut bahnte sich ihren Weg nach oben und wollte sich Gehör verschaffen.
    Also holte sie tief Luft und begann zu sprechen…


    Fortsetzung folgt...

  • Na eine wunderschöne Beschehrung! Du hast das selbe Talent dazu wie ich einen fast vollkommenden Tag ganz schnell zu "zerstören"... Das Niklas früher oder später doch alles Tessas Eltern "petzen" würde, war klar, aber muss es ausgerechnet an diesem besonderen Tag sein? *Innadeinenrüffelerteil*


    Mir gefällt Artur recht gut muss ich sagen. Er scheint doch sehr viel Vertrauen in seine Tochter zu haben, sie als Erwachsene anzusehen und unterbewußt auch eine gute und hilfsbereite Ader zu haben. Ihre Mutter hingegen scheint spießig und verbohrt - genaus wie Niklas! Dennoch hat Tessa die Situation meisterlich in die passende Richtung - die einzigste die in dieser Situation möglich war - gerückt. Niklas kann sich auf eine Abreibung gefasst machen, jedenfalls würde ich das Tessa jetzt zutrauen.


    Jedoch habe ich das wage Gefühl, dass sie im Eifer des Gefehts ihm vorhalten könne, dass sie Jess liebt und dank ihm Gefühle spürt, die er nie spüren würde, weil wo kein Herz und Mitgefühl, da kann auch keine Liebe gedeien!! Sie ist gerade so impulsiv, da ist ihr einfach alles zu zutrauen.


    Eigendlich mag ich Niklas auf eine Art und Weise, dennoch hat er eine Abreibung nun verdient, das war ein Stücken zuviel des Guten!! Ich weis sie wird kommen und ich weis du setzt das immer fabelhaft um! Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil!!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • INNAD! Wie kannst du nur ausgerechnet jetzt aufhören? Das kannst du doch net machen! Was wird Tessa jetzt machen? Wird sie Niklas endlich, wie ich es erwarte eine klatschen? Immer an der spannendsten Stelle! *grrrrrr* Die Bilder sind echt toll gemacht, aber hat sich irgendwas an Niklas verändert? Der sah doch vorher anders aus.Oder irre ich mich da? Naja, irgndwann wird tessa ihren Eltern sagen müssen was los ist! Sie wird Jess nicht fallen lassen, oder? Nein. ganz ruhig Luxa! Wird sie nicht. Innad?

    Der Text ist auch toll! Klasse! Naja, ich muss noch bei der anderen FS gucken, also schließe ich damit. Tschüss`

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!
    Da hat Tessa so einen schönen Nachmittag mit Jess gehabt und kommt so freundend strahlend nach Hause wo ihre Eltern schon auf sie warteten, da muss sie mit anhören wie Niklas ihren Eltern erzählt mit wem sie sich trifft. Niklas konnte ich schon immer schwer einschätzen, aber ich hätte gedacht, das er nicht zur Petze wird :angryund einen anderen Weg sucht Tessa, so wie er das meint beschützen zu müssen. Ich glaube jetzt ist Niklas total unten durch bei Tessa, ganz gleich was er noch zu sagen hat. Sie hat gut reagiert und ihr Vater im glauben gelassen, das sie sich mit Jess nur der arbeit wegen trifft. Sie kennt ihre Eltern ziemlich gut und weiß genau wo sie ansetzen muss. Ihre Mutter scheint davon nicht so überzeugt zu sein und hätte den Niklas wohl all zu gerne als Schwiegersohn gesehen.
    Ich kann mir richtig vorstellen, wie wütend Tessa auf Niklas ist und ich bewundere sie dafür dass sie sich trotzdem nichts anmerken lassen hat und stattdessen Niklas auf einmal der Dumme war. Aber nur so konnte sie ihre Eltern glauben lassen, dass Niklas total übertrieben hatte.
    Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und ob sie sich nun mit Jess nicht mehr alleine Treffen wird. Das wird hart für beide, aber sie werden schon einen Weg finden. Nun soll sie Niklas erstmal richtig eine reinwürgen.
    Auch wenn ich mich wiederhole, aber wie immer klasse Fs.:applaus
    Bis dann!:)

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  • Kiara: Danke für die Blumen! :) Ja, es musste wohl genau an diesem Tag sein - wo Licht ist, findet sich wohl immer auch Schatten...

    Du hast recht, Tessas Vater ist doch um einiges offener und sympathischer als ihre recht oberflächliche Mutter es ist.

    Niklas ist dir also immer noch sympathisch? :misstrau Ich schocke Dich wohl nicht so leicht :roftl Dass er eine ordentliche Abreibung verdient hat, finde ich auch, bin gespannt, ob Du das, was jetzt kommst, als solche empfinden wirst




    Luxa: Hihi, Luxa, ganz ruhig - so schnell lässt Tessa Jess bestimmt nicht fallen, dafür empfindest sie viel zu viel für ihn.

    Niklas hat sich übrigens eigentlich nicht verändert, hat nur was anderes an als am Anfang

    Danke für Deinen Kommi!



    Dani: Zu Deiner Kritik ;) Also das "er" ist natürlich ein Verschreiber und muss "es" heißen. "ginge" ist in dem Fall jedoch richtig, frag mich aber nicht, was für eine Form das korrekt ist, ich bin da nicht so firm mit den Grammatikausdrücken ;)

    Zu dem anderen - hihi, natürlich hab ich mich da bedeckt gehalten, aber Deine Luchsaugen haben den deutlichen Hinweis auf dem Cover natürlich nicht übersehen, war ja fast klar :D

    Was Du zu Tessas Eltern schreibst, stimmt - sie dürfen und sollen sich ja auch Sorgen machen, nur ihre Mutter ist da halt echt etwas neben der Spur, tz


    Danke für Deinen Kommi!




    @ineshnsch: Auch danke für Deinen Kommi! Ja, Du hast recht - Tessa musste lügen, damit sie irgendwie aus der Situation kommt. Niklas hat wirkoich nicht richtig gehandelt und ich denke mal, Tessa wird ihm das so bald auch nicht verzeihen können... aber lies selbst, wie es weitergeht :)

  • Kapitel 19
    Aussichtslos




    Kälte. Eisige Kälte. Ihre Augen fixierten die des jungen Mannes vor sich, er hatte ihr den Rücken zugewendet. Hatte er wirklich einmal Wärme und Zuneigung in ihr ausgelöst? Wann war das gewesen … wo… es schien Jahre, Jahrhunderte entfernt zu liegen.
    Ihre Finger klamm, kalt, wie steif. Und doch schweißig, die Nägel rammten sich in das Fleisch ihrer Hand, als diese sich zu einer Faust ballte.
    Beide Mienen wie versteinert. Kein Wort durchdrang den leeren Flur. Von oben hörte man die leisen, gedämpften Schritte über den Boden gleiten, ansonsten war es still, fast tödlich still.


    Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Vor Wut? Trauer? Enttäuschung?
    Ihre Zunge fühlte sich schwer an, das wilde Gefühl von Zorn in ihr bahnte sich wie ein Wellenbrecher den Weg nach oben in ihre Kehle. Sie sog den Atem tief ein und öffnete den Mund, um zu sprechen, als er mit einemmal herumfuhr, so blitzschnell, dass ihr Körper wie getroffen zusammenzuckte und ihr das Wort im Halse steckenblieb.
    „Ich habe euch gesehen!“ Ein Zischen war es, das die Luft durchschnitt. Waren das menschliche Worte gewesen oder eher das wilde Fauchen eines angreifenden Tieres?
    Tessas Augen weiteten sich, als sie begriff, was seine Worte bedeuteten.
    „Ja – ich habe euch gesehen! Ich habe dich gesehen – dich mit IHM!“ Dieses eine Wort war so voller Abscheu, Verachtung, Missbilligung, dass es fast schien, als wolle Niklas es wie Dreck aus dem Munde spucken.



    „Ich habe alles gesehen – wie ihr euch geküsst habt, euch umarmt! Du hast gelogen da drinnen – schamlos gelogen!“
    Verächtlich ruhte sein Blick auf ihr, kalt und verständnislos.
    Ihre Mund war trocken, ihre Lippen zitterten, ihre Hände zitterten, eiskalte Schauder rannen über ihre Haut. Es schien endlose Minuten zu dauern, die in Wahrheit doch nur Sekunden waren, bis ihre Stimme wieder fähig war, Worte zu formen.
    „Du hast mir also wieder hinterher spioniert…“
    „Was geht in deinem Kopf vor, dass du so etwas tust?“ sagte Niklas verständnislos.
    „Was geht in deinem Kopf vor, dass DU so etwas tust?“ Tessas Stimme war eiskalt geworden, ihre Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. „Du bist so schlecht, Niklas – so schlecht, dass ich es nicht in Worte fassen kann! Ich kann dir nicht sagen, wie weh es tut, wie weh es mir tut, zu begreifen, dass man sich derart in den Menschen irren kann, von denen man immer dachte, sie ständen einem nahe! Aber ich spüre eines in mir noch viel deutlicher als den Schmerz – die Wut!“
    Sie kam einen provozierenden Schritt auf Niklas zu und er wich wie automatisiert einen ebensolchen zurück. Einen Moment schien er verunsichert, dann wurde seine Miene wieder fest.
    „Sag nur, die LIEBST diesen Junkie etwa?“
    Tessas Augen fixierten ihn mit einer derartigen Kälte, dass er das Gefühl hatte, von ihnen durchbohrt zu werden. Ihre Stimme klang schneidend, aber fester denn je:
    „Ich wüßte nicht, was dich das anginge, aber ja – ja, ich liebe ihn! Ich liebe ihn mehr als ich je jemanden geliebt habe! Bist du nun zufrieden?“
    Niklas war blass geworden. „Du musst den Verstand verloren haben, völlig den Verstand verloren haben!“
    „Nicht mehr oder weniger als du“, ihre Stimme war nur ein Zischen. „Ist dir eigentlich klar, dass ich dir vertraut habe? Du hast es mir versprochen, nichts zu sagen! Versprochen! Ich habe dich angefleht, dieses Versprechen zu halten – es war dir völlig gleich! Alles was du wolltest, war dieses Übel namens Jess so schnell wie möglich aus meinem und somit deinem Leben zu kriegen! Dafür waren dir alle Mittel recht! Aber eines muss ich dir zugute halten – dass du zu meiner Lüge geschwiegen hast! Ich nehme mal stark an, das hast du nicht aus purem Mitgefühl zu mir getan!“
    Sie funkelte ihn verächtlich an.



    „Nein, habe ich nicht! Ich habe einfach die Nase voll!“ Niklas Stimme war nun auch wieder wütend und wurde lauter, aggressiver. „Ich habe dir etliche Male klar zu machen versucht, warum ich gegen diese Sache bin – aber du hörst mir nicht zu, du begreifst es nicht! Deinen Eltern alles zu sagen, war die letzte Chance, die ich hatte!“
    „Ach hör doch auf!“ Tessa winkte genervt ab. „Die ´Sache´ war es dir nicht einmal wert, dich tiefer gehend damit zu beschäftigen. Du warst von Anfang an dagegen und damit war die Sache für dich klar und erledigt. Ich weiß nicht, Niklas – war es denn all die Jahre nicht so, dass ich deinen Ratschlägen immer mehr oder weniger widerstandslos gefolgt bin? Nur dieses eine Mal habe ich nicht auf dich gehört und DAS ist es, was du nicht ertragen kannst. Hab ich nicht recht? Hä?“
    Herausfordernd sah sie ihn an, doch er verzog nur verärgert das Gesicht und schüttelte den Kopf.
    „Es ist derart sinnlos, mit dir darüber zu reden! Du bist völlig verrannt in deine kindischen, naiven, völlig weltfremden Vorstellungen von..“
    „Erzähle du mir nicht, was weltfremd ist!“ unterbrach Tessa ihn und kam wieder einen Schritt auf ihn zu. „Was weißt DU denn schon von der Welt, abgesehen von dem behüteten Kokon, in dem du aufgewachsen bist, ebenso wie ich? Du hast dein Abitur gemacht, es geschafft, dich vor dem Wehr- und Zivildienst zu drücken, weil Papa so gute Connections zu irgendwelchen Ärzten hatte, die dir wasweißich attestiert haben…“



    Niklas Gesicht verzog sich für einen Moment betroffen – zu dieser Sache hatte Tessa bisher immer geschwiegen und sie wusste genau, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. „Und seitdem sitzt du dir deinen allerwertesten auf der Uni platt, gehst nur zu den Vorlesungen, wenn du Lust dazu hast und vertrödelst die meiste Zeit der Woche mit irgendwelchen Sachen, die dich kein Stück weiterbringen! Ich hab dir das nie gesagt, ich hab es mir immer nur gedacht, ich habe dir sanft klarzumachen versucht, dass du dein Leben in die Hand nehmen sollst, aber warum solltest du eigentlich? – es ist doch furchtbar bequem so wie es ist!“
    Er wollte den Mund öffnen, doch sie schnitt ihm das Wort ab.
    „Aber das ist hier nicht das Thema, es ist dein Leben und mir soll gleich sein, wie du es lebst, das ist deine Sache – nur erzähle MIR nicht, ich sei weltfremd, wo du selbst noch nie über den Tellerrand hinausgesehen hast! Du hättest die Chance dazu gehabt, aber es war dir schlichtweg zu anstrengend – also hör auf, mich zu verurteilen und greif dir an deine eigene Nase!“
    Sie funkelte ihn an. Niklas schluckte einen Moment und wurde dann wütend.
    „Ich habe diese Diskussionen nicht nötig! Ich nicht! Du bist diejenige, die im Schlamassel steckt und ich wollte ihn dir ersparen, von Anfang an ersparen! Aber ich glaube, jetzt kann dir keiner mehr helfen!“



    „Na bravo!“ rief Tessa aus. „Bisher hat mir nämlich auch kein Mensch geholfen, also wird sich ja nichts ändern, außer dass du mir wie ein gestörter Stalker hinter her schleichst!“
    Es herrschte einen Moment kalte Stille zwischen beiden, Niklas hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah Tessa verständnislos an, Tessa die Arme verschränkt und starrte ihm ihrerseits provozierend und hasserfüllt ins Gesicht.
    „Na gut, Tessa!“ stieß Niklas schließlich mit zusammengepressten Lippen hervor. „Dann tu, was du nicht lassen kannst! Mir ist es gleich – ab sofort gehst du mich nichts mehr an… aber merke dir eines- du brauchst dir nicht einzubilden, dass du eines Tages weinend vor MEINER Tür stehen kannst, wenn sich dein dreckiger Junkie endlich den goldenen Schuss gegeben haben wird!“
    Dunkelheit. Schwärze. Schwindel. Ein Karrussel, das sich so unendlich schnell drehte, dass die Geschwindigkeit der Zirkulation Übelkeit hervorrief. Kleine, bunte, flackernde Pünktchen, die ihr vor Augen tanzten.
    Atmen, einfach atmen – sich nicht darum kümmern, dass der Schwindel versucht, einen in die Knie zu zwingen. Atmen, einfach atmen.
    Die Dunkelheit um sie ließ nach, die Konturen der Umgebung gewannen an Gestalt zurück. Ihr Herz schien für einen Moment ausgesetzt zu haben, stillgestanden vor Schreck und Schmerz, doch nun, da es sich wieder gefangen hatte, holperte es in derartiger Heftigkeit weiter, dass sie es bis in die Schläfen spüren konnten, wo es wütend, aufrührend, attackiert pulsierte.
    „Das war zuviel!“ Zeitgleich mit den Worten, die wie ein Schuss über ihre Lippen gekommen waren, hatte ihre Hand sich erhoben und traf mit solch klatschender Wucht auf Niklas Wange, dass Tessa selbst einen Schritt zurücktaumelte.



    Nach dem unerhört lauten Klatschen von Haut auf Haut trat eine eisige Stille in den kleinen Flur. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Nur das schwere Atmen beider junger Menschen durchbrach die Stille, ohne wirklich als Geräusch wahrgenommen zu werden.
    Irgendwann kam Bewegung in den Körper des jungen Mannes, der wie versteinert gestanden hatte. Ohne die zitternde, junge Frau vor sich noch eines Blickes zu würdigen, drehte er sich und ging wie in Zeitlupe zur Türe. Erst als er die Klinke schon in der Hand hatte, drehte er sich noch einmal um.
    Seine Stimme klang hohl und fast zittrig, als er leise sagte: „Du kannst von mir denken, was du willst, Tessa. Aber du solltest wenigstens begreifen, dass eure Liebe weder eine Chance noch irgendwelche Zukunft besitzt…“ Seine Augen wurden mit einemmal weicher, als er Tessa ein letztes mal anblickte. „… ganz egal, wie sehr du ihn auch lieben magst.“
    Mit diesen Worten öffnet er die Türe und ging wortlos und schnellen Schrittes aus dem Haus.



    Tessa sah ihm nicht mehr nach. Sie hielt die Hände wie schützend vors Gesicht geschlagen, die Tränen tropften von ihren Wangenknochen auf den hölzernen Boden unter ihren Füßen.



    Ein leiser, verzweifelter Laut entwich ihrer Kehle und im selben Moment spürte sie, wie ihre Knie unter ihrer eigenen Last nachgaben. Sie sank auf den Holzboden und weinte geräuschlos. Die Worte schienen wie ein Echo in der Diele auf- und nieder zu wogen, immer und immer wieder durchfuhren sie ihre Gedanken, unbarmherzig hatten sie sich in sie eingebrannt.
    „Eure Liebe besitzt keine Zukunft…. Egal wie sehr du ihn liebst…“



    Von allem, was Niklas ihr heute gesagt hatte, war dies das einzige, was sie wirklich traf... denn tief in sich wusste sie, dass er recht hatte... und diese Erkenntnis raubte ihre jede Hoffnung aus ihrem Herzen und hinterließ nichts als Verzweiflung, pure Verzweiflung... und unendliche Angst...





    Fortsetzung folgt!

  • Hallo Innad!
    Da sind ja wohl die Gemüter mit ihnen durchgegangen. War ja nur ne Frage der Zeit bis das passiert und nach Niklas Petzerei bei ihren Eltern, ist Tessas Fass halt übergelaufen. Er hat es aus seiner Sicht ja in gewisser Weise nur gut gemeint und das er sich Sorgen um Tessa macht, glaube ich ihn. Doch wie gesagt er will aus seiner Welt nicht raus und warum solle man sich mit etwas abgeben, was seiner Meinung nach eh nicht würdig ist und an unterste Stufe unserer Gesellschaft steht. Er beurteilt die Menschen nur an dem, was sie sind und nicht wie sie sind. Doch der kleine Unterschied ist es, der hinter dem Steckt was man glaubt zu sehen.
    Jetzt scheint ihre Freundschaft gänzlich zerbrochen zu sein und Tessa ist am Boden zerstört und auch Niklas bereut vielleicht das eine oder andere. Er hat gesehen wie sich Tessa und Jess geküsst haben und ich denke Mal, das dieser Anblick ihn total erschüttert hatte. Das man für solch einem Menschen wie Jess überhaupt was empfinden kann, konnte sich Niklas nur schwer vorstellen. Doch das man solch einen Menschen auch noch lieben kann und das es seine Freundin ist die dies tut, war für ihn unfassbar. Doch er hat auch Angst um Tessa, sehr große Angst, weil er nicht weiß wie Jess ist und da muss er natürlich mit allem rechnen. Auch Tessa hat ja Jess nur an seinen guten Tagen erwischt und weiß auch nicht, wie er ist wenn es ihn mal ganz, ganz schlecht geht. Mein weiß ja im Allgemein, das Drogensüchtige Leute die ganz dringen einen Schuss brauchen, auch dafür so einiges tun. Ich hoffe Tessa muss so was nicht miterleben. Aber wenn eine Liebe stark genug ist, kann man gemeinsam sehr viel erreichen.

    „Eure Liebe besitzt keine Zukunft…. Egal wie sehr du ihn liebst…“:suse

    Bei diesem Satz, hätte ich heulen können. Nur die Vorstellung daran, das Niklas recht haben könnte macht mich sehr traurig und ehrlich gesagt, habe ich auch ein wenig an davor was noch so passiert und das Jess letztendlich doch nicht Schaft ins leben zurückzukehren. :(Aber ich hoffe und meine Hoffnung ist immer das was mir bleibt.:)
    Das war wieder ein sehr Emotionsreiches Kapitel und wie immer toller Text und tolle Bilder.:applaus
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Naja, irgendwie kann ich Niklas verstehen...Aber trotzdem, den Spruch hätte er stecken lassen müssen! Aber Innad, ich finde es absolut... da sag ich lieber nix zu, das du selbst gesagt hast das diese Liebe keine Zukunft haben kann! Naja, wenigstens hast du beherzigt das Tessa Niklas eine klatschen sollte!
    Alle anderen liefern immer eine halbe Analyse zu dem Kapitel ab, ich habs auch versucht obwohl ich das nicht mag, ein Fehler von mir. Ich weiß nur,das iich Niklas sterben sehen will. Oder das Niklas im Drogensumpf versinkt.
    Ich weiß das sich das brutal anhört, aber ich kenne bei so etwas keine Gnade. Wenn du Jess sterben lässt, oder wenn das mit Tessa und Jess nichts wird, dann hast du glaube ich...Naja, dann hast du vergessen, das es ja sein könnte das dir oder jemanden den du magst mal dasselbe passiert. Ich weiß das ich mich jetzt brutal anhöre, aber wenn ich dafür von Irgendwem Negativkarma dafür bekomme, werde ich verdammt wütend. Ich bin momentan in sehr angespannter Stimmung, das brave Mädchen zu sein in der Schule das kann ich nur unter großer Anstrengung.
    Ich hoffe das sich endlich alles zum guten wendet, und das Niklas eine Lektion bekommt.
    Die Bilder fand ich toll und den Text sehr berührend. Aber...NAja, du kennst meine Meinung ja.

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!


    So, so! Die Wege von Tessa und Niklas scheinen schich ja nun für "immer?" zu trennen. Die Ohrfeige war aber auch dringend notwendig! Aber der letzte Satz von Niklas, der, der Tessa schlussendlich auch in die Knie zwingt, der war wirklich gut! Da hat er einmal Gefühl gezeigt und damit kam die Andeutung, dass er sie wirklich nur beschützen will - wenn auch nur vor einem Tiefen Schmerz (jetzt irritierst du mich... soll der Titel velleicht doch eher in die Richtung Tessa Niklas anstatt Tessa Jess laufen??). Ich hab doch gesagt, dass ich ihn mag *g* Nur die Situation der beiden ist einfach zu verrant, als ob einer der beiden auch nur das geringste sehen würde, was der andere tut.


    Was wird Tessa jetzt tun? Wird sie wieder anfangen auf Jess einzureden und ihn damit wieder weiter von sich stoßen? Oder wird sie hoffen, dass er es von selbst einsieht, jetzt da er geliebt wird? Haben Tessas Eltern von dem Tumult im Flur etwas mitbekommen? Wenn ja, werden sie Tessa darauf ansprechen?



    Was ich übrigens gut/nichtgut finde, dass Tessa Niklas endlichmal reinen Wein einschenkt zu Situationen, wo sie den Mund bisher gehalten hat. Gut es war vielleicht in einer überhitzten Situation und hätte zu den passenden Situationen als "Freund" passieren müssen, aber nungut. Ich denke das hat Niklas sehr getroffen! Und Tessa scheint ja Manipulativ zu sein, wenn sie bisher immer auf Niklas gehört hat *überleg* - naja jetzt scheint ja die Wende da, aber wird es gut für ihr Leben sein.....?

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • SunJoyce: Was meinst Du mit, Du vertraust Niklas immer mehr? Nach dieser Aktion? Oder meinst Du, dass Du denkst, er könnte mit seiner dunklen Prophezeiung recht haben?

    VIelen Dank für Dein Lob und Deinen Kommi! :)



    @ineshnsch: Danke auch Dir wieder für Deinen Kommi! Ich denke auch, bei Tessa war das Faß einfach am Überlaufen. Sie muss sich sehr verletzt und entmündigt fühlen nach dieser Aktion...

    Dass ihre Liebe keine Chance hat, ist leider irgendwie Fakt. Aber Du hast schon recht- Liebe macht alles irgendwie möglich, grundlegend. Die Frage ist halt, wie sehr Jess Tessa liebt und andersherum und wie viel sie damit bewegen können...




    Luxa: Hey, Du Liebe, Du bist ja ganz aufgebracht! Ganz ruhig, noch hat keiner gesagt, dass Jess stirbt oder dass das ganze böse ausgeht... ich lege mich da noch nicht fest ;) und schweige da auch beharrlich zu.

    Dass ihre Liebe keine Chance hat, ist leider Fakt - zumindest unter den momentanen Umständen. Jess ist süchtig und wird sich irgendwann mit diesen Drogen das Leben rauben.

    Vergessen, dass einem selbst sowas geschehen kann, hab ich bestimmt nicht! Genau deswegen liegt mir das Thema ja auch so am Herzen!

    Ich hoffe, ich hab Dich nu nicht verärgert? :eek:




    Kiara: Ich glaube, Tessa war bisher einfach ein sehr stiller Mensch, der seine Meinung nicht direkt sondern immer durch die Blume gesagt hat. Also nicht "Niklas, beweg deinen A..." sondern "meinst du nicht, du könntest..."... ;) Und ich denke, sie versuchte bisher auch eher, Streit aus dem Weg zu gehen und hat sehr viel auf Niklas Meinung gegeben. Dass sie nun ganz anders handelt als er es ihr sagt, ist für ihn wohl total seltsam.

    Ob der Titel mehr in diese Richtung geht, verrate ich mal nicht, aber ich kann eines sagen - erstmal ist die Freundschaft zwischen beiden sicher ziemlich kaputt, das ist klar. Sie haben einander echt beide weggestossen.

    Hihi, dass Du Niklas total magst, sieht man / merkt man :D Selbst jetzt nimmst Du ihn noch in Schutz - naja, behalt das mal bei, vielleicht brauchen wir es nochmal *zwinker* in einigen Kapiteln Denn ob ich Niklas nun von der Bildfläche verschwidnen lasse oder nicht, weiß ich selbst noch nicht hundertprozentig - auch wenn die story eigentlich fertig ist, habe ich bisher schon soviel geändert :D höhö... wer weiß, wer weiß... :D

    Danke für Deinen Kommi! :)



    So, es geht schon weiter! Viel Spaaaaß!