[Fotostory] Tiefer als der Schmerz

  • cassio: Da hast Du vollkommen recht. Man lügt sich leider nur allzu oft selbst etwas vor. Ich denke übrigens auch, dass Tessa das in diesem Kapitel gemerkt hat. Sie hätte sich gerne vorgegaukelt, dass alles toll ist. Ich denke, grundlegend steht ihr das Mitleid für andere besser als das Eingeständnis an sich selbst, auch eigene Probleme zu haben.

    Dein Kommi war kurz - aber treffend! Vielen Dank! :)



    @ineshnsch: Diesen Satz von Dir find ich einfach hammergenial!

    Man kann reich oder arm sein, Glücklich ist immer der, der seinem Herzen folgt.



    Da hast Du so recht und das hast Du so toll formuliert, ich krieg da regelrecht Gänsehaut, wenn ich das lese.
    Und Du hast wirklich recht - auch Tessa merkt in diesem Gespräch, dass ihr Leben nicht so ist wie es sein soll. Sie fühlt sich stark und reich gegenüber Jess und das suspekte an der Situation ist, dass ausgerechnet er ihr aufweist, dass es auch in ihrem Leben Trauer und "Fehlen" gibt.

    Und ich denke auch, dass Du recht hast - Tessa will sich selbst eher nicht helfen lassen. Sie fühlt sich besser, wenn sie anderen hilft, zumindest momentan noch.

    Dein Kommi war mal wieder einfach nur wow! Vielen Dank!



    @SCW: Keine Angst, ich dachte mir schon, dass Du nur mitliest. Ich lese auch oft nur, weil mir Zeit und Muse zum KOmmentieren fehlen oder ich gar nicht so recht weiß, was ich schreiben soll. Bin aber trotzdem froh, wenn Du Dich meldest und wenn es auch nur ein Piep ist *lach*


    Schön, dass Du weiter dabei bist!



    So heute gibt es Kapitel 8. Viel Spaß dabei.

  • Kapitel 8




    „Du bist so blaß, Tessa. Geht es dir gut?“
    Tessas Mutter musterte ihre Tochter mit einer Spur Besorgnis. Tessa sah auf und nickte.
    „Ja, Mama, es ist alles in Ordnung.“
    Es war Samstagabend und sie saß mit ihren Eltern beim Essen, das Tru ihnen am Tag vorher gekocht und kaltgestellt hatte – Tessas Mutter kochte nur höchst selten.
    Dass die Familie so gemütlich beisammen saß, kam selten vor und eigentlich hatte Tessa diese Augenblicke immer genossen, doch heute hätte sie sich am liebsten alleine in ihrem Zimmer verkrümelt. Hungrig war sie ohnehin nicht, also schob sie den halbvollen Teller beiseite.
    Tessas Mutter schien mit ihrer Antwort zufrieden zu sein und plauderte munter weiter: „Diese Woche habe ich in der Stadt ein tolles Kleid gesehen, das wäre genau das richtige für dich, Tessa. Wie wäre es, wenn wir uns diese Woche einfach in der Stadt treffen und zusammen shoppen gehen? Wir haben das schon viel zu lang nicht mehr gemacht.“



    Tessas Vater brummte belustigt. „Das sehe ich anders, wenn ich mir die Rechnungen des letzten Monats anschaue, meine Liebe. Aber so lang ihr damit glücklich seid, soll es mir recht sein.“ Er grinste Tessa verschwörerisch an und sie lächelte zurück.
    „Mama, das hört sich wirklich verlockend an, aber ich hab einfach zu viel Arbeit, ich kann nicht mittags gehen, wann ich will, ich hab feste Arbeitszeiten.“
    „Das nenne ich Pflichtbewusstsein“, sagte Tessas Vater mit unverhohlenem Stolz.



    Ihre Mutter ließ sich jedoch nicht beirren.
    „Aber wir müssen das unbedingt wiederholen, zur Not eben am Wochenende, vielleicht nächsten Samstag?“
    Tessa seufzte. Ihr stand der Sinn nicht danach, sinnloses Geld für Klamotten auszugeben, die sie so gut wie nie tragen würde – ihr Kleiderschrank platzte doch ohnehin aus allen Nähten.
    Abgesehen davon würde ihre Mutter mit großer Wahrscheinlichkeit am kommenden Samstag letztlich doch wieder keine Zeit haben – eigentlich umso besser. Darum nickte sie nur schweigend.



    Gemeinsam aßen sie zu Ende und während ihr Vater sich auf die Couch verzog, um seine Zeitungen zu studieren, sprach ihre Mutter Tessa plötzlich auf eine Sache an, die bei Mutter und Tochter meistens zu Konflikten führte.
    „Tessa, sag mal“, es sollte wie beiläufig klingen. „Wieso kommt Niklas in letzter Zeit eigentlich so selten zu Besuch? Habt ihr Streit?“
    Tessa seufzte. Sie hatte schon seit Tagen auf eine derartige Frage gewartet und gerade heute stand ihr überhaupt nicht der Sinn danach.
    „Mama, du sprichst von ihm, als seien wir immer noch zusammen.“
    Ihre Mutter zuckte gleichmütig die Achseln. „Ich weiß, ich weiß, ihr seid nur platonisch befreundet. Aber mir kommt das einfach spanisch vor. Bist du dir sicher, dass du nicht mehr verliebt in ihn bist?“



    Tessa zog die Augenbrauen hoch. Sie konnte nicht mehr zählen, wie oft sie dieselbe Frage mit ein- und derselben Antwort bedacht hatte: „Ja, ich bin sicher. Wir sind nur gut befreundet, mehr nicht.“ Und schnell fügte sie hinzu: „Abgesehen davon hat er seit einer Weile eine neue Freundin, Mutter. Das ist auch der Grund, warum er nicht mehr so viel Zeit mit mir verbringen kann.“
    Tessas Mutter sah ihre Tochter argwöhnisch an. „Bist du darum in letzter Zeit so verändert?“
    „Was heißt verändert?“ Tessa winkte ab. „Ich hab einfach viel zu tun. Außerdem – warum sollte es für mich wichtig sein, ob er eine Freundin hat oder nicht?“
    Ihre Mutter lächelte verschmitzt. „Ich denke oft, dass du ihn immer noch sehr magst.“
    Tessa seufzte ergeben. „Ja, das tu ich auch – als meinen allerbesten Freund, begreif das doch.“
    „Ich find es wirklich seltsam, dass du einen Mann zum Freund hast. Was ist mit all den Mädchen, die du kanntest?“
    „Mutter, du weißt genau, dass ich keine gute Freundin mehr hatte, seit Lena vor 5 Jahren aus der Stadt gezogen ist. Und unsere Clique hat sich einfach verstreut – die meisten anderen Mädchen sind in andere Städte gezogen, um dort zu studieren oder haben einfach keine Zeit mehr. Niklas ist mein bester Freund, das reicht – und himmel, du weißt das! Ich hab es dir schon hundertemale gesagt!“ Tessa sah ihre Mutter ärgerlich an.
    „Nun sei nicht so unwirsch“, erwiderte diese stirnrunzelnd. „Ich verstehe dich einfach nicht. Du hattest seit Niklas keinen Freund mehr. Da stimmt doch was nicht.“
    Tessa spürte, wie sich die Wut einen Weg durch ihren Magen in Richtung Hals bahnte. Mit ihrem letzten Funken Selbstbeherrschung sagte sie darum leise: „Nun leg doch nicht ständig den Finger in diese Wunde. Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich bisher noch niemanden gefunden habe. Ich bin knapp 20, ich habe noch alle Zeit der Welt.“



    „Ich hab in deinem Alter bereits deinen Vater gekannt“, gab ihre Mutter ihr altklug zur Antwort. „Außerdem solltest du ab und an mal raus, nicht immer zu Haus sitzen und arbeiten und arbeiten. Du bist doch noch jung.“
    Tessa seufzte schwer. Es war sinnlos, als rede man gegen eine Wand aus zwei Meter dickem Beton. Also schüttelte sie nur den Kopf und versuchte, dem Gespräch ein Ende zu setzen. „Das war auch eine ganz andere Zeit bei dir. Und ich gehe oft genug weg – alleine morgen bin ich den ganzen Tag unterwegs, weil ich mich mit jemanden treffe.“
    „Und mit wem?“ fragte ihre Mutter sofort hellhörig.
    Tessa biss sich auf die Lippen. Sie hatte ihren Eltern noch nichts von Jess erzählt, auch wenn das erste Treffen mit ihm inzwischen fünf Wochen her war. Sie schalt sich selbst dafür, so unüberlegt gesprochen zu haben.
    „Mit – Niklas“, log sie schnell. Ihre Mutter lächelte, als wäre sie erleichtert.
    „Wie schön! Dann ist also doch alles in Ordnung zwischen euch!“
    Tessa starrte ihre Mutter an, als habe diese den Verstand verloren. Sie merkte, dass sie ihre Wut nicht mehr kontrollieren konnte und bevor sie etwas tun konnte, brach es aus ihr heraus. „Was soll das? DU hast gesagt, wir hätten Probleme, nicht ich! Du – du gehst mir auf die Nerven, Mutter! Du hast absolut keine Ahung, wie die Sache läuft! Zuerst denkst du, ich sei in Niklas verliebt, dann meinst du, wir hätten Probleme miteinander! Ich hab das nie gesagt, wie kommst du darauf? Hörst du mir überhaupt zu, wenn ich mit dir spreche?“



    Sie funkelte ihre Mutter zornig an. Diese wurde nun ebenfalls ärgerlich und antwortete säuerlich: „Wieso kann es dir nie jemand recht machen? Was ist nur los mit dir?“
    Tessa schüttelte den Kopf. „Ich weiß ja nicht, ob du es wirklich nicht verstehst oder es nur nicht verstehen WILLST. Ich liebe Niklas nicht mehr, ok?“

  • Tessas Mutter seufzte ergeben. „Ja, okay, ich hab es verstanden. Ich find es nur so schade, er ist so ein netter Junge.“
    Tessa schoß mit einemmal der Gedanke durch den Kopf, was ihre Mutter wohl sagen würde, wenn sie mit einem Freund wie Jess nach Hause käme und als ihren Partner vorstellte. Sie würde durchdrehen.
    „Was findest du an Niklas eigentlich so toll?“
    Ihre Mutter sah sie erstaunt an. „Naja – er… er… hat einen guten Charakter. Er sieht gut aus, ist nett, höflich, stammt aus guten Verhältnissen und hat eine vielversprechende Zukunft. Er ist einfach perfekt.“



    Tessa spürte, wie ihr Herz ein Stückweit sank. Sie hatte befürchtet, dass ihre Mutter es genau so sehen würde.
    „Und – was wäre, wenn er einen genauso guten Charakter hätte, aber arm wäre?“ stieß sie hervor. Ihre Mutter blickte erstaunt auf.
    „Wieso fragst du das?“
    Tessa biss sich auf die Lippen, doch eine vernünftige Antwort fiel ihr nicht ein, also sagte sie. „Ich weiß nicht. Ich will es einfach wissen.“
    „Naja – ich fände es schon besser, wenn du einen Mann mit guten Umständen bekommen würdest, aber das ist nicht das wichtigste“, beschwichtige ihre Mutter. „So lang er keine Drogen nimmt oder stiehlt oder in der Gosse lebt.“ Sie lachte.
    Tessa jedoch war nicht zum Lachen zumute. „Und was wäre dann?“
    „Was soll dann sein? Solche Leute sind sozialer Abfall, wenn du mich fragst.“ Ihre Mutter betrachtete sich gelangweilt die Fingernägel. „Wenn ich schon nur diese Junkies am Bahnhof sehe. Ich verstehe einfach nicht, wieso die Polizei da nicht durchgreift. Ich würde sie einfach alle einsperren, damit sie die Bevölkerung nicht mehr belästigen.“



    Ihr Vater, der die ganze Zeit in seiner Zeitung versunken gewesen war, horchte kurz auf und warf ein: „Aber meine Liebe, denk doch mal daran, was das den Staat kosten würde.“
    „Na und, lieber ein paar Kosten mehr als dieses Geschmuddel...“
    Tessa konnte nicht mehr zuhören, wie ihre Eltern sich in einer Grundsatzdiskussion verstrickten, in der jedes Wort so verrächtlich gegen Menschen wie Jess war.
    Sie drehte sich um und verließ schweigend das Zimmer.



    In ihrem Zimmer kroch sie unter die Bettdecke, rollte sich ein wie ein Baby und weinte sich in den Schlaf…



    Als sie am kommenden Morgen aufwachte, fühlte sie sich schlechter denn je. Unter der Dusche versuchte sie, wieder klare Gedanken fassen zu können.



    Ihre Eltern mussten ja nichts von Jess erfahren, warum auch. Es war traurig zu erkennen, wie sie dachten – aber das änderte nichts an ihrer Loyalität zu Jess, der ihr in den letzten Wochen immer mehr ans Herz gewachsen war und mit dem sie inzwischen eine fast so innige Freundschaft verband wie mit Niklas.
    Frisch geduscht saß Tessa kurz darauf in ihrem Zimmer. Die Worte ihrer Mutter wollten ihr nicht aus dem Kopfe gehen. Sie fühlte sich elend und schuldig gegenüber Jess.
    Dass ihre Mutter so hart denken würde, war ihr nicht klar gewesen – mit einemmal realisierte sie, welche Kluft ihre Freundschaft zu Jess überbrückt hatte.
    Sie hatte immer gedacht, Klassenunterschiede seien etwas aus dem Geschichtsbuch – kein Wunder, sie war ja auch immer unter „ihresgleichen“ gewesen.



    Sie wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn ihre Eltern eines Tages herausbekämen, dass sie mit „sozialem Abfall“ – sie schüttelte sich bei diesen Worten – befreundet war…
    Tessa sah sich um und mit einemmal widerte sie alles in diesem Haus – ihrem Elternhaus – regelrecht an. Raschen Schrittes sprang sie auf und machte sie auf den Weg zu einem Menschen, der sie – wie sie bitter erkennen musste – bereits nach fünf Wochen besser verstehen konnte als ihre Eltern, die sie doch immerhin seit Beginn ihres jungen Daseins kannten...



    Fortsetzung folgt.

  • Echt toll gemacht! Einfach cool! Die Elternon Tessa sind mir aber net wirklich sympathisch...Aber egal! Ich dachte, ich schreib mal grad nen Kommi, sonst vergess ichs noch...

    SCW

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!
    Oh man, was für ein Kapitel. Einfach toll!:applaus
    So traurig es auch klingen mag, aber genauso hab ich mir Tessas Eltern vorgestellt.:(
    Der Vater scheint so ein richtiges Arbeitstier zu sein und denn noch auf eine Gewisse Art gietzig. Hält das Geld zusammen als hängt sein Leben davon ab. Im reicht es viel zu arbeiten reichlich Kohle zu machen und den anderen vielleicht so zu beweisen was er drauf hat. Abends noch mal kurz die Zeitung studieren, denn man muss ja auf dem neusten Stand sein. Das macht er schon viele Jahre so, (denke ich mal) und dabei hat er vergessen richtig zu Leben.
    Tessas Mutter weiß vielleicht im innersten das diesen Weg denn sie gehen nicht gerade der richtige ist. Kann sich das aber nicht eingestehen und versucht vielleicht Tessa gerade deshalb mit Geschenken, Klamotten oder irgendwelchen anderen Dingen die sie eh nicht braucht einzudecken. Vielleicht beruhigt sie dadurch ihr schlechtes Gewissen auch wenn sie es selber vielleicht gar nicht so empfindet. Die Eltern haben ihre eigene kleine Welt und können sich dadurch auch nur in diese bewegen. Sie haben kein Verständnis für Leute die es schlecht geht und durch Schicksalsschläge auf die schiefe Bahn geraten sind. Sie bezeichnen Leute wie Jess als sozialen Abschaum und Tessa tut mir Leid das sie solche Eltern hat. Na gut ich denke mal, ihre Eltern wissen gar nicht was sie so daherreden und denken über ihre Worte nicht groß nach, denn sie kennen es nicht anders. Sie sind einfach zu bedauern, sie mögen zwar Reich sein, aber sie sind auch sehr Arm in anderen Dingen.
    Ich staune bloß, das Tessa bei dem Gespräch mit ihrer Mutter sich so unter Kontrolle hatte. Aber sie kennt ja ihre Mutter und weiß vielleicht selber dass sie an ihrer Einstellung nichts ändern kann. Sie haben eine tolle pflichtbewusste Tochter die nun in dem Alter ist wo jetzt noch ein guter Mann aus gutem Verhältnissen fehlt. Nun glaubt die Mutter auch noch nachhelfen zu müssen und denkt das Niklas genau der richtige ist um ihren gesellschaftlichen Stand gerecht zu werden.
    Arme Tessa, sei deinen Eltern nicht all zu Böse denn sie Wissen es einfach nicht besser und wurden vielleicht von ihren Eltern zu das gemacht was sie Heute sind.

    Ich wollte eigentlich gar nicht so viel schreiben, nun ist es doch wieder ein längerer Kommi geworden und ich hoffe es geht in Ordnung. Aber diese Sachen denke ich halt wenn ich deine schönen Kapitel lese.
    Deine Story hat so ein tolles Thema das so richtig in der heutigen Zeit passt und einem so richtig zum nachdenken bringt. Jedenfalls geht es mir so!
    Ich freue mich schon auch die nächste Fs.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Huhuuu!


    Letztes mal hab ich es nicht zum Kommi geschafft, dafür aber jetzt!


    Wenn man die Schicht betrachtet, aus der Tessa zu kommen scheint, ist es doch eigendlich klar, dass ihre Eltern so reden. Und wenn man mal ehrlich überlegt 70-80% der Bevölkerung denkt doch so! Und ich geb zu, mir persönlich machen diese Menschen auch Angst.... man weis nie, wie sie im nächsten Moment reagieren... deshalb bewundere ich Tessa für ihren Mut und ihr engarement Jess helfen zu wollen! Gut, man weis nie, welches Schicksal dahinter steckt, doch sehen wir es mal so: Vergewaltiger und Mörder, die sagen sie tuen es, weil sie eine scheiß Kindheit hatten, wie oft hört man das?!? Und ist das ein Grund oder ein Rechtfertigung? NEIN! Daher denke ich, dass es auch keine Rechtfertigung ist in den Drogensumpf zu geraten, vielleicht nachvollziehbar, aber sicherlich nicht mit Verständnis....


    5 Wochen sind schon vergangen seit dem ersten Treffen? Mensch wie die Zeit vergeht! Und Niklas hat als immer weniger Zeit für sie? Das war ja wohl abzusehen... und Tessa wurmt es doch! Aus welchem Aspekt gesehen bleibt wohl ihr süßes, kleines Geheimnis.


    Viel passiert ist bisher ja nicht mehr, daher warte ich gespannt, was noch auf Tessa zukommen wird!

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • @SCW: Danke für Deinen Kommi! :) Kann Dir nicht gerade verübeln, dass Du Tessas Eltern nicht gerade sympathisch findest!


    @ineshnsch: Ich bin einfach immer wieder sprachlos über Deine tollen Kommis! Du hast das so toll beschrieben, wie Du Tessas Eltern empfindest und genauso denke ich mir das grundlegend auch. Sie leben in ihrer eigenen Welt, die mehr oder minder hauptsächlich aus Arbeit und Geld besteht. Ok, das ist eben ihre Welt - aber sie sind kaum in der Lage, über den Tellerrand zu schauen. Und natürlich wünschen sie sich für ihre Tochter im Prinzip das gleiche Leben - gesichert, finanziell und sozial gesehen. Dass Tessa vielleicht etwas ganz anderes möchte, ist ihnen gar nicht klar, ist für sie evtl auch gar nicht wichtig.

    Ein super Kommi, Ines! Wie immer, vielen DANK!



    Kiara: Mh, ich sehe es schon ein wenig anders als Du. Ich denke, eine Rechtfertigung ist eine schlechte Kindheit nicht, schon gar nicht für "echte" Verbrechen wie Mord oder Vergewaltigung. Das wäre ja zu einfach. Aber ich denke schon, dass gerade das, was in unserer Kindheit geschieht, von uns als Kindern nicht veränderbar ist, denn wir sind eben noch sehr hilflos. Wenn man sich das so anschaut, sind ja auch fast alle "Traumen", die man als Erwachsener so hat, in der Kindheit verwurzelt. Darauf läuft immer alles zurück. Wenn das mistig läuft, da kann keiner was dafür. Dass manch ein Mensch daran zerbricht, ist dann nicht verwunderlich und ich hab da schon Verständnis für.

    Natürlich hätte ich im "real life" auch Angst vor Drogenabhängigen. Ich denke, letztlich ist es eben doch eine Story und nicht 100prozentig realistisch. Ich sag ja auch - ich find Tessa selbst eine Spur zu leichtsinnig oder gutgläubig. Das alles könnte auch noch böse in die Hose gehen und wirds vielleicht ja auch ;) , wer weiß.

    Was Niklas betrifft - ;) ich seh schon, Deine Spürnase sucht noch :D Mal sehen, ob Du die richtige Fährte hast ;)


    Danke auch DIr wieder für diesen schönen Kommi!



    Dani: Ich freu mich sehr, dass Du Dich meldest und keine Bange, ích wusste ja, dass Du ziemlich im Stress warst die letzte Zeit.

    Du hast recht - Jess tut mir auch sehr leid. Man würde ihn am liebsten an der Hand nehmen und förmlich aus der Sch... rausziehen. Leider geht das nicht so einfach, denn es liegt an ihm selbst, das zu tun.

    Ja, ihre Mutter ist sich eben nicht bewusst, was sie da plappert. Aber für Tessa muss es schlimm sein.

    Übrigens find ich es ja echt niedlich, wie sehr Du Dir Tessa und Jess als Paar wünschst. Aber da ist ja auch noch Niklas und zur Zeit sind Jess und Tessa einfach nur gut befreundet. ;)



    So, ihr Lieben, heute kommt Kapitel 9 - viel Spaß!

  • Kapitel 9



    Im Auto schossen Tessa hunderte von Gedanken durch den Kopf.
    Natürlich hatte sie gewusst, dass ihre Mutter in etwa so denken würde wie sie es gesagt hatte. Und doch war sie geschockt über die Härte und Achtlosigkeit ihrer dahin geworfenen Worte. Wieso waren ihre Eltern nicht fähig hinter die Schicksale dieser Menschen zu sehen? Wer war schon gerne drogenabhängig? Nur weil ein Mensch Fehler machte, konnte man ihn doch nicht aufgeben, ihn als überflüssigen Bestandteil einer Gesellschaft ansehen.
    Das Problem lag einfach darin, dass viele Menschen sich für völlig immun gegenüber jedwedem Unheil zu halten schienen. So lange man glücklich und behütet lebt, ist die Vorstellung, in derartige Schwierigkeiten zu kommen, weit fort. Doch hätte nicht auch sie selbst, Tessa, unter Umständen in Jess` Situation kommen können? Ihre Kindheit und Jugend war wohl behütet, aber nicht einfach gewesen. Wer konnte schon sagen, ob aus diesem einen Joint nicht irgendwann mehrere geworden wären und sich die Situation irgendwann verschlimmert hätte bis zu einem Punkt, an dem Jess nun war? Gab es für so etwas überhaupt Garantien? Tessa glaubte nicht daran.



    Sie ließ die vergangenen fünf Wochen mit Jess Revue passieren. Obwohl beide so unterschiedlich waren, hatten sie bemerkt, dass sie auf der gleichen Wellenlänge schwammen. In diesen fünf Wochen hatten sie sich darum fast täglich getroffen, fast immer brachte Tessa etwas zu essen oder trinken mit und Jess hatte seine anfängliche Scham, ihre Gaben anzunehmen, schnell überwunden. In diesen fünf Wochen hatte Tessa ihn nie unter irgendwelchen Entzugserscheinungen oder in anderen extremen Situationen gesehen.
    Er hatte ihr gesagt, dass er die Drogen meist früh morgens und am Abend nahm, so war er in der Mittagszeit meist sehr entspannt und fast „normal“.
    Natürlich hatte es immer wieder Tage gegeben, an denen sie ihm angemerkt hatte, dass er zu wenig bekommen hatte – er war dann nervöser, fahriger und auf eine unbeschreibliche Art weniger gegenwärtig als sonst.
    Tessa hatte bisher niemanden von Jess erzählt – und nach dem Gespräch am Vorabend war sie froh, dass sie sich so entschieden hatte. Erst jetzt wurde ihr klar, in welcher wohlbehüteten, aber mit Vorurteilen nur so überfluteten Gesellschaft sie groß geworden war. Sie seufzte und stellte den Wagen einige Straßen vom Bahnhof entfernt ab.



    Es gäbe wohl wenige ihrer Bekannten, die verstehen würden, warum sie sich mit Jess traf, warum ihr etwas an ihm lag – ihre Eltern als allerletzte.
    Was würde geschehen, wenn sie es eines Tages erfahren würden? Sie konnten nichts dagegen tun, sie war zwanzig und konnte tun und lassen, was sie wollte – sicher… Und doch würde es furchtbar schwierig werden.
    Tessa stieg aus dem Wagen aus und steuerte zu Fuß den Bahnhof an.
    Sie war traurig und fühlte sich in der momentanen Situation immer unwohler. Die ständige Geheimnistuerei, wo sie hinginge und wo all das Essen blieb, machte sie langsam mürbe. Aber das war nicht einmal das schlimmste. Was sie wirklich belastete, war diese Angst, die zusammen mit Jess in ihr Leben getreten war.


    Oft lag sie nachts wach und fragte sich, was er wohl gerade tat. Schreckliche Gedanken schossen dann durch ihren Kopf – Bilder von Jess, der unter schlimmsten Entzugserscheinungen litt, durchdrehte oder gar irgendwo tot am Boden lag – erschlagen, erstochen oder durch den eigenen „goldenen Schuss“ dieser Welt entrissen, die so ungerecht zu ihm gewesen war.



    Heroin war die schlimmste aller Drogen und Tessa wusste, dass ihre Sorgen alles andere als unbegründet waren.
    Einige Male hatte sie vorsichtig versucht, ihn erneut auf einen Entzug anzusprechen. Sie konnte einfach nicht begreifen, wie er sein junges Leben derart achtlos wegwerfen konnte – denn er war sich durchaus darüber bewusst, dass er auf diese Art und Weise nicht mehr lange weiterleben konnte – vielleicht ein oder zwei Jahre, so lautete seine eigene, traurige Prognose für sein eigenes Leben.
    Immer wieder hatte sie ihn sanft angesprochen, hatte sich vorher im Internet informiert, ja, sogar schon Adressen von Entzugskliniken im Umkreis herausgefunden. Doch Jess schüttelte jedes Mal heftig den Kopf.
    „Nein, Tessa – hör auf, in diesem Punkt auf mich einzureden. Ich kann nicht mehr. Du weißt nicht, wovon du sprichst, es hört sich so einfach an, wenn man es auf einem Blatt Papier liest, aber das ist es nicht. Ich hab es dreimal probiert bisher, das letzte Mal Anfang des Jahres. Nach drei Tagen hatte mich die Realität wieder – oder eher die Straße. Die Frustration war größer als alles andere – all die Qualen waren für die Katz und so wäre es wieder. Nein, ich werd das nicht mehr tun.“ Sein Gesicht drückte dann immer eine unnachgiebige Entschlossenheit aus, die Tessa signalisierte, dass sie nicht weiter bohren durfte.



    Am Bahnhof angekommen sah Tessa sich nach Jess um, ohne ihn entdecken zu können. Für ihre Verhältnisse war sie auch wirklich relativ früh.
    Nach einer Weile jedoch hörte sie seine inzwischen vertrauten Schritte und sah auf, als er sich neben sie auf die Holzbank setzte, auf der sie gewartet hatte.
    „Hallo Jess“, sagte sie lächelnd und griff in ihre Tasche, um ihm etwas zu essen zu geben. Doch er schüttelte den Kopf.
    „Nein, Tessa – ich… ich bin heute nicht hungrig.“
    Tessa sah ihn prüfend an. Er sah schlecht aus an diesem Tage, schlechter als sonst.
    „Fühlst du dich nicht gut?“ fragte Tessa besorgt und beugte sich zu ihm.
    Jess seufzte, schüttelte den Kopf und sagte dann rasch: „Nein, mir geht es nicht gut heute – ich… ich sollte besser gehen.“
    Und er stand abrupt auf.



    Tessa sprang ebenfalls auf und hielt ihn sachte zurück. „Nein, Jess, bleib hier – bitte.“
    Jess sah sie hilflos an und sagte dann mit dünner Stimme. „Ach, Tessa – ich… ich habe Angst.“
    „Angst? Wovor?“ Tessa hatte ihn noch nie so niedergeschlagen erlebt wie heute und sein Anblick ließ ihr das Herz schwer werden.
    „Ich habe Angst, dass du mich eines Tages in einem anderen Licht sehen wirst… wenn du in eine Situation gerätst, in der ich nicht so bin, wie ich gerne wäre, wie du mich kennst… heute, das ist kein allzu schlechter Tag. Oft ist es noch viel schlimmer.“
    Tessa schluckte. „Was hast du genommen?“
    „Einige Pillen, die es ein bisschen besser machen.“ Er sah sie ernst an. „Tessa, bitte frag mich das nicht!“
    Betreten blickte Tessa zu Boden. Wieso blieben diese Dinge zwischen ihnen nur immer so unausgesprochen? Gaukelten sie sich nicht etwas vor, das nicht real war?
    Doch Jess unterbrach ihren Gedankengang, seine Stimme war sanfter geworden, als er fragte: „Was ist mit dir los? Du bist anders als sonst. Ist etwas geschehen?“
    Er sah sie ernst und forschend an.



    Überrascht blickte Tessa auf und in ihrem Gesicht spiegelte sich der Gefühlstumult wieder, den sie innerlich empfand. Selbst nach fünf Wochen schaffte Jess es immer wieder, sie mit seiner unglaublichen Einfühlsamkeit und dem Gespür für sie zu überraschen.
    Doch was sollte sie ihm schon antworten? „Meine Eltern halten dich für Abfall, der schnellstmöglich entsorgt werden sollte, abgesehen davon mach ich mir Tag und Nacht Sorgen um dich und reden kann ich mit keinem darüber, weil all meine Bekannten und Verwandten arrogante Spießer sind?“ Wohl kaum…
    Also zuckte sie nur mit den Schultern und sagte leichthin: „Ich hatte Streit mit meinen Eltern, das ist alles.“
    Sie war stolz darauf, dass ihre Stimme so gelassen geklungen hatte. Doch wieder einmal war Jess einen Schritt weiter als sie.
    „Wissen sie von mir?“
    Tessa stockte einen Moment der Atem, doch dann seufzte sie resigniert und schüttelte den Kopf.
    Jess lachte kurz auf, doch sein Lachen war bitter. „Sie würden dir wohl verbieten, mich zu treffen, oder?“
    Tessa sah auf und ihr Gesicht verzog sich. „Das können sie nicht. Ich bin fast zwanzig, vergiss das nicht.“



    „Außerdem“, fügte sie etwas ruhiger hinzu. „Außerdem bist du nur ein guter Freund. Was sollten sie dagegen einzuwenden haben?“
    Beide sahen sich schweigend an, und beide wussten, dass es tausende gute Gründe gab, die gegen ihre Freundschaft sprachen – doch sie schwiegen, bis Jess müde lächelte.
    „Du hast vermutlich recht. Ich bin froh, dass du da bist, Tessa. Einfach dass du bei mir bist. Dass es jemanden gibt, dem ich nicht egal bin…“
    Tessa lächelte ihn sanft an. Er sah so müde aus, so unendlich traurig und erschöpft.
    Sie griff nach seinen Händen und drückte sie einen Moment sachte. Er erwiderte ihre Berührung, seine Hände waren rau und kräftiger, als sie gedacht hätte – und fühlten sich in diesem Moment einfach nur gut an.



    „Alles wird gut“, flüsterte Tessa. „Irgendwann… irgendwann wird alles gut…“
    Jess richtete den Blick nach oben und sah sie an. Er lächelte, doch dieses Lächeln war voll solch unsagbarer Traurigkeit, dass Tessa sich abwenden musste, um ihm nicht die Tränen zu zeigen, die ihr in die Augen gestiegen waren...





    Fortsetzung folgt!

  • Wow...das war so schön! Armer Jess...Du hast die Fotos echt schön gemacht...Und der Text is so schön!:applaus:applaus:applaus

    SCW

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]

  • Hallo Innad!

    Tessa ist enttäuscht von ihren Eltern und obwohl sie ja eigentlich wusste, wie sie auf dieses Thema reagieren ist es trotzdem frustrierend solch abwertende Worte gerade von seinen Eltern zu hören. Tessa macht sich über viele Sachen Gedanken und versucht zu verstehen warum manche Dinge einfach so sind wie sie sind. Sie kann sich in andere Menschen hineinversetzten und dadurch besser verstehen. Sie ist auch nicht so ein Mensch der einfach abblockt und denkt was geht mir anderes Leid an. Nein sie fühlt mit den Menschen mit, die es nicht so gut geht. Aber sie muss auch aufpassen, dass sie nicht mit runter gezogen wird und an ihr Ziel festhält was sie sich vorgenommen hat. Ich meine nicht dass sie mal Drogen nimmt oder so, ich meine das eher gefühlsmäßig. Sie denkt fast jede Nacht an Jess und nur die Vorstellung daran wie es ihn gehen muss oder das er sozusagen sein Leben aufgegeben hat macht sie sehr traurig und sie muss aufpassen das dadurch ihre Seele keinen schaden nimmt.
    Jess ist noch nicht soweit sich richtig helfen zu lassen, ihm fehlt ein richtiger Grund, ein für ihm wichtigen Grund sein Leben zu ändern. Er hat Tessas Verständnis, sie gibt ihm das Gefühl ein Mensch zu sein und das reicht ihn im Moment. Er hat auch große angst dass er sich in seinem Drogenwahn ihr gegenüber so zeigt, wie er sich selber nicht unter Kontrolle hat und er Tessa dadurch verschreckt. Was ihm noch mehr den Abgrund herunterziehen würde.
    Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht und ob Tessa noch jemanden findet mit dem sie darüber reden kann und ob Jess irgendwann doch noch einen Grund findet weiterzuleben.:(
    Es war wieder ein trauriges aber sehr schönes Kapitel :applausund ich freue mich schön auf das nächste. Die Bilder sind toll, ich mag sie!:)
    Bis dann!

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Ich glaube, dass du mich da leicht missverstanden hast... ich meinte, dass ich das nicht als Ausrede gelten lasse.... das die Kindheit prägt ist mir selbst auch bewusst! Und ich denke jeder kann hiervon ein Lied singen, ob positiv oder negativ...


    Tessa hat es zur Zeit echt nicht leicht, in ihrem Kopf möchte ich nicht rumspuken müssen oder ihre Gedanken aufräumen oO Aber auch Jess scheint einiges durch den Kopf zu gehen. Er möchte ihr nicht weh tun, wenn nicht körperlich - was er glaube ich, solange er sich relativ unter Kontrolle hat auch nciht passieren wird - so auch geistig nicht! Er möchte sie nur beschützen! Jedenfalls wirkt es so. Daher möchte er sie auch nicht zu weit einweihen in das was, wie und wo!


    Liebe Innad, mit deiner Story stellst du mich zur Zeit echt noch vor ein Rätsel in Bezug auf den Storyverlauf. Im Groben kann ich es erahnen, doch möchte ich es nicht beschwören!! Ich könnte mir, nach dem letzten Bild zu Urteilen, nun gut vorstellen, dass aus den bieden doch etwas werden könnte, Jess sich vielleicht sogar in sie verliebt, wenn er es nicht sogar schon getan hat. Und sie daher von allem noch stärker fernhalten möchte, sie auf Distanz hält, damit sie nicht das selbe für ihn anfäng zu fühlen und ihr somit ein Abschied, der durch die Drogensucht früher oder später unvermeidlich kommen wird, nicht zu schwer zu machen! Ich glaube ich bleibe dabei, dass Tessa uns hier ihre Geschichte erzählt, eine Geschichte über einen Mann mit dem Namen Jess, der an Drogen gestorben ist und ihr den Blick für eine Welt gegeben hat, der vielen oder sogut wie allen verborgen bleibt! Na was hälst davon? ;)

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
    ***************[/CENTER][/COLOR]




    [CENTER][SIZE="1"][COLOR="Sienna"]P.S. Für Rehctshcbriefleher wird kiene Hatufng übrnemoemn! *g*[/COLOR][/SIZE][/CENTER]

  • @Luxa/SCW: :D Oho, ein neuer Name :) VIelen Dank für Deinen KOmmi, freut mich, dass Dir die Bilder gefallen, hab mal ein bißchen mehr dran gebastelt als sonst ;)



    Ines: Du Liebe, wieder so ein toller Kommi von Dir! Ja, Du hast recht- Tessa sollte achtgeben, dass sie sich nicht in einem Sumpf aus Traurigkeit ziehen lässt von Jess. Er selbst ist zur Zeit nicht in der Lage, Licht am Ende des Tunnels zu sehen sozusagen, das stimmt.



    Kiara: Ok, dann hab ich Dich falsch verstanden :D

    Zu Deiner Theorie: :roftl:roftl Ich sag nix!!!!




    Dani: Danke für deinen lieben Kommi! Ja, Jess tut einem auch wahnsinnig leid... man würde so gerne helfen, aber wie??? Das ist ja genau das, was Tessa so traurig macht.

  • Kapitel 10



    Tessa schlug die Autotür hinter sich zu und atmete tief durch, als sie vor ihrem Elternhaus stand. Sie betrachtete es - den gepflegten Garten, den grünen, auf den Zentimeter genau gemähten Rasen, die hellen Fensterfronten, die dank Tru immer glänzten und funkelten, als wissen sie nicht, dass es etwas wie Staub gäbe...
    Normalerweise erfüllte sie ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat, wenn sie nach Hause kam, doch heute sträubte sich alles in ihr dagegen, in dieses Haus zu gehen.
    Ein Blick ins Wohnzimmer verriet ihr, dass ihre Eltern nicht zu Hause waren. Erleichtert seufzte sie auf, sie hätte im Moment keine Nerven dafür gehabt, sich mit ihnen auseinander zu setzen.
    In ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich auf die Couch fallen. Es war still, nur das fröhliche Zwitschern eines Vogels drang von draußen ins Zimmer, sowie das Rauschen der sich langsam verfärbenden Blätter der Bäume.
    Tessa seufzte schwer.



    Sie fühlte sich heute noch hilfloser und trauriger als sonst. Noch nie hatte sie Jess so fertig und abgespannt gesehen – und das schlimmste war, dass sie genau wusste, dass eben jener Anblick, der sich ihr heute geboten hatte, nur die Spitze des Eisberges darstellte – er hatte vermutlich recht aufgeräumt ausgesehen, dafür, dass er mal wieder unter leichten Entzugserscheinungen litt.
    Manchmal rutschte sein Ärmel ein Stück nach oben und entblößte den erschreckenden Anblick von kleinen Einstichstellen, die teilweise von hässlichen Blutergüssen umrandet waren. Jedes mal wenn Tessas Blick über diese so verräterischen Zeichen seines „anderen Lebens“ streifte, schien sich ihr Herz zusammenzuziehen und hin und wieder packte sie das Gefühl, Jess zu schütteln, anzuschreien, zu ohrfeigen – wie ein ungezogenes Kind, und das alles nur, um irgendein Ventil für ihre Angst zu finden.
    Doch selbst das würde nichts helfen, das wusste sie. Sie musste ihn so nehmen, wie er war… so schwer und unmöglich das auch schien.
    Tessa sah vor ihrem inneren Augen das erschöpfte Gesicht von Jess auftauchen und spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Erfolglos schluckte sie gegen die Tränen an, die ihr in die Augen stiegen und gab ihren Widerstand schließlich auf und schluchzte hinter vorgehaltenen Händen: „Ach Jess! Wenn ich doch nur wüsste, wie ich dir helfen könnte! Könntest du doch nur aufhören, dieses gottverdammte Zeug zu nehmen!“



    Tessa wischte sich die Tränen aus den Augen. Was half es schon, wenn sie weinte und schluchzte – es änderte nichts.
    Wieso konnte Jess kein normaler junger Mann sein? Er wäre der beste Mensch, den sie gekannt hätte… das beste, war ihr je passiert wäre…
    Tessa spürte, wie sie ein schlechtes Gewissen überkam. War es das nicht auch so schon…?



    Das Klopfen der Tür riss sie aus ihrem Gedankenstrom. Sie hatte nicht bemerkt, dass ihre Eltern zurückgekehrt waren. Schnell wischte sie sich die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht und stand auf, als ihr Vater ins Zimmer trat.
    „Hallo Tessa!“
    „Ich hab euch gar nicht kommen hören“, sagte sie schnell. „Wo… wo ward ihr denn?“
    Ihr Vater sah sie ernst an. „Dasselbe könnte ich dich fragen…“
    Tessa schluckte und spürte, wie sie ein ungutes Gefühl beschlich.
    „Was meinst du?“



    „Niklas war vorhin bei uns. Er sagte uns, dass er nichts von einem Treffen mit dir wüsste. Wenn also Niklas bei uns war und du fort, so frage ich mich, wo du warst und viel mehr noch, warum du uns sagtest, du habest eine Verabredung mit Niklas?“

  • Tessa spürte, wie es ihr heiß und kalt wurde. Was sollte sie nur sagen?
    „Um ehrlich zu sein… ich hab das nur gesagt, damit Mama nicht mehr ständig darauf herumhackt. Ich meine… du hast es gestern doch mitbekommen. Sie kann sich nicht von dem Gedanken lösen, Niklas und ich kämen wieder zusammen. Das belastet mich.“
    Sie lächelte ihren Vater tapfer an und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, was in ihr vorging. „Kannst du das nicht verstehen?“



    Ihr Vater runzelte die Stirn und lächelte dann leicht. „Doch, das kann ich schon. Aber sie meint es ja nur gut. Trotzdem würde ich gerne wissen, wo du stattdessen warst?“
    „In der Stadt“, log Tessa schnell. „Ein Eis essen, ein bisschen spazieren. Es ist heute so schön draußen…“
    Ihr Vater sah sie skeptisch an. „Nun gut. Du weißt, du musst uns keine Rechenschaft ablegen, wo du hingehst, nur möchte ich auch nicht, dass du die Unwahrheit sprichst.“
    Tessa spürte, wie das schlechte Gewissen in ihr aufloderte. Sie hasste es zu lügen – aber ließ man ihr denn eine andere Wahl? Wohl kaum.
    „Niklas hat uns aber noch mehr gesagt“, fuhr ihr Vater fort. „Er meinte, dass du in letzter Zeit kaum noch zu erreichen wärst und dich seltsam verändert hättest.“



    Tessa schüttelte den Kopf und ihr Gesicht verzog sich fast wütend.
    Natürlich war sie anders als sonst! Was sie in den letzten Wochen erlebt hatte, schien ihr Weltbild in den Grundmanifesten zu erschüttern! Aber hatte Niklas sie einmal selbst danach gefragt?
    „Niklas hat jetzt seine Bettina“, sagte sie aufgebracht. „Er ist es, der nicht mehr so oft anruft!“
    „Schon gut, Tessa – das geht mich ja auch eigentlich gar nichts an“, sagte ihr Vater besänftigend. Er befürchtete offenbar, gleich einen Ausbruch weiblicher Eifersüchtelei mit erleben zu müssen und wollte dieses Gespräch daher schnell in andere Bahnen lenken.
    „Ich möchte nur wissen, ob alles in Ordnung bei dir ist?“
    Tessa senkte den Blick. War alles in Ordnung? Konnte man das so nennen? Wie gerne hätte sie sich ihrem Vater anvertraut – doch noch zu gut hatte sie das vorabendliche Gespräch in Erinnerung. Daher sagte sie nur: „Ja, es ist alles in Ordnung.“
    „Gut, Tessa. Aber sieh zu, dass du das mit Niklas klärst. Seine Freundschaften muss man pflegen, es ist nicht gut, sich zu isolieren“, erwiderte ihr Vater.



    Als er an der Tür stand, drehte er sich noch einmal zu ihr um.
    „Und ruf Niklas an. Er macht sich Sorgen und wartet darauf, dass du dich meldest.“
    Tessa seufzte. „Ja, ich werde ihn anrufen.“
    „Gleich jetzt, ja?“
    „Ja… gleich jetzt.“
    Als die Tür sich hinter Tessas Vater schloss, entfuhr dieser ein Seufzer der Erleichterung. Sie fühlte sich fast, als sei sie nur haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschlittert.
    Ihr Blick fiel auf das Telefon. Sie hatte es versprochen, sie musste Niklas anrufen… sie musste einfach versuchen, so normal wie möglich zu sein, damit niemand Verdacht schöpfte. Vielleicht würde irgendwann ein Zeitpunkt kommen, an dem sie allen erzählen konnte, was geschehen war... doch noch war es nicht soweit.
    Also griff sie zum Hörer und wählte Niklas Nummer. Da er zu Haus nicht zu erreichen war, versuchte sie es noch einmal auf dem Handy. Es klingelte nur zweimal, dann war er am Apparat.
    „Hei Niklas, hier ist Tessa!“ Sie versuchte, fröhlich und gelassen zu klingen.
    „Tessa – gut, dass du anrufst. Ich war heute Mittag bei euch, aber du warst nicht da!“
    „Ich weiß, mein Vater hat es mir ausgerichtet. War etwas besonderes oder wolltest du nur so vorbei schauen?“



    „Nicht wirklich“, erwiderte Niklas und Tessa spürte, dass seine Stimme anders als sonst klang. „Ich muss dringend mit dir reden. Können wir uns treffen? Bei dir, in einer halben Stunde?"
    Tessa zuckte zusammen, ließ sich aber nichts anmerken. Dass Niklas so dringend mit ihr reden wollte, konnte ja auch andere Gründe haben als ihr Verhalten – vielleicht war ja sogar etwas mit Bettina? Vielleicht hatten sie sich getrennt? Dieser Gedanke schien sie auf unerklärliche Weise zu erleichtern und sie spürte fast so etwas wie Schadenfreude, im gleichen Moment aber Mitleid mit Niklas. Bestimmt war etwas mit Bettina, wenn es so dringend war…
    „Gib mir eine Stunde“, sagte sie darum. „Ich mag noch etwas essen und mich frisch machen.“



    „Gut, das passt, ich bin noch bei meinen Eltern und muss auch nochmal zu Haus vorbei. In einer Stunde bin ich da.“ Und schon hatte er aufgelegt.


    Nachdenklich kratzte Tessa sich am Kopf. Ob sie recht hatte mit ihrer Vermutung? Oder ob er doch wegen ihr kam?
    Sie seufzte und hoffte, dass er ihr nicht zu viele Fragen stellen würde, die sich nicht würde beantworten können… oder vielmehr - wollen...





    Fortsetzung folgt!

  • Schöne FS ma wieder! Ich merke immer wieder, wie sehr du auf Tessas Gewissenskonflikte eingehst, so kann man sich klasse in sie hineinversetzen. Sie tut mir einerseits leid, dass sie nicht die Möglichkeit bekommt, sich jemanden anzuvertrauen. Andererseits denk ich aber auch, dass sie es garnicht will! Ich denke ihren Eltern von Jess zu erzählen könnte wirklich etwas problematisch sein, aber Niklas wirkt doch sehr weltoffen, oder?


    So und nun bin ich gespannt, was Niklas Tessa so dringend sagen muss, dass es nicht am telefon geht. Welche der 2 Möglichkeiten es ist, die Tessa da anspricht - Ist es wegen ihr, oder weil er ein Problem - vielleicht Bettina - hat? -, es bleibt abzuwarten *teeeinschütte*


    Und da ich nicht mal den Hauch eines ja die Richtung ist gut oder nö falsch auf meine Theorien bekomme XD bleibt diese, auf das Gespräch der beiden, was nun kommen mag, mein kleines, süßes Geheimnis ^^

    [CENTER][COLOR="White"]Bussi @all Kiara :wink
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  • Hallo Innad!
    Arme Tessa, so gerne möchte sie Jess helfen weiß aber nicht wie, weil er noch nicht bereit ist sich helfen zu lassen und das beruht vielleicht darauf das er Tessa nicht schaden möchte.:(
    Ich kann ihre verzweifelte Hilflosigkeit gut nachvollziehen und da sie sehr an Jess zu hängen scheint macht es noch schlimmer und es tut innerlich sehr weh. Aber ich denke dass auch die Menschen in ihrer Umgebung merken, haben sie ja auch schon, das Tessa etwas sehr beschäftigt und irgendwann muss sie mit jemanden darüber reden. Aber wer sollte dieser Jemand sein? Ihre Eltern hätten kein Verständnis für und Niklas scheint zwar so ganz OK zu sein aber wenn er das mir Jess erfährt denke ich mal wird er angst um Tessa haben oder ist in einer gewissen art vielleicht sogar eifersüchtig wenn Tessa von Jess redet. Den man kann am reden ja schon in etwa erkennen wie man für eine Person empfindet. Was hat Niklas so dringend mit Tessa zu besprechen? Neugierig bin!!!:eek:
    War wieder eine tolle Fs und ich bin gespannt wie es weiter geht.
    Bis dann!:)

    [SIZE=3]*liebe grüße Ines*[/SIZE]
    [SIZE=3]Meine erste FS! Eine etwas andere Familie! [/SIZE][SIZE=3]
    [/SIZE]
    Liebe Grüße an Nintendog, Rivendell, PeeWee, Jane Eyre, Kautschi, Llynya, colle Omi, wawuschel, Panakita, Josijusa, Filour, fallin'angel undalle Leser!:knuddel



  • Kiara: :rollauge Oh weh, nun zahlst Du es mir mit gleichen Mitteln heim. Deine Theorien sind meistens gut, das weißt Du doch - aber ich mag ja auch nicht zuviel verraten ;)

    Was Du sagst, stimmt - Tessa hat reichlich Gewissenskonflikte. Und ich denke auch, sie sollte sich jemandem anvertrauen und... naja, lies einfach das nächste Kapitel

    Danke für Deinen Kommi und nicht sauer sein, dass ich nicht mehr preisgeben kann, ja? :)



    Dani: Oh ich werde richtig rot wegen deinem lieben Kommi! Vielen Dank dafür!

    Ja, mir tut Jess auch immer wieder leid. Und wieso Du so sehr darauf beharrst, dass Jess und Tessa mehr füreinander empfinden, bleibt mir ja schleierhaft, aber mein Mündchen oder eher meien Finger sind hartnäckig zugeschlossen ;) Du wirst es ja sehen, ob Du noch recht hast (wäre es denn wirklich wünschenswert, wenns so wäre...?)

    Hilflosigkeit - da sprichst Du etwas sher wichtiges an. Ich glaube, das ist fast das zentrale Thema der Story, zumindest bisher. Es ist so furchtbar, nur zusehen zu können... und zu merken, dass es nicht nur den anderen, sondern einen selbst zerreißt, in den Abgrund treibt... das ist das schlimmste daran. Wohl eines der schlimmsten Dinge überhaupt für einen Menschen - die Kontrolle verlieren... hilflos sein, tatenlos zusehen zu müssen... furchtbar.

    Danke für Deinen tollen Kommi!!!!



    @ineshnsch: Ja, Du hast recht - wie eigentlich immer :) Tessa sollte sich jemanden anvertrauen. Was Deine Gedanken bzgl NIklas betrifft, sag ich mal nix und verweise aufs folgende Kapitel! :)

    Danke für Deinen Kommi, der wie immer einfach toll war.





    @all: So ich hatte heute zwar wahrlich was anderes zu tun als Kap 11 zu machen, habs aber trotzdem gemacht :D Ich hoffe, ihr würdigt das ;) *hihi*

    Viel Spaß dabei!

  • Kapitel 11

    Enttäuschungen




    Eine Stunde später saßen Niklas und Tessa nebeneinander auf der Couch und schwiegen.
    Es war eine seltsame Situation, die es zwischen den beiden Freunden so nie gegeben hatte.
    Nach einer Weile erhob Niklas schließlich die Stimme: „Tessa… weißt du, warum ich hier bin?“

    Tessa sah ihn ratlos an. „Nein, Niklas. Woher auch? Ist vielleicht etwas mit Bettina nicht in Ordnung?“ Sie versuchte ihn aufmunternd anzulächeln, darauf gefasst, dass er ihr gleich traurig gestehen würde, dass die Beziehung zwischen ihm und Bettina ein Desaster sei.



    Doch nichts dergleichen geschah, Niklas sah sie vielmehr verblüfft an und sagte dann: „Nein, ganz und gar nicht, es läuft prima zwischen uns.“
    Tessa schluckte. Wenn es nicht um Bettina ging, konnte das nur eines bedeuten…

    „Ich mache mir viel mehr Gedanken um DICH“, fügte Niklas hinzu und sah sie aufmerksam an. „Was ist mit dir los in letzter Zeit? Du bist so anders.“
    Tessa wich seinem Blick aus. „Wie kommst du darauf?“
    „Du rufst nicht mehr an, du besuchst mich nicht, es scheint fast, als würdest du mir ausweichen!“
    „Moment mal – du warst in den letzten Wochen auch sehr mit deiner Bettina beschäftigt“, sagte Tessa und versuchte, ihre Stimme nicht allzu giftig klingen zu lassen.
    „Ist es das? Fühlst du dich von mir vernachlässigt?“
    Tessa sah ihn an und spürte, wie sehr sich alles dagegen wehrte, ihn anzulügen.
    „Kann schon sein“, sagte sie darum nur leise.

    Niklas jedoch musterte sie prüfend und schüttelte dann den Kopf. „Das kannst du erzählen, wem du willst, aber nicht mir. Ich kenne dich wie meine Westentasche und ich merke, dass du Probleme hast – weitaus größere als meine Beziehung mit Bettina. Was ist los?“
    Verzweifelt sah Tessa ihn an und spürte, wie der Drang danach, sich endlich jemanden – ihm!- anzuvertrauen, sekündlich stärker wurde.
    „Ich sehe es in deinen Augen, Tessa. Bitte sag mir, was los ist, was dich belastet.“
    Tessa wich seinem Blick aus. „Ich kann es dir nicht sagen.“



    Niklas sah sie sanft an und griff nach ihrer Hand. Seine Hand war warm und fest und ein wohliges Gefühl durchdrang sie.
    „Deine Hände sind eiskalt“, sagte er weich. „Was ist los? Du hast mir schon immer alles erzählt… wieso machst du das auf einmal nicht mehr?“
    Tessa schüttelte schwach den Kopf. „Ich kann es einfach nicht.“
    „Und warum?“
    „Weil du es nicht verstehen würdest.“
    „Wie kannst du das wissen, wenn du es nicht versuchst?“
    „Ich weiß es einfach.“ Sie sah ihn traurig an und Niklas schluckte besorgt, er hatte Tessa nie so niedergeschlagen erlebt.
    „Hab ich dich jemals enttäuscht? Egal in was?“ fragte er sanft.
    „Nein…“
    „Wieso vertraust du mir dann nicht auch diesmal?“
    Tessa sah ihn unsicher an und spürte, wie ihr Widerstand immer kleiner wurde. Würde er es nicht doch verstehen? Sie waren sich so nahe, es konnte nicht sein, dass er so anders denken würde als sie. Vielleicht würde er ihr sogar helfen, sich auch mit Jess anfreunden – vielleicht könnten sie ihn zu zweit überzeugen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen?

    Sie spürte, dass sie jemanden brauchte, mit dem sie ihr Geheimnis und dessen Last teilen konnte… und wenn dieser Jemand nicht ihr bester und innigster Freund Niklas sein konnte, wer dann?
    „Versprich mir, dass du es niemanden sagen wirst. Ganz egal, wie du darüber denkst.“ Sie sah ihn ernst an. „Schwör es mir!“



    „Natürlich werde ich es niemandem sagen, das verspreche ich dir. Aber bitte sag mir nun, was los ist.“

    Und bevor Tessa weiter darüber nachdenken konnte, ob sie das richtig oder falsche tat, sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus… sie erzählte Niklas alles, begonnen mit jenem Tag, an dem sie Jess im Supermarkt getroffen hatte. Sie erzählte ihm Jess´ traurige Geschichte und sie sprach von ihren Ängsten und dem Gefühl der Hilflosigkeit, Jess nicht helfen zu können.
    Die Worte kamen hastig und überstürzt aus ihrem Mund, als wolle sie diese so schnell als nur irgend möglich herausbringen, sie fasste das Geschehene so straff zusammen, wie es ging, um schließlich den Blick zu senken und auf Niklas´ Reaktion zu warten.

    Doch dieser schwieg und als Tessa aufblickte und in seine Augen sah, durchfuhr sie die stechende Erkenntnis, dass es ein Fehler gewesen war, ihrem besten Freund alles anzuvertrauen.
    „Was denkst du darüber, Niklas?“ sagte sie mit rauer Stimme. „Kannst du mich verstehen?“
    Er sah sie ernst an und schüttelte dann den Kopf.
    „Nein“, antwortete er ehrlich. „Nein, Tessa – ganz… ganz ehrlich, ich bin völlig schockiert über das, was du mir da gerade erzählt hast.“ Er sprang auf und baute sich vor ihr auf wie vor einem kleinen Kind. „Wie kannst du nur so einem dreckigen Junkie helfen?!“



    Tessas Augen weiteten sich. Ein lautes Klirren wie von zerbrochenem Glas hallte in ihrem Kopf wider und sie brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass es nur das Echo des Zerbrechens des bisher wertvollsten Schatzes, den ihre Seele beherbergt hatte, gewesen war.

    Für einen Moment war es ihr unmöglich zu atmen, so sehr schnürte der Schmerz ihre Brust ein. Dann brachen Wut, Enttäuschung und der unsagbare Schmerz in ihr mit einer Wucht aus ihr heraus, als sie aufsprang und sich ihre Stimme hell überschlug: „Wie… wie kannst du sowas nur sagen? Bist du verrückt geworden? Ich habe dir eben zu erklären versucht, dass er nicht einer dieser typischen … Junkies…“ sie spuckte das Wort aus wie Dreck, „ist … und du… du…“



    Ihr fehlten die Worte, um ihrem Entsetzen Laut zu geben.
    Niklas sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an und erwiderte ärgerlich. „Du bist viel zu naiv, Tessa! Was du da tust, ist einfach nur gefährlich, verstehst du das denn nicht? Wenn dieser Typ eines Tages unter Entzugserscheinungen ist, wird er nicht mehr sein als eine tickende Zeitbombe! Er könnte dich schlagen oder überfallen – oder töten!“
    Tessa sah ihn fassungslos an. „Jess würde mir nie etwas antun! Nie!“
    „Du bist zu gutgläubig! Mein einziger Rat ist nur der: Lass die Finger von diesem Junkie, bleib in deiner eigenen, weitaus besseren Welt zu Hause, Tessa! Himmel… du… du brauchst dich doch nicht abzugeben mit so einem… so einem… Abschaum!“
    Tessa stockte erneut der Atem und sie starrte Niklas entgeistert an. Es schien ihr, als kenne sie den Menschen, der vor ihr stand, nicht wieder.

  • „Das… das ist deine Meinung?“ rief sie aufgebracht.
    „Was soll das schon heißen, meine Meinung?“ erwiderte er langsam und ruhiger. „Ich denke doch einfach nur, dass das, was du tust, gefährlich ist. Und ich kann dich nicht verstehen, Tessa – ich dachte immer, du verabscheust Drogen…“
    „Natürlich tu ich das! Aber… das hat doch gar nichts mit Jess zu tun. Niklas, versteh doch – ich habe einen wundervollen Menschen getroffen, und ich mag ihn – ich mag ihn sogar sehr, verstehst du! Ich will ihn nicht an diese verfluchten Drogen verlieren!“
    „Wie kann er ein wundervoller Mensch sein, wenn er drogenabhängig ist? Wenn er diesen Mist einnimmt, der ihn verändert … der stiehlt und raubt und Verbrechen begeht… und andere Menschen für seine Drogen bezahlen lässt!“
    „Mein Gott!“ rief Tessa aus. „Denkst du denn, er tut das zum Spaß?“
    „Nein, aber er TUT es – und das reicht! Nein, Tessa, wirklich – halt dich in Zukunft fern von ihm!“



    Herausfordernd funkelte Tessa ihn an. „Was? Willst du mir das etwa verbieten oder wie? Vergiss es doch! Du hast mich schrecklich enttäuscht!“
    Sie starrten sich einen Moment feindselig an, dann sagte Niklas: „Ja, gut, von mir aus. Aber du hast mich auch enttäuscht, Tessa. Ich hätte nie von dir gedacht, dass du so etwas tust!“


    Tessa fuhr auf. „Was? Was hab ich den getan? Dass ich HINTER die Fassade schaue, versuche, mich in die Menschen hineinzufühlen und sie nicht alle einfach ohne nachzudenken über einen Kamm schere? Dass ich nicht so verdammt unfair bin wie du?“ Sie sah ihn an und spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Verzweifelt schlug Tessa die Hände vors Gesicht und wimmerte: „Geh einfach, Niklas! Lass mich allein! Und vergiss, was ich dir gesagt habe!“



    Niklas´ Gesichtszüge wurden sanfter. „Tessa… nun beruhige dich doch.“
    Doch sie wich ihm aus, als er versuchte, sie in den Arm zu nehmen. „Lass mich! Ich will dir nicht mehr zuhören, geh einfach, geh – und vergiss alles, was ich dir erzählt hab!“
    „Ich kann nicht“, erwiderte er und sah sie ernst an. „Ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe Angst, dass dieser Junkie dir eines Tages weh tun wird…“


    Tessa sah auf und stammelte : „Du kennst ihn nichtmal und trotzdem richtest du über ihn!“
    „Aber ich kenne diese SORTE Mensch!“ rief Niklas aufgebracht.
    „WOHER??! WOHER???!“ Tessas Stimme war inzwischen hysterisch.
    Niklas zuckte hilflos mit den Achseln. „Ich weiß nicht… ich kann mir einfach vorstellen, wie die sind…“
    „Vergiss es!“ schluchzte Tessa. „Geh einfach nur noch! Geh jetzt!“ Ihre Stimme klang schrill.
    „Tessa – hör auf, ihn zu treffen!“
    „Vergiss es!“
    Er packte sie unsanft am Arm, sein Gesicht war nun wütend.
    „Hör mir zu, Tessa! Dieser Typ kann gefährlich werden! Lass es! Denk doch nur daran, was deine Eltern sagen würden, wenn sie das wüssten!“



    Er verstummte und sah sie vielsagend an.
    Tessas Augen weiteten sich. „Was… warte einen Moment“, stammelte sie. „Du… du hast doch nicht vor, es ihnen zu sagen?“
    Und da er keine Antwort gab, rief sie aufgebracht: „Niklas!! Du .. du hast es versprochen! Du hast es geschworen!“
    „Da wusste ich noch nicht, wie schlimm das, was du mir sagen würdest, ist“, erwiderte er.
    „Deine Einstellung ist zum Kotzen, gelinde gesagt“, zischte Tessa und wies zur Tür. „Und nun geh endlich! Und halt dein Versprechen! Bitte!“ Das letzte Wort klang flehentlich.


    Niklas sah sie an. „Ich werde es ihnen nicht sagen – wenn du mir versprichst, diesen Junkie nie wieder zu sehen!“
    Tessas Miene wurde kalt. „Ein Versprechen ist bedingungslos, Niklas. Das weißt du so gut wie ich.“ Sie sah ihn eiskalt an. „Wenn du auch nur Wort sagst, werde ich dich abgrundtief hassen!“



    „Ich tu es nur zu deinem besten!“ sagte Niklas aufgebracht. „Du bist zu naiv und kindisch, um zu begreifen, was für einen Schwachsinn du da machst!“


    Tessa spürte, wie sie ihre Kräfte verließen. Sie hatte keine Energie mehr, Niklas weitere Widerworte zu geben, ihn anzuschreien oder anzuflehen. Sie schüttelte nur den Kopf und ein Schluchzen schüttelte ihren Körper.
    „Du bist der schlechtere Mensch – nicht Jess!“ schluchzte sie hinter vorgehaltenen Händen.
    „Du bist verrückt geworden, Tessa!“ zischte Niklas wütend und drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür.



    „Ich werde ein Auge auf dich haben! Wenn du es eben nicht selbst einsiehst, muss ich mich eben darum kümmern.“ Seine Stimme klang schneidend kalt, als er sich endgültig abwandte und zur Tür ging.


    Tessa sah nicht mehr auf und stand schluchzend in der Mitte des Raumes. Etwas in ihr war zerbrochen und sie wusste, es würde nie wieder heil werden… nie wieder.




    Fortsetzung folgt!

  • Geiles Kapitel
    ABER
    Tessa hätte Niklas eine klatschen müssen! Und wenn die Eltern was dagegen haben, dann sorg dafür das das das Tessa nichts mehr mit denen zu tun hat! Oh mannn dieser Niklas! Oh Gott ich glaub das nicht!!!!!!!!!!!!
    Der muss Ärger kriegen!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Luxa

    [SIZE=1]Da ist ein Ort, wo der Bürgersteig endet[/SIZE]
    [SIZE=1]Und bevor die Straße beginnt[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort wächst das Gras, das weiche weiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und dort brennt die Sonne, die purpurrot heiße[/SIZE]
    [SIZE=1]Und der Mondvogel schläft dort nach langer Reise[/SIZE]
    [SIZE=1]Im kühlen Pfefferminzwind[/SIZE]