Cedrik warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Ihr Profil war hübsch anzusehen. Zwar war sie selbst nicht unbedingt als hübsch zu bezeichnen, aber sie strahlte eine gewisse Beständigkeit und Ruhe aus. Ihr Gesicht spiegelte wider, was ihre ganze Persönlichkeit ausdrückte. Cindy umgab eine derartige Natürlichkeit und Herzenswärme, dass es Cedrik ganz eigen zumute wurde. Obwohl er sie kaum kannte, fühlte er sich in Cindys Gegenwart sofort wohl. Ihr Gesicht war auf dem ersten Blick keines, welches man auf jeder Modezeitschrift fand. Es war völlig ungeschminkt und natürlich. Ihre Augen strahlten in einem ganz besonderen grau in die Welt, was sie noch einzigartiger erscheinen ließ. Sie schien auch zu wissen, dass sie kein Modelgesicht hatte und das bewunderte Cedrik sehr. Cindy wirkte nicht wie eines dieser Mädchen, welche Stunden vor dem Spiegel verbrachten. Ihr Haar trug sie in einer praktischen Kurzhaarfrisur, was zu ihrem soliden Auftreten passte. Gewiss war Cindy nicht als schön zu bezeichnen und dennoch umgab sie etwas, dass er noch bei keinem anderen Menschen gesehen hatte.
„Was genau studieren Sie, Cindy?“
„Medizin. Ich möchte einmal Kinderärztin werden. Es ist ein ganz grosser Traum von mir, seid meine Schwester im Alter von 8 Jahren gestorben ist. Niemand konnte ihr helfen. Ich habe mir seid dem geschworen, wenigstens anderen Kindern zu helfen.“ Ihre Stimme klang fest und klar.
„Das tut mir sehr leid, Cindy.“ Cedrik empfand dieses Gefühl wirklich so. Ihre Offenheit rührte ihn sehr und das Schicksal dieser Frau griff ihm ans Herz.
„Das muss es nicht. Jeder hat sein Schicksal zu tragen. Es ist auch schon lange her. Man muss sein Schicksal annehmen und damit leben. Meine Schwester hätte es sich so gewünscht. Aber lassen wir das, was führt Sie in diesen Park?“
Cedrik akzeptierte den Themenwechsel und rührte nicht weiter in alten Wunden. Cindy war ihm dafür auch sehr dankbar.
„Das ist eine lange Geschichte, Cindy. Ich glaube, so viel Zeit hast du gar nicht.“ Dabei richtete er seinen Blick in eine Ferne, die nur er selbst zu sehen schien.
„Woher willst du das wissen?“
Unbewusst waren beide zum Du übergegangen und jeder schien dies als selbstverständlich zu betrachten.
Also fasste sich Cedrik ein Herz und vertraute praktisch einer völlig Fremden sein Schicksal an. Geduldig hörte Cindy ihm zu und als er geendet hatte, griff sie nach seiner Hand. „Ich glaube, ich kann mich als eine Freundin betrachten. Ich habe das sichere Gefühl, dass wir einander begegnen mussten. Freundschaft hat mir schon lange gefehlt in meinem Leben, weil mein Studium mich so gefesselt hat. Und ich glaube, du brauchst auch die Beständigkeit einer solchen. Oder?“
Er lächelte weich. „Ja, eine gute Freundin könnte mir wirklich nicht schaden.“
„Dann hast du jetzt eine“, erwiderte Cindy. „Mein Rat ist, fahre zu Marie. Überwinde deine Angst. Wie du mir das schilderst, ergeht es ihr ähnlich. Vielleicht wartet sie genau darauf, dass du den ersten Schritt tust. Wir Frauen sind da etwas eigen. Sie traut sich gewiss nicht. Selbst wenn es anders ist, brauchst du Gewissheit um wieder leben zu können. Hole sie dir und sprich mit Marie.“
Nachdem sie ihre Handynummern und Adressen ausgetauscht und sich für die nächsten Tage zum Kaffee verabredet hatten, verabschiedeten sie sich beschwingt voneinander.
Beide mit dem sicheren Gefühl, einen Freund fürs Leben gefunden zu haben.
Während Cindy den Weg durch den Park fortsetzte, begab sich Cedrik zu seinem Auto. Er schwang sich hinter das Steuer und legte die kurze Strecke in Rekordzeit zurück, welche ihn noch von Marie trennte.
Vor ihrem Haus angekommen stieg er ebenso schwungvoll aus dem Auto, erfüllt von tiefer Vorfreude. Während er regelrecht aus dem Auto gesprungen war, riss er sich noch rasch die Jacke vom Leib. Ihm war ohnehin gerade viel zu heiss. Er warf einen Blick auf das schöne, kleine Häuschen. In seinem Körper begannen die Schmetterlinge einen wilden Reigen aufzuführen. Seine Hände waren schweissnass und sein Herz klopfte, als würde es jeden Moment zerspringen.
Als er auf das Haus zuging, öffnete sich die Türe desselbigen und ein junger, attraktiver Mann trat heraus. Cedrik erblasste. Ein eiserner Ring schien sich um sein eben noch freudig schlagendes Herz zu legen und dieses mit Gewalt zusammen zu ziehen. Der schick gekleidete Mann schien ihn nicht zu bemerken, so versonnen wirkte er. Cedrik wurde bewusst, dass er mit diesem in keiner Weise konkurrieren konnte. All seine Träume, Wünsche und Sehnsüchte zerplatzten in diesem Augenblick wie eine Seifenblase. Er fühlte sich so alleine wie niemals zuvor in seinem Leben.
(ich weiss, es ist im Baumodus aufgenommen. Aber ich wollte nicht mehr extra das Spiel neu laden. Bitte verzeiht es mir)
Mit Tränen in den Augen wandte er sich ab und stieg zurück in sein Auto. Noch vor wenigen Augenblicken erschien ihm sein Leben wieder hell und strahlend. Jetzt war nur noch ein Scherbenhaufen übrig…
by Innad und FunnyChrissy